Ein Schnipsel vom Glück…?

Tja, so kommt das, wenn man rausfindet, dass für das, oberflächlich betrachtet, einfache Wort Glück in der anderen Sprache – in diesem Fall dem Englischen – mehrere Synonyme existieren, die freilich nicht alle unbedingt das Gleiche bedeuten. Man könnte zumindest sinngemäß unterscheiden zwischen dem Glück im Sinne eines glücklichen Zufalls – luck – dem sich bezahlt machenden Glück des Tüchtigen – fortune – dem Glücklichsein – happiness; und wenn man es recht betrachtet, sind das ja allesamt Aspekte dessen, was wir im Deutschen unter dem einen Wort Glück subsummieren. Oder anders formuliert, uns Deutschen langt ein Begriff vom Glück völlig. Weil wir mit mehr Glück vollkommen überfordert wären … oder?

Das die Überschrift dieses Schnipsels in Deutsch daher kommt, wäre also schon mal geklärt, bleibt noch der Tatsache Rechnung zu tragen, dass es wohl genauso wenig EIN Glück geben kann, wie es EINE Normalität geben kann. Allein die Idee ist schon beknackt, weil die zunehmende Pluralisierung unserer Gesellschaft der Individualisierung der in ihr lebenden Menschen Vorschub geleistet hat (einmal mehr meinen Dank an Ulrich Beck). Also, noch mal zum Mitschreiben: Normalität ist das, was man selbst als solche definiert. Und es darf einem dabei ziemlich schnuppe sein, ob diese Definition Anderen in den Kram passt, so lange deren grundlegenden Rechte durch das Ausleben dieser Definition nicht tangiert werden. Siehe kategorischer Imperativ. Daraus folgere ich für mich höchst selbst, dass es bei Existenz meiner Normalität auch mein Glück geben kann; oder besser geben muss! Ähnlichkeiten mit dem, was andere Menschen als Glück empfinden würden, sind gewiss nicht ausgeschlossen, aber weder bewusst beabsichtigt, noch notwendig. Womit wir auch diesmal alle One-Size-Fits-All-Ratgeber mit Wonne in die Tonne treten können.

Ich persönlich finde Glück, abhängig von der Situation in den unterschiedlichsten Dingen. Manchmal in etwas Tangiblem, manchmal einfach nur in einem – für meine Augen – perfekten Anblick oder einem – für meine Empfindung – perfekten Augenblick. Was auch Glück als nichts statisches, sondern als prozessual, als im Fluss, als immer wieder neues und immer wieder andersgestaltiges Phänomen erscheinen lässt. Sich also stets wieder darauf einlassen zu müssen, sein eigenes Glück neu zu suchen – und hoffentlich auch zu finden – ist zweifellos anstrengend, jedoch notwendig. Denn einer, oder auch viele Andere können mir nur in begrenztem Maße helfen, herauszufinden, was für mich richtig und wichtig ist. Sie können für mich richtig und mir wichtig sein, aber das kann ich nur selbst entscheiden; eben immer wieder auf’s Neue. Das macht Glück aber auch spannend. So spannend, wie ein Leben halt ist. Glückliche Zeit noch…

Einfach mal so…

Sich treiben lassen, nicht genau planen, wohin die Reise gehen soll, ganz gleich ob es sich um eine lange Fahrt oder nur einen kurzen Spaziergang dreht, die Dinge auf sich zukommen lassen, ohne Hast, ohne Eile, vor allem ohne das seltsam omnipräsente Gefühl des „Etwas-Verpassens“, das offensichtlich unsere Leben smart durchdringt. „Smart“ – was ist das überhaupt für ein Wort, z.B. für Dinge, welche doch allerhöchstens so smart sein können, wie der- bzw. diejenige, die sie bedienen, oder?

