November exhausted me…

Irgendwie wird ein Jahr zum Ende hin jedes gottverdammte Mal zu einem Hustle, weil man es ums Verrecken nicht hinbekommt, manche Dinge früher anzugehen. Einerseits ist jedes Jahr im Januar, Februar, März, April, Mai ja immer noch unendlich lang – und andererseits hat man doch auch so schon genug zu tun. Ob das “genug zu tun haben” wirklich stimmt oder nur so dahingesagt ist, weil man gerade keine Lust und/oder keine Nerven hat, sich mit bestimmten Dingen auseinanderzusetzen, ist dabei einerlei – schlussendlich bleiben immer ein paar Aufgaben unerledigt, die einem etwas später im Jahr mit Wucht ins Kreuz springen. Ich denke, dass ich mit dem Problem nicht allein bin. Ich würde es noch nicht mal Prokrastination nennen wollen, sondern eher den verzweifelten Versuch, unsere allzu voll gepackten Leben ein wenig zu entzerren. Ich meine… zunehmende Arbeitsverdichtung ist ja keine Legende, sonder schlichte Realität. Es wird zwar immer wieder von verschiedenen Seiten auf der angeblich mangelnden Arbeitswilligkeit der Deutschen herumgeritten (ich hatte vor einer kleinen Weile hier darüber geschrieben), aber für die meisten von uns ist das einfach nur riesengroßer Quatsch, weil man immer noch mehr auf uns ablädt, ohne mal nett zu fragen, ob wir das eigentlich noch verkraften können. Und so schützen wir und selbst, indem wir gelegentlich Prioritäten setzen und Dinge ein wenig vor uns herschieben. Ich würde das als zutiefst menschlich und in keiner Weise verachtenswert bezeichnen wollen; aber so ein Bumerang kommt halt irgendwann zurück. Nicht selten schauen wir gerade in die falsche Richtung und werden von dem Ding dann umgeledert…

Denn nach den Sommerferien kommt – stets genauso vollkommen überraschend wie etwa Heiligabend – der Herbst; und die große Aufholjagd beginnt, weil JEDE*R mit Entsetzen feststellen muss, was sich da noch alles auftürmt! Dieses Rennen ist immerzu garniert mit allen möglichen weiteren Herausforderungen, die sich daraus ergeben, dass ALLE gerade in einer Aufholjagd stecken. Was in der Folge aber zu allerlei systemischen Verwerfungen, Reibungsverlusten, Stress, Ärger, schlaflosen Nächten und manchmal auch handfesten Problemen und Streit führt. Wir legen uns also allesamt selbst unsere Lunten für den großen Clash rings um die Festtage. Könnte man als dumm bezeichnen, vielleicht auch als kurzsichtig. Aber so sind wir Menschen halt… Ich übrigens auch. Es gibt ein paar Dinge, die ich dank – unter Schweiß und Tränen – eingeübter Selbstdisziplin und stetig verbesserter Struktur und Organisation heutzutage besser hinbekomme. Aber irgendwas fällt immer hinten runter. Ich könnte damit umgehen… wenn es nicht ein paar Menschen in meinem beruflichen Umfeld gäbe, die immerzu nach Fehlern suchen, um sie mir dann vorhalten zu können. Und das wahrscheinlich noch nicht mal, weil sie mich nicht leiden können (wäre mir ehrlich gesagt auch scheißegal), sondern weil es in ihren Augen politisch opportun ist. Nun bin ich ein Mensch; Fehler habe ich gewiss mehr als genug! Aber dieses hinterfotzige, bigotte, verlogenen Abbrennen von Strohmännern, das ja letztlich nur von den eigenen Lässlichkeiten ablenken soll… was soll das? Ich bleibe dabei, dass ich einfach nur meinen Job machen und an der Sache streiten will, wenn die Notwendigkeit sich ergibt. Ich habe nicht die Ambition, etwas darstellen zu müssen. Ich interessiere mich nicht dafür, als wichtig oder mächtig wahrgenommen zu werden. Ich übe meinen gestaltenden Einfluss hinter den Kulissen aus und lasse Ergebnisse für mich sprechen. Ich wünschte mir so sehr, mehr Menschen könnten sich auch auf diese Art sehen und benehmen… nicht der Name zählt, sondern nur die Sache!

Jedes Jahr, das zu Ende geht, hält auf diese Weise am Ende die eine oder andere Bitterkeit für mich bereit. Es fällt mir jedes Jahr etwas schwerer, bezogen auf mein Arbeitsumfeld noch irgendwie eine positive Bilanz zu ziehen, weil es halt KEINEN VERFICKTEN UNTERSCHIED MACHT, ob ich nur mittelmäßige, gute oder sogar sehr gute Arbeit geleistet habe; denn irgendjemand findet immer irgendetwas, dass er mir vorwerfen kann. Und die Strukturen sind halt so, dass ich manchen Leuten nicht einfach ins Gesicht sagen kann was ich darüber denke. Darum tue ich es hier, auch wenn ich nicht denke, dass es den Rezipienten findet: “Baby… wenn du von irgendwas aber auch gar keine Ahnung hast, HALT DOCH EINFACH MAL DIE FRESSE und versuch NICHT, mir meinen Job erklären zu wollen. Dafür bist DU NICHT qualifiziert! Kümmer dich lieber um deinen eigenen Scheiß, denn der läuft nicht!” So jetzt isses raus! Wunderbar! Ändert natürlich nichts daran, dass der Jahresendspurt immer noch weh tut. Der November war – obschon ich mir ein paar Tage Auszeit gönnen konnte (nein, musste) – verflucht anstrengend. Und die nächsten Wochen werden leider nicht minder fordernd, da ich einmal mehr viel zu viele Aufgaben jonglieren muss, die ich nicht so einfach abdelegieren kann. Was solls. Irgendwann ist der 20.12 – und ab da lege ich für volle drei Wochen die Füße hoch. Da kann mir alles und jeder außer meiner Family und dem Freundeskreis im Mondschein begegnen; muss aber dann auch damit rechnen, dass ich ihn für ein Monster halte (oder besser die Arschgeige, die er nunmal ist), kille und irgendwo verbuddele! Denn allerspätestens dann ist SCHLUSS MIT HUSTLE. Und wenn ich es irgendwie einrichten kann, auch schon ein bisschen früher. In diesem Sinne – (f)rohen ersten Advent ihr Menschen da draußen. Zünden wir ein kleines Licht für die Menschlichkeit an, anstatt der Menschen, die wir gerne brennen sehen würden! Morgen ist auch noch ein Tag…

Auch als Podcast…

Von Idealen und Zwängen N°3 – Performative Produktivität?

Ich. Weiß. Ja. Auch. Nicht… Aber irgendwie ist meine Konditionierung mittlerweile soweit voran geschritten, dass ich es tatsächlich oft kaum aushalte, nichts “produktives” zu tun. Ich meine, unsere Gesellschaft – oder besser, jener Teil unserer Gesellschaft, der sich für Leistungsträger hält und glaubt, jeden Aspekt des Daseins optimieren zu müssen – ist so BESESSEN davon, produktiv sein zu müssen, dass viele anscheinend auch dann nicht stillhalten, innehalten, sich von Arbeit abhalten können, wenn beim besten Willen keinerlei Veranlassung dazu besteht, irgendetwas zu leisten. Beispiel: es ist noch Sonntag und ich habe diesen Tag (irgendwie auch den gestrigen Samstag) mehr oder weniger vollständig mit Dingen verludert, die keinem anderen Zweck dienten, als mich zu unterhalten. Meine einzigen Ausflüge in die Welt des Tun Müssens waren kochender Natur, denn irgendwann möchte die Familie ja mal was zu beißen haben. Aber auch hier galt: lean production. Nix aufwendiges. Einfach und schnell aber hinreichend lecker. Den Rest der Zeit habe ich mit Lesen, Schreiben und etwas Zocken verbracht. Und das wars. Man könnte mir nun also durchaus vorwerfen, dass ich faul gewesen sei – und derzeit immer noch bin, weil man hätte ja…! Aber… was hätte man denn…? Weggehen, irgendwas Schönes anschauen, irgendwas Wildes unternehmen, am besten auch noch im Beisein anderer Menschen…? IGITTIGITT… Menschen! Hab schon genug davon gesehen, mein Bedarf ist derzeit mehr als gedeckt. Als extravertierter Introvertierter ist es allerdings beizeiten gar nicht so schwer, den Kanal von Menschen total voll zu haben. 10 Minuten Nachrichten und/oder Antisocial Media reichen vollkommen um meinen Monatsbedarf an Bullshit zudecken. Nein, ich mag derzeit nicht unter Menschen, außer es dient dem Geldverdienen (gezwungen) oder der Therapie (gewünscht). Der Rest der Welt kann mich mal…

