Sakrileg

Ich habe neulich von der politischen Dimension des Privaten gesprochen, und mich dabei implizit zu der These verstiegen, dass unser bequemlichkeits-orientiertes Pochen auf Privatsphäre die Demokratie töten würde. Ich denke immer noch so, allerdings habe ich bei der Gelegenheit mit Sicherheit ein paar Dimensionen des Privaten unbesprochen gelassen, die man vielleicht auch nicht unbedingt ans grelle Licht der Öffentlichkeit zerren muss, um dennoch politisch (selbst-)wirksam sein zu können. Eine dieser Dimensionen ist das Sprirituelle. Beim Begriff „spirituell“ denken nicht wenige Menschen entweder sofort an Spiritismus (also den Glauben, dass Geister existieren und sich in unserer Welt irgendwie manifestieren können), oder aber an Esoterik (also „Geheimlehren“, die in aller Regel von abkassierwütigen „Lehrern“ als Heilsversprechen für dies oder das postuliert werden). Mir hat Esoterik ja ein paar Buchstaben zuviel (um genau zu sein ein S und ein E), aber was weiß ich schon… Spiritualität meint jedoch die Suche einer nicht materiellen Wirklichkeit, also nach der Erfahrung von Transzendenz. Dieses Bestreben wohnt übrigens auch allen Religionen inne. Da in unserer modernen Welt jedoch Religion als sinnstiftendes Element des Lebens häufig keinen so hohen Stellenwert mehr genießt, findet die Suche nach spiritueller Befriedigung heute auch an anderen Orten, als etwa Gotteshäusern statt.

Rock of Cashel, County Tipperary, Irland

Ich bin einer von diesen Menschen, die mit organisierter oldschool-Religion nicht allzu viel anfangen können. Das liegt vermutlich daran, dass ich beim Umgang damit immer auch eine historische Perspektive mitdenke – und die fällt, speziell für die katholische Kirche, dann im Bereich Humanität doch eher ernüchternd aus. Ist aber nicht so, dass die anderen nicht auch jede Menge Dreck am Stecken hätten. Gäbe es keine geschickten Lobbyisten und im Strafrecht nicht überall auf der Welt Verjährungsfristen, gäbe es vermutlich keine Kirche mehr. Wie dem auch sei, Menschen suchen nach Erfahrungen, die über die schnöde Alltags-Existenz auf diesem halbflüssig-heiß durch’s All taumelnden Gesteinsbrocken namens „Erde“ hinaus weisen. Und das schon immer. Anders wäre nicht zu erklären, dass es viele Jahrtausende alte Kult- und Zeremonien-Gegenstände gibt, die weit von alltäglichem Gebrauchswert entfernt sind. Irgendwas hat unsere kleinen Affenhirne schon immer dazu gebracht, an „etwas Größeres“ glauben zu wollen; einen Sinn in alldem entdecken zu wollen. Auch wenn Existenz so ganz im allgemeinen erstmal keinen speziellen Zweck hat – außer zu existieren. Wir brauchen einfach dieses Gefühl, dass es einen größeren Plan gibt, den wir halt nicht erkennen könne, weil wir „nur“ Menschen sind. Ich denke diese Gedanken übrigens nicht, weil heute Sonntag ist. Das mit dem siebten Tag haben Menschen erfunden, denen klar war, dass alle Menschen besser klarkommen, wenn sie eine Struktur haben, an der man sich orientieren kann. Die 7-Tage-Woche ist ein evolutionäres Erfolgsmodell!

Ich habe mich einfach nur an das obige Bild erinnert, weil es für mich an eine spirituelle Erfahrungen herankam, dort stehen zu dürfen. Insbesondere, wenn ich reise, sehe ich die Welt um mich herum oft durch den Sucher einer Kamera; selbst dann, wenn die Kamera gar nicht an ist. Dass ist mein Drang, die Umwelt kreativ erfahren und diese Erfahrung gleichsam konservieren zu wollen. „Spirit to go“, wenn man so will. Für mich funktioniert das, weil ich die Welt „as is“ zu nehmen versuche. Wir kriegen keine andere, aber das, was wir daraus machen, ist Vergangenheit, Kultur und Zukunft zugleich! Ein Prozess, ein Kreislauf, der weitergeht, egal ob mit dem Individuum, das ich war, bin und sein werde – oder eben ohne mich. Diese Erkenntnis ist für mich nicht morbide, sondern befreiend. Seine eigene Wichtigkeit im Gesamtbild nicht zu überschätzen, lässt einen DIE Dinge wichtig nehmen, die man tut, insbesondere für Andere. Mir tun jene Menschen mittlerweile leid, die sich die ganze Zeit nur darum kümmern, wie sie von Anderen gesehen werden; denn DAS ist das wahre Sakrileg an der Humanität. Schein statt Sein, Hülle statt Substanz. Denn Bestand haben nur unsere Taten, nicht jedoch unser Sein. Nicht, dass man mich jetzt falsch versteht: ich lebe gerne! Und ich habe noch einiges vor! Aber wichtig sein muss ich nicht; außer für die paar Menschen, die mir wirklich am Herzen liegen. In diesem Sinne – nehmt euch nicht zu wichtig und die Welt nicht so schwer, dann wird es für uns alle leichter. Schönen Start in die neue Woche.

