Beware of my demons…

Politik ermattet mich noch zuverlässiger, als es das gegenwärtig extrem Nerv tötende Geplärr meiner Kinder jemals könnte. Es gibt so viele wichtige Themen zu denen ich Auslassungen verfassen und hier veröffentlichen könnte, dass in den – gegenwärtig wenigen – Momenten, da ich noch ein Interesse an der Politisiererei verspüre der Wunsch entsteht, dass Tage 48 Stunden haben mögen. Dann schaue ich auf die Bilanz meiner vielen Posts und sinke nieder, erschlagen von der Erkenntnis, dass es sowieso nichts bringt, die Blinden sehen lassen zu wollen, wenn ihre Blindheit sie die Welt doch so vereinfacht wahrnehmen lässt; denn Simplifizierung bewirkt das beruhigende Gefühl, alles zu überblicken, alles im Griff zu haben und nicht nur ein getriebenes Rädchen im Gefüge der Welt zu sein. Kann man’s den Einfältigen verdenken, dass sie sich mit all dem Ballast des echten Wissens nicht belasten wollen? JA, kann man, nein MUSS man, denn die kurzsichtige, arrogante, egoistische Einfalt richtet unser aller Welt zu Grunde und das mittlerweile immer schneller!

So wenig wie das Gesellschaftliche von mir lässt, bin ich doch ein Mensch unter Menschen, so wenig kann ich vom Gesellschaftlichen lassen und dennoch… dennoch wird mir all das gegenwärtig zu viel, finde ich kaum Zeit zur Kontemplation, zum Müßiggang, der den Geist befreit, zum Ahnen und Planen, zum Schauen und Bauen; selbst, wenn’s nur Luftschlösser wären. Ich sitze hier, suche nach unverbauten Wegen aus meinem Trott, aus meiner immer dröger und drängender werdenden Abfolge von Routinen, die sich anfühlt, als würde ich wie der Esel stets im Kreis um den Brunnen laufen, immer vorwärts, ohne jemals irgendwo anzukommen. „Running around in circles is good way of getting nowhere fast“. Ich weiß nicht mehr so genau, wo ich das gehört habe, aber es beschreibt meine gegenwärtige Situation gut. Kurzum – ich bin Urlausreif!

Gut ist, dass es bis dahin nicht mehr lange dauert! Schlecht, dass es auch nicht mehr so lange dauert, bis der lang herbei gesehnte Urlaub wieder rum ist und ich mich erneut einem Tagwerk widmen darf, dass mich im Moment mehr auszehrt, als es das tun sollte. Und zwar, weil ich einmal mehr in den eben schon erwähnten Routinen gefangen bin. Ich weiß darum und kann es trotzdem nicht ändern. Klingt seltsam, ist aber so. Vermutlich, weil es im Moment keine Chancen gibt, die Dinge einfach mal anders anzugehen. Ich erhoffe mir diesbezüglich aber immerhin eine gewisse Veränderung, wenn ich mich bald an neue Aufgaben machen kann. Bis es soweit ist, tröste ich mich damit, dass ich in der Toskana mutmaßlich genug Zeit haben werde, mal wieder ohne besonderes Ziel in den Himmel zu kucken, einfach, weil… na weil halt.

Ich plaudere hier über solche Dinge, einfach weil es in erster Linie mir hilft, meine Gedanken zu sortieren, mich selbst zu reflektieren, aber auch um anderen Punkte zum Nachdenken oder Kommunizieren zu bieten. Einerseits ist es billiger als eine Gesprächstherapie, andererseits informiere ich über meinen Gemütszustand. Manche mag das interessieren. Ich bin mit dem Umstand, dass ich seit nunmehr 18 Monaten zum Kreis der behandlungsbedürftig Depressiven gehöre ja von Anfang an offensiv umgegangen, weil ich mich scheue, eine psychische Erkrankung als Stigma betrachten zu wollen. Eigentlich bin ich mit der Krankheit und mir im Reinen, aber ich merke, dass ich wieder zu häufig über die 70% komme; jene 70% der maximalen Leistungsfähigkeit, die mir mein Therapeut damals als den Wert für langfristige Belastungen genannt hatte, der sich nach seinen Erfahrungen als gut machbar erwiesen hatte.