Und doch sitze ich am Sonntagabend hier und schreibe einen Blogpost, obschon ich gar nicht so recht weiß, warum ich das eigentlich tue… oder besser, ich weiß schon, dass ich es tue, weil es sich sonst für mich so anfühlen würde, als wenn ich das ganze Wochenende verschwendet hätte. Aber… ist das so? Verschwende ich Zeit, indem ich mich durch ein Tun erhole, dass mich erfreut, selbst wenn im Grunde nix dabei rumkommt; außer evtl. Spaß? Ich denke mittlerweile, dass nicht wenige Menschoide da draußen deshalb ihr Leben, Ihre Unternehmungen, auch ihre Errungenschaften instagramisieren, weil sie kein Leben mehr leben, sondern mittels kuratierter Abbildung im weltweiten Desinformationsgewebe ihre VORSTELLUNG eines erfolgreichen Lebens SIMULIEREN. Wie verfickt armselig ist DAS denn? Alles nur fake. Das sind letzten Endes die Auswirkungen von Antisocial Media im Endstadium – alles degeneriert zu einer Performance, oder besser zu einem Wettbewerb um Likeability, Shareability und Marketability… Wer lesen kann, dem fällt auf, dass die drei Termini alle auf -ability also Fähigkeit enden. Ist es wirklch das, was wir alle sein wollen: eine Gesellschaft im Wettlauf um die Fähigkeiten für die beste Social Performance, obwohl wir allen falschen Gemeinschaftsgefühlen in unseren Filterblasen zum Trotz immer isolierter, einsamer, ausbeutbarer, ohnmächtiger werden? Immer mehr zum Spielball der gierigen Techbarone? Auch wenn das mitnichten alle Menschen betrifft, ist die Zahl derer, die sich in diese Maschinerie einspannen lassen unterdessen viel zu groß, als dass man die Bedrohung für die Demokratie, für die Teilhabe, für die Gesellschaft als Ganzes, die hiervon ausgeht einfach ignorieren könnte. Denn Menschen, die mit Vollgas in dieser Einbahnstraße unterwegs sind, werden anfällig für Einflüsterungen. Und von böser Sprache ist es über böse Gedanken nicht weit zu bösem Tun. Denn Sprache formt Bewusstsein formt Handeln…

Sich dem bewusst zu entziehen, indem man innehält, Müßiggang betreibt, Antisocial Media bleiben lässt, sich mit echten Dingen befasst, dazu lernt und insgesamt weniger durch sein Dasein hetzt, sondern mehr im Hier und Jetzt lebt, macht einen nicht automatisch zu einem besseren Menschen. Aber mittelfristig vielleicht zu einem, der wieder erlernt, wie es sich anfühlt, sich selbst und seine Umwelt bewusst zu reflektieren, ohne sich davon mittels der konstanten Bedummrieselung aus dem Blödschirm der Taschenwanze nahezu zwanghaft ablenken lassen zu müssen. Gott wäre das schön. Das ändert immer noch nichts an meinem Problem, weil ich ja immer noch am Blogpost schreibe… aber ich kann meinen Blick darauf verändern und jetzt gelassen feststellen, dass ich nicht schreibe, weil ich Angst vor zu wenig performativer Produktivität habe – also solcher, die auch schön überall gesehen werden kann – sondern weil mir meine Gedanken wichtig genug sind, sie anderen mitteilen zu wollen. Und ja, ich bin auch arrogant genug, sie als wichtig genug für andere zu erachten. Soviel EGO billige ich mir zu. Ich denke nicht, dass ich hier gerade nur Produktivität simuliere – ich denke vielmehr, dass ich einen (wenn auch kleinen) Beitrag dazu leiste, die Gesellschaft vor weiterer Verdummung zu bewahren. Und… wie viel habt ihr dieses Wochenende schon geglaubt, leisten zu müssen? Denkt daran, in gut 11h ist schon wieder Montagmorgen. Dann dürft ihr es wieder krachen lassen, wenn ihr denn unbedingt wollt. In diesem Sinne – einen langsamen Start in die neue Woche…

Auch als Podcast…

Dream a little dream…

Ich habe hier irgendwann mal gesagt, dass ich mich nur selten an meine Träume erinnere. Also, ich meine, jeder Mensch träumt, aber die Intensität, mit welcher wir diese Auswürfe unserer unbewussten Hirnfunktionen beim nächtlichen Aufräumen wahrnehmen und auch noch wiedergeben können, variiert individuell erheblich. Ich kenne Menschen, die regelmäßig sehr bunte Träume erzählen können. Bei mir ist da zumeist wenig zu berichten. Nun wurde ich aber von meinem Therapeuten aufgefordert, “Träume mitzubringen”. Also, meine Träume, sofern ich mich an diese erinnern kann, aufzuzeichnen und mich mit dem Erlebten auseinander zu setzen, so dass wir uns in der Therapiestunde damit befassen können. Ich habe seitdem tatsächlich ein paar Dinge erinnert, die mir früher glatt durch die Lappen gegangen wären. Ich bin sogar so weit gegangen, Traumfetzen direkt nach dem Aufwachen in die Sprachmemofunktion meines Smartphones zu stammeln, damit ich nicht dauernd alles vergesse. Macht man das allerdings mitten in der Nacht, weil man vom Ruf der Natur wachgerüttelt wurde, sind die Ergebnisse… interessant. Mir hilft das dennoch, weil ich mich anhand dieser – manchmal durchaus wirren – Beschreibungen etwas häufiger an meine Träume erinnern kann. Ich träume weder mehr noch weniger, aber es gelingt mir häufiger, die Bilder festzuhalten. Der Gedanke dabei ist, dass man durch die Bilder und das was man dazu denkt und fühlt einen kleinen Zugang zu seinem eigenen Unterbewussten bekommt. Es ist allerdings eine zunächst gewöhnungsbedürftige Technik. Interessant war in diesem Zusammenhang für mich die Frage, ob ich Scham beim Erzählen meiner Träume empfinden würde; was ich im übrigen klar verneinen kann.

Ich hatte vor wenigen Nächten tatsächlich einen Traum, der mich hauptsächlich irritiert hatte. In diesem Traum sah ich mir kurz ein Video von Matt Colville (dem bekannten DnD-Youtuber) an, in welchem er plötzlich Deutsch sprach. Ich war davon völlig verwirrt und hörte mich selbst im nächsten Moment sagen “Ach das ist bestimmt nur AI… alles fake…”. Dann war dieser Traumfetzen auch schon wieder vorbei. Es fühlte sich für mich so an, als wenn im Traum vielleicht maximal zwei Minuten vergangen waren; wenngleich Raum und Zeit im Traum ja keinen absoluten Charakter haben, sondern üblicherweise höchst fluide sind. So irritierend (und manchmal auch beängstigend) geschmeidig, wie unsere Träume durch Orte springen, die wir kennen – und irgendwie doch nicht – wo sich Momente zur Ewigkeit ziehen und Ewigkeiten wie ein Wimpernschlag vergehen, haben unsere Begriffe von Raum und Zeit keinerlei strukturierende Bedeutung. Bestenfalls emergieren durch die derart verzerrte Wahrnehmung Gefühle. So war es auch bei diesem Traum, der mich einmal mehr mit einem überaus irritierten “Wie bitte…?” zurückließ. Und trotzdem frage ich mich noch immer, was mir dieser Traum sagen könnte? Falls es denn irgendetwas daran zu verstehen gibt… Ich habe diesen Traum dann in der Therapiegruppe erzählt und in dem Zusammenhang kam es zu eben jener Frage, ob ich mich schämen würde, meine Träume zu erzählen. Ich würde anfügen wollen, dass es im Zweifel eher die luziden Tagträume sind, deren Inhalte ich nicht jedem erzählen möchte. Da geht es nämlich nicht selten um quasi erwachsenen Schweinkram. Und ja, darüber möchte ich nicht unbedingt referieren müssen. Manches ist dann doch zu privat. Aber Matt Colville auf deutsch sprechen zu hören… das war einfach nur irritierend. Und das ist, wie schon erwähnt oft das dominierende Gefühl im Zusammenhang mit meinen erinnerten Träumen.