Auch als Podcast…

Ego-Trip

Hat Jan Vermeer seine Gemälde gemalt, damit diese in einem Museum hängen, und dort zur Aufgabe für Schüler*innen auf Exkursion gemacht werden, oder aber sogenannten Bildungsbürgern zur Selbstkulturation dienen? Keine Ahnung, aber das Rijksmuseum in Amsterdam hat dem Geheimnisvollen aus Delft eine Ausstellung gewidmet, wie es diese noch nicht gab. Und die Leute strömen dorthin. Angeblich sind die Karten dafür schon jetzt ausverkauft; ich werde also nicht in den Genuß kommen können. Andererseits kann man „Meisje met de parel“ auch so zu sehen bekommen. Nur halt nicht im Original. Aber eigentlich interessiert MICH auch viel mehr, WARUM er gemalt hat, und nicht was er gemalt hat! Und mich interessiert auch nicht unbedingt Vermeer als solcher – über den wird nur zufällig gerade jetzt überall geschrieben, auf Grund der oben erwähnten Werkschau. Mich interessiert, was Künstler dazu animiert, Kunst zu schaffen; oder besser was Kreative zur Kreativität anregt und bewegt?

Einfach nur geknipst, oder…

Denn unsere zeitgenössische Kultur ist seltsam. Einerseits streben nicht wenige (junge) Menschen danach, durch den Ausdruck ihrer Kreativität ihr Geld verdienen zu können; Youtuber, Instagrammer, Tiktoker, etc.; social media ist für viele zumindest gedanklich ein gangbarer Weg vorbei an einem Leben voll fremdbestimmter Lohnsklaverei. Dass es nicht allzuviele schaffen, liegt am bereits lange existenten Überangebot an solcherlei Typen und Tussen. Ich halte ja mit der Kritik an den Influenzeranzien keinesfalls hinter dem Berg. Nicht jedoch, weil ich ich ihre Motive für schlecht halte. Jeder Mensch braucht am Ende des Tages was zu beißen, was zum anziehen und ein halbwegs ordentlich temperiertes Dach über dem Kopf. Den Weg dahin muss jeder selbst finden, und Werbung zu machen (denn was anderes ist In-flunker-enzern ja nicht) ist so gut oder so schlecht wie alles andere. Es sieht nur so aus, als wenn die nicht arbeiten. Diese Arbeit ist nur anders. Ich mag die Idee des Influencens deswegen nicht, weil es unredlich ist, Werbung nicht einfach Werbung zu nennen und unbedarften Menschen (von denen es eine ganze Menge gibt) irgendwas vorzugaukeln. Und weil allzu viele Influenzeranzien dabei auch noch ein schlechtes Beispiel abliefern, obwohl ihnen bewusst sein könnte, dass sie für viele Follower*innen Idole sind – in einer Zeit, die einen beklagenswerten Mangel an echten Vorbildern aufweist. Das Traurige daran ist, dass dies oft nicht aus Absicht geschieht, sondern aus einem bemerkenswerten Mangel an Selbstreflexion…

Andererseits wird öffentlich dargebotener künstlerischer, oder kreativer Ausdruck, der nicht offenkundig dem Broterwerb dient, häufig als arrogant konnotiert wahrgenommen: „Du denkst wohl, du bist was besseres…?“ Wie Schizo ist DAS denn? Ich werde immer mal wieder gefragt, warum ich denn bloggen würde? Nun, zunächst weil es mir Spaß macht, mich mit Worten auszutoben, Anderen meine Fotografien zu zeigen und damit vielleicht eine Reaktion zu provozieren. Kreativer Ausdruck war nämlich schon immer dazu gedacht, Menschen zum Nachdenken anzuregen. Selbst in manchem Hollywood-Blockbuster steckt jener Stoff, der Reflexion auslöst. Und wenn’s nur ein bisschen davon ist. Überdies bin ich arrogant genug anzunehmen, dass es da draußen ein paar Menschen gibt, die meine Gedanken, Ideen, Einsichten interessant genug finden, sich damit auseinandersetzen zu wollen. Ich habe irgendwann schon mal öffentlich gesagt, dass, wenn ich auch nur einen einzigen Menschen durch mein Schreiben, meine Bilder, meine Arbeit dazu ermächtigt hätte, besser werden zu können als zuvor, sich die ganze Mühe hier gelohnt hätte. Und dazu stehe ich bis heute. Für nichts anderes ist Kunst da – uns einen Spiegel vorzuhalten, und zur (Selbst)Reflexíon einzuladen! Auch wenn es gewissen Menschen evtl. an der Empfindungsfähigkeit fehlen mag, in manchen Arbeiten Kunst zu sehen. Der Zugang zu Jackson Pollock ist beispielsweise nicht ganz einfach zu finden, das will ich zugeben.

