500 Gramm gemischter Hass – Ich will Life-Work-Balance!

Egal was ich mit meiner Zeit anstelle, egal wie weit ich vor meinem normalen Leben und meinen Verpflichtungen davonlaufe, egal wie schön es dort ist und was ich unterwegs alles erlebe, egal wie sehr ich daran glauben möchte, dass die – subjektiv überquellende – frische Energie mir erhalten bleibt… jedes Mal, wenn ich nach Hause komme, sind die alten Gedankenspiralen wieder da. Dann dreht sich wieder alles um Job, Stress, soziale Gerechtigkeit (oder besser, den erheblichen Mangel daran) und die Frage, wie ich mit all dem umgehen kann. JEDES. GOTTVERDAMMTE. MAL. Ich bin derzeit nicht verzweifelter als sonst auch. Ich lebe ja in einer Welt, in der du den “News” nicht entkommen KANNST. Und ich kann mit dem Denken als solchem leider auch nicht aufhören. Das ginge nur, indem ich mir den Kopf wegschösse – und das kommt überhaupt nicht in Frage! Daher spiegelt sich meine eigene (Über)Lebenrealität in den, derzeit immer und überall wieder aufkeimenden Diskussionen um die Frage, ob wir Deutschen zu viel oder zu wenig arbeiten, ob wir zu viel auf die Work-Life-Balance achten, oder schön brav das Bruttosozialprodukt mehren. Hierzu hätte ich fünf Antworten, die nicht jedem schmecken werden:

  • (1) Die Deutschen: Die mit diesem Begriff insinuierte Grundgesamtheit GIBT ES NICHT! Lest die Sinus-Milieus, beschäftigt euch mal ein Mü mit Sozialwissenschaft (keine Sorge, das tut gar nicht weh) und ihr werdet verstehen, dass eine Nationalstaatliche Volksgemeinschaft, wie sie unsere verf*****n Nazi-A*********r von der AgD zu beschwören versuchen NICHT EXISTIERT! PUNKT! Es gibt jede Menge, sehr unterschiedlich strukturierter Gruppen innerhalb der Bevölkerung; und innerhalb dieser Gruppen gibt es jede Menge Individuen. Ein Lebensentwurf, war, ist und bleibt – ganz nüchtern betrachtet – immer etwas hoch individuelles. Woraus folgt: die Aussage, dass DIE DEUTSCHEN zu wenig arbeiten würden KANN NIEMALS WAHR SEIN, weil es diese Deutschen als Gruppe überhaupt nicht gibt. Das manche Individuen oder auch ganze Gruppen eher zu wenig arbeiten ist ein völlig anders zu betrachtender Sachverhalt. Und da würde ich zuallererst mit der Neubeuteilung von leistungslosem Einkommen anfangen.
  • (2) Was ist viel, was ist wenig? Die Erwerbsquote (also die Zahl der Menschen in Lohn und Brot) ist seit 1991 (also seit der Wiedervereinigung) im Mittel gestiegen; und zwar durch einen kräftigen Anstieg bei den berufstätigen Frauen. Die durchschnittliche Arbeitszeit ist derweil gesunken, weil diese ganzen Frauen deutlich häufiger in Teilzeitbeschäftigungen unterwegs sind, als die Männer. Wir arbeiten aber im Mittel NICHT WENIGER, SONDERN MEHR. Und von den ganzen unbezahlten Überstunden will ich gar nicht erst anfangen. Die Arbeitsproduktivität (also das BIP/Arbeitsstunde) ist bis zum Beginn der Pandemie und den folgenden Krisen (Ukrainekrieg, US-Zollpolitik, etc.) gestiegen und stagniert seitdem; was nicht an weniger Arbeit(sbereitschaft) liegt, sondern an der sich eben ändernden Weltsituation. Und daran, dass die CDU/CSU (wechselnd mit FDP und SPD als Sekundanten) 16 Jahre lang auf Verschleiß gefahren ist und den Bürger*innen die negativen Folgen einer globalisierten Wirtschaft schöngelogen hat. Nun hamwer den Salat, wa…
  • (3) Wem kommt mehr Arbeit zu Gute? Ganz einfach – in unserem System zuallererst und vor allem denen, die den Kanal eh schon voll genug haben. Kann man sich schönlügen, indem man glaubt, dass eine veränderte Steuerpolitik auch den Mittelstand killen würde. Genau das Gegenteil ist der Fall, denn die Geschenke, welche unsere aktuelle Regierung einmal mehr den Reichen macht, sollen zu Lasten der Ärmsten gehen (spart mal 5.000.000.000 beim Bürgergeld ein, hat Herr Merz gesagt); und zu Lasten des Mittelstandes. Solange also keine Entlastung bei Steuern und Abgaben in Sicht ist, werden die Meisten sagen “Leck mich am Arsch mehr Arbeit…”; und wisst ihr womit – mit Recht. Hatte ich eigentlich schon von der dringend notwendigen Neubewertung leistungslosen Einkommens gesprochen? Oder von asozialer Kapitalagglomeration? ICH gehe jedenfalls nicht mehr arbeiten, damit jemand anders was davon hat.
  • (4) Propaganda: Wo auch immer du hinkuckst, finden sich willfährige Apologeten des “Ihr arbeitet alle zu wenig”-Narrativs. Manche davon wissen sehr wohl um die beschriebenen Mechanismen – und manche labern einfach nur die tendenzöse Scheiße nach nach, welche ihnen die Drecks-Springerpresse seit Jahrzehnten als “Nachrichten” getarnt in den Hals stopft. Es wäre einfach, sich zu informieren. Und es braucht auch keinen übermäßigen Intellekt, um zu verstehen, warum man immer schön alle möglichen gesellschaftlichen Gruppen gegeneinander ausspielt, indem man Feindbilder aufbaut. Je nach Tageslage sind die Feinde unserer Gesellschaft: Migranten, die Grünen, Bürgergeldempfänger, die Linke, psychisch Kranke, Veganer, Feministen, die nächstältere oder nächstjüngere Generation, Wissenschaftler, etcpp.. Dabei gibt es für unsere Gesellschaft nur einen Feind – den entfesselten, konsummaterialistischen Kapitalismus und seine Nutznießer. Aber hey, was weiß ich schon…
  • (5) Und die Jüngeren…? Die schauen in die Röhre, weil Rentner und Renten-Anwärter den größeren Teil der Wählerschaft ausmachen und so gut wie KEIN. EINZIGER. POLITIKER. weiter schaut, als bis zur nächsten Wahl. Es geht nicht mehr um “die Sache” (also Wirtschafts- und Sozialpolitik, die untrennbar miteinander verbunden sind), es geht nur noch darum, der (mutmaßlichen) eigenen Klientel die eigenen Handlungen so zu vekaufen, dass es nicht vollkomnmen danach aussieht, als würde man ohne Hemmungen für’s Kapital geschröpft. Wer allerdings nicht zu den oben genannten Klienteln gehört, der hat schlicht Pech gehabt, weil seine Stimme zu wenig wiegt, als dass sie irgendetwas bewirken könnte. Denn CDU/CSU betreiben wie eh und je in den letzten 20 Jahren den Ausverkauf der Zukunft auf Kosten kommender Generationen. Wäre ICH in der Situation, würde ich mir auch kein Bein rausreißen, um es den alten faulen Säcken noch ein bisschen bequemer zu machen!