Wenn ich jetzt, mit einem gewissen Abstand darüber nachdenke – und es sei erwähnt, dass auch dieses Mal die zwei Hälften des Textes zu unterschiedlichen Zeiten entstanden sind; wir bewegen uns gerade im später entstandenen Teil – dann ringe ich in letzter Zeit sehr häufig mit Fragen rings um Haltung, Integrität und… tadaaa… Authentizität! Man kann eins und eins zusammenzählen und erkennen, dass bei dem Ausspruch “Ach das ist bestimmt nur AI… alles fake…” die Sorge um einen wachsenden Mangel an Authentizität durch das Aufkommen von Unmengen an AI-Slop im Internet mitschwingt. Oder, noch etwas schärfer formuliert, ich anscheinend die Wahrnehmung habe, dass es insgesamt mit Authentizität in vielerlei Kontexten nicht mehr allzu weit her ist. Und ich ringe ehrlich mit der Frage, wie ich meine eigene Authentizität bewahren kann, im Angesicht der vielen Herausforderungen, welche mich derzeit gerade beruflich stressen. Mein Privatleben spielt dabei keine so große Rolle, aber im Job habe ich so oft das Gefühl, dass Menschen einfach nur fake sind. Ich habe mich hier bereits neulich dazu ausgelassen – und ich komme nicht umhin, feststellen zu müssen, dass sich die Situation NICHT verbessert hat. Im Gegenteil wächst die Zahl jener, denen ich ganz biblisch die Pest an den Hals wünsche derzeit gerade weiter. Mag sein, dass diese Interpretation jetzt ein wenig weit hergeholt ist; ich habe jedoch gerade keine bessere, also muss das hier genügen.

Und was ich jetzt mit all dem mache…? Nun, zunächst einfach mal weiterhin das Problem bewundern, da mir derzeit auch keine Lösung einfallen mag, außer davonzurennen – und dafür bin ich eigentlich nicht der Typ. Also werde ich weiterhin aufmerksam darauf achten, ob mein Hirn unterdessen mal wieder irgendwelchen absurden Scheiß zutage fördert, auf dem ich dann rumkauen kann. Der Knochen hier ist allerdings auch noch nicht so richtig sauber genagt. Wir werden sehen. Während ich jetzt erstmal weiter von was Schönem zu träumen versuche, wünsche ich euch schon mal ein erträgliches Wochenende…

Auch als Podcast…

New Short #3 – Familienstress

Immer wieder werde ich von der besten Ehefrau von allen freundlich darauf hingewiesen, dass ich meine Termine doch BITTE in den Familienplaner eintragen soll, damit man auch bei mir endlich mal weiß, wann irgendwas ansteht. Es handelt sich dabei übrigens um einen archaischen Wandkalender, der recht prominent neben der Küchentür hängt. Wir reden hier jetzt nur über Dinge abseits der Routine, wie etwa Arzttermine, längere Dienstreisen, einen der sehr seltenen Kneipenabende mit alten Freunden oder ähnliches. Doch so zuverlässig, wie ich selbst vergesse auf diesen Kalender zu schauen, um irgendwas über die whereabouts meiner Lieben zu erfahren, um dann zufällig auftauchenden Teilen meiner Mischpoke blöde Fragen zu stellen, schreibe ich auch so gut wie nie irgendwas rein. Meine Nicht-Strategie besteht stattdessen darin, in wiederkehrenden Zyklen auf bestimmte zukünftige Ereignisse hinzuweisen. In aller Regel sieben, drei und einen Tag vorher – nur um dann regelmäßig in erstaunte Gesichter zu blicken, wenn ich so was sage wie “Ich bin dann jetzt mal weg.” oder “Warte heute Abend nicht auf mich.” oder “Bis übermorgen.”. Was soll ich sagen…? Man könnte in diesem Zusammenhang vermutlich jedes erdenkliche Medium zu nutzen versuchen – es würde einfach nichts bringen, wenn der jeweilige individuelle Modus Operandi der beteiligten Personen nicht darauf konditioniert ist. Und… ganz ehrlich, mit zunehmendem Alter wird das mit dem Konditionieren schwieriger. Das alles wäre kein Problem, wenn nicht die Aktionsradien aller Familienmitglieder mittlerweile einen erheblichen Umfang erreicht hätten.

Die beste Ehefrau von allen ist jetzt selbstständig, was bedeutet, dass Sie regelmäßig bei ihren Kunden vorbeischauen muss. Die große Tochter verjährt sich bald zum 17. Male und die kleine zum 13., was im Klartext bedeutet – die machen (mehr oder weniger) ihr eigenes Ding. Da sie aber noch nicht volljährig sind, ist man als Elter dazu verpflichtet, ab und an Sorge dafür zu tragen, dass sie nicht zu Unzeiten draußen rumstromern und wer weiß was tun. Ich bin da oft (allerdings nicht immer) entspannt, weil ich weiß, dass beide vernünftig genug sind. Nur auf die Umwelt hat man keinen hinreichenden Einfluss, weshalb dennoch Sorgen entstehen, wenn’s mal länger dauert. Es empfiehlt sich übrigens – im Sinne der eigenen Gesundheit – dann nicht jedes Mal irgendwelche Schokoriegel in sich rein zu stopfen. Ich bin auch ich selbst, wenn ich mich über familiäre Unzuverlässigheiten ärgere, da brauche ich keine Hilfe von Mars Incorporated… Und ich selbst habe seit einiger Zeit eine Leitungsposition, die mich ab und zu auf Reisen durch “The Länd” und andere Teile der buten Bananrepublik führen. Also kurzum, die Zahl der Termine hat sich in den letzten Jahren vervielfacht, was dazu führt, dass es vielleicht sinnvoll gewesen wäre, sich ein neues System zum Halten des Überblicks zu überlegen. Doch unterdessen stelle ich fest, dass jede*r für sich seine/ihre Termine zumeist ja ziemlich gut im Griff hat. Womit wir bei der eigentlichen Frage wären: wie viel MUSS ich über die Aktionen/Unternehmungen meiner Lieben tatsächlich wissen? Bis wohin reden wir noch über gerechtfertigets Interesse, bzw. partnerschaftliche Anteilnahme – und ab wo von übergriffiger Überwachung; insbesondere mit Blick auf die Kinder? Muss wohl jeder selbst austarieren. Dennoch höre ich immer wieder, ich soll doch BITTE meine Termine eintragen. Aber ich lebe für einen 51jährigen durchaus digital… ich nutze die entsprechenden Medien so selbstverständlich, dass ich auf den dämlichen Kalender einfach so gut wie nie achte. Er hängt halt da…

Die Botschaft hört’ ich wohl, jedoch mir fehlt die Lust. Die Lust, mich damit ernsthaft auseinanderzusetzen, weil a) eine andere technische Lösung relativ schnell nutzlos würde, weil sie genauso niemand nutzt, b) mein Hirn mit den allermeisten Anforderungen immer noch ziemlich gut mitkommt, weshalb ich diesen dämlichen Planer nicht benutze, denn ich brauche ihn nicht und c) ich nicht allein mit der Angelegenheit bin. Würde es bei den anderen wirklich so viel Schmerz verursachen, manchmal nicht genau zu wissen, wann ich was treibe, wie es für mich manchmal ganz kurz den Anschein hat, dann wäre ich schon vor langer Zeit zur Implementierung einer neuen Strategie GENÖTIGT worden. So schlimm kann es also gar nicht sein. Ich weiß ja nicht, wie es euch da draußen so geht, aber mich nervt der Gedanke an feste Terminpläne abseits der Arbeitswelt irgendwie mehr als nur ein bisschen. ich möchte mir das Gefühl bewahren, dass meine Leisuretime mir gehört… wenigstes ein bisschen. In diesem Sinne – schönes Wochenende. Was wir gemeinsam vorhaben hat die beste Ehefrau von allen ja bestimmt schon lange eingetragen… 😉

Auch als Podcast…

Verwirrt im Park – oder WODURCH wir kreativ werden…?

Als ich dieser Tage vormittags durch den Alten Botanischen Garten in Marburg wanderte, da befiel mich mit einem Mal ein Gefühl, dass ich sonst eher nur dann erlebe, wenn ich aus einem meiner bekloppten Träume erwache – Verwirrung! Man muss dazu einerseits wissen, dass ich mich – wenngleich wir natürlich alle träumen – so doch nur äußerst selten an den Inhalt meiner nächtlichen Ausflüge in Morpheus’ Reich erinnern kann; dass ich jedoch andererseits zumeist dann so einen oberwirren Kladderadatsch im Kopf habe, dass ich nicht umhin komme, zu mir selbst “HÄH?” zu sagen. Nun jedoch habe ich das am hellichten Tage erlebt. Und ich könnte nicht behaupten, dass ich gerade am Tagträumen gewesen sei. In Gedanken versunken vielleicht, aber mehr auch nicht. Und dennoch schien die Atmosphäre mich auf besondere Art zu berühren. Vielleicht lag es daran, dass der zähe Hochnebel alles in ein wenig mystisches Grau gehüllt und den Lärm der nahen Straßen ein wenig gedämpft hatte. Eine Art Entkopplung vom Alltag. Sicherlich spielte auch eine Rolle, dass ich mich bewusst darauf eingestellt hatte, meine Sinne offener zu lassen als sonst. Unter normalen Umständen sind meine Wahrnehmungsfilter eher eng eingestellt. Insbesondere dann, wenn ich durch größere Mengen von Menschen navigieren muss und diese auch noch nahebei umhermäandern. Habe ich hier schon mal erwähnt, dass mich die meisten Menschen ziemlich anstrengen…? Nun war ich aber in dieser mäßig ausgedehnten Grünanlage weitestgehend allein unterwegs, so dass ich mir erlaubte, mich auf den Ort einzulassen – und plötzlich begann ich mehr zu bemerken als sonst. Mehr Details, mehr Tiefe, intensivere Eindrücke. Das war die Ursache meiner Verwirrung.

