A snipet of dreams

Haben meine Träume ausreichend starke Flügel, mich auch in meinem jetzigen Zustand noch bis zum Himmel zu tragen? Nein, ich meine damit nicht unbedingt den Umstand, dass ich physisch gesehen als Vogel ziemliche Probleme hätte und bestenfalls als Albatross durchgehen könnte; erinnert sich übrigens irgend jemand an Orville?

Nun jedenfalls geht es heute auch nicht um Deprimiertheit, oder die psychopathologische Steigerung davon. Vielmehr fühle ich die Abgebrühtheit und Desillusioniertheit wachsenden Alters, die mir mittlerweile manchmal zur Last wird. Mit 20 war ich (gefühlt) unsterblich, unbesiegbar – und unglaublich naiv. Heute bin ich zumindest ein wenig erfahrener, ruhiger, überlegter – und langweiliger? Keine Ahnung, genau das versuche ich nämlich zu verhindern, aber diese Beurteilung müssen Dritte übernehmen, schönen Dank. Alles in allem habe ich heraus gefunden, dass es ein schmaler Grat ist, auf dem man zu wandern hat, wenn man auf der einen Seite seiner hoffentlich wachsenden Lebensklugheit ihren gebührenden Einfluss auf Tun und Lassen einräumen möchte, auf der anderen Seite aber dieses, durchaus auch medial geschürte, Verlangen danach brennt, jung und rege bleiben zu wollen; oder zu müssen?

Das ist eine Frage, die man für sich selbst klären muss, nämlich wie sehr man sich auf äußeren Zwänge einlassen will, bzw. muss und wo man lieber selbst einen dritten oder auch vierten Weg sucht? Rege bleiben bedeutet mir, dass man nicht immer nur die Augen nach vorne richtet, sondern gemäß dem Motto „Der Weg ist das Ziel!“ sich seine Zeit zur Beobachtung, zur Muße und zur Kontemplation nimmt, mal rechts oder links abbiegt und mitnimmt, was der vermeintliche Umweg zu bieten hat. Um dann nach einer Weile gestärkt abheben, die Dinge psychoperspektivisch betrachten – also beinahe wie ein Außenstehender – und den Weg, der ja das Ziel ist, neu festlegen zu können. Man darf natürlich auch im wahrsten Wortsinn abheben…

Meine Träume können mich tatsächlich in diesem Sinne noch tragen, dass sie mir helfen, im unüberschaubaren Gewirr der Möglichkeiten und Beliebigkeiten meine Orientierung zu behalten, mich auf das Wesentliche zu besinnen. Und trotzdem manchmal eine Chance zur Flucht aus der allzu gewohnten, erdrückend monotonen Rhythmik des Alltags bieten. Zu lernen, die eigenen Träume nicht aufzugeben, sie nicht zu vergessen oder vollkommen unter großen Haufen aus Pflicht, Gehorsam und Selbstverleugnung zu begraben ist eine Kunst. Man kann diese nicht so leicht erlernen, aber wenn man sich die Mühe macht, sich seiner selbst regelmäßig zu erinnern, kommt das fast von ganz alleine. Und ich träume immer noch verdammt gerne!

Verdammt lang her…?

Die Erde, so ganz im Allgemeinen dreht sich weitestgehend ohne unser Zutun. Das ist auch gut so, denn sonst hätten wir ja dauernd Tag, oder aber Nacht, was es verdammt schwierig machen könnte, sich Abends für irgendwas zu verabreden; z.B. ein Abiturjahrgangstreffen. Aber weil die Dinge sind wie sie sind, konnten wir uns mit 20-Jähriger Latenz mal wieder neu begutachten. Der Satz stimmt nicht ganz, denn vor sieben Jahren, hatten wir ja schon mal ein Revival, aber das sei für diesen Text erstmal nicht weiter von Belang.

Eigentlich waren es ja auch nicht 20 Jahre, sondern vielmehr 20 Jahre, 1 Monat und 11 Tage Abstand, wenn man den Tag, an dem das mündliche Abitur nebst Hopp-oder-Top-Verkündung und genialem gemeinsamem Tagesendabsturz in einem einsam gelegenen Garten stattgefunden hatten als Endpunkt der schulischen Karriere wertet. Ich mache das so, denn genau danach war Nichts mehr so, wie man es gekannt hatte. Die erste große, vollkommen bewusst wahrgenommene Zäsur im noch jungen Leben. Die Zeit davor bot eine gewisse Sicherheit. Natürlich ist Pubertieren kein Zuckerschlecken und wenn man die Erinnerungen aufsummiert, bleibt eine gewisse Ambivalenz nicht aus; es war nicht immer alles Friede, Freude, Eierkuchen, aber das wäre auch nicht gut gewesen. Leben ist bei weitem nicht immer Friede, Freude, Eierkuchen und auch daran muss man sich, die Eierschalen hinter den Ohren wegwerfend, erstmal gewöhnen…

