Eine kurze Meditation über Freiheit…

In Öl balsamierter Reis, in Klopapier eingewickelte Nudeln. Die neuesten Trends eines vollkommen bekloppten Frühjahres. Was das über den Zustand der Menschheit aussagt? Woher soll ich das wissen? Ich bin doch auch nur so’n Typ, der sich am Kopf kratzend dasteht, mehr Fragen als Antworten unterhalb der Hand, und die Augen voller Unglauben. Ich dachte immer, ich verstünde die Menschen und die Dinge, die sie manchmal tun, oder auch lassen. Wenigstens soweit, dass ich stets, wenn es mir vollkommen zu blöd würde, mit Chuzpe einen sarkastischen Kommentar einwerfen könnte, um diesen mit einem dreckigen Lachen bekränzend von Dannen zu schreiten. Ja verdammt noch mal – ich meine, ich kriege das mit dem Sarkasmus und dem Lachen immer noch hin, jedoch mangelt es mir heutzutage an hinreichender Wirkung; oder sollte ich vielleicht besser sagen: an der richtigen Wirkung?

In einem anderen Zeitalter war das von mir eben beschriebene Verhalten legitimer Teil von persuasiver Kommunikation. Wenn nichts mehr half, lachte man das Gegenüber halt aus, und manchmal…, manchmal fing es dann an, nachzudenken. Heute hingegen machen alle gleich auf angepisste Schneeflöckchen, und schwafeln irgendwas von political correctnes, wenn man sie mal richtig anpackt. Seit wann, zum Teufel ist das Verächtlich-Machen einer zu verachtenden Meinung kein Teil öffentlichen Diskurses mehr? Seit wann muss ich einen Maulkorb annehmen, wenn ich den Finger (verbal) in offene Wunden lege, um meinen Standpunkt zu vertreten? Seit wann sind Standpunkte abseits des Mainstreams nicht mehr legitimer Teil des öffentlichen Diskurses? Da war diese junge, weiße Musikerin, die sich traut, Dreadlocks zu tragen; weswegen sie Fridays for Future von einer Demo ausgeladen hat, weil die Verantwortlichen in den Dreads unangemessene kulturelle Appropriation sahen. Da fiel mir doch glatt der Döner aus dem Gesicht. Leider wurde der Thread, in dem ich auf Facebook kommentiert hatte entfernt, nachdem sich offensichtlich ein Shitstorm aufgebaut hatte. Letztlich war meine Argumentation die gleiche wie immer: wenn aus partikularen Meinungen unhinterfragbare Dogmen destilliert würden, passierten Dumme Dinge. Und das die Dogma-Linken mittlerweile leider den öffentlichen Nicht-Diskurs dominieren würden.

Diskussionen um Freiheit und ihre Grenzen wurden in den letzten zwei Jahren mehr als nur zur Genüge geführt. Eigentlich liegt alles schon lange ausbuchstabiert auf dem Tisch! Und die Menschen? Die tun nach wie vor so, als wenn man das Recht besäße, einerseits das Gesamtbild zu Gunsten der allzu kleinen eigenen Welt zu ignorieren, und stattdessen andererseits aus Details individueller Lebensführung eine Staatsaffäre zu konstruieren. Das Private sei politisch, heißt es dann. Mag sein. Sofern dieses Private sich jedoch nicht gerade in der Stigmatisierung, Marginalisierung oder Ausbeutung benachteiligter Gesellschaftsgruppen konstituiert, könnte man auch einfach mal die Fresse halten! Es gibt übrigens genau einen Teil des politischen Spektrums, der nirgendwo eine Bühne verdient hat: die verdammten Faschisten (für die Hater zum Nachdenken: Faschismus gibt es von Rechts UND Links!). Wo ist nun das „Gespräch über den Gartenzaun“, mit dem Jürgen ‚Habermas kommunikatives Handeln quasi als Verhandlungs- und Aushandlungsprozess auf einem öffentlichen Marktplatz charakterisiert hat? Ich kann es nicht mehr erkennen. Stattdessen sehe ich überall nur noch, mit viel zu vielen Ausrufezeichen akzentuierte Regurgitationen des Satzes: „Das darf man nicht (mehr) sagen!“. Ich mache mich jetzt der kulturellen Appropriation bei den verdammten Faschisten schuldig und postuliere: „Man wird doch wohl noch etwas Kritisches sagen dürfen!“

Ich glaube ja, dass die ganzen Dogmatiker auf dem oberen Bild einfach immer nur zwei leere Klorollen erkennen können (wollen), und den kläglichen Rest auf der Rechten einfach ignorieren, weil Hoffnung immer auch Anstrengung bedeutet – die Anstrengung, das Begehren der Hoffnung doch noch wahr werden zu lassen. Wozu man sich allerdings in die Untiefen des demokratischen Verhandelns begeben muss, welche durch Dogmen ausgehebelt und unwirksam gemacht werden. Auch im neuen Zeitalter in der Krise ist, wie Churchill wohl sagte, Demokratie immer noch die schlechteste aller Staatsformen – mit Ausnahme aller Anderen. Freiheit ist, was wir gemeinsam daraus machen – nicht, was irgendwer mit seinem Dogmalastigen Kopf für mich definieren zu dürfen glaubt! Denkt mal drüber nach, ihr Narren. Einstweilen einen schönen Sonntag.

Ja wo fließt’s denn hin…?

Panta Rhei – alles ist im Fluss. Altgriechisches Geblubber klingt natürlich gelehrsam, tatsächlich bin ich aber einfach nur dieser Tage bei Lesen eines Studienskriptes wieder über diesen Ausruf gestolpert. Und irgendwie stimmt der ja auch: Wer sich nicht bewegt, wird bewegt! Nichts ist so beständig wie der Wandel! Und so weiter. Alles mit einem griffigen Schlagwort abgefrühstückt. Es sind solche Redewendungen, die mir mittlerweile fast noch schlimmer sind, als das Geblubber der Kommentarspalten-Fumarolen in den asozialen Medien; derlei Schmonz soll etwas darstellen. In meinem letzten Post habe ich mich, mehr als nur ein bisschen, über Jugendsprache mokiert. Heute ist zur Abwechslung mal die selbsternannte Inteligenzia dran. Das Rotweinsaufende Bildungsbürgertum mit seinem arroganten „Hochkultur-ist-besser“-Duktus und seiner unerträglichen Klugscheisserei. Einer meiner Freunde sagt immer, zum Klugscheißen müsse man halt klug sein. Was er eigentlich sagen möchte: ICH bin klug. Ich sage, zum Klugscheißen muss man einfach nur einen Haufen nutzlose Fakten zu Smalltalk-Themen auswendig gelernt haben, und das Ego besitzen, diese als wichtig verkaufen zu können, et voilá: man kann sich klug fühlen. Zur Ehrenrettung der Rotweinsäufer (zu denen ich gelegentlich ja auch gehöre): ich war früher keinen Deut besser. Null Weisheit, viel Inselwissen und eine große Klappe. Nun ja, selbst Idioten wie Bushido sagen ab und zu mal was wahres: Zeiten ändern dich.

