Muss man wirklich erwachsen werden?

Es gibt so einen Spruch, den ich auch selbst manchmal zum Besten gebe, dass nämlich Jungs nur Sieben werden und danach lediglich in der Länge wachsen; und auch etwas in der Breite, aber das ist ein ganz anderes Thema. Was damit gesagt werden soll, erscheint klar: nämlich das auch erwachsene Männer so eine Tendenz haben, sich kindisch zu benehmen. Ob das jetzt irgendwelche Begrüßungsrituale sind („Ey Jigsaw, alles senkrecht?“), dass ALLE Männer grundsätzlich neue Spielzeuge in Betrieb nehmen, ohne die Bedienungsanleitung zu lesen („Brauch isch ned!“) – was im Übrigen nicht ganz wahr ist – oder die mangelnde Fähigkeit zur Selbsteinschätzung, egal ob beim Autofahren, beim Flirten, beim Saufen, oder bei allem zusammen, wir Männer haben irgendwie schon die Tendenz, uns bei den verschiedensten Dingen ein wenig blöder anzustellen, als unser kalendarisches Alter es vermuten lassen würde. Und ich bin da beileibe keine Ausnahme.

Was die eine Frage aufwirft, die in diesem Zusammenhang wirklich wichtig ist: muss man unbedingt vollkommen erwachsen werden? Oder ist es nicht viel schöner, das Spielerische fortbestehen zu lassen und dem Kind im Manne hier und da Auslauf zu gewähren? Ich weiß, da gibt es immer wieder ein Zuviel, aber letzten Endes will keine Frau, die ich kenne ( und übrigens auch kein homosexueller Mann) einen Dauererwachsenen zum Partner; die neigen nämlich zu Kleinkariertheit, Spießigkeit, einem übergebühr stark ausgeprägten Vermeiden jeglichen Risikos – was zwangsläufig zu Langeweile führt – und sind alles in allem wenig spaßige Zeitgenossen. Merkt man eigentlich gerade, dass ich Menschen mit zu wenig Kind im Geiste nicht besonders leiden kann…?

Natürlich sollte jeder Mensch die grundlegenden Kulturtechniken erlernen dürfen, das Miteinander und die Teilhabe in einer pluralistisch-demokratischen Gesellschaft beigebracht bekommen und durch eine Ausbildung dazu befähigt werden, seinen Lebensunterhalt selbst zu bestreiten. All die Dinge eben, die das Leben als Erwachsener aus Sicht der Allgemeinheit – falls es so was überhaupt gibt – halt ausmachen. Im gleichen Zuge sollte man allerdings auch darüber aufgeklärt werden, dass man sich selbst nicht so wichtig, dafür aber durchaus auch mal mit Lust auf die Schippe nehmen sollte. „Erwachsen“ ist für mich ein so ambivalenter Begriff. Einerseits kenne und nutze ich die Möglichkeiten, die mir als halbwegs autonomem Individuum offen stehen, da ich vor dem Gesetz seit Erleben der Volljährigkeit gewisse Rechte genieße. Andererseits wünschte ich mir manchmal die Freiheit, meinen Spieltrieb so ursprünglich und ungebremst ausleben zu dürfen, wie ich das als Kind konnte.

Irgendwie ist es wohl eine Einstellungssache, sich das Kind im Manne zu bewahren, denn ich selbst empfinde es als Bereicherung meiner Persönlichkeit, nicht als Mangel, meinem Spieltrieb, einer gewissen naiven Neugierde und dem Drang, alles nicht so ernst zu nehmen einfach nachzugeben und fröhlich auf die Konventionen des voran schreitenden Alters zu scheißen. Auch wenn das vielleicht nicht immer bei allen gut ankommt, die das mitbekommen. Immerhin bin ich erwachsen genug geworden, zu wissen, wann und wo man sich auch mal gehen lassen kann, ohne dass es gleich harsche Konsequenzen hätte. Ich würde mir da aber noch mehr Freiräume wünschen. Ernsthaftigkeit um der Ernsthaftigkeit Willen ist nämlich keine Tugend, sondern Diktatur gegenüber dem freien Geist.

Ich werde übrigens morgen 40 – fühlt sich irgendwie noch gar nicht so erwachsen an!

