Ich bitte, es zu entschuldigen, wenn das Video von Text und ein paar Impressionen aus meinem „Studio“ begleitet wird. Aber so ganz ohne geschriebene Worte kann ich anscheinend immer noch nicht. Dennoch viel Spaß… Und nur für den Fall, dass ihr euch das gefragt habt – weil mein Videoschnitt-Mojo noch nicht so bombig ist, wurde das hier in einem Take aufgenommen.
Countdown to Christmas #0!
…und dann war wieder, vollkommen überraschend, Heiligabend! Heute bei uns begleitet von der Annehmlichkeit, dass die beste Ehefrau von allen wider Erwarten nicht doch noch mal Vormittags zur Arbeit musste, so dass wir ein höchst gediegenes, spätes Frühstück genießen konnten; sagt Torsten S. nicht immer, alles vor Halbzehn ist nicht seriös… 😉 ? Momentan mäandert alles gelassen auf den ersten Abend der Abende im Jahr zu (der Zweite folgt dann in exakt einer Woche), und auch, wenn noch ein paar Kleinigkeiten zu tun sind, bleibt etwas Zeit für Reminiszenz. Immerhin soll man ja zurück blicken, damit man weiß, was man nächstes Jahr lieber sein lässt, nicht wahr? Keine Sorge, so schlimm wird es nicht. Während ich diese Zeilen schreibe, vergewissere ich mich nebenher, dass ich noch weiß, wie man ein spezielles Gericht zubereitet und muss mit einem Lächeln feststellen, dass ich mittlerweile tatsächlich ein gutes Gedächtnis und ausgeprägte Instinkte habe, wenn es um das Garen bestimmter Speisen geht. DER Teil des Rückblicks hat also schon mal geklappt.
Ich sah dieser Tage, dass ein Kollege eine Art Social-Media-Adventskalender geschaffen hat. Das wäre mir zu viel Arbeit, daher habe ich mich mit dieser Serie auf die letzten Tage bis Heiligabend beschränkt. Und jetzt kommt zum Schluss einer von diesen nervtötenden Listicles, in denen irgendwelche gelangweilten Volontäre etwa „10 Dinge, die ihr an Weihnachten auf keinen Fall tun solltet!“ mit einem Foto garnieren, dass impliziert, dass das Flachlegen des heißen neuen Freundes / der heißen neuen Freundin eures Wasauchimmer eine Option wäre? Nö, so’n Bullshit serviere ich euch sicher nicht. Stattdessen beginne ich mit einer Bitte:
- Fasst keine vollkommen überzogenen guten Vorsätze á la „Ab morgen werde ich die beste Version meiner selbst sein“! Ihr könnt nur verlieren! Ich hatte so viel vor für 2021 und habe es, einmal mehr, mit Ansage verkackt. Weil „Leben in der Lage“ bedeutet, sich immer wieder auf neue Probleme einstellen zu müssen. Und DAS kostet immens viel Kraft!
- Ich habe nicht die Kraft gefunden, manchen Menschen zu verzeihen. Das ist bedauerlich, denn vielleicht ist es irgendwann zu spät dafür…
- Ich habe zu viel gearbeitet! Weil ich es immer noch nicht gut hinkriege, Dinge zu delegieren, die ich nicht unbedingt selbst tun müsste. „If you want the job done well, do it yourself!“ ist ein Credo, dass ich noch eine Weile nicht werde ablegen können. Auch wenn das bedeutet…
- …dass ich mich manchmal hinsichtlich spezieller Fähigkeiten überschätze! Die gute Nachricht ist, dass die normative Kraft des Faktischen funktioniert, und ich mittlerweile besser darin werde, ihr zuzuhören, wenn sie mal wieder zu Besuch kommt.
- Ich habe mich manchmal vor den Menschen (auch meiner Familie) versteckt, weil mir alles zu viel wurde. Das kann man der globalen Situation der letzten 22 Monate anlasten, oder meiner Depression, oder der Abnahme der deutschen Dachshundpopulation – Fakt ist, hier muss ich mich bessern!
- Ich habe immer noch zu viel Zeug konsumiert / angeschafft, dass es eigentlich, objektiv betrachtet nicht wirklich brauchte. Besorgt schon mal Fackeln, Mistgabeln und einen Strick…
Es gab aber natürlich auch Einiges, das gut lief und das mir Mut gemacht hat, voran zu gehen und mein Bestes zu versuchen, damit das so bleibt (die Liste stellt übrigens hinsichtlich der Abfolge keine Priorisierung dar):
- Ich habe es zumindest eine Weile geschafft, auf das Auto zu verzichten. Und die Ergebnisse haben mich ermutigt. das nächstes Jahr noch auszubauen.
- Ich habe endlich mal wieder mehr und anderes gelesen, als Fachbücher, Fachartikel, Verordnungen und Dienstanweisungen. Mich weiter zu entwickeln, mehr zu erfahren, mehr zu verstehen, mehr zu beherrschen, blieb und bleibt mir ein Grundbedürfnis.
- Einigen kleineren Wehwechen zum Trotze ist meine Gesundheit immer noch gut. Auch wenn gerade die letzten fünf Wochen diesbezüglich eher ein Dämpfer waren – jetzt ist wieder alles back to normal!
- Allen Widrigkeiten zum Trotze konnte ich meine Arbeitsziele alle erreichen – und offenkundig damit auch an anderen Stellen scoren! Woraus folgt, dass es uns wirtschaftlich ziemlich gut geht. Und das nimmt ein wenig den Druck raus, wenn man Kinder hat.
- Unsere Kinder werden immer toller! Auch wenn subjektiv manchmal der Wurm drin ist, und die Große gerade richtig „pubertätisch“ wird, wie die Kleine es die Tage durchaus treffend genannt hat; unsere Kinder sind Toll und werden es immer mehr. Ausrufezeichen!
- Die beste Ehefrau von allen und ich sind immer noch ein Paar! Nach weit über 27 Jahren und durchaus einigen unschönen Tagen, passt es immer noch, weil die Mischung aus Nähe und Distanz, Reden und Schweigen, ihren und meinen Ansichten funktioniert.
- Ich habe endlich jene Art von Souverenität gewonnen, die ich mit meinem Alter und meiner Position brauche! Was nicht heißt, dass ich nicht immer noch ein hungriger, unruhiger Geist wäre. Aber ich glaube, endlich kapiert zu haben, dass ich nicht mehr über JEDES Stöckchen springen muss; nur noch über die, die ich mir selbst aufgehängt habe.
