Bienvenue en Provence N°1

Zeit ist relativ. Manchmal relativ knapp, dann wieder relativ egal, oft relativ lang(weilig) und dann plötzlich vorbei, ohne dass man sagen könnte, man hätte sie wirklich wahrgenommen. Die Aussage Einsteins, dass Zeit einfach nur etwas ist, dass wir mit Uhren messen und dass der wahrgenommene Fluss der Zeit von der Position des Beobachters – oder auch des Messinstrumentes – relativ zur gemessenen Zeit abhängt, scheint also auch in der individuellen Betrachtung wahr zu sein. Selbst wenn wir die Schwingungsraten von Cäsiumatomen benutzen, um zu definieren, wie lange eine Sekunde denn nun dauert, bleibt Zeit etwas Unfassbares, Unwirkliches, manchmal auch Bedrohliches. Insbesondere, wenn man sich gedanklich der unüberwindbaren Barriere der nächsten Sekunde nähert.

Château Féodal in Boulbon

Nun muss man nicht in die Zukunft sehen können, um bestimmte Dinge einfach zu wissen: z.B., dass die wirklich schönen Dinge im Leben immer unerhört schnell vorbei sind, wohingegen die Wartezeit darauf sich nervenzerfetzend dehnen kann. Oder dass manche Rhythmen (wie etwa die Abfolge der Jahreszeiten, die Streiks der Bahnbeschäftigten vor den Feiertagen oder die Ausrufung des Unterganges des Abendlandes durch die CDU bei jeder politischen Äußerung durch die Grünen) stets gleich zu bleiben scheinen. Das ist ein Wahrnehmungsbias, der unserem unbewussten Bedürfnis nach Sicherheit entspringt. Kontinuität vermittelt Sicherheit – oder zumindest die Illusion davon. Eine Martinsgans wird ja auch jeden Tag von dem netten Menschen gefüttert. Wie soll sie da ahnen, dass irgendwann, kurz vor dem 11.11 eines gegebenen Jahres anstatt dem guten Futter ein scharfes Beil lauert…

Es ist das (zumeist ungerechtfertigte) Vertrauen in unsere eigene Fähigkeit zur objektiv-rationalen Abschätzung von Chancen und Risiken, welches uns diese Idee von Berechenbarkeit vermittelt. Nun will ich damit nicht unbedingt sagen, dass wir alle ahnungslos wie die Martinsgänse auf das Beil warten: jedoch wäre etwas mehr Realismus im Angesicht unserer beschränkten Fähigkeiten zur Voraussage der Zukunft manchmal hilfreich, um sich von allzu optimistischen Betrachtungen des evtl. Kommenden freizumachen. Und vor allem etwas mehr im Hier und Jetzt zu leben und die Dinge nicht immerzu kaputtanalysieren zu wollen/müssen. „Aber Zimbo, du wütend-depressiver Beobachter der Welt“, höre ich euch rufen, „ausgerechnet du müsstest doch…“ GAR NIX MUSS ICH – DEM SCHICKSAL SEI’S GELOBT! Zum einen, weil ich Urlaub habe und noch mal von südlicher Sonne kosten darf, die auch jetzt noch angenehm die Knochen wärmt. Und zum anderen, weil mir mittlerweile eines klar geworden ist: alles Streben, Schuften, Studieren und Schachern auf der Jagd nach Erfolg ist NICHTS im Vergleich zu der Zufriedenheit und Ruhe, welche das Schreiben dieser Zeilen in mir auslöst. Denn plötzlich ist da dieses Gefühl – es geht mir gut.

Niemals fällt alle Last vollkommen von einem ab. Niemals ist man als Leitungsperson vollkommen ohne Gedanken an die nächsten Schritte. Und doch… genau jetzt könnte mir jemand mitteilen, dass meine Arbeit der letzten Jahre zu Hause sich gerade in Rauch aufgelöst hat – und es wäre mir egal. Weil ich weiß, was ich wert bin, wer ich sein möchte und welche Wege mir offenstehen. Und das sind eine Menge Wege. Genau jetzt fließt die Zeit genauso, wie es richtig ist und genau dahin, wo sie hingehört: in die Dinge, die mir wichtig sind. Ich konnte neulich zurückblicken und feststellen, dass meine Wurzeln noch alle da sind und schaue jetzt nach vorne; und wenngleich ich weiß, dass diese Barriere, von der ich letzthin häufiger sprach, immer da ist, macht sie mir keine Angst mehr, weil sie neben ihrer Unüberwindbarkeit für meine primären Sinne auch stets ein Versprechen für meine Vorstellungskraft beinhaltet – dass ich frei bin, diese Sekunde, und jede andere, die noch kommen mag, zu gestalten, wie es mir in den Sinn kommt. Es mag dabei ein paar Grenzen geben (Nazis und andere dumme Menschen töten und im Wald verbuddeln, ist leider immer noch illegal), doch für mich ist es Freiheit genug, in diesem Moment kreativ sein zu können, ohne einem anderen Zweck dienen zu müssen, als meinem eigenen.

Das ist, was Urlaub tatsächlich bedeutet. Zweckfrei sein zu können. Zeit so nutzen oder auch mal vertrödeln zu können, wie es einem in den Kram passt. Die Dinge auch mal passieren zu lassen. Ist mit Kindern zwar nicht ganz so einfach, wie es klingt, aber ich habe Hoffnung. Und gutes Essen. Und gute Getränke. Und einen Ort, der Freude bereitet. Daher wünsche ich euch auch eine gute…Zeit…

Throwback Saturday…

Menschen und ihre Verbindungen sind etwas Seltsames. Wir gehen gelegentlich ein, mehr oder weniger langes, Stück des Weges zusammen, um dann über manche Abzweigung und oft verschlungene Pfade allein voranzuschreiten, während wir neue, andere Menschen treffen. Manche bleiben sehr lange – etwa meine beste Ehefrau von allen, oder meine ältesten Freunde. Manche jedoch, die man lange kannte, verschwanden in der Obskurität der, sich am wachsenden Erfahrungsschatz läuternden Erinnerung. Man lernt mit jedem Jahr zwangsläufig dazu und so verändert sich der Blick auf das Vergangene. Wenngleich ich mich gerne als jemanden sehen würde, der nach vorne blickt und die Vergangenheit ruhen lassen kann, so erfasst mich doch gelegentlich jene höchst ambivalente Mischung aus melancholischer Sentimentatlität und dem Wunsch, mein jüngeres ICH mal für seine Blödheit zu Ohrfeigen. Träfe ich ihn heute wirklich, würde ich ihm wahrscheinlich trotzdem nur eine Weile zuschauen, und ihn dann auf seine – pardon MEINE – Weise durch’s Leben stolpern lassen. Denn am Ende des Tages bin ich mit dem Mann, der ich geworden bin im Reinen.

