Von Idealen und Zwängen N°3 – Performative Produktivität?

Ich. Weiß. Ja. Auch. Nicht… Aber irgendwie ist meine Konditionierung mittlerweile soweit voran geschritten, dass ich es tatsächlich oft kaum aushalte, nichts “produktives” zu tun. Ich meine, unsere Gesellschaft – oder besser, jener Teil unserer Gesellschaft, der sich für Leistungsträger hält und glaubt, jeden Aspekt des Daseins optimieren zu müssen – ist so BESESSEN davon, produktiv sein zu müssen, dass viele anscheinend auch dann nicht stillhalten, innehalten, sich von Arbeit abhalten können, wenn beim besten Willen keinerlei Veranlassung dazu besteht, irgendetwas zu leisten. Beispiel: es ist noch Sonntag und ich habe diesen Tag (irgendwie auch den gestrigen Samstag) mehr oder weniger vollständig mit Dingen verludert, die keinem anderen Zweck dienten, als mich zu unterhalten. Meine einzigen Ausflüge in die Welt des Tun Müssens waren kochender Natur, denn irgendwann möchte die Familie ja mal was zu beißen haben. Aber auch hier galt: lean production. Nix aufwendiges. Einfach und schnell aber hinreichend lecker. Den Rest der Zeit habe ich mit Lesen, Schreiben und etwas Zocken verbracht. Und das wars. Man könnte mir nun also durchaus vorwerfen, dass ich faul gewesen sei – und derzeit immer noch bin, weil man hätte ja…! Aber… was hätte man denn…? Weggehen, irgendwas Schönes anschauen, irgendwas Wildes unternehmen, am besten auch noch im Beisein anderer Menschen…? IGITTIGITT… Menschen! Hab schon genug davon gesehen, mein Bedarf ist derzeit mehr als gedeckt. Als extravertierter Introvertierter ist es allerdings beizeiten gar nicht so schwer, den Kanal von Menschen total voll zu haben. 10 Minuten Nachrichten und/oder Antisocial Media reichen vollkommen um meinen Monatsbedarf an Bullshit zudecken. Nein, ich mag derzeit nicht unter Menschen, außer es dient dem Geldverdienen (gezwungen) oder der Therapie (gewünscht). Der Rest der Welt kann mich mal…

Und doch sitze ich am Sonntagabend hier und schreibe einen Blogpost, obschon ich gar nicht so recht weiß, warum ich das eigentlich tue… oder besser, ich weiß schon, dass ich es tue, weil es sich sonst für mich so anfühlen würde, als wenn ich das ganze Wochenende verschwendet hätte. Aber… ist das so? Verschwende ich Zeit, indem ich mich durch ein Tun erhole, dass mich erfreut, selbst wenn im Grunde nix dabei rumkommt; außer evtl. Spaß? Ich denke mittlerweile, dass nicht wenige Menschoide da draußen deshalb ihr Leben, Ihre Unternehmungen, auch ihre Errungenschaften instagramisieren, weil sie kein Leben mehr leben, sondern mittels kuratierter Abbildung im weltweiten Desinformationsgewebe ihre VORSTELLUNG eines erfolgreichen Lebens SIMULIEREN. Wie verfickt armselig ist DAS denn? Alles nur fake. Das sind letzten Endes die Auswirkungen von Antisocial Media im Endstadium – alles degeneriert zu einer Performance, oder besser zu einem Wettbewerb um Likeability, Shareability und Marketability… Wer lesen kann, dem fällt auf, dass die drei Termini alle auf -ability also Fähigkeit enden. Ist es wirklch das, was wir alle sein wollen: eine Gesellschaft im Wettlauf um die Fähigkeiten für die beste Social Performance, obwohl wir allen falschen Gemeinschaftsgefühlen in unseren Filterblasen zum Trotz immer isolierter, einsamer, ausbeutbarer, ohnmächtiger werden? Immer mehr zum Spielball der gierigen Techbarone? Auch wenn das mitnichten alle Menschen betrifft, ist die Zahl derer, die sich in diese Maschinerie einspannen lassen unterdessen viel zu groß, als dass man die Bedrohung für die Demokratie, für die Teilhabe, für die Gesellschaft als Ganzes, die hiervon ausgeht einfach ignorieren könnte. Denn Menschen, die mit Vollgas in dieser Einbahnstraße unterwegs sind, werden anfällig für Einflüsterungen. Und von böser Sprache ist es über böse Gedanken nicht weit zu bösem Tun. Denn Sprache formt Bewusstsein formt Handeln…

Sich dem bewusst zu entziehen, indem man innehält, Müßiggang betreibt, Antisocial Media bleiben lässt, sich mit echten Dingen befasst, dazu lernt und insgesamt weniger durch sein Dasein hetzt, sondern mehr im Hier und Jetzt lebt, macht einen nicht automatisch zu einem besseren Menschen. Aber mittelfristig vielleicht zu einem, der wieder erlernt, wie es sich anfühlt, sich selbst und seine Umwelt bewusst zu reflektieren, ohne sich davon mittels der konstanten Bedummrieselung aus dem Blödschirm der Taschenwanze nahezu zwanghaft ablenken lassen zu müssen. Gott wäre das schön. Das ändert immer noch nichts an meinem Problem, weil ich ja immer noch am Blogpost schreibe… aber ich kann meinen Blick darauf verändern und jetzt gelassen feststellen, dass ich nicht schreibe, weil ich Angst vor zu wenig performativer Produktivität habe – also solcher, die auch schön überall gesehen werden kann – sondern weil mir meine Gedanken wichtig genug sind, sie anderen mitteilen zu wollen. Und ja, ich bin auch arrogant genug, sie als wichtig genug für andere zu erachten. Soviel EGO billige ich mir zu. Ich denke nicht, dass ich hier gerade nur Produktivität simuliere – ich denke vielmehr, dass ich einen (wenn auch kleinen) Beitrag dazu leiste, die Gesellschaft vor weiterer Verdummung zu bewahren. Und… wie viel habt ihr dieses Wochenende schon geglaubt, leisten zu müssen? Denkt daran, in gut 11h ist schon wieder Montagmorgen. Dann dürft ihr es wieder krachen lassen, wenn ihr denn unbedingt wollt. In diesem Sinne – einen langsamen Start in die neue Woche…

Auch als Podcast…

Verwirrt im Park – oder WODURCH wir kreativ werden…?

Als ich dieser Tage vormittags durch den Alten Botanischen Garten in Marburg wanderte, da befiel mich mit einem Mal ein Gefühl, dass ich sonst eher nur dann erlebe, wenn ich aus einem meiner bekloppten Träume erwache – Verwirrung! Man muss dazu einerseits wissen, dass ich mich – wenngleich wir natürlich alle träumen – so doch nur äußerst selten an den Inhalt meiner nächtlichen Ausflüge in Morpheus’ Reich erinnern kann; dass ich jedoch andererseits zumeist dann so einen oberwirren Kladderadatsch im Kopf habe, dass ich nicht umhin komme, zu mir selbst “HÄH?” zu sagen. Nun jedoch habe ich das am hellichten Tage erlebt. Und ich könnte nicht behaupten, dass ich gerade am Tagträumen gewesen sei. In Gedanken versunken vielleicht, aber mehr auch nicht. Und dennoch schien die Atmosphäre mich auf besondere Art zu berühren. Vielleicht lag es daran, dass der zähe Hochnebel alles in ein wenig mystisches Grau gehüllt und den Lärm der nahen Straßen ein wenig gedämpft hatte. Eine Art Entkopplung vom Alltag. Sicherlich spielte auch eine Rolle, dass ich mich bewusst darauf eingestellt hatte, meine Sinne offener zu lassen als sonst. Unter normalen Umständen sind meine Wahrnehmungsfilter eher eng eingestellt. Insbesondere dann, wenn ich durch größere Mengen von Menschen navigieren muss und diese auch noch nahebei umhermäandern. Habe ich hier schon mal erwähnt, dass mich die meisten Menschen ziemlich anstrengen…? Nun war ich aber in dieser mäßig ausgedehnten Grünanlage weitestgehend allein unterwegs, so dass ich mir erlaubte, mich auf den Ort einzulassen – und plötzlich begann ich mehr zu bemerken als sonst. Mehr Details, mehr Tiefe, intensivere Eindrücke. Das war die Ursache meiner Verwirrung.