Wenn man das Ganze jetzt einmal kurz durchzählt, ist da mehr Haben als Soll! Und so fühlt es sich tatsächlich auch an. 2021 war ohne Frage eine verdammt anstrengende, meine persönlichen Ressourcen mehrfach übererschöpfende, emotionale Achterbahnfahrt erster Güte. Und dennoch bin ich zufrieden. Zufrieden mit den Ergebnissen und zufrieden mit dem Ausblick. Kein Zweifel: 2022 wird genauso fulminant starten (müssen) wie ’21 geendet hat. Aber ich bin vorbereitet Und ich genieße meine freie Zeit im Moment. Hätte mir jemand vor vier Wochen gesagt, „Hey Mann, lächle, bald ist Weihnachten!“ hätte ich vermutlich geantwortet „F*** dich, du Hippie, ich habe noch ein Jahrtausend Arbeit vor mir!“ So ist das mit subjektiv und objektiv. Hinterher fühlt sich’s immer besser an. Falls also irgendjemand jetzt so gar keine Lust auf Weihnachten haben sollte: denkt immer daran, hinterher fühlt es sich besser an! Ich freue mich drauf. Demnächst will ich in die Küche. Und der Rest wird, wie er immer wird – am Ende doch ein recht frohes Fest. Daher wünsche ich allen da draußen gesegnete, besinnliche, friedliche Weihnachten!
Countdown to Christmas #1
Irgendwie schade. Das (für die oberrheinische Tiefebene) knackig kalte Hochdruckwetter hat sich wieder verdünnisiert, um dem typischen bäh-feucht-laukalt-Grau Platz zu machen, dass hierorts das Winterwetter viel zu oft bestimmt. So wird das nix mit ausreichender Vitamin-D-Produktion. Darüber hinaus ist damit der letzte Hauch einer Chance auf ein klimatisch schönes (vielleicht sogar dezent angweißtes?) Christfest dahin. Die Wetter-App hat zwar schon die ganze Woche die diesbezügliche Chance mit 0% beziffert, aber ihr wisst ja – die Hoffnung stirbt zuletzt. Überhaupt hat sich immer noch keine Weihnachtsstimmung eingestellt. Könnte daran liegen, dass für die Kinder bis gestern noch Schul-Bambule war und die beste Ehefrau von allen bis auf den letzten Drücker schuften muss. Als Goldschmiedin ist sie halt in einer schenk-kritischen Branche beschäftigt. Und unsere Hütte sieht, wenn man vom Wohnzimmer mal absieht, nach allem möglichen aus, nur nicht nach Fest…
Okay, selbst zu Festtagen sind wir definitiv nix für „Schöner Wohnen“. Man bemerkt, dass hier ein paar kreative Irre mit (ebenfalls kreativen) Kindern und einem eher schwach ausgeprägtem Sinn für jene Dauerfeudelei wohnen, die zu meiner Verwunderung manche Menschen regelmäßig überfällt. Ich würde mal vermuten, dieses Virus könnte auch mal eine nähere Betrachtung vertragen. Bei uns ist „ordentlich“ eine Kategorie, die meistens anderen passiert. Witzigerweise bin ich derjenige, der wesentlich häufiger darüber jammert, als alle anderen. Was daran liegen könnte, dass ich einfach NIX finde, wenn ich es nicht selbst aufgeräumt habe. Was jedoch für meine Gattin im Gegenzug nur selten ein Problem darstellt. Wie dem auch sei – wir müssen, Stand jetzt, noch mal ordentlich nachlegen beim Aufräumen. Andererseits erwartet man ja auch keinen Besuch. Zwar konnte die Politik sich – einmal mehr zu spät, zu wenig konsequent und zu wirtschaftsanbiedernd – zu einem Mü Maßnahmen-Essenz durchringen, die jedoch NICHTS am Fortgang der Pandemie, mit sich gerade aufbauender 5. Omikron-Welle ändern wird! Wir locken uns dann halt selber down, so gut es geht.
Damit haben wir noch sowas benannt, das auf die Seele drückt. Und dann kriegt man, ausgerechnet in der Vorweihnachtszeit, auch noch dauernd irgendwelche Anzeigen, Adds, Ratgeberdingenskirchens und Zeitungsartikel unter die Nase gehalten, dass man seinen Konsum mäßigen, auf seine Gesundheit achten und immer schön brav seine Arbeitskraft erhalten soll. Freunde der Nacht – F***T EUCH! Wenn es um unnötige Maschinen, zu viel Autofahren, Flugreisen, zu intensives Heizen, weniger aber dafür besseres Fleisch, etc. geht, alles kein Thema. Aber meine Unterstützung für die ökologisch-önologische Landwirtschaft werde ich sicher nicht einstellen! Denn es gibt gegenwärtig keinen guten Grund, mit dem Trinken aufzuhören! Und ja, ich kenne die Empfehlungen der WHO, besten Dank! Halbwegs oft halte ich mich auch daran. Doch solange ich morgens nicht mit einem Zittern und dem Wunsch nach einem Drink aufwache, oder aber meine Familie, Freunde, Job vernachlässige, bleibt erst mal alles so, wie es ist. Man nennt sowas auch Lebensqualität.
Natürlich könnte man noch andere Dinge anführen, die mehr Verzicht sinnvoll erscheinen lassen (Gesundheitsfragen etwa). Und solange mein Verzicht (viel) mehr Menschen dient, als er schadet, werde ich mich stets bemühen, noch besser zu werden. Aber ich bin in den letzten Jahren zu der Auffassung gelangt, dass es einige wenige Bereiche meines Lebens gibt, in denen ich nicht zurückstecken werde, solange ich das Ressourcenschonend tun kann. Mal davon abgesehen, das was Konsum in seiner Gesamtheit betrachtet angeht, meine Lieben und ich Waisenkinder sind. Wenn man sich so anschaut, wie viel und für was heuer wieder Kohle für Geschenke rausgepulvert wird, kann ich nur den Kopf schütteln. Dann halte ich mich doch lieber an den folgenden alten Witz: „Sie: Schatz, kochst du mit Rotwein? Er: Chawoll! Sie; Und was gibt es? ER: Chwiebelsuppe…hick…“ Im Sinne der Risikobewertung nennt man so was „at-risk behaviour“. Man weiß schon, dass das eigene Verhalten mit Risiken verbunden ist, aber gleichzeitig ist man davon überzeugt, diese beherrschen zu können. Kennt jeder Kerl, der Auto fährt…
Die Ambivalenz, sich seiner Fehler bewusst zu sein, und diese dennoch aushalten zu können, ist eine schlichte Notwenigkeit, wenn man in unserer verrückten Welt einen halbwegs klaren Kopf behalten möchte. Insbesondere rings um Weihnachten, wenn man den, nicht immer charmenten Schrullen manch anderer Teile der Familie nicht entkommen kann. Wie’s auch ausgeht, die beste Ehefrau von allen, die Kinder und ich werden es auch dieses Jahr wieder überleben, keine perfekte Bilderbuchweihnachtsfamilie mit einem perfekten Bilderbuchweihnachten zu sein. Auch wenn wir am Heiligabend für ca. 2h echt jedes Mal unser Bestes geben. Hauptsache, am Ende sind alle satt, zufrieden und müde. Der Rest findet sich dann. Wir hören uns morgen noch mal.
