Rettung für alle?

Ich weiß nicht, ob ich’s da noch länger aushalte. Es gibt tatsächlich Menschen an einem meiner Arbeitsorte, die noch der schrägen Meinung sind, dass eine Trennung der Rettungsdienstbereiche Mannheim und Heidelberg eine gute Idee wäre. Diese Meinung teile ich explizit nicht! Und ich bin es satt, mich diesbezüglich stets bedeckt zu halten, weil es mir eine Herzensangelegenheit ist, diesen Leuten zu sagen, dass sie offenkundig nicht alle Tassen im Schrank haben!

Meine diesbezügliche Unfreundlichkeit liegt vor allem in den, von diesen Kollegen vorgetragenen Rechtfertigungen für eine Trennung begründet: sie wollen zum Beispiel nicht mehr mit den ganzen Assis aus Mannheim telefonieren. Auch der Umstand, dass speziell der Mannheimer Morgen, repräsentiert durch Herrn Ragge, keine Gelegenheit auslässt, sich in teilweise tendenziöser Art negativ über die ILS Rhein-Neckar auszulassen, wird bei solchen Gelegenheiten gerne angeführt. Ich gebe zu, meine Replik bezüglich der Klientel in Heidelberg war auch nicht gerade freundlich, aber wenn man lokal-patriotische Anfälle oder übertriebene Polemik über die typischen Kunden in den Leitungen einer Notfall-Institution mal bei Seite lässt, bleibt an harten Sachgründen nicht allzu viel übrig.

Es ist sonst nicht mein Stil, auf diese Art in die Offensive zu gehen, aber hier kann ich nicht anders, da selbst persönlich vorgetragene Sach-Argumente offensichtlich nicht verfangen. Und gute Gründe, das bestehende Konstrukt „ILS Rhein-Neckar“ weiter zu entwickeln, anstatt es auseinander reißen zu wollen, gibt es einige:

  • Synergie-Effekte bei der Disposition der sowieso knappen Rettungsmittel
  • Kurze Kommunikationswege bei Schadens-Lagen aller Art.
  • Großer gemeinsamer Personal-Pool
  • Standardisierung der Procedere
  • Etablierte Zusammenarbeit mit Nachbarleitstellen, etc.

Natürlich gibt es auf der Soll-Seite auch noch einiges zu tun, aber von Seiten der Politik einfach mal zu verkünden, dass man trennt, ohne ein Konzept, oder eine Ahnung davon zu haben, was dieses Vorhaben im Detail bedeutet ist schlicht kurzsichtig; und da wäre vor allem eines, worüber man zuerst hätte reden müssen, nämlich ein riesiger Haufen Kosten. Vor dessen Erstattung hat man im Übrigen, wie stets, den Finanzierungsvorbehalt der Krankenversicherer gesetzt, die einem rein politisch motivierten Vorhaben wenig Liebe entgegen zu bringen scheinen. Neben den Kosten für die Vor- und Unterhaltung doppelter Leitstellen-Strukturen  taucht auch noch die Notwendigkeit erweiterter Rettungsmittel-Vorhaltung an den Schnittlinien auf, weil ja Synergien wegfallen.

Erscheint ein solcher Schritt in Zeiten klammer Kassen im Gesundheitswesen sinnvoll? Insbesondere, wenn es eigentlich seit Jahren ausgesprochene Landespolitische Linie ist, Leitstellenbereiche zusammenfassen zu wollen? Ich denke, nein, aber so was wollen meine Kollegen nicht hören. Und deshalb reibe ich es ihnen nun öffentlich unter die Nase. Auch wenn das Echo vielleicht nicht so gut ausfällt. Denn ich habe es satt, hier verhöhnt, für dumm verkauft und ausgenutzt zu werden!