Them Vampir Ella

Eigentlich wollte ich heute anfangen, einen Roman über einen genderfluiden Vegan-Pir zu schreiben, der leider ein Allergieproblem mit Rote-Beete hat: them Vampir Ella! Aber was soll ich sagen – stattdessen habe ich mich dann doch in zähnekrirschend Zähigkeit mit hermeneutischer Gesprächsanalyse auseinandergesetzt, damit das verfluchte Master-Dingens fertig wird. Yeehaa Baby, da soll mal einer meckern. Ich bin übrigens ein bisschen hyper, weil gestern das Drama um meine Schwiegermutter seinen vorläufigen Abschluss fand – in Form der Beisetzung. (Weiter)Leben ist immer vorläufig, ich weiß, ich weiß, nichtsdestotrotz hatte ich vor dieser Veranstaltung FURCHTBARE Angst, weil es HASSE – nicht nur ein bisschen ungenehm finde, NEIN ICH HASSE ES – wenn auch nur die entfernteste Möglichkeit besteht, dass ich in der Öffentlichkeit die Fassung verlieren könnte. Denn die Fassung ist das Einzige, was meine Birne im Moment zusammenhält; und zwar in jedem gottverdammten übertragenen oder auch nicht übertragenen Sinne. Und daher muss Ella warten.

Was sie wohl denkt, wenn der Depp mit der kamera vor ihr steht…?

Ich hatte neulich so einen Moment, wo ich im Büro stand, und nebenbei auf Basis einer dahin geworfenen Bemerkung einer lieben Kollegin anfing, eine Geschichte zu erzählen. Free Style, vollkommen absurd und kein bisschen politisch korrekt. DAS ist es, was ich im Moment gerne täte, anstatt in aller Theoremik über das Geschichtenerzählen zu schreiben. Doch wohin mich der Weg im Moment auch tragen mag – physisch, wie psychisch – meine Gedanken landen am Ende des Tages sicher wieder bei den Teilen der Analyse, die noch zu erledigen sind, den Seiten, die noch zu schreiben sind und dem Theorie-Modell, dass noch auszuformulieren ist. „Goddamit Daddy – you know I love you, but you’ve gottahellofalot to learn about ROCK’N’ROLL!“ (Danke Meat Loaf!). Ich behaupte ja immer, dass Männer kein Multitasking können. Das ist so aber nicht ganz richtig, wir sind sehr wohl in der Lage, einen sauberen Zeitmultiplex am Laufen zu halten. nur sind die verwendeten Timeslots nicht so kurz, wie oft bei Frauen, so dass es einfach langsamer aussieht. Weniger effektiv ist es nur vielleicht. Was damit gesagt sein soll? Dass ich zwar nicht verstehe warum, aber immer noch ziemlich effektiv bin, obwohl ich eigentlich vorletzte Woche zusammengebrochen sein sollte. Und es tut nicht mal besonders weh. Bin gespannt, wie lang das noch geht…

Eigentlich ist es in den dunkleren Stunden immer die kreative Ader, die uns rettet. Die uns mit großer Inbrunst Unfug verzapfen, über die witzigeren Widersinnigkeiten des Lebens reflektieren, Fünfe zumindest mit runden Ecken versehen, und dem Schicksal mit großer Geste und dreckigem Lachen den Stinkefinger zeigen lässt. Wenn man halt nicht für’s Aufgeben gemacht ist, wird vieles leichter. Ich kenne aber auch Menschen, denen das nicht so leicht fällt; die statt Unfug zu machen dann über Ernsthaftes nachdenken, die bei einer graden Fünf die Nachkommastellen suchen und sich den Mittelfinger in der Drehtür zur Lobby des Lebens einklemmen. Ich bin etwas abgefuckter: Selbst wenn ich verzweifelt bin, gibt’s immer irgendeinen Scheiß, der mich noch zum Lachen bringt, mich ablenkt und mich nicht vollkommen durchdrehen lässt. Und wenn es nur ist, hier einen Blogpost zu schreiben, den vielleicht ein paar Dutzend Menschen lesen… wenn überhaupt. Daher erheb ich den 25.08 hiermit zu meinem persönlichen Scheißegal-Tag. Ich rappele mich jetzt auf, richte mein Krönchen und gehe zum Narrenball; Drinks inclusive. Ich wünsche euch ’n schönes Wochende!