Ich bin – zumindest in meiner Selbstwahrnehmung – kein sonderlich meditativer Typ. Ich laufe normalerweise durch die Gegend, ohne jedes irgendwie auffällige Ding abseits des Wegrandes mit großem Bohei ostentativer Wertschätzung unterziehen zu müssen. Ja, ich knipse auch Blumen, aber ich mache da jetzt kein performatives Happening mit “oh!”, “ah!” und “hach!” draus. Wahrscheinlich bin ich spirituell; im strengen Gegensatz zu religiösen Menschen brauche ich allerdings weder heilige Bücher, noch heilige Orte oder Häuser, noch heilige Rituale, um den Geist der Dinge finden zu können, wenn ich es denn darauf anlege. Ich erlebe allerdings in diesen Wahrnehmungen am Rande des Bewussten, die irgendwie meine Aufmerksamkeit fesseln können dennoch oft genug Anlässe, über dieses oder jenes nachzudenken. Und manchmal finde ich dabei auch gleich noch neues Verstehen, wie ich etwas (besser) darstellen, analysieren, erklären könnte. Also Inspirationen für mein kreatives Handeln. Und DAS ist jetzt für einen Pädagogen nicht die schlechteste Sache, nicht wahr? Es funktioniert dann am besten, wenn ich das Erlebte in einen Kontext setzen kann. Unsere Welt in ihrer Gesamtheit ist ein komplexes Netzwerk aus Abhängigkeiten, Gleichgewichten und Korrelationen zwischen den Menschen untereinander und mit ihrer jeweiligen Umwelt. Unsere Aufmerksamkeit wird jedoch viel zu oft durch die dauerpräsente Content-Berieselung aus der High-End-Taschenwanze von unserem tatsächlichen Lebensumfeld abgelenkt. Wir werden dabei dauererregt (im positiven, wie im negativen Sinne), aus dem Kontext unseres eigenen Lebens gerissen (um dann jedoch seltsamerweise Anteil an Schicksalen zu nehmen, deren Realitätsgehalt wir nicht mal im Ansatz überprüfen können und deren Protagonisten kontinental weit weg von uns sind, sofern sie überhaupt existieren) und dazu aufgefordert alles und jeden zu bewerten (egal wie dünn die präsentierte Information auch sein mag). Und wundern uns dann, dass es uns immer schlechter geht: gehetzt von einer Welt, die viel zu groß ist, um sie jemals vollständig verstehen zu können. Dauernd gefüttert mit Inhalten, die weder irgendetwas mit unseren realen Leben zu tun haben, noch es uns erlauben, uns eine fundierte Meinung bilden zu können. Und das ganze eingebettet in eine Maschinerie, deren Entwickler es zur Kunst erhoben haben, uns auf Gedeih und Verderb nicht mehr aus ihren Klauen – vulgo aus ihren Apps – wegzulassen. Denn unsere Aufmerksamkeit macht uns zur Ware… zum ausquetschbaren Subjekt der amoklaufenden Antiscocial-Media-Konzerne… Willkommen in der schönen neuen Welt!

Sich davon loszumachen – wenigstens ein bisschen – geht allerdings mit Schmerzen einher, denn wir haben uns so sehr daran gewöhnt von unseren Filterblasen geliebkost zu werden, dass wir es uns nicht mal im Ansatz vorstellen können, DASS SCHEISSHANDY MAL WEG ZU LEGEN… und einfach durch einen nebligen Park zu spazieren und die Umwelt auf uns wirken zu lassen. Und bevor jetzt irgendjemand mit No-Go-Areas kommt: ich bin ein white middle-aged cis-gender guy, zu hässlich um Angst vor einer Vergewaltigung haben zu müssen und andererseits zu alt, zu abgefucked und auch zu böse um vor irgendwelchen Talahons wegzurennen. Wen jemand sowas ausprobiert, bekommt er halt seine Quittung. ABER… man kann auch zu mehreren durch den Park gehen und bekommt immer noch die Gelegenheit, in Kontemplation zu verfallen. DAS ist eine Frage des Wollens und Zulassens! Auch mir fällt es nicht immer leicht, die üble Angewohnheit des dauernden Blödschirm-Suchtelns zu unterdrücken. Wer ohne Sünde ist und so… Aber ich stelle immer mehr fest, dass vieles von dem, was da vor meinen Augen vorbeiflackert schlicht schäbigster Mist ist, und dass es mich unterdessen ANWIDERT, mit solchen DRECK den ganzen Tag zugetextet zu werden. Denn die Hoffnung auf etwas Gehaltvolles, dass tatsächlich irgendeinen Bezug zu meinem realen Leben hat, erfüllt sich nur sehr selten. Wenn nun aber jemand daher kommt und mir sagt, “Aber ich MUSS doch abgelenkt werden, die Welt ist so schlimm, das ertrage ich nicht!”… nun dann würde ich empfehlen, sich mal ernsthaft zu fragen, ob irgendetwas auf dieser Welt vom Ignorieren durch mediale Ablenkung besser würde. Kleiner Tipp: wirklich das EINZIGE, was sich dadurch verbessert, sind die Einkommensaussichten der Tech-Barone im Silicon Valley. Und DIE sind wahrlich schon viel mehr als fett genug… Denkt mal darüber nach. Dann kommt ihr schon drauf, dass ihr eure Hirne nicht an die Kette legen lassen solltet; denn wahre Kreativität entspringt nur einem freien Geist! In diesem Sinne, ein schönes Wochenende.

Auch als Podcast…

WANN und WO wir kreativ sind…?

Ja, ja… ich weiß – natürlich immer und überall. Wollte ich es mir so leicht machen, bräuchte ich keine neue Mini-Series über das Thema schreiben. Ehrlicherweise kann ich hierbei aber erstmal nur über die Modalitäten MEINES kreativen Handelns erzählen. Ich weiß jedoch von einigen anderen, dass deren Kontextbedingungen, Kreativität entstehen zu lassen und am daraus resultierenden Content arbeiten zu können, von den meinen teilweise erheblich abweichen. Was ja irgendwie jetzt auch nicht verwunderlich ist. Vielleicht möchte ich hiermit vor allem darauf hinweisen, dass in (fast) jedem von uns Potentiale stecken, die zu entwickeln es meist nur ein wenig Mut bedarf; und einiger ermutigender sowie strukturierender Hinweise, wie man diese Potentiale weckt und nährt. Ich möchte diesen Post also quasi als AUFRUF gelesen sehen, sich seiner Kreativität zu bedienen. Ganz gleich, wie groß oder klein das Ergebnis am Ende auch sein mag. Es geht oft nicht mal im Ansatz darum, (möglichst viele) Andere für seinen Scheiß zu begeistern. Wenn das mein einziger Antrieb wäre, hätte ich dieses Blog schon sehr lange eingestellt. Es geht mir eher darum, das ihr da draußen versteht, dass es einer Haltung zu seinem eigenen kreativen Handeln bedarf, wenn dieses für irgendjemand irgendwelche Bedeutung entfalten können soll! Ich muss meine Ideen und Produkte mögen und dieses Gefühl auch transportieren, lange bevor irgendjemand anders vielleicht beginnt, meine Ideen und Produkte zu mögen! Und damit erfüllt kreatives Handeln vielleicht bereits einen wichtigen Zweck, lange bevor ich andere Menschen mit meinen Ergebnissen konfrontiere; nämlich das Gefühl, wirklich ETWAS geschaffen zu haben. Selbstwirksamkeitserfahrung wird dieses Gefühl genannt. Und jede*r von uns braucht das, um nicht am Leben zu verzweifeln… manche mehr, manche weniger!

Das WANN ist aber tatsächlich eine Frage, die hoch individueller Betrachtung bedarf. Denn es gibt ja nicht einfach nur Lerchen und Eulen; also Frühaufsteher und Spätzubettgeher, die je nachdem, wie exzessiv sie jeweils IHREN Zeitkorridor zu nutzen belieben ganz schön aufpassen müssen, nicht vor der frühmorgendlichen Kaffeekanne zu kollidieren. Wir neigen allerdings oft dazu, in absoluten Dimensionen zu denken, anstatt die Dinge differenziert zu betrachten. Obschon zum Beispiel ich selbst fast mein ganzes Leben als hart unterdrückte Eule zugebracht habe (wie Sträter schon sagt: alles vor Halbzehn ist nicht seriös), ist es MIR zur zweiten Natur geworden, morgens oft der Erste im Büro zu sein. Und zwar weil ich in der dämmrigen Solitude erst langsam herankriechender Arbeitstage konzentriert was wegarbeiten kann. Es ruft noch niemand an und es sind auch noch keine Kolleg*innen da, die meine Aufmerksamkeit immer wieder durch Fragen vom eigentlichen Subjekt meines Tuns und Denkens ablenken (was ich niemandem zum Vorwurf mache – hat ja alles seine Berechtigung). Das hat etwas fast Friedvolles. Aber – und das muss hier noch einmal betont werden – das ist NICHT mein natürlicher Modus. Wenn ich liegenbleiben kann, bleibe ich liegen. Je nachdem, wie sehr manche Teile meines Körpers schmerzen auch gerne lange. Und so gibt es viele Menschen, die für verschiedene Use-Cases divergierende Routinen haben, die sich nur selten in die oben erwähnte Eule/Lerche-Dichotomie einpassen lassen. Jedes Ding hat anscheinend seine Zeit. So auch die Kreativität. Ich habe meine Phasen, sofern ich diesbezüglich die Wahl habe, zumeist am späten Vormittag und am späten Nachmittag bis Abend. Ich werde heutzutage etwas früher müde als noch in meinen 30ern und frühen 40ern; aber manchmal sitze ich auch heutzutage noch bis in die Puppen. Denn manchmal hat es seinen Vorteil, wenn der präfrontale Kortex in seiner Funktion als Kontroll- und Moderations-Instanz unserer Affekte am späten Abend in die Heiah geht… und unser ES (um es mal mit Freud zu sagen) zum Spielen rausdarf…