Malcolm Gladwell, der bekannte Journalist und Autor schrieb in seinem Buch „What the Dog Saw“ über Ron Popeil, den US-amerikanischen „König der Direktvermarkter“. In dem Artikel, den er irgendwann eigentlich mal für „The New Yorker“ geschrieben hatte, kommt er zu dem Schluss, dass wenn jemand wie Popeil, der – so banal das jetzt auch klingen mag – Küchengeräte direkt verkauft, die er selbst entwickelt hat, Dinge des alltäglichen Gebrauchs designen würde, diese so aussähen und funktionierten, dass ein Marktschreier wie er sie durch bloßes Demonstrieren mit seinen Händen und seiner Stimme jedem erklären könnte. Gladwells Beipiel ist der Videorekorder, aber denken wir mal einen Moment darüber nach, wie viele Funktionen unserer Smartphones wir tatsächlich regelmäßig und vor allem effektiv nutzen? Erschreckender Gedanke, dass ich einen Hunderte Euro teuren Haufen Elektronik nicht selten mehr oder weniger nutzlos mit mir rumschleppe…

Und die Beschäftigung mit E-Junk unterschiedlichster Natur ist nur ein Beispiel, wie wir uns unserer eigenen Lebenszeit berauben, obschon es soviel zu sehen und zu erleben gäbe. Dies soll jetzt bei Leibe kein Aufruf zum absoluten Müßiggang sein, denn so ziemlich jedem dürfte klar sein, dass es ohne ein Mindestmaß an Arbeit um des Broterwerbes Willen halt nicht geht. Zumindest nicht in einer Gesellschaft, die so funktioniert, wie die Unsere. Die Frage, ob diese Art des Funktionierens gut oder schlecht ist, muss an dieser Stelle von meiner Seite unbeantwortet bleiben. Aber denken sie ruhig selbst darüber nach.

Was jedoch nun das sich „einfach mal so“ treiben lassen angeht, habe ich selbst dieser Tage die Feststellung gemacht, dass das Schicksal, gleich ob man diesem nun die Funktion einer höheren Macht zuschreibt, oder aber es eher ganz profan als Manifestation des Prinzips Zufall ansieht, einen manchmal zielsicher an den richtigen Ort bugsiert. Ich ging des Morgens in einer halbwegs fremden Stadt umher, sah mal hierhin, mal dorthin, entdeckte einen zauberhaften antiquarischen Buchladen, trieb dennoch weiter und landete, eine ganze Weile später wieder vor diesem Feilbieter bedruckten Papiers, woraufhin ich eintrat und nach nicht allzu langem Stöbern tatsächlich fand, wonach ich nicht einmal bewusst gesucht hatte: eben jenes Buch von Malcolm Gladwell und etwas anderes, dass mir bei einer just jetzt anstehenden Entscheidung hinsichtlich meines Studiums hilfreich sein wird.

Es fasziniert mich, übrigens auch jetzt noch, dass ich mir einfach mal die Zeit nehmen konnte, mich gleich hernach in ein Café zu setzen und bei einem Kaffee mit Schischi – meine ganz persönliche Bezeichnung für Latte macchiato – in den gerade erworbenen Büchern schmökern zu dürfen, um dabei auch noch zum Schreiben inspiriert zu werden. Gleichwohl ich gerade jetzt eigentlich an einer Hausarbeit für’s Studium zu arbeiten hätte, machen derlei Erfahrungen auf ungeheuerliche Weise meinen Kopf frei und geben mir neue Energie; Energie, ohne welche die anderen Aufgaben im Moment nicht zu schaffen wären. Und genau das muss man sich manchmal zugestehen: für sich selbst einzusehen, dass es im Moment SO nicht weitergeht und man für den Reboot neue Perspektiven, neue Kraft und neue Muße braucht. Alle diese Dinge benötigen wiederum nach meiner Erfahrung ein wenig unverplante Zeit und Gelegenheit zum Müßiggang. Faul sein macht zwar nicht notwendiger Weise kreativ, aber es kann sehr hilfreich sein. Mal sehen, was noch so passiert…

Verantwortlich!

