Wünsche

Dieser Tage kam morgens am Frühstückstisch mal wieder die Sprache auf Wünsche der Kinder zu heran nahenden Festen, wie Geburtstagen und Weihnachten auf. Nun ist verständlich, dass Kinder im Alter von (noch) 9 und 13 jahren den Zusammenhang zwischen vielen materiellen Wünschen und der Frage nach der Auswirkung von ungehemmten Komsum auf die Welt, in welcher sie mal leben müssen noch nicht umfänglich reflektieren (können). Wobei ich Hoffnung habe, dass dies vielleicht in Bälde der Fall sein wird. Dennoch kommt es manchmal zu einem regelrechten Clash, wenn der langsam dem klassischen Konsummaterialismus abschwören wollende mittelalte weiße Cis-gender-Mann, der ich nun mal bin feststellt, dass „ICH WILL“ zur kindlich/jugendlichen Realität gehört. Ich bin mir jetzt nicht ganz sicher, aber ich würde mal vermuten wollen, dass ich in dem Alter keinen Deut besser war, und meine Eltern mir auch nicht jeden Scheiß gekauft haben, auf den ich damals scharf gewesen bin. Ist möglicherweise ein Naturgesetz oder so.

Was will man(n) schon mehr…?

Es wirft aber natürlich die Frage auf, was man selbst sich wünscht. Und es gibt tatsächlich wenige DINGE, die ich mir heute wünsche. Meistens haben diese Dinge irgendwas mit meinen Hobbies und /oder meiner Arbeit zu tun, und ersetzen oder ergänzen ein in die Jahre gekommenes oder kaputt gegangenes Gadget. Die des Alters wegen ersetzten Gadgets tun dabei übrigens in den allermeisten Fällen ihren Dienst jetzt für jemand anderes aus der Familie. Und einen Grill kann man schon mal alle 15 jahre ersetzen. Will heißen, ich beantworte die Frage nach eigenen Geschenk-Wünschen meistens mit einem Schulterzucken; oder sage, „steckt doch was in die Kasse für ……….!“. Kommt dann meistens auch den Spendern auf die eine oder andere Weise zu Gute 😉 Wenn ich mir tatsächlich etwas wünschen könnte – also, wie in der Legende mit dem Flaschengeist und den drei Wünschen, dann… würde ich es wahrscheinlich verkacken, weil ich entweder aus dem Bauch heraus irgendeinen Scheiß antworten, oder aber mir das Gehirn zermartern würde bis ich stürbe und der Dschinn unverrichteter Dinge wieder in seiner Lampe verschwände.

Ernsthaft bedacht ist das einzige, wovon ich mir momentan mehr wünsche einfach nur Zeit. Zeit um mal zu bummeln, Zeit um zu wandern, Zeit um zu spielen, Zeit um zu denken, Zeit um zu genießen, Zeit um selbst zu lernen, und schließlich Zeit, um sie mit jenen Anderen teilen zu können, die es mir wert sind. Das Problem dabei ist, dass wir in einem Zeitalter leben, in welchem Zeit mit Geld aufgewogen und wie eine Ware behandelt wird! Die Tage zitierte jemand aus meinem Arbeitsumfeld bei einer Veranstaltung aus dem Buch Kohelet 3,1 – 3,8, wo steht, das alles seine Zeit habe. Er sprach sinngemäß vom Innehalten im Alltag, von Momenten, in denen man an nichts denken sollte, um den beunruhigten Geist zu klären… Ich habe jetzt eine Weile darüber nachgedacht und ich denke, dass Augenblicke des Innehaltens der Komplexität und Geschwindigkeit unseres Zeitalters nicht mehr gerecht werden. Warum gibt es solche Bewegungen wie „Quiet Quitting„, warum sagt man der „Generation Z“ insgesamt Faulheit nach? Ich glaube, dass dies an der, für das Individuum unüberschaubaren Krisenhaftigkeit unserer Zeit liegt. Und daran, dass für die jüngeren Menschen dieses Gesamtphänomen die eigene zeitliche Begrenztheit und Sterblichkeit wesentlich drängender ins Bewusstsein rückt, als dies bei einem Endvierziger wie mir der Fall sein mag.

So viel Zeit wie der alte Kasten hätte ich gerne…

Wünsche und Glück stehen vermutlich in einem engen Zusammenhang, so wie der Nebel, über welchen ich gestern sprach zu diesem Themenkreis gehört; weil der Nebel der Desillusionierung einem den Blick auf die eigenen Wünsche, aber auch die Kraftquellen und Kompetenzen verdeckt. In der Gesamtschau sprechen wir also über bessere Selbstreflexion und in der Folge hoffentlich weniger Selbstreferentialität – oder soll ich es besser pathologischen Egoismus nennen? Wir werden sehen, wohin meine Gedankenspiele mich in nächster Zeit noch treiben. Habe ich übrigens erwähnt, dass ich offiziell scheinfrei bin? Masterthesis, ich komme! In diesem Sinne, noch einen schönen Tag.

Auch als Podcast…

Nebel

Der Drang nach Perfektion ist ein grausamer Zuchtmeister. Ich gab gestern, im Rahmen eines Workshops zum Thema „Führung“, den ich moderieren durfte jenen Ratschlag zum Besten, den mir ein Psychotherapeut vor mittlerweile acht Jahren gegeben hatte: dauernd 100% kann man NICHT geben. Mittelfristig genügten 70% vollkommen, um das Leben und die Arbeit im Griff zu behalten. Wie ich herausfinden durfte, hatte der Mann durchaus Recht. Und oft halte ich mich auch daran. Momentan gerade nicht, aber das Spätjahr ist in vielen Gewerken, so auch im Aus- und Fortbildungsbereich die absolute Hochzeit des Jahresgeschäftes. Da kannste als Chef halt nicht mal eben ein, zwei Sabbatmonate nehmen… Hätte ich vielleicht doch tun sollen, denn mein Zuchtmeister hat mich wieder im Griff: alles muss on time und in hoher Qualität zur Verfügung stehen. Egal was, egal für wen. Die Erkenntnis hieraus: Ich habe mich übernommen. Und mein Team – zumindest partiell -gleich mit. Was ich sehr bedauere!