Die Adoleszenz ist genau so ein Arschloch wie die Pubertät, denn sich einen Platz im Leben und in der Welt zu suchen, ihn zu verteidigen oder auch mal aufzugeben, wenn die Wanderlust kommt, sich mal eben neu zu denken und sich dennoch treu zu bleiben, sofern man sich als so wertvoll erachtet, ist in etwa so einfach, wie Frieden im Nahen Osten zu stiften. Es gibt keine Patentlösung und es funktioniert immer nur auf Zeit.

Gerade deswegen war ich neugierig, wie freundlich oder unfreundlich die Zeit mit den Anderen umgegangen sein mochte, ob sich immer noch die gleichen Grüppchen bilden würden, ob sie immer noch so wären wie früher oder doch vollkommen anders? Wenn jetzt jemand kommt und sagt, also wenigstens reifer sollten sie doch geworden sein, fallen mir als männlichem Vertreter der Gattung Homo Sapiens Sapiens dazu zwei Dinge ein: Reife bedeutet für mich zuallererst, dass ich die Chance hatte, durch Erfahrung zu lernen, mit den Fährnissen des Alltags gelassener umzugehen. Das lässt mich vielleicht zumindest äußerlich ruhiger erscheinen, aber es macht mich nicht unbedingt zu einem anderen Menschen. Und als der, der ich immer noch bin, werfe ich weiterhin Folgendes ein: Ihr dürft zu mir sagen „Man, bist du grau geworden!“, oder auch „Man, bist du dick geworden!“ – aber wenn einer sagt „Man, bist du erwachsen geworden!“ lass ich mich einbalsamieren. Wenigstens die Illusion mentaler Jugendlichkeit möchte ich mir nämlich noch eine Weile gönnen! Und irgendwie hatte ich bei dem Treffen dann schon den Eindruck, dass ich mit diesem Wunsch nicht vollkommen alleine da stehe.

Tatsächlich waren manche Dinge immer noch genau so wie damals, aber auf eine beruhigend … ja tatsächlich gelassene Art und Weise. Natürlich gab es die üblichen Fragen wie „Und was machst du so?“, „Hast du Kinder?“, „Wie geht’s dir so?“, aber für bestimmte Dinge braucht man keine Worte, sondern nur ausreichend feine Antennen für zwischenmenschliche Resonanz. Die habe ich mir durch meinen Job und einen daraus abgeleiteten persönlichen „Reifeprozess“ erarbeitet und mich darum einige Male auf die Position eines Beobachters zurückgezogen, um einfach nur zuzusehen, nachzudenken und mich zu freuen. Ich hatte leider nicht die Gelegenheit, mit jedem Einzelnen zu sprechen, aber wie gesagt, Manches sieht man einfach. Und es war mir durchaus eine Freude, mich mit meiner eigenen Vergangenheit zu beschäftigen.

Manchmal macht man den Fehler und sagt diesen Satz „Ach, wenn ich DAS doch mit 20 gewusst hätte…“. Einer meiner ehemaligen Mitschüler antwortete mir im Gespräch, dass er sich ziemlich sicher sei, dass ihm der nie über die Lippen käme, weil er mit seinen getroffenen Entscheidungen, seiner Position im Leben – und damit auch mit sich selbst, wenngleich diese Aussage nur implizit in seinen Worten mitschwang – ziemlich im Reinen sei. Besser kann’s eigentlich doch kaum kommen. Würde man aber diesen Satz tatsächlich sagen, kann ich aus eigener Erfahrung antworten, dass ich der, der ich heute bin nur deshalb werden konnte, weil ich seit damals den Weg gegangen bin, den ich gegangen bin. Vielleicht würde ich manche Entscheidung mit meinem heutigen Wissen anders getroffen haben, aber dann wäre ich heute auch ein Anderer und vielleicht auf andere Art unzufrieden. Also warum sollte ich hadern? Das Leben ist sowieso nie ein gerader, ruhiger Fluss.

Man sagt, dass der Mensch nur in der Interaktion mit Anderen wirklich lebt, dass er als soziales Wesen den Spiegel braucht, den ihm Andere vorhalten, dass er für sich selbst nur in diesem Spiel aus Aktion und Reaktion „echt“ wird. Ich habe mich sehr gefreut, zu sehen, dass die Menschen, welche meine Jugend entscheidend mit geprägt haben im Großen und Ganzen authentisch geblieben, es teilweise sogar noch mehr geworden sind und dass „es“ auf eine verquere Art immer noch ganz gut passt. Ich habe mich wohl gefühlt und hoffe, dass es den Anderen genauso erging.