Auch als Podcast…

Und ob ich schon schwamm im sonnigen See…

…würde ich das Malle-Ibiza-Baggersee-gegerbte Antikleder-Monster doch nicht fürchten. Auch, wenn nicht wenige Exemplare dieser Spezies ganz ohne Make-Up-Artist hätten in „Die Mumie“ mitspielen können; und sicher nicht als Protagonist*in. Ganz schön schräger Schrott begenet einem, wenn man dieser Tage seine Runden im Weiher dreht. Weil ich nachmittags brav an meinem Schreibtisch sitzen und Content für die Masterthesis erzeugen muss, gehe ich halt vormittags eine große Runde schwimmen, damit ich nicht vollkommen an meinem Bürostuhl festklebe, so nach dem Motto: „Wir sind der Stuhl, Wiederstand ist zwecklos. Du wirst assimiliert!“ Und dabei ist man halt in der Öffentlichkeit unterwegs, verdammtnocheins. Nicht nur, dass man selbst unter Beachtung der üblichen Hygieneregeln schon 17 Mikrosekunden nach dem Duschen nicht mehr olfaktorisch unbedenklich ist; nee, da sind auch noch die ganzen Anderen, die (Ich minus 25 – 30 KG) mindestens genau solche optisch-olfaktorischen Debakel sind. Macht im Moment alles echt keinen Spaß…

Und dann muss ich auch noch ein Buch lesen, welches mir geliehen wurde. Und bis zu einem bestimmten Satz war es auch soweit okay. „Die Kunst des klugen Streitgesprächs“ von Reto Schneider liest sich gefällig bis amüsant, wenngleich die Inhalte jetzt nicht gerade das Neueste vom Neuen darstellen. Das kennt man alles, wenn man sich schon länger mit Kommunikation, Interaktion und Beratung auseinandersetzt. Seine Ratschläge sind mit zumeist gut gewählten Analogien und diversen Fakten garniert, die das Buch für den weniger bedarften Leser evtl. zu einem ganz netten Ratgeber machen. Aber dann kommt Seite 91 und da steht „[…] Er suchte nach einer Möglichkeit, Pseudowissenschaften wie die Psychoanalyse oder den Marxismus von Wissenschaft abzugrenzen. […]“ Ad 1 hat Karl Popper den Marxismus kritisiert, weil ER Marx‘ Theorien für demokratiefeindlich hielt (worüber man sicher trefflich diskutieren kann) und weil ER Tendenzen zum Dogmatismus sah. Ad 2 ist Karl Popper einer von vielen, die sich an Marx“ Werk abgearbeitet haben; es bleibt nichtsdestotrotz, mit den Arbeiten Webers und Durkheims, die Basis für die moderne Soziologie – und ist damit alles andere als Pseudowissenschaft. Von Freud, dem Vater der Psychoanalyse wollen wir an dieser Stelle gar nicht erst anfangen. Man kann über Freuds Arbeiten und den Umstand, dass sich viele seiner Theorien überlebt haben halten, was man möchte – ihm die Wissenschaftlichkeit absprechen kann ein Karl Popper nicht. Und ein Reto Schneider auch nicht.

Ich will ehrlich sein – ich war im ersten Moment echt angepisst. Unter anderem, weil ich den Fehler machte, meine – gemäß meiner Bildung und meiner Interessen als fachlich fundiert eingeschätzte – Meinung für das Maß der Dinge zu halten, was sie natürlich nicht ist. Man muss Herrn Schneider hier aber einen Löffel seiner eigenen Medizin geben und feststellen, was er hier tut. Und das ist schlicht Folgendes: er liest irgendwo über Poppers Buch „Logik der Forschung“ ein bisschen was und schustert sich dann eine Aussage zusammen, die einerseits sein verkürztes Verständnis der kritisch-rationalen Theorie Poppers offenbart (der mit induktivem wissenschaftlichem Arbeiten nichts anfangen konnte) – und andererseits seine Meinung über Marx und Freud! Super Wissenschaftsjournalismus. Es wäre übrigens noch nerviger, wenn er das Buch gelesen hätte. ABER – Schwamm drüber. Der Rest liest sich wie gesagt ganz gefällig und den Rat, sich selbst und vor allem seine eigenen Meinungen nicht so wichtig zu nehmen, kann man eigentlich nicht oft genug hören. Und die Antikleder-Monster? Nun ja, ich habe da so meine Meinung dazu; aber ich sag’s den Leuten nicht, sondern nehme grinsend zur Kenntnis, dass die Zeit und die Statistik für MICH arbeiten. Viel Spaß mit malignen Melanomen kann ich da nur sagen. Ich wünsche euch einen schönen Abend. Immer sauber bleiben, nicht verdampfen und Meinungsstärke bitte nur gegenüber Nazis. Ihr wisst bescheid…

Auch als Podcast…

Kurzer Zwischenruf aus dem Kaninchenbau…

Tach. Lebe noch! Läuft!