Ja, ja, es sind immer die Lebensumstände, die schwere Kindheit, der Kampf gegen sich selbst und die ach so ungerechte Umwelt, die Notwendigkeit, seine Vergangenheit zu bewältigen, sich selbst zu überwinden und vorwärts zu gehen, zu obsiegen und immer obenauf zu reiten, auch wenn der Wind mal von vorne weht. Da wo so Einer ist, da ist VORNE; ja, das sind schon ganz besondere Qualitäten, die so einen Mann ausmachen, der wirklich alles im Leben aus eigener Kraft erreichen konnte – und dabei Alles und Jeden um sich herum für seine Zwecke instrumentalisiert, bis auf’s Mark beschissen und belogen hat! Von wem ich rede? Nun, vermutlich von jenem bajuwarischen Juwel, diesem Rundlederverliebten Arroganzling, dem der Stern vollkommen unnötiger Weise einen ellenlangen Artikel gewidmet hat, der irgendwie ein bisschen wie eine Rechtfertigung aussieht…

Eine gottverdammte Rechtfertigung? Für jemanden, der sich immer gerne als ordentlichen Kerl hingestellt und im gleichen Moment die Solidargemeinschaft und damit jeden Einzelnen von uns betrogen hat? So jemand verdient den Spielmannsfluch – totgeschwiegen und still entsorgt, dass ist die einzige Art, mit solcher Realitäts- und Volkesferne umzugehen. Verdienste? Ja sicher, der Mann hat sehr geschickt aus einem kleinen Fußball-Klüblein eine weltweit beachtete Gelddruckmaschine gemacht, die Einigen wenigen ein hübsches Sümmchen einbringt. Mir nicht, und es ist im Übrigen nur Fußball. Es geht um Männer (und Gott sei dank mittlerweile auch Frauen) die einem Ball hinterher laufen. Tja. Ich finde es schön, wenn Jenen, die sich für derlei interessieren, sich dafür begeistern können, sportlich was geboten wird, schließlich geht es um Unterhaltung, um Eskapismus und die wohltuende Illusion, mit dem sportlichen Erfolg SEINER Mannschaft verbunden zu sein; ja vielleicht sogar ein ganz kleines bisschen dazu beigetragen zu haben. Wenn nicht gerade rivalisierende Fanblöcke anfangen, sich gegenseitig die Schädel einschlagen, eine wirklich nette und vergleichsweise harmlose Art, sich den Nachmittag / Abend zu vertreiben. Ich muss gestehen, ich habe nie verstanden, wie man dafür soviel Kohle ausgeben kann, aber hey, ich habe auch Hobbys, die Andere wahrscheinlich Banane finden.

Aber dieser Typ, der managed halt so eine Mannschaft, die ihre Bälle recht erfolgreich über’s Grün schiebt. Er hat Anteil daran, dass dieser Erfolg zustande kommt, aber es ist ja nicht so, dass er ein Hilfsprojekt für von Armut bedrohte Kinder leitet. Und in allererster Linie geht es hier um Kohle. Denn solange die Mannschaft so erfolgreich bleibt, fließt das Spice – euer Spice, ihr Narren! Für Karten, für Pay-TV, für Franchise-Artikel. Wie gesagt, jedem das Seine, Fußballfanatiker zu sein hat ja auch Tradition in unseren Breiten. Aber dieser Mann verdient keinen Respekt dafür, dass er betrogen hat, sondern eine ordentliche Tracht Prügel und eine saftige Nachzahlung leisten zu müssen! Sonst nix! Tatsächlich aber wird er immer noch als eventuell läuterungsfähiges Rest-Idol stilisiert, als wenn es niemanden gäbe, der nach seinem Abgang die Lücke füllen könnte. Dabei stehen die nächsten Abzocker schon parat…

