Der Storyschreiner N°4 – Willkommen in Vulgarien!

Das meine Dämonen manchmal mit mir durchgehen, ist auch nach vielen vielen Jahren, in denen ich theoretisch gelernt haben könnte, mich im Zaum zu halten, immer noch so – ich halte es da mit Bruce Banner, wenn er im ersten Avengers-Fim sinngemäß sagt „Ich verrate Ihnen ein Geheimnis Cap. Ich bin immer wütend!“ Das bin ich. Nur in dick und nicht grün! Anfechtungen seien dazu da, stoisch überwunden zu werden, haben irgendwelche, vermutlich recht gelassenen und klugen Leute mal gesagt. Wahrscheinlich waren die da auch schon so steinalt, dass ihr Sympathiko-Tonus kaum noch messbar war. Woanders habe ich neulich gehört, dass ein ruhiger und souveräner Umgang mit Streit, selbst wenn man seine Affekte aufwallen fühlt, einen erst wahrhaft zum Mann macht; ganz ehrlich „Critical Drinker“, ich halte das für eine schöne idealtypische Anforderung, die im wahren Leben schneller den Bach runtergeht, als dein Whiskey. In den allermeisten Lebenslagen mag es ja stimmen, denn wer schreit, hat meist Unrecht. Und doch machen erst unsere Emotionen, vor allem aber die Fähigkeit, diese auch in anderen Wesen erkennen zu können, uns wahrhaft zu Menschen. Altruismus wäre ohne diese, eigentlich recht simple Fähigkeit nicht möglich; allerdings kann Empathie auch als Waffe eingesetzt werden, wenn ich mir diese zu Nutze mache, indem ich das Gegenüber auf die Palme zu bringen versuche. Fest jede*r von uns (außer vielleicht Autisten) weiß halbwegs intuitiv, wie das geht; womit ebenfalls fast jede’r von uns weiß, dass man Dinge so und so verstehen kann – WENN MAN MÖCHTE! Auch das wird gerne als Waffe eingesetzt – „Missverstehen Sie mich richtig!“ ist daher ein Titel, den ich richtig gut finde. Ich persönlich kann Emotional-Opportunismus allerdings nicht besonders leiden. Ich mag Menschen, die mir auf die Nasenspitze zusagen, wenn ich Scheiße gebaut habe (natürlich darf man auch mal was Nettes sagen…); und die es im Gegenzug vertragen, wenn ich ihnen gegenüber genau das Gleiche tue. Daran erlebe ich allerdings letzthin in meinem Arbeitsumfeld einen Mangel, weshalb ich dazu nur sagen kann – ZUM TEUFEL MIT DER GELASSENHEIT!

Die Spiegelung im Kabinenfenster fand ich gut – da habe ich das so gelassen…

Es wäre möglicherweise justiziabel, mich hier in aller Breite über DAS auzulassen, was ich in letzter Zeit erlebt habe. Angemerkt sei daher lediglich Folgendes: wenn man in seinem weiteren Umfeld einen eklatanten Mangel an Haltung, Prinzipientreue, Integrität, mithin also Charakterstärke erleben muss, hat man irgendwann keine Lust mehr. Keine Lust mehr auf Spielchen, keine Lust mehr, immerzu die Klappe zu halten, keine Lust mehr einfach zu schlucken, weil es Menschen gibt, die sich in der Position wähnen, Macht über einen auszuüben. Kleiner Hinweis: Macht kann man nur über jene ausüben, welche dieses Tun auch durch konkludentes Verhalten legitimieren. Mein Verhalten mag – um des lieben Friedens Willen – konkludent AUSSEHEN. Es IST jedoch nicht konkludent, da ich die Machtausübung durch Menschen, denen es aus meiner Sicht an den eben benannten Eigenschaften mangelt, schlicht nicht anerkenne! Insgesamt kann ich Menschen, die Macchiavelismus zu betreiben versuchen nicht besonders leiden. Vielleicht auch, weil so viele sich dabei wie Stümper anstellen. Ich bin in meinem Leben mittlerweile so oft das Opfer von teils seltsamen Manipulationsversuchen geworden, dass meine Allergie dagegen ein erhebliches Ausmaß angenommen hat. Schwamm drüber…

Ich war heute, um ein wenig runterzukommen (funktioniert für einen Höhnenängstlichen in einer Hochseilbahn auch total gut… 😉 ) mit meiner Familie auf der BUGA. Immerhin neigt sich das Spektakel dem Ende. Und daher war’s – ganz entgegen meinen Vermutungen – so dermaßen brechend voll, dass ich am liebsten schon am Eingang wieder umgedreht hätte. Hab mich dann doch überwunden, meine Runden gedreht und die geplante Seilbahn-Rückfahrt zu Gunsten der Bus-/Strab-Umrundung abgesagt. Tatsächlich habe ich, dem Trubel sei Dank, mal eine Weile nicht an die Scheiße gedacht, die mich morgen früh wieder erwartet. Im Moment ist, falls das trotz meiner bisherigen Ausführungen noch irgendjemanden wundert, meine Motivation zum Roboten eher eingeschränkt. Aber man hat ja sowas wie Pflichtgefühl. Ich spüre immer stärker diesen Drang, etwas Anderes auszuprobieren; und sei es nur, um MIR zu beweisen, dass mein Marktwert immer noch gut ist. Nein… eigentlich liegt es eher daran, dass die beste Ehefrau von allen mir am Freitag Abend auf die Nasenspitze zugesagt hat, dass mein Job mir im Moment nicht gut tut. Was hatte ich vorhin über direkte Ansprache gesagt? Deshalb liebe ich sie so sehr! Und sie hat verdammt Recht. Ich mag meine Aufgabe – aber die Rahmenbedingungen sind in den letzten Jahren zumindest subjektiv fortwährend schlechter geworden. Und ICH muss es fühlen, sonst kann ich es nicht. Was ich nicht kann? JA und AMEN sagen, wenn ich das Gegenüber eigentlich schütteln möchte, damit ihm seine eigene Beschränktheit wie Schuppen aus den Haaren vor die Augen fällt. Auf robuste Ansprache verzichten müssen, weil da Snowflakes sein KÖNNTEN, die damit nicht klar kommen, wenn man deutlich kommuniziert; oder es falsch verstehen WOLLEN. Und schließlich immer nur Mangel verwalten und um Assets kämpfen zu müssen, selbst dann, wenn dieser Mangel schon die Substanz der Einrichtung bedroht. Ist das irgendwo anders? Dann schreibt mich an!