Ja also… eigentlich hatte ich wirklich vor, mich kurz zu fassen, aber markige Einzeiler sind nur beim Pen’n’Paper-Zocken mein Ding. Und dann auch nur, wenn’s zum Charakter passt. Ansonsten bin ich auch im echten Leben oft eher der redselige Typ. Aber keine Sorge ich heule euch NICHT die Ohren voll. Tatsächlich sind viele Dinge im Moment „unnormal“ und trotzdem vertraut genug, kein Problem darzustellen. Zuerst Fakten: ich habe Urlaub, aber weil meine Schwiegermutter leider nach kurzer, unerwarteter Krankheit von uns gegangen ist (bitte von Beileidsbekundungen absehen, danke!) und ich gleichzeitig mit Hochdruck an meiner Masterthesis arbeiten muss, laufe ich im Moment außer Konkurrenz. Ich habe durch beides einige Dinge über mich gelernt; manche waren einfach in Vergessenheit geraten, andere waren mir nie bewusst gewesen. So ist das mit dem Johari-Fenster – manchmal findest du dich Unversehens in den Untiefen wieder, obwohl du dachtest, du wahrst noch die Fassade. (Für diejenigen, die nicht damit vertraut sind – Wikipedia zum Einstieg).

Im Großen und Ganzen geht es darum zu erkennen, wer was an wem wahrnimmt. Gehe ich nun von mir selbst aus, gibt’s Dinge über mich, die mir bewusst sind. An manchen davon lasse ich andere teilhaben (Arena), an anderen lieber nicht (Fassade). Wir haben alle unsere kleinen, schmutzigen Geheimnisse. Andernfalls wären Erpressung und Mobbing schon lange aus der Mode gekommen! Und dann gibt die Dinge, die mir nicht bekannt sind. Das was andere davon an mir sehen können, ich aber eben nicht, nennt man den „Blinden Fleck“; kleine Nickligkeiten, Maniriertheiten Ticks, Gewohnheiten. Die müssen nicht mal uncharmant sein (können es aber!) – ich sehe das einfach nicht! Und dann gibt’s den Marianengraben! Die „Untiefen“, über die niemand bescheid weiß, bis sie einfach mal passieren… In jedem von uns schlummern Dinge, die man vielleicht in seinen kühnsten Träumen ahnt. Und auch hier gilt, dass das nicht unbedingt schlimme Dinge sein müssen. Aufgabe der Pädagogen ist es nun, diese Dinge zu kennen und den Lernenden zu helfen, sie auch zu (er)kennen. Insbesondere das Verkleinern des Blinden Flecks (und gelegentlich sogar der Untiefen, obwohl da eher die Psychologen ran müssen) ist eine vornehme Aufgabe und fällt in den Bereich den wir Persönlichkeitsbildung (oder manchmal auch ERZIEHUNG) nennen. Wird vielleicht gerade ein bisschen klarer, warum ich gerne auch von einem Erziehungsauftrag der Berufsfachschule rede…?

Ich kam darauf, weil ich mich (natürlich wegen meiner Masterthesis) noch mal mit didaktischer Strukturierung auseinandergesetzt habe und zu erklären versuche, warum Auszubildende / Lernende manchmal einfach nicht schnallen, dass der Lerngegenstand verdammt nochmal notwendig und wichtig ist! Und dass NotSan zu sein – wenn man es ernst meint – nicht nur aus Blaulicht, Action und coolen Sprüchen besteht! Aber hey – das ist ein EWIGES THEMA! Wenn ich jemals mit Didaktik fertig bin, dann nicht, weil’s nix mehr rauszufinden, zu lernen, auszuprobieren gäbe, sondern weil ich von dem ganzen Scheiß die Schnauze voll habe, und doch lieber Fremdenführer auf den Osterinseln, Foodtruck-Betreiber oder Reise-Schriftsteller werden möchte. Oder es ist halt Zeit für die Rente. Mal sehen, was zuerst passiert. Im Moment macht es allerdings noch Spaß. Meine Kreativität ist gerade gefordert. Ja, ihr habt richtig gehört – wissenschaftliches Arbeiten erfordert Kreativität. Es geht ja nicht nur darum, tausend Quellen zu zitieren und keine eigene Meinung zu haben, sondern vielmehr darum, seine Ideen an dem zu erproben, was es schon an Erkenntnissen gab / gibt und so neue Wege und Ideen aufzuzeigen. Das ist eine der möglichen Definition von Kreativität: Probleme auf neue Art lösen lernen.

Läuft nicht immer…

Es ist Samstag, es ist schwül, es ist heiß und für heute ist meine Kreativität weitestgehend aufgebraucht. Daher denke ich mir die Tage etwas Gehaltvolleres für euch aus. Verdampft bis dahin bitte nicht im zurückgekehrten Hochsommer, und habt ein schönes Wochenende. Wir hören uns.