Mit der Unterscheidung zwischen Hoch- und Popkultur konnte ICH ja eh noch nie was anfangen. Ich stelle mir immer vor, wie ich mal 150 Jahre in die Zukunft reise, in so einem Musensaal werden Werke von John Williams gespielt, und die Leutchen sind ganz ergriffen vom „Imperialen Marsch“ aus Star Wars – und preisen das Genie dieser klassischen Komposition… 😉 Kulturprodukte sind halt genau das: Bücher, Fotos, Filme, Musikstücke, etc. die aus dem Prozess Kultur hervortreten (man nennt das mit einem Fachwort „emergieren“) und von den Menschen dann als Ausdruck ihres eigenen Kulturschaffens wahrgenommen werden. Und manchmal braucht es halt eine Weile, bis man den wahren Wert mancher Dinge erkennt. Um die Büste der Nofretete haben sie bestimmt auch lange gefeilscht, als die damals neu im Laden stand. Die meisten Bilder seit der Rennaissance, die heute in irgendwelchen schicken Museen hängen, waren Auftragsarbeiten. Der Fluß der Zeit und das Entstehen eines Marktes für Kunst generieren ein Preisschild für etwas, das am Anfang einfach nur Ausdruck menschlicher Kreativität war. Hm… irgendwie besteht dann ja doch noch Hoffnung für mich…

Das mit dem Thema Fließen kam übrigens so: ich habe mir gestern ein Buch über Zeitmanagement gekauft. Ja, ja, ausgerechnet ich, der Ratgeberbücher ungefähr so nützlich findet, wie Bauchschmerzen an Heiligabend. Zu meiner Verteidigung: es war eine Empfehlung eines meiner Profs. Ich fand es beim ersten Überfliegen… na ja. Ich habe tatsächlich schon mal mal nutzloser 12,99€ verbrannt. Zum Beispiel an irgendeinem früheren Sylvester. Was habe ich mir auch gedacht? Das irgendjemand auf 180 höchst konventionell möchtegern-modern designten Seiten das Rad neu erfindet? Schwamm drüber. Der einzige Ratschlag daraus, den ich angenommen habe, war einer, den ich eh schon lange im Herzen mit mir herumtrug. Mach mal eine Mindmap zu deiner Zeitnutzung. Ich weiß jetzt, dass ich mehr Zeit für meine (visuelle) Kreativität brauche, und dass ich mehr delegieren sollte. Wow… total neu, die Erkenntnis. Hey, immerhin saß ich dabei auf einer sonnendurchfluteten Wiese am Stefanienufer an einen Baum gelehnt im Gras, und habe mich frei und halbwegs entspannt gefühlt. Man muss die kleinen Dinge ja auch wertschätzen können.

Man fragt sich immer mal wieder nach der eigenen Motivation für Dieses oder Jenes, und sucht sich dann manchmal tatsächlich etwas Neues Anderes, um dafür seine Zeit zu nutzen. Oder doch zu verschwenden? Ganz gleich, wie viel Zeit fließt, während man Dieses oder Jenes, oder auch mal das Neue Andere dann tut (oder auch sein lässt – das nennt man dann Müßiggang, und es ist eine wahre Kunst! 🙂 ) – man selbst definiert, ob diese Zeit nützlich oder verschwendet war. Selbst, wenn mein Arbeitgeber mich für ein definiertes Aufgabenportfolio bezahlt, und ich diesen Aufgaben pflichtschuldigst nachgehe, liegt es in meinem Ermessen, ob meine Zeit dabei verschwendet wird – oder nicht! Diese Freiheit kann mir niemand nehmen. Interessant wird diese Betrachtung erst dann, wenn ein subjektives Missverhältnis zwischen Nutzen und Verschwendung entsteht. Dramatisch ist das schon, wenn sich das Missverhältniss in dem Sektor eines Lebens findet, auf den man, auf Grund vertraglicher Verpflichtungen, nur begrenzten Einfluss hat: dem Job. Denn das kann die Existenzgrundlage in Frage stellen. Passiert das hingegen im privaten Umfeld, ist es ein Unglück, weil es die eigene Identität bedroht. Was jetzt schlimmer wäre, muss wohl jeder für sich selbst entscheiden.

Ich bin im Moment im Fluss – sogar im Flow. Halbwegs entspannt, produktiv, kreativ und mit den allermeisten Dingen im Reinen. Und doch verspüre ich immer mal dieses leise Nagen im Hinterkopf, dass mir wohl sagen möchte, dass es an der Zeit wäre, sich etwas Neuem Anderen zuzuwenden. Mal schauen, womit ich mich dieses Mal ablenke. Vielleicht schreibe ICH ja mal ein Ratgeberbuch über Zeitmanagement? Ich wünsche einen schönen Abend.

Auch als Podcast…

Lost in translation…?

Wenn man sich gut fühlen, richtig schlagfertig klingen, halt irgendwie aus der Masse hervorstechen möchte, benennt man irgendwas mit etwas cool klingendem anderen; wie etwa Synabogalismus. Oder man haut ’nen fetten One-Liner raus. Hauptsache, der fetzt. Oder man ruft jedes Jahr in irgendwelchen Medien die neueste Veränderung der Sprache aus. Ich habe die Tage einen Artikel gesehen, in dem irgendwelche krypischen Kürzel für alltägliche Redewendungen, die zuvor einfach nur ins Englische übersetzt worden waren, als der heiße Scheiß der Kommunikation der Generation Z dargereicht wurden. Keine Ahnung ob die wirklich so texten; afaik abbs have been a thing since the dawn of time: 6/83-1 A und P rot 51. Wer’s nicht versteht: Pech gehabt. Ich glaube ja, das Abkürzungen heute einfach Ausdruck von Faulheit sind. In meinem frühen Informations-Zeitalter hatte eine SMS halt nur eine begrenzte Zeichenzahl, danach wurde automatisch ein zweite SMS drangehängt, die extra kostete. Können sich die Kids heute gar nicht mehr vorstellen; jedenfalls zwang einen das schon aus fiskalischer Sicht zu einer gewissen Kommunikations-Sparsamkeit. Würde ich mir heutzutage manchmal auch wünschen.