Ehrlich – ich hätte letzthin gerne ein paar deftige Ausflüge nach Vulgarien unternommen, konnte meine Dämonen aber, weil ich Spielchen erkenne, wenn ich sie sehe, im Zaum halten und Schauspielern. Aber wer weiß. Vielleicht hätte eine „handfeste“ fristlose Kündigung MIR besser getan. Eigentlich hatte ich einen noch deutlich expliziteren Post geschrieben, aber ich habe keinen Bock auf juristischen Müll; Karma ist sowieso ein Bumerang, der in jedem Fall trifft. Und man sieht sich IMMER zwei Mal im Leben. Ich muss Entscheidungen treffen. in jedem Fall werden es interessante Tage, die da kommen. In diesem Sinne, steht aufrecht, auch wenn der Wind scharf bläst, wahrt eure Integrität, steht zu euren Prinzipien – und geht, wenn das nicht möglich ist. Schöne, stürmische Woche.

Auch als Podcast…

Neues von Bibo Blogsberg #1 – Verantwortungsdiffusion

Je größer eine Organisation wird, desto komplexer sind die Netzwerke darinnen und desto undurchsichtiger werden die Befindlichkeiten der beteiligten Protagonisten. Das ist ein Allgemeinplatz, den wirklich jede*r versteht, der sich länger als 17 Nanosekunden mit Organisationsentwicklung befasst hat. Was mich einschließt. Wenn man bedenkt, dass ich das weiß, könnte ich manchmal auch einfach meine Fresse halten, mich zurücklehnen und den Dingen ihren Lauf lassen. Oft genug sind es ja nicht mal MEINE Affen in meinem Zirkus, die gerade ausgebrochen sind, um irgendwelchen fancy Unsinn zu veranstalten. Und doch… fühle ich halt eine gewisse Verantwortung, die mit meinen Aufgaben einher geht. Egal…. Geschichte: Vollkommen meta betrachtet tun wir Menschen manchmal Dinge, die wir sein lassen sollten. Manche Dinge sind einfach nur ungesund, wie zuviel neuen Wein zu trinken, um sich dann trotzdem über den Kopp und den Flotten Otto am nächsten Morgen zu ärgern. Oder ein blöder Fehler, wie etwa, mit eleganter Flottigkeit durch die wohlgetarnte Radarfalle zu donnern, an einem „Unfallschwerpunkt“- a.k.a. hier passiert nie was, aber es ist total gut geeignet um die Leute abzuzocken. Oder ein Ottolenghi-Rezept nachkochen zu wollen, ohne vorher Mami Fortuna die Sterne, Knochen und Karten befragen zu lassen UND einen maghrebo-arabo-afrikano-asiatischen Feinschmeckerladen bis auf die Grundfesten leergekauft zu haben.

Oder man weist auf einen Fehler hin – das ist je nach Betrachtungsweise auch falsch, weil die oben erwähnten komplexen Netzwerke mit ihren Befindlichkeitsfallen an den „richtigen“ Stellen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit jemanden platzieren, der a) easily offended ist, weil die Unterscheidung zwischen Sachverhalt und Person für unfassbar viele Menschen ein unfassbar großes Problem darstellt, b) eine eher gestrige Fehlerkultur pflegt, in der es üblich ist, den Überbringer der Nachricht zu köpfen, anstatt einfach den Fehler abzustellen und c) Verantwortungsdiffusion betreibt, weil man in einem komplexen Netzwerk immer jemanden findet, dem man die Schuld zuschieben kann. Der Kreativität sind hierbei keinerlei Grenzen gesetzt. Höre ich da gerade aus dem Plenum, diese Geschichte habe bis hierhin keinen Spannungsbogen? Nun ja, es ist eine alltägliche Geschichte, die so zuverlässig immer wieder auftaucht und grüßt, wie das Murmeltier. Was man kennt, das schockt einen – eigentlich – nicht mehr, oder? Der Protagonist meiner Geschichte wurde jedoch stinksauer und ist es immer noch, weil man anscheinend auf Fehler einfach nicht hinweist, oder aber den Hinweis so sehr herunterverdünnen muss, dass dieser genauso wirksam wird, wie Homöopathie – nämlich gar nicht. Damit sich ja niemand auf den Schlips getreten fühlt – HABE ICH SCHON MAL ERWÄHNT, WIE SEHR ICH SCHLIPSE HASSE?

Ich könnte mich, und das ist die gute Nachricht, eigentlich fühlen, wie der König meiner kleinen Welt, denn zwei sehr steile und schroffe Klippen wurden erfolgreich umschifft – und wenngleich ich auf die Note für meine Master-Arbeit nun etwas warten muss, ist dieser Abschnitt zu Ende. Mein Leben wird dennoch nicht langweilig, da genug Projekte und Aufgaben meine Aufmerksamkeit erfordern. Und genau da kann ich solche Querschüsse nicht gebrauchen, weil meine Stabilität sich eben gerade erst wieder einzupendeln begonnen hat. Und ICH überdies nicht der Typ bin, der seine Verantwortung diffundieren lässt. Aber dauerhaft und immer wieder für so vieles in Frage gestellt zu werden, dass eigentlich selbstverständlich sein sollte, wie etwa, meiner Kontrollfunktion nachzukommen, nagt an mir. Ich bleibe daher bei meiner Aussage – wenn DAS nicht besser wird, ist es der 31.12.23! Ich habe kein Problem damit, wenn man mir auf den Hinterkopf schlägt, weil ich was verbockt habe, was – Gottseidank – eher selten vorkommt, aber natürlich NICHT nie; wir sind ja alle nur Menschen. Aber ich habe ein Problem, wenn Worte auf die Goldwaage gelegt werden sollen, damit sich niemand angegriffen fühlt, obwohl diese Worte einfach nur eine Sache ausdrücken, die dringend angegangen werden muss. Ich kenne meinen Schulz von Thun weiß Gott, aber irgendwann muss mit dem Rumgeeiere Schluss sein und es braucht Ansagen! Und das verstehen andere offenkundig einfach nicht. Am Ende des Tages bedeutet LEITEN notwendigerweise, nach dem DENKEN zu ENTSCHEIDEN und UMZUSETZEN – und nicht nur darüber zu reden! Irgendwann scheint DAS jedoch aus der Mode gekommen zu sein, und ich habe die Aktennotiz nicht bekommen. Wenn ich ehrlich bin – hätte ich sie bekommen, würde ich diese ignorieren, denn im Geschäftsleben sind wir nicht bei Wünschdirwas, sondern die Zielscheibe auf der Schießbahn. Ach, ich habe schon wieder keine Lust mehr und es sind noch fünf Wochen bis zur nächsten, allzu kurzen Auszeit. Ade, war ned schee…

Mach dein Ding!