Klassentreffen! Ich habe es mir mittlerweile anerzogen, halbwegs erwartungsfrei an Dinge heranzugehen, doch wenn ich ehrlich sein soll, wusste ich nicht genau, was ich erwarten sollte, als die Einladungsmail zu einem 30jährigen Abi-Jahrgangs-Treffen in mein Postfach geflattert kam. Ich war, wie evtl. schon des öfteren angeklungen sein mag, damals ein Nerd, definitiv kein einfacher Mensch und mit Sicherheit meiner Selbst nicht im Ansatz so sicher, wie heute; was auch immer das bedeuten mag. Aber da waren sogleich diese, oben schon erwähnten, widerstreitenden Gefühle, ob DAS wohl eine angenehme Erfahrung würde. Doch ich konnte es einrichten, denn anscheinend wohnt immer noch ein nicht unerheblicher Teil der alten Truppe im Nahbereich, so dass ich nur bis ans andere Ende der Stadt touren musste. Unsere Stadt ist wohl groß genug, sich nicht dauernd unversehens zu treffen, so dass das Wiedererkennen in einigen Fällen etwas schwerer fiel. Ich scheine mich optisch – bis auf die grauen Haare – nicht besonders verändert zu haben. Doch schon bei den ersten Gesprächen fiel mir auf, wie unterschiedlich, vor allem aber wie unterschiedlich stark sich die Menschen, die ich mal zu kennen geglaubt hatte, in den letzten Jahren bzw. Jahrzehnten verändert hatten. Ich war auch nicht der Einzige, dem schon gleich zu Beginn auffiel, dass manche Dinge vollkommen von der Platte verschwunden sind, wohingegen andere Szenen präsent sind, als sei’s gestern gewesen. Unser Gedächtnis ist ein wundersames Ding. Vor allem aber versucht es stets, uns zu helfen, eine kontinuierlich gute und irgendwie sinnvolle Geschichte unserer Existenz zu erzählen. Da lässt man schon mal die Dinge unter den Tisch fallen, die nicht ganz so charmant waren…

Die Geschichten drehten sich zunächst vor allem um die üblichen Dinge: Wie geht’s dir? Was machst du so? Hast du (noch/schon) Familie, bzw. Kinder? Erfahrungen wurden ausgetauscht, denn die letztere Frage beantworteten die Meisten mit ja. Und ich darf an dieser Stelle zugeben, dass es mich ein wenig beruhigt, dass ich nicht der einzige Teenager-Tochter-Elternteil bin, der manchmal gerne raus möchte, wo der Maurer kein Loch gelassen hat… Irgendwann wurden lustige Geschichten ausgetauscht, Freundschaften erneuert und als ich ging, versprach sich ein Klassenkamerad „Schön dich kennengelernt zu haben!“. Wir kamen dann unter lautem Lachen überein, dass es schön war, sich NEU kennengelernt zu haben. Ganz sicher ist in vielen noch etwas von diesem alten Selbst drin, an welches man nach so langer Zeit mehr oder weniger undeutliche Erinnerungen hat; aber bei den Meisten konnte ich diesen Zuwachs an Persönlichkeit, an innerer Ruhe, Souveränität und Lust auf noch mehr feststellen, für den man leider erst unser Alter erreichen muss. „Wir haben noch Sonne im Herzen, dafür ’ne Hüfte mit Schmerzen“. Was soll ich sagen – aus meiner Sicht hat sich der Weg gelohnt und einige von uns haben Versprechen ausgetauscht, nicht erst wieder 10 Jahre ins Land ziehen zu lassen.

Wenn ich mich nicht so schlapp gefühlt hätte (was heute immer noch der Fall ist), wäre ich wahrscheinlich doch noch in eine Kneipe mitgezogen und hätte in der Folge Taxi fahren müssen; denn DAS wäre entgleist! Schön wär’s gewesen. Da ich mir aber sicher bin, dass es dazu alsbald eine andere Gelegenheit geben wird, kann ich das verschmerzen und wünsche allen, die dem zurzeit etwas melancholischen Simnpel bis hierher zugehört haben, einen guten Start in die neue Woche.

Auch als Podcast…

The Critic N°2 – Plotholes anybody…?

Es gab mal eine Zeit, da man sich unvorbereitet ins Kino begeben musste, weil nicht jede Produktion von Scharen von Aasgeiern – pardon „Medienreportern“ (oder besser, was an menschoidem Geschmeiss halt die Frechheit besitzt, sich so zu nennen) belagert wurde, und jeder noch so kleine Futzel Internes durch die Verwertungsmühle des weltweiten Desinformationsgewebes gedreht werden musste. Wenn man früher ins Kino ging, kannte man keine Analyse des Testscreenings, konnte nicht die Vorabrezensionen der ganzen Möchtegern-Feuilletonisten lesen, wusste nicht, dass der Film / die Serie evtl. durch die Produktionshölle gegangen war und hatte – außer der Werbung und einem THEATRICAL TRAILER keine Hinweise darauf, wie dieser Film sein würde. Und das war gut so! Mein Lieblingsbeispiel hierzu ist „Alien“; wenn die Leute geahnt hätten, auf was für einen Höllenritt sie sich mit dem Lösen des Tickets eingelassen hatten… wer weiß, ob dieses Meisterwerk solchen Status hätte erlangen können. Denn unter Garantie hätten all jene, die mit einem strong female Lead wie Sigourney Weaver als Ellen Ripley 1979 nichts anfangen konnten, den Film gedownvoted. Solche Machoidioten seien auch heute noch verbreitet, hab ich gehört… Jedenfalls kann man mit Sicherheit sagen, dass Kino früher ein deutlich überraschenderes Erlebnis war, als heutzutage, wo so viele von uns schwerst Smartphone-abgestumpft durch’s Leben zombieren und immerzu nur „Hab ich woanders schon gesehen“ murmeln, anstatt sich auf die Geschichte einzulassen. Buy-in? Zero…

Könnte man auch als Kulisse benutzen…

Das heißt nicht, dass alle früheren Filme besser gewesen wären als die heutigen. Gurken wurden auch in vergangenen Jahrzehnten zu Hauf gedreht; manche von denen SO SCHLECHT, dass sie im Laufe der Zeit sogar zum Kult wurden („Dark Star“ oder „Angriff der Killertomaten“ etwa). Aber manche waren Meilensteine, weil sie entweder die Art, eine Geschichte zu erzählen vollkommen neu interpretierten, ein neues visuelles Erlebnis boten, oder die Geschichte so gut erzählt waren, dass man sich mühelos darauf einlassen konnte. „Jäger des verlorenen Schatzes“ war so ein Film. Ob man die fünf Oscars als Zeugnis dafür akzeptiert, oder nicht, ist dabei unerheblich. Aber so brilliant ich persönlich den Film bis heute finden mag – auch hier gibt es, wenn man länger darüber nachdenkt, Plotholes, welche Teile der Geschichte und vor allem die Kontinuität mit den folgenden Filmen in Frage stellen (Stab des Re und Lichtreflexion, warum glaubt Indy in späteren Teilen plötzlich nicht mehr an Magie, obwohl er sie GESEHEN hat, etcpp.). Was aber viel wichtiger dabei ist: sind diese Plotholes SO relevant, dass sie meine „Willing Suspension of Disbelief“ zerstören, also meine Bereitschaft, mich auf die Geschichte einzulassen und über diese kleinen Inkonsistenzen und Fehler hinweg zu sehen, weil mich die Story, die Welt in der sie spielt, die Charaktere als solches faszinieren und ich bereit bin, die Realität mal eine Weile Realität sein zu lassen – oder eben nicht? Und ich stelle immer mehr und immer wieder fest, dass die oben bereits erwähnte Smartphone-Abstumpfungs-induzierte ENTSTAUNUNG der Zuschauer bei gleichzeitiger Zombifizierung diese Fähigkeit zu zerstören scheint. Schneller, höher, weiter – aber wehe jemand macht sich die Mühe, Dinge mit einem Schuss melancholischer Reminiszenz an frühere Geschichten zu erzählen; da hörst du dann sofort die ganzen dogmatischen Fanboys and -girls „FANSERVICE“ schreien. Wie bigott ist DAS denn?