Ja, meine Dämonen machen mir gegenwärtig zu schaffen, aber noch habe ich sie im Griff, versuche sie mit gelegentlichen Ausflügen aus dem Circulus Vitiosus von mir weg, vor mir her zu treiben, mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg. Aber wie’s auch weiter gehen mag, ich bin noch lange nicht fertig. Leider nicht fertig mit meinen Dämonen, aber auch nicht fertig mit den Projekten und Aufgaben auf meiner „eternal to-do-list“ und ebenso wenig fertig mit der Hoffnung; Hoffnung, dass ich an den vielen Prüfungen wachsen möge und dass vielleicht ein paar andere an den Prüfungen, die ich ihnen stelle ebenso wachsen mögen. Denn dann wären weder mein Leben noch meine Schreiberei umsonst. Vielleicht sind meine Dämonen ja doch zu was nütze…?

Manchmal muss man ein Arsch sein…

Man gerät ja relativ leicht in den Verdacht, ein linksromantischer Schaumschläger zu sein, wenn man nicht in den allgemeinen Tenor des Wirtschaftsliberalismus einfällt und das Nicht-Regieren von Frau Dr. Merkel für DAS gültige ordnungspolitische Paradigma hält. Ich tue mir schwer damit, zu akzeptieren, dass es zu unserer gegenwärtigen Gesellschaftsordnung mit ihren vielen im Verborgenen wirkenden Machtachsen bestens organisierter Interessenverbände keine Alternative geben soll; überhaupt ist das ewige Wiederholen der viel zu oft proklamierten Alternativlosigkeit dieser oder jene Entscheidung großer polit-rhetorischer Stuss. Der einzige Dummbatz, welcher das noch übertrifft, ist unser bayrischer Problembär; aber der ist ja im Moment leider beschäftigt, seine Prinzlinge im Zaum zu halten.

Mir ist letzthin vorgeworfen worden, ich würde in meinem Blog sprachlich überziehen, zu oft den Leser beschimpfen, unsachlich werden, schlecht argumentieren, also insgesamt keine gute Arbeit abliefern. Stellen wir hier mal etwas klar: in meinem Blog äußere ich meine Meinung, von der ich mir üblicherweise einbilde, das sie halbwegs fundiert sei. Selbstverständlich durchschaue ich auch nicht alles korrekt, mache Schlussfehler, verrenne mich in meinen Einschätzungen; und ja, ich bin gerne mal volkstümlich frontal in meinem sprachlichen Duktus. ABER, erstens ist es mein Blog, zweitens muss hier niemand lesen, der sich nicht für meine Betrachtungen interessiert, auch wenn ich manchmal den Leuten etwas zumute; und drittens ist das Leben ein Ponyhof – niemand hat behauptet, die Ponys wären alle nett. Das Leben in einer komplexen Gesellschaft und alles was damit zu tun hat, sind nicht nett. Nicht mal nahe dran. Beschäftigt man sich mit gesellschaftlichen Themen, kann man sich nicht immer den Luxus der political correctness leisten, wenn man zum Punkt kommen will!

Überhaupt ist Zumutung ein wichtiger Faktor, um ins Bewusstsein der Menschen zu gelangen. Leise und bedächtig vorgetragene Ideen und Meinungen gehen im Rauschen des Medienwaldes zu oft gnadenlos unter, ganz gleich, wie gehaltvoll sie auch sein mögen. Welche Reize eine Botschaft am besten transportieren ist zwar zumeist Kontextabhängig, doch wenn es um gesellschaftliche Themen bzw. Probleme geht, deren Lösungen stets im Bemühen um einen Kompromiss ausgehandelt werden (sollten)(, tut man gut daran, nicht zu leise zu sein, wenn man sich in den Resultaten de Diskussion irgendwie berücksichtigt sehen möchte. Es gibt nämlich leider genug Randgruppen, die zwar nicht so große Mengen an Menschen bewegen können, durch ihre Lautstärke aber vermeintliche Meinungs- und Deutungshoheit vorzuspiegeln vermögen: zum Beispiel das ekelerregende Braune Gesocks, zu dem jetzt, Petry sei Dank, auch die armseligsten Früchtchen Deutschlands gehören, gemeinhin bekannt als AfD. Die nervtötendsten Idioten sind halt die Idioten mit einer Mission…