Lieber Himmel, wenn wir Vorbilder brauchen, sollten wir sie mitnichten in den Chefetagen irgendwelcher privatwirtschaftlich geführter Unternehmen oder Vereine suchen, denn da finden wir höchstwahrscheinlich Vereinsmeier mit mehr oder weniger gut gezügelter krimineller Energie. Ich weiß auch nicht so recht, wo man gute Vorbilder findet, aber ICH gebe mir wenigstens Mühe und suche nach welchen, die ein bisschen nachhaltiger funktionieren als dieser unnötige Kicker – wie hieß der doch gleich noch…

Märchenonkel reloaded – Rollenspiel für Dummies #3

Ich erzähle gerne Geschichten. Ich meine jetzt damit nicht das Seemansgarn, welches manche meiner Kollegen im Beruf gerne zu Besten – manchmal leider allerdings auch zu Schlechtesten – geben; also buntest ausgeschmückte Blaulichtgeschichten, die mit jedem Jahr, das vergeht noch ein bisschen bunter, ausgeflippter, irrer und/oder heldenhafter werden. Sondern vielmehr jene Sorte, die man eher dem Großgebiet der Fantastik zuordnen würde. Nennt es Science-Fiction, Fantasy, Cyberpunk, Splatter, Crossover, Superheros & Supervillains, oder was auch immer, Hauptsache bleibt dabei, dass es nicht zu nahe an meiner persönlichen Lebensrealität dran ist und mir, sowie auch meinen Zuhörern Spaß macht. Ich hatte es schon gelegentlich erwähnt, ich bin Pen&Paper-Rollenspieler und bei diesem Hobby geht es eben genau darum, nämlich gemeinsam Geschichten zu erzählen.

Über die technische Handhabung des Spiels hatte ich schon referiert, also den Umstand, dass man Regeln braucht, damit alle auf der gleichen Basis agieren können, dass man kritische Situationen – man erinnere sich, NICHT der allmorgendliche Weg zur Arbeit, wohl aber die Verfolgungsjagd – auf verschiedene Art handhaben kann, sehr oft aber Würfel hierbei eine Rolle spielen und das der Spielleiter zwar die Eckpunkte der Geschichte erzählt, allerdings die Spieler mit ihren Aktionen die Story verändern, voran- oder aber auch quer-treiben können und somit aktiven Einfluss auf die Umwelt ihrer Charaktere, also der virtuellen Spielfiguren haben. Allerdings ist der mögliche Grad der Einflussnahme ein durchaus nicht wenig konfliktträchtiger Part der Spielgestaltung, da hier Prämissen, Wünsche und Ideologien aufeinander treffen, die gelegentlich nur schwer kompatibel zu bekommen sind.

Leute, die sich schwerpunktmäßig mit Spieltheorie und weniger mit dem Spielen an sich befassen – nach meiner Erfahrung bekommen jene, welche X Spielstile und Y Regelwerke beurteilen zu können glauben nur selten das bessere Rollenspiel hin, was auch immer das in deren Agenda sein mag – benutzen hier gerne das Wort „Erzählrecht“. Dogmatisch verstanden könnte man sagen, dass eben die Aufteilung dieses Erzählrechts zu Beginn des Spiels ausgehandelt und dann stringent eingehalten werden muss, damit sich niemand ungerecht behandelt fühlt. Und da kommen auch schon die ersten Nazgul angaloppiert und versauen einem echt den Tag! Was ist eine gerechte Aufteilung? Der Referee erzählt und nur innerhalb der jeweiligen Spielsituation dürfen die Spieler bzw. ihre Charaktere tun, was sie wollen, sofern es mit dem Verlauf der Geschichte halbwegs konform geht? Oder der Spielleiter gibt nur ein paar Handlungspunkte vor und die Spieler suchen sich dann ihren Weg und handeln ihre „Stimmrechte“ jedes Mal neu aus? Muss man solche Stimmrechte überhaupt von Anfang an vergeben, oder bleiben sie einfach beim SL und er teilt diese Situationsabhängig zu? Will überhaupt jeder ein solches Erzählrecht, oder lassen sich nicht manche einfach lieber vom Referee und/oder ihren Mitspielern „berieseln“ und stellen stets meine Lieblingsfrage: „Kann ich nicht einfach würfeln?“? Klar könnt ihr einfach würfeln, dann muss ich mir aber viel mehr aufschreiben und wieder anfangen, meine Abenteuer/Kampagnen durchzuplanen, worauf ich keinen Bock habe, weil andere Teile der Spielergruppe dann nämlich alsbald das große Murren anfangen, weil IHNEN das aber alles viel zu eng gefasst ist. So ist das mit Prämissen und Wünschen. Von Ideologien will ich noch gar nicht sofort zu reden anfangen.