Countdown to Christmas #2
Bleiben wir bei leichten Themen! Ich komme zu wenig zum Lesen. Stattdessen treibe ich mich viel zu oft im Internet rum und konsumiere Quatsch, den Andere abgesondert haben; oder noch schlimmer – ich konsumiere Dinge 😉 Wenn es um Content geht, bin ich bei der Themenwahl noch nicht mal besonders eklektisch. Obschon ich mich gelegentlich bei einer gewissen Redundanz hinsichtlich meiner Websuchen ertappe: ich schaue recht oft nach Gimmicks und Ideen für die Lehre, Informationen über Tech im allgemeinen (und verschiedenste Kameras und Fotografie im Besonderen), Pen’n’Paper-Rollenspiel und das Schreiben von Fiktion / Geschichten. Typischer Nerd-Stuff eben. Aber ich sollte mehr, und vor allem breiter gefächert lesen; was ich derzeit auch wieder ein wenig anzufeuern versuche. Bislang mit eher variierendem Erfolg. Aber, wenn man mein Such-Verhalten ein wenig analysiert, bleiben ein paar wenige Gedanken übrig: er arbeitet zu viel – und spielt zu wenig! Verdammnis…
Für das Zu-Viel-Arbeiten-Problem habe ich gerade eine Lösung; ich mache Urlaub! Der Booster hat übrigens nicht besonders reingehauen. Leichte Schmerzen im Oberarm und dezente Schlappheit. Alles im Rahmen. Für das Zu-Wenig-Spielen-Problem arbeite ich gerade an einer Lösung. Einstweilen verabreiche ich mir fiktives Pen’n’Paper-Methadon, indem ich mich anderweitig mit Rollenspiel befasse. Ich baue, gelegentlich aus einer Laune heraus, Charaktere und lege die auf Halde. Manche davon enden dann als NSCs. Das hat zwei positive Effekte: einerseits übe ich Storytelling, denn diese Chars brauchen ja auch Background-Stories. Und andererseits habe ich dann bei verschiedenen Gelegenheiten NSCs mit echter Tiefe zur Hand. Nicht wie diese 2D-Pappaufsteller in irgendwelchen MMORPGS oder Singleplayer-Games. NSCs sind das Wichtigste, denn ihre individuelle Agenda ist meist der Treibstoff, der das Spiel am Laufen hält, Die Chars der Spieler brauchen Infos => NSC-Besuch. Sie brauchen Ressourcen oder Verbündete => NSC-Besuch. Sie planen irgendeine kritische Aktion und brauchen Ideen => gezielte NSC-Interaktion (könnt ihr auch gerne Nudging nennen). NSCs können auch einfach nur Fluff und Flavour einbringen. Oder – sie sind die Bösewichte, die überwunden werden müssen.
Immer wieder denke ich darüber nach, hier noch mehr zu diesem Thema zu machen. Ein bisschen Vlogging oder Streaming? Ich entschließe mich immer wieder dagegen, weil ich das Gefühl habe, dass der Content-Gaul in der deutschen Szene gerade totgeritten wird. Und ich habe keinen Bock, mich mit Typen wie Collville oder Mercer messen zu müssen. Dazu habe ich weder das Budget, noch die Zeit. Andererseits – wenn mich jemand sponserte, warum nicht? Wird aber wohl nie passieren, denn da steckt den meisten, die als Sponsor in Frage kämen vermutlich nicht genug verdienbares Geld drin. Mal davon ab, dass ich mein Hobby N°1 immer noch lieber als Indi-Underground-Ding wahrnehme, anstatt als die Industrie, die mittlerweile zumindest in Amerika daraus geworden ist. Ich habe kein Problem mit vielen, unerfahrenen neuen Spielern und Spielleitern. Ich habe ein Problem damit, dass beim Content mittlerweile der Production-Value (wie aufwendig die Bücher und Accessoires gestaltet sind) wichtiger zu sein scheint, als der tatsächliche Nutzen. Mal davon ab, dass ich mir heutzutage nur noch selten was Neues kaufe. Weil’s meistens doch nur irgendein Aufguss ist, der ein (altbekanntes) Thema hoffentlich halbwegs frisch interpretiert. Meta-Regelwerke? Hab ich selbst auch eins geschrieben. Old-School Fantasy? Da stehen noch die alten Sachen im Schrank. Spezialgenres (Horror, Urban Fantasy, Steam-, Diesel, Atom- Cyber-, Spacepunk, etc.)? Baue ich mir auch selbst.
Ich verstehe, dass es Menschen gibt, die damit ihr Geld verdienen (müssen). Andererseits könnten die auch was anderes, kreatives machen. Mich zwingt ja auch niemand, eine Rettungsdienst-Schule zu leiten. ICH WILL DAS! Genauswo wie ich zocken will, aber oft auf verschiedene Aspekte gekaufter Systeme nicht wirklich Lust habe. Man entwickelt in 32 Jahren – neben einem nicht geringen Repertoire – auch einen gewissen Stil. Und den möchte ich eigentlich nicht aufgeben, auch wenn ich immer noch gerne was dazu lerne. Witzigerweise fragte mich meine große Tochter dieser Tage, warum ich mich gerade mit Militärtechnik beschäftige? Und ich sagte ihr, weil ich mich auf Grund des Rollenspiels im Laufe der Jahrzehnte mit unfassbar vielen Dingen beschäftigt habe, um besser erzählen zu können: Philosophie, Diplomatie, Politik, Waffentechnik aller Zeitalter, Militärstrategie aller Zeitalter, Religion in allen Ausprägungen, Astrologie und Wahrsagerei, Computer- und Kommunikations-Technologie, Kunst, Architektur, Kommunikation als solche, und so weiter und so fort. Und bis heute ist mir das nicht langweilig geworden. Pen’n’Paper, aber auch andere Formen von Rollenspiel, sind wahrscheinlich das vielseitigste und vielfältigste Hobby, das existiert. Gerade, weil man als SL Generalist sein MUSS, ist es immer wieder eine Herausforderung. Und im Moment misse ich diese tatsächlich.
Jedesmal, wenn mein beruflicher Stress nachlässt, beginne ich mich sofort zu fragen, wann ich endlich mal wieder zocken darf; wobei zocken für mich beide Seiten der Münze, also Spieler, wie auch SL meint. Denn schließlich ist auch der / die SL nur ein weiterer Spieler am Tisch, der einfach ein bisschen mehr Einblick in die Geschichte hat und auch seinen / ihren Spaß haben will. Daher wird auch in 2022 gelten – ALWAYS GAME ON! Vielleicht schenke ich mir zu Weihnachten die Zeit, eine neue Geschichte zu schreiben. Mal schauen…
Countdown to Christmas #3
Hab ich übrigens mal erwähnt, dass ich Nerd bin? Also, so ein richtiger, Sci-Fi und Fantasy abfeiernder, Pen’n’Paper-Rollenspiel betreibender, manche abseitige Dinge des Lebens durchforschender Erz-Nerd und Alt-Gothic? Nun…, falls das bisher noch nicht erwähnt worden sein sollte (muhahahahaha…) – es ist einfach wahr! Und als solcher bin ich – selbstredend – natürlich auch Anime-Fan. Seit ca. 1990. Da war es noch sehr schwer, an diesen Stoff zu kommen. Ein paar Jahre später, als „Cowboy Bebop“ dann rauskam, war Anime schon zu einem weithin bekannten Phänomen geworden; und der Konsum dieser Cartoons, mit ihrer, streckenweise durchaus gewöhnungsbedürftigen Dramaturgie und Optik, nichts allzu ungewöhnliches mehr. Ich müsste vermutlich nicht erwähnen, dass der Anime „Cowboy Bebop“ hinter mir im Regal steht. Was viele andere Fans jetzt vermutlich verwundern wird, ist jedoch der Umstand, dass ICH über das frühzeitige Absetzen der Live-Action-Adaption auf Netflix enttäuscht und auch ein bisschen traurig bin.