Zu altmodisch…?

Dass bei dem ganzen Chitter-Chatter unserer Zeit das eine oder andere in der Übersetzung verloren geht, liegt in der Natur von Kommunikation. Und damit ist noch nicht mal das Abkürzungsgewurstel über zwei bis drei Sprachen hinweg addressiert. Wir können heute zwar längere Zeichenketten verschicken, doch die sozialen Aspekte des Kommunizierens, wie Subtext, Bedeutungsüberschuss, Konnotation, etc. überträgt auch ein Emoji-verzierter Whatsapp-Roman nur äußerst unzureichend. Sprachnachrichten machen es übrigens aus mehreren Gründen kaum besser. Denn auch beim gesprochenen Wort gilt immer noch Watzlawicks drittes Axiom (der Empfänger macht die Botschaft), und dem digital transferierten Gestammel fehlt immer noch ein großer Teil der unbewussten Kommunikationsexpressionen, die unser Körper hinzufügt. Hinzu kommt, dass ich persönlich in der Öffentlichkeit weder etwas in meine Taschenwanze stottere, noch das Gestotter Anderer aus dieser beziehe. Das privat gesprochene Wort hat im öffentlichen Raum nämlich nichts verloren! Außerdem sind die meisten Leute offenkundig nicht fähig, in 60 Sekunden auf den Punkt zu kommen! Das ermüdet mich – und Dinge, die mich ermüden, ignoriere ich mittlerweile immer häufiger. Deshalb kann’s passieren, dass Sprachnachrichten einfach unbeantwortet bleiben.

Dieser Blogpost hier ist ein beredter Beweis, dass ich durchaus gerne und viel digital kommuniziere. Ich weigere mich allerdings schlicht und ergreifend, mir jeden Trend zu eigen machen zu wollen. Ich laufe ja auch seit Jahren in Sneakern, Jeans und T-Shirts in gedeckten Farben herum (sehr oft schwarz), und interessiere mich nicht für Mode-Trends. Mal davon abgesehen, dass ich in Hochwasser-Skinny-Jeans oder einem Jogging-Anzug einfach schreiend lächerlich aussähe, ist das nicht MEIN STYLE. Das Gleiche gilt uneingeschränkt für mein Kommunikationsgebahren. Ich hatte vor gar nicht langer Zeit eine Begebenheit im Lehrsaal, als ich „Meme“ nicht „Miem“ sondern „Meme“ aussprach; sehr zur Belustigung einiger Schüler. Was ich erzählen wollte, haben sie trotzdem verstanden. Der Punkt ist – es ist mir ziemlich egal, ob meine Ausdrucksweise als Anachronismus wahrgenommen wird (GOOGELT DAS FREMDWORT, WENN IHR ES NICHT KENNT), oder als „trendenziell“ uninformiert, oder nicht am Puls der Zeit, etc. Ich bin nämlich kein Kind dieser Zeit, habe aber immer noch Puls; also verhalte ich mich auch so! Alles Andere wäre meiner Persönlichkeit, meinen Aufgaben, meinem Standing und meinem Alter unangemessen.

Ideen und Gedanken Oldschool – funktioniert auch ohne Strom…

Das Bild beweist, dass ich trotz des bestehenden Anachronismus das Re-Mixen und den Mash-Up immer noch ganz gut beherrsche. Das Beste aus beiden Welten – der „Neuen“, in der angeblich nun die Generation Z vorgibt, was gerade „in“ ist, und der „Alten“, in der wir Generation X-ler angeblich keine Ahnung mehr haben, wie der Hase läuft – ist, was ich für alles (un)mögliche nutze: mein kreatives Tun, mein Pädagogen-Dasein, meine kleinen Fluchten aus dem Hier und Jetzt, meine Hobbies; und was weiß ich nicht noch alles andere. Die Meta-Perspektive aus dem Digitalen (nämlich meinem Blog) auf das Analoge (mein ledergebundenes Journal), welches das Digitale (das kleine Bild wurde mit einem Sprocket-Drucker aus einer Handyfoto-Datei angefertigt…) halbwegs geschmeidig assimiliert ist es, die diese Gratwanderung aus meiner Sicht hinreichend illustriert. Und jetzt kommt ihr, Z-ler!

Das Wort Synabogalismus gibt es übrigens überhaupt nicht. Es ist ein Kunstwort, welches wir nutzen, um Ausbilder in Ausbildung dazu zu bringen, spontane Rede zu trainieren. Zwei Minuten lang über einen Terminus schwadronieren zu müssen, den man nicht kennt und der auch gar keinen Sinn ergibt, trainiert die Schlagfertigkeit; dieses seltsame Wort „Schlagfertigkeit“ (man soll ja reden, OHNE jemanden umzuhauen) ist aber auch nur eine Bezeichnung für die Gleichzeitigkeit von Reden und Denken. Ich fühle mich – dank viel Training – jedenfalls nicht „Lost in Translation“, wenn ich in irgendwelche Kommunikations-situationen mit den unterschiedlichsten Gegenübern gehen muss. Ich gehe vielleicht nur nicht immer auf jede Spitze ein; denn wenn ich heutzutage einfach nicht mehr über jedes verbale Stöckchen springe, dann eher, weil ich – zumindest gelegentlich – schneller übersetze, als manch anderer, und mir deshalb aussuchen kann, auf welchen Style-Train ich aufspringen möchte; und auf welchen eher nicht. Erfahrung ist halt durch nichts zu ersetzen, außer durch mehr Erfahrung. Übersetzt ihr noch – oder denkt ihr schon? Schönen Abend noch…

Auch als Podcast…

An manchen Tagen, möchte man fort…

Schaukel mich rüber, über den Fluss!
Ich will nicht fort hier, ich muss!
Ich spür‘ kaum noch, leb‘ kaum noch,
den Zahn der Zeit, den spür ich jedoch.

Suche nach Willen, suche nach Kraft,
die, was zu tun, irgendwie schafft.
Existiere im Jetzt, sehn‘ mich nach Morgen.
Was wahres Leben, bleibt grad‘ verborgen.