Ich persönlich schätze es als Spieler, wie auch als Spielleiter, wenn für die Charaktere die Chance besteht, aktiv etwas an ihrer Spielumgebung zu ändern; unter Umständen auch Parameter des Metaplots, ansonsten verlieren nämlich insbesondere diese als episch angelegte Spielszenarien – also die vom Typus „Welche Welt müssen wir denn heute retten?“ – irgendwann ihren Witz, oder sogar gleich ihre Daseinsberechtigung. Niemand will das leckere Essen nur gezeigt bekommen, um dann zusehen zu müssen, wie ein anderer ihm/ihr was vorkaut! Das gilt übrigens nicht nur für die Möglichkeit zur echten Einflussnahme, sondern auch für solche Dinge, wie etwa vom SL ewig lange über wichtige Details des einen selbst betreffenden Teils des Metaplots im Unklaren gelassen zu werden. Eine gewisse Bedrohlichkeit ist in bestimmten Settings einfach ein Muss, man kann es aber auch übertreiben! Ebenso, wie ich es HASSE, wenn die Charaktere bezüglich ihrer verfügbaren Ressourcen die ganze Zeit an der ultrakurzen Leine gehalten werden, aber einen harten Brocken nach dem Anderen zu knacken bekommen; oder aber man ihnen mit den Klunkern vor der Nase rumwedelt, nur um sie dann von einem Anderen abkarren zu lassen. Ein oder zwei Mal ist das ganz OK, danach wird es einfach nur albern, weil sich irgendwann Motivation ins Gegenteil verkehrt, getreu dem Motto: „Kriegen wir ja eh wieder nix von…“

Doch zurück zum Erzählrecht. Wenn ein Spieler etwas in den Plot/das Setting einflechtet, das irgendwie passt, dass stimmig erzählt wird und das die Sache voran bringt, warum sollte ich dann auf mein Recht als SL pochen und es unterbinden? Wichtig ist, das sich dabei niemand benachteiligt fühlt, alle ihren Spaß haben und die Geschichte auch weiterhin funktioniert bzw. sich entwickeln kann. Sind diese Faktoren erfüllt, hat bei mir jeder das Recht zu erzählen. Allerdings würde ich mir das gleiche Recht auch als Spieler wünschen. Aus zwei Gründen: Keine Geschichte ist in Stein gemeisselt! Keine Regel ist in Stein gemeisselt! Was im gedanklichen Kontext des jeweiligen Spielszenarios eine berechtigte Chance auf Erfolg haben könnte, muss auch probiert werden können dürfen! Basta!

Mancher Spielleiter – und vermutlich auch mancher Mitspieler – hasst mich, weil ich a) immer eine Spotlighthure war und bin und b) Sachen versuche, die in keinem Regelbuch VERBOTEN sind. Das mit der Rampensau ist so ’ne Charaktersache, da kann ich einfach nicht anders. Und was das flexible Dehnen von Regeln angeht, bzw. die so nirgends beschriebene Kombination verschiedener Fertigkeiten – ja mein Gott, wenn der Spieldesigner nicht dran gedacht hat, ist er selber schuld! Ob ich damit die Spielbalance schädige, oder nur meinen Charakter, liegt im Ermessen des Spielleiters, aber ehrlich gesagt stehe ich drauf, wenn ich auch mal echt verrückte Sachen probieren darf. Darum zocke ich schon seit fast 25 Jahren: Hier darf ich verrückt sein und Verrücktes tun, ohne dass es irgendjemandem weh tut! Darum – always game on!