Ich meine – es gibt auch teure Produktionen, die einfach meine Aufmerksamkeit nicht (mehr) wert sind. Diese ganze schlecht geschriebene, schlecht produzierte, uninnovative und mittlerweile mit echt lausigem CGI durchsetzte Superhelden-Massen-Scheiße, welche Disney uns hinzuwerfen die Frechheit besitzt BRAUCHT. KEIN. MENSCH. Also… ja, wahrscheinlich gibt es schon Menschen, die denken, dass sie das brauchen, ist ja ein freies Land, aber MIR könnt ihr mit dem Müll vom Halse bleiben, danke. Ich versuche zwar, dieses ganze „Medienreporter“-Geseiere zu umschiffen, aber es klappt einfach nicht. Verficktes Clickbaiting funktioniert auch bei mir hin und wieder. Also erfahre auch ich, öfter als mir lieb ist, vorab Dinge über Titel, die mich interessieren könnten. Ganz ehrlich, wenn’s nach mir ginge könnte man IMDB, Rotten Tomatoes und andere Rating-Seiten einfach wieder abschaffen. Entweder der Film klingt interessant, oder eben nicht. So bin ich früher in Filme gestolpert, die ich andernfalls vielleicht nie angeschaut hätte. Und die mich trotzdem beeinflusst haben. Und jetzt kommen wir zu dem Film, den meine beste Ehefrau von allen und ich uns dieser Tage im Heimkino angeschaut haben: „Indiana Jones and the Dial of Destiny“ – und der mich in vielerlei Hinsicht beeindruckt hat. Auch hier finden sich wieder diverse Plotholes (Helenas Motivation zu Beginn), Zufälle (Menschen denken über etwas nach und kommen zu den gleichen Schlüssen), und eine Szene, die ich in der Form anders geschrieben hätte (keine Spoiler, aber dieser Todesfall war unnötig). Jedoch James Mangold vorzuwerfen, dass er die alten Filme nicht verstanden hätte, ist aus meiner Sicht rundweg Blödsinn.

Man kann über den Einsatz von De-Aging-Technologie streiten, oder über die Frage, warum Helena anfangs ein so verdammt nervtötendes Wesen ist. Vielleicht auch darüber, dass den Nebencharakteren, abseits einiger Aha-Momente, nicht genug Zeit eingeräumt wird. Aber all das verdeckt für mich nicht die detailverliebte und weitenteils den Geist des Originals atmende Wiedererweckung jenes Mythos, der, nach all den Abenteuern endlich an einem friedlichen Ende seines Weges angekommen ist; und DAS darf und soll man auch darstellen, insbesondere wenn „Dial of Destiny“ offiziell der letzte Indiana-Jones-Film, ist. Nostalgie? Oh ja! Fan Service? In jedem Fall! Ein echtes Indy-Abenteuer? Sagen wir mal so: wenn man von ein paar kleineren Schnitzern im Skript absieht, die früher so eher nicht vorgekommen wären, ist es dennoch für mich ein würdiger Abschluss eines wirklich großartiges Movie-Franchises. Das andere das anders sehen, liegt in der Natur der Sache und sei ihnen unbenommen. Manche Kritik zielt mir jedoch zu wohlfeil auf Aspekte rings um den Film. Phoebe Waller-Bridge sei eine Comedienne ohne echte Film-Erfahrung; nun ja, Karen Allen und Kate Capshaw waren jetzt auch keine Titanen der Film-Industrie, als sie ihre Rollen in Raiders bzw. Temple of Doom bekamen. Und was ein Zuviel an Infos von Filmsets und Fimproduktionen angeht – so manches wurde in den letzten Jahren kaputt geschrieben, bevor es an den Start kam, und so manches, während es schon lief. Man denke nur an den Shitstorm ring um „The Witcher“ und den Disput Henry Cavills mit der Showrunnerin Lauren Schmidt Hissrich, was zum Weggang des Hauptdarstellers führte.

Die ganzen dämlichen Fanboys und -girls da draußen, die sich heutzutage oft schlimmer aufführen, als die noch dämlicheren Ultras einschlägiger Fußballclubs sind es, welche das Showbiz nachhaltig beschädigen; denn indem in den Chefetagen der Film- und Fernsehstudios nur noch kurzfristige Quoten und davon abhängende Abo-Zahlen, Merchandise-Verkäufe, Werbedeals, etc. zählen, werden Stoffe, die frischer Wind sein könnten gekillt, während man verzweifelt versucht, kranke Pferde zu Tode zu reiten, solange diese noch jeder kennt. In der Folge gibt’s Einheitskost, die oft so lieblos auf den Schirm geklatscht wird, dass sich der Vergleich zu jenem amerikanischen Gefängnis-Fraß anbietet, wie man diesen aus Filmen kennt… Ich würde mir wünschen, dass Menschen wieder anfangen, selbst über ihren Medienkonsum nachzudenken und nicht unreflektiert den Quatsch nachzuplappern, denn irgendwelche selbstverliebten Möchtegern-Kritiker online abzusondern die Stirn besitzen. Mir ist es vollkommen Wumpe, ob jemand anders den letzten Indy-Film Scheiße fand – er oder sie darf das gerne für sich behalten und muss sich den Film ja auch nicht anschauen; obwohl das dabei helfen würde, wenn man ihn kritisieren möchte. Ich wäre aber entzückt, wenn man dabei einfach unvoreingenommen an die Sache ranginge. Das hilft einem im Leben nicht nur vor dem Fernseher. Einstweilen lese ich Kommentarzeilen NACHDEM ich mir irgendwas angeschaut habe und habe so manchmal wenigstens was zu lachen. Startet schön in die neue Woche – aber labert eure Kollegen nicht mit eurer Meinung zu Film und Fernsehen voll, es sei denn ihr wisst, dass es eine gemeinsame Läster-Session wird. Im Privaten ist das okay – in der Öffentlichkeit NICHT. Und Tschüss.