Wie dunkles Tuch, kühl und dumpf.
In meinem Kopf ein einziger Sumpf.
Trüg mich die Schaukel doch über den Fluss
Aus dem Morast hier, fort ich muss!

Es bleibt mir ein Rätsel, was kann ich tun?
Geh immer noch vorwärts, müsste doch ruhen.
Lieg nachts wach, schau auf den Mond,
dieser Anblick ist mir lang schon gewohnt.

Doch im Morgen, nach dem ich mich sehnte,
mich einmal wieder bess’rer Dinge wähnte,
ist doch nur wieder der Sumpf, ohne ein Ende.
Wann kommt sie wohl, meine Gedankenwende?

Seh‘ ich die Schaukel, wird mir bald bewusst,
sie schwingt immerfort, quert doch nie den Fluss.
Also bleiben wir zusammen, im Hier und Jetzt
Besser wär’s dann wohl, wenn man das schätzt…

Darf’s ein bisschen weniger sein?

Es ist NICHT interessant, sondern WIDERLICH, was auf manche Aufforderung zur Solidarität, oder auch mal zum Verzicht, um dem ungerechtfertigten, illegalen, brutalen, grausamen Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine wenigstens ein Zeichen entgegenzusetzen, so durch die Kommentarspalten der antisozialen Medien schwappt: Politiker sprechend davon, einfach mal etwas weniger zu heizen – und der Mob geifert! Politiker rechtfertigen die massiv gestiegenen Sprit- und Gaspreise – und der Mob geifert! Politiker bitten Bürger*innen um Übergangsquartiere für Kriegsflüchtlinge – und der Mob geifert! Weil sie alle glauben, dass der Besitzstand etwas Gegebenes ist, ein Recht, dass ihnen niemand wegnehmen kann. Fragt doch mal die Ukrainer, die jetzt herkommen, was ihnen geblieben ist? Fakt ist, dass es KEIN RECHT AUF BESITZSTANDSWAHRUNG GIBT! Und das wir Deutschen gut daran tun, dankbar dafür zu sein, dass wir global betrachtet zu den absoluten Gewinnern der Phase nach dem 2. Weltkrieg gehören; die übrigens endgültig vorbei ist! Aber wenn man Jahrzehnte lang mit dem Gleichen berieselt wird (etwa der „Das Boot ist voll!“-Rhethorik, oder dem Märchen, dass die Beschäftigten den Gürtel enger schnallen müssen, während mit den Renditen auch der Gini-Koeffizient steigt), glaubt man das irgendwann auch – und macht sein Kreuz bei den Apologeten wirtschafts-freundlicher Politik. Danke für nichts CDSUDP!

Wenn man dann noch ein paar Tröpfchen latenten Rassissmus dazugibt, die im niemals wirklich entnazifizierten Deutschland auf den fruchtbaren Boden dumpf-völkischer, xenophober, chauvinistischer, nationalistisch durchseuchter Ideologien in so manchen Köpfen fallen, hat man die AfD; und auch jene Vertreter, die noch einen Ticken weiter Rechts sind. Scheiß-Nazis halt. Und diese braunen Schweine schaffen es immer und immer wieder, jene abzufischen, die sich abgehängt, marginalisiert, nicht gehört, nicht respektiert fühlen – egal, ob dies objektiv der Fall sein mag, oder eben nicht. Einfache Antworten auf komplizierte Fragen standen halt schon immer hoch im Kurs. Weil selber denken ja so sehr anstrengt! Und in diese Melange aus Blut-und-Boden-Rhethorik, Existenz- und Abstiegsangst, sowie Hilflosgkeit im Angesicht des Ungeheuerlichen platzen fliehende Menschen, die dieser beknackte moskowitische Diktator und seine Oligarcho-Kleptokratie in deren Heimat angegriffen haben, einfach, weil sie Bock darauf hatten, und es innenpolitisch opportun war. DENN ES GIBT KEINE RECHTFERTIGUNG FÜR DIESEN KRIEG!

Eigentlich wollte ich mich nicht mehr damit befassen, aber wo auch immer man hinschaut, hinhört, hinkommt, gibt es kein Entrinnen – die Bilder, die Geschichten, das Grauen sind omnipräsent – und die Auswirkungen des Krieges für uns alle spürbar. Und wenn nur am verdammten Geldbeutel! Ja…am verdammten Geldbeutel, der offenkundig für viele Menschen hierzulande die Humanität, die Solidarität, den Altruismus und den Glauben an das Gute im Menschen endgültig ersetzt hat. Wohin man blickt, nur Homo Oeconomicus, der rumjammert, dass er etwas von seinem ungeheuerlichen Wohlstand hergeben soll. Leute, die in selbstgefälligem Whataboutism darauf hinweisen, dass es Obdachlose in der Stadt gäbe, denen man zuerst helfen solle (das sind Bundesweit übrigens ca. 45.000, im direkten Vergleich zu den über 2.000.000, die auf der Flucht vor dem Krieg sind). Die sich darüber aufregen, dass der Sprit so teuer ist, dass sie bald nur noch für den Betrieb des Fahrzeuges arbeiten.

Machen wir hierzu mal eine kurze Rechnung: statistisch fahren PKW in der BRD ca. 13.700 KM/anno. Nehmen wir aber für die vielen, vielen armen Pendler großzügig einen Median von 20.000KM/anno an, und gehen davon aus, dass ca. 70% davon für den Weg zur Arbeit und zurück benötigt werden: 14000KM : 100 = 140 x 7,5l/100KM => Jahresverbrauch für den Arbeitsweg 1050 Litern, aufgerundet, weil großzügig: 1100 Liter. Bei den gegenwärtigen Spritpreisen ( 2021: 1,50€/l – jetzt 2,25€/l für Benzin) bedeutet das eine Mehrausgabe von ca. 825,00€/anno – oder 70€/Monat. Bei unteren durchschnittlichen Monatseinkommen von ca. 2000,00€ bedeutet das Mehrausgaben in Höhe von 3,5%/Monat. Wie das aussieht, wenn man 3000,00€ Haushaltseinkommen ansetzt, kann sich ja jetzt selbst ausrechnen. Ich frage jetzt mal ganz spitz: was macht man den mit den 825,00€? Einmal 7 Tage Malle all-in für eine Person? Super, denn damit ist der ökologische Fußabdruck vollkommen im Eimer. Zurücklegen, für den Fall, dass mal die Waschmaschine etc. kaputt geht? Okay! Die Vereins-mitgliedschaften für die Kinder finanzieren? Verstehe ich! Wie man es auch dreht und wendet, je nideriger das Haushaltseinkommen, desto stärker würde auch ich einen Ausgleich aus Staatsmitteln befürworten. Leider sind aber die, die am lautesten schreien, meistens auch die, die es am wenigsten betrifft – die dafür aber mächtige Dogmen im Hinterkopf haben.

