Angst ist ansteckend!

Manche Mechanismen sind wirklich einfach zu erklären: So wie sich Viren bei mangelhafter Hygiene sehr schnell in größeren Menschenansammlungen verbreiten, tun dies auch gewisse Emotionen; insbesondere Angst und Stress. Unsere Trieb- und Instinktausstattung, beheimatet im limbischen System, ist seit jenen Tagen, da wir im Lendenschurz und nur mit einem Holzstecken in der Hand Mammuts gejagt haben, zuerst darauf ausgelegt, mögliche Gefahren zu erkennen. Will heißen, unser Unterbewusstsein ist seit Jahrtausenden darauf getrimmt, alles und jeden darauf abzuchecken, ob’s Probleme geben könnte. Nun sind heutzutage existenzielle Bedrohungen zumindest für den zivilsationsgeschädigten Golo auf der Straße eher selten, wenn man es vermeidet, sich so dämlich anzustellen wie… oh, ja, ähm, so dämlich wie nicht wenige Andere: an Elektrik und Gasleitungen rumspielen, mit Kopfhörern im Straßenverkehr rumtaumeln, viel zu schnell Auto fahren, und manch anderes sind ja offenkundig voll im Trend. Aber wenn man von solchen Missachtungen der eigenen Sterblichkeit mal absieht, ist die Zahl unserer Fressfeinde doch eher überschaubar.

Da man sein Unterbewusstsein aber gar nicht abschalten kann, muss es sich irgendwie beschäftigen, was aber ohne tägliche Bedrohungslagen im normalen Umfeld dazu führt, dass es sich mit allem möglichen beschäftigt, egal ob nah oder fern, bekannt oder unbekannt, relevant oder irrelevant. Denkt man das zu Ende, verwundert es nicht, dass wir unbewusst überall Gefahren sehen und stets das Schlimmste erwarten – leider hoffen wir im Umkehrschluss nicht immer auf das Beste, wie das nämliche Sprichwort dies nahelegen würde. Und schon weiß man auch, warum Menschen sich vor Veränderung ängstigen. Routinen und Beständigkeit suggerieren uns Sicherheit und nur wer sich sicher fühlt, blickt mit Zuversicht in die Zukunft. Doch genau diese Zuversicht ist es, die uns Pläne machen und an diesen arbeiten lässt. Ohne Glaube an eine sichere Zukunft verlieren jedoch alle Gewissheiten ihre Gültigkeit und die Angst macht sich breit. Diese Angst, einfach Alles zu verlieren.

Man könnte das jetzt als irrationalen Quatsch abtun und die Menschen mit Nachdruck darauf hinweisen, dass sie doch einfach mal nachdenken sollen, bevor sie sich von Ungewissheiten so weit ängstigen lassen, dass sie Alles über die Grundlagen des Zusammenlebens vergessen, bzw. verdrängen. Könnte man. Macht aber keinen Sinn! Die haben also Angst, dass ihr Leben schlechter werden könnte, weil jetzt Flüchtlinge ins Land gekommen sind. Messbar ist zwar noch nichts passiert, aber das allzu Fremde wird immer als Bedrohung interpretiert, also muss man dagegen vorgehen. Nun sind die Migranten keine Säbelzahntiger und heute gibt es zudem ein Strafgesetzbuch, dass Gewalt als Mittel zur Meinungsäußerung nicht mehr legitimiert. Folglich kann man die nur jagen und killen, wenn man auf die Regeln unseres Staates scheißt. Oder man hetzt, agitiert, verleumdet, mobbt, bedroht, aber immer schön so, dass es noch nicht strafbar ist – und wählt die Rechten, weil die ja machen, dass alles so bleibt, wie es immer war.