Wenn man sich auf Deadlines konzentriert, wird man scheuklappig, gerät in einen Tunnel ohne Seitenausfahrten und dreht die Geschwindigkeit mit zunehmender Nähe zum erklärten Zielpunkt dann auch noch hoch; weil man ja fertig werden will. Das steigert die Fehlerwahrscheinlichkeit, womit ich mich allerdings selbst inkohärent verhalte, weil ich’s ja eigentlich perfekt sein soll. Wenn man dann das Ergebnis vor Publikum präsentiert, und manche Fehler augenscheinlich werden, oder man selbst – vom Publikum eventuell unbemerkt – die eigenen Erwartungen an die Wirksamkeit des Produktes nicht erfüllt sieht, verschleiert einem zudem auch noch der, nun aufwallende Nebel der Desillusionierung das eh schon von den Scheuklappen eingeschränkte Sichtfeld. Die Folge: welcome to depression you fool! Zumindest, wenn man sich davon einfangen lässt. Ich saß dann gestern auf dem Weg nach Hause gute zwei Stunden im Auto, von denen ich mindestens 40 Minuten mit einem hochgeschätzen Kollegen telefonierte. Ich hatte keine Chance, mich in Selbstvorwürfen zu baden; und genau das hat den Zyklus unterbrochen. Reframing funktioniert nämlich wirklich!

Alles eine Frage der Perspektive…

Manchmal ist es vollkommen egal, ob man von anderen sogar gelobt wird, oder zerrissen. Die eigene Realitätsvorstellung – einmal mehr willkommen im Konstruktivismus – muss erst neu kallibiert werden, um externes Lob oder Kritik wirklich annehmen zu können. Die Selbstreferentialität dabei bewusst zu durchbrechen, ist in unserem Zeitalter des kuratierten öffentlichen Selbst aber ganz schön schwierig. Ich wettere ja immer gegen die ganzen Follower-heischenden Insta-Huren, Influenzeranzien und anderes Antisocial-Media-Geschmeiß – zumindest in meinen wacheren Momenten sehr wohl um das Quäntchen Bigotterie wissend, welches ich dabei selbst zeige. Denn was schreibe ich hier gerade? Ach ja, ein persönliches Blog. Und wo promote ich meine Beiträge? Oh… auf Insta…? Natürlich heische auch ich dort nach Zustimmung. Schließlich muss jeder von uns irgendwie ein positives Selbstbild aufrecht erhalten. Andernfalls winken als größte Belohnung feine kleine psychiatrische Diagnosen. Aber allem Sehnen nach Zustimmung zum Trotze bleibt man, speziell in den sozialen Medien zunächst mal auf sich selbst zurückgeworfen. Denn das „Feedback“, welche man dort erfährt, ist eine Währung ohne Wert.

Die durchschnittliche Aufmerksamkeitsspanne ist verdammt kurz, und damit findet eine ehrliche und bewusste Auseinandersetzung mit den Themen, um die es zum Beispiel hier geht, doch gar nicht statt. Ich schreibe diese Zeilen wohlwissend, dass die allerwenigsten, welche sich evtl. auf diese Seite verirren auch bis hierher kommen, und auch nur im Ansatz versuchen, die Gedankenwelt hinter den Buchstaben zu erfassen. Das würde ja bedeuten, dass man sich mit jemand anders als sich selbst befassen müsste. Wie schräg ist das denn heutzutage? In der Folge entsteht kein Diskurs, keine Öffentlichkeit, kein Marktplatz des besseren Argumentes, sondern nur lautes Schweigen zwischen monolithischen Türmen aus ungelesenen, unausgesprochenen, unwidersprochenen, und in der Folge unterentwickelten Ideen und Gedanken. Also bleibt mein größter Endgegner am Ende doch mein interner Zensor, die Abteilung QM meines präfontalen Cortex, die offenkundig die ganze Zeit nur darauf wartet, dass ich mal wieder verkacke, damit sie mich hänseln kann. Klingt das nach geringen Selbstwertgefühl? Manchmal vielleicht schon…

Kreuzgang = Kreuzweg?

Eigentlich bin ich aber einfach nur enttäuscht, so wenig Wiederhall zu produzieren. Nicht weil ich selbst irgendwie wichtig sein möchte. Für die richtigen Menschen bin ich schon lange wichtig genug! Sondern weil ich glaube, dass die Themen wichtig sind. Ich denke, im Kern immer wieder über das gleiche Thema nach: Humanismus, und wie man wieder mehr davon in unser politisches, soziales, wirtschaftliches Denken und Handeln bekommt. Das würde nämlich einen großen Teil unserer Probleme lösen, wenn man die Welt lebenswerter dächte. Und nein, lebenswerter bedeutet nicht Porsche fahren, Kaviar essen und zum Shoppen nach London fliegen, sondern sich als Mensch im Einklang mit der Umwelt und den anderen Wesen darin wiederzufinden. Ist ein großer Traum. Aber wenn ich meinen inneren Nebel lichten muss, sind die größten Träume manchmal gerade groß genug. Ich wünsche noch einen schönen Sonntag und einen guten Start in die neue Woche.

Auch als Podcast…

Einheit? Am Arsch…!