Unser Problem sind keine Kriegsflüchtlinge, oder das unbedingte Festhalten-Müssen an liebgewonnenen, schlechten Angewohnheiten (wie überdimensionierte Verbrenner für den Weg zur Gammelfleischtheke), sondern, dass wir immer noch die Zocker, die Manchester-Kapitalisten und ihre speichelleckenden Lobbyisten bestimmen lassen, was gut für uns ist. „Konsum ist gut! Verzicht ist böse, weil schlecht für die Wirtschaft. Ihr müsst konsumieren, und immer schön neidisch auf den Tisch des anderen schielen, damit ihr ja nie zufrieden seid, mit dem was ihr habt. Oder euch mit- anstatt übereinander unterhaltet, und plötzlich womöglich feststellt, dass wir euch seit Jahrzehnten verarschen, ausbeuten und gefügig zu halten versuchen…“ Wenn ich solchen Schrott im Kopf habe, kann ich natürlich nicht mit offenen Armen auf diese Menschen zugehen, die gerade durch halb Europa geflüchtet sind. Und wenn jetzt jemand daher kommt und rumnölt „…aber Schengenabkommen und Erstaufnahmestaat…“ – die meisten hocken in Polen, und warten, wie sich die Situation entwickelt. Ukrainer von hier sind aufgebrochen, um sich der Armee anzuschließen. Jene, die bei uns landen, haben – aus welchen Gründen auch immer – Angst um ihr Leben.

Ich fahre Bahn anstatt Auto. Wir schauen, was wir abgeben und vielleicht noch spenden können. Und wir missen trotzdem nichts. Was braucht IHR denn, um euch gut zu fühlen?Also ICH fände Frieden ganz toll. Gerechtigkeit für diesen lupenreinen Diktator Putin und seine Räuber-Bande. Eine etwas bessere Verteilung von Ressourcen und damit Chancen. Weniger Streit, weniger Neid, weniger Verschwendung, weniger Dogmen. Denn nicht nur manchmal ist weniger am Ende einfach mehr. Mehr für Alle. Bis die Tage. Bleibt gesund!

Auch als Podcast…

Was meine Leiden schafft…?

Fluch und Segen zugleich – dass ist meine Arbeit für mich. Segen, weil ich meinen Job und meine persönlichen Interessen, ja sogar meine Hobbies ziemlich oft verdammt gut miteinander kombinieren kann. Fluch, weil ich immer noch glaube, dass manche Worte, die im Geschäftsleben gerne mal so dahingesagt werden, tatsächlich wahr sein könnten; und weil Menschen nun mal häufig nicht sagen, was sie denken oder wissen… Womit wir bei meiner Leiden-Schaft wären: Ich bin, unumwunden gesagt, ein Harmoniebedürftiger Mensch. Ich mag es, wenn mein Umfeld gut miteinander auskommt, und ich liebe es, wenn Teammitglieder zusammen funktionieren – nicht nur auf fachlicher, sondern auch auf menschlicher Ebene. Wenn es läuft wie geschmiert, und auch schwierige Aufgaben plötzlich pille-palle einfach werden. Wenn man sich versteht, ohne allzu viele Worte verlieren zu müssen. Wenn nicht jeder einen Riesen-Bohei um sich selbst macht…

Das ist jedoch in manchen Settings ein eher seltenes Ereignis. Denn wir Menschen sind halt darauf gepolt, unseren Selbstwert herstellen, erhalten und ggfs. auch steigern zu müssen. Weil eine positive Erzählung unseres Selbst uns davon abhält, verrückt zu werden. Oder besser gesagt, unser Selbst zu verlieren; im wahrsten Wortsinn. Je nachdem, wie der Rest der Persönlichkeit rings um den, mehr oder minder stabilen Prozess Identität strukturiert ist – also ob man eher ein egoistischer Narziss, ein altruistischer Humanist, oder, wesentlich wahrscheinlicher, irgendetwas auf dem langen Schieberegler dazwischen ist – wirkt sich das auf das Funktionieren der sozialen Aspekte von Leben aus; und damit natürlich auch auf die sozialen Aspekte von Arbeit. Wenn man sich nun – vorrangig, oder gar beinahe vollständig? – über seine berufliches Selbst definiert, seine Identität vom Erwerb beruflicher Meriten abhängig macht, bedeutet das eine Verengung der Perspektive, einen Verlust von Metareflexion, weil alles nur funktional betrachtet wird – bringt mich das weiter, oder ist das Kunst und kann weg? Das ist keine sehr gesunde Art, sein Leben zu leben. ICH weiß es, denn ich war dort…

Ursprünglich hatte ich versucht ein VLOG mit einem etwas anderen technischen Setting aufzuzeichnen. Hab meine Olympus OMD EM-10 Mk4 in Stellung gebracht und in 4K30 gefilmt. Mit Perspektive und Licht gespielt. Getelepromptet. Sah wesentlich besser aus, als mit der döseligen Logitech Brio; selbst der Ton war gut. Und dann habe ich die Arbeit von zwei bis drei Stunden in die Tonne getreten, weil ich beim zweiten drüber Nachdenken zu weinerlich klang – und überdies Interna genau das sind – intern! Aus der isometrischen Perspektive betrachtet gibt’s da halt ein paar Leute, denen ich im Laufe der nächsten Woche auf den Zahn fühlen, oder auch mal Bescheidstoßen muss; aber das ist nichts, was hier ausgefochten werden soll oder kann. Zumal mein Punkt ja schon sichtbar geworden ist – es ist immer die Leidenschaft, die Leiden schafft! Weil Personen und Dinge, die einem am Herzen liegen ungefiltert und ungebremst die Klaviatur meiner Seele bespielen, die unterschiedlichsten Emotionen auslösen können, ohne sich dafür euch nur ein Jota anstrengen zu müssen. Was im Moment vor allem ein Ding betrifft, nämlich meine Arbeit.