Auch als Podcast…

Shit’s about to get real…

Ich habe schon seit einer ganzen Weile einen Sinnfragen-Kombinator auf meinem Schreibtisch stehen. Das ist so eine Art Aufstellkalender, der – zufällig aufgeblättert – teilweise absurd witztige, teilweise aber auch tiefsinnige Fragen generiert. Soll eigentlich ein Spiel sein, aber ich hatte den bislang immer wie so einen Wochenplaner mit wechselnden Denkaufgaben hingestellt. Na ja, ehrlich gesagt stand er in den letzten Monaten unbenutzt im Regal neben dem Schreibtisch, da mir allzu oft am Ende des Tagwerkes nicht mehr nach tiefsinnigen Fragen zumute war. Heute habe ich ihn einmal geblättert, und er lieferte folgendes Ergebnis:

Diese kurze Frage war dann doch etwas niederschmetternd, da das auf die Realität nicht zutrifft, auf eine Familienangehörige aber schon, was hier über die letzten Tage mehr als nur ein wenig emotionalen Aufruhr erzeugt hat. Und ich musste dabei einmal mehr feststellen, dass ich vermutlich im Verlaufe vieler Schichten auf dem RTW und in der Leitstelle in den letzten knapp 30 Jahren einen Teil meiner Seele verkauft habe. Anders lässt sich meine persönliche Gleichmut kaum erklären. Denn auch ich trauere. Man sieht’s nur nicht so deutlich. Und eigentlich will ich mich auch gar nicht so sehr davon mitnehmen lassen. Denn ich habe im Moment einen Luxus nicht, den man braucht, um sich angemessen mit Verlust auseinandersetzen zu können: Zeit. Ich. Habe. Einfach. Keine. Zeit! Also eigentlich müsste die Frage für mich lauten: „IST DIE ZEIT TOT?“. Was natürlich ebensolcher Kokolores ist, denn die Zeit kann vieles, aber sie verschwindet nicht einfach. Ich meine… JA, jetzt gerade eben ist wieder eine Minute vergangen, die nicht zurückkommt. Man könnte darob auch traurig sein, weil älter zu werden wirklich nix für Pussies ist. Wenn du so wie ich knapp fünfzig bist und wachst morgens ohne Schmerzen auf, dann bist du halt einfach tot. Doch die Fragen, mit denen man sich wirklich befassen sollte, lauten meiner Erfahrung nach folgendermaßen: War es eine gute Minute? Habe ich etwas sinnvolles getan – für mich, aber auch gerne, oder sogar noch lieber, für Andere? Liebte ich während dieser Sekunde – und wurde ich geliebt? Hatte ich an irgendetwas Freude…?

Ich habe ja kürzlich erwähnt, dass ich mich in einem emotionalen Tal befinde, was natürlich auch mit dem Verlust zu tun hat, aber ebenso mit Überforderung, Mangel an Zeit für mich selbst und meine Belange, und schließlich Regenwetter. Ich bin ein Sonnenmensch und nicht jeden Abend draußen sitzen und in den Himmel kucken zu können, drückt mir echt auf die Seele. Schaue ich also auf die eben benannten Fragen, sieht es für mich im Moment so aus, dass ich gestern und heute sehr wohl einiges Sinnvolles getan habe, für mich und andere; ich wurde geliebt und ich liebte und es gab die Gelegenheit zu einer kurzen Auszeit, in der ich den Grill anwerfen konnte. Nur Freude und längere Pausen, etwa zum Zocken – da sieht’s gerade RICHTIG finster aus. Vor Ende September geht da kaum etwas, und dann ist dieser Sommer auch schon wieder rum. Aber was soll ich sagen – wir haben uns etwas auf die Agenda gesetzt, dass uns vielleicht den Herbst noch einmal ein bisschen versüßt. Mal schauen, ob eine kleine Reise aus dem Tal heraushilft, wenn die Saison schon lang vorbei ist… Vorfreude soll ja bekanntermaßen auch schon helfen.