Ob das, was ich tue, tatsächlich als Kunst qualifiziert, müssen andere entscheiden. Kreative Energie fließt in jedem Fall hinein. Der Unterschied zu Influenzeranzien liegt vermutlich in der Motivation. Ich will und muss hiermit kein Geld verdienen. Ich bin vermutlich auch nicht hübsch genug, um das über die Antisozialen Medien tun zu können. Darum ist es mir aber auch noch nie gegangen. Ich spreche hier über das, was mich bewegt, wenn ich denke, dass es andere auch bewegen könnte. Und selbst, wenn ich, wie neulich in einem anderen Post erwähnt, online nur selten eine Reaktion auslöse, habe ich tatsächlich offline schon welche bekommen, die ich als ermutigend empfand. Deshalb mache ich weiter! Was nun das Foto oben angeht – glaubt irgendjemand ernsthaft, das sei nicht nachbearbeitet? Wozu zum Teufel sollte man dann die Daten im RAW-Format auf die SD-Karte fließen lassen? Selbstverständlich kuratiere auch ich solche Dinge – allerdings gaukele ich niemandem vor, dass ich morgens um 06:30 top gestyled Pilates mache, um DANACH einen top gestyleten Latte Macchiato zu trinken. Ich brauche den verf*****n Kaffee, BEVOR ich irgendwas Sinnvolles tun kann, ihr Narren…

Ich weiß ja nicht, wie viele Menschen auf diesen top-gefaketen Antisocial-Media-Wahnsinn reinfallen; wenn ich allerdings meine Erfahrungen mit unserer Spezies aus über 25 Jahren rettungsdienstlicher Einsatztätigkeit Revue passieren lasse, stimmt mich das leider NICHT sonderlich optmistisch. Sei’s drum. Vielleicht hat ja irgendjemand gerade zumindest mal angefangen, über seinen Medien-Konsum und die Zahl der kleinen Beeinflussungen, denen er oder sie tagtäglich zum Opfer fällt mal etwas intensiver nachzudenken. Und vielleicht entdeckt er oder sie ja eigenes kreatives Potential, dass dem etwas entgegensetzen könnte. Würde mich echt freuen. Einstweilen wünsche ich euch allen ein schönes Wochenende.

Auch als Podcast…

Beannachtaí na hÉireann N°8 – Farewell is calling…

Die Suche nach Leprechauns und den sagenhaften Töpfchen voller Gold, welche sie angeblich bewachen blieb leider, vielen Besichtigunsgtouren zum Trotze erfolglos. In der Hinsicht ist die Bilanz des Urlaubs also nicht ausgeglichen. Aber gibt es sowas überhaupt – eine Urlaubs-Bilanz? Ich meine, natürlich geben wir Geld dafür aus und wäre ich ein echter Homo Oeconomicus, müsste ich wohl eine Skala einführen, wie erholsam / schön / lecker / lehrreich / beeindruckend / wasweißichnochalles der Urlaub denn war. Führen wir also eine neue Einheit ein (denn ohne Kennzahlen gibt’s keine Wirtschaftlichkeits-Berechnung!) Der RECREAT ist eine dimensionslose Zahl zwischen 0 und 1, so wie der Gini-Koeffizient. Ist der Wert unter 0,5 REC oder nähert sich gar den unteren drei Perzentilen an (0,1 – 0,3 REC), war der Urlaub Scheiße, steigt der Wert jedoch über 0,85 REC war’s Bombe… Und wie misst man das jetzt? Tja, da fangen die Probleme an. Ich könnte jetzt einen Graphen malen, was alles toll war und dann das Integral unter der Kurve bilden. Aber das ist alles Kokolores, denn Urlaub ist – zumindest im Idealfall – erlebtes Glück; und Glück kann man nicht messen (auch, wenn sogenannte Wirtschafts-Wissenschaftler das immer wieder behaupten).

Lough Derg, von den Graves of the Leinstermen aus…

Ich persönlich fühle meine Zufriedenheit lieber im Rückfahrt-Wiederstands-Koeffizienten REWIKOEF. Der funktioniert proportional zum RECREAT und liegt bei mir im Moment bei 0,95! ICH WILL HIER NICHT WEG! Und das schönste daran – ich muss nix messen, ich muss einfach nur auf meinen Bauch hören. OK, sollte man vielleicht nicht machen, wenn man gerade hungrig ist, aber im Großen und Ganzen fühlt man doch, ob’s geil war. Und das war es bis hierher ziemlich! Ich habe zwar nicht meine täglichen Bahnen im toskanischen Pool gezogen, dafür bin ich sogar bei Regen durch die hier umliegenden Hügel spaziert, habe gelesen, geschrieben, geknipst, ja sogar gebastelt (Nerd-Kram), versucht, mir keinen Druck zu machen, auch wenn ich zu Hause davon unvermeidlich empfangen werde – und ich durfte Menschen und Orte erleben, die mir Freude bereitet haben. Und ich habe hier so gut und ausreichend geschlafen, wie seit Monaten nicht! Mein Entschluss steht fest – ich will wieder her.


Nerd-Stuff 😉
…and even nerdier 🙂

Für’s Erste muss ich mich jedoch damit bescheiden, zu akzeptieren, dass vor allem die schönsten Dinge im Leben irgendwann ein Ende haben. Heute Abend gehen wir noch mal essen und dann hocken sich die beste Ehefrau von allen und ich, wenn die Kinder sich mal zurückgezogen haben, in Ruhe vor den Kamin. Einen Vorteil hat diese Location – wir müssen nicht in aller Herrgottsfrühe los, um den Stau vor’m Gotthard so kurz wie möglich zu halten. Ausschlafen, frühstücken, fertig packen, nach Dublin fahren, einschiffen, alles easy going. Ich habe neulich mal irgendwo gelesen, dass kurze Urlaube besser sein, weil man sich bei einem langen auch nicht mehr erholen würde, denn Erholung auf Vorrat gäbe es ja nicht, und dann auch genausogut nach 10 Tagen wieder arbeiten gehen könnte. War bestimmt irgendsoein Ratgeber-Fuzzi*ne/x, das/die/der auf Selbstoptimierung angewiesen ist. Ich könnte JETZT locker noch mal weitere drei Wochen Urlaub machen und wäre noch lange nicht ausreichend erholt – oder mit dem Besichtigungsprogramm fertig! Und dennoch lässt sich meine Zufriedenheit mit dem, was wir bisher hatten nicht leugnen. Ich denke, ich pfeife daher auch weiterhin auf Selbstoptimierung, wenn es sich nicht gerade um kognitive / intellektuelle Verbesserung meines Selbst handelt. Ich wünsche euch schon mal ein schönes Wochenende. Die nächste Sendung kommt wieder aus Deutschland. Bis dahin – Gach ádh atá uait!