Darum danke ich Julia für ihr Engagement, so viele wie möglich vom alten Haufen noch mal zusammen zu bringen und freue mich auf die nächste Gelegenheit, sich in angenehmer Atmosphäre auszutauschen. Bis dahin sei allen das Beste gewünscht.

PS: Es hat natürlich nicht jeder den gleichen Musikgeschmack, das wäre ja auch wirklich öde, aber irgendwie sind es doch immer wieder die selben Lieder…

A snipet of commitment.

Betrachtet man den fast allgegenwärtig spürbaren Rückgang des Interesses, sich ohne pekuniären oder sonst wie gearteten Anreiz für irgendwas mit dem Arsch aus dem Fenster zu hängen, oder etwas feiner formuliert, sich selbst auf unter Umständen riskante Art, womöglich auch noch öffentlich, für irgendetwas einzusetzen, beginnt man sich schon zu fragen, ob Engagement an sich überhaupt noch lohnt? Ob es nicht besser ist, zu Cocoonen und den lästigen Kram jemandem zu überlassen, der dumm – Entschuldigung, ich meinte natürlich mutig – genug dafür ist? Schließlich meint echtes Engagement, konsequent zu Ende gedacht, für eine Angelegenheit Zeit, Arbeit und auch Geld zu investieren, ohne einen direkten Benefit oder Ertrag einfahren zu können.

Eine Kosten-Nutzen-Rechnung asynchron gestalten zu können, d.h. nicht nur den Tellerrand, sondern auch längere Zeiträume und Distanzen überblicken zu können und mit Hinblick auf ein entferntes Ziel trotzdem die Fährnisse auf sich zu nehmen, bedarf in der Tat nicht nur eines Arsches in der Hose, sondern auch eines Hirnes im Schädel; zwei Dinge, welche man gepaart in freier Wildbahn anscheinend leider eher selten antreffen kann. Vielleicht suche ich aber auch zu oft an den falschen Stellen.

Wenn man nun aber unbedingt sofort eine Bewertung vornehmen muss bzw. will, dann sitzt man höchstwahrscheinlich einem Irrtum bezüglich der erwähnten Relation auf – sofern man nach sofortigem Ertrag schielt. Geduld ist zwar vermutlich keine anerkannte Kardinaltugend mehr, doch genau die muss man kultivieren, getreu dem Motto „Wir haben keine Zeit; also müssen wir uns welche nehmen!“.

Doch nicht nur die Asynchronizität ist ein beachtenswerter Faktor, denn schließlich muss sich Engagement gelegentlich – vermutlich eher öfter – auch gegen Widerstände unterschiedlichster Art durchzusetzen verstehen, was den Eingangs erwähnten Mut ins Spiel bringt. Und die Frage, ob sich Engagement unbedingt für MICH lohnen muss?

Dazu sei gesagt, dass gerade Widerstände die eigene Kreativität herausfordern wie kaum etwas sonst; der Mut als eine sowieso dispositionale Eigenschaft des Individuums, die sehr Kontextabhängig ist, ergibt sich fast automatisch, sobald man sich der passenden Herausforderung gegenüber sieht. Was letzten Endes nur die Frage übrig lässt, wer sich durch was herausgefordert fühlt?

Und genau hier liegt das Problem; denn die meisten Mitmenschen, die ich kenne, sehen ihre größte Herausforderung leider darin, Herausforderungen zu umgehen, was nicht selten zu der paradoxen Situation führt, dass sie mehr Energie in die Vermeidung stecken, als sie die Bewältigung der Aufgabe selbst gekostet hätte. Auch wenn ich, wie schon einmal wortreich ausgeführt, kein Ökonomier bin – hier wieder zu einer vernünftigen Kosten-Nutzen-Relation zu finden würde uns ziemlich weiter helfen.

Selbst beteiligt?

Zweischneidige Schwerter. Sie sind ein nicht wegzudenkender Bestandteil unseres Lebens. Ganz so, wie die üblicherweise auf einem sehr langen Zettel aufgelisteten Nebenwirkungen bei Medikamenten. Wir finden es genial, wenn der Schmerz nachlässt, aber der schäumende Magen… Doch um Medikamente geht es mir jetzt gerade nicht, auch wenn manche Menschen, die sich wirklich um Partizipation bemühen, was man eigentlich honorieren müsste, vielleicht doch eher eine Medizin bräuchten; doch dazu später mehr.