A snipet of awareness

Ich habe ein neues Lieblingshasswort: Achtsamkeit! Oh, wie ich mich freue, wenn die Medien, in diesem Fall namentlich der Stern, einen neuen Trend ausgemacht haben und dann voll auf der Welle surfen, um sich möglichst hipp und lebensnah positionieren zu können. Ist aber doch auch so, dass die Menschen ja wirklich viel zu wenig Acht auf sich geben. Sie essen zu viel, sie essen das Falsche, treiben zu wenig Sport, haben zu viel Stress, zu große Karrieresorgen, werden zu oft krank, blablablablabla…

Ja, die Menschen haben Sorgen; zum Beispiel, dass unsere Politiker immer weiter unsere Zukunft verbrennen, um jetzt auf Pump Jenen, die sowieso schon vollauf saturiert sein müssten, noch ein paar schöne Schaufeln obendrauf legen zu können. Oder dass man sich anschickt, die Bürgerbevormundung noch ein bisschen auszubauen, anstatt sich mal dazu zu äußern, was für Konzepte denn nun tatsächlich zu nachhaltigerem Wirtschaften führen könnten. Dass sich niemand traut, der nach wie vor Amok laufenden Finanzwirtschaft sinnvolle Beschränkungen aufzuerlegen, da sie doch eh nichts anderes tut, als Scheinwerte zu generieren, denen keine effektive Wertschöpfung gegenüber steht. Dass Lobbyismus einen höheren Stellenwert genießt, als das Gemeinwohl. Und so weiter und so fort.

Ich lebe selbst nicht so gesund, wie es gut für mich wäre, was allerdings nicht dem Umstand zu verdanken ist, dass ich dafür kein Problembewusstsein hätte, sondern dass auch mich der Stress zu manchen Zeiten aufzufressen droht, dass ich an manchen Tagen vor Sorgen kaum ein noch aus weiß und beim besten Willen keine Energie aufbringen kann, jetzt ins Fitnessstudio zu rennen, denn auf meinem Schreibtisch wartet Lektüre für’s Studium, weil lebenslanges Lernen das Modell ist, mit dem die EU zu einem wettbewerbsfähigeren Wirtschaftsraum werden will; woraus folgt, dass ich auch wettbewerbsfähiger werden muss, sonst ist es irgendwann Essig mit dem Lebensunterhalt. Ich habe keine Karrieresorgen, ich habe Existenzsorgen – und deswegen habe ich Stress, werde krank und esse das Falsche und davon auch noch zuviel. UND ich bin mir dessen bewusst.

Ich habe kein Problem mit der Achtsamkeit, ich habe ein Problem damit, dass jeder meint mir sagen zu müssen, worauf ich jetzt gerade Acht zu haben hätte, ohne jedoch zu wissen, was jetzt für mich gerade Priorität hat. Wenn diese ganzen Konsumverblendeten Lifestylebesserwisser endlich mal die Schnauze halten und sich echten Themen widmen würden, fänden vielleicht mehr sinnvolle Dinge ihren Weg zwischen Deckblatt und letzte Seite. Zweifellos kommt den Medien auch eine gewisse Bildungsfunktion zu, aber so lange die Entfremdung von der Lebensrealität des weitaus größten Teils der hiesigen Bevölkerung immer noch auf gleich bleibend hohem Niveau stagniert, stünde es manchen Printmedien besser zu Gesicht, auf den erhobenen Zeigefinger zu verzichten. Überdies – und das ist wirklich ein wichtiger Aspekt von Achtsamkeit – kommt man viel zu selten zu dem Schluss, dass wir vor allem Achtsamer MITEINANDER umgehen sollten. Denn das Soziale ist der einzige Ort, wo nachhaltig wirksame Achtsamkeit entsteht – auf einander, auf meine Umwelt und schließlich auch, gleichsam als Reflexion, auf mich selbst! Au Revoir!