Herauszufinden, WANN man am besten aus seinem Trott herauskommt – und das muss man, um seiner Kreativität eine Chance zu geben – ist natürlich mit der Frage nach dem WO eng verbunden. Es fällt mir durchaus leicht, Ideen aller Art an den verschiedensten Orten zu sammeln und festzuhalten. Ich habe meine Taschenwanze unterwegs dabei und wenn mich ein Gedanke kitzelt, nutze ich die Diktierfunktion. Ich habe aber auch fast immer irgendwas zum Schreiben oder Kritzeln bei mir. Der Teil der Ideensammlung ist ja aber, wie ich neulich schon beschrieben habe, nur ein Teil der Miete. Und für die eigentliche Arbeit, da hat jeder so seine Modalitäten, die er im Laufe der Zeit für sich herausfinden muss. Man sollte dabei allerdings nicht davor zurückschrecken, sich selbst und seine Bedürfnisse einfach mal zu akzeptieren, wie sie sind. Nur weil irgendein unnützes Ratgeberbuch, eine Webseite oder so ein haariger Trottel aus dem Internet (also… so Typen wie ich) irgendwelche Tipps zum Thema geben, heißt das noch LANGE nicht, dass diese Tipps für DICH funktionieren. Ich kenne jemanden, der, um kreativ werden bzw. überhaupt Brainiac-Work machen zu können, in seinem Zimmer mit lauter Musik, laufender Videoberieselung und whatnotelse umherlümmelt, weil der externe Krawall sein gelegentlich Amok laufendes Gehirn so sehr beschäftigt, dass er sich unterdessen bewusst mit etwas beschäftigen kann, ohne dass die Stimmen in seinem Kopf allzusehr stören. Und wenn das so ist, dann ist das halt so. Für mich wäre das nichts, denn ICH wäre abgelenkt. Aber meine individuellen Bedürfnisse können doch NIEMALS für jemand anders der Weisheit letzter Schluss sein!

Was ich mit diesem Post sagen will – für den unwahrscheinlichen Fall, dass dies bis jetzt noch NICHT klar geworden sein sollte – ist Folgendes: die eigenen Modalitäten des WANN und WO der kreativen Arbeit können eigentlich so gut wie nie falsch sein, wenn sie dem Prozess wirklich helfen sollen. Eine der wenigen Ausnahmen: ihr wollt Menschen töten, um während eurer Music-Sessions Bier aus deren Schädeln zu trinken? Bitte nicht, denn das ist illegal. Zumindest hier. Und bis Walhalla isses ja noch’ne Weile. Aber ansonsten – feel free to try yourself. Man muss fast immer um die Ecke gehen, um sehen zu können, was dahinter liegt. Klingt komisch einfach, is aber wahr. In diesem Sinne – findet euren “right space to get creative”, nutzt ihn; und wenn’s doch (noch) nicht passen sollte, sucht einfach weiter. Das wird schon…

Auch als Podcast…

Von Idealen und Zwängen N°2 – Bindung!

Natürlich geht es nicht um Bücher; obschon Bücher ein relevanter Teil meines Lebens sind. Lesen, verstehen, nutzen, schreiben, Ideen transportieren, zum Denken anregen. Ganz wunderbare Dinge, in denen ich einen Teil meines eigenen Lebenssinnes sehe. Wäre auch komisch, würde ich als Lehrender (aber auch als stetig Lernender) NICHT daran interessiert sein, wie Bücher auf Menschen wirken – und was es braucht, sie zu schreiben. Mag sein, dass sich der Modus der Textrezeption unterdessen geändert hat; Studien weisen darauf hin, dass solche Texte wie etwa dieser heutzutage Menschen vor schwierige Aufgaben stellen. Und zwar weil das Lesen, vor allem aber das Leseverständnis sich anscheinend jenen kognitiven “Häppchen To Go” angepasst haben, die wir minütlich frisch aus dem Blödschirm der apple-esken oder androiden Taschenwanze in unsere Augen gebeamt bekommen. Sei’s drum. Ich werde jedenfalls meinen Stil gewiss nicht daran anpassen, weil nämlich “Häppchen To Go” für mich viel zu unterkomplex sind. Und weil man in einem 15-Sekunden-Video oder einem Insta-Bildchen oder Reel kaum irgendetwas darstellen kann, dass tiefer unter die Haut geht, als eine Tatto-Nadel… Aber es ging nicht zuvorderst um das Lesen und Schreiben – wenngleich mein Leben sich weitestenteils genau darum dreht. Nein, es soll hier um Bindung gehen; also… jenen “Kleber”, der Menschen in unterschiedlichsten Gruppen und Kontexten jeweils zusammenhält. Vor allem aber um jene Bindung, die insbesondere im beruflichen Kontext immer wieder eine große Rolle spielt: nämlich die an das Unternehmen.

Manchmal gehen Unternehmen weite Strecken und nehmen großen Aufwand in Kauf, um Menschen an sich zu binden. Ob es sich dabei um Incentives eher materieller Natur handelt, wie irgendwelche Boni, Vergünstigungen, Gehaltserhöhungen, etc, um soziale Events, oder sorgsam zelebrierte, aber dennoch immer noch dienstlich strukturierte Ausbrüche aus dem Alltag, welche den Zusammenhalt durch die Betonug gemeinsamer Ziele stärken sollen, ist dabei vollkommen gleichgültig. Denn das Ziel bleibt dabei stets das Selbe: nämlich das individuelle Sinnempfinden der betreffenden Mitarbeiter*innen mit den übergeordneten Zielen des Unternehmens zu verknüpfen, um so Commitment und damit hohe Leistungsbereitschaft zu erzeugen, die widerum dem Unternehmen zu Gute kommen. Denn eine hohe Leistungsbereitschaft erzeugt – zumindest mittelfristig – mehr Effizienz und damit alsbald auch höheren Deckungsbeitrag. Money makes the world go round… Nun bin ICH definitiv nicht abgeneigt, für mein Salär eine entsprechende Gegenleistung zu erbringen. Ich mag diese Arbeit, die ich tun darf, auch wenn ich hier gelegentlich mein Leid über manche Rahmenbedingung klage. Ich bin – allem Genöle zum Trotze – in der durchaus beneidenswerten Position, mein Geld mit etwas verdienen zu können, das mir am Herzen liegt und worin ich durchaus gut bin. Und DAS können bei weitem nicht alle in der bunten Republik von sich behaupten – weder das eine, noch das andere! Dennoch fremdle ich bisweilen mit den Maßnahmen, die eine bessere Mitarbeiterbindung erzeugen sollen. Vielleicht, weil ich die versteckten Workloads klar sehen und mit Zahlen benennen kann. Vielleicht, weil das Unternehmen NICHT meine Familie ist und diese auch NIEMALS ersetzen wird. Vielleicht aber vor allem, weil ich arbeite, um leben zu können – NICHT anders herum? Life-Work-Balance anybody?

Es gibt natürlich ein paar Aspekte, die ebenso sinnvoll wie bedeutsam sind: Menschen, die sich in einem Unternehmen wohl fühlen, wechseln nicht; und starke Personalfluktuation ist heutzutage im Gesundheits- und Sozialwesen einer der größten Kostentreiber. Menschen, die sich in einem Unternehmen wohl fühlen, sich als Team verstehen und echt zusammen arbeiten, zeigen größere Effizienz bei der Erledigung ihres Workloads. Menschen, die sich in einem Unternehmen wirklich wohlfühlen, entwickeln das Bestreben, sich selbst weiter zu entwickeln; und nicht selten bringen sie damit – quasi als Beifang – auch das Unternehmen als lernende Organisation vorwärts. Ich werde für 40h/Woche bezahlt. Welchen Output ich in diesen 40h erzeuge, hängt jedoch SEHR von den vorgenannten Mechanismen ab. Mir persönlich fällt es leicht, meine Zeit mit Sinnvollem zu füllen, auch wenn ich als Mensch mit Leitungsaufgaben oft erstmal den Rahmen meiner Arbeit neu schaffen muss. Ich mache das nicht alleine, natürlich gibt es Vorgaben von oben. Aber ich könnte mich auch darauf zurückziehen, mich direktiv führen zu lassen. Das Geld wäre das gleiche. Da ich mich aber – zumindest im direkten Umfeld – durchaus respektiert und gewertschätzt fühle, ist es mir keine Last, meine Zeit zu füllen. Wo ich jedoch nicht mitgehe, ist bei Folgendem: wenn man nämlich versucht, subtil weitere Aufgaben zu verteilen und so die, teilweise eh schon mörderische, Arbeitsverdichtung weiter vorantreibt; unter dem Deckmäntelchen der gemeinsamen Ziele. Das kann unterschiedlichste Formen annehmen und wirkt glegentlich so, als habe man die Idee, das jetzt zu machen auch noch selbst gehabt… allerdings wird der weg dahin durch psychologisches Framing vorher schön geplättelt und mit Edelkies bedeckt und mit einer hübschen Rabatte versehen, damit es sich leichter geht…

Das ist dann keine positive Bindung mehr, das ist Verarsche! Aber gelegentlich fällt mir dann meine ausgeprägte protestantische Arbeitsethik in den Rücken und lässt mich Dinge tun, für die ich eigentlich zu faul bin… äh, sorry arbeitseffizient… Zumindest manchmal. Ich bin mal gespannt, wohin dieser Zug in nächster Zeit noch fährt. Für’s erste werde ich dem freien Wochenende frönen und mir Gedanken über das Schreiben machen. Denn dazu habe ich eine überaus positive Bindung, die mich manchmal sogar zur Selbstausbeutung treibt. Aber hier macht diese viel mehr Spaß, als am Arbeitsplatz. in diesem Sinne – schönen Samstag.