Es sind im Moment die Tätigkeiten, deren Ertrag noch im Ungefähren bleiben muss, die mir besondere Freude bereiten, mich in Flow versetzen, und mich als Mensch vorwärts bringen; der Ertrag muss im Ungefähren bleiben, weil man viele Rahmen-Parameter des eigenen Tuns auch als Schulleiter nicht beeinflussen kann. Das ist der Segen, von dem ich ganz oben sprach. Das ist das Salz in der Suppe, der morgendliche Blick auf etwas Schönes, das Gefühl von Sinn und – nun ja, das könnte jetzt pathetisch hohl klingen, aber ich sage es trotzdem – von Bestimmung! Ich bin, im Grund genommen da, wo ich hinwollte und wo ich hingehöre. Subtrahieren wir davon den ganzen Sumpf aus Ärger – meinen Fluch – bleibt immer noch genug übrig, was mich vorerst an Ort und Stelle hält. Man muss hier ganz einfach sagen, dass so etwas immer eine Kosten-Nutzen-Rechnung bleibt, die nicht nur fiskalische Gesichtspunkte einbeziehen darf, sondern eben auch weiche Faktoren wie „Zufriedenheit“, „Wertschätzung“, „Teamplay“, „Entwicklungsmöglichkeiten“, usw. Je älter man wird, desto wichtiger ist einem im übrigen Freizeit. Weil man genau weiß, dass man nicht mehr so viel Zeit übrig hat, wie mit 18…

Ich würde es nicht wirklich als Leiden betrachten wollen, wenn menschliche wie sachliche Störungen meinen Flow, bzw. die Hinwendung zu meinen Leidenschaftenn unterbrechen, oder mich davon abhalten, überhaupt erst „rein zu kommen“; eher als nervtötendes Rauschen, das vom Wesentlichen ablenkt. Klingt es arrogant, wenn ich sage, dass ich relativ schnell vergessen kann, was Menschen mir gesagt haben, wenn ich dessen Relevanz für den jeweiligen Gesamtprozess als gering einschätze? Vielleicht – ist mir aber egal! Ich lerne immer besser, meine persönlichen Ziele wahrzunehmen und auf diese hin zu arbeiten, und auch mal auf Dinge oder Menschen zu scheißen, die mich nur aufhalten. Jenen, mit denen ich lebe, regelmäßig arbeite und denen ich für ein Gespräch (fast) immer zur Verfügung stehe sei gesagt, dass ich euch NICHT als Hindernisse, Ablenkungen oder Rauschen wahrnehme, sondern als Individuen, die meine Aufmerksamkeit verdient haben. Die anderen merken schon, wenn das nicht so ist. Und nun, genug von Leidenschaften geredet – das Wetter ist schön, der Sonntag noch jung… wir hören uns!

Auch als Podcast…

KANAL VOLL!

Ich habe lange darüber nachgedacht, WIE SEHR ich mich auskotzen möchte. Die Antwort lautet: JA! Ich habe die Schnauze endgültig voll, meine Kraft ist aufgebraucht, meine Geduld sowieso, und um mein Resilienzlevel ist es im Moment auch nicht besonders bestellt. Ich würde manche Leute gerne schütteln und sie einfach mal fragen: BIST DU BEHINDERT? Step by Step hat sich in den letzten Wochen ein Szenario verdichtet, dass mitzutragen und zu ertragen ich nicht mehr bereit bin. Zuallervorderst: ich halte mich immer noch an alle Maßnahmen. Und ich setze diese auch durch, wo ich dafür verantwortlich bin. Ich ertrage diese nur nicht mehr! Wir verarschen uns nämlich furchtbar selbst, wenn irgendjemand denkt, dass Corona wieder verschwindet, oder bis zum 21.03 endemisch wird. Beides ist so wahrscheinlich wie eine Vampirhochzeit in einer Kirche. Dennoch kommen von der Politik immer wieder Durchhalteparolen, die auf einen einzigen Parameter abstellen: die Vermeidung der Überlastung des Gesundheitswesens. Ich finde das ehrlich gesagt mittlerweile lächerlich, denn als selbst in diesem Bereich Tätiger weiß ich, DASS DAS GESUNDHEITSWESEN SEIT 15 JAHREN ÜBERLASTET IST, IHR SPAGALLOS IN BERLIN!

Wenn man sich mal die Mühe macht, Google Scholar anwirft (das ist der Teil von Google, wo man wissenschaftliche Papers findet! Ja sowas gibt’s) und die Suchphrase „Belastung Gesundheitswesen Corona Studien“ eingibt, kommen mehrere Seiten mit Suchergebnissen, deren Inhalte sich mit den psychischen Belastungen des Personals im Gesundheitswesen durch die Pandemie befassen. Es interessiert sich schon lange keiner mehr dafür, ob wir genug Intensivbetten haben. Denn die hatten wir 2018 in der Grippeepidemie auch nicht, die ca. 40.000 Todesfälle verursacht hat. Ich war dabei, und es hat kein verdammter Hahn danach gekräht, ob irgendwer überlastet ist. Es war für uns, wie alle Jahre zuvor, business as usual! Vor diesem Hintergrund kann ich das Mantra unseres Bundesgesundheitsfliegenträgers, den ich im Übrigen ansonsten für einen durchaus fähigen Menschen halte, nicht mehr hören; DENN ES KLINGT WIE HOHN IN MEINEN OHREN!

Man könnte jetzt meinen, dass ich so ein Covidiot bin. Wer das meint, hat bis hierher schon abgeschaltet, aber jene, die mich kennen, wissen, dass dem nicht so ist. Denn am Anfang waren die Maßnahmen gut, sinnvoll, situationsangemessen, und haben uns vor größerem Leid bewahrt. Doch die Politik – und auch viele andere – haben nichts dazu gelernt. Wir antworten immer noch, immer wieder UNDIFFERENZIERT mit den gleichen Maßnahmen, wie zu Beginn der Pandemie vor zwei Jahren, obschon sich der Keim mittlerweile vielgestaltig verwandelt und diversifiziert hat, obwohl die Impfsituation sich – vielen Trotteln zum Trotze – höchst positiv entwickelt, und die immer wieder beschrieene Überlastung des Gesundheitswesens schon lange wieder auf Normallevel ist; wie schon erwähnt: Überlastung ist im Gesundheitswesen seit Jahrzehnten normal. Ungefähr seit der Zeit, da ein gewisser Gesundheitsminister Seehofer in der 90ern des vergangenen Jahrhunderts die martwirtschaftliche Wende im Gesundheitssektor durch die damalige Gesundheitsreform beschleunigt hat.