Ich habe mir schon oft den Kopf zerbrochen, wie es sein kann, dass gebildete, empfindungsfähige Individuen überhaupt auf die Idee kommen, sich an Nazi-Ideologie anzunähern, bis ich gelernt habe: nur die Wenigsten sind überzeugte, reflektierte Nazis und bekanntermaßen bringt unsere Spezies immer wieder einen kleinen Anteil an hoch gefährlichen Soziopaten hervor, die einfach nur die Welt brennen sehen wollen. Die anderen sind einfach schlicht empfindungsunfähig oder reflexionsunfähig, oder beides. Gegen Dummheit hilft Bildung, gegen soziopatische Tendenzen Medikamente. Das sollten wir doch irgendwie hinkriegen. Zumindest dachte ich das eine Weile.

Doch während wir uns im Innern immer und immer wieder mit den gleichen ewig gestrigen Idioten herumschlagen müssen, zieht unsere Bundesangie munter los und demontiert in einer Nacht das gewachsene Vertrauen in Deutschland als europäische Nation und setzt uns einmal mehr dem Verdacht aus, ein durch und durch nationalistisches, geiziges, nur auf den eigenen Vorteil bedachtes Völkchen zu sein. Danke Frau Dr. Merkel für diesen legendären Schachzug, mit dem sie das griechische Volk endgültig in den Abgrund stoßen, die Ressentiments gegen Deutschland nachhaltig stärken und die hässliche Fratze des Neoliberalismus zur Ikone unseres Landes erheben. Schande über dich und deine willfährigen Genossen du hinterhältige kleine Pastorentochter aus der Provinz! Ich bin wahrhaftig kein gottesfürchtiger Mann, aber ich bete, dass du und deine Bande aus blinden Idioten alsbald im Orkus der Bedeutungslosigkeit verschwinden mögt. Ich kann diesen Dreck in Berlin nicht mehr ertragen!

War das jetzt irgendeinem da draußen, der tatsächlich immer noch glaubt, diese lächerlichen Abziehbilder von Politikern wären das Richtige für unseren Staat eventuell zu hart? Tja, Pech für dich, denn manchmal muss ich ein Arsch sein…

A snipet of Grexit

Gleich zuvorderst: das Unwort „Grexit“ gehört ersatzlos aus jedweder Publikation gestrichen. Weil es von vorn herein dazu angetan war, die Leute darauf einzuschwören, dass Griechenland die Eurozone verlässt. Wenn es irgendeinen Begriff gab, welcher in der letzten Zeit wahrhafte Horrorszenarien heraufbeschwören konnte, dann war es wohl diese dumme kleine Kreation aus dem Spätjahr 2011. Dessen dauerhafte Nutzung allein immer wieder die dunklen Wolken aufziehen ließ und das zuletzt in aller Munde war, einer selbsterfüllenden Prophezeiung gleich. Wie dumm und unnötig, die Menschen immer und immer wieder damit zu überziehen.

Wir Menschen sind einfach gestrickt; das gilt auch für so genannte Finanzanalysten, also diese selbst ernannten Bonitätswächter, die zu jener Subspezies gehören, die unsere Welt langsam aber sicher ins Verderben führen: die Unterhändler des Mammon. Das wiederholte Ausmalen bestimmter Szenarien lässt diese ins Unterbewusstsein sinken und verändert somit unsere Wahrnehmung einer Situation, schränkt die gefühlt zur Verfügung stehenden Handlungsalternativen ein; et voilá, die Märkte schlagen Kapriolen. Und wieder konzentrieren wir uns – von den Medien genasgeführt – auf den unwichtigsten Aspekt dieser ganzen Misere, nämlich das Gebaren irgendwelcher Finanzmärkte. Als wenn die dort stattfindenden Transaktionen irgendein Pendant in der realen Welt hätten. Alles nur Luftnummern, unechtes, keiner wahrhaften Wertschöpfung entsprechendes, virtuelles Geld. Wir fiebern mit irgendwelchen Tickern, die mit der fühlbaren Realität irgendeines Menschen so viel zu tun haben, wie ich mit dem britischen Königshaus. Also nix!