Ist Jammern modisch, oder was?

Es ist en vogue, quasi sowas von krass modern, sich jetzt als vom Arbeitsdruck gestresster, von den mannigfaltigen zivilisatorischen Anforderungen ausgelaugter, vom medialen Dauerfeuer genervter, vollkommen erschöpfter Kämpfer gegen die Verwirrungen des 21. Jahrhunderts zu gerieren; also Flagge zu zeigen gegen zu viel An- und Aufforderungen, gegen Druck und Drama. Ja, sowas von IN ist das! Komisch nur, dass eben dieses Gezuchtel darum, dass man mit dem Kommunikationsmultiplexen und Multitasken nicht mehr mitkommt eben dort stattfindet, wo dieser Druck erst entsteht … nämlich online und ein bisschen auch im Fernsehen bzw. Printmedium.

Da gibt es so schlaue Plakate, auf denen durchaus bewegende Fragen visuell deklamiert werden, wie etwa: „Wie kann ich mir Zeit für mich nehmen?“. Nun ganz einfach du Depp: indem du genau das einfach mal machst: nämlich dein Superduperobercooles Smartphone in die Schublade legst, deine Emails nicht im Stundentakt abrufst, nicht jedem via Gesichtsbüchlein ein Bild von deinem Essen – oder irgendwelchen anderen Belanglosigkeiten – zeigst, dir einfach mal NICHT irgendwelches Cybergeschwätz aufdrängen lässt und stattdessen einfach mal etwas tust, ohne darüber zu chatten, oder zu posten, es zu liken, oder zu sharen oder zu wasweissichsonstnochen.

Kurzer Exkurs: Jemand den ich kenne, schrieb neulich, dass man die Bilder von seinem Essen, die er gelegentlich auf Facebook postet ja nicht ankucken muss, wenn man es denn komischer Weise Banane findet, dass jemand Visualisierungen eines gefüllten Tellers – und manchmal auch das geleerte Danach – online stellt. Dazu folgende Kommunikationspsychologische Anmerkung: Wenn ich jetzt sage, dass die werten Leser bzw. Zuhörer bitte explizit NICHT an lila-blassblau karierte Flugelefanten denken sollen, was passiert dann? Richtig, im Geiste hat man ein mehr oder weniger hübsches Bild von einem lila-blassblau karierten Flugelefanten und gewisse Ähnlichkeiten dieses mentalen Konstruktes zu Dumbo werden sich bei den Meisten von uns vermutlich nur schwer leugnen lassen… Ein Bild, dass irgendwo zu sehen ist, hat einen ähnlichen Effekt, es regt unser Gehirn zum Assoziieren an. Wenn ich einen leckeren Teller Pasta auf meinem Monitor sehe, fragt sich mein Hirn ohne bewusstes Zutun, wie das wohl riecht und ob es genauso gut schmeckt, wie das, was ich selbst zu fabrizieren im Stande bin – und ruckzuck habe ich erstens Appetit und zweitens Zeit verschwendet, obwohl ich mich doch eigentlich gar nicht dafür zu interessieren bräuchte; und zwar weil visuelle Zeichen – und genau das ist eine Fotografie – IMMER eine Signalwirkung ausüben. Ich werde hier jetzt nicht mit Semiotik anfangen, nur so viel: selbst diese Bilder bewusst ignorieren zu wollen, kostet mich in der Gesamtbetrachtung immer noch deutlich mehr Zeit, als wenn diese Menschen ihre Speisenschau einfach bleiben lassen würden. Über den ganzen anderen Mist, der in sozialen Netzwerken geteilt wird, will ich jetzt gar nicht zu reden anfangen.