Auch als Podcast…

WIE wir kreativ sind…?

Ich habe vor einigen Tagen über die Motivation zum Kreativsein gesprochen. Und vielleicht auch im gleichen Atemzug darüber, dass kreativ zu sein bedeutet, arbeiten zu müssen; oder zu wollen, je nachdem. Ich sagte, dass man die richtige Idee festhalten und dann mit dieser arbeiten müsse, um zu Ergebnissen zu kommen. WEN die so entstehenen Ergebnisse am Ende zufriedenstellen sollen, ist damit natürlich noch nicht gesagt. Aber essentiell ist, den Arsch in Bewegung zu setzen und es zu TUN. Denn durch LASSEN entsteht selten etwas. Mit all dem ist aber noch keine Silbe über den eigentlichen Prozess gesprochen. Und dem möchte ich nun Abhilfe schaffen. Das wird hier gewiss keine Anleitung zum kreativen Arbeiten. Vielleicht aber eine Anregung, seine eigene Herangehensweise zu überdenken. Aber jetzt schauen wir uns das ganze mal vom Start weg an:

  • Die Idee: Oft entsteht dieses Missverständnis, dass die Idee das Zentrum des kreativen Prozesses sei. Sie ist jedoch bestenfalls der Zündfunke. Vielleicht kommt einem der Kairos (siehe unten*) zur Hilfe, aber in allererster Linie entstehen Ideen aus allen möglichen Wahrnehmungen. Die Kunst besteht darin, die Idee zunächst ohne Bewertung aufzuschreiben, aufzumalen oder sonstwie festzuhalten. Man kann die Ideen dabei thematisch sortieren, oder wirft sie allesamt in eine gemeinsame Ablage. Analog oder digital spielt dabei keine Rolle, sondern ist, ebenso wie die Sortierung den Vorlieben des Ablegenden geschuldet. Sie muss EUREN Modus Operandi unterstützen! Ich selbst mag es, durch die physischen Artefakte meiner Kognition zu wühlen; oder anders gesagt: ich mag Papier. Aber was ich mag, spielt hier keine Rolle! Wichtig ist, so einen Schatz von Ideen anzusammeln, auf den ich zurückgreifen kann, wenn ich mal – subjektiv – leer bin und mir irgendwie nix PASSENDES einfallen will. Denn unsere Ideen kommen und gehen, wie sie Lust haben – nicht, wie ich sie jetzt brauche.
  • Die Sortierung: Viele spontan entstandene und aufgezeichnete Ideen erweisen sich auf den zweiten Blick als unbrauchbar: Die Geschichte / die Präsentation / der Unterrichtsplan funktionieren nicht, weil man sich inhaltlich verrannt hat? Oder eine bessere Lösung / Geschichte mit der exakt gleichen Prämisse existiert schon; bis hin zu echtem Plagiat? Notwendiger Aufwand und mögliches Ergebnis stehen in keinem vertretbaren Verhältnis zueinander, weil es etwa an Ressourcen oder Know-How mangelt? Dann legt man die Idee beiseite – oder ggfs. auch ganz in die Rundablage. Denn niemand von uns hat unendlich viel Zeit ALLES auszuprobieren. [CAVE: Manche Idee ist vielleicht JETZT nicht umsetzbar, darf aber dennoch als Anregung dienen, sich z.B. technisches Know-How anzueignen, sich mit neuen Methoden vertraut zu machen oder eine zukünftige Anschaffung zu rechtfertigen. Die Dinge müssen manchmal reifen…] Am Ende bleibt immer noch genug Material übrig, um in die nächste Phase zu gehen…
  • Die Analyse: Was ist mein Ziel mit der Umsetzung dieser Idee? Welchen Effekt möchte ich erzielen? Die Frage ist bedeutsam, denn es ist recht oft KEINE gute Idee, erst mal mit der Geschichte / Präsentation / Planung loszulegen, bevor man sich nicht das tatsächliche Ziel der Bemühungen überlegt hat! Das heißt, mein kreativer Prozess entwickelt die Dinge nicht immer, aber doch recht oft vom Ende her. Weil ich ohne definiertes Ziel, ohne Fokus auf das gewünschte Ergebnis u. U. unterwegs manchmal gar nicht so recht wüsste, in welche Richtung ich als nächstes gehen sollte. Ich will ein Beispiel geben: bei einem Buchprojekt war ich dieses Jahr für eine ganze Weile “stuck in the middle”, weil ich mal so eben aus Lust angefangen hatte, drauf los zu schreiben, ohne das Storyboard und die Charakterarcs vorher fertig entwickelt zu haben. Es brauchte dann eine – gar nicht besonders komplizierte – Erkenntnis, die allerdings bis zur Reife MONATE benötigte, um wieder voran kommen zu können. Hätte ich von vorn herein bestimmte konzeptionelle Arbeiten dem Drauflosschreiben vorgezogen, hätte ich mir diesen Schmerz vermutlich sparen können. Insbesondere wenn man bedenkt, dass ich bei meiner Brotarbeit auch nie ohnen einen Plan losziehe…
  • Das Kozept: Die Form des Konzeptes muss der Art des Projektes genügen, welches sich aus der Idee entwickeln soll. Möchte ich z.B. einen speziellen Unterricht überarbeiten, um zu besserer Verständlichkeit, griffigerer Darstellung des Sachverhalts, besserem Transfer zu kommen, schaue ich mir zuerst die Grob- und Feinlernziele an und überprüfe, ob in meinen Methodenpool etwas parat liegt, was hierfür passt. Falls nein, muss ich auf die Recherche gehen und etwas Passendes finden. Dann sortiere ich den dramaturgischem Aufbau der inhaltlichen Sachlogik folgend, gieße alles in ein Artikluationsschema und beginne mit der Erstellung der einzelnen Content-Komponenten. Was für die eben beschriebene Erstellung eines Unterrichtsverlaufsplanes gilt, funktioniert ebenso für andere Projekte, in denen ich Ideen unterschiedlichster Art umsetzen will. Ob ich ein Storyboard für eine Geschichte oder für mein Hobby TTRPG entwickle, macht keinen Unterschied. Lediglich die äußere Form, welche das Konzept annimmt, wird jeweils eine andere sein.
  • Die Feinarbeit: Wir sind schon auf der Ebene der eigentlichen Content-Erstellung angelangt. Die eben beschriebene Schrittfolge zur Konzepterstellung wiederholt sich hier für jede einzelne Komponente – bis alles fertig ist und passt. Das klingt jetzt irgendwie platt, aber wenn ich ein Buch schreiben will muss ich genau das tun: schreiben. Wort für Wort, Zeile für Zeile, Seite für Seite, Kapitel für Kapitel. Und dann konfrontiere ich mein schönes neues Produkt mit der Realität… und fange gelegentlich nochmal von vorne an. Aber das nennt man Qualitätsmanagement… Spaß beiseite (und ja, kreativ sein zu können, macht wirklich Spaß); hier schlägt das zu, was ich vorhin beschrieben hatte – wenn ich bei der Konzeptentwicklung nicht die notwendige Sorgfalt walten lasse, muss ich das hier ausbaden. Und zahle eben im Zweifel mit Monaten der Schreibblockade. Hier kommt wieder der “Zettelkasten der Ideen” zum Tragen. denn wenn ich auf der Ebene der Content-Erstellung auf Blockaden stoße, kann ich mich genauso in meinem Ideenarchiv umschauen, wie auf der konzeptuellen Ebene. Es macht keinen Unterschied, wofür ich eine Idee verwenden kann, solange ich eine parat habe.