Auf der anderen Seite spricht die Politik, namentlich unsere edlen Obersozen von nun drohenden humanitären Problemen! Ja sicher bringt es humanitäre Probleme mit sich, wenn man es den „Eliten“ einer Nation über Jahre, Jahrzehnte gestattet, das Land schamlos auszuplündern und sich dann nicht mal den Anschein gibt, sie im Angesicht des drohenden Staatsunterganges in die Pflicht zu nehmen. Auch Tsipras ist nicht mehr als ein Karrierepolitiker, der Klientel bedient. Almosen für’s Volk, aber weit und breit keine Spur von echten, tiefgreifenden Reformen. Es ist zutiefst unredlich, vorne populistische Phrasen zu dreschen und sich als Mann des Volkes zu geben, andererseits aber nicht den Mumm zu haben, die Schuldigen zu benennen und zu bestrafen – habgierige, korrupte, durch und durch schäbige Bonzen, wie aus einer billigen Telenovela, die sich jedoch für die Créme de la Créme halten – und obendrein den falschen die Schuld zu geben; nämlich den anderen Eurostaaten.

All das ist schon ärgerlich und meine anfängliche Sympathie für Tsipras und seine Plebs-Rabauken ist endgültig aufgebraucht. Dass aber einmal mehr die einfachen Bürger die Zeche zahlen dürfen, in Griechenland, das ja erst seit 1981 wieder so was wie ein demokratischer Staat ist, alle Zeichen auf Chaos stehen und die eben genannten Bonzen wie die Kakerlaken auf der Flucht mit all dem Raubgeld sind, macht mich richtig wütend. Und die Politiker? Nun, sie tun das Übliche, labern rum, schieben sich gegenseitig den schwarzen Peter zu und zünden so lange Nebelkerzen, bis die Typen, die sie finanzieren ihre Schäfchen ins Trockene gebracht haben.

Und wir? Tja wir schauen auf die Börsenticker, äußern uns besorgt über die Lage der Menschen und tun… nix. So wie immer. Keine Empörung über diejenigen, die Griechenland über Jahrzehnte geplündert haben oder jene, die sie dabei gedeckt haben. Nur Antipathie gegen DIE Griechen – die in der Mehrzahl wenig bis gar nichts für die Lage können. Also Ruhe bewahren und weiter rumlethargisieren, das Schiff Europa geht schon von alleine unter…

Leggings vs. Hot Pants

Sind wir zu Porno? Mit dieser Frage behelligte mich dieser Tage morgens ein Radiomoderator, unter Verwendung des Hinweises, dass insbesondere die heißen Tage der letzten Zeit einen Stoffschwund an der Oberbekleidung wahrnehmen ließen. Tja, was soll man da sagen… man könnte sich auf folgenden Standpunkt stellen: bei nicht wenigen – häufig weiblichen – Individuen wäre etwas mehr tatsächlich mehr, so im Sinne der Vermeidung optischer Umweltverschmutzung, oder um der Pietät Genüge zu tun, oder was weiß ich. Vielleicht hat es aber auch etwas mit etwas ungeschickt kaschiertem Spießertum zu tun, wenn eine Schule im Horb am Neckar ein Hot-Pants-Verbot erlässt? Nur eine Vermutung, die mit diesem ersten Standpunkt perfekt harmoniert, doch ehrlich gesagt glaube ich, dass das Problem ein wenig tiefer liegt.