Beannachtaí na hÉireann N°7 – Bachelor of Bricklaying…?

Die beste Ehefrau von allen bemerkte dieser Tage, als wir einmal mehr auf dem Weg zu einer Alte-Steine-Besichtigung waren, dass der Mangel an Auszubildenden in so vielen Gewerken schon ein wenig traurig wäre, und dass die Akademisierung an einigen Stellen doch schon sehr seltsame Blüten triebe. Und so ganz unrecht hat sie damit natürlich nicht. Denn jedes Gewerk hat zwar Bedarf an einer gewissen Menge Akademiker, die – je nach Art und Struktur des Tätigkeitsfeldes – natürlich durchaus variieren mag. Einen Bachelor of Science in Bricklaying oder Facility Management braucht es indes vermutlich nicht unbedingt. Umso mehr aber viele junge Menschen, die dem derzeit schlechten Rénomée, etwa des Handwerkes zum Trotze, einen solchen Beruf ergreifen und erlernen möchten. Denn der Ruf nach einer dringenden Erhöhung der Akademikerquote in Deutschland, der mehr oder weniger zeitgleich mit den Bologna-Reformen erstmals erscholl, ließ stets die Erkenntnis des wahren Wertes unseres dualen Ausbildungssystems vermissen.

Die hatten auch keine Bachelor-Abschlüsse…

Das derzeit immer weniger junge Leute den Weg in eine duale Ausbildung finden, liegt allerdings weniger an der (tatsächlich durch manche Münder stattfindenden) subjektiven Entwertung der nicht-akademischen Berufe, sondern an deren oftmals wirklich nur noch als mangelhaft zu bezeichnenden Attraktivität und Bindungskraft. Auch, wenn Vertreter des Handwerkes das möglicherweise nicht offen zugeben können. Das eigentliche Problem liegt jedoch viel tiefer: wir, so als Gesamtgesellschaft, haben ein Werte-Problem! Und ein Wertschätzungs-Problem! Und ein Wertigkeits-Problem obendrein! Unsere Werte haben sich immer mehr in Richtung „Schein statt Sein“ verschoben. Wertschätzung zollen wir heute nur noch jenen, die wir respektieren; doch das sind viel weniger Menschen, als unsere Wertschätzung in Wirklichkeit verdienen. Und Wertigkeiten können wir nicht mehr einschätzen. Wie kann es sein, dass ein Influenza*rin/x fiskalisch hochgejuxt wird und eine Pflegefachkraft manchmal nur knapp über Mindestlohn verdient? Was macht einen Fußballer so viel wertvoller, als einen Gerüstbauer? Warum muss ein Manager für oftmals hochspekulative Fiat-Geld-Wetten (Hedgefonds) besser bezahlt werden als ein Zusteller, Metzger, Bäcker, Landwirt, etc.? Ja also, ich weiß es ehrlich gesagt auch nicht…

Vielleicht liegt es daran, dass wir WACHSTUM IMMER NOCH ALS GOTT VERHEREN! Ebenso wie seinen (be)trügerischen, hinterhältigen Bastardbruder MAMON. Wem kommt so ein Brüderpaar noch bekannt vor? Nur mit dem Unterschied, dass Thor es schafft, ein halbwegs ordentlicher Kerl zu werden. WACHSTUM wird das nicht mehr hinbekommen. Das einzige, was dieser Gott hin bekommt ist unsere Welt. Das einzig Nachhaltige an dauerhaftem WACHSTUM ist die Vernichtung unseres Planeten! Schade, nicht wahr…? Aber so viele da draußen glauben immer noch an dieses vollkommen irre Versprechen, ihren Anteil am steten Fortschritt unseres Lebensstandards zu bekommen, wenn sie nur schön immer mitmachen bei diesem Wettlauf, gebaut auf den tönernen Füßen dauernder Ressourcenverschwendung. Ist es nicht komisch, dass jedes Problem unserer Zeit darauf hinausläuft? Man könnte einwenden, dass ich monothematisch bin, und dass, wenn man einen Hammer in der Hand hat, halt alles aussieht, wie ein Nagel. Das Einzige, worum ich bitte ist, meine Gedanken im wahrsten Wortsinn nachzudenken und zu schauen, ob, bzw. wo ich mich verrannt oder getäuscht habe. Denn ich würde mich gerne täuschen. Jedoch, mir fehlt der Glaube…

Wie auch immer, auch ein Urlaub an einem verdammt schönen, verdammt inspirierenden, verdammt ursprünglichen und verdammt gastlichen Ort wie Irland kann meinen unruhigen Geist leider nicht so beruhigen, dass ich diese Dinge vergesse. Ist vielleicht auch ganz ok, denn es gibt eh schon zu viele, die sich alle Mühe geben, diese Realität zu vergessen und sich mit unnützem Konsum zu betäuben. Nicht mit mir. Denkt doch mal drüber nach, tut was sinnvolles, anstatt einfach so weiterzumachen wie bisher – aber nehmt nicht euch selbst, sondern die Fakten ernst. Dann habt ihr trotzdem was zu lachen. So wie ich. Macht’s gut, bis die Tage.