Vielleicht wird so ein bisschen klarer, dass kreativ zu sein ebenso ein iterativer Prozess ist, wie alles mögliche andere. Die Länge der einzelnen Zyklen mag variieren, aber am Ende dreht sich alles darum, eure Ideen festzuhalten, die Guten in Konzepte zu gießen und den Teil der Content-Erstellung so oft zu üben, wie nur möglich. ‘Cos we need to suck a great many times, before we get decent, or even good at whatever we try to achieve! Schreibt’s euch hinter die Ohren. In diesem Sinne, macht ma hinne. Schönen Sonntag noch.

(Kairos*) Wenn sich aber die Dinge einmal glücklich gefügt haben, also durch Anstrengung, Überlegung und das – manchmal – nötige Quäntchen Glück die Dinge eines zum anderen fielen und am Schluss alles irgendwie besser gepasst hat, als zunächst gedacht, dann sind wir in jenem Bereich, wo der Kairos regiert. In der griechischen Mythologie ist Kairos – der (glückliche) Augenblick – das Gegenstück zu Chronos – dem Zeitverlauf – und hatte sogar seine eigene anthropomorphische Personifizierung. Vulgo, der Augenblick wurde zum Gott, welcher für „die Gunst der Stunde stand“. Man dachte dabei an Momente, die für besondere, große Taten günstig seien; doch heutzutage darf man beim Kairos ruhig auch mal an andere günstige Gelegenheiten denken, die beim Schopfe zu packen oft eines gewissen Mutes, manchmal bestimmter Talente, aber eigentlich immer des Glückes bedarf. Des Glückes, diesen Moment und die Chance, welche ihm innewohnt erkennen zu können. Des Glückes, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Des Glückes über notwendige Ressourcen zu verfügen. Und schließlich des Glückes, sein Glück begreifen und genießen zu können. 
Auch als Podcast…

Von Idealen und Zwängen N°1 – Authenti…was…?

Was macht mich zu mir? Die Frage mag für manche Menschen blöd klingen. Für mich ist sie Motor und Schmerzpunkt zugleich. Motor, weil ich nicht stehenbleiben kann. Mein Geist ZWINGT mich leider dazu, voranzuschreiten und immer wieder neu herausfinden zu wollen, was da noch zu wissen ist, was man noch besser machen kann, was man jungen Menschen mitgeben kann, damit sie NICHT zu Arschlöchern werden. Ich setze da vor allem auf die Entwicklung der Fähigkeit, sich selbst kritisch zu betrachten. Denn nach meiner Erfahrung ist unerschütterliche Selbstgewissheit in aller Regel das Privileg der Arroganten und der Dummen. Sich selbst immer wieder zu befragen und zu hinterfragen – also sich selbst zu “reflektieren” – ist eine Notwendigkeit, wenn man nach Persönlichkeits-Entwicklung anstatt nach Stillstand strebt. Und damit sind wir beim Schmerzpunkt, wenn doch so viele naiv fragen, warum man sich denn überhaupt entwickeln wollen (oder gar müssen) sollte: “Wir genügen uns (und unseren Lieben?) doch so, wie wir sind. Wir haben unser Leben im Griff. Wir sind doch viel produktivere und wertvollere Mitglieder der Gesellschaft, weil wir unsere Zeit nicht mit egozentrischer Schattenfechterei verschwenden wollen, sondern Leistung auf die Straße bringen! Jawoll, Selbstreflexion ist für faule Pussies, das hält einen nur vom Arbeiten, vor allem aber vom Konsumieren ab!” Tja… was soll ich denn nun sagen zu diesem arroganten, selbstgefälligen PACK, dass sich da so gerne als “Leistungsträger” selbst beweihräuchert? Ich fange mal damit an, dass NIEMAND sein Leben voll im Griff hat. Kontrolle ist eine Illusion und die unüberwindbare Mauer der nächsten Sekunde ist genau das: unüberwindbar. Egal, ob du deine Zeit mit Selbstreflexion “verschwendest” oder lieber das Leben der Leben lebst – Ressourcenverschwendung, Umweltsauereien, asozialen Egoismus und dauerhaft ausgefahrene Ellenbogen inclusive, wird dich der Schnitter holen, wenn es IHM beliebt – nicht dir… Ob ich diese hässlichen Apologeten des Selbstbedienungs-Kapitalismus zum Kotzen finde…? Im Strahl, wertes Auditorium… im Strahl!

Bevor ich jetzt noch länger damit fortfahre, mich über andere Menschoide zu erregen, will ich lieber zum eigentlichen Thema kommen. Doch hat – und das muss ich hier milde lächelnd anfügen – mein kleiner Rant durchaus etwas mit der Frage nach dem ICH und nach Authentizität zu tun. Denn was macht MICH nun wirklich zu MIR, im Angesicht der vielen möglichen Anfechtungen und Anfeindungen, die mein loses Mundwerk (oder meine hiesige hemmungslose Schreibe) oft genug provoziert? Dazu muss ich ein wenig ausholen… Man wirft mir auf der Arbeit immer wieder vor, in meinem Kommunikationsstil zu hart, zu direkt, zu undiplomatisch, auch mal zu unhöflich zu sein. Ich hatte hier gewiss schon mal davon gesprochen, das ich dem nur sehr bedingt zustimmen kann. Unhöflich bin ich gewiss nur dann, wenn man unhöflich zu mir ist. Und ich kann bis heute nicht sehen, wo bei manchen Menschen ansonsten das Problem liegt – außer, dass nicht wenige, mit denen ich im Rahmen meiner Arbeit zu tun habe (haben muss) simple Wahrheit schlicht nicht vertragen können! Doch ich bin nicht bereit, mich auch nur ein Jota weiter zu verbiegen! Now don’t get me wrong – ich suche mir meine Kämpfe heutzutage durchaus mit mehr Bedacht aus als früher. Und ich kann Menschen, die ich ungefähr so sehr respektiere, wie das Depositum, welches ich durch Betätigung der Spülung im Orkus verschwinden lasse kalt lächelnd die Hand schütteln und Small-Talk bereitstellen, als wenn nichts wäre. Beruht wahrscheinlich auf Gegenseitigkeit, wenn man so hört, wie manche über mich und meine Arbeit sprechen. Ist mir aber scheißegal… denn die Ehrlichkeit und Authentizität, welche ich etwa den Auszubildenden im Lehrsaal predige, will – nein MUSS – ich ihnen auch vorLEBEN. Andernfalls wäre ich – wie so manch anderer – nur das Abziehbild einer Führungsrolle, aber kein echter Leader. Mein Anspruch an mich selbst VERLANGT aber von mir, ein Leader zu sein und kein Boss. Mein Anspruch an mich selbst verlangt, allen gegenüber gerecht zu handeln, jene Probleme zu lösen, die in meinem Aufgabenbereich entstehen, indem ich mit offenen Ohren und Augen durch meine Umwelt schreite und meinen eigenen Überzeugungen treu zu bleiben. Und hier kommt die Selbstreflexion ins Spiel.

Ich will authentisch sein, indem ich meinen Überzeugungen folge und ich will anständig sein, durch die Bereitschaft diese Überzeugungen zu revidieren, wenn ich mich geirrt habe. Ich will stark sein, indem ich Schwäche zulassen kann (in mir und anderen) und ich will gerecht sein, indem ich versuche, so gut zu wissen wie möglich, bevor ich urteile. Das geht nur, wenn ich immer und immer wieder über mein TUN und LASSEN ergebnisoffen nachdenke. Das ist ein verdammt hoher Anspruch, dem ich mitnichten immer gerecht werde, denn ich bin nur ein Mensch. Aber nach weniger streben hieße für mich, nicht mehr authentisch zu sein, nicht mehr ich zu sein. Und – wenn man mal ein paar KG abzieht – gilt immer noch, dass ich mit dem Mann, der ich unterdessen geworden bin durchaus recht zufrieden bin! Es war ein langer, schwieriger, anstrengender Weg, mit manch hartem Kampf, manch bitterer Niederlage und manchem Rückschlag – aber es war bis hierher MEIN WEG! Und es wird auch fürderhin mein Weg sein! Irrtümer, Fehler, Extrameilen und Schmerzen inclusive. Aber ich will kein anderer sein! Kein arroganter Möchtegern-Leistungsträger, kein doppelzüngiger, schleimscheißender Opportunist und auch kein Fähnchen im Wind, dass irgendwelchen “wichtigen Menschen” artig gehorcht; ich bin ich! Und denen, die es wahrscheinlich eh nicht verstehen, dass SIE damit gemeint sind, weil ihre Arroganz und/oder ihre Dummheit ihnen diese Erkenntnis leider verunmöglichen rufe ich stolz zu: “Ihr bekommt mich genau so, wie ich bin! Kommt darauf klar, ihr lächerlichen Luschen!” Gute Nacht…

Auch als Podcast…

Was macht Menschen wichtig…?

