Dem Denken zufolge könnte es eine Folge des Denkens sein, denkend zu handeln, sofern das Handeln dem Denken folgte. Würde man – bei Lichte betrachtet – Licht in die Dinge bringen, so hätte man erleuchtete Dinge und könnte das denkende Handeln dem Licht in den Dingen folgen lassen, so dass das Handeln dann – dieser Denke zufolge – eine Folge des Lichtes wäre, dass man denkend in die Dinge gebracht hat. Solcherlei Gedanken fröhnend saß der Protagonist auf dem Balkone, welcher, an die Küche angliedernd, jedoch nicht einem Gliedertier gleich geformt, sich dem Hofe zum Süden hin zuneigend und dabei den Blick auf eine grüne Oase freigebend aus einer gewissen Höhe die Metaperspektive auf die Dinge zulässt – so dass die Betrachtung bei Lichte, sofern das UNTEN noch am Tage in Augenschein genommen wird, zu einer erhellenden, gleichwohl passiven Handlung wird, da man den Dingen hierorts situiert nicht allzu schnell allzu nah kommen kann, außer man sprünge hinunter. Was unweigerlich mit schweren Verletzungen einherginge. So lädt der Balkon also, Kraft seiner Struktur und Funktion zu kontemplativer Untätigkeit ein, wenn man sich diesem nicht gerade mit einem Buch oder ähnlichem bewaffnet nähert, um wenigstens dem Geiste etwas Arbeit zu verschaffen; wenn schon der Körper in einem Gartenstuhle umherfläzt.

Das Lesen als letzter Endgegner der ubiquitär auftretenden, unwissenden, ignoranten, ja nachgerade narzisstischen Selbstgefälligkeit, welche allzu viele Wesen, die sich wohl lieber nicht mit den Komplikationen einer halbwegs umfassenden Bildung behelligen lassen mochten, wie eine Monstranz vor sich her tragen; eine wunderschöne Vorstellung, dass Läuterung so einfach sein könnte. Allerdings sind eben jene, die es am allerbittersten nötig hätten, dieser besonderen Kulturtechnik oft hoch abhold. Einzig schreiben können sie wohl. Dies zwar nur mit Mühe, weil bezüglich Interpunktion, Ortographie und Grammatik oft mehr als nur der letzte Schliff vermisst gemeldet werden muss. Dafür wird vieles leider ohne jede Not in die Welt getragen, trotzden so manche Absonderung doch besser vom Beginne her im Orkus des Ungesagten verborgen bliebe. Ach weh, der Schmerz… Das Auge liest, der Geist bedenkt, im Schmerze sich das Hirn verrenkt, denn klar ist bereits nach kurzer Weile: die Blödheit scheint aus jeder Zeile. Nun könnte man sich einer Replik befleißigen, doch der Wohlbelesene erbt, mit dem intensiven Studium vergesellschaftet oft auch eine gewisse Scham, sich genauso unbedacht öffentlich zu entblöden, wie diese Urheber so mancher televerbaler Pein. Sollte man sich denn wirklich auf das quasi kaum noch existente Niveau solch dreister (Selbst)Reflexionsverweigerer begeben, nur um seinen Punkt zu machen? Und wären die überhaupt in der Lage, aus ihrem Dunning-Kruger’schen Tal der selbst-induzierten Kognitions-Verweigerung heraus einem echten Argument zu folgen? Derlei darf bezweifelt werden.
Was am Ende bliebe, wäre die Erkenntnis, dass die eigene Tugendhaftigkeit – nämlich, sich dem eben vorausgeeilten Argumente folgend besser NICHT mit gewetztem Schwerte ins Getümmel auf dem Marktplatz des selbstgefälligen Nicht-Austausches, besser bekannt als Antisocial Media zu werfen – einen damit gleichsam in eine Tugend-Haft nimmt; denn der Reflex, diesen Cretins mal so richtig zeigen zu wollen, was eine Harke ist, bleibt ebenso bestehen, wie die unfassbar dumme Angewohnheit, an Black-Friday-Super-Sales zu glauben. Lernt, Preisentwicklungstabellen zu lesen, ihr Deppen. Der einzig historisch relavante schwarze Freitag war der 25.10.1929, und der löste immerhin eine globale Wirtschaftskrise aus. An den heutigen Black Friday zu glauben, löst hingegen bestenfalls eine familiäre Diskussion um die eigene leere Kasse aus… Solchen gedanklichen Schleifen zu folgen, löst manchmal erhebliche Verwirrung aus, daher fliegen wir zurück zum eigentlichen Thema: dem beinahe ununterdrückbaren Reiz, sich in dämliche Diskussionen einmischen zu wollen, weil man wirklich glaubt, man könne Menschen mit der Kraft des besseren Argumentes davon überzeugen, etwas Dummes zu unterlassen. Ein flüchtiger Blick auf das Weltgeschehen könnte einen hierbei eines Besseren belehren, aber dazu müsste man sich kognitiv weit genug strecken können, um einen Blick über die Wälle des eigenen Dunning-Kruger hinweg zu erhaschen. Das bedarf jedoch der Anstrengung und des Willens, die eigene Meinung überhaupt in Frage stellen zu wollen – und passiert daher nicht. Immer wieder tappt der Protagonist selbst in diese Falle und ist hinterher ob der Beschränktheit der eigenen Weisheit auf sich selbst wütend.
Wahrheit kann eine Tugend sein, allerdings ist Wahrheit allzu oft nur die EIGENE Wahrheit. Weisheit wäre eine Tugend, wenn sie einem denn hülfe, jene Situationen zu erkennen, in denen eine Intervention – gleich welcher Art – sich lohnen könnte und sich geschickt an jenen vorbei zu lavieren, die nur Nerven und Zeit kosten, einen jedoch bestenfalls vor das Licht am Ende des Tunnels führen, welches hupt und schnell näher kommt. Denn wer sich in Gefahr begibt, kommt darin – zumindest im übertragenen Sinne – recht oft um… Auch wenn es gerecht und überdies sehr befriedigend wäre, so manchem Kognitionsverweigerer aus den Weiten des Menschoid-Seins in den Antisocial Media mal so richtig in realiter eine mitzugeben, die sich gewaschen hat. Derlei bleibt einem jedoch zumeist verwehrt, da vom Staate bei Sanktionsandrohung verboten. Da Schlagen, Schießen und Stechen also ausfallen müssen, bleibt einem nichts anderes übrig, als wenigstens ab und an aus seiner Tugend-Haft auszubrechen und wenigstens verbal ein paar armselige Würstchen zu grillen; dabei immer schön darauf achtend, dass aus der Tugend-Haft keine echte Haft werden kann. Am Ende bleibt den Aufrechten ja doch immer nur noch das eine: In diesem Sinne, macht mal hinne – Nazis jagen an freien Tagen. Wir sehen uns…