Veränderung ist gut für uns, oh yeah, schubidubi…

Sorry für die Gesangseinlage, aber ich konnte einmal mehr nicht an mich halten. Aber nun zur Sache: Veränderung? Was ist denn das wieder für ein Thema, ist ja ein viel zu groß gefasster Bereich, es bedeutet für jeden etwas Anderes, jeder geht damit individuell um und überhaupt muss man doch gar nicht darüber reden, weil sie halt einfach passiert, die Veränderung. So, oder so ähnlich höre ich gerade verschiedene Gedanken dazu in meinem Hinterkopf anbranden und wenn ich ehrlich bin, habe ich mir zumindest in letzter Zeit bis zu einem Vortrag, den ich zu einem speziellen Aspekt des Themas hören durfte eher wenige Gedanken dazu gemacht. Was daran liegen könnte, dass ich mich persönlich in kurz und mittelfristigen Veränderungsprozessen befinde und mich diesbezüglich eher als Gestalter, denn als Erdulder derselben sehe. Ich tue nämlich viel dazu, dass sich manche Dinge ändern.

Aber die dort umrissene Denkart war für mich eine erhellende Reise in mein eigenes Denken, dass ich wohl doch nicht so gut kenne, wie ich meist meine. Es ging bzw. geht speziell um Veränderungsprozesse in der Arbeitsumwelt und wie Menschen diese erleben, bzw. was sie tun können, um die notwendigen Anpassungsleistungen zu stemmen. Heutzutage kann man für so was externe Beraterfirmen anheuern, die größere Umstrukturierungen in Unternehmen begleiten und sowohl für Gruppen als auch für Einzelpersonen aller Hierarchieebenen im betroffenen Betrieb Beratung anbieten. Nun ist Coaching eines der Modeunwörter des frühen 21. Jahrhunderts, weil anscheinend plötzlich jeder für alles einen Coach braucht. Tatsächlich ist es aber so, dass wir erst jetzt begreifen, was im Menschen drinnen bei bestimmten äußerlich stattfindenden Prozessen alles geschieht und welche Auswirkungen dies auf die Betroffenen haben kann.

Nicht umsonst haben die Krankenkassen mit mildem Entsetzen festgestellt, dass die Zahl der psychisch bedingten Ausfalltage sich in den vergangenen Jahren verfünffacht hat und die direkten Folgekosten psychischer Erkrankungen mittlerweile ca. 16 Mrd. Euro per anno betragen; die Nettokosten verringerter Produktivität sind hierbei noch nicht berücksichtigt und die Tendenz ist nach wie vor steigend. Das hängt zum einen mit der Arbeitsverdichtung zusammen – obwohl die Arbeitgeber dies natürlich vehement bestreiten – aber genau so auch mit der spürbaren Beschleunigung unterschiedlichster gesellschaftlicher Prozesse, bis hin zu dem Grad, da man den Überblick verliert und sich ein Gefühl allumfassender Ohnmacht einstellt. Was noch vor kurzem als Gewissheit galt, ist plötzlich in Frage gestellt, oder ad absurdum geführt. Zum Beispiel der Frieden in Europa, bzw. an seiner Ostgrenze.

Die Angst vor dem Unbekannten ist ein Gespenst, dass uns Menschen im Großen wie auch im Kleinen umtreibt und so ist es auch wenig verwunderlich, wenn speziell Veränderungen am Arbeitsplatz zunächst als Bedrohung der Nische aufgefasst werden, in welcher man sich so gemütlich eingerichtet hat. So versuchte auch der Vortrag anhand eines Modells zu verdeutlichen, was in uns in solchen Fällen abläuft, wobei das Bild zyklisch angelegt ist, man also irgendwann nach Widerstand und Verwirrung wieder an einem Punkt angelangt, wo alles – mehr oder weniger – gut ist. Zumindest die Meisten. Wie bei allen sozialwissenschaftlichen Modellen gilt die Einschränkung, dass es nicht auf jeden Fall gleich gut oder überhaupt anwendbar ist, aber wir Menschen sind halt nicht alle gleich, gell. Im Grundsatz ist das Gesagte nicht verkehrt, aber es begreift Mitarbeiter in einem Unternehmen in der Breite als passive Erdulder, als gegen ihren Willen dem Veränderungsprozess Unterworfene und vergisst dabei den Umstand, dass die Mitarbeiter durchaus eigene Gestaltungsmacht für sich reklamieren könnten.

Zweifelsfrei ist es die Kommunikationskultur eines Unternehmens (zuallererst das Vorhandensein einer solchen – die Untergebenen ankacken können zählt nicht), die bestimmt, ob der Input der wertvollsten Ressource, über die ein Unternehmen, speziell im Gesundheitswesen verfügt, nämlich seiner Mitarbeiter angenommen und nutzbar gemacht wird; oder ob er, wie ich schon zu oft erleben musste als insignifikant abgetan wird, bis die Frustration des Personals so groß wird, dass jene, die noch halbwegs veränderungsfähig und -willig sind anfangen, davon zu laufen.