Manchmal kommt es vor, dass man darauf hingewiesen wird, doch bitte diese oder jene Person noch offizell anzukündigen, bzw. deren Anwesenheit in einem größeren Plenum herauszuheben; um zu zeigen, dass dieser oder jener Person der Anlass – und vor allem die anderen Menschen, um die es eigentlich gehen soll – wichtig ist. In meiner Wahrnehmung dient eine solche Ankündigung jedoch bestenfalls der Herausstellung der Wichtigkeit dieser oder jener Person, die angekündigt werden soll. Oder einfacher formuliert: wer ist denn nun eigentlich wem warum wichtig? Ich mache um meine Person zumeist keinen großen Bohei, weil mir die Sache wichtig ist, die ich tue, die Wirkung, welche ich erziele, sowie die Hilfe, die ich anderen geben kann. Was jetzt für manche Ohren wie möchtegern-altruistische Selbstbeweihräucherung klingen mag, hat einen ganz banalen Hintergrund: ich entstamme der unteren Mittelschicht und bin eine linke Socke, die sich selbst bis zu einer gewissen Position hochgearbeitet hat. Das ist mir aber nur gelungen, weil ich manchmal Hilfe hatte und meine Aufgaben sowie meine Verantwortung stets ernst genommen habe (und immer noch ernst nehme), über mich selbst jedoch gerne und herzlich lache – und mich damit gar nicht so ernst und auch gar nicht so wichtig nehme. Denn ich bin einfach nur ein Typ, der es doch auch nicht immer weiß und irgendwie versucht, dieses Ding namens Leben zu überstehen. Am liebsten halbwegs unbeschadet und mit einem kleinen Benefit für meine Lieben, mich und die Anderen. Macht mich meine Position für irgendjemand wichtig? Vielleicht… Machen mich meine Haltung und mein daraus resultierendes Tun und Lassen wichtig? Ganz sicher!

Menschen, die auf einer Hirerachieleiter eine bestimmte Höhe erreicht haben, neigen manchmal dazu, zu vergessen, dass SIE auf den Schultern der WAHREN RIESEN stehen und dass ihre Anwesenheit bestenfalls eine Respektbezeugung gegenüber diesen wahren Riesen sein kann und darf. Schlimmstenfalls dient die Anwesenheit der Selbstdarstellung. Im Graubereich dazwischen liegt irgendwo das Personalmarketing, also der Wunsch, den Menschen, um welche die Veranstaltung sich eigentlich dreht noch einmal zu verdeutlichen, dass man sie respektiert und mehr braucht, als diese Menschen einen brauchen. Man nennt sowas in Human-Ressources-Sprech eine “Personalbindungsmaßnahme”. Wenn dazu allerdings eine Ankündigung durch mich notwendig ist, dürfte in aller Regel vorher schon so einiges schief gelaufen sein, was dann dazu führt, dass diese Menschen halt NICHT im Unternehmen bleiben! Da würden mir diverse Gründe einfallen, aber hier soll es nicht ausschließlich um Aspekte des Arbeitslebens gehen. Ich nahm diese, an mich dieser Tage herangetragene Bitte nun lediglich zum Anlass, über das Thema Wichtigkeit von und für Menschen zu meditieren. Ich muss allerdings feststellen, dass die soziale Ebene im Arbeitsleben in meinem Gewerk häufig nur sehr schwer sauber von der sozialen Ebene des Privaten zu trennen ist. Einerseits, weil Menschen, die so intensiv zusammenarbeiten, wie dies gerade im Gesundheits- und Sozialwesen der Fall ist, einander häufig sehr nahbar werden (egal, ob sie das wollen, oder nicht). Und andererseits, weil es – zumindest in meiner Wahrnehmung – ein sehr spezieller Menschenschlag ist, welcher die Herausforderungen im Rettungswesen länger als nur für ein Jahr im FSJ oder als Sprungbrett in ein Studium aushält.

Durch meine bisherigen Äußerungen mag schon sichtbar geworden sein, dass sich die Wichtigkeit von Menschen füreinander nicht an äußerlichen Zeichen festmachen lässt. Und dennoch neigen wir dazu, in Hiererachieebenen zu denken, weil wir immer noch glauben, dass jemand aus einer höheren Hiererachieebene tatsächlich MACHT über mich ausüben könnte. Wie ich bereits an anderer Stelle in diesem Blog gesagt habe, ist dies in einer Arbeitsbeziehung auf Basis der freiheitlich-demokratischen Grundordnung unseres Staates nur dann möglich, wenn ICH diese Machtausübung durch mein Tun oder Lassen legitimiere! Alles Andere ist riesengroßer Quatsch. Wenn Wichtigkeit sich aber nicht aus einem Machtgefälle ergibt, dann kann sie nur auf der Ebene des Miteinanders begründet liegen. Und hier spielt die Haltung zueinander die entscheidende Rolle. Kann ich mein Gegenüber respektieren, weil Wort und Tat kongruent sind? Kann ich mein Gegenüber respektieren, weil es nicht mehr von mir verlangt, als es selbst zu geben bereit ist (a.k.a.: “geführt wird von vorne!”)? Kann ich mein Gegenüber respektieren, weil es für mich stets verlässlich handelt? Kann ich mein Gegenüber respektieren, weil es MICH respektiert? Wenn die meisten dieser Fragen mit JA zu beantworten sind, haben wir eine gute Basis für eine vertrauensvolle Beziehung. Aber Beziehungen müssen ebenso gepflegt werden, wie ICH stets in der Verpflichtung bin, meine Haltung(en) zu reflektieren. Nichts ist schwieriger, als eine lieb gewonnene Überzeugung über Bord werfen zu müssen. Aber nur, wer DAS KANN – und bei Notwendigkeit auch TUT – wird für sein Gegenüber (oder vielleicht besser: seine Mitarbeiter*innen) so wichtig, dass die Beziehung längerfristig halten kann. Und das kann man durch eine simple Ankündigung durch mich bei einer Veranstaltung nicht erzeugen – DASS. MUSS. MAN. JEDEN. TAG. LEBEN! Insbesondere als Chef! Denn nur dann wird aus einem Boss ein Leader…

Ob ich beim nächsten Mal irgendjemanden ankündige…? Das weiß ich wirklich noch nicht, denn tatsächlich hatte ich all dies zuvor noch gar nicht reflektiert. Denn so, wie ich mich, gegen all meine Instinkte und Wünsche für manche Tage in Anzug und Halsbinder (a.k.a. Krawatte) zwänge, um jungen Menschen nochmal meinen Respekt für ihre Leistungen zu bekunden, ohne dann auf meine Person hinzuweisen, erwarte ich das Gleiche eigentlich von anderen “wichtigen” Menschen, die zu Gast sind, um (hoffentlich) das Gleiche zu tun; und nebenbei Personalbindung betreiben. Einstweilen versuche ich das, was ich im Lehrsaal predige auch in meinem sonstigen Tun vorzuleben, niemanden hängen zu lassen und stets verlässlich zu agieren. Dass das nicht immer klappt… Schwamm drüber, denn wir sind alle nur Menschen und machen manchmal Fehler. Doch das Bemühen sollte sichtbar werden! Alles Andere findet sich dann. Nächste Woche begrüße ich neue Menschen. Mal sehen, ob es auch da klappt, das richtige Gleichgewicht zwischen Nahbarkeit, Respekt und analytischer Distanz zu finden. Ich bin gespannt und wünsche euch einen guten Start in die neue Woche. Aber jetzt ist erst mal noch eine Weile Sonntag…

Auch als Podcast…

WARUM wir kreativ sind…?

Manchmal fällt es mir schwer, mich hinzusetzen und noch einen Blogpost zu schreiben. Manchmal fällt es mir auch schwer, mich hinzusetzen und noch eine Seite, oder drei, oder fünfzehn für meine Buchprojekte zu schreiben. Und schließlich fällt es mir manchmal schwer, einen Unterricht neu vorzubereiten, weil er nicht so sein soll wie der letzte, der aus meiner Sicht nicht funktioniert hat. Egal ob in Präsenz oder über die Distanz. Denn der Satz “Das haben wir schon immer so gemacht!” hat in meiner Welt KEINERLEI Stellenwert! Die Suche nach Inspiration soll helfen haben sie gesagt. Schau dir doch mal an, wie andere das machen und klau dir einfach das richtig gute Zeug, haben sie gesagt (und niemand hat jemals behauptet, dass jemand anderes gute Ideen nicht als Inspiration dienen dürften; anderfalls wären Samples und Mashups keine Musik, sondern nur geklaut). Doch dabei vergessen sie ein wichtiges Faktum: Kreativität hat nicht nur mit Inspiration zu tun. IDEEN als solche habe ich im Überfluss. Die Kunst besteht jedoch darin, die RICHTIGEN festzuhalten und damit zu ARBEITEN. Ja richtig gehört: arbeiten! Denn Kreativität ist für mich ebensosehr disziplinierte Arbeit – trial and error inclusive – wie sie die Suche nach dem richtigen Start (also der passenden Idee) ist. Manchmal muss man diese eine Sache wieder und wieder durchkauen, dranbleiben, sich aktiv daran erinnern, warum man das tut, was man tut. Und sich dann verdammt nochmal auf seinen Hintern setzen und – zumindest in meinem Fall – schreiben. Manchmal auch ein bisschen mit dem Stift denken (in fancy nennen wir das “visualisieren”), Konzepte entwickeln und wieder in die Tonne treten, einfach weil sie auf den zweiten Blick halt doch Scheiße sind. Und am Ende, wenn man dann eine Weile an was auch immer gearbeitet hat, legt man den Griffel zur Seite und lässt die Sache gären. In meinem Kopf und in meinen Notizbüchern gären immer diverse Ideen zur gleichen Zeit. Es gibt allerdings einen weiteren Faktor, der mit über wohl und wehe des kreativen Prozesses entscheiden darf: Motivation!