Zusammengefasst: NEIN. WIR. ARBEITEN. NICHT. ALLE. ZU. WENIG! Manche von uns gewiss, aber bei den Allermeisten ist die Aussage einfach nur riesengroßer Quatsch! Ich kann jedenfalls an mir keine Faulheit bemerken. Eher das Gegeteil. Ich möchte eigentlich einfach nur etwas mehr Zeit für mich und meine Projekte. Aber hey… wir werden sehen. genug geranted. Morgen geht’s wieder los, der Urlaub ist rum. Euch allen einen gediegenen Start.

Auch als Podcast…

Benvenuti nelle Marche N°10 – Mad New World…

Menschsein ist anscheinend eine komplizierte Angelegenheit. Immer wieder steht man subjektiv vor der Herausforderung, seine eigenen Wünsche, Ziele, Bedürfnisse mit denen der anderen Menschen – insbesondere denen, die einem nahe sind – austarieren zu müssen. Objektiv jedoch scheint ein nicht geringer Prozentsatz der Menschoiden da draußen auf diese Verpflichtung zu scheißen, die sich daraus ergäbe, wenn wir wirklich unserer Nächsten Grenzen und Rechte achten würden. Anders lässt es sich kaum erklären, dass so viele Ego-fixierte Bastarde mit ihrem Ego-Müll „die Zone fluten“ wie dieser Fascho-Flüsterer Steve Bannon das Zumüllen der antisozialen Medien mit Fascho-Müll mal nannte. Welche Art Ego-Müll dabei in die Zone flutet ist vollkommen gleichgültig, weil jede weitere Schmutz-Welle dazu geeignet ist, den eben benannten Austarierungs-Prozess zum Halten zu bringen. Es stellt sich spontan die Frage, zumindest sofern man die Menschheit noch nicht vollkommen aufgegeben hat, wie man dem Einhalt gebietet, wenn Erpressung, Totschlag, Brandstiftung, etc. leider kein gangbarer Weg sind, weil man dafür leider viel schneller in den Knast kommt, als dieses dreckige Antiscocial-Media-Verbrecher-Gesocks, welches das Internet verpestet; und damit unterdessen die einstmals hoffnungsvolle Idee einer weitreichenden Demokratisierung mittels des Internets durch die zunehmende Faschistoidisierung desselben ad absurdum geführt hat? What a Mad New World!

