Rollenspiel für Dummies #12 – Wie auf Schienen?

Man stelle sich vor, man säße am Monopoly-Spielbrett, hat gerade das richtige Feld erreicht, überdies ausreichend Vermögen zur Verfügung und ist gerade im Begriff, noch ein schönes Hotel auf die Parkallee zu stellen, als von links eine Hand ins Bild kommt, einem die Scheine, das Holzklötzchen wegnimmt und die Spielfigur ins Gefängnis setzt… da wäre man echt sauer, oder? Im Rollenspiel nennt man das „Railroading“, weil die Charaktere dabei wie auf Schienen durch ein Abenteuer geführt werden, ohne dass ihre Ideen und Entscheidungen etwas am Fortgang der Ereignisse ändern könnten.

So etwas kommt zu Stande, wenn der Spielleiter auf Teufel komm raus seine eigene Version der Geschichte erzählen möchte. Ich hatte schon darüber gesprochen, dass Rollenspiel eigentlich ein gemeinsamer Schaffensprozess ist. Echtes Railroading jedoch missachtet das Prinzip des kollaborativen Erzählens, indem der Spielleiter entweder die Ergebnisse der getroffenen Spieler/Charakter-Entscheidungen ignoriert oder verfälscht; natürlich mit dem Zweck, ein bestimmtes Ergebnis, (s)einen vordefinierten Ausgang der Geschichte zu erzwingen. Was auch funktioniert – für den Spielleiter…! Ich als Spieler fühle mich dann allerdings verarscht, wenn das, was mein Charakter tut oder lässt keinen wirklichen Einfluss auf die Geschichte hat. Dann schaue ich mir lieber einen Film an, oder lese ein Buch.

Nun ist es nicht so, dass der Spielleiter immer mit Gewalt Szenen umdreht, seine eigenen Würfelergebnisse ignoriert, den eigentlich sicheren Kill eines Gegners nicht zulässt, oder den Charakteren auf andere Weise ihr Spotlight vorenthält. Manchmal übt sich der Spielleiter auch nur in Nudging. Verteilt kleine, subtile Schubse, um bestimmte Ereignisse zu triggern. Meine Gattin, die auch schon lange spielt meinte, dass dies im Zusammenhang mit dem Charakterspiel durchaus hilfreich sein kann, wenn der Charakter von eher passivem Gemüt sein soll. Sobald es jedoch zu starken Einfluss auf die Gesamtgeschichte nimmt, wird es auch ihr lästig. Ganz gleich wie stark oder schwach ausgeprägt diese Einflussnahmen auch sein mögen, sie sind stets ein Versuch, die eigenen Ideen des Spielleiters als Lösungsweg durchzusetzen. Dass es ein Dutzend andere (bessere?) Möglichkeiten gibt, das Problem zu lösen, wird dabei schlicht ignoriert – ebenso, wie die Autonomie der Spieler und ihrer Charaktere.

Sicher gibt es hier graduelle Unterschiede und solange die Charaktere ansonsten ihr Ding machen können, akzeptieren die Spieler kleinere Eingriff in die Persönlichkeitsentwicklung ihrer Spielfiguren oft sogar ganz gerne.; werden dadurch doch nicht selten auch Aktionspunkte für neue Geschichten eingestreut.  Die beobachtbare Differenzierung zwischen der Entwicklung von Geschichte und Charakter ist insofern signifikant, als sie ein spezielles Problem des Rollenspiels aus Sicht des Spielentwicklers offen legt: in den Medien Film und Buch werden diese Elemente als komplementär und parallel betrachtet. Oft liest man in Filmkritiken, das der Charakter es an Entwicklung vermissen lässt. Das meint, dass man zum Beispiel keine glaubwürdige Auseinandersetzung der Charaktere mit den moralischen und emotionalen Herausforderungen der Handlung wahrnehmen kann. Der Charakter des Protagonisten muss wachsen oder zerbrechen. Doch im Rollenspiel wollen die Spieler oft zuvorderst Rätsel lösen, Hindernisse überwinden, Gegner besiegen und den Schatz mitnehmen; ihr Charakter hat eine Persönlichkeit, die sich jedoch nicht zwingend direkt kongruent zum Spielverlauf ändern muss.