Es ist fühlt sich gerade jetzt paradox, ja irgendwie beinahe ungerecht an, das zu sagen; aber ich bin in diesem Moment zufrieden. Weil ich weiß, dass die Welt sich weiterdreht; und ich irgendwie immer meinen Shit gerockt bekomme. Erst unter Stress laufe ich wirklich zu Hochform auf. Vielleicht, weil ich eigentlich im Grunde meines Herzens gelegentlich gerne ein fauler Mensch wäre und daher dann und wann auch mal was verbummele; selten, aber es passiert. Weil ich weiß, dass die Zeit, auch wenn Sie sich dafür ein bisschen was nimmt, alle Wunden heilt; auch die richtig großen! Und es nicht ungerecht ist, wenn wir weitermachen dürfen, während andere diese Gelegenheit nicht mehr haben. Weitermachen ist allzu oft nämlich auch ein MÜSSEN. Und dann ist es gar nicht mehr so geil… Weil ich die Gelegenheit habe, für meine Lieben da zu sein. Ich nehme das mit „den guten und den schlechten Tagen“ nämlich ernst. MONOGAM UND ALTMODISCH ISSER, JAWOLL! Und schließlich, weil ich erfahren durfte, dass die Menschen um mich herum, zumindest teilweise, tatsächlich noch Menschen sind – und nicht einfach nur Funktionen. Das gibt zumindest ein wenig Hoffnung für den ganzen Rest. So, und jetzt ist genug gelabert. Die nächsten Tage werden mich in vielerlei Hinsicht fordern, daher ist für heute Schluss. ich wünsche euch einen guten Start in die Woche.

Auch als Podcast…

Der Storyschreiner N°2 – Grenzbereiche

„Hat Sie diese Geschichte gefesselt?“. „Was denken Sie, war diese Erzählungen wirklich wahr?“. „Wollen Sie mehr wissen?“. Eine Erzählung, die uns so richtig abholt, spielt sich immer in dem zumeist recht schmalen Grenzbereich ab, der sich zwischen unserer erlebten Realität und dem was wir uns vorstellen können befindet. Geschichten sind dann für uns INTERESSANT, wenn diese für uns RELEVANT sind. Dieser Effekt tritt allerdings am ehesten dann ein, wenn wir die Geschichte auf uns selbst beziehen können, weil wir uns in bestimmten Rollen wiedererkennen. Der Effekt verstärkt sich, wenn wir uns durch dieses Wieder-Erkennen in bestimmten Bereichen als selbstwirksam erleben. Intrinsische Motivation, also das Bestreben aus uns selbst heraus etwas tun zu wollen, hat mehrere Energiequellen: 1) Kompetenz: wir wollen das Gefühl haben, UNSEREN SHIT SELBST gerockt zu bekommen! 2) Soziale Eingebundenheit: wir wollen DAZUGEHÖREN, uns als Teil von sozialen Gruppen erleben dürfen! 3) Autonomie: wir wollen SELBST ENTSCHEIDEN können, zu welchen Gruppen wir gehören und WIE wir unseren Shit rocken! Und diese Punkte berühren natürlich auch unsere Wahrnehmung von Geschichten, die man uns serviert. Habe ich eine Identifikationsfigur in einer Geschichte gefunden und dieses Figur handelt auf nicht nachvollziehbare Weise gegen ihre ureigensten Interessen, gegen ihre Überzeugungen, wider besseres Wissen, etc., dann irritiert uns das; und führt in der Folge dazu, dass wir uns von dieser Geschichte abwenden.

Finde die Schnittpunkte…

Das bedeutet jedoch mitnichten, dass eine Geschichte, deren Pro- und Antagonisten zunächst auf kontraintuitive Weise vorgehen, oder deren Setting uns unwahrscheinlich oder weit hergeholt vorkommt, von uns immer automatisch abgelehnt wird. Es gibt Grauzonen, in welchen unsere Wahrnehmung von Realität, die Realität der Geschichte (sei diese nun vollkommen fiktional, oder in wahren Begebenheiten verwurzelt) und objektive Lebensumgebung einander recht nahe kommen, ohne sich zu berühren. Dieses Driften in solche „Zonen partieller Konvergenz“ nennen wir „Aus der Komfortzone geholt werden!“. Und dies ist der Ort (wenn auch nur ein metaphorischer, kein physisch greifbarer Raum), an dem die Auseinandersetzung mit dem stattfindet, was wir noch nicht kennen. Für den letzten Teilsatz gibt es übrigens ein griffigeres Wort: LERNEN. Und bevor sich jetzt irgendjemand erschreckt, weil der Pädagoge LERNEN gesagt hat: wir Menschen lernen notwendigerweise unser ganzes Leben lang. Und wenn’s nur die Bedienung des neuen Staubsaugeroboters oder die PIN für die neue Kreditkarte ist. Wir tun dies meistens en passant, oder wie der Spezialist sagt INFORMELL; also nicht im Rahmen organisierter Unterrichtsveranstaltungen, sondern nebenher. Weil uns irgendetwas interessiert, wir mit Neuerungen konfrontiert werden, sich irgendetwas, dass wir schon länger kennen verändert, wir an andere Orte kommen, etcpp. Leben ist Veränderung – und die meisten von uns nehmen das einfach zur Kenntnis, passen sich an und machen weiter. Und genau das ist Lernen! Wir Pädagogen machen uns diesen ganz normalen Verhaltensmodus einfach nur zunutze, indem wir Lernsituationen so zu gestalten versuchen, dass diese Beiläufigkeit auch geplant entstehen kann. Und Geschichten, gleich in welchem Kontext, zu welchem Zweck oder in welchem Medium sie erzählt werden, tun dies auch…