Ich bin eigentlich jemand, der sich sehr freut, wenn man von seinem individuellen Recht auf Partizipation an den verschiedensten demokratischen Prozessen in unserer Gesellschaft Gebrauch macht. Das fängt beim Wählen Gehen an, geht über die Mitgliedschaft bzw. aktive Mitarbeit in Gewerkschaften und Interessengemeinschaften wie etwa Bürgerinitiativen oder Berufsverbänden, und mündet schließlich in die aktiv gestaltende Teilnahme an Politik, egal auf welcher Ebene. Derartiges Tun bedeutet, höchst selbst Verantwortung für einen Teil von Gesellschaft zu übernehmen, sich so an der inhaltlichen Ausgestaltung dieses, für die allermeisten doch recht ominösen, Begriffes zu beteiligen und so zum Akteur zu werden, anstatt sich mit dem Reagieren zufrieden zu geben. Ominös nenne ich den Begriff Gesellschaft hier, weil viele davon reden, aber die Vorstellungen davon, was Gesellschaft denn tatsächlich bedeutet zumeist sehr weit auseinander gehen.

Reduziert auf das Notwendigste bedeutet dieses eine Wort nicht viel mehr, als einigermaßen friedliches Zusammenleben unter der Zuhilfenahme von halbwegs verbindlichen Regeln. Womit zunächst noch nichts darüber ausgesagt ist, wie Viele auf wievel – oder wie wenig – Raum und mit welchen Regeln zusammen leben sollen oder können. Aber ganz allgemein darf man sagen, dass dieses Konstrukt Gesellschaft dazu gemacht ist, irgendwie einen Ausgleich zwischen den vielen, nicht selten widerstreitenden Partikularinteressen seiner Beteiligten herzustellen.

Klingt kompliziert, heißt aber auch nicht mehr, als dass man verhindert, das Einzelne, die vielleicht auf Grund von Glück oder Geschick etwas mehr Reichtum und somit fast automatisch auch Macht als andere ansammeln konnten, einfach so die Anderen weniger glücklichen oder geschickten ausnutzen oder unterdrücken können. Das funktioniert, wie man nach einem aufmerksamen Rundblick weiß, mal mehr, mal weniger gut, worauf natürlich immer alle schimpfen, weil die einen gern mehr Macht ausüben wollen würden und die anderen nach mehr Freiheit und einem Stück vom Kuchen streben.

Unsere Gesellschaftsform ist weit vom Perfekt-Sein entfernt, aber die Alternativen sind noch viel weniger charmant: Autokratie, Anarchie und was einem sonst noch so einfällt kranken alle daran, dass alles früher oder später in sozialen, politischen, eventuell auch militärischen Auseinandersetzungen eskaliert, weil Beherrschte in dem Moment unbeherrschbar werden, da sie ihre eigene Beherrschbarkeit verneinen, also die Legitimität der Herrschenden nicht mehr anerkennen und aufbegehren. So ein Prozess kann schnell oder langsam und friedlich oder gewalttätig ablaufen, man weiß vorher nicht, was später dabei heraus kommt, aber schließlich endet dann eine Gesellschaft und eine Neue beginnt. Zum Besseren oder zum Schlechteren. Zumeist wird es allerdings erstmal schlechter…

Aus dem eben Gesagten wird aber auch klar, dass es in jeder aktuell existierenden Gesellschaft eine schlichte Notwendigkeit zur mehr oder weniger aktiven Teilnahme an den sie überhaupt erst erschaffenden Prozessen gibt. Gesellschaft erwächst aus dem Miteinander, aus der Suche nach dem jeweils passenden Kompromiss, aus Ausgleich von Lasten und Gewinnen, schließlich aus dem Balanceakt, das Bedürfnis nach Nähe zu anderen Menschen und den Wunsch nach individueller Freiheit in ihrer Ambivalenz irgendwie in Einklang zu bringen. Das alles klappt nur in einem aktiven, dauerhaften Diskurs als Prozess, der all diese Dinge immer wieder aufs Neue thematisiert, und die erwachsenden Probleme irgendwie löst. Irgendwie, weil es nie die EINE, alle Beteiligten befriedigende Lösung geben kann. Dazu rennen da draußen viel zu viele Menschoiden rum, die zwar teilhaben wollen, sich aber der grundlegenden Vorraussetzungen für ein Gelingen von Teilhabe, nicht nur für sich, sondern auch für alle Anderen, einfach nicht bewusst sind, oder sie aber schlicht ignorieren.