Ich verstehe, warum das so ist, weil ich mit Sozialpsychologie und Kommunikation ein wenig auskenne; aber ich habe keinerlei Verständnis dafür, dass Menschen glauben, ihre Saturiertheit gegen Menschen verteidigen zu müssen, die alles zurückgelassen haben für die vage Hoffnung, dass es hier friedlicher sein möge. JA, es sind auch Arschlöcher dabei (Terroristen sind dumme, asoziale Arschlöcher und bekommen von mir keine eigene Bezeichnung mehr), JA, es sind Verbrecher dabei, JA, es sind Menschen mit einem anderen Kulturverständnis dabei – NEIN, es sind NICHT ALLE VERBRECHER, ARSCHLÖCHER, oder darauf aus, unsere Kultur zu vernichten. Was auch immer den Kern „unserer“ Kultur konstituieren mag.

Aber alle Rechten verfolgen eine im Kern neoliberale Agenda, welche die soziale Sicherheit der Mittelschicht untergräbt und nur den wirklich Reichen nutzt. Alle Rechten haben kein Interesse an sozialem Frieden und sozialer Sicherheit, weil eben Sicherheit und Zuversicht den Nährboden des Populismus vernichten; und keine Rechte Partei will sich selbst abschaffen. Kein Rechter wird dafür sorgen, dass alles so bleibt, wie es ist; vielmehr verfolgen alle Rechten ein Politik-Ideal, das Bürgerrechte einschränkt, freie Lebensentfaltung beschneidet und die Uhren in den Faschismus zurückdrehen möchte.
Ehrlich gesagt bin ich es satt, immer und immer wieder erklären zu müssen, warum die Alternative für Deutschland darin besteht, einfach die Ärmel hochzukrempeln und an der Gestaltung unserer Zukunft konstruktiv mitzuarbeiten, anstatt immer zu beklagen, das alles den Bach runtergeht. Wenn tatsächlich alles so sehr den Bach runterginge, wie das schon seit Jahren behauptet wird, müssten wir Kilometerlange Schlangen vor Suppenküchen haben, während sich in den Vorstädten Slums bilden und Menschen ohne Krankenversicherung elendig verrecken müssen, weil ohne Vorkasse nichts gemacht wird und… oh, stopp. Das waren ja die USA… Man mag mir meinen Populismus entschuldigen, aber mittlerweile glaube ich, dass die ewig gestrigen, anscheinend unbelehrbaren und gar nicht so unterschichtigen Klientel der AfD einfach auf genau die gleiche Art verbal (und falls notwendig auch sonst wie) vor den Koffer geschissen bekommen müssen, wie sie sich dies mir gegenüber erlauben.

Nein, man darf nicht einfach sagen, dass Politiker gehängt gehören. Nein, man kann nicht Migranten für die Probleme in unserem Land verantwortlich machen, wenn die Verantwortlichen jene Eliten sind, welche die Werktätigen in unserem Land mit dem mittlerweile totgerittenen Argument der Wettbewerbsfähigkeit in der globalisierten Welt immer wüster ausbeuten. Ach und…NEIN – IHR SEID NICHT DAS VOLK! IHR SEID NUR EIN HAUFEN DUMMER, IGNORANTER, BLINDER, TAUBER und ABSOLUT ASOZIALER EGOISTEN! Schämt euch in Grund und Boden, Pack!

Schluss für heute – ich komme wieder, bin wütend genug…

Miteinander? Umeinander? Gegeneinander?

Ich plaudere hier üblicherweise nicht über meine Arbeit, weil sie sensible Bereich berührt, die in einer öffentlichen Kommentierung nichts verloren haben. Doch um noch einmal auf das zu rekurrieren, was ich bereits gestern ausgeführt habe: ich laufe am Limit und einen gewissen Anteil daran hat auch das, was ich nun schildern möchte.