Ich lese, auch wenn das eventuell manchmal dumm ist, immer noch jeden Tag die Zeitung. Also, präzise gesprochen lese ich verschiedene Postillen, darunter, wie man weiß, auch die Zeit. Zumeist über die App, bzw. den Browser, weil man da so schön von unterwegs böse kommentieren kann. Oh ja, ich lese Kommentarspalten nicht nur, sondern bin gelegentlich auch Teil des Problems. Wie, Kommentarspalten sind ein Problem? Sagen wir mal so – wenn man im Internet überall nur kommentieren dürfte, wenn man ein minimales Sachverständnis, basale Sozialfähigkeiten und ein Mindestmaß an Intelligenz bewiesen hätte, gäbe es social media als gesamtgesellschaftliches Phänomen NICHT; denn die antisozialen Medien leben davon, dass wirklich jeder frappierend kognitionsallergische, arrogante, sozial inkompetente, chauvinistische, rassistische und schlicht grunddumme Dully seinen televerbalen Müll absondern darf, wo immer them es beliebt… Wie viele der eben benannten Adjektive auf mich zutreffen, müssen Andere bewerten. Fakt ist jedoch, dass auch ich mich zu manchen Themen einfach äußern möchte. Aber dann trifft man halt auf die Anderen, und der Konstruktivismus tut das Seine, damit auch schön die Emotionen hochkochen. Also, zumindest bei manchen. Vor dem Bildschirm bin ich beinahe immer ziemlich gefasst, was im realen Leben möglicherweise nicht ganz so oft der Fall ist. Aber damit müsst ihr halt leben, nicht wahr…

Blumen sind nicht kontrovers, oder…?

Heute Morgen ging es in einem Artikel auf ZON um das typische Sommerlochthema „zu lotterig oder zu sexy bekleidete Schülys!“ (merkt man eigentlich, dass auch mich als Bildungswissenschaftler die Gendern-Debatte mittlerweile bis ins Mark nervt?). Nun ja, jedes Jahr wieder der gleiche Mist – Hosen/Röcke/Tops zu kurz, zu zerrissen, zu eng, zu wasweißichdennschon… wir brauchen Schuluniformen, Bekleidungsordnungen, und überhaupt DIS-ZI-PLIN. Ja Himmiherrgottsaggramentnocheins – habt ihr ewiggestrigen, möchtegernkonservativen, stockimarschtragenden Reichsbedenkenträger-Spießer jedweden biologischen Alters sonst noch irgendwelche Probleme? Kehrt vor eurer eigenen Tür, da liegt in aller Regel genug braunblaue Scheiße, die höchst dringend entsorgt gehört! Ob ich denke, dass derartiges Gefasel einen gefährlich nationalkonservativ-reaktionären Grundton hat? Aber hallo, und wie! Ich persönlich denke, lasst sie sich doch ausprobieren. Ich stehe regelmäßig im Unterricht vor jungen Erwachsenen, von denen KEINE*R im hochgeschlossenen Anzug / Kostüm vor mir sitzt, sondern so, wie sie halt morgens aus der Wohnung gepurzelt sind. Im Übrigen zielt solcherlei Gejammer ja vor allem auf die Bekleidung von Mädchen und jungen Frauen; und da offenbart sich für mich eine gewisse Nähe zu den Taliban, die alles Weibliche verhüllt sehen wollen, weil sie sich vor ihrem eigenen Male Gaze so sehr fürchten, dass sie ihn verhindern möchten. Tja – ’n Arschloch bleibt halt ’n Arschloch, egal woran es glaubt und wo es herkommt (Danke, Volker Pispers).

„Ja aber, das signalisiert doch sexuelle Verfügbarkeit!“ höre ich das selbstmitleidige Geheule aus dem Off. Wie wär’s, ihr schaut euch mal um und analysiert die gesamte Medienlandschaft, und insbesondere alles, was mit Produkt-Marketing zu tun hat. All überall nur telegene Menschen, die zumindest in nicht wenigen werblich inszenierten Situationen auch sexuell verfügbar erscheinen. Musikkünstler*innen auf der Bühne, anybody? Der ganze Rotz, den die Streamingdienste ausspeihen? Sex sells anytime anywhere! Unsere Kinder werden von frühesten Tagen an mit diesen Bilder sexueller Verfügbarkeit BOMBARDIERT, und irgendjemand denkt ernsthaft, das hätte keine Auswirkungen, oder man könne solche Auswirkungen mit schlichten Verbotsorgien eindämmen? Habt ihr Schwachmaten aus der Prohibition (gescheitert), dem War on Drugs (ein rassistisches Programm zur Schwächung der politischen und gesellschaftlichen Teilhabe der nichtweißen US-Bevölkerung, und sonst nichts) oder eurer eigenen Pubertät NICHTS gelernt? Traurig, wirklich sehr traurig. Letztenendes sind solche medienwirksam platzierten Forderungen nicht mehr als chauvinistischer Scheiß, der dazu geeigent ist, weiterhin das Patriarchat zu schützen – „WIR bestimmen, was ihr wann tragt!“. Lächerlich. Solange die sexuelle Verfügbarkeit woanders ausgelebt wird, ist mir das alles ziemlich gleich. Und wenn sich junge Männer von jungen Frauen oder Männern und junge Frauen von jungen Männern oder Frauen im Unterricht ablenken lassen, bemerken sie alsbald, dass das nur Probleme in Form von schlechten Noten und mehr Arbeit mit sich bringt. Die sind wesentlich reflektierter, als man ihnen das unterstellt. Und die Lehrer*innen? Sollten die Größe haben, über solchen Anfechtungen zu stehen, andernfalls haben sie die Bezeichnung „Pädagoge“ NICHT verdient – it’s that simple! Ich würde mich ja auch auf den Shitstorm freuen, aber es kommentiert hier ja eh wieder keiner, daher – und tschüss…

Auch als Podcast…

Lauernde Bestien

Es wäre definitiv keine Übertreibung zu sagen, dass ich nicht nur eine Sommer-, sondern auch eine Nerdstuff-Hure bin. Ich wurde diesbezüglich in jenem dunklen, prähistorischen Zeitalter der späten 80er und frühen 90er des vergangenen Jahrhunderts sozialisiert, als die UDSSR, aka „Imperium des Bösen – damals wusste ich noch nicht, das zum Bösesein immer zwei gehören – gerade im Untergang begriffen war, zwei Deutschlands zumindest auf dem Papier zu einem wurden und viele Dinge wie Bücher, VHS-Kassetten, etc noch unter der Hand kopiert werden mussten, weil manche Dinge in Deutschland nicht so leicht zu bekommen waren. Pen’n’Paper war damals ein absolutes Nischenhobby, Animes sowieso, und die musikalischen Absurditäten, welche ich zu konsumieren beliebte (Metal, Punk, Gothic, Batcave, Industrial, Industrial Electro, etc.) ebenso. Man lief zwar als Nerd damals nicht so sehr Gefahr, verprügelt zu werden, wie dies evtl. in den Staaten der Fall war – den Außenseiterstempel bekam man trotzdem. Ich habe das immer ein kleines bisschen versteckt, weil ich eh nicht „one of the cool kids“ war. Irgendwann hat’s mir aber nix mehr ausgemacht, weil ich bemerken durfte, dass es andere gab, die ähnlich drauf waren wie ich.