Dass unterschiedliche Medien unterschiedliche Erzählstile fordern, habe ich an anderer Stelle schon mal ausgeführt. Dennoch möchte ich mich selbst an dieser Stelle zitieren: „An dieser Stelle ein kurzer Exkurs für all Jene, die sich immer wieder mit solchen Sätzen wie den Folgenden hervor tun: “Das Buch war viel besser als die Verfilmung!”, “So hatte ich mir meinen Lieblingscharakter überhaupt nicht vorgestellt!”, “Die haben die gute Geschichte ruiniert!”, “Das kam SO doch gar nicht im Buch vor!”, “DAS hätten die aber auch zeigen müssen!”. Kommen solche Bemerkungen bekannt vor? Nun das dürfte daran liegen, dass ein Buch und ein Film bzw. eine TV-Serie zwei vollkommen unterschiedliche Kunstformen sind, und auch dann nicht unbedingt etwas miteinander zu tun haben müssen, wenn sie die gleiche Geschichte behandeln. Beim Buch kann man sich die beschriebenen Orte, Personen und Sachverhalte in seinem Kopf so ausmalen, wie man Lust hat. Beim Film haben der Regisseur, Produzent, Setdesigner und die Schauspieler zusammen ihre Version der Geschichte entwickelt, um diese dann in Szene setzen und dem Zuschauer präsentieren zu können. Beide Vorgänge involvieren die Phantasie, nur dass beim Film die Phantasie Anderer in den Vordergrund tritt. Zumindest tut sie das vordergründig. Auch eine visuelle Erzählung kann allerdings die eigene Vorstellungskraft anregen. Man sollte also eine [neue] Verfilmung als eine andere Weise betrachten, wie die Grundgeschichte interpretiert werden kann. Dann kann man sich unnötig Atemluft verschwendendes Verfilmungsbashing schon von vorn herein sparen – zwei VERSCHIEDENE Kunstformen! Klar soweit…?“
Nun ist es so, dass eine Anime-Serie als Live-Action-Serie adaptiert wurde. Und man kann den Machern sicher so manches vorwerfen, aber sicherlich nicht, dass sie das Original nicht präzise studiert hätten. Und sie haben es zitiert. Aber eben nicht Wort für Wort. Denn dann wäre das Erlebnis sicherlich repititiv und redundant gewesen. Was ICH gesehen habe, war eine Adaption, die das Ur-Werk mit seinen unfassbar vielen eingebauten Gags, Schrullen, Anachronismen, und vor allem seiner, eher an die – uns oft fremd vorkommenden – kulturellen Gewohnheiten des fernöstlichen Publikums adaptierten Dramaturgie und Bildgestaltung sehr ernst nimmt; und dabei die Geschichte dennoch an einigen Stellen anders aufrollt. Man könnte einige der Action-Szenen als lahm charakterisieren. Man könnte sich darüber aufregen, dass Daniella Pineda als Faye Valentine nicht die ganze Zeit halb nackt rumrennt (oder aber, sich freuen, dass die Kostümdesignerin der völligen Objektifizierung des weiblichen Hauptcharakters einen Riegel vorgeschoben hat). Man könnte dieses und jenes am sonstigen Produktionsdesign bekritteln, und kommt trotzdem nicht zu dem Punkt, der viele andere eigentlich stört: man hat den Anime nicht eins zu eins verfilmt. Aber, wie verf***t langweilig wäre DAS denn gewesen? Was mich am meisten stört, ist allerdings, dass solche Produktionen heutzutage bereits lange vor dem Erscheinen totgeredet und totgeschrieben werden, weil viele Menschen offensichtlich mittlerweile glauben, irgendwelche „Kritiker“ könnten besser beurteilen, was MIR gefällt, und was nicht! Das sind auch nur Menschen – und die meisten davon sind Feuilletonisten, weil sie für etwas ernsthafteres oder wichtigeres nicht getaugt haben! ICH hätte mehr von dieser Adaption gefeiert!
Warum ich über sowas Belangloses im Countdown bis Weihnachten rede? Ganz einfach: weil ich von den „schweren“ Themen die Schnauze voll habe! Was gibt es denn zum Zustand unserer Welt und dem Fortgang der Pandemie noch großartig zu sagen, was Andere nicht schon gesagt hätten? Und noch dazu manche von denen sogar weit stärker, wortgewaltiger und treffender, als ich das je könnte. Wem Cowboy Bebop – egal, ob als Anime, oder als Live-Action – zu seicht, zu strange, zu bunt, zu wild, zu zahm, zu blöd oder zu sonstwas ist, sei Folgendes gesagt: es ist ein arschgeiler Ritt durch verschiedene Genres, der die üblichen Themen einer Heldenreise (Liebe, Eifersucht, Gier, Hass, Sucht, etc.) incl. Katharsis auf erfrischende Weise neu zitiert. Sci-Fi sei innovativer als Fantasy, haben irgendwelche Honks mal behauptet. Dem gehe ich die Tage auch noch nach. Einstweilen jedoch kann ich sagen, dass ICH anscheinend mal wieder eine vollkommen andere Show gesehen haben, als 90% der sogenannten „Kritiker“ da draußen. Dann bin ich ich halt doch das Kind, das irgendwie anders ist – der NERD eben. Macht nix. Ich werde den Rest des Tages damit zubringen, rauszufinden, ob das Boostern bei mir auch knallt. Denn Heiligabend muss ich fit sein. Peace! Out!