Beannachtaí na hÉireann N°6 – Dear Diary…

Das Wetter ist hier in Tipparary seit gestern unbeständiger, und es regnet dann und wann. Nicht weiter schlimm, denn es gibt ja auch bei weniger als 25°C und Sonnenschein schöne Dinge, die man tun kann. Die Bilder in diesem Post sind jedoch zugegebenermaßen bei gutem Wetter entstanden.

St. Patrick’s Rock, Cashel
Cormac’s Chapel, St. Patrick’s Rock

Wir waren die Tage an einem kleinen Häuschen auf einem angemessenem Grundstück vorbeigekommen, und als ich den Preis recherchiert hatte, träumten wir für eine Weile von einem Ferinhäuschen hier in Irland. Selbst jetzt lässt mich der Gedanke nicht so recht los. Wäre das eine sinnvolle Investition, oder einfach nur das Verbrennen der Altersvorsorge? Ich weiß es nicht. Und da ich den allermeisten Wirtschaftswissenschaftlern das Wort nach dem 2. W nicht mehr abkaufe, werde ich auch keinen von denen fragen. Rechnen kann ich selbst, schönen Dank… Was allerdings bleibt, ist die Erkenntnis, dass man Glück an sich zwar nicht kaufen kann, wohl aber kann der Einsatz von etwas Penunze den Weg zu etwas mehr Glück ebnen helfen. Zufriedenheit wächt vielleicht nicht auf Bäumen, aber manchmal findet man welche, wenn man drunter liegt; also, unter dem Baum…

St. Patrick’s Rock von der Hoare Abbey aus gesehen
Hoare Abbey von St. Patrick’s Rock aus gesehen… 😉

Ich habe es tatsächlich geschafft, neben dem Auftanken neuer Energie und frischen Mutes auch tatsächlich zumindest einen Teil der verbliebenen Aufgabe zu erledigen, und ich bin nun guten Mutes, auch diesbezüglich nicht mit leeren Händen nach Hause kommen zu müssen. Es bleibt eine dienstliche Sache, die ich noch tun muss, obwohl Urlaub ist. Derer werde ich mich Montag annehmen und evtl. 8 – 10 Minuten meiner kostbaren Freizeit opfern, um die Maschinerie am Laufen zu halten. Chefsein ist doch kein Zuckerschlecken – man ist es halt immerzu!

„Innenbereich“, Hoare Abbey
Der einzige verbliebene Säulenbogen am Kreuzgang, Hoare Abbey

Tiefschürfende Gedanken gibt’s bei anderer Gelegenheit. Einstweilen wünsche ich allen ein schönes Wochenende. Habt Spaß, soweit möglich, hinreichend ungefährlich und nur mäßig ungesund und denkt immer an Oscar Wilde: „Wer meint, er habe die Lebensaufgaben erledigt, der ist erledigt.“ In diesem Sinne – bleibt unerledigt. Auf bald…

Beannachtaí na hÉireann N°4 – living in Paradise?

Wie bereits die Tage erwähnt, hatte die beste Ehefrau von allen sich direkt nach unserer Ankunft an der diesjährigen Urlaubslocation mit der Frage zu befassen begonnen, was man an diesem hübschen Cottage ändern müsste, um es in eine angemessene, permanente Residenz verwandeln zu können. Und natürlich fängt man dann an zu träumen, wie es wohl wäre, Deutschland den Rücken zu kehren. Nicht, wegen der Krisen, denen sich unser Land gegenwärtig gegenüber sieht und der im Zuge dessen dauernd steigenden Kosten; sondern weil man jedes Mal in der Fremde feststellt, dass es da arg schön ist. Arg viel schöner, als zu Hause; und das dieses Delta an SCHÖN einen unwiederstehlichen Lockruf darstellt, es woanders zu versuchen! Und natürlich treten dann auch gleich unvermeidlich die typischen Unzulänglichkeiten der heimischen Existenz in den Fokus: der Job nervt, manche Nachbarn nerven, die Stadtverwaltung nervt, der Verkehr nervt, usw…

Lough Derg

Nun ist dieser Lockruf bei näherer Betrachtung eine Illusion. Denn in Irland müssten wir genauso einem Broterwerb nachgehen, wie in Deutschland. Und man kann sich nicht sicher sein, eine Anstellung zu finden, die a) den eigenen Fähigkeiten und Vorstellungen entspricht und b) auch noch den gleichen Lebensstandard erlaubt, welchen wir jetzt haben. Und man müsste sich immer fragen, wie kurz oder lange es dauert, bis auh dieses NEUE sich in einen Alltagstrott verwandelt hat, den man eigentlich loswerden wollte. Zudem sind die Hürden für eine permanente Einwanderung / Einbürgerung aus gutem Grund recht hoch. Denn auch die Iren betrachten unregulierte Einwanderung in ihre Sozialsysteme mit gewisser Reserviertheit, sind Land und Bevölerung doch deutlich kleiner als bei uns.Zudem wäre ich nicht bereit, unserer Kinder zu entwurzeln. Damit bleibt der Gedanke ein kühne Spielerei, mit der man sich mal die Zeit am Kaminfeuer vertreiben kann. Aber träumen ist ja bekanntlich nicht verboten!