Ich bin – zumindest in meiner Selbstwahrnehmung – kein sonderlich meditativer Typ. Ich laufe normalerweise durch die Gegend, ohne jedes irgendwie auffällige Ding abseits des Wegrandes mit großem Bohei ostentativer Wertschätzung unterziehen zu müssen. Ja, ich knipse auch Blumen, aber ich mache da jetzt kein performatives Happening mit “oh!”, “ah!” und “hach!” draus. Wahrscheinlich bin ich spirituell; im strengen Gegensatz zu religiösen Menschen brauche ich allerdings weder heilige Bücher, noch heilige Orte oder Häuser, noch heilige Rituale, um den Geist der Dinge finden zu können, wenn ich es denn darauf anlege. Ich erlebe allerdings in diesen Wahrnehmungen am Rande des Bewussten, die irgendwie meine Aufmerksamkeit fesseln können dennoch oft genug Anlässe, über dieses oder jenes nachzudenken. Und manchmal finde ich dabei auch gleich noch neues Verstehen, wie ich etwas (besser) darstellen, analysieren, erklären könnte. Also Inspirationen für mein kreatives Handeln. Und DAS ist jetzt für einen Pädagogen nicht die schlechteste Sache, nicht wahr? Es funktioniert dann am besten, wenn ich das Erlebte in einen Kontext setzen kann. Unsere Welt in ihrer Gesamtheit ist ein komplexes Netzwerk aus Abhängigkeiten, Gleichgewichten und Korrelationen zwischen den Menschen untereinander und mit ihrer jeweiligen Umwelt. Unsere Aufmerksamkeit wird jedoch viel zu oft durch die dauerpräsente Content-Berieselung aus der High-End-Taschenwanze von unserem tatsächlichen Lebensumfeld abgelenkt. Wir werden dabei dauererregt (im positiven, wie im negativen Sinne), aus dem Kontext unseres eigenen Lebens gerissen (um dann jedoch seltsamerweise Anteil an Schicksalen zu nehmen, deren Realitätsgehalt wir nicht mal im Ansatz überprüfen können und deren Protagonisten kontinental weit weg von uns sind, sofern sie überhaupt existieren) und dazu aufgefordert alles und jeden zu bewerten (egal wie dünn die präsentierte Information auch sein mag). Und wundern uns dann, dass es uns immer schlechter geht: gehetzt von einer Welt, die viel zu groß ist, um sie jemals vollständig verstehen zu können. Dauernd gefüttert mit Inhalten, die weder irgendetwas mit unseren realen Leben zu tun haben, noch es uns erlauben, uns eine fundierte Meinung bilden zu können. Und das ganze eingebettet in eine Maschinerie, deren Entwickler es zur Kunst erhoben haben, uns auf Gedeih und Verderb nicht mehr aus ihren Klauen – vulgo aus ihren Apps – wegzulassen. Denn unsere Aufmerksamkeit macht uns zur Ware… zum ausquetschbaren Subjekt der amoklaufenden Antiscocial-Media-Konzerne… Willkommen in der schönen neuen Welt!

Sich davon loszumachen – wenigstens ein bisschen – geht allerdings mit Schmerzen einher, denn wir haben uns so sehr daran gewöhnt von unseren Filterblasen geliebkost zu werden, dass wir es uns nicht mal im Ansatz vorstellen können, DASS SCHEISSHANDY MAL WEG ZU LEGEN… und einfach durch einen nebligen Park zu spazieren und die Umwelt auf uns wirken zu lassen. Und bevor jetzt irgendjemand mit No-Go-Areas kommt: ich bin ein white middle-aged cis-gender guy, zu hässlich um Angst vor einer Vergewaltigung haben zu müssen und andererseits zu alt, zu abgefucked und auch zu böse um vor irgendwelchen Talahons wegzurennen. Wen jemand sowas ausprobiert, bekommt er halt seine Quittung. ABER… man kann auch zu mehreren durch den Park gehen und bekommt immer noch die Gelegenheit, in Kontemplation zu verfallen. DAS ist eine Frage des Wollens und Zulassens! Auch mir fällt es nicht immer leicht, die üble Angewohnheit des dauernden Blödschirm-Suchtelns zu unterdrücken. Wer ohne Sünde ist und so… Aber ich stelle immer mehr fest, dass vieles von dem, was da vor meinen Augen vorbeiflackert schlicht schäbigster Mist ist, und dass es mich unterdessen ANWIDERT, mit solchen DRECK den ganzen Tag zugetextet zu werden. Denn die Hoffnung auf etwas Gehaltvolles, dass tatsächlich irgendeinen Bezug zu meinem realen Leben hat, erfüllt sich nur sehr selten. Wenn nun aber jemand daher kommt und mir sagt, “Aber ich MUSS doch abgelenkt werden, die Welt ist so schlimm, das ertrage ich nicht!”… nun dann würde ich empfehlen, sich mal ernsthaft zu fragen, ob irgendetwas auf dieser Welt vom Ignorieren durch mediale Ablenkung besser würde. Kleiner Tipp: wirklich das EINZIGE, was sich dadurch verbessert, sind die Einkommensaussichten der Tech-Barone im Silicon Valley. Und DIE sind wahrlich schon viel mehr als fett genug… Denkt mal darüber nach. Dann kommt ihr schon drauf, dass ihr eure Hirne nicht an die Kette legen lassen solltet; denn wahre Kreativität entspringt nur einem freien Geist! In diesem Sinne, ein schönes Wochenende.

Auch als Podcast…

WANN und WO wir kreativ sind…?

Ja, ja… ich weiß – natürlich immer und überall. Wollte ich es mir so leicht machen, bräuchte ich keine neue Mini-Series über das Thema schreiben. Ehrlicherweise kann ich hierbei aber erstmal nur über die Modalitäten MEINES kreativen Handelns erzählen. Ich weiß jedoch von einigen anderen, dass deren Kontextbedingungen, Kreativität entstehen zu lassen und am daraus resultierenden Content arbeiten zu können, von den meinen teilweise erheblich abweichen. Was ja irgendwie jetzt auch nicht verwunderlich ist. Vielleicht möchte ich hiermit vor allem darauf hinweisen, dass in (fast) jedem von uns Potentiale stecken, die zu entwickeln es meist nur ein wenig Mut bedarf; und einiger ermutigender sowie strukturierender Hinweise, wie man diese Potentiale weckt und nährt. Ich möchte diesen Post also quasi als AUFRUF gelesen sehen, sich seiner Kreativität zu bedienen. Ganz gleich, wie groß oder klein das Ergebnis am Ende auch sein mag. Es geht oft nicht mal im Ansatz darum, (möglichst viele) Andere für seinen Scheiß zu begeistern. Wenn das mein einziger Antrieb wäre, hätte ich dieses Blog schon sehr lange eingestellt. Es geht mir eher darum, das ihr da draußen versteht, dass es einer Haltung zu seinem eigenen kreativen Handeln bedarf, wenn dieses für irgendjemand irgendwelche Bedeutung entfalten können soll! Ich muss meine Ideen und Produkte mögen und dieses Gefühl auch transportieren, lange bevor irgendjemand anders vielleicht beginnt, meine Ideen und Produkte zu mögen! Und damit erfüllt kreatives Handeln vielleicht bereits einen wichtigen Zweck, lange bevor ich andere Menschen mit meinen Ergebnissen konfrontiere; nämlich das Gefühl, wirklich ETWAS geschaffen zu haben. Selbstwirksamkeitserfahrung wird dieses Gefühl genannt. Und jede*r von uns braucht das, um nicht am Leben zu verzweifeln… manche mehr, manche weniger!