Im Rahmen meiner Arbeit gibt es einen Ort, an welchem es mir mittlerweile zunehmend schwerer fällt, meinen Dienst zu versehen. Einerseits, weil es dort ein paar Kollegen (bei weitem nicht alle, aber doch genug, um es problematisch zu machen) gibt, die ihre Arbeit nicht richtig erledigen und dann auch noch die Frechheit besitzen, sich in die meine einzumischen, weil sie meinen es besser zu können. Ich überlasse die Beurteilung meiner Verrichtungen zumeist anderen, weil Eigenlob stinkt und es zudem an dieser Arbeitsstelle Leute gibt, die das dort Verlangte tatsächlich besser können, als ich. Andererseits findet die Tätigkeit dort in einem unüberschaubaren Feld der Beliebigkeit statt, weil es bei vielen Detailfragen an sinnvollen Vorgaben mangelt und ein Management der Prozessqualität schlicht nicht stattfindet. Der daraus resultierende Umstand, das auf ein und denselben Sachverhalt von drei Kollegen drei vollkommen unterschiedliche Reaktionen erfolgen können, ist der Ergebnisqualität nicht unbedingt zuträglich.

Noch wesentlich problematischer ist aus meiner Sicht jedoch die, zumindest subjektiv gefühlt, vollkommene Führungslosigkeit. Es wird lediglich auf, von Außen vorgetragene Beschwerden reagiert, indem diese ungefiltert und unhinterfragt auf den jeweiligen Kollegen abgewälzt werden. Es gibt keine Rückendeckung, allerdings auch keinerlei regulierendes Eingreifen bei offensichtlichen Fehlern und kein sinnvolles Feedback hinsichtlich der geleisteten Arbeit. Vulgo bräuchte es niemanden, der in diesem Büro sitzt, es sei denn, man findet, der Job sei gut erledigt, wenn dauernd nichtssagende Tabellen und Aushänge generiert werden, die für das dort eingesetzte Personal weder einen strukturierenden Charakter, haben noch irgendwie sonst hilfreich sind.

Es versteht sich wohl von selbst, dass dieser Zustand höchst unbefriedigend ist, wenn man einen gewissen Anspruch an die Qualität der eigenen Arbeit stellt. Und den zu erfüllen, ist unter solchen Rahmenbedingungen nur sehr schwer möglich. Leider kann ich aus meiner Position nur sehr geringen Einfluss nehmen; selbst mein Dienstherr tut sich schwer, hier etwas zu ändern, das die dortige Arbeit in einer kooperativen Struktur besonderer Art erbracht wird und meine Mitarbeit darin gegenwärtig obligat ist.

Bisher habe ich damit dann und wann gehadert, wenn der Tag mal wieder besonders schlecht war, doch jetzt, da ich auch sonst unter erheblichem Druck stehe, ist meine diesbezügliche Frustrationstoleranz bei nahe Null angelangt. Eigentlich warte ich nur noch darauf, dass irgend jemand wieder versucht auf meinem Rücken zu prokrastiniren, oder auf meine Kosten Scheiße baut und dann eskaliere ich, denn ich habe den Kanal von dem dort gezeigten Maß an Unprofessionalität endgültig voll.

Mal schauen, wie das ausgeht, ich wage derzeit keine Prognose.

Ich weiß nicht, was soll es bedeuten…

… dass ich so fertig bin? Ich wollte. Ich wollte es im Spätjahr ruhiger angehen lassen. Ich wollte mir eine Prokrastinationsmaschine kaufen. Ich wollte mich nicht forciert mit der Notwendigkeit befassen müssen, für meine Mutter so viele Dinge erledigen zu müssen, weil sie (leider nicht vollkommen unerwartet) ernsthaft krank geworden ist. Immerhin ist sie nun auf dem Wege der Besserung. Aber einen Menschen dieses Alters verpflanzen zu müssen, weil die eigenständige Erledigung des Haushaltes nicht mehr so funktioniert, was damit einher geht, zuvor das Einverständnis der Betroffenen einwerben zu müssen, ist ein langwieriger, zehrender und unbefriedigender Prozess. Das die anderen Verwandten mehr oder weniger offenkundig glauben, man hätte sonst ja nichts Besseres zu tun und daher auch die Pflicht, diese Unannehmlichkeiten abarbeiten zu müssen, macht es NICHT besser. Könnte daran liegen, dass Manche in mir immer noch ein Kind sehen. So ein Altersabstand zwischen Geschwistern kann lästig sein. Jedenfalls ist der Respekt für meine Probleme und Verpflichtungen nicht allzu ausgeprägt. Aber wir neigen ja alle dazu, uns um unser eigenes Zentrum zu drehen; ich mache da gewiss keine Ausnahme. Aber wenigstens etwas Verständnis wäre manchmal wohltuend.