Inis Cealtra „Holy Island“, Lough Derg

Allerdings tritt ein Faktum hinzu, dass ich kaum mehr verleugnen kann: die letzten drei Jahre, in denen ich auf mühe- und schmerzvolle Weise vom Notfallsanitäter zum Schulleiter gewachsen bin, in denen eine Pandemie die Welt – und meine Wahrnehmung derselben – grundlegend verändert hat, in denen auch private Anfechtungen meine mentale Resizlienz angezehrt haben, und vielfältige Belastungen mich immer wieder an meine Grenzen führen, sowie immer noch ungelöste Probleme und Aufgaben lauern, haben mich verändert! Früher dachte ich immer in diesen typischen Kategorien von immer vorwärts und weiter. Ich wollte meiner Familie einen besseren Lebensstandard bieten, mehr Möglichkeiten, mehr Freiheiten. Heute steht all das zur Disposition! Ich frage mich immer häufiger, was ich hier eigentlich wofür tue. Da fällt mir ein Zitat ein:

„How the hell could a person enjoy being awakened at 6:30AM, by an alarm clock, leap out of bed, dress, force-feed, shit, piss, brush and hair, and fight traffic to get to a place where essentially you make a lot of money for somebodey else and were asked to be grateful for the opportunity to do so?

Charles Bukowski

Friedhof und Kapelle werden immer noch genutzt…

Ich denke, es läuft auf Folgendes hinaus: ich brauche ein verdammtes Sabbatical! Um mal all die Gedanken packen und zu Ende denken zu können, die sich meinem inneren Auge immerzu nur als Nebelfetzen präsentieren. Um mal wieder RICHTIG mit mir selbst klarkommen zu können. Um ein paar Dinge zu ordnen, eine Zukunft zu erkennen und mindestens ein Buch fertig zu schreiben, welches seit zwei verf*****n Jahren darauf wartet. Vielleicht wil ich nicht auswandern. Aber so drei, vier Monate könnte ich es hier schon aushalten… Ich wünsche noch ein schönes Wochenende.

Beannachtaí na hÉireann N°2 – it takes time!

Unterwegs. Auf dem Weg. Im Fluss. Zu entdecken bedeutet, sich bewegen zu müssen. Zu entdecken bedeutet, (wenigstens manchmal ) geduldig sein zu müssen. Zu entdecken bedeutet, offen bleiben zu müssen. Das Letztere ist der schwierigste Kunstgriff von allen, sind wir Menschlein doch stets darauf erpicht, aus der subjektiv viel zu wenigen freien Zeit das Meiste heraus zu holen. Ganz so, als wenn Urlaub so etwas wie ein Wettbewerb wäre, wer sich am nun am schnellsten und nachhaltigsten erholt…? Als wenn Erholung etwas wäre, dass man in ein geheimes Lager packen und erst wieder herausholen kann, wenn man etwas davon benutzen möchte? Wer glaubt denn bitte sowas. Man kann sich nicht auf Vorrat erholen. Müßiggang ist ein Prozess, ergo ist auch das Produkt ein Prozess! Wir sehen hier quasi eine Dienstleistung an uns selbst – und Diensleistungen werden zumeist nach dem Uno-actu-Prinzip erbracht!

Garrykennedy Harbor

Ich ertappte mich selbst dieser Tage auf einer unserer Ausfahrten bei dem Gedanken, die Fahrtdauer mit der Aufenthaltsdauer am Ausflugsziel zu vergleichen. Ganz so, als wenn das Eine mehr oder weniger wert wäre, als das Andere. Wann, wenn nicht im Urlaub ist der Weg das Ziel? Und ja, wir haben Teile dieser Strecken mit unserem eigenen Auto bewältigt. Einem vollbesetzten Diesel-Fahrzeug bei ca. 75 Km/h Durchschnittgeschwindigkeit. Die energieverschwendungsinduzierte Schnappatmung darf sich also in Grenzen halten. Wir sind auch im Urlaub nicht gerade die Fossilverschwender par excellence. Zudem könnte man sagen, das Verreisen immer auch eine Reise zu sich selbst ist, weil man in der Fremde ja oft erst versteht, wer man eigentlich (gerade) ist, was man (wirklich) an sich hat und was einem an sich fehlt. Weil das wortwörtliche Verlassen der gewohnten Umgebung (also der individuellen Komfortzone) einen dazu zwingt, kognitive (und andere) Ressourcen zu mobilisieren, die sich sonst im Dämmerzustand befinden. Damit erfüllt das Reisen eine wichtige mentalhygienische Funktion, wenn wir abseits des Müßigganges dazu angeregt werden, uns selbst wiederzufinden.