Keine lauernden Bestien in Sicht – selbst die Menschen verstecken sich…

Ich lernte meine beste Ehefrau von allen in jener Zeit kennen und lieben – und natürlich teilten wir die Leidenschaft für so manches Hobby und/oder Medienprodukt. Über die Jahrzehnte haben sich unsere Geschmäcker beim Medienkonsum zwar ein wenig ausdifferenziert, aber manche Dinge sind immer noch gleich. So auch die Liebe für diverse Filme, die heutige Kinogänger als altmodisch oder langsam betrachten würden. Aber wenn ich mir so manches dieser modernen, hektischen Schnittgewitter anschauen muss, bekomme ich eher Brechreiz, als dass ich die Dynamik erkennen kann, welche Cutter und Regisseur vermutlich damit erzeugen wollten. Früher hat man mit kassischen Center-Framing, Kamerafahrten von der Totale ins Detail, Aufnahmen an ECHTEN LOCATIONS und ähnlichen cinematischen Kniffen, die man heute vergessen glauben muss, wenn man nur Blockbuster konsumiert, visuelle Erfahrungen geschaffen, von denen nicht wenige den Test of Time ziemlich gut bestehen. Vielleicht, weil man einigen einfach anmerkt, wie viel Herzblut, Handarbeit, Kreativität in die Erschaffung geflossen sind. Man kann sich dabei natürlich an Filmkritikern orientieren (Roger Eberts Verrisse waren ja legendär), oder man akzeptiert einfach, dass der eigene Geschmack nicht zwangsläufig am Mainstream ausgerichtet sein muss. Ist sowieso immer die bessere Idee, nicht blind und blöd hinter der Herde herzutraben. Manchmal machst du das nämlich, kuckst dich noch mal um, und bist plötzlich ein Nazi! Wird MIR nicht passieren.

Lauernde Bestien waren in diesem Zusammenhang z. B. „Der Geist und die Dunkelheit“. Und weil man über Geschmack nicht streiten soll sage ich dazu nichts weiter. Nur so viel: das war zwar damals kein Nerdstuff; manchmal muss man aber einfach nur warten, bis die Sachen, die man gut findet dazu mutieren, weil die Mainstream-Karawane weiterzieht und anderes abfeiert. Eine Zeitlang fand ich z. B. Superhelden-Filme ganz nett. Bis man merkte, dass Marvel die Kuh totgemolken hat. DC hätten das auch gerne hinbekommen, aber bei denen war das CGI schon am Anfang so Kacke, wie das JETZT auch bei Marvel der Fall ist. Außerdem war ihre Scripts immer schon zu ernst, ohne relevant zu wirken. Jetzt langweilt aber auch der ganze aufgesetzte, möchtegernwitzige Scheiß bei Marvel einfach nur noch. Natürlich sind alle Grundgeschichten schon lange erzählt. Schließlich gibt’s uns Menschen und das Geschichtenerzählen schon eine ziemliche Weile, und die Themen wiederholen sich zwangsläufig. Aber ich brauch was Frisches. Leider wollen die Geldgeber im Business raschen Return of Investment, weshalb man nur noch Franchises und Remakes auswalzt, um halbwegs sicher Kasse machen zu können – der Mainstream ist eben halbwegs berechenbar. Da lasse ich mich lieber noch mal von den alten Bestien belauern und genieße schöne Aufnahmen, für die man keinen Greenscreen ins jeweils billigste Produktionsland stellen, und Zulieferer knechten musste. Für MICH immer noch erheblich inspirierender, als dieser ganze moderne, ewiggleiche Retorten-Dreck. Ist wie mit aktueller Pop-Musik – hast du einen Song von Taylor gehört, hast du alle gehört. Viel Spaß beim Haten – wir Nerds haben uns schon lange dran gewöhnt.

Auch als Podcast…

Der Storyschreiner N°3 – Rückfall…

Ich habe gerade festgestellt, dass ich echt eine Sommerhure bin. Zumindest sprechen meine zwei letzten Posts hier diesbezüglich Bände. Und irgendwie dauert es mich, wenn ich zu oft die gleiche Leier spiele, denn immerhin ist monothematisch noch nie mein Ding gewesen. Aber wenn du halt in diesem Tunnel steckst und das Licht am Ende ein Schild ist, auf dem „Abgabetermin“ steht… Nun ja, an dieser Front klärt sich mein Geist gerade, da die letzten Schliffe an der Master-Arbeit zeitgerecht in der Mache sind und ich in den nächsten Tagen abgeben kann. Auf der Sollseite hat allerdings sich so viel seelischer Dreck angesammelt, dass irgendeine Therapieform vermutlich angezeigt wäre. Meine persönliche Lieblingsform ist und bleibt allerdings das Storytelling. Vielleicht greife ich die Idee mit „Them Vampir Ella“ wirklich auf…? Ne, Spaß – da gibt’s andere Projekte, die mich mehr reizen. Was mir fehlt, ist das Pen’n’Paper-Zocken. Die letzte Runde ist Monate her und einiges an meiner wissenschaftlichen Arbeit hat mir noch zusätzliche Lust darauf verschafft. Das Problem ist, dass Lust sich nicht automatisch in Motivation transformiert – und Motivation auch nicht verlustfrei in Aktion. Ich kenne mich selbst lang und intensiv genug, um zu wissen, dass ich gerade auf dem besten Wege von der Belastungs- in die Post-Projekt-Depression bin – dieses Loch, in das man fallen kann, wenn man gerade ein großes Ding gewuppt hat.

Holz-Kuppel BUGA 23

Ich hatte neulich mal so eine Modellskizze gepostet und über Grenzbereiche gesprochen, in denen das Erzählen einer Geschichte zu einer gemeinsamen Reise der Erzählenden und Zuhörenden wird; wobei beim Pen’n’Paper, wie auch sonst im Leben Zuhören nur für die Unverständigen ein passiver Akt ist. Ich musste das Modell, weil mein erstes Konzept noch nicht sauber in meine restlichen Gedanken gepasst hatte, noch mal überarbeiten und die Theorie-Bezüge schleifen, bin jetzt aber hoch zufrieden damit. Was mir in letzter Zeit nicht recht gelingen will ist, meine eigene Geschichte kohärent und befriedigend weiter zu erzählen. Ich meine, objektiv betrachtet fahre ich gerade die Früchte jahrelanger Arbeit ein und könnte mir zumindest’n bisschen auf die Schulter klopfen lassen. Doch – und es tut weh, das sagen zu müssen – ich fühle es nicht. Präzise fühle ich im Moment NICHTS. Und ich glaube, dass ich dringend in den Erzählraum muss – jenen nicht-physischen Ort jenseits der Realität, der es mir erlaubt, mit meinen Träumen wenigstens in jener Art von Simulation zu interagieren, die Rollenspiel nun mal ist. Ich gäbe wirklich viel für ein bisschen Immersion an einem Ort, an dem ich mal jemand anders sein darf, als der white, middle-aged, depression-ridden, cis-gender male, der ich mittlerweile geworden bin. GODDAMMIT!