Nun ist man anscheinend zu dem Schluss gelangt, dass kommende Veränderungen während der Umsetzung vielleicht der einen oder anderen Unterstützung für das Personal bedürfen. Was für mich die Frage aufwirft, warum man sich nicht endlich entschließt, an sich selbst und seiner Kommunikationskultur zu arbeiten? Mit Sicherheit bin ich nicht der Einzige bei meinem Arbeitgeber und mit Sicherheit ist es auch nicht der einzige Arbeitgeber, bei dem sich die Frage stellen sollte, warum man immer nur Probleme managed, anstatt Lösungen zu erarbeiten.

Andererseits sehe ich aber durchaus auch das Beharren nicht weniger Kollegoiden auf den althergebrachten Verfahrensweisen und Strukturen, weshalb ich dem Bemühen meines Arbeitgebers trotzdem gewisse Sympathie entgegenbringe. Vielleicht ist es zur Abwechslung mal möglich, auch ein paar klassische Innovations-Totalverweigerer auf den Weg mitzunehmen. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Vielleicht erwarte ich aber von meinen Mitmenschen manchmal auch einfach zu viel. Nachdenken, bevor man redet oder etwas tut zum Beispiel. Wie auch immer es ausgehen mag, Veränderungsprozesse sind für mich immer etwas Spannendes, an dem ich gerne mitarbeiten möchte, egal ob im Großen oder im Kleinen. Ich würde mich freuen, wenn das auch ein paar Andere mal so zu sehen beginnen würden; denn nur wer mitgearbeitet hat, darf sich hinterher auch über die Ergebnisse auslassen. In diesem Sinne noch einen schönen Tag voller Veränderung.

A snipet of efficiency?

Manchmal lese ich Twitter-Nachrichten, oder folge den Links in Tweets. Ehrlich! Und manchmal finde ich das, was ich dort finde sogar interessant. Wirklich jetzt! Zum Beispiel musste ich kurz innehalten, als ich eine Tabelle gesehen habe, in welcher jemand aufgerechnet hat, was für verschiedene Dinge man hätte tun können in der Zeit, die es brauchte um das Video zu „Gangnam Style“ von Psy ca. zwei Milliarden Mal anzuschauen. So viele Klicks – oder wahrscheinlich mittlerweile ein paar mehr – haben nämlich die verschiedenen Versionen davon auf Youtube. Zum Beispiel hätte man gut anderthalb Mal Wikipedia schreiben können; zumindest nach deren Rechnung…

So ganz aus dem Zusammenhang gegriffen klingt das ja ganz nett, unterschwellig die pauschale Anklage in den Raum zu werfen, dass Menschen ihre Zeit vergeuden. Denn nichts Anderes unterstellt der Autor dieser Grafik ja; nämlich dass wir gefälligst etwas Vernünftiges tun sollten, anstatt mit „Gangnam Style“ anschauen unsere Zeit vor dem Computer zu vertrödeln. Aus Sicht dieser Menschen ist das genannte Video wahrscheinlich auch nur ein Beispiel von vielen, das recht eindrucksvoll darauf hinweisen soll, dass wir die Effizienz unseres Lebenszeiteinsatzes optimieren sollen. Denjenigen schwebt dabei wahrscheinlich vor, dass wir alle bienenfleißig dauerschuften sollen, um eine bessere Welt zu erschaffen; was auch immer an ihr dann besser sein soll. Da man die Motive eines Autors nicht immer so klar erkennen kann, bleibt im Dunkel, ob diese Rechnung nun für eine nachhaltigere Gesinnung werben soll, oder doch für ein effektiveres Wirtschaften im klassisch kapitalistischen Sinne. Ist auch Wurst, denn die Tabelle ist trotzdem Käse.

And here is why: Zunächst einmal ist nicht zu ermitteln, wie viele Male dieses Video nebenher gelaufen ist, während derjenige, der den Klick gesetzt hat gleichzeitig vielleicht sogar etwas Sinnvolles getan hat. Zweitens weiß man nicht, wie viele Male das Video nach 15 Sekunden oder weniger wieder weggeklickt wurde. Drittens dürfen Menschen Pause machen – und Manche dürfen in dieser Pause sogar tun, worauf sie Lust haben. Viertens lässt sich ebenso wenig ermitteln, wie oft das Video zu Lehr- oder Forschungszwecken aufgerufen wurde (nicht lachen, Sozialwissenschaften sezieren Alles, was wir tun!). Und fünftens – woher will der Autor wissen, dass auch jeder, der sich das Video anschaut, überhaupt dazu fähig wäre, etwas zu seiner (zudem unbekannten) Agenda beizutragen. Manche Surfer im Netz sind nämlich ganz einfach zu blöde zum geradeaus laufen!