Es gibt durchaus eine Menge Leute, die sowohl das Engagement, als auch den Willen mitbringen, sich selbst einzubringen. Wie schon etwas früher erwähnt freut mich das eigentlich. Diese Freude verebbt jedoch häufig recht schnell, wenn der Enthusiasmus ob der gelingenden Teilhabe, von der ja allenthalben die Rede ist, mit der Realität dessen konfrontiert wird, was tatsächlich stattfindet. Anstatt nämlich den Ausgleich zu suchen, sind viel zu viele solcher Akteure lediglich bestrebt, entweder ihr Interessenportfolio möglichst günstig zu platzieren – wobei das Zuhören oder auch das Verstehen (wollen) anderer Positionen oft genug auf der Strecke bleiben – oder aber sich eine Nische zu schaffen, in der sie es aushalten können. Hinzu kommen tragischerweise nicht selten noch Missverständnisse bezüglich der eigenen Zuständigkeit oder Leistungsfähigkeit, die durchaus nicht unerheblich – nach oben oder nach unten – von der Wahrheit differieren können. Man könnte das jetzt mit dem abschließenden Satz abhaken, das gut gedacht noch lange nicht gut gemacht bedeutet, aber ganz so einfach will ich es mir dann doch nicht machen.

Worauf ich hinaus will ist eigentlich ganz einfach: Ich möchte, das solche Individuen begreifen, dass die Mitarbeit, z.B. in Gremien der betrieblichen Mitbestimmung, nicht dazu da ist, strikt die eigenen Interessen um- bzw. durchzusetzen, um dabei zu übersehen, dass genau dies vielleicht für Andere Probleme bereiten könnte; dass sie lernen, miteinander zu kommunizieren, anstatt immer wieder in die gleichen unnötigen, ermattenden, fruchtlosen und letzten Endes auch verletzenden Verbalgefechte zu verfallen und schließlich, dass sie versuchen, sich zu informieren und ihr Gegenüber wirklich zu verstehen, so dass sie mit Kenntnis und Weitblick anstatt mit Druck und Scheuklappen agieren können. Menschen, die es fälschlicherweise für richtig halten, durch Partizipation nur sich selbst vertreten sehen zu wollen, die den Blick über den Tellerrand, oder auch das selbstständige Tätigwerden in anderer Leute Interesse nicht zum Prinzip ihres Tuns machen wollen oder können, die nicht bereit sind, für die wirklich wichtigen Themen zu streiten, sich dafür aber stets aufs Neue in den unnötigen Kleinteiligkeiten von Detailfragen verlieren, lassen meinen Blick auf Teilhabe an demokratischen Prozessen nämlich furchtbar trübe werden.

Ich glaube, dass ein bisschen Lernbereitschaft, die Fähigkeit von gewohnten Positionen auch mal abrücken zu können und ein wenig Kommunikationstraining hier erheblich helfen könnten, doch leider bin ich mir im selben Moment ziemlich sicher, dass genau jene, die es eigentlich dringend nötig hätten, was dazu zu lernen und ihr Tun mal zu überdenken wahrscheinlich sagen würden, dass sie doch vollkommen richtig agieren. Soll ich jetzt verzweifeln, die mal ordentlich verprügeln, oder mich einfach zurückziehen? Ich weiß es noch nicht, aber vielleicht begreift der eine oder andere Protagonist – egal ob Männlein oder Weiblein – ja doch noch, wie verkehrt der Dampfer ist, auf dem er gerade fährt. Falls nicht, müssten wir sie eigentlich los werden. Aber es sind ja so viele…

A snipet of spontaneity

Es ergibt sich. Manches zumindest. Oder besser gesagt, vieles. Nämlich, dass sich Dinge selten so fügen, wie wir es uns in unserer Vorstellung ausmalen. Wir werden nur höchst selten zu Rockstars, zu Schauspielern oder umschwärmten Autoren und wenn es dazu kommt, dass jemand es tatsächlich schafft, sich in einem der vorgenannten Metiers des Medienschaffens zu etablieren, darf er oder sie alsbald vom bitteren Teil der Frucht vom Baum der Erkenntnis kosten – jenem Teil der den Preis des Ruhms enthält. So wie Janus zwei Gesichter oder die Münze zwei Seiten hat, zeigt sich nur allzu schnell, dass selbst das Gold ein Gewicht hat, welches einen im ersten unachtsamen Moment in die Tiefe zu ziehen vermag.

Doch auch ein mundaneres, von einer gewöhnlicheren Erwerbstätigkeit geprägtes Leben ist nur selten auf lange Sicht planbar, weil unsere Welt ein sehr chaotisches Treiben ist, in dem zum einen sehr viele unterschiedliche Individuen ihren Zielen nachgehen und dabei nur höchst selten altruistisch vorgehen. Zum anderen unterliegt unsere Existenz äußeren Einflüssen, die wir en Detail weder mit statistischen Modellen vorhersagen, noch denen wir mit einem unsagbaren Maß an Vorsicht zu entgehen vermögen. Oder anders gesagt: dem Zufall, dem Schicksal, dem Kismet oder Karma, ganz wie es der Einzelne auch zu nennen belieben mag kann man nicht entkommen.