Countdown to Christmas #4
„FREEDOM, FREEDOM, FREEDOM, FREEDOM…“ In meinem Hinterkopf spielt gerade Aretha Franklins „Think!“ Leider stellen die meisten Menschen heutzutage offenkundig den Zusammenhang zwischen Freiheit und Denken nicht mehr in dieser Intensität her. Gerne verwechselt man die Selbstwirksamkeit, die als Teil der persönlichen Autonomie die Erfahrung der Möglichkeit zur erfolgreichen Einflussnahme auf das eigene Schicksal meint, mit Freiheit als einem universellen Wert, der jedem immer und überall Handlungsmacht garantieren soll. Das die Beschränkung der eigenen Freiheit durch die Freiheit anderer dabei inhärenter Bestandteil des Konstruktes ist, wird gerne vergessen, wenn das Ego brüllt…
Was mir immer häufiger fehlt, ist die Selbstreflexion; bewusst herausfinden wollen, worin die eigene Wirksamkeit besteht, und wie mir dies ein Gefühl von Autonomie gegegnüber den Zwängen der Gesellschaft verschafft? Es gibt bestimmte Zwänge, denen ich mich entweder gar nicht, bzw. nur unter streng definierten Bedingungen, oder unter Inkaufnahme von Sanktionen entziehen kann: Verantwortung für Freunde und Familie, Arbeit, Steuern, Gesetze, Moral, etc. Auf den ersten Blick klingt das höchst unfrei. Doch was ist die Alternative: Bellum omnium contra omnes? Der Krieg aller gegen alle, wie ihn Hobbes in seinem „Leviathan“ heraufbeschwört? Wahrscheinlich nicht in solcher Konsequenz. Aber mit einem kurzen Blick auf den Manchester-Kapitalismus lässt sich sagen, dass zumindest ein sozialer Zustand entstünde, der Wenige erheblich bevorteilen würde, und den Rest in Unfreiheit stürzte, die auch als solche empfunden würde.
Nun könnte man argumentieren, dass ich mir meinen objektiven Mangel an Macht über mein Schicksal nur schönrede, wenn ich diese Zwänge als gegeben abtue und philosophisch begründe (kategorischer Imperativ und so…). Fatalismus lautete dann die Diagnose; wehr- und kritiklose Schicksalsergebenheit. Mir wäre es allerdings lieber, es als Stoizismus zu erkennen; Gelassenheit im Antlitz des (zunächst) Unabänderlichen. Wir können nicht alles ändern, nur weil es uns gerade nicht gefällt. Insbesondere, da ALLES immer auch ALLE ANDEREN einschließt. Keine*r von uns existiert schließlich in einem abgesonderten Raum-Zeit-Kontinuum, getrennt von allem anderen. Das Problem bei der ganzen Sache ist das Framing vieler Menschen: DEREN Anspruch auf Freiheit wird immer verabsolutiert, wohingegen der ALLER ANDEREN als disponibles Gut betrachtet wird. Ist doch nicht so wichtig, ob die frei sind…
Wenn Freiheit also vielleicht gar kein so kampfwütiger, universeller Begriff ist, sondern dessen Gehalt nur vom jeweiligen psychologischen Framing abhängt, dann sind wir ja wieder beim Zusammenhang von Denken und Freiheit; also bei der Selbstreflexion. Dumm gelaufen, oder? Mir wäre es lieb, wenn man sich darauf besinnen könnte, die eigenen Freiräume als Geschenke des Sozialen wahrzunehmen. Selbstverständlich engt das Zusammenleben mit Anderen die eigene Unabhängigkeit ein. Wem könnte das bewusster sein, als Eltern, die sich – mal mehr, mal weniger der Folgen bewusst – Verantwortung für neues Leben aufgeladen haben. Vater zu sein, hat meine Denke in vielerlei Hinsicht verändert. Trotzdem habe ich immer noch diesen Drang nach Individualität, nach der Möglichkeit mich selbst ausdrücken zu können. Und wenn man es recht bedenkt, tue ich genau das gerade! Ich bin also privilegiert, denn ich habe eine Stimme und finde immer wieder die Muse und Zeit, sie zu nutzen.
Was ich sagen will ist Folgendes: es gibt jede Menge Freiheit in den Leben der Menschen hier in Deutschland. Natürlich gibt es auch Not, die von Fall zu Fall sicher auch existenziell sein kann. Aber die Freiheit überwiegt bei weitem. Sie wird aber nicht mehr als solche wahrgenommen, weil manche Menschen Unfrieden sähen, um ihre eigenen Ziele verfolgen zu können. Ich werde mir meine Freiheit nicht von denen Re-Framen lassen! Haters gonna hate. Ich brauche diese negative Energie nicht – ich suche lieber die positive! Mag jemand mitsuchen? Immerhin ist bald Heiligabend…
Countdown to Christmas #5
In aller Kürze – ich bin bislang davon verschont geblieben, Gewhamed zu werden (ihr wisst schon „Last Christmas…“). Wir haben einen Baum, der heute noch fertig geschmückt werden muss. Die Geschenke sind eingelagert, beziehungsweise zum Teil auch schon verpackt. Ich habe ab morgen Urlaub; auch wenn ich blöd genug war, mir eine dienstliche Verpflichtung in diesen Urlaub zu legen. Am Dienstag lasse ich mich Boostern. Und auch, wenn ich heute Nacht (glaube ich) noch mal von der Arbeit geträumt habe, fällt der Stress ganz langsam von mir ab. Irgendwie hätte ich im Moment mehr Lust auf Pool und Drinks mit Schirmchen, aber ich nehme es wie’s kommt. Familienfeiern haben einen Teil ihres Schreckens verloren, seit ich mit manchen Dingen meinen Frieden gemacht habe.
Und ich meine damit tatsächlich Dinge. Mit manchen Teilen meiner Familie rede ich seit einer Weile nicht mehr, weil ich es satt hatte, wie ein dummes Kind behandelt zu werden. Und wenn ich so recht darüber nachdenke, verspüre ich auch keine weitere Regung dabei. Also werde ICH an diesem Zustand nichts ändern. Manche Fragen blieben bis heute unbeantwortet, und meine Eltern kann ich das nicht mehr fragen, weil sie beide an einem besseren Ort sind. Schwamm drüber. Jeder Mensch hat sich in seinem Leben etwas vorzuwerfen; man muss sich bis an sein eigenes Ende fragen, ob man recht getan, oder ob ein anderer Weg besser gewesen wäre. Ich weiß es ebenso wenig wie jede*r andere. Und das ist etwas, dass ich mit mir selbst – und NUR mit mir selbst – abmachen muss. Die Frage, welche für diesen Post bleibt, ist Folgende: Sind negative Gefühle ein guter Ratgeber, wenn es um das Niederbrennen von Brücken geht? Vermutlich nicht. Insbesondere, wenn man bedenkt, dass jede Geschichte zwei Seiten hat, und jede*r Beteiligte stets zuerst seine Sicht der Dinge bedenkt. Aber so sehr ich auch an die Macht gelungener Kommunikation glaube, so sehr bin ich auch ein Mensch, der seinen Affekten manchmal ausgeliefert ist; wie alle Anderen auch. Wer weiß, vielleicht löst sich das mit genügend Abstand. Und wenn nicht, ist das auch eine dieser Fragen, die man mit auf’s Sterbebett nimmt.