Zurück bei unseren Stressopfern und der echt saublöden Frage, wie man sich denn nun endlich wieder etwas mehr Zeit für sich selbst nehmen kann, finden wir uns sodann natürlich gleich in der Ratgeberschiene wieder, denn nichts ist heutzutage einfacher, als sich Coach zu nennen und Menschen zum Licht zu führen – einen fetten Obulus für den Führer inbegriffen. „Zum Licht“ sagt allerdings selten etwas darüber aus, ob man sich davor, oder vielleicht doch eher dahinter wieder findet. Da der Begriff Coach nicht geschützt ist und es auch keine geregelte Ausbildung gibt, welche diesem Abziehbildchen von Beruf ein quantifizierbares Qualitätsmerkmal oder eine Legitimation geben könnte, hält sich mein Vertrauen in derlei „Hilfe“ deutlich in Grenzen.

Auch Ratgeber-Bücher oder Artikel in Zeitschriften sind in aller Regel mit Vorsicht zu geniessen, da sich jene Autoren, welche sich zum Schreiben von sowas berufen fühlen nur allzu oft im Methodendogmatismus verlieren – das (O)ne-(S)ize-(F)its-(A)ll Phänomen lässt sich aber nicht nur hier beobachten – oder so wolkigen Blödsinn absondern, dass man auch gleich zum Astro-TV wechseln kann… Moment, ich muss gerade mal meine aufgerollten Zehennägel zurückbügeln! OSFA meint in diesem Kontext übrigens, dass in solchen Publikationen häufig Simplifizierungen benutzt werden, welche die Illusion erzeugen sollen, dass es sowas wie Patentlösungen gibt, die auf jedes noch so individuelle Problem passen. Großes Kino – Riesenunfug!

Was das nun mit der Frage nach dem modisch sein zu tun hat? Nun, ganz nüchtern betrachtet sind sowohl der Hype um ein neues Medium, als auch die üblicherweise mit Ekel einher gehende Übersättigung ein zyklischer Verlauf, den man immer und immer wieder beobachten kann. Beim Internet und seinem bislang größten Auswuchs, den social media platforms ist die Zeitdauer bis zum „Verfall“ des Novelty-Factors lediglich geringer, weil – Achtung Allgemeinblatz, aber trotzdem gültig! – die Zeiten schnelllebiger geworden sind, aber auch Medien sind offenbar Moden bzw. Trends unterworfen.

Im Moment ist es also gerade Mode, sich damit zu brüsten, nicht mehr dauernd erreichbar sein zu müssen, obwohl man es könnte. Das Kokettieren mit medialer Präsenz, der Flirt mit der gefühlten Omnipräsenz, die zuvor doch maximal ER für sich beanspruchen konnte, verleiht einem ein Gefühl von Macht; woraus folgt, dass man sich im diskonnektierten Zustand unwohl, ja sogar ohnmächtig fühlen müsste. Ich kann nicht sagen, ob das beim Gros der Netzwanderer da draußen tatsächlich der Fall ist, was allerdings mich persönlich betrifft, so kann ich freimütig zugeben, dass der Verzicht auf den ganzen Scheiß manchmal schon schwer fällt. Außer im Urlaub – da genieße ich es. In jedem Fall wäre es aber gesünder, unmodisch zu sein und auf Konnektivität zu pfeifen. Mir passiert es gelegentlich, dass ich einmal am Tag mein Smartphone aus dem Telefonschränkchen nehme, darauf einige SMS und Chat-Nachrichten finde und feststelle, dass irgendjemand ganz dringend was von mir wollte. Aber anrufen auf dem Festnetz ist anscheinend nicht mehr IN. MICH kann man da aber, solange ich zu Hause bin am Besten erreichen. Ich schleppe doch nicht den ganzen Tag meinen Kommunikationsdiener mit mir rum, habt ihr sie noch alle? Ist doch total unmodisch, sich mit so einem Riesenteil die Hose auszubeulen! Wer macht den sowas…?