Feiertag. Ausgerechnet Montags. Wenn’s damals nach Gerhard Schröder gegangen wäre, hätte der „Tag der Deutschen Einheit“ (echt nur mit großem [D]) gestern stattgefunden. Weil man Anfang der 2000er fand, dass so ein Bundesfeiertag unter der Woche viel zu viel Steuereinnahmen kosten würde, wegen weniger geleisteter Arbeit und verzehrtem Konsum. Man hatte jeweils den ersten Sonntag im Oktober im Auge. Gottseidank kam das vom Tisch, ist der 03.10 doch eh der einzige Feiertag per Bundesgesetz. Für Einigkeit steht er jedoch schon lange nicht mehr. Schaut man sich die Lage der Nation an, wirkt ein Feiertag mit solchem Titel aus der Zeit gefallen, je geradezu wie ein Flachwitz. Das einzige worauf man sich vermutlich einigen kann, ist der Wert der zusätzlichen Freizeit. Sah neulich einen Tweet (Twitterperlen ist manchmal echt spaßig), wo es um dumme Fragen ging; und da hatte doch angeblich ein Chef seinen Angestellten ernsthaft gefragt, ob dem tatsächlich seine Freizeit wichtiger wäre, als die Arbeit? Was soll man darauf antworten? Lutsch dir ’ne Tüfte rund und jonglier mit den Zwiebeln? NATÜRLICH IST DIE FREIZEIT GOTTVERDAMMT NOCHMAL WICHTIGER ALS DIE ARBEIT! Oder darf ich neuerdings meine Lieben mitbringen, damit wir auch mal Zeit zusammen haben…

Ich mag meinen Job meistens! Wirklich! Aber ich mag die Zeit, in der ICH wirklich selbst bestimmen kann, was ich als nächstes tun oder lassen möchte, noch wesentlich mehr! Das hat was mit dem Gefühl von Freiheit zu tun, auch wenn diese wahrscheinlich unter dem Strich gar nicht so groß ausfällt, wie man sich das manchmal schönredet; oder schönsäuft. Im Job jedoch bin ich dazu gezwungen von xx:xx – yy:yy am Ort Z zu sein und dort Dinge zu tun, welcher der Produktivität des jeweiligen Arbeitgebers dienen – jedoch NICHT unbedingt meiner! Und da nicht jede*r von uns selbstständig sein kann – oder will – läuft’s darauf hinaus, an diesem typischen Tausch [Lebenszeit gegen Entgelt] teilnehmen zu müssen! Und ich werde nicht lügen: von xx:xx bis yy:yy am Ort Z sein zu müssen, ist dabei ein nicht unerhebliches Problem, weil ich auf dem Weg von und nach Z kostbare Lebenszeit verschwende! Ich versteige mich jetzt mal zu folgender kühner Aussage: wenn ich in diesem Leben noch einmal den Arbeitgeber wechsele, liegt es wahrscheinlich nicht an meinem Aufgabenbereich, oder dem Workload, sondern dem beschissenen Präsentismus, den man von mir verlangt! Wir leben im 21. Jahrhundert, also kommt endlich klar mit mobilem Arbeiten für diejenigen Aufgaben, bei denen das funktioniert, verdammte Axt!

Von 1954 bis 1990 feierte man den Tag der deutschen Einheit (nur echt mit kleinem [d]) am 17.06 eines jeden Jahres. Und zwar im Gedenken an die Arbeiteraufstände in der DDR vom 17.06.1953, die a) unter anderem ausbrachen, weil die Arbeitsnormen (Arbeitsleistung pro Lohn) unter dem Druck einer wirtschaftlichen Krise erheblich angehoben worden waren und b) mit blutiger Gewalt durch die sowjetischen Besatzungstruppen niedergeschlagen wurden. In der Folge begann der weitreichende Auf- und Ausbau der StaSi. Sieht man sich das Ansteigen der sozialen Ungleichheit im Lande, die Herausforderungen für viele von uns durch den nahenden Gasspar-Inflationswinter und die öffentlichen „Diskussionen“ in den „Leitmedien“ unserer Zeit an (Antisocial Media), wäre es wohl an der Zeit, den Feiertag im Sommer wiederzubeleben; immerhin hat Heinrich Lübke ihn zum „Nationalen Gedenktag des deutschen Volkes“ proklamiert! Daran hat auch der Einigungsvertrag nix geändert. Wäre doch mal einen Gedanken zum Gedenken wert, oder…?

Es gibt keine „nationale Einheit“ (was auch immer das sein könnte), folglich gibt es auch wenig, was man heute feiern könnte; außer vielleicht die Demokratie! Immerhin fand die Wiedervereinigung Ihren Startpunkt auch in einem Volksaufstand, der allerdings nicht von russischen Panzern niedergewalzt wurde, sondern vielmehr in einem friedlichen Prozess der Wiedervereinigung von BRD und DDR mündete. Und auch wenn „Blühende Landschaften“ Helmut „War doch nur Bimbes“ Kohl und die seinen so ziemlich alles falsch gemacht haben, was dem Manchesterkapitalismus der frühen Wendezeit hätte Einhalt gebieten können, bleibt die Wiedervereinigung dennoch ein demokratischer Prozess, der bis heute weltweit seinesgleichen sucht – und die Blaupause für weitere Prozesse zur Reintegration unseres Staates sein könnte. Darauf trinke ich heute noch ein paar Duppegläser weißen Bitzler und wünsche euch schon mal einen guten Start in die neue Restwoche. DI ist der neue MO. Könnt ich mich dran gewöhnen. Bis die Tage.

Auch als Podcast…

Ich wünscht‘, ich stünd‘ im Wald…

Der Blick aus dem Fenster offenbart jene ambivalente Malaise dieser Tage, die mich geradewegs in den Schlund der Verzweiflung blicken lässt. Die Tage seit der Heimkehr aus dem wirklich tollen Urlaub in Irland waren angefüllt mit Arbeit; aber nicht einfach nur [clock-in => work => clock-out] sondern purem Termin-Stress, unnötigen kleinteilig-fruchtlosen Diskussionen, Anfeindungen von Menschen, die offenkundig denken, dass man ihnen an der Stirn ablesen kann, was sie von mir erwarten, persönlichen Enttäuschungen und der erheblich ernüchternden Entzauberung von Hoffnungen. Alles in allem habe ich gerade ungefähr überhaupt keinen Bock mehr und würde am liebsten davon rennen. Soweit also alles wieder im Normalzustand der letzten zwei Jahre. Ich würde nicht behaupten wollen, dass Desillusionierung nicht sowieso schon lange eine alte Bekannte ist, die mich stets wohlwollend begleitet – aber im Moment sind wir über diese typische, ein wenig nervende Dosis schon ein Stück hinaus. Noch ist sie nicht tödlich; aber wer weiß schon, was noch alles um die Ecke kommt…?