Ein erstes, einfaches Modell…

Meine Arbeit dreht sich um die Frage, wie man Geschichten in diesem Kontext- also einem Lernen, welches den natürlichen Modus operandi menschlicher Aneignung von Neuem möglichst gut abbildet – besser einsetzen kann, ohne dabei allzu künstlich zu wirken und Menschen so die Freude an Geschichten (und am Lernen) zu nehmen; sondern vielmehr die Lust auf’s Neue eher fördert, indem man Menschen mit auf imaginäre Reisen nimmt. Denn in meiner Wahrnehmung als Storyteller im Pen’n’Paper-Bereich sind gut erzählte Geschichten genau das – ein kollaborativer Akt des Reisens im Geiste. Und das würde ich gerne aus dem Hobbybereich ins Reich der Didaktik holen. Übrigens – und das gebe ich gerne zu – auch aus Eigennutz: denn Storytelling macht mir Spaß. Und wenn ich etwas, dass mir wirklich viel Spaß macht, auch noch in meinem Job nutzbringend für Andere einsetzen könnte – umso besser! Aber vor diesen erwünschten Erfolg haben die Götter noch einigen Schweiß gesetzt. in diesem Sinne wünsche ich uns noch ein bisschen Sommer und Freude an Geschichten. Und wenn ihr auch noch was dabei lernt… Win-Win 😉

Auch als Podcast…

Das große Staunen N°5 – ergibt das Sinn…?

Ich hänge gerade hart auf Sinnkrise fest! Ich kenn das ja von mir, wenn mal wieder die Depression reinkickt und mich auf Tour in den emotionalen Marianengraben schickt. Wobei diese Formulierung vielleicht das falsche Bild vermittelt. Ich bin dann nicht zu Tode betrübt und könnte den ganzen Tag heulen. Ich bin auch nicht katatonisch wie manch Andere. Nein, ich fühle dann genau NICHTS. Gar nichts. Weder die schönen noch die schlimmen Dinge. Ich kann zwar funktionieren, halt im Rahmen definierter Parameter, nehme wahr, was rings um mich rum passiert, kann mit anderen Menschen interargieren und sogar einordnen, dass das alles nicht gut ist. Alles rational einordnen! Ich bin also empathisch. Aber fühlen? Nein, fühlen kann ich nichts. Dieses Mal ist es etwas anders, was daran liegen könnte, dass sehr unterschiedliche Stressoren zusammenkommen, die allerdings eine sehr diffuse Gemengelage erzeugen, die mit meinen üblichen Methoden abzuarbeiten nicht funktionieren kann; das ist jetzt schon sicher. Und das macht micht kribbelig. Unter anderem auch, weil meine Ambivalenz- und Ambiguitätstoleranz gerade komplett aufgebraucht sind. Ich stehe also im emotionalen Sinne nackt bis auf die Unterhose aufrecht in einem Sandsturm, der mich langsam aber sicher bis auf die Knochen wegschmirgelt…

Sinn ist ja gerade so ein Buzzword. All diejenigen, die nicht gerade bei Instatokfluenzer-Oberselbstproduzierern zwischen Yoga und Chai Latte nach „Purpose“-Rezepten suchen, sich einen Ratgeber nach dem anderen kaufen, oder jedem nutzlosen Trend hinterher rennen, der gerade als Sau durchs mediale Dorf getrieben wird, landen irgendwann fast zwangsläufig bei älteren Ideen zum Thema Sinn – und damit bei den „echten“ Philosophen, die sich seit der griechischen Klassik mit der Thematik auseinandersetzen. Und wenn man dann schließlich bei Sartre gelandet ist – „Existenzialismus“ klingt ja schon irgendwie nach Lebenssinn – der sagte „Frei sein heißt zum Freisein verurteilt sein“, wird klar, dass man sich seinen Sinn nur selbst suchen kann. Und man kann ihn nicht einfach so herstellen. Er kann nur emergieren – also erkennbar hervortreten – aus dem, was wir tun oder lassen; denn allzu viele Dinge, die wir tun (können), tragen die Option auf Sinn in sich, die sich jedoch nicht zwingend realisieren muss. Daher sind wir Menschen mit dieser Freiheit zu wählen nicht selten überfordert. Das beginnt bei Konsumartikeln, zieht sich über unsere Studien- oder Berufswahl hin zur Partnersuche und schließlich der Schaffung eines „Nestes“. Immer und überall sind wir vor die Wahl gestellt und haben doch nur unzureichende Werkzeuge, diese zu treffen.