Sich über so was zu beklagen, noch dazu öffentlich, ist vermutlich nicht die allerfeinste Art, aber das ist mir allmählich Wumpe, denn im Gegenzug fragt ja auch keiner, wie ich mit meinen ganzen anderen Verpflichtungen zu Rande komme. Und im Moment lässt sich mit Fug und Recht sagen: beschissen! In der Summe bin ich reif für die Insel – so reif, dass meine Gattin mir sagte, ich sollte mal dringend wieder alleine verreisen. Tja, nur leider kriege ich keinen Urlaub… Ich weiß, ich weiß, wir haben alle so unser Bündel zu tragen. Andere sind ärmer dran, als ich; sie kriegen weniger Kohle für mehr Arbeit, haben auch jede Menge Verantwortung, müssen sie sich um Verwandte kümmern, etc.; was fällt mir nur ein, so das Maul aufzureißen? Well, here comes, why: wenn ich nicht bald zur Ruhe komme, bin ich wieder zurück in 2014. Und ich habe keinen Bock, nochmal 18 Wochen krank zu sein, weil ich mental ausgebrannt bin.

Ich weiß also schon, was das alles bedeutet, aber ich habe keine Lösung und das steigert die Frustration noch zusätzlich. Sehenden Auges auf den Abgrund zu zu rennen, weil man einerseits eine Verpflichtung gegenüber seiner Familie, seinem Job und seinen sonstigen sozialen Kontakten verspürt und auf der anderen Seite zu ehrlich ist, um einfach mal krank zu machen, führt unweigerlich dazu, dass man sich aufreibt. Noch kompensiere ich recht gut, aber ich weiß beim besten Willen nicht, wie lange noch. Es ist ja auch so, dass ich im Moment auf sehr hohem Niveau funktioniere, viele Probleme gelöst bekomme, tatsächlich auch kreativ sein kann  und alles in allem ziemlich gut voran komme. Aber der Preis ist hoch. Und wenn’s nicht doch noch schief gehen soll, muss ich irgendeines meiner Engagements reduzieren. Doch genau an diesem Punkt entsteht ein Dilemma. Scheidewege sind immer gut für Dilemmata und dies ist ein Scheideweg, denn eine Entscheidung wird getroffen werden müssen, denn ich bin nicht bereit, nochmal die Ochsentour zu gehen.

Wie auch immer ich der Sache begegnen werde: irgendwas oder irgendwer wird dabei auf der Strecke bleiben müssen. Und dafür  muss ich jetzt schon um Entschuldigung bitten, denn im Grunde meines Herzens bin ich eigentlich ein Troubleshooter und Caretaker. Gut gemeinte Ratschläge nehme ich übrigens auch in solchen Zeiten nur von Freunden an, Danke der Nachfrage. Vermutlich erklären diese Worte auch, warum von mir mal wieder über 10 Wochen nichts zu hören war, aber ich hatte da was zu verdauen. Allerdings sind mitnichten ich oder dieses Blog tot. Vielleicht wird das hier mal wieder mein Ventil. Fängt ja schon gerade so an.

Sorry für den persönlichen Scheiß! Bis die Tage…