Auch als Podcast…

Der Storyschreiner N°5 – Es braucht Charakter…

Man kann irgendetwas 35 Jahre lang tun und trotzdem kaum besser darin werden, wenn man die gleichen Dinge immer auf die gleiche Art tut, ohne je zu fragen, ob es vielleicht anders ginge – oder ob DAS die richtige Art ist, es zu tun. Oder ob man überhaupt das richtige tut? Man trifft solche Menschen überall; und immer wieder stelle ich mir diese Frage: wie kommt man dazu, wieder und wieder auf neue Fragen die immer gleichen, alten Antworten geben zu wollen? Gehen diese Leute blind und taub durchs Leben? Bilden sich diese Leute nicht mehr weiter? Und ich meine damit ausdrücklich nicht nur den beruflichen Kontext. Interessieren die sich noch für irgendwas? Um etwas spezifischer zu werden: ich meine hier nicht jene Leute, die in ihrem Fachgebiet gut SIND (die bilden sich nämlich aus eigenem Antrieb weiter), sondern jene, die nur GLAUBEN gut zu sein (und sich daher auf ihren „Lorbeeren“ ausruhen). Zweifellos müsste man annehmen, dass lange Erfahrung und Praxis einen automatisch besser machen; aber Pustekuchen – tatsächlich ist es erst die (selbst)reflexive Auseinandersetzung mit dem eigenen Tun und Lassen, die Menschen an ihren Aufgaben wachsen lässt. Will heißen – roboten allein macht einen nicht besser!

Immer schön einen Durchgang zum Weg offenlassen!

Das gilt natürlich auch für kreative Tätigkeiten. Bevor der Spaß entsteht, ist zumeist harte Arbeit angesagt; die Basics lassen sich durch Immitation (abschauen und nachmachen) und Repitition (Wiederholen bis es wehtut) erlernen. Danach entsteht ein Zuwachs jedoch nur noch, wenn man sich mit seinem Handeln auch denkend auseinandersetzt. Ich merke das besonders beim Geschichtenerzählen. Ich habe über eine lange Zeit nur eine flache Lernkurve gehabt, weil ich nicht experimentierfreudig war und ein wenig eingefahren agiert habe. Etwa beim Pen’n’Paper habe ich immer schön das das „Monster of the Week“ präsentiert, bis ich dann irgendwann doch noch verstanden habe, Plots zu entwickeln, verschiedene Story-Bögen miteinander zu verflechten und die Struktur des Dramas zu nutzen. Bis heute funktioniert das mal mehr, mal weniger gut. Wobei unter SL heute auch eine gewisse Diskussion über die Frage herrscht, ob SL denn tatsächlich auch Storyteller sind? Nicht wenige sind der Meinung, dass dies nicht der Fall wäre, weil ja die Spieler durch ihre Charaktere die Geschichte erzählen, und zu viel Storytelling seitens der SL die Freiheit der Spieler einschränken würde; man kommt da ganz leicht auf das unebene Terrain der Railroading-Diskussion. Ich denke jedoch, dass SL sehr wohl ein Storyteller sein darf, ja sogar sein muss. Und dass Storytelling auch bei anderen Gelegenheiten seine Daseinsberechtigung hat. Es gibt jedoch zwischen dem Storytelling des SL beim Pen’n’Paper und bei meiner Arbeit im Lehrsaal einen inhärenten Unterschied: beim Pen’n’Paper ist es klar Charaktergetrieben, wohingegen Storytelling in der Erwachsenenbildung klar Plotgetrieben ist. Und daraus resultieren deutliche Unterschiede in der Herangehensweise.

Wenn ich Abenteuer für meine Spielrunden vorbereite, denke ich mir zuerst die Nichtspielercharaktere aus, ihre Motivationen, ihre Ziele, ihre möglichen Beziehungen zu den Spielercharakteren und wo sie aufzufinden sind. Von diesen Nexuspunkten aus weben die Spieler*innen dann ein Netzwerk möglicher Pfade, und entscheiden sich jeweils für eine Richtung, in die sie weitergehen wollen. Ich habe also keinen Plot im eigentlichen Sinne, sondern – wahrscheinlich irgendwann in Konflikte geratende – Charaktere mit jeweils eigener Agenda, aus deren Tun oder Lassen sich die Handlung der Geschichte ergibt. Meine Arbeit als Storyteller ist, den Rahmen vorzubereiten; wie jedoch das Bild am Ende aussehen wird, weiß ich zu Beginn genauso wenig wie meine Spieler*innen – mal davon abgesehen, dass das Ganze eine rein fiktionale Angelegenheit ist, die der Unterhaltung dient! Im Lehrsaal hingegen brauche ich eine Geschichte, die einerseits real genug ist und in das aktuelle Themengebiet passt, andererseits aber auch genug Anknüpfungspunkte an bereits vorhandene Erfahrungen der Zuhörenden besitzt und überdies den Weg zum Stoff interessant genug präsentiert, dass man sich aktiv damit auseinandersetzen möchte. Hier bereite ich Pfade vor, von denen ich mir wünsche, dass die Schüler*innen diese beschreiten mögen, und das unabhängig von den Charakteren. Ich habe von Anfang an eine klare Vorstellung, wo wir starten, und wo wir enden. Lediglich den Weg dazwischen gestalten die Schüler*innen beim selbstorientierten Lernen nach ihren Bedürfnissen.

Man kann also mit einem Blick erkennen, dass in beiden Instanzen Storytelling die Rolle spielt, die Leute an ihrem gegenwärtigen (mentalen) Standort abzuholen und auf eine mentale Landkarte zu führen; in beiden Fällen wählen die Zuhörenden den Weg! Im Unterrichtssetting muss ich mir als Erzähler, der gleichzeitig Lehrender ist, jedoch das Privileg vorbehalten, ein festes Ziel ansteuern zu wollen, was mein weiteres Handeln strukturiert. Am Spieltisch lasse ich mich einfach von meinen Spieler*innen mitreißen. In beiden Fällen jedoch bin ich wiederum von Charakteren abhängig. Am Spieltisch von den fiktionalen Charakteren, welche die Spieler*innen und ich entwickelt haben, um diese Geschichte gemeinsam weiter – und hoffentlich zu Ende – zu entwickeln. Und im Lehrsaal von den realen Charakteren meiner Schüler*innen, die – hoffentlich – aktiv mit den Inhalten der Erzählung zu interagieren beginnen. Und das stellt mich vor große Herausforderungen. Die Leute an meinem Spieltisch sind freiwillig da und VERLANGEN von meinem Bullshit zu hören! Die Schüler*innen jedoch… auf mich wirkt es oft so, als seien sie in jungen Jahren schon bis zu einem Level abgestumpft, welches ich so von mir selbst in dem Alter nicht kannte. Allerdings ist anekdotische Evidenz ja nicht verallgemeinerbar, also ist DAS zunächst nur so ein Gefühl.