Ich frage mich in letzter Zeit oft, was für ein Mensch ich gerne wäre, Wir alle – zumindest die Menschen meines Alters und darüber – haben ja dann und wann diese Momente, in denen wir unseren jüngeren Ichs gerne mal ein paar Ratschläge geben wollen würden – oder saftige Ohrfeigen, je nach Tagesform. Aber dieses ganz Hätte-Hätte-Gezuchtel taugt doch höchstens dazu, sich noch tiefer in diesen zähen, schlammigen Teich aus Selbstmitleid, Depression, mieser Laune und schlechten Coping-Strategien zu versenken. Ich sprach neulich von Framing. Und letzten Endes ist das wohl die einzige Chance, gegen dieses Teufelskreislaufartige, Selbstwertmangelgetriebene, Stressgetriggerte Sich-Selbst-Zerfleischen anzukommen: dreckig lächelnd das Komma des Lebenszufriedenheitskontos eine Stelle nach Rechts zu schieben (und ggfs. das Vorzeichen zu tunen), und im persönlichen Résumée das psychische Tafelsilber so lange zu polieren, bis dessen Glanz alles andere überstrahlt. Wir alle haben Dinge an uns, die einfach nur GEIL sind – wir neigen nur dazu, es zu vergessen. Ich weiß z. B., dass die Jahrzehnte der Übung mich zu einem wirklich guten Geschichtenerzählre gemacht haben. Und das möchte ich gerne wieder spüren dürfen. Egal, ob beim Schreiben, als Spieler oder Spielleiter. Und was ist euer GEILES DINGENS, mit dem ihr euch so richtig aus dem Loch ziehen könnt? Ich wünsch euch was…

Das große Staunen N°6 – Konstrukti-was…?

Der Blick aus dem Fenster offenbart es – der Hochsommer geht zu Ende. Gerade mal 8 und es wird schon langsam dunkel da draußen. Viel zu schnell und schmerzhaft zog dieser Sommer vorbei. Gefühlt zu nass und zu kühl (was laut Klimadaten schlicht nicht stimmt), dafür durchsetzt mit einem eklatanten Mangel an Urlaub und einem ebenso eklatanten Überschuss an Arbeit, der sich zumindest an einer Front langsam in Wohlgefallen auflöst – GOTTSEIDANK! Ich will nicht verschweigen, dass ich zumindest in einem Sektor mit mir zufrieden bin – doch auf den anderen Baustellen lauern noch einige Fährnisse, auf die ich gerade überhaupt nicht vorbereitet bin. Und morgen sind die großen Ferien vorbei. Beide Kinder auf neuen Schulen, die Große pubertiert hart, wir sind alle immer noch, immer wieder überarbeitet und bald ist vielleicht schon wieder Dauerschmuddelwetter vor der Tür. Da kannste doch eigentlich nur noch im Strahl kotzen, oder? Oder auch nicht. Keine existenziellen Sorgen, feste Jobs, die wir auch noch gerne machen, echte Freunde; all das lässt vergessen, dass wir gerade den Psalm 23 durchlaufen – wobei ich vieles bin, aber nicht so richtig ein guter Christ. Humanist ja – Christ so lala.

Ich habe mich gerade – natürlich für meine Master-Thesis – mal wieder ausführlich mit dem Konstruktivismus beschäftigt, der da sagt, dass wir alle uns unsere Realität konstruieren – auf Basis dessen, was wir wahrnehmen. Und dass unsere Wahrnehmung durch unsere Biografie, durch unsere Sozialisation, durch unsere (Er)Kenntnisse und unsere Emotionen strukturiert wird. Manche gehen sogar davon aus, dass es gar keine objektiv erfahrbare Umwelt gibt, sondern nur unsere individuellen Konstruktionen. Nun sag DAS mal der Mauer, die dem Auto im Weg stand, der offenen Schranktür, an der du dir den Schädel eingerannt hast, dem spitzen kleinen Legostein, der sich mit Wucht in deine nackte Fußsohle gebohrt hat – immerhin ist ja noch Sommer, da trage ich in der Wohnung nur höchst selten Schuhe oder Socken. Ich denke, dass es sehr wohl eine objektiv erfahrbare Umwelt gibt – aber eben auch jede Menge Dinge, die wir selbst konstruieren. Z.B. auch unsere Vorstellung davon, wie unsere Welt beschaffen zu sein hätte. Was dann dazu führt, dass wir unglücklich werden, weil eben diese Vorstellung, bzw. Konstruktion und die objektiv erfahrbare Realität miteinander konfligieren. Für jene, denen es nicht aufgefallen ist, ich habe gerade kreativ die konstruktivistische Weltsicht mit psychologischem Framing vermischt. Und es tut nicht mal weh. Was für mich bedeutet, dass angeblich sortenreine wissenschaftliche Theorien oft genug nur Hypothesen sind, bei denen sich jede*r mal eben rausnimmt, was er/sie braucht…

Für mich bedeutet das jetzt im Wesentlichen, dass ich versuchen will, diesen „Sommer der Scheiße“ in etwas umzudeuten, dass um Klassen besser erträglich ist – einen „Sommer der konstanten Herausforderung“, dem wir uns gestellt und schließlich gewonnen haben – denn wir haben – neben keinen existentiellen Sorgen, festen Jobs, die wir auch noch gerne machen und echten Freunden – zwei Kinder, die uns brauchen und lieben (auch, wenn die zwei das manchmal auf sehr „kreative“ Art zeigen) und jede Menge positive Perspektiven. Man muss sich nur immer wieder daran erinnern, dass a) das Leben weitergeht, b) nix so heiß gegessen wird, wie’s gekocht wird, c) die Dringlichkeit der Dinge fast immer durch die sie Erledigenden bestimmt wird, und nicht durch die Drängenden und d) sich auch mal selbst zu feiern vollkommen legitim ist. Wenn du’s nämlich nicht selber tust, werden manche Andere – speziell im Arbeitsumfeld – DEINE Zeit missbrauchen, DEINE Kohle verjuxen und sich insgeheim darüber kaputt lachen, dass DU so blöd bist, ihren Job auch noch mitzumachen. Fickt euch, ihr faulen Amateure der Welt! In diesem Sinne – mein Engagement gibt’s für jene, die es wirklich brauchen, die es zu schätzen wissen und evtl. das Wort „Danke“ noch nicht vollkommen verlernt haben. Die anderen können zur Hölle fahren. In diesem Sinne – immer schön lässig bleiben, stur lächeln und winken. Dann wird’s schon mit der neuen Woche.