In der Zeit, die der oder die Macher mit der Anfertigung dieser Grafik verschwendet haben, hätte man zum Beispiel an einer Lernsoftware für verblödete Surfer arbeiten, ein Zimmer streichen, oder schlicht etwas Intelligentes von jemandem lesen können, der etwas Relevantes zu irgendeinem Thema zu sagen hat, anstatt arroganten, nutzlosen Müll abzusondern. Hasta la vista…

Idole gesucht?

Die lateinischen Begriffe imago [für Bild] und imitatio [für Nachahmung] sind einander nicht von ungefähr ähnlich. Wir machen uns ein Bild davon, wie etwas aussieht und versuchen dann, diesem Bild nahe zu kommen, etwa bei Modetrends. Ich habe neulich in irgendeiner Zeitschrift einen Kurzartikel über eine Frau gesehen, die die feinen Abendroben bekannter Hollywoodstars als Papiermodelle für ihre kleine Tochter nachschneidert. Für sich betrachtet ein eher harmloses Hobby, wenngleich die dahinter stehende Psychologie – nämlich aus dem eigenen Kind einen Star machen zu wollen – zumindest aus meiner Sicht ein wenig bedenklich ist. Nicht selten nimmt derlei Verhalten irgendwann pathologische Züge an.

Was bei der Mode dem Drang entspringt, etwas vom Glamour und der (vermuteten) Weltläufigkeit großer Stars an sich sehen zu wollen, also ein Imitationsverhalten, welches die zunächst rein äußerlichen Attribute Anderer kopiert, um sich selbst mehr Ansehen zu geben, mutiert nicht selten zu einem wesentlich weiter gehenden Vorgang, in dem auch andere (wiederum nur vermutete) Qualitäten kopiert werden. Eventuell bis zu dem Grade, da man selbst nur noch ein Abziehbild des jeweiligen Vorbildes ist. Wie schon anfangs erwähnt reden wir hier jedoch von einer Imitation äußerer Attribute; egal, ob es sich dabei um den Kleidungsstil, den Habitus, den Gestus, die Mimik oder den sprachlichen Duktus handelt. Einem Fachmann mögen solche Dinge Aufschluss über die Verfasstheit der Persönlichkeit hinter dem Bild geben, doch auch die Psychologie vermag das tatsächliche Selbst eines Individuums nicht abzubilden. Also bleibt jedwede Imitation oberflächlich.

Auch dieses dem Trend Hinterhergerenne ist per se nichts Schlimmes. Es wird erst dann problematisch, wenn nicht mehr, oder überhaupt nie zwischen den vermuteten, oder zugeschriebenen Qualitäten des Symbols – und nichts anderes ist ein Star heutzutage, denn er oder sie steht für etwas Bestimmtes, wobei dieses Bestimmte für jeden etwas Anderes sein kann – und den tatsächlichen Qualitäten des Individuums unterschieden wird. Ein Beispiel: Robert Downey Jr. kommt als Tony Stark wirklich gut rüber, wenngleich er allerdings in so gut wie jedem Film in der Hauptsache sich selbst spielt, was mir persönlich allerdings noch nicht langweilig geworden ist. Aber der Robert Downey Jr., den wir auf der Leinwand und in den Promi-News sehen, ist weitestgehend der, von dem er will, dass wir ihn sehen. Er ist ein Schauspieler, also spielt er uns was vor. Viele Leute sehen aber nur den coolen Stil und halten das für die Substanz von Robert Downey Jr., der in echt ein trockener Alkoholiker, cleaner Junky und was weiß der Teufel sonst noch alles ist. Ich finde dieses Bild nicht unsympathisch, aber ich habe keine Ahnung, wie viel Authentizität in diesem Image steckt – man sieht wieder, Image kommt von imago, wir reden also von Bildern mit Symbolcharakter.

Das eigentliche Problem ist, dass wir Images zu Idolen machen. Idolum aus dem lateinischen meint Abgott, also ein Götzenbild. Ich bin wahrlich nicht das, was man üblicherweise als guten Christen bezeichnen würde, aber wenn meine Erinnerung mich nicht trügt, stand irgendwo im Buch der Bücher, dass man sich kein Bild von Gott machen soll. Die goldenen Kälber unseres Zeitalters sind nun ausgerechnet Jene, die es häufig genug in die Klatschspalten schaffen und das meistens mit Verhalten, das wir mal mit etwas Wohlwollen als nur mäßig gottgefällig bezeichnen wollen. Es liegt schon eine gewisse Ironie darin, dass wir Menschen vergöttern, denen eher das Menschliche denn das Göttliche nicht fremd ist.