Wenn ich raten müsste, wäre meine erste Vermutung, dass sie während ihrer allgemein-bildenden schulischen Laufbahn zu oft Menschen in die Finger gefallen sind, die seit 35 Jahren das gleiche tun, ohne sich noch je zu fragen, ob das heute noch so passt. Der Charakter zeigt sich durch das Tun oder Lassen und Lehrer sind Rolemodel, im Guten wie im Schlechten. Aber natürlich hat sich auch unser Medienkonsum in diesen 35 Jahren, seit ich in der Schule das erste Mal mit Rollenspiel in Berührung kam, erheblich verändert. Und auch damals gab es schon Pädagogen und Pauker. Ich denke, dass ich den Unterschied nicht unbedingt erklären muss. Für mich ist damit klar, dass die Funktion von Storytelling immer von den involvierten oder erzählten Charakteren und deren Motivationen, Zielen, Beziehungen abhängt. Das macht es für mich so spannend, aber auch so schwierig. Und weckt in mir den Wunsch, nicht nur noch mehr darüber zu lernen, sondern auch mehr Menschen daran teilhaben zu lassen. Mal sehen, ob, bzw. wie ich das hin kriege. Wahrscheinlich bedarf es dazu einer gewissen Charakterfestigkeit… C U soon.

Auch als Podcast…

Terror!

Menschen haben Angst vor allen möglichen Dingen. Spinnen zum Beispiel. Obwohl diese, zugegeben manchmal etwas gruselig daherkommenden Kreaturen eigentlich Nutztiere sind. Oder, so wie ich, vor Höhen. Und ich meine damit die furchterregende Dienstgipfel-höhe einer handelsüblichen Bockleiter. Obwohl man seine Ängste ja überwinden kann, wenn es einem wirklich wichtig ist (KNIPSEN!). Seit Stephen Kings „ES“ hat auch die Angst vor Clowns eine gewisse Konjunktur erlebt. Ich frage mich gerade, ob bei irgendso einem Horror-Clown-Prank-Videodreh schon mal jemand erschossen wurde. In den Staaten wäre es denkbar – wer dämlichen Unfug treibt, muss mit Konsequenzen rechnen. Aber all das ist für mich persönlich unwichtig, denn das schlimmste, grausamste, seltsamste, furchterregendste, dem man auf unserem Planeten begegnen kann, ist der Mensch. Wie das nun mit fast allem ist – die Dosis macht, dass ein Ding ein Gift ist. Und das trifft auf Menschen in mehr als einer Hinsicht zu. Wer sich schon mal in einer dicht gedrängten Menge wiederfand, weiß ganz genau, was ich meine – aber das ist nicht, worum es HIER gehen soll.

Türme waren immer Sinnbilder der Macht…

Wie eine kurze Internet-Recherche ergibt, wenn man „Angst vor Terroranschlag Statistik“ eingibt, hatte die Angst vor Terroranschlägen in Deutschland 2017 ein Hoch erreicht und bewegt sich jetzt wieder auf einem mittleren Niveau; d.h. knapp 30% der Bevölkerung haben große oder sehr große Angst davor. Ich habe keine Angst vor Terroranschlägen; vor einem einzelnen Mann mit einer irgendwie erworbenen Waffe Angst zu haben ist so, als wenn man sich davor fürchtet, in seinem eigenen WC zu ertrinken. Die Chance dafür ist lächerlich gering. Bevor sich jetzt irgend jemand aufregt: die bisherigen Terroranschläge auf deutschem Boden lösten für die betroffenen Angehörigen der Opfer jedes Mal großes Leid aus und haben sinnlos Leben ausgelöscht, was man nur bedauern kann. Das derart ausgelöste individuelle Leid wird durch nichts geschmälert und darf auch nicht relativiert werden; das wäre Whataboutism. Aber ich persönlich habe anstatt vor einem einsamen, unbekannten Menschen mit einer Agenda, aber sehr begrenzten Ressourcen viel weniger Angst, als vor einem bekannten Menschen mit einer Agenda und beinahe unbegrenzten Ressourcen! Oder wie Knorkator ganz richtig singen: „Die Welt braucht keine Milliardäre!“

Der heutzutage am häufigsten vertretene Typ des Lone-Wolf-Attentäters, der sich in der Weite des Internets, mit freundlicher Hilfe der asozialen Medien selbst radikalisiert und irgendwann loszieht, um seine Idee von Wasauchimmer in die Tat umzusetzen, ist eine höchst tragische Begleiterscheinung der Verfasstheit unserer Welt; wenn man so will, zeigen sich hier auf extremst denkbare Weise sowohl die Richtigkeit der Individualisierungsthese von Beck, als auch die Auswirkungen eines ungezügelten Kapitalismus, der Menschen von Teilhabe ausschließt und marginalisiert, deren Aussehen, Verhalten, etc. nicht in die „Norm“ passen. Ich halte solche pathologischen Persönlichkeits-Entwicklungen übrigens weder für zwangsläufig, noch für irreversibel, muss aber mit großem Bedauern anerkennen, dass unsere aktuelle Art, miteinander vernetzt zu werden wahrscheinlich als Echokammer und Katalysator wirken.

Auf der anderen Seite finden wir jene Menschen, die soviele Ressourcen angesammelt haben, dass sie Dinge tun können, die sich verändernd auf ganze Gesellschaften auswirken und sich dabei jedweder demokratischen Kontrolle entziehen! Wer hinreichend viel Geld angesammelt hat, und dann beginnt damit irgendetwas zu tun, wie etwa Bill Gates oder andere dieses Kalibers, der setzt damit Pfadabhängigkeiten in Gang. Indem man eine Selektion ausübt, was man als Mäzen fördert, oder eben auch nicht, trifft man eine Auswahl, die sich auf eine unüberschaubare Anzahl an weniger mächtigen Menschen auswirkt. Und Mitnichten immer zum Guten. „Aber, der fördert doch tolle Projekte“, höre ich Stimmen aufbranden. Mag sein – aber er allein trifft die Entscheidung darüber, was er gut findet und was nicht. Und er muss sich vor niemandem rechtfertigen, außer vor seinem (hoffentlich existenten) Gewissen. Und er ist nur einer von einer ganzen Menge Leute, die mit unfassbar viel Geld unfassbare Dinge tun. Was hier passiert ist socio-political engineering durch die Hintertür. Vor dem Gesetz mögen wir angeblich alle gleich sein, aber jemand der durch sein Kapital die Möglichkeit hat, Gesetze zu kaufen, wenn es ihm in den Sinn kommt, kann Macht über mein Lebensumfeld ausüben, die durch keine Wahl legitimiert, keiner Kontrolle unterworfen und nur in seinem Interesse ist! So etwas TÖTET die Demokratie!

Es gab mal eine Zeit, da der mächtigste Medienmogul der USA in seinen Zeitungen einen Krieg herbeischreiben lies. Warum, wusste wohl nur William Randolph Hearst alleine. Man kann daraus aber lernen, dass die Agglomeration von Kapital und Medien IMMER eine unheilvolle Kombination darstellt, da die Medien die Macht haben, das nicht demokratisch legitimierte Tun einiger weniger Reicher (und daher Mächtiger) so darzustellen, als sei es im Interesse der Mehrheit; selbst wenn NICHTS der Realität ferner sein könnte. Für mich gilt, wenn man das bis hierher Gesagte in Bezug zu Krieg und Terror setzt, daher Folgendes:

Terrorismus ist der Krieg einiger weniger Machtloser gegen wenige andere Machtlose! Krieg hingegen ist Terrorismus einiger weniger Mächtiger gegen viele Machtlose!