Hochkreuz, Clonmacnoise

Zeit bleibt also auch im Urlaub unsere kostbarste Ressource und verrinnt gerade jetzt, während ich diese Zeilen schreibe und während so viele in dem verzweifelten Versuch gefangen sind, ihren Alltag so gut wie möglich zu vergessen. Wäre es nicht viel besser, sich im Alltag mehr Fluchten einzubauen und das Leben insgesamt als das zu nehmen, was es ist: ein unüberschaubares Mosaik verflochtener Verbindungen, Tätigkeiten, Erinnerungen, Dinge, etc., die nur im ZUSAMMEN wirklich Sinn emergieren lassen? Dann könnte man auch viel gelassener darauf reagieren, wenn man weit reisen muss, um ein gestecktes Ziel zu erreichen, dort gefühlt viel zu wenig Zeit für alles hat, was vermutlich erlebenswert wäre, um schließlich genausoweit wieder direkt zurück in den Alttagstrott fahren zu müssen! Ich versuche mich gerade daran – und bin mir natürlich nicht sicher, diese weisen Worte auch in Taten umsetzen zu können; schließlich bin ich ein gewöhnlicher Mensch. Aber gedanklich ist es eine tolle Haltung. Vor allem ist man dann damit beschäftigt, mehr solcher kleiner Fluchten zu planen. Da hat man gar nicht so viel Zeit für Alltagstrott und Alltagsstress. Man muss nur ein wenig aufpassen, dass man sich nicht auf andere Art stresst 😉 . Einstweilen wünsche ich eine schöne Restwoche.

St. Flannan’s Cathedral, Killaloe

Beannachtaí na hÉireann N°1 – Safely got there…

Es war, um es mal so auszudrücken, eine durchaus nicht unanstrengende und mit vielen Eindrücken gesegnete Anreise hierher. Ganz anders als beim Weg nach Mittelitalien, den ich schon so viele Male gefahren bin, dass ich ihn abseits der typischen Verkehrsprobleme routiniert abspulen kann, ohne ein Navi zu brauchen, musste ich mich diesmal auf ein Solches verlassen. Und es hat geklappt! Frankreich zu durchqueren verlief so problemlos, dass ich tatsächlich irritiert war. Selbst der unvermeidliche Weg durch Paris – Freitags Morgens um 09:00! – weil ja die Ost-West-Verbindung nach Cherbourg von uns aus nicht wirklich dran vorbei führt, war vergleichsweise geschmeidig. Vive l’amitié franco-allemande. Und wir haben Cherbourg mehr als pünktlich erreicht.

Hafenbefestigung Charbourg, von der Fähre aus.

Die Fahrt auf einem Schiff ist für den ungeübten Seereisenden manchmal mit Problemen des Gleichgewichtsorganes verbunden. Wir sind (fast) davon verschont geblieben. Ein Abenteuer war es, vor allem für die Kinder dennoch. Und wenn man, dem unfassbar starken Wind zum Trotze, lange genug auf dem Oberdeck auszuharren vermag, wird man mit einem damatischen Sonnenuntergang belohnt, wie man ihn an Land kaum je zu sehen bekommt. So eine Autofähre ist schon ein seltsames Ding. Zieht man aber meine Ungeduld ab, verlief alles glatt: vorne rein, hinter raus, so wie man es auch sonst gewohnt ist. Fun-Fact: es gibt anscheinend einen Menschen anderer Nationalität, der mir zumindest biometrisch ähnlich ist und in Frankreich gesucht wird. Die Police Nationale schaute dann auch ein wenig konsterniert. Ausreisen durfte ich trotzdem. In Irland werde ich anscheinend nicht gesucht, dort dauerte die Passkontrolle beim Check-In ca. 30 Sekunden.

Dramatisches Licht!

Irland hat sich seit dem letzten Besuch 2001 verändert. Das wird vor allem augenscheinlich am Zustand des Fernstraßennetzes. Wo früher eine normale Bundestraße von Dublin nach Limerick führte, windet sich heute eine Autobahn durch’s Land, die nur an wenigen Stellen mautpflichtig ist. Aber sobald man Tipparary erreicht, macht selbst diese landschaftlich Spaß. Und da sind wir nun. In einem hübschen kleinen Cottage in Sicht-/Laufweite des Lough Derg. Mitten im Grünen, an einem eher typisch irischen asphaltierten Feldweg 2. Ordnung, der sich gemütlich durch die Hügel schlängelt. Heute ist es sonnig bei ca. 20°C und nichts stört meine Kreise. Meine beste Ehefrau von allen hat sich denn auch schon gedanklich damit beschäftigt, wie sich unser Feriendomizil zur permanenten Wohnstatt modifizieren ließe – ein untrügliches Zeichen dafür, dass sie auch zufrieden ist. Die Kinder haben eigene Zimmer und waren gestern recht rasch außer Sichtweite. Man kann hier direkt rings ums Haus spazieren gehen, bis runter an den See und bis zu einer reizenden kleinen Ortschaft, deren Pub sich, wie man so hört, guter Küche rühmt. Selbst gekocht habe ich trotzdem schon.

fine accomodations…

Ich bin dankbar dafür, mittlerweile rasend schnell umschalten zu können vom Arbeitstier zum Müßiggänger. Das hat noch nicht einmal etwas mit diesem zeit(un)geistigen Mode-Dingens „Entschleunigung“ zu tun. Mein Kopf läuft immer mehr oder weniger gleich schnell. Es geht auch nicht um „Digital Detox“ (wie man sehen kann, bin ich ja online…), oder um das, was irgendwelche Coachfluenzeranzien für teuer Geld als Achtsamkeit verkaufen wollen, sondern um das bewusste Lenken der eigenen Aufmerksamkeit auf das, was wirklich wichtig ist. Und da gibt’s eigentlich nur ein paar wenige Dinge: Familie, Freunde, Gesundheit und ein wenig existentielle Sicherheit. Schafft man es, sich von dem ganzen Müll, der Tagein, Tagaus über zig Kanäle aus uns einstürmt mal ein wenig loszumachen und wieder ein gutes Gleichgewicht zwischen ICH, WIR und WELT herzustellen, fallen einem auch die einfachen schönen Dinge wieder ins Auge…

Das ist es, woran uns Urlaub gemahnen soll: Ausgleich! Und auch, wenn ich mir eine Aufgabe mithergebracht habe, höre ich den Sirenengesang der Entspannung, seit der Diesel vor mittlerweile über 48h gestartet ist. Wir hören uns die Tage. Stay safe and stay tuned.