Betrachten wir nämlich den Umstand, dass oben erwähntes Verbot auf ein rein weibliches Kleidungsstück abzielt, welches nicht vollkommen über den Verdacht erhaben ist, seine Trägerin sexy wirken zu lassen – und es ist in diesem Zusammenhang wirklich vollkommen unerheblich, ob das nur die Trägerin so empfindet, oder auch ihre Umwelt – könnte man auch auf die Idee kommen, dass hier gegen den Gleichstellungsgrundsatz verstoßen wird. Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung was ein sexy Outfit für einen Mann ausmacht; möglicherweise möglichst wenig Stoff? Man könnte sich jetzt doch auch über männlicherseits ausgeübte textile Verstöße gegen den guten Geschmack erregen, zum Beispiel diese bekackte Sitte, zu weite Hosen über den dürren Arsch baumeln zu lassen, wobei eine schluffige Boxershorts zum Vorschein kommt. Hier wir Unteräsche gezeigt – ist das etwa nicht auch eine Art von Erregung? Denn genau darum geht es. Mann hat Angst erregt zu werden und vertraut seiner Affektkontrolle nicht. Und wenn man sich so ansieht, wie oft Frauen heutzutage in aller Öffentlichkeit belästigt werden, ist diese Befürchtung nicht allzu weit hergeholt.

Das bedeutet aber nicht etwa, dass man die Schuld dafür bei Mädchen und Frauen suchen sollte, die sich nun mal gerne hübsch kleiden und auch hübsch wahrnehmen lassen wollen, sondern bei den Männern, die glauben, eine hübsche Verpackung würde ein weibliches Wesen in eine Ware verwandeln, die man sich einfach nehmen kann! Und ebenso wenig bedeutet es, dass man eben diesen Mädchen und Frauen verbieten darf, sich zu kleiden, wie es ihnen in den Kram passt – ganz gleich ob Mama, Papa oder sonst wer damit so ihre Sorgen haben. Der eigene Kleidungsstil ist, wenn bei Jugendlichen vermutlich auch wenigstens teilweise durch die Peergroup gesteuert, so doch Ausdruck der eigenen Persönlichkeit und darf nicht durch Regulationen eingeengt werden. Dass Schuluniformen hinsichtlich der Einebnung von Klassenunterschieden für den Arsch sind, hat man mittlerweile andernorts auch begriffen.

Ich muss nicht schön finden, was manche Frauen anziehen. Gleiches gilt aber gleichermaßen auch für Männer. Vollkommen unabhängig von meinem Geschmack ist es ein Unding, Frauen und Mädchen Kleidungsvorschriften zu machen, weil wir Männer es nicht ertragen können, öffentlich an unsere Instinkte und die Macht, welche sie oft über uns ausüben erinnert zu werden. Konsequent zu Ende gedacht landen wir da nämlich bei den Schergen des IS und der Ganzkörpervermummung, die nichts weiter leisten soll, als die Frau außerhalb des Hauses zu einem asexuellen Objekt zu erniedrigen! Wir sind noch weit von Gleichberechtigung entfernt und was uns tatsächlich zu Mann, Frau, Transgender oder sonst was macht, ist nicht immer so einfach zu sagen, aber ich finde, was die Kleidung angeht, sollte jedes Individuum selbstbestimmt leben dürfen, gleich ob es dem Nachbarn gefällt, oder auch nicht. Das ist zwar nur ein Aspekt individueller Autonomie, wie ich finde aber ein ziemlich wichtiger. Nur einen Stil-Hinweis kann ich mir nicht verkneifen: Leggings, insbesondere solche mit Tierprints, sehen fast nur an Kindern nicht lächerlich aus. In diesem Sinne allen noch einen schönen Sommer…

Veggie-Bashing

Zunächst ein Bekenntnis: ich mag Fleisch. Kann sein, dass dies heutzutage bereits einen Grad an politischer Unkorrektheit konstituiert, für den mich irgendwer maßregeln möchte, aber zum einen ist das hier tatsächlich weitestgehend noch ein freies Land und überdies scheren mich in diesem Punkt üblicherweise anderer Leute Meinungen recht wenig. Nicht etwa, weil mir die Verbrechen, welche in der Lebensmittelindustrie an Tieren begangen werden egal wären, sondern weil ich mir des Umstandes bewusst bin, dass erst der Verzehr von Fleisch die Hominiden zum Homo Sapiens hat reifen lassen. Und auch, wenn so manche „Errungenschaft“ des Menschen besser unentdeckt und auch unverwirklicht geblieben wäre, so bin ich doch recht glücklich damit, ein halbwegs intelligentes, empfindungsfähiges Wesen zu sein. Andererseits wüsste ich vermutlich nicht, was mir fehlte, wenn ich’s nicht wäre, also was soll‘s…