Das WANN ist aber tatsächlich eine Frage, die hoch individueller Betrachtung bedarf. Denn es gibt ja nicht einfach nur Lerchen und Eulen; also Frühaufsteher und Spätzubettgeher, die je nachdem, wie exzessiv sie jeweils IHREN Zeitkorridor zu nutzen belieben ganz schön aufpassen müssen, nicht vor der frühmorgendlichen Kaffeekanne zu kollidieren. Wir neigen allerdings oft dazu, in absoluten Dimensionen zu denken, anstatt die Dinge differenziert zu betrachten. Obschon zum Beispiel ich selbst fast mein ganzes Leben als hart unterdrückte Eule zugebracht habe (wie Sträter schon sagt: alles vor Halbzehn ist nicht seriös), ist es MIR zur zweiten Natur geworden, morgens oft der Erste im Büro zu sein. Und zwar weil ich in der dämmrigen Solitude erst langsam herankriechender Arbeitstage konzentriert was wegarbeiten kann. Es ruft noch niemand an und es sind auch noch keine Kolleg*innen da, die meine Aufmerksamkeit immer wieder durch Fragen vom eigentlichen Subjekt meines Tuns und Denkens ablenken (was ich niemandem zum Vorwurf mache – hat ja alles seine Berechtigung). Das hat etwas fast Friedvolles. Aber – und das muss hier noch einmal betont werden – das ist NICHT mein natürlicher Modus. Wenn ich liegenbleiben kann, bleibe ich liegen. Je nachdem, wie sehr manche Teile meines Körpers schmerzen auch gerne lange. Und so gibt es viele Menschen, die für verschiedene Use-Cases divergierende Routinen haben, die sich nur selten in die oben erwähnte Eule/Lerche-Dichotomie einpassen lassen. Jedes Ding hat anscheinend seine Zeit. So auch die Kreativität. Ich habe meine Phasen, sofern ich diesbezüglich die Wahl habe, zumeist am späten Vormittag und am späten Nachmittag bis Abend. Ich werde heutzutage etwas früher müde als noch in meinen 30ern und frühen 40ern; aber manchmal sitze ich auch heutzutage noch bis in die Puppen. Denn manchmal hat es seinen Vorteil, wenn der präfrontale Kortex in seiner Funktion als Kontroll- und Moderations-Instanz unserer Affekte am späten Abend in die Heiah geht… und unser ES (um es mal mit Freud zu sagen) zum Spielen rausdarf…

Herauszufinden, WANN man am besten aus seinem Trott herauskommt – und das muss man, um seiner Kreativität eine Chance zu geben – ist natürlich mit der Frage nach dem WO eng verbunden. Es fällt mir durchaus leicht, Ideen aller Art an den verschiedensten Orten zu sammeln und festzuhalten. Ich habe meine Taschenwanze unterwegs dabei und wenn mich ein Gedanke kitzelt, nutze ich die Diktierfunktion. Ich habe aber auch fast immer irgendwas zum Schreiben oder Kritzeln bei mir. Der Teil der Ideensammlung ist ja aber, wie ich neulich schon beschrieben habe, nur ein Teil der Miete. Und für die eigentliche Arbeit, da hat jeder so seine Modalitäten, die er im Laufe der Zeit für sich herausfinden muss. Man sollte dabei allerdings nicht davor zurückschrecken, sich selbst und seine Bedürfnisse einfach mal zu akzeptieren, wie sie sind. Nur weil irgendein unnützes Ratgeberbuch, eine Webseite oder so ein haariger Trottel aus dem Internet (also… so Typen wie ich) irgendwelche Tipps zum Thema geben, heißt das noch LANGE nicht, dass diese Tipps für DICH funktionieren. Ich kenne jemanden, der, um kreativ werden bzw. überhaupt Brainiac-Work machen zu können, in seinem Zimmer mit lauter Musik, laufender Videoberieselung und whatnotelse umherlümmelt, weil der externe Krawall sein gelegentlich Amok laufendes Gehirn so sehr beschäftigt, dass er sich unterdessen bewusst mit etwas beschäftigen kann, ohne dass die Stimmen in seinem Kopf allzusehr stören. Und wenn das so ist, dann ist das halt so. Für mich wäre das nichts, denn ICH wäre abgelenkt. Aber meine individuellen Bedürfnisse können doch NIEMALS für jemand anders der Weisheit letzter Schluss sein!

Was ich mit diesem Post sagen will – für den unwahrscheinlichen Fall, dass dies bis jetzt noch NICHT klar geworden sein sollte – ist Folgendes: die eigenen Modalitäten des WANN und WO der kreativen Arbeit können eigentlich so gut wie nie falsch sein, wenn sie dem Prozess wirklich helfen sollen. Eine der wenigen Ausnahmen: ihr wollt Menschen töten, um während eurer Music-Sessions Bier aus deren Schädeln zu trinken? Bitte nicht, denn das ist illegal. Zumindest hier. Und bis Walhalla isses ja noch’ne Weile. Aber ansonsten – feel free to try yourself. Man muss fast immer um die Ecke gehen, um sehen zu können, was dahinter liegt. Klingt komisch einfach, is aber wahr. In diesem Sinne – findet euren “right space to get creative”, nutzt ihn; und wenn’s doch (noch) nicht passen sollte, sucht einfach weiter. Das wird schon…

Auch als Podcast…

Von Idealen und Zwängen N°2 – Bindung!

Natürlich geht es nicht um Bücher; obschon Bücher ein relevanter Teil meines Lebens sind. Lesen, verstehen, nutzen, schreiben, Ideen transportieren, zum Denken anregen. Ganz wunderbare Dinge, in denen ich einen Teil meines eigenen Lebenssinnes sehe. Wäre auch komisch, würde ich als Lehrender (aber auch als stetig Lernender) NICHT daran interessiert sein, wie Bücher auf Menschen wirken – und was es braucht, sie zu schreiben. Mag sein, dass sich der Modus der Textrezeption unterdessen geändert hat; Studien weisen darauf hin, dass solche Texte wie etwa dieser heutzutage Menschen vor schwierige Aufgaben stellen. Und zwar weil das Lesen, vor allem aber das Leseverständnis sich anscheinend jenen kognitiven “Häppchen To Go” angepasst haben, die wir minütlich frisch aus dem Blödschirm der apple-esken oder androiden Taschenwanze in unsere Augen gebeamt bekommen. Sei’s drum. Ich werde jedenfalls meinen Stil gewiss nicht daran anpassen, weil nämlich “Häppchen To Go” für mich viel zu unterkomplex sind. Und weil man in einem 15-Sekunden-Video oder einem Insta-Bildchen oder Reel kaum irgendetwas darstellen kann, dass tiefer unter die Haut geht, als eine Tatto-Nadel… Aber es ging nicht zuvorderst um das Lesen und Schreiben – wenngleich mein Leben sich weitestenteils genau darum dreht. Nein, es soll hier um Bindung gehen; also… jenen “Kleber”, der Menschen in unterschiedlichsten Gruppen und Kontexten jeweils zusammenhält. Vor allem aber um jene Bindung, die insbesondere im beruflichen Kontext immer wieder eine große Rolle spielt: nämlich die an das Unternehmen.

Manchmal gehen Unternehmen weite Strecken und nehmen großen Aufwand in Kauf, um Menschen an sich zu binden. Ob es sich dabei um Incentives eher materieller Natur handelt, wie irgendwelche Boni, Vergünstigungen, Gehaltserhöhungen, etc, um soziale Events, oder sorgsam zelebrierte, aber dennoch immer noch dienstlich strukturierte Ausbrüche aus dem Alltag, welche den Zusammenhalt durch die Betonug gemeinsamer Ziele stärken sollen, ist dabei vollkommen gleichgültig. Denn das Ziel bleibt dabei stets das Selbe: nämlich das individuelle Sinnempfinden der betreffenden Mitarbeiter*innen mit den übergeordneten Zielen des Unternehmens zu verknüpfen, um so Commitment und damit hohe Leistungsbereitschaft zu erzeugen, die widerum dem Unternehmen zu Gute kommen. Denn eine hohe Leistungsbereitschaft erzeugt – zumindest mittelfristig – mehr Effizienz und damit alsbald auch höheren Deckungsbeitrag. Money makes the world go round… Nun bin ICH definitiv nicht abgeneigt, für mein Salär eine entsprechende Gegenleistung zu erbringen. Ich mag diese Arbeit, die ich tun darf, auch wenn ich hier gelegentlich mein Leid über manche Rahmenbedingung klage. Ich bin – allem Genöle zum Trotze – in der durchaus beneidenswerten Position, mein Geld mit etwas verdienen zu können, das mir am Herzen liegt und worin ich durchaus gut bin. Und DAS können bei weitem nicht alle in der bunten Republik von sich behaupten – weder das eine, noch das andere! Dennoch fremdle ich bisweilen mit den Maßnahmen, die eine bessere Mitarbeiterbindung erzeugen sollen. Vielleicht, weil ich die versteckten Workloads klar sehen und mit Zahlen benennen kann. Vielleicht, weil das Unternehmen NICHT meine Familie ist und diese auch NIEMALS ersetzen wird. Vielleicht aber vor allem, weil ich arbeite, um leben zu können – NICHT anders herum? Life-Work-Balance anybody?

