Politik ermattet mich noch zuverlässiger, als es das gegenwärtig extrem Nerv tötende Geplärr meiner Kinder jemals könnte. Es gibt so viele wichtige Themen zu denen ich Auslassungen verfassen und hier veröffentlichen könnte, dass in den – gegenwärtig wenigen – Momenten, da ich noch ein Interesse an der Politisiererei verspüre der Wunsch entsteht, dass Tage 48 Stunden haben mögen. Dann schaue ich auf die Bilanz meiner vielen Posts und sinke nieder, erschlagen von der Erkenntnis, dass es sowieso nichts bringt, die Blinden sehen lassen zu wollen, wenn ihre Blindheit sie die Welt doch so vereinfacht wahrnehmen lässt; denn Simplifizierung bewirkt das beruhigende Gefühl, alles zu überblicken, alles im Griff zu haben und nicht nur ein getriebenes Rädchen im Gefüge der Welt zu sein. Kann man’s den Einfältigen verdenken, dass sie sich mit all dem Ballast des echten Wissens nicht belasten wollen? JA, kann man, nein MUSS man, denn die kurzsichtige, arrogante, egoistische Einfalt richtet unser aller Welt zu Grunde und das mittlerweile immer schneller!
So wenig wie das Gesellschaftliche von mir lässt, bin ich doch ein Mensch unter Menschen, so wenig kann ich vom Gesellschaftlichen lassen und dennoch… dennoch wird mir all das gegenwärtig zu viel, finde ich kaum Zeit zur Kontemplation, zum Müßiggang, der den Geist befreit, zum Ahnen und Planen, zum Schauen und Bauen; selbst, wenn’s nur Luftschlösser wären. Ich sitze hier, suche nach unverbauten Wegen aus meinem Trott, aus meiner immer dröger und drängender werdenden Abfolge von Routinen, die sich anfühlt, als würde ich wie der Esel stets im Kreis um den Brunnen laufen, immer vorwärts, ohne jemals irgendwo anzukommen. „Running around in circles is good way of getting nowhere fast“. Ich weiß nicht mehr so genau, wo ich das gehört habe, aber es beschreibt meine gegenwärtige Situation gut. Kurzum – ich bin Urlausreif!
Gut ist, dass es bis dahin nicht mehr lange dauert! Schlecht, dass es auch nicht mehr so lange dauert, bis der lang herbei gesehnte Urlaub wieder rum ist und ich mich erneut einem Tagwerk widmen darf, dass mich im Moment mehr auszehrt, als es das tun sollte. Und zwar, weil ich einmal mehr in den eben schon erwähnten Routinen gefangen bin. Ich weiß darum und kann es trotzdem nicht ändern. Klingt seltsam, ist aber so. Vermutlich, weil es im Moment keine Chancen gibt, die Dinge einfach mal anders anzugehen. Ich erhoffe mir diesbezüglich aber immerhin eine gewisse Veränderung, wenn ich mich bald an neue Aufgaben machen kann. Bis es soweit ist, tröste ich mich damit, dass ich in der Toskana mutmaßlich genug Zeit haben werde, mal wieder ohne besonderes Ziel in den Himmel zu kucken, einfach, weil… na weil halt.
Ich plaudere hier über solche Dinge, einfach weil es in erster Linie mir hilft, meine Gedanken zu sortieren, mich selbst zu reflektieren, aber auch um anderen Punkte zum Nachdenken oder Kommunizieren zu bieten. Einerseits ist es billiger als eine Gesprächstherapie, andererseits informiere ich über meinen Gemütszustand. Manche mag das interessieren. Ich bin mit dem Umstand, dass ich seit nunmehr 18 Monaten zum Kreis der behandlungsbedürftig Depressiven gehöre ja von Anfang an offensiv umgegangen, weil ich mich scheue, eine psychische Erkrankung als Stigma betrachten zu wollen. Eigentlich bin ich mit der Krankheit und mir im Reinen, aber ich merke, dass ich wieder zu häufig über die 70% komme; jene 70% der maximalen Leistungsfähigkeit, die mir mein Therapeut damals als den Wert für langfristige Belastungen genannt hatte, der sich nach seinen Erfahrungen als gut machbar erwiesen hatte.
Ja, meine Dämonen machen mir gegenwärtig zu schaffen, aber noch habe ich sie im Griff, versuche sie mit gelegentlichen Ausflügen aus dem Circulus Vitiosus von mir weg, vor mir her zu treiben, mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg. Aber wie’s auch weiter gehen mag, ich bin noch lange nicht fertig. Leider nicht fertig mit meinen Dämonen, aber auch nicht fertig mit den Projekten und Aufgaben auf meiner „eternal to-do-list“ und ebenso wenig fertig mit der Hoffnung; Hoffnung, dass ich an den vielen Prüfungen wachsen möge und dass vielleicht ein paar andere an den Prüfungen, die ich ihnen stelle ebenso wachsen mögen. Denn dann wären weder mein Leben noch meine Schreiberei umsonst. Vielleicht sind meine Dämonen ja doch zu was nütze…?