Mir ist allerdings in letzter Zeit ein Trend aufgefallen, ausgerechnet mir, der von Trends so viel Ahnung hat, wie eine Kuh vom Fliegen. Aber tatsächlich scheint es derzeit en vogue zu sein, Vegetarier eher aber noch Veganer generell mit dem Verdacht des rechthaberischen Dogmatismus und der Arroganz zu strafen. Ich will gestehen, dass ich schon Vegetarier kennengelernt habe, die ein geradezu zwanghaftes Sendungsbewusstsein hatten. Aber diese waren in der Minderzahl und die üblicherweise pragmatisch, sachlich und freundlich vorgetragenen Argumente der anderen Fleischverschmäher waren für mich stets verständlich. Ich teile deren Standpunkte zwar nicht, habe aber Verständnis; und was die Massentierhaltung angeht: Discounterfleisch versuchen wir langsam aber sicher durch Bio zu ersetzen. Man isst heute eh tendenziell zu viel Fleisch.

Was aber nun das Veggie-Bashing an sich angeht, habe ich den Verdacht, dass es dem Feuilleton im Moment einfach an guten Feindbildern fehlt. Die Griechen werden schon von den Kollegen der Politik- und Wirtschaftsressorts abgearbeitet, gleiches gilt für TTIP (wenn sich überhaupt jemand dafür interessiert), die ganze Streikerei, und so weiter. Man kann sich ja nun aber nicht immer nur mit Hochkultur befassen, oder Kunst- und Kulturschaffende beleidigen, die nicht der Kritik schmeicheln, also generiert man eine schöne Leinwand, auf die man ein bisschen selbstgerechten Hass projizieren kann. Veggies bilden nämlich eine gesellschaftliche Minderheit, bestimmte Stereotypen, die man mit ihnen in Verbindung bringt, taugen zur Stigmatisierung, et voilá, fertig ist das Feindbild. Schon seltsam, dass ausgerechnet Menschen, die sich im Grunde für eine bessere Welt engagieren, so leicht zur Blaupause einer Hassfigur werden können, nicht wahr…?

Alles halb so wild, werden jetzt andere abwinken. Lasst die Journaille doch ein bisschen die Veggies bashen, tut keinem weh, kostet kein Geld extra, ist irgendwie auch ein bisschen lustig, oder? Nö, ist es nicht! Es mag kein Geld kosten und im ersten Moment wirken manche Artikel unterhaltsam und irgendwie richtig. Denkt man aber einen Moment länger darüber nach, entdeckt man billigen Populismus übelster Machart. Töne, wie sie die AfD anschlägt. Denn dumpfe Feindbilder erzeugen Hass, der das Denken vernebelt, die Wahrnehmung manipuliert und unser Land zu einem noch etwas schlechteren Ort macht. Aber Toleranz nicht nur buchstabieren, sondern auch leben ist wohl eine Fähigkeit, die uns immer mehr verloren geht. Wie dem auch sei, ich es jetzt erst mal ein vegetarisches Gyros. Probiert’s doch auch mal, erweitert den Horizont.