Im Gegenteil ist dies auch nicht mit der Geschwindigkeit, wie man sie aus Büchern oder Filmen kennt notwendig, denn die Geschichten entwickeln sich meist viel langsamer. Und oft wollen Spieler gar keine Entwicklung, sondern betrachten Persönlichkeit als einen weitgehend statischen Wert, wie etwa die Stärke oder Intelligenz, die auf dem Charakterblatt verzeichnet wurden. Das Problem ist, dass die Spielmechaniken vieler Regelwerke diese Sichtweise unterstützen. Ein großes Problem. Denn wenn ich weiß, dass bestimmte Handlungsweisen meiner Spielfigur durch den Einsatz von Regeln erzwungen werden können, weiß das auch der Spielleiter der dies dann für Railroading ge(miss)brauchen kann. Akzeptiere ich also regelmechanische Eingriffe in die Persönlichkeit meines Charakters, gebe ich damit einen signifikanten Teil meiner Autonomie als einer von mehreren Geschichtenerzählern am Tisch freiwillig an den Spielleiter ab und lade ihn zum Railroading ein.

Wenn ich, anstatt aus einem vorgegebenen Katalog eine, meist eng definierte „Gesinnung“ auszusuchen, eine detailliertere Beschreibung der moralischen Vorstellungen, der Motivationen, Ziele, Vorlieben, Fetische, Ängste, usw. gebe, behalte ich die Persönlichkeit meines Charakters unter Kontrolle und gebe dem Spielleiter weniger Angriffspunkte für Railroading. Jene, die unbedingt ihre Geschichte erzählen wollen, anstatt meine Version wenigstens in Betracht zu ziehen, werden trotzdem ihr Ding zu machen versuchen, aber es klappt wenigstens nicht andauernd.

Als Spielleiter und Entwickler implementiere ich kein Gesinnungs-System mehr. Ich mag allerdings Vorgeschichten. Und ob ich auch Railroade…? Nun, das müsst ihr wohl meine Spieler fragen. Ich glaube allerdings, es so oft wie möglich zu vermeiden. Weil ich mich auch gerne überraschen lasse, sonst wird mir zu schnell langweilig. In diesem Sinne – always game on!

Schreibwut?

Man kann ja immer damit hadern, dass man nicht bekommt, was man sich wünscht. Oft genug geht es dabei nur um materielle Dinge. Ich wünschte, ich könnte mir dieses leisten, jenes kaufen, hierhin reisen, dorthin fahren, noch dieses Event mitnehmen, etc. Wer jetzt glaubt, dass ich diese Tatsache geißeln möchte – ein klares NEIN. Will ich nicht, denn wer ohne Sünde ist, und so weiter… So gern ich mir das einreden würde; ich bin nicht frei von solchen, allzu geschickt durch Werbung und Mundpropaganda geschürten, durch Neid und Gier entstandenen Bedürfnissen. Immerhin bin ich ein Zivilisationskind.

Müßig wäre es, darüber zu debattieren, ob ich diesbezüglich besser werden kann. Ich versuche es (mehr kann ein Mensch kaum tun), mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg. Und tatsächlich stelle ich manchmal fest, dass kleine Erfolge, oft gar nicht mit Geld beschafft, meinem Leben Antrieb geben, so wie meine Beziehungen meiner Existenz ein (gefühlt) stabiles Fundament verschaffen.

So habe ich zum Beispiel wieder mit dem Schreiben angefangen. Nein, ich meine nicht mein Blog hier, den ich ja seit einiger Zeit wieder mit größerer Regelmäßigkeit pflege (und die letzten Wochen eben nicht). Ich meine damit mein belletristisches Tun, welches immerhin schon die Co-Autorschaft von sechs Büchern erzeugt hat. Und die nächsten Werke sind nun endlich in der Pipeline. Es hat lang gedauert, die Lust wiederzufinden, denn bloggen und Romane schreiben sind tatsächlich zwei grundverschiedene Dinge. Aber letztlich hat meine Lust auf’s Geschichten erzählen dann doch über meinen inneren Schweinehund gewonnen. Womit auch der Grund für meine geringe Tätigkeit hier erklärt wäre. Denn wenn ein Knoten geplatzt ist, muss man den Flow mitnehmen, so lange er anhält.