Es gibt natürlich ein paar Aspekte, die ebenso sinnvoll wie bedeutsam sind: Menschen, die sich in einem Unternehmen wohl fühlen, wechseln nicht; und starke Personalfluktuation ist heutzutage im Gesundheits- und Sozialwesen einer der größten Kostentreiber. Menschen, die sich in einem Unternehmen wohl fühlen, sich als Team verstehen und echt zusammen arbeiten, zeigen größere Effizienz bei der Erledigung ihres Workloads. Menschen, die sich in einem Unternehmen wirklich wohlfühlen, entwickeln das Bestreben, sich selbst weiter zu entwickeln; und nicht selten bringen sie damit – quasi als Beifang – auch das Unternehmen als lernende Organisation vorwärts. Ich werde für 40h/Woche bezahlt. Welchen Output ich in diesen 40h erzeuge, hängt jedoch SEHR von den vorgenannten Mechanismen ab. Mir persönlich fällt es leicht, meine Zeit mit Sinnvollem zu füllen, auch wenn ich als Mensch mit Leitungsaufgaben oft erstmal den Rahmen meiner Arbeit neu schaffen muss. Ich mache das nicht alleine, natürlich gibt es Vorgaben von oben. Aber ich könnte mich auch darauf zurückziehen, mich direktiv führen zu lassen. Das Geld wäre das gleiche. Da ich mich aber – zumindest im direkten Umfeld – durchaus respektiert und gewertschätzt fühle, ist es mir keine Last, meine Zeit zu füllen. Wo ich jedoch nicht mitgehe, ist bei Folgendem: wenn man nämlich versucht, subtil weitere Aufgaben zu verteilen und so die, teilweise eh schon mörderische, Arbeitsverdichtung weiter vorantreibt; unter dem Deckmäntelchen der gemeinsamen Ziele. Das kann unterschiedlichste Formen annehmen und wirkt glegentlich so, als habe man die Idee, das jetzt zu machen auch noch selbst gehabt… allerdings wird der weg dahin durch psychologisches Framing vorher schön geplättelt und mit Edelkies bedeckt und mit einer hübschen Rabatte versehen, damit es sich leichter geht…

Das ist dann keine positive Bindung mehr, das ist Verarsche! Aber gelegentlich fällt mir dann meine ausgeprägte protestantische Arbeitsethik in den Rücken und lässt mich Dinge tun, für die ich eigentlich zu faul bin… äh, sorry arbeitseffizient… Zumindest manchmal. Ich bin mal gespannt, wohin dieser Zug in nächster Zeit noch fährt. Für’s erste werde ich dem freien Wochenende frönen und mir Gedanken über das Schreiben machen. Denn dazu habe ich eine überaus positive Bindung, die mich manchmal sogar zur Selbstausbeutung treibt. Aber hier macht diese viel mehr Spaß, als am Arbeitsplatz. in diesem Sinne – schönen Samstag.

Auch als Podcast…

Der verwirrte Spielleiter N°68 – Doch “Forever DM”?

Ich habe ehrgeizige Ideen. Ich möchte zukünftig gerne neue, andere Spieler gewinnen, um meinen Kampagnen (wieder) mehr Leben zu einzuhauchen. Möglicherweise werde ich nun West-Marches-Style ausprobieren. Es ist schon so, dass ich auch sehr gerne selbst spiele. Allerdings musste ich feststellen, dass mir das Spielleiten ebenso viel Freude bereitet. Möglicherweise bin ich aus gutem Grund ein „Forever DM“. Und zwar in dem Sinne, dass es mir eine besondere Spielwiese bietet, um meine kreative Ader ausleben zu können. Geschichten erzählen zu dürfen, bedeutet mir viel. Und es war und bleibt für mich eine Herausforderung, so gut wie niemals ein vorgefertigtes Modul als Grundlage für mein Spielleiten zu benutzen. Ich kann mich ehrlich gesagt nicht mehr erinnern, wann ich das letzte Mal etwas Vorgefertigtes benutzt habe, denn ich denke mir sowohl meine Abenteuer, als auch meine Kampagnensettings schon seit meinen frühen Tagen als Spielleitung stets selbst aus. Ich habe an anderer Stelle bereits darüber gesprochen, dass ich überdies seit geraumer Zeit mein eigenes Spielsystem (Regelwerk) benutze. Somit habe ich mir über die Jahre ein eigenständiges Ökosystem geschaffen, In welchem all meine Kampagnen stattfinden können. Es liegt also auf der Hand, es nun auch mit mehreren Spielgruppen zur gleichen Zeit in der gleichen Kampagnenwelt auszuprobieren. Was allerdings bedeutet, dass ich mehr Spieler brauche!

Ich will ehrlich sein: Ich bin im Moment unzufrieden. Das könnte eventuell daran liegen, dass sich in den letzten Monaten eher wenig getan hat im heimatlichen Spielbiotop. Dem Umstand geschuldet, das ich einerseits durch meine Arbeit, andererseits aber auch durch Terminschwierigkeiten der Mitspielenden nur sehr wenig zum Spielleiten gekommen bin, liegen alle Kampagnen, die ich bis dahin entwickelt hatte, völlig brach. Diesem Umstand Abhilfe zu schaffen, erweist sich schon seit dem Sommer als relativ schwierig. Da sich zudem, wie es irgendwie jedes Jahr der Fall ist, mein Spätjahr mit Arbeit gefüllt hat, wie ein Truthahn zu Thanksgiving, bin ich momentan derjenige, welcher die Terminschwierigkeiten verschuldet. Aber ich bin guten Mutes, dass sich diese Situation alsbald verbessern lässt. Zunächst gilt es, wenigstens eine Kampagne (nämlich meine schon seit über zwei Jahren laufende Hohlwelt-Geschichte) noch zu Ende zu bringen. Und zwar zu einem guten Ende. Zu einem für alle Beteiligten befriedigenden Ende. Danach jedoch will ich mal andere Wege gehen. Ich habe die vage Idee, dass mit mehreren Gruppen, die an unterschiedlichen Stellen und zu unterschiedlichen Terminen in der gleichen Welt spielen, immer wieder Spieler austauschen oder auch mal zusammenkommen können, eine neue Dynamik entsteht und ich vor allem mit den Terminproblemen nicht mehr so zu kämpfen habe. Ob das wirklich funktionieren wird, weiß ich nicht. Viele DMs bekommen das mit dem sogenannten West-Marches-Style hin, aber ich bin irgendwie eingebettet in ein Umfeld mit lauter Schichtdienstlern, deren Terminpläne nebeneinander zu legen oft schlimmer ist als Scrabble auf Gälisch. Aber ich bin mittlerweile der Auffassung, dass es so, wie es im Moment läuft nicht weitergehen kann. Es ist für mich einfach erheblich unbefriedigend, das es keine verlässlichen, regelmäßigen Termine gibt. Dafür bin ich viel zu sehr ein Zock-Junkie. Und wenn ich nicht selber genug zum spielen komme, weil Spielleiter halt doch Mangelware sind, dann muss ich halt selbst spielleiten – come hell or high water!

Meine Wahrnehmung aus Erfahrungen der der letzten Zeit ist allerdings, dass es gar nicht so einfach ist, gleichgesinnte TTRPG-Junkies zu finden, die auch tatsächlich mit oder bei einem spielen wollen. Oft entwickeln sich Spielrunden aus Freundeskreisen und bleiben dann über Jahre, manchmal sogar Jahrzehnte hinweg konsistent – und auch nach außen geschlossen, weil man eben “seinen speziellen Stil” am Tisch pflegt. Es ist dabei nicht so, dass die Leute nicht auch Neues ausprobieren würden (also… andere Regelwerke); aber halt immerzu im gleichen Kreis. Denn das Bekannte hat den Reiz, stets für sich einschätzen zu können, wohin der Zug wohl fahren wird. UND… selbst wenn es die eine oder andere Online-Spiele(r)börse gibt, bleibt der Austausch über existierende Runden hinweg eher begrenzt. TTRPG ist und bleibt hier in Deutschland, allen Bemühungen verschiedener Youtuber zum Trotze ein Nischenhobby. Ich finde das insofern nicht schlimm, als eine überbordende Kommerzialisierung noch jeder Freizeitaktivität geschadet hat. Aber es verkompliziert die Dinge, wenn Menschen aus der – vielleicht berechtigten – Sorge heraus, Liebgewonnenes zu verlieren, die Tellerränder höher ziehen. Andererseits habe ich feststellen dürfen, dass “das Bekannte” ebenso eine Illusion ist, wie wirklich die Kontrolle über sein Leben zu haben. Möglicherweise ist das einer der Gründe für die relative äußere Abgeschlossenheit bestehender Spielrunden/-umgebungen: indem man sich in seinen Chars auslebt, kann man die Kontroll-Illusion bezüglich des eigenen Schicksals aufrecht erhalten… wenn auch nur für fiktive Personen, die man sich selbst ausgedacht hat. Wie man’s dreht und wendet, ich bin immer noch auf der Suche nach neuen Mitspielern; und bereit, mit ihnen und meinen Stammspieler*innen zusammen neue Geschichten zu erzählen. In diesem Sinne – always game on!