Idiotie am Arbeitsplatz

Es ist, bei Lichte betrachtet, ein ziemlich schmaler Grat zwischen noch halbwegs charmanter Prinzipientreue und dogmatischer Phrasendrescherei. Ich selbst bin ein kleiner arroganter Drecksack, wenn es darum geht, eine persönliche, aus langer Erfahrung kondensierte Meinung zu vertreten. Ich tue dies allerdings auch nur selten vordergründig; es ist viel einfacher, die sokratische Mäeutik zu benutzen. Und ich versuche meistens nicht, meine Meinung anderen aufzudrängen. Mag sein, dass der eine oder andere mich dennoch für einen besserwisserischen Idioten hält, aber zum richtigen Klugscheißen muss man halt auch klug sein. Ist man dies nämlich nicht, entsteht Ablehnung vielleicht aus eigenem Unvermögen oder Unverständnis? Wie dem auch sei, ich bin mir meiner vielen Fehler bewusst und dennoch schaffe ich es recht oft, nicht so furchtbar daher zu kommen wie jene, die ihre eigene Meinung für das Maß aller Dinge halten, eben weil ich meine Fehler und die daraus zwangsweise resultierende Fehlbarkeit meines Intellektes anerkenne. Außerdem bedeutet Recht zu haben nicht zwangsläufig auch, Recht behalten zu müssen – vor allem nicht um jeden Preis! Es sei denn, andere Menschen sind einem wirklich vollkommen gleichgültig.

Unterwegs auf dem schmalen Grat stolpert man manchmal. Das ist bei schwierigen Wegen nun mal so. Manche aber machen sich entweder bewusst, oder weil sie ihre eigenen Fehler nicht erkennen können, auf den Weg abseits des Grates. Und weil die saftige Wiese der Besserwisserei, vulgo des Dogmas nun mal viel einfacher und hübscher zu beschreiten ist, als der karge, rutschige Hang der Selbstreflexion, begegnet man den allzu selbstgefälligen, von der Richtigkeit ihres Redens und Tuns unbedingt Überzeugten andauernd. Im Privatleben kann man derartige Begegnungen oft elegant abkürzen, indem man den oder diejenige meidet, einfach woanders seine Lebensnotwendigkeiten und Dienstleistungen einkauft, oder die Nervtöter straight forward darauf hinweist, dass die Grenze eben erreicht wurde. Wenn das auf der Arbeit doch nur auch so leicht wäre.

Natürlich kann man dort nicht so einfach vermeiden, wie im privaten Sektor und eine direkte Konfrontation muss nicht unbedingt klärend wirken, sondern kann auch im Gegenteil dauerhafte Probleme wie Mobbing, Denunziation, negative Halo-Effekte und manch anderes bewirken. Davon hat man wirklich eine lange Zeit und es kann einen so weit treiben, dass man davon arbeitsunfähig wird. Wie immer bei sozialen Beziehungen spielen hier eine Menge individueller Faktoren eine Rolle, so etwa die persönliche Resilienz gegen Stress, die jeweiligen kognitiven Ressourcen, die Verträglichkeit der eigenen Person usw. Doch auch, wenn man unterstellt, dass es unterschiedliche Persönlichkeiten gibt, die auch unterschiedlich gut mit dem Stress am Arbeitsplatz umgehen können bleibt immer der Umstand übrig, dass in jedem Job ein paar von diesen Typen gibt, die einfach jeden Morgen erst mal eins in die Fresse verdient haben, damit sie sich einen ruhigen Platz suchen und nicht nerven; und mindestens einen, der die Welt, wenigstens aber ein paar Kollegen brennen sehen will. Und sei es nur, um selbst ein bisschen besser dazustehen.

Ich habe neulich – nicht zu irgendjemand speziellem, sondern eher so ganz allgemein in den Raum – gesagt, dass ich mich auf der Arbeit nicht mehr anschreien lasse. Die entsprechende Person dürfte mit körperlicher Züchtigung rechnen. Danach würde ich einfach die Schlüssel auf den Tisch legen und mir was Neues suchen. Ich habe noch mal kurz darüber nachgedacht, aber irgendwie stehe ich dazu. Wahrscheinlich würde ich nicht körperlich werden, sondern verbal, aber der Bullshitmorast, durch den ich, speziell bei Diensten in einem Großraumbüro abseits meines eigentlichen Arbeitsplatzes waten muss, ist zu zehrend, als dass ich mich in einer SITUATION mit dogmatischen Phrasendreschern noch sonderlich zurücknehmen könnte – oder wollte! Ich gebe, was ich habe und lass jedem seinen Sandkasten, erwarte aber im Gegenzug, dass man mir auch meinen Sandkasten lässt, sonst reagiere ich unter Umständen auch mal harsch. Schönes Leben noch!