Über die Pandemie, die jetzt eine Endemie ist und nur noch als fragiles Feigenblättchen für die schlechte Gesundheitspolitik der letzten 6 Legislaturen herhalten muss, mag ich nichts mehr sagen, sonst muss ich in den bewaffneten Untergrund (Kaputtsparen können wir, das muss man schon sagen!). Über die politische Weltlage und die Frage, ob wir nicht doch lieber einem dämlichen, dreisten Diktator nachgeben sollen, damit die Wirtschaft weiter brummen kann (wovon der Otto-Normalverbraucher, Korporatismus und Lobbyismus sei Dank ja dann trotzdem nichts hat, weil nur die Fetten immer fetter werden) werde ich an dieser Stelle auch keine weiteren Worte verlieren – sie wären verschwendet. Die, denen ich was zu sagen hätte, ignorieren das langsame Aufkochen der Stimmung lieber um munter weiterkassieren zu können, als wenn es keine Morgen gäbe. Man nennt dieses Gefühl, welches sich gerade in meinen Worten Weg bricht, glaube ich, Weltschmerz. Und ich wäre jetzt dankbar für ein Mittel dagegen.

Ich habe mit der besten Ehefrau von allen schon häufiger mal darüber sinniert, dass es manchmal ganz schön wäre, dumm zu sein. Denn dann würde man sich nicht über so vieles Gedanken machen, weil man’s schlicht nicht auf dem Schirm hätte. Wenn mein Horizont nur bis zum Rand des Sonnenschirms geht, kommt halt kaum Erleuchtung ins Oberstübchen. Auf der anderen Seite ist die Wahrscheinlichkeit, dann zum Nazi-Arschloch zu werden auch nicht gerade geringer. Man muss sich schon fragen, was da in Italien gerade passiert. Faschos wählen, um soziale und wirtschaftliche Probleme zu lösen ist, als wenn man einen Fünfjährigen mit Magnesiumfackeln jonglierend ins Benzinlager schickt. Gibt’n Knall und wenn der Rauch sich verzogen hat, fragen sich alle, warum sie schon wieder, auf die eine oder andere Weise, etwas eingebüsst haben. Wenn doch nur wenigstens die Dummen dabei mitstürben. Womit sich der Kreis schließt. Auch wenn dumm sein dieser Tage ein wenig Entspannung brächt, bleibe ich lieber der Geschehnisse gewahr und hoffe, an Lösungen mitwirken zu können.

Als „white middle-aged cis-gender male“ bin ich ja, dem gängigen Narrativ der woken Medien zufolge Teil des Problems. Was soll ich jetzt sagen? Dass die Woken zu dumm sind, mich zu verstehen? Für manche, die Wokeritis zum Dogma erhoben haben, mag das wohl stimmen. Man betrachte nur die Diskussion um kulturelle Aneignung – ALLE KULTUR IST ANEIGNUNG. Unser ganzes verdammtes Leben ist ein ziemlich beschissener Remix von Beethovens Neunter – vom Götterfunken keine Spur mehr! Will heißen, dieses ganze Generationen-Gebashe, dieses ständige Auf-Andere-Zeigen, Strohmänner bauen, Whataboutism pflegen, jede Diskussion sofort ins Persönliche tragen, anstatt an der Sache zu bleiben ist es, was mich langsam wahnsinnig macht. DAS MUSS AUFHÖREN! Denn nur, wenn die Öffentlichkeit tatsächlich wieder zu einem Marktplatz des „zwanglosen Zwangs des besseren Argumentes“ wird (Danke Habermas!), werden wir den Karren, der sich WELT nennt aus dem Dreck der gegenwärtigen KRISEN ziehen können – GEMEINSAM! Und da ist er wieder der Zweifel, aus dem Verzweiflung wird! ich wünsche euch ein zwanglos schönes Wochenende. Wir alle brauchen ab und an mal ’ne Pause. Allein im Wald zu stehen hätte jetzt was!

Auch als Podcast…

Dunnerlittchen…

Gemessen an meiner Schreibtätigkeit während des Urlaubes ist schon wieder viel zu viel Zeit ins Land gegangen. Andererseits – man muss sich ja auch nicht an allem und jedem abarbeiten. Seit ich mich vor ein paar Monaten komplett aus Facebook verabschiedet habe, und nur noch auf Instagram präsent bin (und ein bisschen auf Twitter) habe ich mich kaum noch in irgendwelche Verbal-Scharmützel verwickeln lassen. Nur in dem Forum dieser Zeitung, der ich dauerhaft folge, kommt es manchmal zu Kontroversen. Aber denen entziehe ich mich mittlerweile (fast) konsequent durch Ignoranz der Idioten. Ist gut für die Seele, wie ich feststellen durfte. Mal davon ab, dass es auch so genug zu tun gibt. Ich könnte mich z. B. über das Wetter auslassen. Toll für die Natur, auch wenn ab und zu etwas weniger flüssiger Sonnenschein in den Tagesstunden manches einfacher machen würde. Aber wir typischen deutschen Spießer suchen halt immer nach was zum meckern.

Ich will wieder dahin!

Ja, irgendwie habe ich mich wenigstens ein bisschen dahin entwickelt. In manchen Dingen durchaus wertkonservativ, freue ich mich mittlerweile sogar über Besitzstandswahrung…. NEEE, war gelogen. Ich verfolge allerdings die Debatten um den nahenden Herbst und Winter, Energiepreise und angedachte Unterstützungsmaßnahmen für die Bedürftigen mit mehr als nur Stirnrunzeln. Und frage mich, warum es nicht möglich ist, durch Fortune und Frechheit errungene Übergewinne einfach zu 100% abzuschöpfen und denen zu geben, die’s viel nötiger haben, als irgendein Shareholder? Vielleicht könnte jenes Dilemma unserer Zeit daran Schuld haben, dass viel zu viele einfache Werktätige sich zu Shareholdern haben machen lassen. Das ist nämlich, mit Blick auf das Verhandeln von Tarifen und Arbeitsbedingungen ein bisschen so, als wenn man den Totengräber seine eigene Grube ausheben lässt. Meines Wissens macht man das üblicherweise nur in Mafiakreisen so. Was auf das Geschäft mit Fiat-Geld einmal mehr ein unschönes Licht wirft. Könnte man einfach abschaffen und es ginge der Welt um einiges besser.