Diese simple Feststellung hat nichts mit Fatalismus zu tun, sondern mit der Erkenntnis, dass man sich anstatt auf lange Sicht alles durchplanen zu wollen vielleicht lieber damit beschäftigen sollte, sein Leben, so wie es gerade stattfindet einfach mal zu leben und dem Zufall das abzugewinnen, was er bereit hält.

Das klingt so viel zu einfach und ohne Frage ist meine Aussage vielen zu vage; überdies werden nicht wenige einwenden, dass man ohne Planungssicherheit keine Familie gründen, kein Haus bauen, keine Existenz sichern kann. Aber was ist das überhaupt: Existenzsicherung? Bedeutet es, genug Vorräte, Konsumgüter und weniger mobiles Eigentum heranzuschaffen, um sich (und seinen Lieben, sofern vorhanden) ein mehr oder weniger komfortables Subsistieren erlauben zu können? Diese Sichtweise, welche von Ökonomen gerne als alleiniges Motivationsmerkmal menschlichen Strebens angeführt wird, beschränkt uns nämlich auf das Bild eines allenfalls teilautonomen Konsumenten, der sich zwar seine nächste heimatliche Umgebung aus dem Fundus der mannigfaltigen Angebote konfigurieren kann. Auf den ganzen Rest seiner Umwelt kann er jedoch nicht nennenswert einwirken, dieser wirkt vielmehr auf ihn, um noch mehr Konsum zu bewirken. Genug gewirkt, denn auf eine so simple Kausalrelation will und werde ich mich nicht reduzieren lassen.

Und das sollte niemand tun, denn so paradox es klingen mag – nur wenn wir uns von den Zwängen allzu großer Häuflein persönlichen Besitzes freizumachen lernen, können wir Nachhaltigkeit erreichen. Auch wenn dieser Begriff mittlerweile dank des Missbrauchs durch zu viele machtgeile Meinungshuren seiner Bedeutung beraubt zu werden droht, hat sein Kern dennoch Bestand: nämlich zum Wesentlichen zurückzukehren, um es zu schützen und auch für die kommenden Generationen nutzbar erhalten zu können. Und dafür sollte man gerne mal spontan werden und den Fährnissen des Alltags mit Gelassenheit trotzen, anstatt sich wegen irgendwelcher Kleinigkeiten aufzureiben. Das würde uns allen helfen.

Ey, es is Kapismus!

Für alle, die das oben exerzierte Wortspiel nicht kapiert haben – es geht um Eskapismus. Das ist, wenn man etwas Besonderes macht, um wenigstens gelegentlich den grauen Alltag vergessen zu können. Keine Ahnung, ob jetzt schon jedem klar ist, dass das zum einen so klassische Geschichten wie den eigenen Schrebergarten, eine umfangreiche Musik- oder Büchersammlung, regelmäßige Theaterbesuche oder die ehrenamtliche Mitarbeit im ortseigenen Tierheim beinhaltet; genauso aber auch Speedgolfen, Downhillbiken oder Fallschirmspringen.

Wichtig ist in diesem Zusammenhang ausdrücklich nicht der Actiongehalt der gewählten Tätigkeit, oder der Preis der notwendigen Ausrüstung – obwohl der bei Männern ja durchaus auch mal für einen Schwanzvergleich taugt – ganz zu schweigen vom Sozialprestige, mit welchem diese verbunden sein mag; nein hier zählt sozusagen nur der individuell zugemessene Gehalt, also das Maß an Realitätsflucht, dass realisiert werden kann.

Man könnte jetzt sagen, dass ein normales Hobby doch keine Realitätsflucht im psychologischen Sinne darstellt, da Vertreter dieser Fachrichtung nach meiner bescheidenen Erfahrung allzu oft recht schnell mit der Unterstellung eines pathologischen – will heißen krankhaften – Sachverhaltes bei der Hand sind. Aber Eskapismus hat für mich in erster Linie keinen psychopathologischen Gehalt, sondern beschreibt, dass man verdammt noch mal eine Pause vom Alltag braucht. Und die Art und Weise in der man sich den Pflichten, Regularien und der Enge des Hier und Jetzt zu entziehen versucht, ist eben etwas sehr eigenes; und so soll es auch sein.

Allerdings bedeuten sehr unterschiedliche Geschmäcker bzw. Interessen auch, dass den just nicht an der Sache beteiligten ein gerüttelt Maß an Toleranz abgefragt werden kann, denn mancher Versuch der Alltagsflucht mutet für den nicht initiierten unter Umständen schon ein wenig sonderbar an. Ich bin Fantasyrollenspieler, ich weiß leider, wovon ich rede.