Doch was motiviert uns eigentlich? Ich habe neulich in einem Youtube-Video folgende, spannende Frage gehört: wenn du der letzte Mensch auf Erden wärst, würdest du dann noch etwas Kreatives tun, also versuchen etwas zu erschaffen? Die eigentliche Frage darin ist natürlich nicht, ob mich eine Apokalypse meiner Kreativität berauben würde (was nicht definitiv entschieden werden kann), sondern für wen wir überhaupt schöpferisch tätig werden: für uns selbst – oder doch für die Anderen? Wie so oft liegt die Wahrheit natürlich irgendwo dazwischen. Denn kreatives Schaffen ist die immerwährende Suche nach dem Unbekannten in uns selbst, nach der immer wieder notwendigen Rekalibrierung unserer Sinne und unserer Identität. Der schöpferische Akt als solcher verbindet uns zwangsweise mit ALLEM, was IN UNS zu finden ist. Ich sagte vorhin, dass es bei der Kreativität zunächst darum ginge, die richtigen Ideen zu finden, sie festzuhalten und mit ihnen zu arbeiten. Die Arbeit konstituiert sich dabei einerseits im Ausprobieren der Ideen und ihrer Inhalte, also im Schaffen von Content. Andererseits aber auch in der Validierung der so entstehenden Produkte. Zuallererst mit uns selbst. Im zweiten Schritt aber auch mit Anderen. Denn wenn die Antwort auf die Frage, für wen wir nun etwas erschaffen tatsächlich irgendwo in dem Kontinuum zwischen uns selbst und der Öffentlichkeit liegen sollte, MÜSSEN wir die Produkte schöpferischer Akte irgendwann mit jemandem teilen. Mir ist dabei bewusst, dass es natürlich Menschen beider Extreme gibt; jene, die ihr Leben lang schreiben, malen, dichten, musizieren, etc. und doch NIEMALS irgendjemandem etwas davon zeigen. Und auf der anderen Seite jene, die mit allem sofort in die Welt drängen, auf der – manchmal verzweifelt anmutenden – Suche nach Bestätigung. Das treibt bisweilen erheiternde Blüten. Manchmal ist es aber auch zum fremdschämen, obwohl ich geneigt bin, niemandem seine kreative Ader absprechen zu wollen. Ich bin ja auch so arrogant, meine Schreibe für so lesenswert zu halten, dass ich sie hier direkt in die Welt hinausgieße. Aber ich frage mich immer wieder, wie stark mein eigener Wunsch nach externer Bestätigung ist…?

Ich kann nicht sagen, dass es mich kalt lässt, dass hier so gut wie nie jemand kommentiert und auf diese Art zeigt, dass Menschen mit meinen Inhalten interagieren. Vielleicht sind diese tatsächlich für die meisten Menschen irrelevant? Oder aber die meisten Menschen sind unterdessen tatsächlich zu faul, zu indolent, zu träge, schon zu sehr vom nächsten Content-Happen abgelenkt oder zu zappelig, sich auf einen Text mit mehr als drei Zeilen einzulassen? Ich weiß es nicht. Und ich will es auch gar nicht bewerten (müssen). Denn dabei würde mein Kulturpessimismus unweigerlich Amok laufen. Also begnüge ich mich, aus der Not eine Tugend machend, einstweilen weiter damit, hier in diesem Bloghaus vor allem für MICH kreativ tätig zu sein. In jenen Stunden, welche ich meinem Arbeitgeber vertraglich schulde, nutze ich meine Schaffenskraft für andere Aufgaben. Tatsächlich bin ich jedoch irgendwie IMMER in einer Art kreativem Modus; das realisiert sich jedoch – abhängig von Ort, Zeit und Aufgabe – auf höcht unterschiedliche Weisen. Wenn ich mich jedoch in eine Idee verbissen habe und mit dieser arbeite, komme ich eigentlich fast immer in einen Flow, der lang genug anhält, die (Teil)aufgabe zu erledigen. Das dabei entstandene, rohe Vorprodukt braucht oft noch eine Menge Feinschliff… aber das ist dann eine andere Art von kreativem Prozess. Wie man’s auch dreht und wendet – für mich ist kreativ zu sein, schöpferisch tätig zu werden ein Teil der menschlichen Natur. Dieser mag individuell mehr oder weniger stark ausgeprägt sein; aber vorhanden ist er ganz bestimmt in jedem Menschen. Spannend für mich wäre jetzt eigentlich, zu erfahren, wie ihr damit umgeht? Wer weiß, könnte ja sein, dass jemand darüber sprechen will, denn die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Ansonsten… bis die Tage.

Auch als Podcast…

Haltung annehmen…?

Man könnte sich natürlich ausgerechnet heute darüber auslassen, wie uneinig die Republik am “Tag der Deutschen Einheit” dasteht. Man könnte sich über Politiker und ihre subjektive Unfähigkeit auslassen. Man könnte mit dem Finger auf “die Anderen” zeigen, moralische Überlegenheit demonstrieren und um Zustimmung heischen. Macht aber alles keinen Sinn, weil das hier eh nur wenige Menschen lesen und die allermeisten davon vermutlich ebenso von unserer derzeitigen Situation abgefucked sind, wie ich. Außerdem müsste der Post dann “500G gemischter Hass – Ich will wieder Demokratie!” heißen. Also was solls… Wie wäre es denn stattdessen mit “Haltung”? Also… jetzt nicht im militärischen Sinne, denn ich habe ja nie “gedient”. Zumindest nicht, indem ich mich von irgendeinem Menschen mit Unteroffiziersdienstgrad zum Drill habe kommandieren lassen müssen. Was daran für junge Menschen jetzt gut sein soll, bleibt MIR auf ewig ein Geheimnis. Aber Menschen, die gedient haben, verklären diese Zeit ja gerne als Charakterbildend. Wenn ich die neuesten Hinweise auf beinahe systemischen Missbrauch von Neulingen innerhalb der Truppe lese, weiß ich allerdings auch über 30 jahre später noch ganz genau, dass meine Entscheidung zu verweigern die Richtige war! Ich war als Zivildienstleistender für manche ein “dreckiger Vaterlandsverräter”; zumindest war dies in den kalten, toten Augen der drei grauen Herren im Musterungsauschuss des ehemaligen Kreiswehrersatzamtes meiner Heimatstadt zu lesen – fickt euch – selbst heute noch! Denn auf welche Art ich diene, ist immer noch meine Entscheidung als freier Bürger. Und ich habe gedient. Über 26 Jahre im Einsatzdienst und auf Leitstellen, unterdessen seit Jahren als Ausbilder und Leiter einer Bildungseinrichtung im Rettungsdienst. Meine Bilanz des Dienens an unserem Gemeinwesen fällt damit um Klassen besser aus, als die derer, die damals meinten, mich abqualifizieren zu dürfen.

Haltung…? Heutzutage reden die Leute immerzu über “Mindset” und meinen damit jenen höchst überschaubaren Teil von Haltung, der dazu helfen soll, dass Menschen im Rahmen definierter Parameter in bestimmten Kollektiven funktionieren können. Sie sollen positiv an ihre Aufgaben herangehen, damit sie scoren. Berufliche Verwendungsfähigkeit ist das Stichwort. Es geht nicht darum, als Mensch zu wachsen, sondern in irgendeine Systematik eingepasst zu werden, in der man eine bestimmte Rolle zu spielen hat. Die von Humboldt beschriebene “proportionierliche Bildung”? Fehlanzeige! Er/sie/them soll sich aneignen, was für den Job gebraucht wird, allzeit nett auf alle Anfechtungen (insbesondere durch Kunden und/oder Vorgesetzte) reagieren, die Fresse halten, wenn’s mal unruhiger wird und am besten alles wegatmen, was das Leben einem so in den Weg wirft. Gelassenheit ist zweifelsohne keine schlechte Eigenschaft. Duldsame Passivität im Angesicht großer Ungerechtigkeit jedoch schon! Und genau da liegt das Problem. So ein “positives Mindset” macht halt, dass du funktionierst! Eine Haltung jedoch macht, dass du, während du notgedrungen funktionierst in der Lage bleibst, die Rahmenbedingungen dieses Funktionierens zu hinterfragen – und ggfs. gegen diese anzukämpfen! Gäbe es keine Haltungen zu unserer Gesellschaftsordnung, meinen Aufgaben und zu den Menschen um mich herum, hätten wir bis heute keine Menschenrechte, keine Arbeitnehmerrechte, keine funktionierende Zivilgesellschaft. Und noch existiert sie… zumindest hier.