Man nimmt nun für die fortgeführte Durchsetzung der Maßnahmen Schäden in Kauf, die aus meiner Sicht nicht mehr im Verhältnis zum Nutzen stehen: psychische Schäden durch die Isolation und das persistierende Bedrohungsszenario. Wirtschaftliche Schäden, die keinesfalls, wie anfangs von der Politik zugesichert, durch Hilfsmaßnahmen sinnvoll abgemildert wurden. Soziale Schäden, wie eine messbar schlechtere Gleichberechtigung der Frauen, eine Zunahme rassistischer Gewalt und das Erstarken radikaler politischer Strömungen. Ordnungspolitische Schäden, wie das Überstrapazieren des Art 2, Abs. 2 GG zu Lasten des Art 2, Abs. 1 GG. Lange Zeit habe ich das aus Überzeugung mitgetragen. Nun bin ich überzeugt, dass jedwedes Maß, jedewedes sinnvolle Ziel, und jedwede Vision für eine Zukunft nach der Pandemie verloren gegangen sind; und derzeit vielmehr die Situation – und damit wir Bürger – zu Tode verwaltet werden, anstatt Zukunft neu zu gestalten. Wohin soll das führen?

Ich bin über alle Maßen erschöpft von diesem Mist. Verzweifelt, weil ich nach zwei Jahren für die Institution, die zu organisieren ich aufgerufen bin, immer noch und immer weiter auf eingeschränkte Sicht fahren muss. Angeekelt von der Planlosigkeit unserer Politiker, die jetzt noch dazu hinter dem von Putin verursachten geopolitischen Skandal, humanitären Desaster und unfassbar unverschämten Drohszenario in der Ukraine herputzen müssen. Bombt diesen drittklassigen Oligarchenarsch wirtschaftlich weg, und kümmert euch endlich angemessen um die Innenpolitik. Russland hat in etwa das BIP von Texas, WEN ZUM TEUFEL INTERESSIERT RUSSLAND? Ganz ehrlich – ich kann nicht mehr, ich will nicht mehr und ich weiß auch nicht mehr. Ich will endlich Frieden. In der Welt! In meiner Hood! Auf der Arbeit! In meinem Kopf….! Ich weiß nicht, wie es euch Anderen da draußen geht, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass bei den meisten noch allzu viele Reserven übrig sind. Und die müssen nun mal irgendwann aufgefüllt werden. Und wenn jetzt jemand von Long Covid anfängt: JA, Corona ist ein Arschloch. JA, auch Impfen hilft nicht 100%, JA, die Schwächsten muss man schützen, das verlangt der Solidaritätsgedanke. Das entbindet jedoch nicht von der Frage, WER denn nun JETZT tatsächlich diese SCHWÄCHSTEN sind, und WARUM? Denkt mal drüber nach. Gute Nacht.

Erwachsen bilden N° 40 – Krea…. was für’n Gedöns…?

Es fühlt sich, wenn man mal von den vorherrschenden Temperaturen absieht, fast schon ein bisschen an, wie Frühling. Die Sonne scheint, der Himmel ist blau und kaum ein Wölkchen zieht durch. Nice, wie manche meiner Freunde und Bekannten sagen würden. Wenngleich sich mir immer noch nicht erschließt, warum sich dieses englische Wort ausgrechnet jetzt, ausgerechnet auf diese Art in unsere Sprache geschlichen hat; die zudem streckenweise doch um einiges variantenreicher ist, als das Englische. Schwamm drüber. Jedenfalls ist das Wetter der Vitamin-D-Produktion, und damit direkt meiner Stimmung zuträglich. Selbst, wenn ich dieses Wochenende ein bisschen arbeiten muss. Wobei Arbeit ja so ein Begriff ist, den man erst mal ganz individuell definieren sollte. Um’s klar zu sagen: ich maloche nicht! Ich habe früher wesentlich mehr körperlich gearbeitet, als heute; doch mittlerweile bin ich einer von diesen privilegierten „Sesselfurzern“, wie manche Menschen das gerne nennen. Menschen, die denken, dass man nur arbeitet, wenn die Muskeln was zu tun haben und der Schweiß rinnt. Nun ja; ich bin ein Wissensarbeiter: ich denke mir aus, wie man anderen beibringt, ihren Job zu beherrschen – der übrigens auch körperliche Arbeit beinhaltet. Ist bei der Rettung halt so. Könnte ein Dilemma sein – muss es aber nicht.

Das Problem mit der Wissensarbeit ist Folgendes: man kann sie (genauso wie psychische Erkrankungen) nicht unmittelbar sehen, fühlen, riechen hören, schmecken. Nur die mittelbaren Ergebnisse, wie etwa erstellten Content (Präsentationen und so’n Kram), geplante Curriculi, gehaltene Unterrichtsstunden, korrigierte Klausuren und so was. Wie viel Arbeit in solche Bausteine unserer Pädagogen-Arbeit fließt, oder nicht, können die Rezipienten kaum beurteilen. Noch weniger können irgendwelche anderen Menschen, die an meinem Büro vorbeikommen genau wissen, wie viel oder wenig ich aktuell arbeite. Wir haben halt keine kleinen Displays auf der Stirn, die z.B. anzeigen, zu wie viel Prozent, die CPU gerade ausgelastet ist. Und es gibt bei uns keine STRG+ALT+ENTF-Tastenkombi, die den Taskmanager öffnet. Rechter Nippel, Linker Nippel, Nase funktioniert nicht – und würde in einigen Konstellationen auch zu pikanten Problemen führen… Also sind wir bei einer Black Box, welche die tatsächliche Leistung im Obskuren belässt. Das ist bei vielen sogenannten Bullshit-Jobs auch so; mit dem kleinen, aber feinen Unterschied, dass die Ausbildung von Rettungsfachpersonal in der Tat einen gesamtgesellschaftlichen Mehrwert erzeugt: durch den Erstangriff zur Erhaltung von Gesundheit (und damit Arbeitskraft) von Menschen, die akut erkranken oder verunfallen. Das ist nämlich unsere eigentliche Stellenbeschreibung.