WIE wir kreativ sind…?

Ich habe vor einigen Tagen über die Motivation zum Kreativsein gesprochen. Und vielleicht auch im gleichen Atemzug darüber, dass kreativ zu sein bedeutet, arbeiten zu müssen; oder zu wollen, je nachdem. Ich sagte, dass man die richtige Idee festhalten und dann mit dieser arbeiten müsse, um zu Ergebnissen zu kommen. WEN die so entstehenen Ergebnisse am Ende zufriedenstellen sollen, ist damit natürlich noch nicht gesagt. Aber essentiell ist, den Arsch in Bewegung zu setzen und es zu TUN. Denn durch LASSEN entsteht selten etwas. Mit all dem ist aber noch keine Silbe über den eigentlichen Prozess gesprochen. Und dem möchte ich nun Abhilfe schaffen. Das wird hier gewiss keine Anleitung zum kreativen Arbeiten. Vielleicht aber eine Anregung, seine eigene Herangehensweise zu überdenken. Aber jetzt schauen wir uns das ganze mal vom Start weg an:

  • Die Idee: Oft entsteht dieses Missverständnis, dass die Idee das Zentrum des kreativen Prozesses sei. Sie ist jedoch bestenfalls der Zündfunke. Vielleicht kommt einem der Kairos (siehe unten*) zur Hilfe, aber in allererster Linie entstehen Ideen aus allen möglichen Wahrnehmungen. Die Kunst besteht darin, die Idee zunächst ohne Bewertung aufzuschreiben, aufzumalen oder sonstwie festzuhalten. Man kann die Ideen dabei thematisch sortieren, oder wirft sie allesamt in eine gemeinsame Ablage. Analog oder digital spielt dabei keine Rolle, sondern ist, ebenso wie die Sortierung den Vorlieben des Ablegenden geschuldet. Sie muss EUREN Modus Operandi unterstützen! Ich selbst mag es, durch die physischen Artefakte meiner Kognition zu wühlen; oder anders gesagt: ich mag Papier. Aber was ich mag, spielt hier keine Rolle! Wichtig ist, so einen Schatz von Ideen anzusammeln, auf den ich zurückgreifen kann, wenn ich mal – subjektiv – leer bin und mir irgendwie nix PASSENDES einfallen will. Denn unsere Ideen kommen und gehen, wie sie Lust haben – nicht, wie ich sie jetzt brauche.
  • Die Sortierung: Viele spontan entstandene und aufgezeichnete Ideen erweisen sich auf den zweiten Blick als unbrauchbar: Die Geschichte / die Präsentation / der Unterrichtsplan funktionieren nicht, weil man sich inhaltlich verrannt hat? Oder eine bessere Lösung / Geschichte mit der exakt gleichen Prämisse existiert schon; bis hin zu echtem Plagiat? Notwendiger Aufwand und mögliches Ergebnis stehen in keinem vertretbaren Verhältnis zueinander, weil es etwa an Ressourcen oder Know-How mangelt? Dann legt man die Idee beiseite – oder ggfs. auch ganz in die Rundablage. Denn niemand von uns hat unendlich viel Zeit ALLES auszuprobieren. [CAVE: Manche Idee ist vielleicht JETZT nicht umsetzbar, darf aber dennoch als Anregung dienen, sich z.B. technisches Know-How anzueignen, sich mit neuen Methoden vertraut zu machen oder eine zukünftige Anschaffung zu rechtfertigen. Die Dinge müssen manchmal reifen…] Am Ende bleibt immer noch genug Material übrig, um in die nächste Phase zu gehen…
  • Die Analyse: Was ist mein Ziel mit der Umsetzung dieser Idee? Welchen Effekt möchte ich erzielen? Die Frage ist bedeutsam, denn es ist recht oft KEINE gute Idee, erst mal mit der Geschichte / Präsentation / Planung loszulegen, bevor man sich nicht das tatsächliche Ziel der Bemühungen überlegt hat! Das heißt, mein kreativer Prozess entwickelt die Dinge nicht immer, aber doch recht oft vom Ende her. Weil ich ohne definiertes Ziel, ohne Fokus auf das gewünschte Ergebnis u. U. unterwegs manchmal gar nicht so recht wüsste, in welche Richtung ich als nächstes gehen sollte. Ich will ein Beispiel geben: bei einem Buchprojekt war ich dieses Jahr für eine ganze Weile “stuck in the middle”, weil ich mal so eben aus Lust angefangen hatte, drauf los zu schreiben, ohne das Storyboard und die Charakterarcs vorher fertig entwickelt zu haben. Es brauchte dann eine – gar nicht besonders komplizierte – Erkenntnis, die allerdings bis zur Reife MONATE benötigte, um wieder voran kommen zu können. Hätte ich von vorn herein bestimmte konzeptionelle Arbeiten dem Drauflosschreiben vorgezogen, hätte ich mir diesen Schmerz vermutlich sparen können. Insbesondere wenn man bedenkt, dass ich bei meiner Brotarbeit auch nie ohnen einen Plan losziehe…
  • Das Kozept: Die Form des Konzeptes muss der Art des Projektes genügen, welches sich aus der Idee entwickeln soll. Möchte ich z.B. einen speziellen Unterricht überarbeiten, um zu besserer Verständlichkeit, griffigerer Darstellung des Sachverhalts, besserem Transfer zu kommen, schaue ich mir zuerst die Grob- und Feinlernziele an und überprüfe, ob in meinen Methodenpool etwas parat liegt, was hierfür passt. Falls nein, muss ich auf die Recherche gehen und etwas Passendes finden. Dann sortiere ich den dramaturgischem Aufbau der inhaltlichen Sachlogik folgend, gieße alles in ein Artikluationsschema und beginne mit der Erstellung der einzelnen Content-Komponenten. Was für die eben beschriebene Erstellung eines Unterrichtsverlaufsplanes gilt, funktioniert ebenso für andere Projekte, in denen ich Ideen unterschiedlichster Art umsetzen will. Ob ich ein Storyboard für eine Geschichte oder für mein Hobby TTRPG entwickle, macht keinen Unterschied. Lediglich die äußere Form, welche das Konzept annimmt, wird jeweils eine andere sein.
  • Die Feinarbeit: Wir sind schon auf der Ebene der eigentlichen Content-Erstellung angelangt. Die eben beschriebene Schrittfolge zur Konzepterstellung wiederholt sich hier für jede einzelne Komponente – bis alles fertig ist und passt. Das klingt jetzt irgendwie platt, aber wenn ich ein Buch schreiben will muss ich genau das tun: schreiben. Wort für Wort, Zeile für Zeile, Seite für Seite, Kapitel für Kapitel. Und dann konfrontiere ich mein schönes neues Produkt mit der Realität… und fange gelegentlich nochmal von vorne an. Aber das nennt man Qualitätsmanagement… Spaß beiseite (und ja, kreativ sein zu können, macht wirklich Spaß); hier schlägt das zu, was ich vorhin beschrieben hatte – wenn ich bei der Konzeptentwicklung nicht die notwendige Sorgfalt walten lasse, muss ich das hier ausbaden. Und zahle eben im Zweifel mit Monaten der Schreibblockade. Hier kommt wieder der “Zettelkasten der Ideen” zum Tragen. denn wenn ich auf der Ebene der Content-Erstellung auf Blockaden stoße, kann ich mich genauso in meinem Ideenarchiv umschauen, wie auf der konzeptuellen Ebene. Es macht keinen Unterschied, wofür ich eine Idee verwenden kann, solange ich eine parat habe.