Doch wenn die Idole von heute als Vorbilder eigentlich nicht taugen, weil sie einerseits nur Spiegel für das sind, was wir in ihnen und gleichsam an uns sehen wollen und andererseits ihr Tun in keinster Weise zum Ideal genügt, was wollen wir stattdessen verehren? Ich würde sagen, der Fehler liegt allein schon in dem Trugschluss, dass man etwas, bzw. jemand verehren muss, um jemand bzw. etwas sein zu können. Wenn es etwas gibt, worüber bei halbwegs vernünftigen Leuten Konsens herrscht, dann wohl, dass unsere Art, die Dinge zu tun sich überlebt hat und das wir dringend etwas ändern müssen, und zwar an so ziemlich allem. Hierbei positives Beispiel zu sein, dazu taugt so gut wie keines unserer heutigen Idole, womit wir – einmal mehr – bei einer alten Weisheit von Mahatma Ghandi wären: Sei du selbst der Wandel, den du in der Welt sehen willst. Und dafür braucht man Wissen, Ideen und Mut – aber definitiv keine Yellow Press Berühmtheiten. Aber das Denken fällt umso schwerer, je mehr man die, von bunten Bildchen überladenen Klatschmagazine inhaliert. Und Tschüss für heute.

A snipet of summer heat

Gleißendes Licht durchflutet die Straßen, sucht sich seinen Weg durch die offenen Fenster in das Innere einer Behausung, bringt die Lebensgeister wieder online und gleich darauf den Körper zum Absturz, wenn die Hitze am mittleren Nachmittag ihren Peak erreicht. Ich liebe den Sommer und mag es, weit nach Mitternacht mit herunter gelassenen Scheiben durch die Stadt zu cruisen, die mit einem Mal wie von Geisterhand Leben atmet, wo vor Kurzem noch Totenstille geherrscht hatte. Aber so sehr ich die Vitalität und Gelassenheit endlos scheinender Sommerabende schätze, so sehr hasse ich die Schwüle, die sich hierortens mit Einzug höherer Temperaturen zwangsläufig bildet und wie ein giftiger Schleier über Alles legt. Sie raubt den Atem und macht jede noch so einfache Verrichtung schwerer.

Und dennoch; wenn ich das Eine nicht ohne das Andere haben kann, dann soll, nein dann muss es so sein! Die dunklen Monate der Einkehr, des kleinen Todes der Natur, der Heizkosten, der farblosen Eintönigkeit und der Ungemütlichkeit vor der Tür, sie rauben mir die Energie, den Willen – und ein bisschen auch den Verstand. Mit den Jahren ist es so gekommen, dass ich nun das ganze Jahr über geschäftig zu sein habe und nur selten in jenen Zustand verfallen kann, den man, sofern ich mich recht erinnere „Langeweile“ nennt. Aber etwas zu tun zu haben, ersetzt nicht die Momente lustvollen Müßigganges, die man in der Sommerzeit haben kann. Einfach mal für ein Weilchen von Allem zu lassen, die Seele zum Baumeln in die Sonne zu hängen, nicht alles so ernst zu nehmen und den Dingen das Näher kommen zu erlauben; das ist wahrer Luxus, den zu genießen man sich die Freiheit gestatten muss, gerade, wenn man eigentlich keine Zeit dazu hat.

Selbst wenn ich weiß, dass sich die Zeit, oh die kostbare Zeit nicht ersetzen lässt, ich dann hinterher für die Bummelei doppelt so schnell rennen muss. Was im Übrigen eine Illusion ist, denn tatsächlich vertut man bei der Arbeit – gleich welcher Art von Arbeit – viel Zeit damit, die Dinge auf verschiedenste Arten falsch anzugehen. In diesem Sinne ist Faulenzen für mich Achtsamkeit gegenüber sich selbst, wenn man in diesen Momenten der Kontemplation zu seiner Energie zurück findet. Überdies sollte man eigentlich so gut wie immer erst Denken, bevor man etwas tut!

Also genieße ich und blende für den Augenblick aus, dass die Arbeit derzeit bei Tag und bei Nacht den Schweiß über Gebühr rinnen lassen wird. Denn wenn die kühleren Tage kommen, werde ich mich grämen, dass ich dann eine ganze Weile keine Gelegenheit mehr haben werden, den süßen Schweiß des Sommers zu fühlen; auch, wenn er eigentlich salzig ist. Allen eine sonnige Zeit!