Ich glaube, jetzt wieder in stabilerem Fahrwasser zu sein, aber sicher ist man da als Autor nie. Im Übrigen geht es meinem lieben Freund, Co-Autor und Co-Verleger Claus ganz genauso. Auch er ist in einer anhaltenden Schaffensphase und nagt wahrscheinlich genauso wie ich an den Nägeln, wenn er daran denkt, dass es wieder vorbei sein kann. So lange also das Mana fließt, widme ich mich lieber dem einen oder anderen Buchprojekt, als hier allzu viel Energie drein zu geben. Dafür bitte ich um Verständnis. Wenn’s mich allzu sehr juckt, werde ich auch Dinge zum Besten (oder Schlechtesten) geben, die hier aus meinem Kopf wollen. Man liest sich also…

Conversations reloaded #0

Ich hatte vor ein paar Jahren mal eine Idee, die sich auf Interviews mit Kollegen, Bekannten, was weiß ich wem bezog und ich beschrieb diese damals folgendermaßen:

„Ich verfolge keinerlei wirtschaftliche Interessen mit dieser Idee! Ich bin allerdings von dem Konzept der erzählten Geschichte fasziniert und weil ich im Rahmen meines Fernstudiums der Bildungswissenschaft an der FernUni Hagen natürlich auch mit dem Interview als Methode der Sozialforschung in Berührung gekommen bin, möchte ich das hier, allerdings in lockerer, nicht wissenschaftlich orientierter sondern eher Neugier-orientierter Form weiterführen und ausbauen. Zum einen tue ich das, weil ich meine eigenen Skills als Interviewer schärfen will, womit Eigennutz zumindest nicht ganz zu verleugnen ist. Andererseits hoffe ich aber auch, so im Lauf der Zeit eine Art Mosaik mit Geschichten, Ideen, Sichtweisen unterschiedlichster Menschen zusammentragen zu können, das ein zumindest meinem Wunsch nach immer dichteres Gesellschaftspanorama abbilden könnte – nur eben eines, dass von den Menschen selbst erzählt wird.

Dazu möchte ich mich mit meinem jeweiligen Gast gemütlich ins Arbeitszimmer setzen und plauschen, während der Computer via Mikrophon unsere Unterhaltung aufzeichnet. Ich möchte Fragen stellen, wobei ich vorher stets sondieren werde, ob es Themen gibt, die dem jeweiligen Gegenüber für eine öffentliche Antwort vielleicht zu sensibel sind. Ein Nein kann ich immer akzeptieren. Wie schon erwähnt können wir eine kleine Bewirtung mit Kaffee und Kuchen oder Brötchen in den Kontext des Interviewtermins einbauen.

Ich würde für ein solches Interview selbst ca. eine Halbe bis Dreiviertel Stunde ansetzen, irgendwann hat man ja auch keine Lust mehr, oder keine Idee mehr, was man jetzt noch sagen oder fragen könnte und das ist dann auch schon alles. Willkommen ist mir grundsätzlich erst einmal Jeder (die Bezeichnung ist zwar maskulin, aber potentielle feminine Interviewpartner sind natürlich eben so angesprochen). Jemand hatte neulich davon geschrieben, das unsere Meinungen für ein öffentliches Gespräch vielleicht zu konträr wären, aber der Witz eines Interviews ist es ja gerade, den Interviewten zu Wort kommen zu lassen. Meine Meinung soll dabei in den Hintergrund treten. Es mag sein, dass dabei kontroverse Meinungen, ambivalente Äußerungen und Ähnliches zu Tage treten, aber im Grunde ist das auch Zweck dieser Übung, denn den Diskurs in einer Gesellschaft am Leben zu halten bedarf auch verschiedener Ansichten, selbst wenn man persönlich diese vielleicht nicht vertreten mag.“

Es sollte also eine Mischung aus soziologischer Übung, journalistischer Neugier und vielleicht einer kleinen Portion Frechheit werden, und nun möchte ich versuchen, diese wieder aufleben zu lassen. Allerdings werde ich diesmal ganz gezielt Menschen ansprechen, ob sie sich das vorstellen können. Endlich. Es wird Zeit, zu sehen, ob sowas im Kleinen klappen kann. C U.

A snipet of desaster!

Ich erinnere mich an eine Unterhaltung, die ich vor einigen Jahren – es muss wohl während der zweiten Administration George W. Bush gewesen sein – mit einer amerikanischen Dame führte. Fragt mich bitte nicht, wie wir während eines entspannten Abendessens auf Natur-Katastrophen gekommen waren, aber irgendwann sagte sie (Sinngemäß) „Well, we’ve got one natural desaster in the US, that we would very much like to export – Bush!“ Ich glaube, heute kann man mit Fug und Recht sagen, dass er nicht der schlimmste POTUS war. Den Titel hat sich D. Trump wirklich redlich verdient.