Ich WILL wieder DAHIN!

Um es hier klar zu sagen: da draußen ist so viel in Bewegung, dass man leicht den Überblick verlieren kann; z. B. russische Flüchtlinge. Bemerkenswert war dann auch dieser neueste Trend, dass direkt während der Verkündung der Mobilmachung durch Wladimir Wladimirowitsch ein nicht unerheblicher Teil seiner Wunsch-Putineska… ähm Soldateska flugs das Weite suchte. Im wahrsten Wortsinn, sind Flüge aus Russland derzeit doch bis Ende nächster Woche ausverkauft. Dafür stapeln sich an der finnischen Grenze mittlerweile die Autos… so viel zu deinem großen vaterländischen Krieg der Heimführung und Entnazifizierung der Ukraine du dreistes, stures, wahnhaftes Abziehbild eines Diktators. Schöne Grüße nach Moskau – mögt ihr ultranationalistischen Vollidioten an eurem Kaviar ersticken!

I C H W I L L W I E D E R D A H I N!

Ich habe mich dem Rest des Weltwahnsinns ansonsten eher unbewusst entzogen, weil ich mich meinen akademischen Studien zu wimen hatte. Nicht mein Blog zu pflegen ist ein bedauerlicher Nebeneffekt. Was ich allerdings dabei über die Generation Z gelernt zu haben glaube, wird einerseits hoffentlich mit einer halbwegs guten Note gewürdigt und andererseits demnächst auch hier verwurstet. Kann den Laden hier ja nicht kaputtgehen lassen. Ach ja… Dunnerlittchen, es ist fast Oktober. Um noch mal auf’s Wetter zurückzukommen: es darf gerne jede Nacht regnen, wenn ich wenigstens ein paar goldene Tage bekomme, um noch mal mein Gesicht in die Sonne halten zu dürfen. Wer weiß schon, was der Winter bringt? Nicht mehr lange, und ich brauche zur Depressions-Prophylaxe wieder die Tageslichtlampe. Ich hoffe, in den nächsten Tagen noch mal zum Schreiben zu kommen und wünsche euch allen so viel Frieden und Sicherheit, wie ihr nur bekommen könnt. Wie geil wäre es denn, wenn wir in ein paar Wochen sagen könnten: „Stellt euch vor, es ist Krieg, und keiner geht hin!“ In diesem Sinne – schönes Wochenende.

Auch als Podcast…

Beannachtaí na hÉireann N°8 – Farewell is calling…

Die Suche nach Leprechauns und den sagenhaften Töpfchen voller Gold, welche sie angeblich bewachen blieb leider, vielen Besichtigunsgtouren zum Trotze erfolglos. In der Hinsicht ist die Bilanz des Urlaubs also nicht ausgeglichen. Aber gibt es sowas überhaupt – eine Urlaubs-Bilanz? Ich meine, natürlich geben wir Geld dafür aus und wäre ich ein echter Homo Oeconomicus, müsste ich wohl eine Skala einführen, wie erholsam / schön / lecker / lehrreich / beeindruckend / wasweißichnochalles der Urlaub denn war. Führen wir also eine neue Einheit ein (denn ohne Kennzahlen gibt’s keine Wirtschaftlichkeits-Berechnung!) Der RECREAT ist eine dimensionslose Zahl zwischen 0 und 1, so wie der Gini-Koeffizient. Ist der Wert unter 0,5 REC oder nähert sich gar den unteren drei Perzentilen an (0,1 – 0,3 REC), war der Urlaub Scheiße, steigt der Wert jedoch über 0,85 REC war’s Bombe… Und wie misst man das jetzt? Tja, da fangen die Probleme an. Ich könnte jetzt einen Graphen malen, was alles toll war und dann das Integral unter der Kurve bilden. Aber das ist alles Kokolores, denn Urlaub ist – zumindest im Idealfall – erlebtes Glück; und Glück kann man nicht messen (auch, wenn sogenannte Wirtschafts-Wissenschaftler das immer wieder behaupten).

Lough Derg, von den Graves of the Leinstermen aus…

Ich persönlich fühle meine Zufriedenheit lieber im Rückfahrt-Wiederstands-Koeffizienten REWIKOEF. Der funktioniert proportional zum RECREAT und liegt bei mir im Moment bei 0,95! ICH WILL HIER NICHT WEG! Und das schönste daran – ich muss nix messen, ich muss einfach nur auf meinen Bauch hören. OK, sollte man vielleicht nicht machen, wenn man gerade hungrig ist, aber im Großen und Ganzen fühlt man doch, ob’s geil war. Und das war es bis hierher ziemlich! Ich habe zwar nicht meine täglichen Bahnen im toskanischen Pool gezogen, dafür bin ich sogar bei Regen durch die hier umliegenden Hügel spaziert, habe gelesen, geschrieben, geknipst, ja sogar gebastelt (Nerd-Kram), versucht, mir keinen Druck zu machen, auch wenn ich zu Hause davon unvermeidlich empfangen werde – und ich durfte Menschen und Orte erleben, die mir Freude bereitet haben. Und ich habe hier so gut und ausreichend geschlafen, wie seit Monaten nicht! Mein Entschluss steht fest – ich will wieder her.


