Und mal ein Gedicht…

Weihnacht, was bist du ein seltsames Fest,
verrückt, so scheint‘s wird der Menschheit Rest.
Sie hetzen, sie rennen, missachten sich ganz,
denken nur an des schönen Scheines Glanz.
Geschenke, Pakete, soviel Stress durch Konsum,
das Gerenne und Gekaufe haut so manchen um.
„Hab ich das Richtige, wird man sich freuen?“
Bange Gefühle unter dem Christbaum dräuen.
Wie wäre es, wir ließen diesen ganzen Mist,
feierten dieses Fest, so wie es eigentlich gemeint
in Liebe zueinander und in Frieden vereint
und wären tatsächlich, nicht nur mit den Lippen, ein Christ.
„Aber die Kinder, die Kinder, sie freuen sich doch,
auf Geschenke und Zeichen, das ganze Drumrum!“
Tönen sie dann alle, mit sehr lautem Gebrumm –
und stürzen geschäftig in den Weihnachtsmoloch.
Was über’s Jahr nicht wirklich harmonisch verläuft,
wird vom Kugeln am Christbaum kaum besser.
Wer glaubt, es hilft wenn man Gaben aufhäuft,
läuft dann vielleicht in ein hübsch verpacktes Messer.
Auch ich hab Familie und Päckchen und Braten und Baum.
Und denk so bei mir, jetzt sehe ich ihn aber kaum;
doch der Geist der Weihnacht kommt trotzdem zu Gast,
wenn im Herzen ihr nur ein Plätzchen ihm lasst.
So ertrag ich meist gelassen das Brimborium,
denn am 26. so gegen Abend ist es schon wieder rum.
Und solange die Menschen ihre Freude dran haben,
geht’s auch nächstes Jahr weiter – mit neuen Gaben.

JA, ich blogge noch!

In den zurückliegenden Wochen ist so manches passiert. Vieles davon war, global betrachtet furchtbar. Die Kolumne von Meike Winnemuth im Stern rekurrierte darauf, dass das Jahr 2015 insgesamt ein ziemlich schlimmes gewesen sei und dass es wohl am besten wäre, wenn man diesem Zeitabschnitt, analog zum Sarg von Helmut Schmidt einen Kranz aus Sonnenblumen flechten würde, sozusagen als einen fröhlichen Kontrapunkt zum grausigen Geschehen. Auf Wiedersehen Helmut, auf Wiedersehen 2015, möge die Trennung nicht allzu sehr schmerzen. Eigentlich ein schöner Gedanke; nur dass mein Jahr 2015 ein so schlechtes gar nicht wahr.

Gewiss, auch ich hatte meine Ups & Downs und ebenso gewiss haben verschiedene Ereignisse rings um den Globus mich 2015 entsetzt, in Atem gehalten, zur Äußerung genötigt, mir auf’s Gemüt geschlagen und mich insgesamt ganz bestimmt auf die eine oder andere Art in meinem Tun und Denken beeinflusst. Der Mensch existiert als soziales Wesen im Dialog mit seiner Umwelt. Typisches Soziologengeschwafel, und man könnte überdies jetzt kleinlich sagen, dass Umwelt doch maximal jener kleine Bereich ist, den ich regelmäßig selbst durchwandern kann. Weitet man das aber vom Physischen auf das Mentale und vor allem das Virtuelle aus, dann ist die ganze Welt meine Umwelt, zumindest in einem übertragenen Sinne. Und eben dieses Gefühl, dass mich die ganze restliche Welt auch etwas angeht, weil wir die Probleme dieser ganzen Welt nur alle gemeinsam werden lösen können, ist meiner bescheidenen Meinung nach immer noch nicht weit genug verbreitet.

Ja, jeder hat auch hierorts sein Bündel zu tragen, seine Sorgen, Probleme, Aufgaben. Aber wenn ich mich so umsehe, dann ist echte, knallharte, existentielle Not hier in der BRD ein weitgehend unbekanntes Phänomen. Selbst Menschen, denen es schlecht geht hier in unserem Lande, geht es immer noch bedeutend besser als ungefähr 75% der restlichen Weltbevölkerung. Ein Fakt, dass immer wieder gerne verschwiegen wird. Ich werde jetzt nicht nochmal zur Überfremdungs-Debatte entgegnen, das habe ich im späten Oktober ausführlich genug getan und an meiner diesbezüglichen Meinung hat sich seitdem nix geändert. Aber ich weise darauf hin, dass meine Publikations-Tätigkeit schon gut illustriert, dass die großen politischen und sozialen Fragen von 2015 nicht spurlos an mir vorbeigegangen sind.

Mein ganz privates Jahr 2015 war indes gekennzeichnet von einem Arbeitgeberwechsel, der mich an einen Ort geführt hat, wo man meine Fähigkeiten und meinen Einsatz besser zu schätzen weiß, als bei meinem letzten Beschäftiger. Meine Familie erfreut sich guter Gesundheit, die Kinder wachsen und gedeihen (die „große“ geht jetzt in die Schule) und meine Beziehung zeigt auch nach fast 22 Jahren noch keine echten Ermüdungserscheinungen. Mein Studium geht gut voran (bin immer noch in Regelzeit) und mein Aufgabenspektrum erweitert sich in den Bereich, in den ich schon lange wollte und das mit dem nötigen professionellen Background. Das klingt doch gar nicht so schlecht, oder?

Ich sollte hier nicht verschweigen, dass ein hohes Arbeitspensum und der Dauerenisatz an einem Arbeitsplatz, dem ich nicht ganz so viel Liebe entgegenbringe, dem ich aber selbst zugestimmt habe, mich ein bisschen an einem neuerlichen Burn-Out haben entlang schliddern lassen. Doch jetzt, da sich endlich Land hinter den vielen Aufgaben abzeichnet, die gleichzeitig zu bewältigen sind und eine Marschroute fertig ist, die ich nur noch abzuschreiten habe, spüre ich Morgenluft und mein Herz wird freier. Man muss kein Genie sein, um zu wissen, dass ein gewisses Pensum auch den stärksten Esel zusammenbrechen lässt; aber es braucht eine Menge Verständnis für sich selbst, um erkennen zu können, wann das Pensum zu viel wird. Ich mag Esel übrigens sehr. Sie sind nicht stur, sondern charakterstark und wissen, wann es genug ist. Dieses Wissen fehlt mir manchmal, weshalb ich bei verschiedenen Aktivitäten die Notbremse gezogen habe, um mentale Ressourcen und Zeit freizuschaufeln.

Dennoch ist dieser Blog nicht tot, bedeutet mir das Schreiben hier aus so vielen Gründen doch eine Menge. Ich habe schon mal erwähnt, dass es mir eine Mischung aus politischem Aktivismus, Ergotherapie und Selbstreflexion ist, die mir verdammt gut tut. Es wird zwar auch in den nächsten Wochen nicht allzu viele Beiträge geben, aber um es mal mit den Worten von Arnie zu sagen „I’ll be back!“. In diesem Sinne: frohe Weihnachten!