Heute Morgen bin ich – wen verwundert das nach dem letzten Abschnitt? – nachdenklich aufgewacht, und daran ändert der Tag mit seinem Mannheim-typischen Dezember-Grau-in-Grau bislang wenig. Gestern Abend schauten die beste Ehefrau von allen und ich, vor dem Zubettgehen aus dem Fenster, und der Himmel hatte so ein komisches, unbestimmbares, Präniederschlags-Grau-Beige-Lila-Bunt. Sie nannte die Farbe Taupe oder Mauve, und witzelte darüber, dass sie neulich irgendwo so eine Bauhaus-Farbkarte mit seltsamen Farbnamen wie „Sehnsuchtsvolle Verheißung“ für solche unbestimmbaren Färbungen gesehen hätte. Vielleicht wären „Oktobriges Ocker“ oder „Wirsches Weizengelb“ auch ganz nett. In jedem Fall sollte man den Marketing-Typen mal was anderes zum Rauchen geben. Was nun die Farbe meines Geistes angeht, würde ich heute zu „garstigem Grau-Grün“ mit einem Schuss „belangloses Blassblau“ tendieren. Immerhin nicht Schwarz, welches normalerweise meine Kleiderwahl dominiert, wie meine drei Mädels heute Morgen einmal mehr belustigt festgestellt haben. Ich rede mir halt immer noch ein, dass Schwarz schlank macht…
Wir biegen also auf die Endstrecke nach Weihnachten ein. Und wie jedes Jahr ist dies die Zeit der nachdenklichen Nachlese und des antizipierenden Ausblicks. Mal schauen, ob ich die nächsten Tage noch lustiger draufkomme. Wenn ich mich mal nicht mit Arbeit befasse, vielleicht schon. Ich gelobe daher, mir damit Mühe zu geben. Schönen vierten Advent.
Oh, ihr Seligen…
Es passiert mir nicht selten, dass ich einen Gedanken fasse, den ich für interessant genug halte, darüber einen Blogpost lang zu räsonieren. Das Problem ist, dass ich manchmal bin, wie Hamilton das Eichhörnchen aus „Ab durch die Hecke“ – schnell gedacht, noch schneller vergessen, weil von irgendwas anderem abgelenkt! Und wenn’s nur so was banales ist, wie etwa Hausarbeit. Manchmal verfängt sich ein Rest des Gedanken aber im Spülsieb meines Cerebralsyphons und wird so später wiedergefunden. Wie etwa meine Gedanken zu Wolfgang Kubickis Äußerung, dass an einer allgemeinen Impfpflicht die freiheitliche Gesellschaft zu Grunde ginge. Er macht zwar den sinnvollen Punkt, dass auch Geimpfte sich verdammt noch mal überall testen lassen sollten. Aber ansonsten übersieht er schlicht, dass dieser Wahnsinn ohne eine generelle Impfpflicht noch zwei, drei Jahre weiter gehen wird. Wie erklärt er das seinen wirtschaftsliberalen Jüngern? Und, hat er tatsächlich vergessen, warum es obligatorische Pocken-Impfungen gab? Selig sind, die selektiv vergessen können, wenn es um ihre persönliche Bedeutung und Macht geht…
Ich finde es immer wieder bemerkenswert, wenn ausgerechnet Juristen, die den Geist des kategorischen Imperativs, welcher durch unsere gesamte Gesetzgebung weht, eigentlich als Muttermilch aufgesogen haben sollten, dann anfangen, das Individuum um jeden Preis über das Kollektiv stellen zu wollen. So wie jene, die das Kollektiv über das Individuum stellen wollen, in aller Regel dabei irgendwann anfangen, das Individuelle ausrotten zu wollen (ein Blick in die VR China genügt, um zu verstehen, wovon ich rede) kommen mir manche FDP-Politiker vor, wie erzegoistische Nihilisten, die das Solidarische eliminieren wollen, damit der Markt alles regeln kann. Der Markt jedoch, so man diesen denn dummerweise entfesselt, regelt nur eines: Umverteilung von denen, die eh zu wenig haben, hin zu denen, die eh schon zu viel haben. Und falls sich jetzt jemand über den Passus „ZU VIEL“ mit Bezug auf individuellen Besitz aufregen möchte: wie sinnvoll ist es, Touristen mit Feststoffraketen ins All zu schießen (und dabei selbst mitzufliegen), wenn hier unten sowieso schon das Klima umkippt?
Das Besitz verpflichtet, steht in unserem Grundgesetz (Art. 14, Abs. 2). Amis ist das natürlich egal. Aber unseren Besitzenden ist es offenkundig zumeist ebenso egal. Wo ist da die, zwingend notwendige, juristische Konsequenz, wenn es um den Erhalt der Solidargemeinschaft geht? Typen wie Kubicki geht es immer nur um die „Freiheit, die ICH meine“, nicht um die Freiheit aller Bürger, wenigstens halbwegs gleiche Chancen beim Start ins Leben haben zu dürfen. Und dann redet dieser freche Faktenallergiker über eine allgemeine Impfpflicht, als wenn die Unversehrtheit meines linken Oberarms die letzte Demarkationslinie der Demokratie wäre! Was genau raucht derTyp? Und dann schwadroniert er auch noch davon, dass Menschen wie ich, die eine generelle Impfpflicht fordern, Jakobiner wären, denen es lediglich um die Bestrafung der Ungeimpften ginge. Was für ein verdrehtes Verständnis von Rechtsstaat hat dieser aufgeblasene Amateur?
Wir haben da draußen eine Schwurblerszene von etwa ein paar 10.000 Menschen, welche durch gezielte Desinformation über alle möglichen Kanäle in den letzten 21 Monaten bundesweit ein Klima des Misstrauens verbreitet haben, dass auch so manchen eigentlich Vernünftigen zum Impfskeptiker gemacht hat. Weil wir denen viel zu viel Raum in unserer Wahrnehmung einräumen. Dabei ist deren Signifikanz für die Gesamtgleichung Gesellschaft unbedeutend! Sie sind nur viel lauter als die meisten anderen. Und dann kommt die FDP und wittert im Angesicht der redlich verdienten Bedeutungslosigkeit Morgenluft… Und wenn man in so einer Situation einen Apologeten für die übersimplifizierte Verschlagwortung des, im Kern stets unscharfen Begriffes, Freiheit braucht, eignet sich der selbsternannte nordische Freigeist Kubicki natürlich exzellent.
Ob ich wütend bin? Aber hallo! Warum ist mir die Ampel mit diesen unerträglichen Selbstdarstellern Lindner, Kubicki und Wissing nicht erspart geblieben? Und dann muss ich auf ZON auch noch lesen, dass ausgerechnet DIE bei jungen Leuten richtig geil gescored haben. Soviel zu meinem Vertrauen in die junge Generation. Ich vermute mal, dass deren Bedürfnis nach Selbstwirksamkeitserfahrung (bei manchen Vertretern der Generation Z nach meiner persönlichen Erfahrung durchaus stark ausgeprägt) sie zu denen getrieben hat, die sich schon immer dieses Wort Freiheit (wie schon gesagt, ein höchst unscharfer und daher stets auf’s Neue definitionsbedürftiger Begriff) auf die Fahne schreiben und dabei stets verabsäumen, auch anzugeben, wessen Freiheit sie eigentlich meinen! Na ja, da die nicht wirklich irgendwas liefern, habe ich immer noch Hoffnung, dass sie das nächste Mal wieder hinter der Bühne verschwinden müssen. Oder ich werde zur Abwechslung mal wirklich positiv überrascht. Das hätte nach 30 Jahren schon was. Jedoch mir fehlt der Glaube. Da wünsche ich euch lieber schon mal einen schönen vierten Advent.