Auch als Podcast…

Shiny shiny, little Heini…

Wenn es irgendwas gibt, was ich an diesem Jahr wirklich bedauere, dann den Umstand, dass der Sommer keiner war. Der Juli war, zumindest hier, zu nass – wobei man ja für den Regen eigentlich dankbar sein müsste; aber hätte das nicht nachts auch noch gereicht…? Über andere traurige Ereignisse habe ich schon gesprochen. Und wenn man den Stress, den mir meine Masterarbeit immer noch verursacht in Flaschen abfüllen könnte, hätte ich damit schon einen Handel aufmachen können. Aber das alles verblasst für mich gerade vor der Erkenntnis, dass auch dieser Sommer einfach schon wieder zu Ende geht. Und irgendwie vermisse ich ihn, noch bevor der Vorhang sozusagen fällt. Vielleicht liegt’s einfach daran, dass ich mein eigenes Wohlfühlen sehr an das Wandern unter südlicher Sonne geknüpft habe, an das Wechseln in den Ars Vivendi-Modus, das südländisch-leichte Fünfe grade sein lassen, dass mir so sehr zur zweiten Natur geworden ist. Im Herzen bin ich schon lange kein typischer Deutscher mehr. Diese Besitzstandswahrer-Spießer-Wertkonservatismus-Leistungs-Attitüde geht mir mit jedem zerfließenden Jahr mehr auf den Sack; mindestens genausosehr, wie dieses typisch kapitalistische Abliefern-Müssen.

Nix gegen den Smart – aber DAS ist für mich die bessere Verwendung… 😉

Es wäre zu schön, wenn wir uns darauf einigen könnten, die Moral-Sauerampferei, das Zerreden von guten Dingen, das dauernde Säue-durchs-digitale-Dorf-Treiben mal lassen und die ständige Jagd nach der Kohle auf das notwendige Mindestmaß zurückfahren könnten. Es täte dem Zustand unserer Welt und meines Gemütes wirklich gut. Doch allenthalben hört man – vor allem von Vertretern der neoliberalkonservativen Fraktion, wie dem ollen Mittelstandsblackrocker Merz und dem Volksporsche-Autobahnfahrer Lindner nur, wir Deutschen seien zu faul, forderten zuviel; und überhaupt sind wir dem Untergang geweiht, weil zuviel Zuwanderung, zu wenig Wachstum, zuviel Sozialstaats-Hängematte und zu wenig Engagement. Ich sehe jede Menge Engagement – nur nicht für die unnötige Mehrung des Wohlstandes der Ehschonzuvielhabenden. Gini-Koeffizienten-Entwicklung anybody? Mindestlohn rauf, weg mit der Beitragsbemessungsgrenze, sinnvolle Erbschafts- und Vermögenssteuern, weg mit der Schuldenbremse und rauf mit den staatlichen Investitionen in Nachhaltigkeit – und schon läuft der Laden wieder! Es würde allerdings das größte Von-oben-nach-unten-Umverteilungsprogramm aller Zeiten. Und davor haben viel besitzende Menschen einfach Angst. Vielleicht sollten die mal wieder rausfinden, wie gut eine Flasche Winzersekt für 8 – 12 € schmeckt, und dass man nicht notwendigerweise vier Autos, drei Häuser mit Pool und ein eigenes Flugzeug braucht, um Zufriedenheit fühlen zu können.

Zeit ist die kostbarste Ressource, die der Mensch hat und ich fühle, wie mir meine zwischen den Fingern zerrinnt. Waren meine Kinder nicht eben noch im Kindergarten? War ich nicht eben gerade 40 geworden? Warum kosten mich meine Projekte – speziell für die Arbeit – immer so viel Zeit und noch mehr Nerven, obwohl sie MIR gar nichts bringen? Immer wieder denke ich an Bukowskis Zitat. „How the hell could a person enjoy being awakened at 6:30AM, by an alarm clock, leap out of bed, dress, force-feed, shit, piss, brush and hair, and fight traffic to get to a place where essentially you make a lot of money for somebodey else and were asked to be grateful for the opportunity to do so?“ Ich fühle ihn, auch wenn ich seine hemmungslose Sauferei nicht unbedingt fühlen möchte. Aber es ist wahr – ich habe es satt, dafür angefeindet zu werden, dass ich für andere Menschen nicht schnell nicht genug Geld verdiene. Ich habe es satt, um 06:00 aufzustehen, zu performen wie eine Maschine, obwohl ich am liebsten weinend unter einer Decke liegen würde und dafür nicht mal ein regelmäßiges Danke zu hören – stattdessen bin ich umgeben von Menschen, die von diesem Dreck mindestens genauso abgefucked sind wie ich und entsprechend „gut“ miteinander umgehen. Klingt das schlimm…? Weiß nicht, vermutlich, aber für mich klingt es einfach nur ehrlich. Und wenn ich nicht mal zu mir selbst ehrlich wäre – zu wem dann?

Auch aus diesem Tal komme ich wieder raus… irgendwie. Im Moment spielt in meinem Hinterkopf Don Henleys „The boys of summer“. Auch so’n Song über den zu Ende gehenden Sommer und Abschieds- bzw. Bedauernsschmerz. Passt. Auf den „Little Heini“ hat mich wahrscheinlich der Umstand gebracht, dass ich die Tage einen langen Artikel über Frank Zappa und seine Band „Mothers of Invention“ gelesen habe – erinnert sich jemand an den Text von „Bobby Brown“? Shiny ist im moment eigentlich nur die Obrfläche. Die funktioniert – zumindest meistens – gefällig wie eh und je. Das hinter der Maske mal wieder Dresden, Februar ’45 herrscht, können jene ahnen, die mich kennen. Die anderen können mich mal! Ich wünsche einen Start in die kommende Woche; ob der schön, gut, erfolgreich oder sonstwas ist, habt ihr selbst in der Hand. Gute Nacht.