Aber genau das ist der Kern – „Jedem Tierchen sein Pläsierchen“ ist nicht zu Unrecht seit über 100 Jahren ein geflügeltes Wort und auch wenn die Pluralisierung unserer Gesellschaft seit den Tagen Edwin Bormans und Adolf Oberländers mit Sicherheit zugenommen hat, geht von seiner Gültigkeit kein Jota verloren. Allerdings kann es einem heute passieren, dass die ganze Welt sehr viel schneller von vielleicht auch eher als abseitig betrachteten Freizeitgestaltungsvorlieben erfährt; Facebook und Youtube machen’s möglich. Damit muss man dann halt leben, wenn man für sich den Wunsch nach Tolerierung des eigenen Tuns reklamiert. Wichtig ist mir neben der Akzeptanz des Andersseins einerseits allerdings auch, dass man andererseits durch seine eskapistischen Eskapaden niemandem Schaden zufügt. Sollte ja eigentlich immer so sein, oder? Also, dann mal viel Spaß bei euren Hobbys. Vielleicht muss ich ja nicht immer nur von meinen erzählen…

Wird man hier gerettet?

Normalerweise habe ich – dem Himmel sei Dank – weder das Interesse, noch das Bedürfnis, mich großartig über meinen Arbeitsalltag als Healthcare Professional auszulassen. Was daran liegen dürfte, dass ich effekthascherische Berichte im Stil von „Schauen sie sich mal diese Sauerei an“ als Niveaulos und dem Bild meiner beruflichen Tätigkeit in der Öffentlichkeit wenig zuträglich betrachte. Diese Darstellung korreliert allerdings mit den Eindrücken, welche mir manche meiner Kollegoiden bei ihrer täglichen Verrichtung zu vermitteln die Stirne haben.

Es steht nicht zum Besten um meine eigene Sicht auf meinen Job, obwohl ich ihn immer noch gerne und zumeist auch mit Hingabe ausübe. Das könnte zum Einen an dem Ambivalenz erzeugenden Mittelwert der mannigfaltigen Eindrücke liegen, welche ich im Laufe von fast 20 Jahren über meine Mitmenschen gewinnen durfte, zum Anderen aber sicher auch an meinen – leider in der Summe zumeist negativen – Erfahrungen mit Jenen, welche das Recht haben, meine Arbeitsumwelt nach ihrem Bilde zu gestalten.

Dies ist der Punkt, an dem ich vorsichtig werden muss, denn sicher liest auch irgendjemand von den eben genannten eventuell zumindest gelegentlich hier mit; oder wird allerspätestens in diesem Moment auf mein Blog aufmerksam (gemacht), was dazu führt, dass ich mich nicht im Klartext über die von mir ausgemachten Mängel auslassen werde, da ich keine Lust habe, von meinem Arbeitgeber hernach juristisch belangt werden zu können. Allerdings kann ich nicht umhin, mich zu ein, zwei Bemerkungen über den Grad der Professionalität im Gesundheitswesen hinreißen zu lassen.

Sofern jemand in meinem Beruf das Interesse und Engagement hat, sich selbst tatsächlich als Healthcare Professional sehen und auch dementsprechend handeln zu wollen, bedeutet dies, das er bzw. sie oft genug alleine dasteht! Das heißt, dass man selbst dafür Sorge tragen muss, vernünftige Fortbildungen zu bekommen, in denen nicht wenige Kollegoiden einfach nur störend Zeit absitzen und so den Nutzen beeinträchtigen, sondern man etwas mitnehmen kann. Das man sein gesamtes Tun oder Unterlassen genau dokumentieren und begründen können muss und sich darüber hinaus nicht selten Kollegoiden gegenüber sieht, die bis heute nicht begriffen haben, dass sich die Welt, die Medizin und das Leben in den letzten 20 Jahren weiter entwickelt haben, wodurch manchmal das alte Programm einfach nicht mehr reicht. Und schlussendlich bedeutet es, dass man sich im Falle von auftretenden Komplikationen und Problemen den Rücken selbst frei halten muss – auch und vor allem gegenüber so genannten Weisungsbefugten. Was den jeweiligen Funktionsträger hierbei tatsächlich für seine Position qualifiziert, bleibt häufig genug unerklärbar, was die Gefahr von Reibungsverlusten quasi automatisch heraufbeschwört.