Meine Heimat…? N°1 – Ort: Monnem!
Ich klinge, wenn ich hier schreibe oft nachdenklich, manchmal wütend, manchmal auch geschockt, hin und wieder ein bisschen lustig… aber sentimental passiert in diesem Theater normalerweise nicht. Allerdings ist die Weihnachtszeit, Kraft ihrer zeitlichen Position im Jahr und ihrer inhärenten Nötigung zur Beschäftigung mit der Familie, automatisch der Reminiszenz verdächtig. Und wer sich erinnert, schwelgt irgendwann in jenen kostbaren Momenten, die einem ein gutes Gefühl geben. Es ist eine Form, unsere Persönlichkeit zu stabilisieren, im Hier und Jetzt zu verankern. Denn zum Navigieren braucht man einen Fixpunkt, von dem aus man messen kann – und nichts ist natürlicher, als das jetzige Selbst mit dem von vor 10, 20, 30 Jahren zu vergleichen. Sofern man den schon so alt ist. Dabei kommt zum Tragen, dass die persönlichen Erinnerungen immer mit anderen Personen, Orten und Ereignissen verknüpft sind. Das gibt uns diese Sicherheit, „dazu zu gehören“.
„Wozu zu gehören?“ könnte man fragen. Meine Antwort würde heute lauten: zu meiner Familie, zu meiner Peergroup, zu meinen Job Relations, zu meiner ‚Hood, zu meiner Stadt. Es wird ja immer wieder über den Begriff Heimat diskutiert. Horst Seehofer hat versucht, ihn zu politisieren. Und damit deutlich am rechten Rand gefischt, in der Hoffnung, den blaubraunen Idioten das Wasser abzugraben. Hat echt super funktioniert Horst; danke für nichts, du Bazi! Aber er ist bei weitem nicht der Einzige, der sich bei der Suche nach einer Identität auf Pfade verläuft, die eigentlich spätestens seit 1945 dauerhaft verbarrikadiert sein sollten. Sei’s drum. Ich sage ja immer, dass eine wehrhafte Demokratie mit 10-15% Idioten schon klarkommt. Ich jedenfalls bleibe dabei, dass Identität etwas fluides, etwas dynamisches ist, und nur zum Teil mit dem Ort zu tun hat, an dem man geboren wurde.
Mein Vater kam aus Sachsen, präziser aus der Oberlausitz, und meine Mutter aus Hannover. Die Unwahrscheinlichkeit ihres Zusammentreffens wurde durch die Wirren des vorhin bereits erwähnten Krieges erst möglich gemacht. Und so könnte man irgendwie doch sagen, dass ich ein Kind des 2. Weltkrieges bin. Allerdings mit deutlicher Verzögerung. Wie so vieles in Deutschland heute noch dem 2. Weltkrieg geschuldet ist. Sie wurden irgendwann im Badischen und schließlich in Mannheim heimisch, weil mein Vater als Feinmüllermeister eine Zeit lang das alte Credo „Das Wandern ist des Müllers Lust!“ gelebt hat. Meine Eltern erkannten Mannheim irgendwann als Heimat an, auch wenn sie bis dahin bereits einen langen Weg zurückgelegt hatten. Ich jedoch bin hier geboren, aufgewachsen, zur Schule gegangen. Hier traf ich meine Frau – die beste Ehefrau von allen! Hier habe ich leben, lieben, retten und lehren gelernt. Hier gehen meine Kinder zur Schule und meine Frau genauso wie ich zur Arbeit. Damit ist es ein Ort, mit dem mich unfassbar viel verbindet. Und selbst, wenn der südländische Teil meines Herzens auch die Toskana als Heimat betrachtet – Mannheim ist der Ort, an dem meine Seele wirklich wohnt.
Ich bin, nun ja, behütet aufgewachsen. Ich hatte zwar den (gefühlt) größten Abenteuerspielplatz der Welt direkt vor der Tür – und bin im Rahmen von dessen Erkundung vielen Erwachsenen gewiss gehörig auf den Zeiger gegangen. Manche haben mir das gezeigt, andere nicht. Doch das habe ich erst später verstehen gelernt. Denn dann kamen mein Zivildienst und meine Berufsausbildung; und das war DER Augenöffner in die andere, die echte Welt: Heidewitzka, was habe ich in meiner Anfangszeit einen riesigen Haufen selbstgefälliger Arschlöcher als sogenannte Chefs kennengelernt! Und was durfte ich in sehr kurzer Zeit alles über das Leben lernen! Über 25 Jahre hat mir mein Job die Möglichkeit gegeben, in dieser Stadt die reale Welt zu erkunden. An unfassbar vielen Stellen erlebe ich heute Verbundenheit, weil ich Geschichten über Dieses und Jenes erzählen könnte, die sich dort – nicht selten unter meiner direkten Mitwirkung – zugetragen haben. Dramatisches und oft Trauriges habe ich erlebt. Skurilitäten und Absurditäten vom Feinsten. Manchmal blanken Horror. Aber auch viel Lustiges. Und manches Verrückte. Ich möchte nichts davon missen, denn es hat den Mann geformt, der ich heute bin. Und wenn man mal davon absieht, dass ich ein bisschen abnehmen sollte, bin ich mit diesem Mann sehr zufrieden.
Auf manche persönliche Bekanntschaft hätte ich – aus der Retrospektive – gut und gerne verzichten können. Andererseits schenkt uns das Leben diese anderen Menschen – gleich, ob sie gut oder böse daherkommen – immer als Chance zum Lernen. Und wie das alte chinesische Sprichwort so richtig sagt: „Wenn du lange genug am Fluss sitzt, siehst du irgendwann die Leichen deiner Feinde vorbeischwimmen.“ Geduld ist tatsächlich eine Tugend. Und man sollte meine Geduld weder mit Schwerfälligkeit, noch mit Servilität verwechseln. Aber eigentlich bin ich gerade in versöhnlicher Stimmung. Das könnte daran liegen, dass mein Arbeitsjahr sich dem Ende, und damit dem Urlaub zuneigt. Und das die dortige Bilanz durchaus achtbar ausfällt. Es könnte auch sein, dass die Unruhe ob dessen, was ich – egal in welchem Bereich meines Lebens – noch nicht geschafft habe, ein wenig nachlässt, wenn man begreift, dass man eh nie alles erledigt bekommt. Und schließlich zieht man ja auch eine persönliche Bilanz, um dann daraus (vollkommen unnütze) Vorsätze für’s kommende Jahr abzuleiten. Sollte man sein lassen. Wandel ist zu jeder Jahreszeit möglich… Höchstwahrscheinlich ist es bei mir die Vorfreude darauf, mal ein paar Wochen mehr bei mir selbst sein zu können, als immerzu für andere da ein zu müssen. Wenn aus dem Müssen wieder ein Wollen werden darf, kehrt die Zufriedenheit bei mir fast wie von Zauberhand sofort zurück. Und hey… es ist Wochenende. Schönen 3. Advent.