Das ist alles, was ich für heute zu sagen habe. Kommt doch bei Gelegenheit wieder. Bis dahin, lasst euch von der kommenden Woche nicht killen. Tschüss.

Auch als Podcast….

Skandalös!

Nachdem ich über Vulgarien, die Aluhuten mit ihren Bewohnern, den wundersamen Conspiraten, und auch über das schöne Kannitverstan gesprochen habe, wäre es langsam mal an der Zeit für einen Ausflug nach dem heißen Shitstormesch. Ich meine… wie unfassbar einfach ist es heute, vor allem in den asozialen Medien, Menschen in ihren oftmals hart lächerlichen Befindlichkeiten zu stören. Am Ende des Tages genügt es mittlerweile, das falsche Fantrikot anzuhaben, oder über irgendeinen hippen Hopper zu sagen, dass man den nichtssagenden Verbalmüll, den er absondert selbst besser hinbekommen hätte. Früher hätten alle Beteiligten nach so einer Ansage kurz mit den Schultern gezuckt, „Arrogantes A*******h“ gesagt, vielleicht ’ne Backpfeife verteilt und damit wäre die Beere geschält gewesen, wie man hierorts sagt. Klamotten sind problematisch, Musik ist problematisch, Frisuren sind problematisch – Dreadlocks anybody – Politik ist oberübel problematisch und ein angeblicher Mangel an political correctness tötet ganze virtuelle Präsenzen. Und was ist es meistens – ein Scheiße-Orkan, dessen tatsächliche Substanz in ein kleines Wasserglas passt.

Was die wohl gerade diskutieren…?

Nehmen wir Friedrich Merz und seine zahnarztbesuchenden Asylbewerber. Anstatt sich eine Woche lang darüber aufzuregen, dass dieser lächerliche, rechtsanbiedernde Kognitions-Amateur und Fettnapfsuchautomat, an dem das einzige wirklich Christdemokratische die Anstecknadel am Revers ist, sich grunddämlich und lügenfalsch zu einer Thematik geäußert hat, von der er so viel versteht, wie vom ganzen Rest der Sozialpolitik – nämlich GAR NICHTS – hätte man einfach sagen/schreiben können: halt die Fresse, du dummes Kind und lern die Fakten! Und dann einfach gar nicht mehr erwähnen müssen. Und dann wird auch noch publiziert, dass er die Reaktion auf sein grenzdebiles Geseiere „Schnappatmung“ nennt. Für mich beweist das zwei Dinge: a) er braucht dringend einen Neurologen und b) er hat keine Ahnung von Medizin. Und was bitteschön ist mit Bezug auf diesen Heuler daran neu? NIX! GAR NIX! Der hatte noch nie mehr drauf als Zahnbelag, außer, wenn es darum ging sein eigenes Schäflein ins Trockene zu bringen. So wie ein nicht unerheblicher Teil seiner Parteikollegen. Wir leben im Kapitalismus – schon vergessen? Man hätte also besser nichts dazu gesagt, nichts geschrieben und niemanden befragt. Wir haben andere Sorgen, dankeschön! Warum bekommt dieser Eumel soviel Publizität? Weil alle wissen, dass er gerne im Blaubraun-Trüben fischt; immer noch nicht begreifend, dass DEREN Fans das Original wollen und nicht eine billige Blackrock-Kopie. True fascism since 1932 – das ist es, was AfD-Wähler wollen und wählen, keine opportunistische Fehlfarbe im Law-and-Order-Gewand.

Und so geht das in einem Fort. Wann immer man irgendwelche Medienkanäle öffnet, bekommt man seine Dosis Shitstorm geliefert. Schnappatmung? Vielleicht, wenn man sich zu sehr echauffiert und die gute alte Pumpe endgültig den Geist aufgibt; denn diese Form der Atmung gibt’s nur, wenn der Körper gerade sein Leben aushaucht. Das Problem dabei ist, dass die Leute sich nicht mehr über Fakten aufregen – also zum Beispiel die Äußerung faktischer Unwahrheit wie im Fall Merz – sondern darüber, dass jemand ihre Gefühle verletzt, wenn er oder sie dies oder das sagt. Wann bitteschön ist es Mode geworden, dass man keinen robusten, sachlichen Diskurs mehr führen darf? Ich erlebe das überall, in der öffentlichen Wahrnehmung, aber auch im Berufsleben, dass Menschen nicht mehr sachgrundbezogen argumentieren, sondern alle Worte auf Goldwaagen gelegt werden müssen, weil sonst irgendjemand ein beleidigtes Lamento anstimmt, dass man ihn oder sie aber mehr respektieren müsse – allerdings meist ohne, dass dies in der Gegenrichtung auch der Fall wäre. Subjektive Meinungen, Gefühle und die Wahrung des eigenen Gesichtes sind heute das Movens öffentlicher Diskurse – und degenerieren diese damit von echten inhaltlichen Auseinandersetzungen hin zu heuchlerischen Befindlichkeitenparaden, in denen immer irgendjemand einen Grund findet, beleidigt zu sein. Richte ich mein ganzes Reden und Handeln an dieser Snowflake-Scheiße aus, verkommen der öffentliche Raum, aber auch die Arbeitswelt zu Spielplätzen voller übergroßer Kinder, die sich gegenseitig mit ihren Schäufelchen hauen. Wie soll man so in einer Demokratie oder einer komplexen Organisation Mehrheiten und Konsens aushandeln? Im Ergebnis heulen wir uns so in die Handlungsunfähigkeit. Danke für NIX ihr Idioten!

Bevor mich jemand falsch versteht – und das tun da draußen ja, wie eben beschrieben, sehr viele mit voller Absicht: ich möchte einen robusten, sachlichen, Inhaltsorientierten Diskurs. Ich möchte jedoch KEINE Verschiebung des Sagbaren hin zu Rassismus, Chauvinismus, Ausgrenzung, so wie der Antichrist, ähm sorry „Christdemokrat“ Merz diese gerade betreibt und so den Faschos von der AfD in die Karten spielt. Offensichtlich ist die Geschichte eines halbwegs stabil demokratischen Wertkonservatismus in der BRD auserzählt. Und die angeblichen Liberalen werden zeitgleich gerade von Lindner abgewickelt, hin zu einer Turbo-Opporto-Egoistoiden One-Man-Show ohne jegliche Substanz. Über DIESE SPD, die viel zu oft nicht mehr meine SPD ist, muss ich an dieser Stelle den Mantel des Schweigens breiten. Denn ich hätte gerne mehr ECHTE DISKUSSION und weniger SUBSTANZLOSEN SKANDAL! Kriegen wir das irgendwie hin? Schönen Abend.