Auch als Podcast…

Them Vampir Ella

Eigentlich wollte ich heute anfangen, einen Roman über einen genderfluiden Vegan-Pir zu schreiben, der leider ein Allergieproblem mit Rote-Beete hat: them Vampir Ella! Aber was soll ich sagen – stattdessen habe ich mich dann doch in zähnekrirschend Zähigkeit mit hermeneutischer Gesprächsanalyse auseinandergesetzt, damit das verfluchte Master-Dingens fertig wird. Yeehaa Baby, da soll mal einer meckern. Ich bin übrigens ein bisschen hyper, weil gestern das Drama um meine Schwiegermutter seinen vorläufigen Abschluss fand – in Form der Beisetzung. (Weiter)Leben ist immer vorläufig, ich weiß, ich weiß, nichtsdestotrotz hatte ich vor dieser Veranstaltung FURCHTBARE Angst, weil es HASSE – nicht nur ein bisschen ungenehm finde, NEIN ICH HASSE ES – wenn auch nur die entfernteste Möglichkeit besteht, dass ich in der Öffentlichkeit die Fassung verlieren könnte. Denn die Fassung ist das Einzige, was meine Birne im Moment zusammenhält; und zwar in jedem gottverdammten übertragenen oder auch nicht übertragenen Sinne. Und daher muss Ella warten.

Was sie wohl denkt, wenn der Depp mit der kamera vor ihr steht…?

Ich hatte neulich so einen Moment, wo ich im Büro stand, und nebenbei auf Basis einer dahin geworfenen Bemerkung einer lieben Kollegin anfing, eine Geschichte zu erzählen. Free Style, vollkommen absurd und kein bisschen politisch korrekt. DAS ist es, was ich im Moment gerne täte, anstatt in aller Theoremik über das Geschichtenerzählen zu schreiben. Doch wohin mich der Weg im Moment auch tragen mag – physisch, wie psychisch – meine Gedanken landen am Ende des Tages sicher wieder bei den Teilen der Analyse, die noch zu erledigen sind, den Seiten, die noch zu schreiben sind und dem Theorie-Modell, dass noch auszuformulieren ist. „Goddamit Daddy – you know I love you, but you’ve gottahellofalot to learn about ROCK’N’ROLL!“ (Danke Meat Loaf!). Ich behaupte ja immer, dass Männer kein Multitasking können. Das ist so aber nicht ganz richtig, wir sind sehr wohl in der Lage, einen sauberen Zeitmultiplex am Laufen zu halten. nur sind die verwendeten Timeslots nicht so kurz, wie oft bei Frauen, so dass es einfach langsamer aussieht. Weniger effektiv ist es nur vielleicht. Was damit gesagt sein soll? Dass ich zwar nicht verstehe warum, aber immer noch ziemlich effektiv bin, obwohl ich eigentlich vorletzte Woche zusammengebrochen sein sollte. Und es tut nicht mal besonders weh. Bin gespannt, wie lang das noch geht…

Eigentlich ist es in den dunkleren Stunden immer die kreative Ader, die uns rettet. Die uns mit großer Inbrunst Unfug verzapfen, über die witzigeren Widersinnigkeiten des Lebens reflektieren, Fünfe zumindest mit runden Ecken versehen, und dem Schicksal mit großer Geste und dreckigem Lachen den Stinkefinger zeigen lässt. Wenn man halt nicht für’s Aufgeben gemacht ist, wird vieles leichter. Ich kenne aber auch Menschen, denen das nicht so leicht fällt; die statt Unfug zu machen dann über Ernsthaftes nachdenken, die bei einer graden Fünf die Nachkommastellen suchen und sich den Mittelfinger in der Drehtür zur Lobby des Lebens einklemmen. Ich bin etwas abgefuckter: Selbst wenn ich verzweifelt bin, gibt’s immer irgendeinen Scheiß, der mich noch zum Lachen bringt, mich ablenkt und mich nicht vollkommen durchdrehen lässt. Und wenn es nur ist, hier einen Blogpost zu schreiben, den vielleicht ein paar Dutzend Menschen lesen… wenn überhaupt. Daher erheb ich den 25.08 hiermit zu meinem persönlichen Scheißegal-Tag. Ich rappele mich jetzt auf, richte mein Krönchen und gehe zum Narrenball; Drinks inclusive. Ich wünsche euch ’n schönes Wochende!

Auch als Podcast…

Und ob ich schon schwamm im sonnigen See…

…würde ich das Malle-Ibiza-Baggersee-gegerbte Antikleder-Monster doch nicht fürchten. Auch, wenn nicht wenige Exemplare dieser Spezies ganz ohne Make-Up-Artist hätten in „Die Mumie“ mitspielen können; und sicher nicht als Protagonist*in. Ganz schön schräger Schrott begenet einem, wenn man dieser Tage seine Runden im Weiher dreht. Weil ich nachmittags brav an meinem Schreibtisch sitzen und Content für die Masterthesis erzeugen muss, gehe ich halt vormittags eine große Runde schwimmen, damit ich nicht vollkommen an meinem Bürostuhl festklebe, so nach dem Motto: „Wir sind der Stuhl, Wiederstand ist zwecklos. Du wirst assimiliert!“ Und dabei ist man halt in der Öffentlichkeit unterwegs, verdammtnocheins. Nicht nur, dass man selbst unter Beachtung der üblichen Hygieneregeln schon 17 Mikrosekunden nach dem Duschen nicht mehr olfaktorisch unbedenklich ist; nee, da sind auch noch die ganzen Anderen, die (Ich minus 25 – 30 KG) mindestens genau solche optisch-olfaktorischen Debakel sind. Macht im Moment alles echt keinen Spaß…

Und dann muss ich auch noch ein Buch lesen, welches mir geliehen wurde. Und bis zu einem bestimmten Satz war es auch soweit okay. „Die Kunst des klugen Streitgesprächs“ von Reto Schneider liest sich gefällig bis amüsant, wenngleich die Inhalte jetzt nicht gerade das Neueste vom Neuen darstellen. Das kennt man alles, wenn man sich schon länger mit Kommunikation, Interaktion und Beratung auseinandersetzt. Seine Ratschläge sind mit zumeist gut gewählten Analogien und diversen Fakten garniert, die das Buch für den weniger bedarften Leser evtl. zu einem ganz netten Ratgeber machen. Aber dann kommt Seite 91 und da steht „[…] Er suchte nach einer Möglichkeit, Pseudowissenschaften wie die Psychoanalyse oder den Marxismus von Wissenschaft abzugrenzen. […]“ Ad 1 hat Karl Popper den Marxismus kritisiert, weil ER Marx‘ Theorien für demokratiefeindlich hielt (worüber man sicher trefflich diskutieren kann) und weil ER Tendenzen zum Dogmatismus sah. Ad 2 ist Karl Popper einer von vielen, die sich an Marx“ Werk abgearbeitet haben; es bleibt nichtsdestotrotz, mit den Arbeiten Webers und Durkheims, die Basis für die moderne Soziologie – und ist damit alles andere als Pseudowissenschaft. Von Freud, dem Vater der Psychoanalyse wollen wir an dieser Stelle gar nicht erst anfangen. Man kann über Freuds Arbeiten und den Umstand, dass sich viele seiner Theorien überlebt haben halten, was man möchte – ihm die Wissenschaftlichkeit absprechen kann ein Karl Popper nicht. Und ein Reto Schneider auch nicht.