Nerd-Stuff 😉
…and even nerdier 🙂

Für’s Erste muss ich mich jedoch damit bescheiden, zu akzeptieren, dass vor allem die schönsten Dinge im Leben irgendwann ein Ende haben. Heute Abend gehen wir noch mal essen und dann hocken sich die beste Ehefrau von allen und ich, wenn die Kinder sich mal zurückgezogen haben, in Ruhe vor den Kamin. Einen Vorteil hat diese Location – wir müssen nicht in aller Herrgottsfrühe los, um den Stau vor’m Gotthard so kurz wie möglich zu halten. Ausschlafen, frühstücken, fertig packen, nach Dublin fahren, einschiffen, alles easy going. Ich habe neulich mal irgendwo gelesen, dass kurze Urlaube besser sein, weil man sich bei einem langen auch nicht mehr erholen würde, denn Erholung auf Vorrat gäbe es ja nicht, und dann auch genausogut nach 10 Tagen wieder arbeiten gehen könnte. War bestimmt irgendsoein Ratgeber-Fuzzi*ne/x, das/die/der auf Selbstoptimierung angewiesen ist. Ich könnte JETZT locker noch mal weitere drei Wochen Urlaub machen und wäre noch lange nicht ausreichend erholt – oder mit dem Besichtigungsprogramm fertig! Und dennoch lässt sich meine Zufriedenheit mit dem, was wir bisher hatten nicht leugnen. Ich denke, ich pfeife daher auch weiterhin auf Selbstoptimierung, wenn es sich nicht gerade um kognitive / intellektuelle Verbesserung meines Selbst handelt. Ich wünsche euch schon mal ein schönes Wochenende. Die nächste Sendung kommt wieder aus Deutschland. Bis dahin – Gach ádh atá uait!

Beannachtaí na hÉireann N°7 – Bachelor of Bricklaying…?

Die beste Ehefrau von allen bemerkte dieser Tage, als wir einmal mehr auf dem Weg zu einer Alte-Steine-Besichtigung waren, dass der Mangel an Auszubildenden in so vielen Gewerken schon ein wenig traurig wäre, und dass die Akademisierung an einigen Stellen doch schon sehr seltsame Blüten triebe. Und so ganz unrecht hat sie damit natürlich nicht. Denn jedes Gewerk hat zwar Bedarf an einer gewissen Menge Akademiker, die – je nach Art und Struktur des Tätigkeitsfeldes – natürlich durchaus variieren mag. Einen Bachelor of Science in Bricklaying oder Facility Management braucht es indes vermutlich nicht unbedingt. Umso mehr aber viele junge Menschen, die dem derzeit schlechten Rénomée, etwa des Handwerkes zum Trotze, einen solchen Beruf ergreifen und erlernen möchten. Denn der Ruf nach einer dringenden Erhöhung der Akademikerquote in Deutschland, der mehr oder weniger zeitgleich mit den Bologna-Reformen erstmals erscholl, ließ stets die Erkenntnis des wahren Wertes unseres dualen Ausbildungssystems vermissen.

Die hatten auch keine Bachelor-Abschlüsse…

Das derzeit immer weniger junge Leute den Weg in eine duale Ausbildung finden, liegt allerdings weniger an der (tatsächlich durch manche Münder stattfindenden) subjektiven Entwertung der nicht-akademischen Berufe, sondern an deren oftmals wirklich nur noch als mangelhaft zu bezeichnenden Attraktivität und Bindungskraft. Auch, wenn Vertreter des Handwerkes das möglicherweise nicht offen zugeben können. Das eigentliche Problem liegt jedoch viel tiefer: wir, so als Gesamtgesellschaft, haben ein Werte-Problem! Und ein Wertschätzungs-Problem! Und ein Wertigkeits-Problem obendrein! Unsere Werte haben sich immer mehr in Richtung „Schein statt Sein“ verschoben. Wertschätzung zollen wir heute nur noch jenen, die wir respektieren; doch das sind viel weniger Menschen, als unsere Wertschätzung in Wirklichkeit verdienen. Und Wertigkeiten können wir nicht mehr einschätzen. Wie kann es sein, dass ein Influenza*rin/x fiskalisch hochgejuxt wird und eine Pflegefachkraft manchmal nur knapp über Mindestlohn verdient? Was macht einen Fußballer so viel wertvoller, als einen Gerüstbauer? Warum muss ein Manager für oftmals hochspekulative Fiat-Geld-Wetten (Hedgefonds) besser bezahlt werden als ein Zusteller, Metzger, Bäcker, Landwirt, etc.? Ja also, ich weiß es ehrlich gesagt auch nicht…

Vielleicht liegt es daran, dass wir WACHSTUM IMMER NOCH ALS GOTT VERHEREN! Ebenso wie seinen (be)trügerischen, hinterhältigen Bastardbruder MAMON. Wem kommt so ein Brüderpaar noch bekannt vor? Nur mit dem Unterschied, dass Thor es schafft, ein halbwegs ordentlicher Kerl zu werden. WACHSTUM wird das nicht mehr hinbekommen. Das einzige, was dieser Gott hin bekommt ist unsere Welt. Das einzig Nachhaltige an dauerhaftem WACHSTUM ist die Vernichtung unseres Planeten! Schade, nicht wahr…? Aber so viele da draußen glauben immer noch an dieses vollkommen irre Versprechen, ihren Anteil am steten Fortschritt unseres Lebensstandards zu bekommen, wenn sie nur schön immer mitmachen bei diesem Wettlauf, gebaut auf den tönernen Füßen dauernder Ressourcenverschwendung. Ist es nicht komisch, dass jedes Problem unserer Zeit darauf hinausläuft? Man könnte einwenden, dass ich monothematisch bin, und dass, wenn man einen Hammer in der Hand hat, halt alles aussieht, wie ein Nagel. Das Einzige, worum ich bitte ist, meine Gedanken im wahrsten Wortsinn nachzudenken und zu schauen, ob, bzw. wo ich mich verrannt oder getäuscht habe. Denn ich würde mich gerne täuschen. Jedoch, mir fehlt der Glaube…

Wie auch immer, auch ein Urlaub an einem verdammt schönen, verdammt inspirierenden, verdammt ursprünglichen und verdammt gastlichen Ort wie Irland kann meinen unruhigen Geist leider nicht so beruhigen, dass ich diese Dinge vergesse. Ist vielleicht auch ganz ok, denn es gibt eh schon zu viele, die sich alle Mühe geben, diese Realität zu vergessen und sich mit unnützem Konsum zu betäuben. Nicht mit mir. Denkt doch mal drüber nach, tut was sinnvolles, anstatt einfach so weiterzumachen wie bisher – aber nehmt nicht euch selbst, sondern die Fakten ernst. Dann habt ihr trotzdem was zu lachen. So wie ich. Macht’s gut, bis die Tage.