Vielleicht wird so ein bisschen klarer, dass kreativ zu sein ebenso ein iterativer Prozess ist, wie alles mögliche andere. Die Länge der einzelnen Zyklen mag variieren, aber am Ende dreht sich alles darum, eure Ideen festzuhalten, die Guten in Konzepte zu gießen und den Teil der Content-Erstellung so oft zu üben, wie nur möglich. ‘Cos we need to suck a great many times, before we get decent, or even good at whatever we try to achieve! Schreibt’s euch hinter die Ohren. In diesem Sinne, macht ma hinne. Schönen Sonntag noch.

(Kairos*) Wenn sich aber die Dinge einmal glücklich gefügt haben, also durch Anstrengung, Überlegung und das – manchmal – nötige Quäntchen Glück die Dinge eines zum anderen fielen und am Schluss alles irgendwie besser gepasst hat, als zunächst gedacht, dann sind wir in jenem Bereich, wo der Kairos regiert. In der griechischen Mythologie ist Kairos – der (glückliche) Augenblick – das Gegenstück zu Chronos – dem Zeitverlauf – und hatte sogar seine eigene anthropomorphische Personifizierung. Vulgo, der Augenblick wurde zum Gott, welcher für „die Gunst der Stunde stand“. Man dachte dabei an Momente, die für besondere, große Taten günstig seien; doch heutzutage darf man beim Kairos ruhig auch mal an andere günstige Gelegenheiten denken, die beim Schopfe zu packen oft eines gewissen Mutes, manchmal bestimmter Talente, aber eigentlich immer des Glückes bedarf. Des Glückes, diesen Moment und die Chance, welche ihm innewohnt erkennen zu können. Des Glückes, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Des Glückes über notwendige Ressourcen zu verfügen. Und schließlich des Glückes, sein Glück begreifen und genießen zu können. 
Auch als Podcast…

Von Idealen und Zwängen N°1 – Authenti…was…?

Was macht mich zu mir? Die Frage mag für manche Menschen blöd klingen. Für mich ist sie Motor und Schmerzpunkt zugleich. Motor, weil ich nicht stehenbleiben kann. Mein Geist ZWINGT mich leider dazu, voranzuschreiten und immer wieder neu herausfinden zu wollen, was da noch zu wissen ist, was man noch besser machen kann, was man jungen Menschen mitgeben kann, damit sie NICHT zu Arschlöchern werden. Ich setze da vor allem auf die Entwicklung der Fähigkeit, sich selbst kritisch zu betrachten. Denn nach meiner Erfahrung ist unerschütterliche Selbstgewissheit in aller Regel das Privileg der Arroganten und der Dummen. Sich selbst immer wieder zu befragen und zu hinterfragen – also sich selbst zu “reflektieren” – ist eine Notwendigkeit, wenn man nach Persönlichkeits-Entwicklung anstatt nach Stillstand strebt. Und damit sind wir beim Schmerzpunkt, wenn doch so viele naiv fragen, warum man sich denn überhaupt entwickeln wollen (oder gar müssen) sollte: “Wir genügen uns (und unseren Lieben?) doch so, wie wir sind. Wir haben unser Leben im Griff. Wir sind doch viel produktivere und wertvollere Mitglieder der Gesellschaft, weil wir unsere Zeit nicht mit egozentrischer Schattenfechterei verschwenden wollen, sondern Leistung auf die Straße bringen! Jawoll, Selbstreflexion ist für faule Pussies, das hält einen nur vom Arbeiten, vor allem aber vom Konsumieren ab!” Tja… was soll ich denn nun sagen zu diesem arroganten, selbstgefälligen PACK, dass sich da so gerne als “Leistungsträger” selbst beweihräuchert? Ich fange mal damit an, dass NIEMAND sein Leben voll im Griff hat. Kontrolle ist eine Illusion und die unüberwindbare Mauer der nächsten Sekunde ist genau das: unüberwindbar. Egal, ob du deine Zeit mit Selbstreflexion “verschwendest” oder lieber das Leben der Leben lebst – Ressourcenverschwendung, Umweltsauereien, asozialen Egoismus und dauerhaft ausgefahrene Ellenbogen inclusive, wird dich der Schnitter holen, wenn es IHM beliebt – nicht dir… Ob ich diese hässlichen Apologeten des Selbstbedienungs-Kapitalismus zum Kotzen finde…? Im Strahl, wertes Auditorium… im Strahl!

Bevor ich jetzt noch länger damit fortfahre, mich über andere Menschoide zu erregen, will ich lieber zum eigentlichen Thema kommen. Doch hat – und das muss ich hier milde lächelnd anfügen – mein kleiner Rant durchaus etwas mit der Frage nach dem ICH und nach Authentizität zu tun. Denn was macht MICH nun wirklich zu MIR, im Angesicht der vielen möglichen Anfechtungen und Anfeindungen, die mein loses Mundwerk (oder meine hiesige hemmungslose Schreibe) oft genug provoziert? Dazu muss ich ein wenig ausholen… Man wirft mir auf der Arbeit immer wieder vor, in meinem Kommunikationsstil zu hart, zu direkt, zu undiplomatisch, auch mal zu unhöflich zu sein. Ich hatte hier gewiss schon mal davon gesprochen, das ich dem nur sehr bedingt zustimmen kann. Unhöflich bin ich gewiss nur dann, wenn man unhöflich zu mir ist. Und ich kann bis heute nicht sehen, wo bei manchen Menschen ansonsten das Problem liegt – außer, dass nicht wenige, mit denen ich im Rahmen meiner Arbeit zu tun habe (haben muss) simple Wahrheit schlicht nicht vertragen können! Doch ich bin nicht bereit, mich auch nur ein Jota weiter zu verbiegen! Now don’t get me wrong – ich suche mir meine Kämpfe heutzutage durchaus mit mehr Bedacht aus als früher. Und ich kann Menschen, die ich ungefähr so sehr respektiere, wie das Depositum, welches ich durch Betätigung der Spülung im Orkus verschwinden lasse kalt lächelnd die Hand schütteln und Small-Talk bereitstellen, als wenn nichts wäre. Beruht wahrscheinlich auf Gegenseitigkeit, wenn man so hört, wie manche über mich und meine Arbeit sprechen. Ist mir aber scheißegal… denn die Ehrlichkeit und Authentizität, welche ich etwa den Auszubildenden im Lehrsaal predige, will – nein MUSS – ich ihnen auch vorLEBEN. Andernfalls wäre ich – wie so manch anderer – nur das Abziehbild einer Führungsrolle, aber kein echter Leader. Mein Anspruch an mich selbst VERLANGT aber von mir, ein Leader zu sein und kein Boss. Mein Anspruch an mich selbst verlangt, allen gegenüber gerecht zu handeln, jene Probleme zu lösen, die in meinem Aufgabenbereich entstehen, indem ich mit offenen Ohren und Augen durch meine Umwelt schreite und meinen eigenen Überzeugungen treu zu bleiben. Und hier kommt die Selbstreflexion ins Spiel.

Ich will authentisch sein, indem ich meinen Überzeugungen folge und ich will anständig sein, durch die Bereitschaft diese Überzeugungen zu revidieren, wenn ich mich geirrt habe. Ich will stark sein, indem ich Schwäche zulassen kann (in mir und anderen) und ich will gerecht sein, indem ich versuche, so gut zu wissen wie möglich, bevor ich urteile. Das geht nur, wenn ich immer und immer wieder über mein TUN und LASSEN ergebnisoffen nachdenke. Das ist ein verdammt hoher Anspruch, dem ich mitnichten immer gerecht werde, denn ich bin nur ein Mensch. Aber nach weniger streben hieße für mich, nicht mehr authentisch zu sein, nicht mehr ich zu sein. Und – wenn man mal ein paar KG abzieht – gilt immer noch, dass ich mit dem Mann, der ich unterdessen geworden bin durchaus recht zufrieden bin! Es war ein langer, schwieriger, anstrengender Weg, mit manch hartem Kampf, manch bitterer Niederlage und manchem Rückschlag – aber es war bis hierher MEIN WEG! Und es wird auch fürderhin mein Weg sein! Irrtümer, Fehler, Extrameilen und Schmerzen inclusive. Aber ich will kein anderer sein! Kein arroganter Möchtegern-Leistungsträger, kein doppelzüngiger, schleimscheißender Opportunist und auch kein Fähnchen im Wind, dass irgendwelchen “wichtigen Menschen” artig gehorcht; ich bin ich! Und denen, die es wahrscheinlich eh nicht verstehen, dass SIE damit gemeint sind, weil ihre Arroganz und/oder ihre Dummheit ihnen diese Erkenntnis leider verunmöglichen rufe ich stolz zu: “Ihr bekommt mich genau so, wie ich bin! Kommt darauf klar, ihr lächerlichen Luschen!” Gute Nacht…

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