Was will er denn jetzt schon wieder…?

…immerzu auf der Suche nach der „richtigen“ Perspektive…

Erstens liebe ich meine Stadt! Wenn man sucht, findet man natürlich immer irgendwas, was man an diesem oder jenem Ort hassen kann. Ganz bestimmt auch an Mannheim. So, wie man auch immer was findet, was man an dieser oder jener Person, diesem oder jenem Essen, diesem oder jenem Buch und was weiß ich noch allem diesem oder jenem halt so hassen kann! Haters gonna hate – that won’t change my fate! Denn mein Schicksal wähle ich selbst! Solltet ihr Anderen da draußen auch mal versuchen. Insbesondere, wenn man denkt es geht nicht mehr, ist es eine belebende Erkenntnis festzustellen, dass man manche Dinge und Personen nicht unbedingt braucht, um die richtige Wahl zu treffen. Was auch immer EURE richtige Wahl sein mag… Zweitens ist es – ENDLICH – Frühsommer, und es gibt verdammt noch mal keinen Grund, nicht rauszugehen und das Leben mal wieder auf die eine oder andere Weise zu genießen. Ich tue das, indem ich ein bisschen kreativ werde und knipse. Und warum sind es immer wieder die gleichen Motive, fragt ihr? Nun, ich will mal so sagen – wenn man nicht mal in der Lage ist, in seiner Stadt immer und immer wieder irgendwas Neues zu entdecken, wozu soll man dann wegfahren? Ist doch eh überall immer nur das Gleiche, öde Zeug, oder…? ODER?

Sunset Boulevard!

Es ist immer wieder faszinierend, was passiert, wenn man irgendwo einfach anfängt zu knipsen, während alle anderen halt auch ihr Ding machen. Ich kam da mit einem Typ ins Gespräch, der seine Drohne aufsteigen ließ, um ein paar nice Aerial Shots von einer Gegend zu machen, welche die Honks, die immer nur die Nachrichten lesen, anstatt halt mal selber hinzugehen, vermutlich als „Problemviertel“, „No-Go-Area“, „Krawallort“ oder sonstwas betrachten würden. Wir haben dort stattdessen gechillt geknipst, uns kurz zur jeweils verwendeten Abbildungstechnik ausgetauscht, während die anderen Leuts den Abend auf ihre Weise zu genießen versuchten, und gingen anschließend entspannt – und mit einem Lächeln im Gesicht – wieder unserer Wege. Zur nächsten Location, um weiter zu knipsen. Meine Erfahrungen sind diesbezüglich immer wieder ähnlich: ich fange irgendwo an, mein Equipment auszupacken – und das ist nicht annähernd so teuer oder abgefahren, wie das der Profis – fotografiere nach Gefühl in den frühen (manchmal auch späten) Abend, und komme irgendwie immer mit irgendjemand ins Gespräch. Ohne, dass ich es darauf anlege. Aber so sind die Menschen eben – die allermeisten sind offen, zugewandt und im Großen und Ganzen einfach okay! Auch, wenn ich selbst mich oft als Misanthrop charakterisiere…

Immer noch vom gleichen Standpunkt aus…

Wenn ich das tatsächlich wäre, würde es mir vermutlich nicht so leicht fallen, mein Ding zu machen, ohne dabei auf größere Schwierigkeiten zu stoßen. Damit bin ich Drittens also anscheinend auch kein Misanthrop – allerdings auch kein Künstler, sondern nur ein Hobbyist auf der ständigen Suche nach frischen Aspekten und frischen Ideen. Die erden mich im hier und jetzt, wenn meine Depression doch gerne im Davor nach den schlechten Erinnerungen wühlen will; oder aber im möglichen Danach in schwarzroten Bildern ausmalt, wie alles, was ich anpacke unweigerlich schiefgehen wird! Was ich also will, um zum Ausgangspunkt zurückzukehren? Ich will mich einfach nur vergewissern, dass es doch wieder geht! Dass meine Depression jetzt erst Mal in Bad Dunkelsheim einen ausgedehnten Erholungsurlaub macht und mich zufrieden lässt. Am Liebsten für immer, aber das ist vermutlich – wie so vieles andere im Leben – einfach nur ein frommer Wunsch. Es würde ja schon genügen, wenn sie für eine lange Weile irgendwo da hinten (ja, da hinter dem Sonnenuntergang) verschwunden bliebe. Und wenn wir uns dann irgendwann wiedersehen, will ich mich bewusst erinnern können, was mich immer wieder aus dem Tal hinausführt – nämlich meine kreativen Hobbys.

…nur beim zeitlichen Ablauf habe ich etwas geschummelt! 😉

Heute habe ich Geburtstag und ich fühle mich endlich wieder halbwegs gut; denn für mich ist die Sonne gerade erst wieder aufgegangen. Mal schauen, was die nächsten Wochen noch so bringen. Wir hören uns. Bis dahin: es ist Sommer! Macht verdammt noch was daraus!

Auch als Podcast…