Ich habe in den letzten zwei Tagen viel über das Thema Haltung gesprochen, weil ich dazu aufgerufen war, eine Fortbildung für Praxisanleiter*innen zu geben. Nun ist es so, dass die Zahl der bahnbrechenden Neuerungen in der pädagogischen Wissenschaft und Praxis in den letzten, sagen wir mal 30 Jahren, vergleichsweise überschaubar ist. Es gibt natürlich immer wieder kleinschrittige Verbesserungen, technische Innovationen, neue Methoden etc. Die Modi der Wissens- und Fertigkeitsvermittlung haben sich wohl in den Lehrsälen progressiverer Pädagogen durchaus an die neuen Zeiten angepasst. Aber die Basis, auf der all das passiert ist schon recht lange präsent. Darum ist es immer wieder eine hoch kreative Aufgabe, eine Fortbildung zu schaffen, aus der Menschen, die jetzt schon ein paar Tage mit Auszubildenden arbeiten auch tatsächlich etwas mitnehmen können. Denn vieles ist oft nur Wiederholung. Ich setze daher in meinen Veranstaltungen seit einiger Zeit darauf, sich dem Thema Haltung auf verschiedenen Wegen zu nähern, weil ich davon überzeugt bin, dass sowohl die Ausbilder als auch die Auszubildenden im Laufe der Zeit eine Haltung entwickeln müssen; zu ihrer Arbeit, den Menschen, welche ihnen anvertraut werden und dem strukturellen, rechtlichen und orgainsatorischen Rahmen, in dem all das stattfindet. Ob das für die Teilnehmenden einen Unterschied macht? Keine Ahnung. ich hatte zwar gestern Abend schon das Gefühl, den Leuten einen Mehrwert mitgegeben zu haben. Aber bei pädagogischen interventionen weiß man erst mit einem gewissen zeitlichen Abstand, welche Wirkung sie entfaltet haben; und ob darin irgendein Nutzen begründet liegt. Wie auch immer… Mir selbst ist es extrem wichtig eine Haltung zu haben, die in meinem Tun und Lassen sicht- und hörbar wird; und so hoffentlich eine Wirkung entfaltet, denn ich bin ja ein Role-Model für ein paar Menschen da draußen. Dann will ich auch ein gutes sein. Nicht so wie diese betriebsblinden Volldeppen im Kreiswehrersatzamt 1992… Ich wünsche ein schönes Wochenende. Einigt euch mal schön, wie ihr eure (Un)Einigkeit feiern wollt.

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Ein Bloghouse bauen…?

Ich befülle diese Seite hier seit mittlerweile 12,5 Jahren. Da kommt schon was zusammen. Themen, Ansichten, Befindlichkeiten, große und kleine Lässlichkeiten, Tiefsinn, Blödsinn, Stumpfsinn und auch sonst allerhand für die Sinne. Insbesondere den optischen und den auditiven Kanal (sofern ich dazu komme, den Text auch einzulesen) bespiele ich hier, wie es mir in den Sinn kommt. Immer wieder habe ich dabei Durchhänger. “Writers Block” nennt man sowas auf Neu-Denglisch. [Exkurs: Manchmal kommt es mir ein bisschen so vor, als wenn die zwanghafte Verwendung englischer Wörter für auch auf Deutsch verständliche Sachverhalte die gleichen Auswirkungen hätte, wie das “Neusprech” in Orwells “1984”. Es verhindert, Begrifflichkeiten semantisch zu durchdringen. Aber was weiß ich schon; bin ja nur Pädagoge… /Exkurs] Ganz ehrlich: es ist dann keine Schreibblockade, sondern eine Denk- und Fühlblockade. Der Autor ist einerseits stets darauf angewiesen, ein Verständnis für das entwickeln zu müssen, worüber er schreibt – unabhängig davon, ob es sich um Fakt oder Fiktion handelt. Fiktion funktioniert auch nur, wenn sie sich innerhalb kohärenter Regeln für jene Welt bewegt, in welcher sich die Geschichte zuträgt. Andernfalls entstehen Logiklöcher kontinentalen Ausmaßes. Pardon “Plotholes”… Andererseits muss der Autor die Geschichte auch fühlen. Dies gilt allerdings für Fakt weniger als für Fiktion, es sei denn, es handelt sich um eine Biographie, bei der das Leben einer historischen Person wie eine Geschichte erzählt wird.

Das mit dem Fühlen ist häufiger mein Problem. Ideen für’s Schreiben habe ich zumeist in ausreichender Zahl. Da meine emotionale Verfasstheit jedoch gewissen – zumeist eher saisonunabhängigen – Schwankungen unterliegt, ist die Menge der produzierten Texte ebenfalls Schwankungen unterworfen; über deren Qualität müssten an dieser Stelle nun Andere ein Urteil fällen, denn ICH finde meine Schreibe zumeist ganz gut. Andernfalls würde ich sie nicht veröffentlichen. Meine mentale Verfassung ist direkt proportional abhängig von der Zeitressource, welche mir für mich selbst zur freien Verfügung steht – oder einfach ausgedrückt: ‘s läuft nur, wenn ich frei hab’! Also baue ich an meinem Bloghouse nur zu Zeiten, da ich mich von anderen Verpflichtungen, Ideen, Projekten, Leidenschaften frei machen kann – und will! Es ist ein bisschen wie ein Nebenjob. Das hier produziert zwar kein Einkommen (dafür war’s irgendwie auch nie gedacht), kostet aber Zeit; und gelegentlich Nerven. Ich hatte das schon mal irgendwann erwähnt, aber vom ersten Tastenhub bis zur Veröffentlichung braucht ein Text wie dieser hier i.a.R. so rund zwei Stunden. Das Dilemma ist Folgendes: nehme ich mir die Zeit, etwas in meinem Blog zu veröffentlichen, schreibe ich natürlich NICHT an meinen anderen Projekten (etwa an zwei, durchaus schon relativ weit gediehenen Romanen aus dem Bereich der Fantastik) weiter… verdammt! Ebensowenig komme ich dazu, draußen spazieren zu gehen, oder Zeit mit meiner Familie zu verbringen (Keine Sorge, die sehen mich immer noch öfter, als ihnen manchmal lieb ist), oder – Gott behüte – noch was für meinen Brotjob zu tun. Und ja, manchmal passiert das auch am Sonntag, wenn die Aufgabe mich fasziniert. [Hintergrund: Ich war auf einem Symposium und habe dort ein paar Inputs mitgenommen, die ich am liebsten gleich morgen Früh in meinem Unterricht für angehende Praxsianleiter*innen verwenden würde. Mal schauen…]

Dieses Bloghouse hier ist wie der Kölner Dom. Es wird niemals fertig sein! Was auch gut so ist, denn wenn der Kölner Dom fertig würde, käme ja bekanntermaßen das jüngste Gericht über uns. Würde das hier fertig, würde ich den Laden einfach nur zumachen… und Schluss! Manche Themen tauchen immer wieder auf, andere streife ich nur ein, zwei Mal in Jahren und plötzlich werden sie doch wieder präsenter. Es gibt ein Fundament (meine Werte, Überzeugungen, Kreativität, beruflicher Hintergrund, Ausbildung) und einen Rohbau (Themen, denen ich immer wieder Zeit und Aufmerksamkeit widme). Immer mal wieder muss man am Fundament auftretende Risse mit frischem Wortholz flicken, denn Überzeugungen sind – zumindest in selbstreflektierten Menschen – durchaus einem Wandel unterworfen. Die Texte an sich sind hingegen die Innenausstattung. Manchmal wird umdekoriert! Und auf der Veranda sitzt ein zauseliger alter Kerl, der zumeist milde dreinblickend an seinem Drink nippt. Neben ihm lehnt allerdings eine großkalibrige, doppelläufige Schrotflinte an der Wand, denn er ist stets bereit, sein grobes Schrot auf dumme Menschen und vor allem verf****e Nazis abzufeuern! Und wenn das alles jemandem nicht gefällt – verpisst euch einfach, denn DAS hier ist MEIN Bloghouse. Wie jedes Heim (wenn das hier auch nur eines für meine Gedanken und Gefühle ist) bleibt es (m)ein niemals abgeschlossenes Projekt. Oder “Work in Progress”, wenn ihr unbedingt ohne Not irgendwelchen englischen Scheiß im Munde führen müsst. Viel Spaß beim Nachdenken und Roboten, Nachbarn…

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