Üblicherweise, wenn ich vor solchen Widrigkeiten stehe, wie gerade jetzt, flüchte ich mich ins Geschichtenerzählen. Aber auch diese Option ist mir derzeit verbaut, weil ich etwas abliefern muss, dass zwar auch mit dem Geschichtenerzählen zu tun hat, jedoch in einem professionellen, nicht in einem Freizeitkontext. Und da ist die Verpflichtungs-Intensität halt eine ganz andere, als wenn ich mich an den Spieltisch setze und mit meinen Pen’n’Paper-Homies ein paar nette Stunden habe. Oder anders formuliert: das Scheißding muss bis Ende September abgeliefert sein, oder sonst... Und genau jetzt fühlt sich meine Arbeit daran so an, als wenn ich Alice hinterher rennen würde, immer tiefer und tiefer in diesen Kaninchenbau aus verschiedensten An- und Einsichten zum Storytelling aus Didaktik, Medientheotie, Psychologie, Pädagogik, Soziologie. Ich weiß so unglaublich viel und doch lange noch nicht genug! Ich renne und renne metaphorisch und komme doch nicht ans Ziel! „Running around in circles is a good way to get nowhere fast!“ Herr Doktor, auch ohne Couch glaube ich, dass ich verdammt dringend eine Pause brauche. Holt mich hier raus, ich bin ein Lehrer. Verdammte Axt.

Das irritierende an dem Ganzen ist, dass all die Dinge zusammengenommen tatsächlich Sinn ergeben. Meine konzeptionellen Ideen funktionieren; ich bin allerdings gerade im Begriff, mich atomar zu verzetteln, weil ich an einigen Stellen aus dem Staunen nicht mehr herauskomme. Und wenn du die ganze Zeit staunst, bzw. von Ideen so fasziniert bist, dass du aus reinem Interesse weiterlesen möchtest, dann schreibst du halt nicht. Und schon ist die reservierte Arbeitszeit kaputtgestaunt. Ob’s dieses Wort gibt, „kaputtgestaunt“? Na ja, falls das bisher nicht der Fall ist, gefalle ich mir darin, die längst fällige Hommage an Shakespear hier fallen zu lassen; dem fielen auf alle Fälle auch immer neue Worte ein (Haha – Wortspiel. Ich hoffe, Heinz Ehrhard rotiert nicht zu sehr in seinem Grabe…) Zumindest eines kann ich mit Sicherheit sagen: wie’s auch ausgeht, gelernt habe ich durch diese Arbeit gewiss etwas. Und das sogar nachhaltig. Jetzt muss sie nur noch bis zum Termin fertig werden. Wenn da nur nicht noch die ganzen anderen Anfechtungen wären, die einem den Tag versauen. Doch dazu ein anderes Mal mehr. Einstweilen versuche ich nicht vollkommen aus der Rolle zu fallen – bleibt sauber und gestattet euch auch, zu staunen. Es gibt jeden Tag einen Grund dazu. Man muss nur offen bleiben…!

Auch als Podcast…

Gut gemeint…

Alles in allem geht man so seinem Tagwerk namens „Leben“ nach und versucht, die Dinge im Fluss und den Kopf über Wasser zu halten. Manchmal gelingt das besser, manchmal weniger gut; was kein Problem darstellt, solange man dabei nicht bewusst nennenswerten Schaden anrichtet. Im Großen und Ganzen ist das der Gang der Dinge. Außer, man trägt für irgendetwas Verantwortung – dann passiert der Schaden in dem Moment, da man die Verantwortung übernimmt. Meine beste Ehefrau von allen sagte die Tage zu mir, dass sie das hat kommen sehen, seit ich für etwas Verantwortung übernommen habe: nämlich dass ich, solange ich nicht mein echter eigener Boss wäre, immer unglücklich bliebe, weil ich zwangsläufig von anderen, weiter oben in der Hierarchie ins Handwerk gepfuscht bekäme. Und wisst ihr was – sie hat verdammt recht. Man muss dazu allerdings etwas differenzieren. Ich habe kein Problem damit, mir von meinen Teammitgliedern etwas sagen zu lassen, solange es dem Gesamtergebnis dient. Unser angestrebtes Gesamtergebnis ist übrigens, qualitativ hochwertige Aus- und Fortbildung anzubieten, uns als Pädagogen und Menschen weiter zu entwickeln und dabei wirtschaftlich verantwortungsvoll zu handeln. Der zweite Passus bedeutet allerdings nicht „Gewinnerzielungsabsicht“, sondern „Kostendeckung“. Und damit kommen wir zu dem Punkt, an dem ich fuchsig werden muss. „Man muss doch auf dem Markt mit dieser Dienstleistung richtig Geld verdienen können! Mindestens soundsoviel Prozent Bruttoumsatzrendite müssen es schon sein…!“ NÖ, MUSS MAN NICHT! Man MUSS endlich verstehen, dass der Homo Oeconomicus eine Schimäre ist, und dass eine Organisationskultur, die den Namen auch verdient, auf Transparenz, Vertrauen, Wertschätzung und gegenseitigem Respekt aufbaut – IN BEIDE RICHTUNGEN.