Aber wenn ich mich aufregen möchte, muss ich nicht über den großen Teich schauen. Ein kurzer Blick in dieses bundesrepublikanische Schmierentheater, dass sie „Große Koalition“ zu nennen wagen reicht, um alles Pantoprazol dieser Welt unwirksam zu machen. Da krieg ich Sodbrennen, wenn ich mir die Causa Maaßen anschaue. Weg mit der GroKo! Weg mit Maaßen, Weg mit Seehofer (ich bin mittlerweile geneigt, kleinbürgerliche Großmachtträume mit Waffengewalt zu träumen), Weg mit Nahles (BITTE DRINGEND!) und – ich hätte nicht gedacht, dass ich das mal mit solcher Inbrunst sagen würde, wo es doch die ganzen, mir so verhassten Neunationalen die ganze Zeit skandieren – WEG MIT MERKEL!

Diese Regierung und all ihre Protagonisten haben ihr Verfallsdatum weit überschritten. Wir brauchen Neuwahlen, wir brauchen unverbrauchte Gesichter, wir brauchen eine Politik, die nicht aus der Angst vor der AfD reagiert, sondern aus Respekt vor den Wählern und mit Blick auf die anstehenden Probleme proaktiv agiert. Ach und bevor ich es vergesse: WEG MIT GAULAND, HÖCKE, WEIDEL und wie sie alle heißen. Dieses Gesocks hat KEINE Alternative parat. Gute Nacht.

Simplify your workload!

Tja, da sind doch glatt schon wieder zwei Wochen ins Land gegangen. Und eine davon sogar mit arbeiten. Aber eigentlich kann ich mich nicht beklagen, immerhin scheint die Erholung des vergangenen Urlaubes immer noch halbwegs entspannend auf mein Gemüt zu wirken. Anders lässt es sich kaum erklären, dass ich die üblichen Anfechtungen durch Familie und  Arbeitswelt bislang einfach wegatmen konnte. Es mag aber auch daran liegen, dass ich gelegentlich fatalistische Episoden habe (vielleicht sind die auch pragmatisch, der Unterschied hängt ja eher vom Standpunkt ab und ich finde Re-Framing gut). Die Dinge sind halt manchmal, wie sie sind…

Nun schrieb ich hier, dass es in mir gerade mal wieder so einen gewissen Drang nach einem einfacheren Leben gibt. Und dass ich mal darüber meditieren müsste, wie das mit dem Entschlacken bei der Arbeit funktionieren könnte. Grundsätzlich sind wir ja soziale Wesen, d. h. miteinander arbeiten liegt in unserer Natur. Aber doch nicht mit jedem, oder? Man muss auf Arbeit immer mal wieder feststellen, dass es Kollegen gibt und Kollegoide. Diese Letztgenannten sind dadurch gekennzeichnet, dass sie am gleichen Ort arbeiten, vielleicht sogar an den gleichen Dingen, dabei aber immer zuerst an ihr eigenes Fort-Kommen oder wenigstes Gut-Weg-Kommen denken. Nix gegen Egoismus, den kultiviere ich auch gelegentlich. Allerdings versuche ich die Kollateralschäden an anderer Leute Interessen dabei zu minimieren. Dem Kollegoiden jedoch ist das schnurz!

Hat man nun solche Menschen um sich, die das Angebot, ab und an mal ihre Probleme zu meinen machen zu dürfen (als Ausbilder ist man halt Trouble-Shooter) gerne und vor allem oft annehmen, kann ich das eine ganze Weile weglächeln. Wenigstens einer hat ja auch eine Berechtigung, mir regelmäßig einen Eimer Arbeit auf den Schreibtisch zu kippen – mein Boss. immerhin kriege ich Geld dafür. Mancher Kollegoide versteht das jedoch als Einladung, sein Zeug einfach daneben zu leeren. Und das mag ich nicht.

Oft passiert sowas subtil; dann ist mein Stammhirn schneller mit einem „JA, mache ich!“ bei der Hand, als es gesund wäre. Insgesamt jedoch werde ich langsam immer besser darin, Dinge zurück zu delegieren. Schlicht weil mir für manches die Zeit, für manches die Expertise und für vieles das Verständnis fehlt. Ein Arbeitsplatz ist ja auch ein Lernort, an dem man durch Erfahrung und Reflexion besser werden kann (nicht muss – das hängt davon ab, ob man lernwillig ist!) Und so will ich jetzt, wenn vermutlich auch mit etwas Mühe, lernen, wie man freundlich aber entschieden „NEIN!“ sagt. Ich unterrichte euch dann in einiger Zeit, wie’s gelaufen ist. Bis dahin, macht’s mal gut.