Ja, es mangelt im Gesundheitswesen an verschiedenster Stelle an Professionalität und Qualität, was einer Melange aus überkommenen Strukturen, mangelndem Problembewusstsein, Filz, unnötigem Kostendruck, schwach ausgeprägter Handlungs- und Sozialkompetenz, sowie Lernunwilligkeit verschiedenster Personengruppen geschuldet ist. Dass dieses System nicht schon lange kollabiert ist, verdankt es einzig und allein dem Engagement jener, die tatsächlich Healthcare Professionals sind und nicht einfach nur so tun! Ich hoffe, dass meine diesbezügliche Motivation noch eine Weile vorhält, denn ich habe den Eindruck, als wenn es in letzter Zeit immer schlimmer wird…

Sollte bei irgendeinem der Eindruck entstanden sein, dass ich nicht ohne Ansehen von individueller Herkunft, Weltanschauung und sozialer Schicht alles situationsabhängig Nötige und Richtige für meine Patienten tun würde, will ich dem noch mal in aller Vehemenz widersprechen. Es ist nicht meine Arbeit, die mir Probleme bereitet, sondern es sind die Umstände, unter denen sie erbracht werden muss. Und deren Verbesserungsbedürftigkeit betrifft alle möglichen Beteiligten, nicht nur innerhalb meiner eigenen Zunft. Vielleicht ist das einer der Hauptgründe, warum es mich in den Bildungsbereich zieht, denn ich glaube, in meinem Metier ist da noch viel Entwicklungsspielraum.

Was ich bin? Rettungsassistent! Und ob man bei mir gerettet wird? Darauf darf man sich getrost verlassen; nur für gewisse Teile des restlichen Systems würde ich meine Hand nicht ins Feuer legen!

A snipet of time.

Vor dem Rechner zu sitzen, wenn’s draußen schon dunkel ist scheint irgendwie ein Teil meines Schicksals zu sein. Ich meine, irgendwie habe ich dieses Ritual auch lieb gewonnen, denn ein nicht unerheblicher Teil dessen, was ich in meinem bisherigen Leben so an Texten verzapft habe, ist zu nachtschlafender Zeit verfasst worden. Mit gutem Grund, denn ab einer gewissen Stunde klingelt – außer in absoluten Ausnahmefällen – keine Türglocke und kein Telefon, man wird nicht von der Familie mit Beschlag belegt und alle anderen Verrichtungen sind auch schon abgefrühstückt. Muße hat etwas mit „nicht müssen“ zu tun, denn man kann sich nicht einfach hinsetzen und los schreiben, wenn einem Tausend andere Dinge durch den Kopf gehen, die am besten Gestern erledigt sein wollen. Es ist zwar durchaus trainierbar, den Kopf zu klären, den Fokus auf etwas Bestimmtes zu legen, um genau darüber – auch schriftlich – zu räsonieren; doch mit einem reduzierten Umfang an Umwelteinflüssen fällt es zugegebenermaßen ein wenig leichter.

Was mich zu der Frage bringt, die mich gerade jetzt umtreibt: wann erreiche ich die meisten Menschen mit meinen Artikeln? Klingt das jetzt blöd? Rein technisch betrachtet ist es ziemlich trivial, denn das Internet ist ja immer da, nur die Zahl der Menschen, die z.B. in meinem Heimatdorf online unterwegs sind, schwankt doch erheblich mit der Tageszeit. Nun ist es so, dass so gut wie jedes Content Management System – und genau so etwas ist auch eine WordPress-Installation, also die Plattform, welche den Unterbau meines Blogs bildet – die Möglichkeit zum Zeitgesteuerten Publizieren bietet. Ich bereite also einen Beitrag vor und sage dem System, wann er online geht, um dann auf Facebook, Twitter etc. verbreitet zu werden. Eben weil es meistens draußen dunkel ist, wenn ich gerade schreibe, meine Artikel aber in einer beliebigen Anwendungstimeline zu gewissen Zeiten einfach untergehen würden, wenn sie immerzu nur Nachts um eins erschienen.

Zumindest denke ich mir das. Die klassische Zeiten, zu denen die allermeisten Menschen online sind, finden sich ja am späten Vormittag und Nachmittags zwischen Büroschluss und der Tagesschau; diesbezüglich sind wir schon irgendwie Gewohnheitstiere. Ergo stelle ich meine Artikel meist dann online. Aber macht das wirklich einen Unterschied, oder bilde ich mir das nur ein? Wird’s wirklich gelesen, oder sind Klickzahlen einfach nur das, die Zahl der en passant erhaschten Blicke? Schwer zu sagen, aber mit den Leuten wirklich in einen Dialog zu kommen ist tatsächlich schwer. Ich versuche es trotzdem weiter, wird schon irgendwas bei rumkommen, egal ob im Hellen oder bei Nacht … ich wünsche mir nur bald noch etwas mehr Sonnenschein gegen trübe Gedanken…