Beannachtaí na hÉireann N°6 – Dear Diary…

Das Wetter ist hier in Tipparary seit gestern unbeständiger, und es regnet dann und wann. Nicht weiter schlimm, denn es gibt ja auch bei weniger als 25°C und Sonnenschein schöne Dinge, die man tun kann. Die Bilder in diesem Post sind jedoch zugegebenermaßen bei gutem Wetter entstanden.

St. Patrick’s Rock, Cashel
Cormac’s Chapel, St. Patrick’s Rock

Wir waren die Tage an einem kleinen Häuschen auf einem angemessenem Grundstück vorbeigekommen, und als ich den Preis recherchiert hatte, träumten wir für eine Weile von einem Ferinhäuschen hier in Irland. Selbst jetzt lässt mich der Gedanke nicht so recht los. Wäre das eine sinnvolle Investition, oder einfach nur das Verbrennen der Altersvorsorge? Ich weiß es nicht. Und da ich den allermeisten Wirtschaftswissenschaftlern das Wort nach dem 2. W nicht mehr abkaufe, werde ich auch keinen von denen fragen. Rechnen kann ich selbst, schönen Dank… Was allerdings bleibt, ist die Erkenntnis, dass man Glück an sich zwar nicht kaufen kann, wohl aber kann der Einsatz von etwas Penunze den Weg zu etwas mehr Glück ebnen helfen. Zufriedenheit wächt vielleicht nicht auf Bäumen, aber manchmal findet man welche, wenn man drunter liegt; also, unter dem Baum…

St. Patrick’s Rock von der Hoare Abbey aus gesehen
Hoare Abbey von St. Patrick’s Rock aus gesehen… 😉

Ich habe es tatsächlich geschafft, neben dem Auftanken neuer Energie und frischen Mutes auch tatsächlich zumindest einen Teil der verbliebenen Aufgabe zu erledigen, und ich bin nun guten Mutes, auch diesbezüglich nicht mit leeren Händen nach Hause kommen zu müssen. Es bleibt eine dienstliche Sache, die ich noch tun muss, obwohl Urlaub ist. Derer werde ich mich Montag annehmen und evtl. 8 – 10 Minuten meiner kostbaren Freizeit opfern, um die Maschinerie am Laufen zu halten. Chefsein ist doch kein Zuckerschlecken – man ist es halt immerzu!

„Innenbereich“, Hoare Abbey
Der einzige verbliebene Säulenbogen am Kreuzgang, Hoare Abbey

Tiefschürfende Gedanken gibt’s bei anderer Gelegenheit. Einstweilen wünsche ich allen ein schönes Wochenende. Habt Spaß, soweit möglich, hinreichend ungefährlich und nur mäßig ungesund und denkt immer an Oscar Wilde: „Wer meint, er habe die Lebensaufgaben erledigt, der ist erledigt.“ In diesem Sinne – bleibt unerledigt. Auf bald…

Beannachtaí na hÉireann N°5 – quiet quitting…

Flausen im Kopp – so nannte man das in meiner Jugend, wenn jemand plötzlich komische Ideen entwickelte und/oder Sachen machen wollte, die zu diesem Zeitpunkt, an diesem Ort, oder sogar insgesamt nicht ins Konzept passten! Ist jedem Mensch schon mal passiert, sofern ein gewisses Alter erreicht wurde. Nun ist es aber natürlich so, dass solche Flausen im Kopf in den allerseltensten Fällen – wenn man mal von den frühen Ausfällen Johnny Knoxvilles und seiner Crew absieht – sonderlich neuartig oder kreativ sind/waren. Sich auf mannigfaltige Art zum Affen zu machen hat schon seit Jahrtausenden Konjunktur, also ist es heutzutage ziemlich schwierig, noch was wirklich Neues zu finden. Was dazu führt, das man relativ häufig – insbesondere dann, wenn man gerade denkt, besonders kreativ und individuell zu sein – zumeist den Quatsch vergangener Generationen kopiert; und das oft noch nicht mal besonders gut.

Solche Phänomene sind natürlich nicht auf das Privatleben, bzw. die Freizeit beschränkt, sondern finden sich auch im Arbeitsleben wieder. „Alter Wein in neuen Schläuchen“ ist ein Synonym für die Umdeklaration von Gammelware, um diese doch noch irgendeinem Trottel verkaufen zu können. Derlei Beschiss gab es anscheinend auch schon bei den Römern. Jetzt indes verwendet man dieses Sprichwort für alle möglichen kulturellen Wiedergänger, wie etwa unnötige Modetrends. Also braucht man eben diese neuen Schläuche. Und so wundert es nicht, das aus „Dienst nach Vorschrift“ neulich „Quiet Quitting“ wurde. Klingt halt Denglisch und damit Hip; und was Hip ist, ist manchmal auch Hop, meist aber nur Flop! Denn seien wir mal ehrlich: egal wie man es nennt – „innerliche Kündigung“, „quiet quitting“, „Dienst nach Vorschrift“, etc. – es ist immer ein Hinweis darauf, das Menschen von ihrer Arbeit die Schnauze voll haben. Die Gründe können allerdings sehr unterschiedlich sein…

Worauf liegt mein Fokus…?

Oft wird unterstellt, dass die Leute faul sein, Low-Performer, nicht leistungsbereit genug um „Karriere“ zu machen. Doch um was für eine „Karriere“ geht es hier? Ich verweise auf das Bukowski-Zitat von neulich. Wenn sich meine Karriere darauf reduzieren lässt, für andere Leute Geld machen zu müssen und wenig Sinn hinter meiner Arbeit sehen zu können, dann ist quiet quitting einfach nur die logische Konsequenz. Dann laufen die Tage nach folgedem Schema: Ankommen – Einstempeln – Roboten – Ausstempeln – LEBEN… Das gleiche gilt, wenn der Chef kein Leader ist, sonder ein Boss. Und das kommt, wie man ja weiß, von „bossen“. Wieder einmal sind wir an dem schmalen Grat zwischen gesunder Sinnstiftung durch Arbeit und sinnloser Selbstausbeutung angelangt. Wieder einmal stellt sich die Frage: wieviel ist GENUG? Auch, wenn die Antort auf diese Frage gewiss individuell unterschiedlich ausfallen mag: Ich stehe hier auf dem Standpunkt, dass die Arbeit innerhalb des vertraglich vereinbarten Stundensaldos zu schaffen sein muss. Andernfalls sind Stellenbeschreibung und Workload schlicht falsch beschaffen!