Ich will ehrlich sein – ich war im ersten Moment echt angepisst. Unter anderem, weil ich den Fehler machte, meine – gemäß meiner Bildung und meiner Interessen als fachlich fundiert eingeschätzte – Meinung für das Maß der Dinge zu halten, was sie natürlich nicht ist. Man muss Herrn Schneider hier aber einen Löffel seiner eigenen Medizin geben und feststellen, was er hier tut. Und das ist schlicht Folgendes: er liest irgendwo über Poppers Buch „Logik der Forschung“ ein bisschen was und schustert sich dann eine Aussage zusammen, die einerseits sein verkürztes Verständnis der kritisch-rationalen Theorie Poppers offenbart (der mit induktivem wissenschaftlichem Arbeiten nichts anfangen konnte) – und andererseits seine Meinung über Marx und Freud! Super Wissenschaftsjournalismus. Es wäre übrigens noch nerviger, wenn er das Buch gelesen hätte. ABER – Schwamm drüber. Der Rest liest sich wie gesagt ganz gefällig und den Rat, sich selbst und vor allem seine eigenen Meinungen nicht so wichtig zu nehmen, kann man eigentlich nicht oft genug hören. Und die Antikleder-Monster? Nun ja, ich habe da so meine Meinung dazu; aber ich sag’s den Leuten nicht, sondern nehme grinsend zur Kenntnis, dass die Zeit und die Statistik für MICH arbeiten. Viel Spaß mit malignen Melanomen kann ich da nur sagen. Ich wünsche euch einen schönen Abend. Immer sauber bleiben, nicht verdampfen und Meinungsstärke bitte nur gegenüber Nazis. Ihr wisst bescheid…

Auch als Podcast…

Kurzer Zwischenruf aus dem Kaninchenbau…

Tach. Lebe noch! Läuft!

Ja also… eigentlich hatte ich wirklich vor, mich kurz zu fassen, aber markige Einzeiler sind nur beim Pen’n’Paper-Zocken mein Ding. Und dann auch nur, wenn’s zum Charakter passt. Ansonsten bin ich auch im echten Leben oft eher der redselige Typ. Aber keine Sorge ich heule euch NICHT die Ohren voll. Tatsächlich sind viele Dinge im Moment „unnormal“ und trotzdem vertraut genug, kein Problem darzustellen. Zuerst Fakten: ich habe Urlaub, aber weil meine Schwiegermutter leider nach kurzer, unerwarteter Krankheit von uns gegangen ist (bitte von Beileidsbekundungen absehen, danke!) und ich gleichzeitig mit Hochdruck an meiner Masterthesis arbeiten muss, laufe ich im Moment außer Konkurrenz. Ich habe durch beides einige Dinge über mich gelernt; manche waren einfach in Vergessenheit geraten, andere waren mir nie bewusst gewesen. So ist das mit dem Johari-Fenster – manchmal findest du dich Unversehens in den Untiefen wieder, obwohl du dachtest, du wahrst noch die Fassade. (Für diejenigen, die nicht damit vertraut sind – Wikipedia zum Einstieg).

Im Großen und Ganzen geht es darum zu erkennen, wer was an wem wahrnimmt. Gehe ich nun von mir selbst aus, gibt’s Dinge über mich, die mir bewusst sind. An manchen davon lasse ich andere teilhaben (Arena), an anderen lieber nicht (Fassade). Wir haben alle unsere kleinen, schmutzigen Geheimnisse. Andernfalls wären Erpressung und Mobbing schon lange aus der Mode gekommen! Und dann gibt die Dinge, die mir nicht bekannt sind. Das was andere davon an mir sehen können, ich aber eben nicht, nennt man den „Blinden Fleck“; kleine Nickligkeiten, Maniriertheiten Ticks, Gewohnheiten. Die müssen nicht mal uncharmant sein (können es aber!) – ich sehe das einfach nicht! Und dann gibt’s den Marianengraben! Die „Untiefen“, über die niemand bescheid weiß, bis sie einfach mal passieren… In jedem von uns schlummern Dinge, die man vielleicht in seinen kühnsten Träumen ahnt. Und auch hier gilt, dass das nicht unbedingt schlimme Dinge sein müssen. Aufgabe der Pädagogen ist es nun, diese Dinge zu kennen und den Lernenden zu helfen, sie auch zu (er)kennen. Insbesondere das Verkleinern des Blinden Flecks (und gelegentlich sogar der Untiefen, obwohl da eher die Psychologen ran müssen) ist eine vornehme Aufgabe und fällt in den Bereich den wir Persönlichkeitsbildung (oder manchmal auch ERZIEHUNG) nennen. Wird vielleicht gerade ein bisschen klarer, warum ich gerne auch von einem Erziehungsauftrag der Berufsfachschule rede…?

Ich kam darauf, weil ich mich (natürlich wegen meiner Masterthesis) noch mal mit didaktischer Strukturierung auseinandergesetzt habe und zu erklären versuche, warum Auszubildende / Lernende manchmal einfach nicht schnallen, dass der Lerngegenstand verdammt nochmal notwendig und wichtig ist! Und dass NotSan zu sein – wenn man es ernst meint – nicht nur aus Blaulicht, Action und coolen Sprüchen besteht! Aber hey – das ist ein EWIGES THEMA! Wenn ich jemals mit Didaktik fertig bin, dann nicht, weil’s nix mehr rauszufinden, zu lernen, auszuprobieren gäbe, sondern weil ich von dem ganzen Scheiß die Schnauze voll habe, und doch lieber Fremdenführer auf den Osterinseln, Foodtruck-Betreiber oder Reise-Schriftsteller werden möchte. Oder es ist halt Zeit für die Rente. Mal sehen, was zuerst passiert. Im Moment macht es allerdings noch Spaß. Meine Kreativität ist gerade gefordert. Ja, ihr habt richtig gehört – wissenschaftliches Arbeiten erfordert Kreativität. Es geht ja nicht nur darum, tausend Quellen zu zitieren und keine eigene Meinung zu haben, sondern vielmehr darum, seine Ideen an dem zu erproben, was es schon an Erkenntnissen gab / gibt und so neue Wege und Ideen aufzuzeigen. Das ist eine der möglichen Definition von Kreativität: Probleme auf neue Art lösen lernen.

Läuft nicht immer…

Es ist Samstag, es ist schwül, es ist heiß und für heute ist meine Kreativität weitestgehend aufgebraucht. Daher denke ich mir die Tage etwas Gehaltvolleres für euch aus. Verdampft bis dahin bitte nicht im zurückgekehrten Hochsommer, und habt ein schönes Wochenende. Wir hören uns.

Auch als Podcast…