Auch als Podcast…

Erwachsen bilden N°48 – Im Lauf der Zeit…

Wann immer ich dazu genötigt bin, mich mit dem Lernen auf theoretischer Ebene auseinanderzusetzen, sei es, weil ich Ausbilder ausbilde oder Lernstrategien für Azubis aufbereiten muss, komme ich nicht umhin, meine eigene Lernbiografie zu reflektieren, mich immer wieder neu mit dem eigenen Tun und Lassen zu beschäftigen. Wir Menschen sind ja dazu verdammt, die Erzählung unseres Daseins immer wieder neu auszutarieren, damit wir uns als Herrscher*innen unseres eigenen Schicksals fühlen können. Zwar könnte kaum etwas von der Realität weiter entfernt sein, wenn man einmal die unüberwindbare Mauer der nächsten Sekunde für sich selbst realisiert hat. Keiner von uns kann hinter diese Mauer schauen und niemand kann irgend etwas ungeschehen machen, sobald wir an ihr vorbeigelaufen sind. Such is the nature of time itself! Akzeptiert man das, relativiert es so Manches – auch den Umstand, dass man einige Dinge im Nachgang vielleicht anders hätte angehen sollen. Denn eigentlich bin ich mit der Person, die ich geworden bin und den Dingen die ich heute tue (und wie ich sie tue) soweit ganz zufrieden. Nur die Rahmenbedingungen könnten in letzter Zeit wirklich besser sein.

geodätische Kuppeln werden wieder modern…?

In den letzten Jahren hat das Thema „Simulation“ in der beruflichen Aus- und Weiterbildung im Gesundheitswesen einen immer höheren Stellenwert erlangt. Grundsätzlich kann man auch mit eher einfachen technischen Setups akzeptable Ergebnisse erzielen. Allerdings sind die Ansprüche der Kunden in den letzten Jahren immer höher geworden, schlicht, weil einige Anbieter die Latte mittlerweile deutlich höher gelegt haben. Wenn ich sowas den Leuten mit dem Geldbeutel sage und darauf hinweise, dass es wohl eine gewisse zeitliche Dringlichkeit hat, sich in einem hoch volatilen Markt noch stabiler aufstellen zu müssen, ernte ich im Moment allerdings oft ein „NEIN“. Ich sage dann sowas wie, „dann mache ich halt Schulentwicklung mit angezogener Handbremse…“, was dann auch nicht Recht ist. Aber es gibt keinen Fortschritt zum Nulltarif und in dem Bereich, in dem ich tätig bin, kann man Kunden nicht auf Bäumen wachsen lassen, sondern muss diejenigen, die es gibt mühsam davon überzeugen, dass ich ein rundes Gesamtpaket anbiete. Und dazu gehört halt auch eine zeitgemäße Ausstattung. Man kann über Manches streiten, aber eines ist sicher – der Markt wächst noch ein paar wenige Jahre weiter, dann kommt das untere Ende der demografischen Zwiebel, begleitet vom unweigerlichen Zurückgehen von Bedarfen in der Präklinik. Und wessen Organsiation / Institution dann nicht breit und stabil aufgestellt ist, verschwindet wieder im Nirwana des 4. Aggregatszustandes – ÜBERFLÜSSIG…

Es gibt so viele kluge Menschen, die Strategien formulieren und diese auch politisch vorantreiben können. Was diese Leute nicht hören wollen sind- zugegeben gelegentlich wie Unkenrufe klingende – Einwürfe von der Seitenlinie. Zum Beispiel von Menschen wie mir, die nicht nur das Geschehen seit ca. 30 Jahren aus erster Hand kennen, in der Lage sind, dieses analytisch zu durchdringen, sondern auch noch zu anderen Schlüssen kommen. Und so blöd sind, dies offen auszusprechen. Das ist politisch und für die Karriere nicht opportun, aber ich scheiße auf Karriere, wenn ich Leute in die falsche Richtung rennen und dabei den Karren mit in den Dreck ziehen sehe. Es ist einfach nicht meine Art, Leute sehenden Auges in ihr Verderben rennen zu lassen; außer vielleicht, wenn ich sie nicht leiden kann… Nun scheint es mir manchmal so, als wenn das Erreichen einer gewissen Position innerhalb einer Organisation Menschen – vor allem die white, middle-aged, cis-gender males – gegen das Erwägen anderer Meinungen imprägniert. Man könnte auch von Dogmatismus sprechen; meistens ein eher an der neoliberalen ökonomischen Lehre orientierter Dogmatismus. Ich glaube, wenn ich mich noch lange mit Renditezielen und Erlöserwartungen rumschlagen muss, werde ich ein bisschen wahnsinnig.

Ich hatte in der Vergangenheit proaktiv Strategien entwickelt und kommuniziert, die sich nicht nur an den ökonomischen Notwendigkeiten der Führung eines Privatschulbetriebes orientierten, sondern auch antizipierend an den Veränderungen des Gesundheitswesens, wie diese sich jetzt anbahnen. Manche haben genickt, ein paar haben Beifall gespendet und passiert ist – NICHTS! Keine Unterstützung, keine angepasste Gesamtstrategie, keine noch so vorsichtige Investition in Innovationen. Nur Provinzfürsten-Klein-Klein, das manchen jetzt um die Ohren fliegt. Und wer ist wieder Schuld? Natürlich der dämliche Schulleiter, weil er aus Scheiße kein Gold machen kann. NEIN, ich kann tatsächlich aus Scheiße kein Gold machen. Ich kann Menschen dazu befähigen, ihre eigenen Potentiale auszubilden, um so an sich selbst und ihren Aufgaben wachsen zu können! Ich kann Wege aufzeigen, wie sich nicht nur Individuen, sondern auch Organisationen (oder zumindest Teile davon) entwickeln können! Ich kann Menschen zu Leadership ermächtigen – und ich brauche dafür weder Macht, noch übermäßig teure Gadgets oder Unmengen an Personal! ZEIT brauche ich, die richtigen LEUTE und etwas RAUM; doch diese Ressourcen gibt es nicht für lau. Weder jetzt, noch in Zukunft. In Zukunft wird es eher NOCH teurer. Aber dann gibt es ja jemanden, den man dafür auch verantwortlich machen kann, wenn’s halt nicht so läuft, gell? NÖ – GIBT’S NICH! Denn wenn wieder aus politischen Dünkeln und Sparen am falschen Ende ein Projekt an die Wand gefahren wird, bleibe ich dabei: 31.12. Die Zeit läuft. Gute Nacht.