Alles zerreden müssen…?
Unsere neue Bundesregierug ist kaum einen Tag im Amt, schon zerreissen sich die Medien ob der Frage, welches Amt nun für die Deutungshoheit in der Außenpolitik zuständig ist, das Maul: das Außenministerium, oder doch das Bundeskanzleramt? Das hier schon gleich zu Beginn um Macht gerungen wird, ist den Verlierern der letzten Wahl (zumindest vordergründig) ein Omen, dass die Bundesrepublik ohne deren erleuchtete Führung dem sicheren Untergang geweiht ist. Nichts könnte der Realität ferner liegen, nachdem die CDUdioten im Bund 16 Jahre lang wirklich alles Mögliche getan haben, um Wandel aktiv zu verhindern. Dass in der Politik Claims abgesteckt werden, ist nichts Neues. Das dies unter dem dauer-sezierenden Blick der Journalisten und dem unvermeidlichen Echo der (a)sozialen Medien geschieht, ist ein Symptom unserer Zeit. Und so sind diese televerbalen Scharmützel kaum eine hochgezogene Augenbraue wert. Spiegelfechterei und gezielte Provokation, um die Erregungsmaschine am Laufen zu halten. Denn hier muss ich den Fantastischen Vier widersprechen*: du bist tot, sobald du nicht mehr in allen Köpfen bist! [„Feinde oder Freunde, es gibt viele Stars. Sterben kannst du nicht, wenn du in aller Leute Köpfe warst“ Die Fantastischen Vier, „Populär“ vom ’95er Album „Lauschgift“]
Das Problem ist nicht, dass Politiker Aufmerksamkeits-Huren sein müssen. Das Problem ist, dass sie dabei die Sachargumente zerstören, und ihr Handeln irgendwann nur noch aus rhetorischen Figuren besteht, die inhaltsentleertem Influenzerismus gleich, höchstens dazu geeignet sind, Emotionen zu triggern. Und weil jede Seite Ihre Follower, ihre Die-Hard Fangirls- und Boys hat, bevölkert hoch emotionaler Bullshit-Terrorismus die Kommentarspalten unserer (a)sozialen Medien. Die gewünschte Funktion, die Menschen einander näher zu bringen, die einst als große Hoffnung an das Internet geäußert wurde, wird hier nicht nur verfehlt, sondern auf’s Brutalste in das Gegenteil verkehrt. Und alle glauben, sie hätten Recht, wären im Recht, wüssten worum es geht – und haben doch nur sinnlose Überschriften geliked oder gehatet, ohne zu verstehen, was wirklich Phase ist. Das Internet hat die Welt tatsächlich in einer Hinsicht demokratisiert: es hat die Möglichkeit, Partikular-Interessen zu äußern und zu promoten, aber auch diese anzugreifen und deren Vertreter zu mobben an jeden verteilt, der einen Netzzugang hat. Und dabei die Eintrittsschwelle hierzu, und zu den unweigerlich folgenden Diskussionen, auf das niedrigst mögliche Niveau gesenkt: man muss nur eine Maus bedienen, oder auf einem Bildschrim rumwischen können. Das kriegen auch Affen hin…
Man darf mich natürlich (gezielt) missverstehen – eine der möglichen Varianten, wie man „Gegner“ im Internet „bloßstellen“ kann – oder man nimmt einfach zur Kenntnis, dass ich NICHT denke, dass alle Nutzer sozialer Medien Affen sind, die keinen Durchblick haben. Allerdings genügt ein relativ kleiner Prozentsatz, um einem die Laune zu torpedieren. Denn natürlich sind die Apologeten der televerbalen Unverschämtheit noch dazu „Lautsprecher“ im wahrsten Wortsinn. Das wahrhaft Bedauerliche ist, dass dabei dies hohle Geschwafel ihrer „Volksvertreter“ in ihnen ausreichend Energie erzeugt, um selbst massenweise rhetorische Montgolfieren aufsteigen zu lassen; und doch erzeugen sie allesamt nur heiße Luft… Im Moment triggert mich das nicht etwa, weil ich mich so sehr für die (a)sozialen Medien interessiere (das tue ich, andernfalls wäre das hier nicht auch auf FB zu finden), sondern weil dieses dysfunktionale Ego-Geficke schon wieder eine antidemokratische Unwucht erzeugt, die meine ureigensten sozialen und politischen Instinkte in Wallung bringt. Um es auf den Punkt zu bringen: ich würde gerne jedem Grünen-Basher persönlich eine auf’s Maul geben. Und ich bin, verfickt noch mal, Sozialdemokrat. Noch mal Voltaire gefällig: „Ich bin zwar anderer Meinung als Sie, aber ich würde mein Leben dafür geben, daß Sie Ihre Meinung frei aussprechen dürfen.“
Ich wollte mich nicht aufregen, ich weiß, ich weiß. Aber wenn man sich diesen Mist jeden Tag anschaut, einfach weil man nicht daran vorbeikommt, wenn man nicht in einem Erdloch ohne jedwede Verbindung zu Außenwelt überwintern möchte (und ich fände Winterschlaf wirklich toll), muss man halt irgendwie darauf reagieren. Und Leute durch meine Schreibe derbe anschreien, ist gar nicht mal so schlecht als Ventil. Darum jetzt noch mal grobe Kelle: AN ALLE ARSCHMADIGEN KOGNITIONSALLERGIKER DA DRAUSSEN; DIE MIT EINIGEN KOMPONENTEN DER NEUEN REGIERUNG NICHT KLARKOMMEN: VERZIEHT EUCH IN EURE ERDLÖCHER, UND GEHT EUCH GEGENSEITIG MIT EUREM IRRELEVANTEN GEJAMMER AUF DEN SACK. NIEMAND MIT VERSTAND BRAUCHT EUCH. UND TSCHÖ! Und ganz ehrlich; ich warte darauf, dass mich endlich mal jemand entfreundet, blockiert, oder gar beschimpft und bedroht, und sich so offen zu seiner / ihrer ewiggestrigen, antidemokratischen, asozialen und an allen Realitäten und Notwendigkeiten unserer Zeit vorbeigehenden Ideologie bekennt. Es wäre mir ein Fest, euch aus meinem Leben scheiden zu sehen. Denn wer immer noch nicht kapiert hat, dass die Uhr unserer Welt auf drei NACH Zwölf steht, dem ist jetzt auch nicht mehr zu helfen. Ich habe fertig…