Barrieren…

Ich meine es meistens gut mit den Menschen, auch wenn ich die meisten von ihnen zu hassen behaupte. An schlechten Tagen ist die Behauptung wahr, an guten… nicht so ganz. Einer meiner Chefs meint manchmal sogar, ich meine es zu gut mit den Menschen. Ich sei vielleicht gelegentlich zu weich. Kann sein. Doch in einer Welt, in der es offenkundig Usus geworden ist, Menschen vor allem nach ihrer geschäftlichen Nützlichkeit, ihrer Produktivität und ihrer Anpassbarkeit an betriebliche Notwendigkeiten zu beurteilen, verweigere ich mich dieser kapitalistischen Verzweckung des Menschen. Auch, wenn immer wieder gerne behauptet wird, dass Unternehmenshandeln sich am Besten der Angestellten und Kunden orientieren würde, kommt mir der Mensch mit seinen Interessen, Bedürfnissen, Begrenzungen und Sorgen zu kurz. Als Pädagoge ist ein nicht unerheblicher Teil meiner Zeit darauf verwandt, an Einstellungen zu arbeiten. Mindsets wachsen zu lassen, indem man die Menschen dazu bringt, ihre eigenen Überzeugungen zu hinterfragen – die bewussten und die unbewussten. Und die ganze Zeit über beschäftigt man sich dabei notwendigerweise mit seiner eigenen Begrenztheit. Ich habe in den letzten Tagen erfahren müssen, dass ich an meinen Grenzen angekommen, evtl. sogar darüber hinaus gegangen bin. Und stehe dennoch hier und kann nicht anders, als weiterzumachen. Weil ich es gut meine. Gut mit den anderen Menschen, ihren Interessen, Bedürfnissen, Begrenzungen und Sorgen. Nur meine eigenen, die habe ich wohl aus dem Blick verloren…

Ich bin im Job auf Probleme gestoßen, die zum Teil meinem Gutmeinen geschuldet sind. Diese Kritik nehme ich an; weil mir bewusst geworden ist, dass ich da zu lax gehandelt, zu sehr auf den Respekt und die Verlässlichkeit Anderer vertraut habe. DEN Fehler mache ich nicht noch einmal. Zu einem anderen Teil sind diese Probleme aber auch den tauben Ohren jener Anderen geschuldet, welche sich die Welt nun machen Widdewiddewie sie ihnen gefällt. Und DIE nehmen ihre Kritik NICHT an. Und das schaue ich mir höchstens noch ein paar Monate an. Wenn sich bis dahin kein Verstehen und kein Respekt für meine Posoitionen abzeichnet, bin ich weg! Denn die haben geschafft, dass mir mein Commitment und meine Arbeit der letzten Jahre nutzlos vorkommen! Dass ich kein Land mehr sehe! Dass ich an mir und meiner Qualität zweifle! Danke für nichts! Dafür wird immer schön eine Schippe Arbeit nach der anderen nachgelegt. Mehr Verantwortung gefordert. Mehr Leistung. Mehr Umsatz. Doch entschädigt das Schmerzensgeld, welches ich derzeit beziehe, wirklich für all das? Dafür, dehumanisiert und funktionalisiert zu werden? Nicht mehr als der Mensch wahrgenommen zu werden, der man eigentlich ist – nicht mal von sich selbst…? Ich mochte meinen Job – bis nur auf Zahlen fixierte Narren ihn mir wegnehmen und durch einen riesigen Haufen Kapitalistenscheiße ersetzen wollten. Aber noch bin ich nicht fertig. Mal sehen, wie’s ausgeht. Ab jetzt muss ich es mit mir selbst gut meinen. Mein einziges Ziel dabei ist, auch in Zukunft erhobenen Hauptes in den Spiegel sehen und sagen zu können: „Meine Ideale kann NIEMAND kaufen! No pasarán!“