Auch als Podcast…

Leben in der (Lebens)Lage…

Tage gehen dahin, wie Perlen auf einer Schnur. Einer am Anderen, mit recht geringen Unterschieden zwischen den Einzelteilen. Man könnte das Routine nennen, oder vielleicht auch Alltag. Jedenfalls ist es genau das, was Menschen innerlich tötet! Bitte missverstehen Sie mich korrekt – Routinen sind es, welche die Komplexität dieses Dings namens Leben innerhalb dieses anderen Dings namens Gesellschaft für uns erst begreifbar und damit überwindbar machen. Andernfalls wäre schon der morgendliche Gang zum Bäcker ein Endgegner. Und niemand kauft ein Spiel, dass aus lauter, für Ottonormalverbraucher nicht schaffbaren Bossfights besteht… außer vielleicht die Fans von „Elden Ring“. Also hatte Mutter Natur es so eingerichtet, dass wir Menschen in der Lage waren, uns auf die wesentlichen Dinge zu konzentrieren. Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, da ganze Industrieen sich nur noch damit beschäftigten, immer ausgefeiltere Prokrastinations-Apparate zu erfinden und der nutzlose Konsum zum alles bestimmenden Movens unserer Welt wurde. Klingt zu pessimistisch? Nah… eigentlich genügt es, mal eben von der Fernsehcouch aufzustehen, das Smartphone beiseite zu legen und… oh, Mist, ich vergaß – die Dinger sind ja jetzt fest verwachsen. Sorry, mein Fehler.

Ein fleißiges Bienchen – der Inbegriff von Routine!

Ich will – mal wieder – ehrlich sein: auch ich habe meine Routinen, die mir helfen, durch den Tag zu kommen. Die meisten davon haben mit Koffein zu tun, und das ist auch gut so. Bei anderen Handlungs-Skripten bin ich da nicht ganz so sicher. Beim Zeitunglesen zum Beispiel. Andererseits belebt auch das den Kreislauf, wenngleich DER Mechanismus eher was mit Wut als mit der koffeinergen Hemmung von GABA- und Adenosin-Rezeptoren zu tun hat. Egal. Es ging um Lebensentwürfe. Eigentlich geht es immer wieder darum, weil Identitätsgetriebene Politik versucht, dass Private insofern politisch zu machen, als individuelles Tun und Lassen, Reden und Schweigen in den Fokus öffentlicher Dekonstruktion geraten sollen, um so zuerst die Zonen des Redens und Schweigens, aber irgendwann auch die des Tuns und Lassens verschieben zu können – zum Beispiel hin nach Neu-Nazistan! Und dass dies funktioniert, sieht man an aktuellen Umfragewerten, etwa zur Asylpolitik. Aber hier geht es um eine besondere Facette dieses Mechanismus. Wenn jemandes Leben zum Subjekt einer Geschichte in einer Zeitung gemacht wird, dauert es keine Sekunden, bis die ersten Kommentatoren da sind und beginnen, alles haarklein zu analysieren, um es verächtlich machen zu können. Letztlich sind solche Artikel nichts weiter als eine willkommene Einladung für die Enttäuschten, die Eiferer, die Egoisten und die Elenden, sich auf Kosten Anderer größer, besser, stärker, wichtiger fühlen zu dürfen; und für die Apologeten jedweder politischen Strömung, die (subjektive) Überlegenheit IHRES Lebens-Entwurfes zu propagieren – am Ende bleibt in den Kommentarspalten wenig mehr als Dogma, Propaganda und echauffiertes Lamento. Über die Beleidigungen breiten wir den Mantel des Schweigens.

Natürlich beginnt man, mit solcherlei Eindrücken bombardiert, gelegentlich auch, seine eigenen Wege zu durchdenken. Nicht unbedingt hinsichtlich der Frage, ob das Private politisch ist. Denn darüber KANN es keine Diskussion geben, wenn man Ghandis „Sei du selbst der Wandel, den du in der Welt sehen willst!“ ernst nehmen möchte. Er mag wohl ein sehr bigotter Mensch gewesen sein; dieser Satz verliert dennoch bis heute nichts von sener Richtigkeit. Es geht, da wir hier versuchen unseren Teil zum Wandel beizutragen vor allem um individuelle Dinge wie: Mit Wem verbringe ich meine Zeit? Was tue ich, wenn ich gerade nicht roboten gehen muss? Welche Werte sind mir wichtig; und teile ich diese mit meinen Lieben? Was möchte ich in der Erziehung meiner Kinder erreichen? Und schließlich: Wie, Womit und unter Wessen Führung verdiene ich mein Geld? Also dieser typische Midlife-Crisis-Quatsch, der sich für einen zünftigen, knapp 50-Jährigen wie mich gehört. Dazu tritt, dass ich im Moment mit meinem Job nicht zufrieden bin, dass meine beste Ehefrau von allen sich zwangsweise mit der Frage herumschlagen muss, ob sie sich selbstständig machen möchte und dass unsere Kids gerade alles andere als einfach sind. Und schon stellt man ALLES in Frage. Andere macht sowas anfällig für allerlei halbseidenen Unfug (wann genau ist aus Coaching und Beratung ein so riesiges Business geworden, dass man sich ernsthaft fragen muss, ob überhaupt noch irgendjemand tatsächliche Wertschöpfung betreibt?), oder treibt sie, auf der Suche nach einfachen Antworten auf komplizierte Fragen in die Arme der Neu-Nazis in Blau. Beides wird UNS nicht passieren.

Und dennoch verstricke ich mich immer wieder in Diskussionen, die meine Überzeugungen testen. Das ist an sich nicht schlimm; im Gegenteil begrüße ich es sogar, denn wenn aus einer Überzeugung – gleichwohl diese auf Fakten gegründet sein mag – ein Dogma wird, sind wir im sagenhaften Feenland Propagandien, wo das, mit unlauteren Absichten Gesagte einfach zur Wahrheit wird – alternative facts anybody? Zu DER Fraktion will ich beim besten Willen niemals gehören. Dass ist mir zu trumpoid und zu höckig. Am Ende des Tages ist die Suche nach dem richtigen Weg niemals ganz vorbei, sondern kommt immer nur zu einem vorläufigen Abschluss, dessen Erfolg sich eigentlich nur in einer Einheit messen lässt: Glück, bzw. Zufriedenheit. Im Moment bin ich immer noch auf der Suche nach neuem Gleichgewicht; wie so viele Andere anscheinend auch. Ich kann nur hoffen, dass die Dinge in den nächsten Wochen etwas leichter werden. Denn obschon ich seit Jahrzehnten an „Leben in der Lage“ gewöhnt bin (eine Phrase, die bei uns im Gesundheits-wesen auf die Dynamik jedweder (Einsatz)Situation verweist), könnte ich mal eine Verschnaufpause gebrauchen. Denn nach DER Entscheidung ist immer vor DER NÄCHSTEN Entscheidung. Aber wenigstens gibt es Phasen, in denen die Vorläufigkeit von Leben nicht ganz so deutlich spürbar wird. Nach so einer Phase sehne ich mich gerade. Und ihr so…? Allerdings, und das darf hier nicht verschwiegen werden, ist es diese Dynamik, die auch den Motor meiner Kreativität darstellt. Nur dass man manchmal gerne etwas weniger „inspirierenden“ Input hätte und etwas mehr Zeit zur Kontemplation. Denn wie beim Lernen braucht es auch für meine sonstige Arbeit die richtige Mischung aus rezeptiven und produktiven Phasen – und Pausen. In diesem Sinne…

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