Nun erfordert diese Ausbildungsarbeit, dass wir nicht nur irgendwelches Fachwissen und isolierte Skills vermitteln, sondern auch eine Einstellung; eine Grundhaltung zu den Menschen, zum Leben, zum Gesundheitswesen, und schließlich zur Gesellschaft und der jeweils eigenen Rolle darin. Alles andere als trivial – und ohne ein paar Vorbedingungen auf Seiten der SuS eigentlich nicht zu schaffen. Und hier kommt die Kreativität ins Spiel. Wie stellt man z. B. das Begriffspaar Segregation – Integration und dessen Bedeutung für unser Gewerk Rettungsdienst so dar, dass einerseits die Begriffe verstanden werden, und andererseits die SuS beginnen, ihre eigenen Rollen zu reflektieren; damit sie irgendwann fähig sind, stets situationsadäquat zu helfen? Ich werde auf diese Frage hier keine Antwort geben, weil meine Erfahrungen zeigen, dass es verdammt viele Wege nach Rom gibt. Aber, wie Nietzsche sagte: „Dem guten Frager ist halb geantwortet.“, nicht wahr..? Es geht also darum, mit Hilfe kreativer Ideen die SuS dahin zu führen, sich die relevanten Fragen selbst zu stellen – und diese in der Folge auch ganz individuell zu beantworten. Denn der Konstruktivismus sagt ja, dass wir uns alle unsere je eigene Realität erschaffen. Dennoch bedarf es unserer Kreativität als Pädagogen, um den Leuten zu helfen, sich diese Wege zu erschließen!

Nun könnte man mir entgegnen: „DIR fällt das leicht! DU bist kreativ!“ Man könnte das auf den ersten Blick als Kompliment verstehen, tatsächlich ist es aber eine Beleidigung, denn es entwertet drei Jahrzehnte harter Arbeit, um meine persönliche Kreativität zu TRAINIEREN. (Die Inspiration hierzu kommt aus dem Buch „Teach like a PIRATE“ von Dave Burgess) Lange Stunden, die ich in meinem Arbeitszimmer verbracht habe, anstatt etwas „nices“ anderes zu tun. Techniken, in die ich mich eingearbeitet habe, weil ich einfach wissen wollte, wie man so etwas macht; und es dadurch zumindest teilweise rausgefunden habe. Gadgets, die ich von meinem eigenen Budget gekauft habe, weil ich mir davon einen Boost für meine Arbeit erhofft habe – was manchmal besser und manchmal weniger gut funktioniert hat. Content den ich erstellt habe; um ihn, nach dem ersten Einsatz noch mal neu zu erstellen. Workflows, die ich mir erarbeitet, und im Lauf der Zeit immer wieder modifiziert habe, bis sie flutschen. Und so weiter, und so fort. Man IST nicht EINFACH kreativ! Man WIRD es durch TRAINING! Und das kann jeder Mensch. Manche kostet es vielleicht mehr Anstrengung – aber kreativ werden kann jeder. Und dazu sind nur ein paar einfache Dinge notwendig:

  • Habt immer irgendein Tool zum Ideensammeln bereit! Egal ob ein Notizbüchlein, die Kamera und die Sprachmemofunktion eures Smartphones (das Ding ist nämlich nicht nur zum Spielen und Chatten da), oder ein ausgewachsenes Journal (etwa ein Scrapbook). Es sollte etwas sein, dass ihr überall mitnehmen könnte. Denn Ideen ist es nämlich egal, ob ihr gerade die Küche kehrt, durch den Pfälzerwald wandert oder einen Stall ausmistet…! Wenn sie kommen, müssen sie sofort eingefangen werden, sonst sind sie weg!
  • Gestaltet euch ein Ordnungs- und Aufbewahrungs-System! Was mir jetzt gerade nichts nutzt, ist vielleicht für ein anderes Projekt im nächsten Jahr gut. Und dann solltet ihr es wiederfinden. Spätestens jetzt schlägt, wenn ihr kein hochmobiles Endgerät wie ein Tablet habt (der Smartphonebildschirm ist für vieles einfach doch zu klein), oder wenn Strom gerade rar ist, die Stunde eines klassischen Journals oder Scrapbooks. Am besten eines mit austauschbaren Inlays.
  • Sucht nach anderen, neuen Erfahrungen! Dazu sind übrigens nicht zwingend lange Reisen notwendig. Manchmal reicht schon eine Wanderung im Wald, oder ein Spaziergang in die Stadt. Ihr müsst nur eure Augen und Ohren aufmachen, anstatt die ganze Zeit auf den Bildschirm zu glotzen, oder euch mit Noise-Cancelling-Kopfhörern auf Autopilot zu schalten. Im öffentlichen Raum haben diese Dinger eh nichts verloren!
  • Probiert neue Techniken und Gadgets aus! Denn nur, wer halbwegs am Puls der Zeit bleibt, wird mit seinen Ideen und Projekten die Menschen abholen, die sowieso schon am Puls der Zeit sind; und durch gutes Beispiel evtl. auch die anderen motivieren können, doch noch etwas dazulernen zu wollen.
  • Lest Bücher! Und dabei ist es mir egal, ob ihr die Haptik von Papier bevorzugt (so wie ich), oder einen E-Book-Reader benutzt – aber lest Bücher! Lest Bücher, die ihr nicht nach dem Cover kauft! Lest Bücher, die nicht eurem bevorzugten Themengebiet entsprechen! Lest Bücher, die ihr irgendwo findet und lasst euch überraschen! Das gilt auch für Zeitungen, Zeitschriften, und im begrenztem Maße für Bewegtbilder.
  • Verlasst bewusst eure Komfort- / Faulheitszone! Wenn ihr merkt, dass ihr feststeckt, macht was Neues! Es muss nicht unbedingt Skydiving sein (obwohl das bestimmt ein grandioser Kick ist) – aber tut etwas, dass euch andere Perspektiven eröffnet! Und bleibt nicht die ganze Zeit auf eurer Couch hocken – es sei denn ihr beherzigt gerade den voran gegangenen Ratschlag!
  • Sucht euch bei Bedarf Peer Reviews! Zumindest manchmal kann es eine gute Idee sein, ein kreatives Projekt mit jemand anders zu diskutieren; vielleicht sogar mit jemandem, der gar nicht so viel mit eurer Arbeit oder dem Thema zu tun hat. Das frischt nämlich die Meta-Perspektive auf.
  • Findet mehr Punkte für euer persönliches Kreativitäts-Trainingsprogramm! Vieleicht wollt ihr mir ja davon berichten. Einstweilen ein schönes Wochenende.
Burgess, D. (2012): Teach like a PIRATE. San Diego CA: Dave Burgess Consuling Inc.
Auch als Podcast…