Wenn die Arbeit zum Berg wird, sollte man manchmal einfach drumherum gehen!

Ich möchte an dieser Stelle beruhigen: ich habe nicht still gekündigt und bin auch nicht kurz davor. Ich befinde mich allerdings seit ca. drei Jahren in einem Prozess kontinuierlicher Neubewertung. Und ich komme immer mehr zu dem Schluss, dass ich nicht weiter vorwärts drängen kann und will. Wenn man auf die 50 zugeht, fängt man an, ein erstes Résumée zu ziehen; und man hat, zumindest mit etwas Glück, die charakterliche Reife erlangt, auch an die unangenehmen, die peinlichen, ja sogar die schmerzhaften Stellen des Selbst zu gehen. Ich kann unumwunden sagen, dass ich mit gewisser Zufriedenheit auf den Mann blicke, der ich geworden bin. Dennoch kenne ich meine Schwächen. Und eine davon ist, zu selten NEIN gesagt zu haben; und dies immer noch zu tun. In aller Deutlichkeit: ich mag meine jetzige Arbeit – aber es gibt Dinge, die mich noch mehr faszinieren. Wäre ich ledig und los, hätte ich vielleicht schon was anderes probiert. Aber die Verantwortung für meine Lieben nötigt mich, die Stabilität der Faszination vorzuziehen. Mal sehen, welche Optionen sich dem zum Trotze ergeben. Ich wünsche einen schönen Tag.

Beannachtaí na hÉireann N°4 – living in Paradise?

Wie bereits die Tage erwähnt, hatte die beste Ehefrau von allen sich direkt nach unserer Ankunft an der diesjährigen Urlaubslocation mit der Frage zu befassen begonnen, was man an diesem hübschen Cottage ändern müsste, um es in eine angemessene, permanente Residenz verwandeln zu können. Und natürlich fängt man dann an zu träumen, wie es wohl wäre, Deutschland den Rücken zu kehren. Nicht, wegen der Krisen, denen sich unser Land gegenwärtig gegenüber sieht und der im Zuge dessen dauernd steigenden Kosten; sondern weil man jedes Mal in der Fremde feststellt, dass es da arg schön ist. Arg viel schöner, als zu Hause; und das dieses Delta an SCHÖN einen unwiederstehlichen Lockruf darstellt, es woanders zu versuchen! Und natürlich treten dann auch gleich unvermeidlich die typischen Unzulänglichkeiten der heimischen Existenz in den Fokus: der Job nervt, manche Nachbarn nerven, die Stadtverwaltung nervt, der Verkehr nervt, usw…

Lough Derg

Nun ist dieser Lockruf bei näherer Betrachtung eine Illusion. Denn in Irland müssten wir genauso einem Broterwerb nachgehen, wie in Deutschland. Und man kann sich nicht sicher sein, eine Anstellung zu finden, die a) den eigenen Fähigkeiten und Vorstellungen entspricht und b) auch noch den gleichen Lebensstandard erlaubt, welchen wir jetzt haben. Und man müsste sich immer fragen, wie kurz oder lange es dauert, bis auh dieses NEUE sich in einen Alltagstrott verwandelt hat, den man eigentlich loswerden wollte. Zudem sind die Hürden für eine permanente Einwanderung / Einbürgerung aus gutem Grund recht hoch. Denn auch die Iren betrachten unregulierte Einwanderung in ihre Sozialsysteme mit gewisser Reserviertheit, sind Land und Bevölerung doch deutlich kleiner als bei uns.Zudem wäre ich nicht bereit, unserer Kinder zu entwurzeln. Damit bleibt der Gedanke ein kühne Spielerei, mit der man sich mal die Zeit am Kaminfeuer vertreiben kann. Aber träumen ist ja bekanntlich nicht verboten!

Inis Cealtra „Holy Island“, Lough Derg

Allerdings tritt ein Faktum hinzu, dass ich kaum mehr verleugnen kann: die letzten drei Jahre, in denen ich auf mühe- und schmerzvolle Weise vom Notfallsanitäter zum Schulleiter gewachsen bin, in denen eine Pandemie die Welt – und meine Wahrnehmung derselben – grundlegend verändert hat, in denen auch private Anfechtungen meine mentale Resizlienz angezehrt haben, und vielfältige Belastungen mich immer wieder an meine Grenzen führen, sowie immer noch ungelöste Probleme und Aufgaben lauern, haben mich verändert! Früher dachte ich immer in diesen typischen Kategorien von immer vorwärts und weiter. Ich wollte meiner Familie einen besseren Lebensstandard bieten, mehr Möglichkeiten, mehr Freiheiten. Heute steht all das zur Disposition! Ich frage mich immer häufiger, was ich hier eigentlich wofür tue. Da fällt mir ein Zitat ein:

„How the hell could a person enjoy being awakened at 6:30AM, by an alarm clock, leap out of bed, dress, force-feed, shit, piss, brush and hair, and fight traffic to get to a place where essentially you make a lot of money for somebodey else and were asked to be grateful for the opportunity to do so?

Charles Bukowski

Friedhof und Kapelle werden immer noch genutzt…

Ich denke, es läuft auf Folgendes hinaus: ich brauche ein verdammtes Sabbatical! Um mal all die Gedanken packen und zu Ende denken zu können, die sich meinem inneren Auge immerzu nur als Nebelfetzen präsentieren. Um mal wieder RICHTIG mit mir selbst klarkommen zu können. Um ein paar Dinge zu ordnen, eine Zukunft zu erkennen und mindestens ein Buch fertig zu schreiben, welches seit zwei verf*****n Jahren darauf wartet. Vielleicht wil ich nicht auswandern. Aber so drei, vier Monate könnte ich es hier schon aushalten… Ich wünsche noch ein schönes Wochenende.