Ich habe gerade „Brave New World“ wieder gelesen – und für ein paar Augenblicke erscheint diese kranke Utopie einer weltumspannenden Zukunfts-Gesellschaft verlockend, in welcher die Menschen synthetisiert, für die spätere wirtschaftlich Funktion physiologisch und psychologisch konditioniert und als hedonistische, konsumorientierte Abziehbilder freier Menschen sozialisiert werden; alles im Namen sozialer Stabilität. Manches in dem Buch erscheint heute aus der Zeit gefallen, was beim Veröffentlichungsjahr 1932 auch nicht weiter verwundern mag. Und doch ist Huxleys Vision eines perfekten Totalitarismus, in dem alle glücklich sind, weil jeder bekommt, was er will, weil er nur will, was er bekommen darf, auch über 90 Jahre später immer noch erschreckend aktuell. Kein Wunder, dass die Nazis es direkt verboten hatten. In den Vereinigten Staaten ist das Buch übrigens schon lange vor dem dreckigen Fascho-Trumpel in diversen Staaten auf der Bann-Liste. Man könnte es als Ironie des Schicksals betrachten, dass ein Buch verboten wird (bzw. bleibt), in dem es u. A. auch um die Kuratierung des den Menschen verfügbaren Wissens durch die Nichtverfügbarkeit von Büchern geht; also harte Zensur, um die Konditionierung der Menschen als willfährige Drohnen des Weltstaates nicht zu gefährden.

Ich bin da eher bei John dem Wilden: „But I don’t want comfort. I want god, I want poetry, I want real danger, I want freedom, I want goodness, I want sin.“ In meinem Verständnis wünscht er sich eine Welt (zurück), in der die Menschen wieder Verantwortung für sich selbst übernehmen dürfen und damit die Chance bekommen, zu wachsen; selbst, wenn dies Herausforderungen, Anstrengungen, Kämpfe und Verluste bedeutet. Weil eine Existenz, die in allen Aspekten der Funktionalität untergeordnet ist, bestenfalls eine Subsistenz ist, die nichts mehr hervor bringt, als die reine Reproduktion dessen, was schon da war. Der Gedanke, darauf reduziert zu werden, erscheint auch mir schmerzhaft. Ich bin kein gläubiger Mensch im Sinne kirchlicher Doktrinen, wohl aber ein durchaus spirituelles Individuum und ich möchte mir – ebenso wie John der Wilde – meine mentalen Drogen gerne selbst auswählen; Irrungen und Wirrungen inklusive. Aber was weiß ich schon… außer, dass Lesen bildet. Daher empfehle ich Aldous Huxleys „Brave New World“ als Originaltext mit Kommentaren in der English Edition von Klett. Ansonsten lesen wir uns bald wieder mit anderen Themen. Bis dahin, gehabt euch wohl.

ISBN: 978-3-12-579850-2

New Work N°23 – Nochmal drüber nachdenken…?

Ich recycle mal eben Gedanken und Worte aus einem Post, der mittlerweile fast fünf Jahre auf dem Buckel hat (August 2020) und somit während der ersten Hochphase der Corona-Pandemie entstanden ist. Immerhin konnte man damals unter Auflagen im Inland Urlaub machen. Einiges ist nach wie vor – oder vielleicht eher WIEDER – hochaktuell, manches hat sich in den letzten Jahren verändert. Die Diskussion ist heute allerdings eine andere, weil sich die Apologeten eines radikalen Wandels und die Die-Hard-Vertreter altmodischen Wirtschafts- und Führungs-Handelns mittlerweile unversöhnlicher gegenüber stehen, denn je. Und jetzt haben wir auch noch diese selbstverliebte, populistische Flitzpiepe Black-Rock-Fritze als Bundeskanzler. Kotzen könnt ich… Egal, los geht’s:

erstellt mit ChatGPT
Tja, also, wie soll ich das denn jetzt sagen, aber… New Work ist nicht neu. Ganz im Gegenteil. Der geistige Vater der Angelegenheit Frithjof Bergmann hat die Grundlagen schon in den 70ern und 80ern des letzten Jahrhunderts beschrieben. Und auch, wenn bei weitem nicht alle seiner Ideen schon umgesetzt wurden (oder wir dies bald erleben werden), wächst die Zahl derer, die zu der Überzeugung gelangen, dass wir Arbeit im 21. Jahrhundert anders denken müssen. Langsam aber stetig... [Diese Überlegung muss ich - Stand Heute - differenzierter betrachten, da es zwar tatsächlich Leute mit großer Publicity gibt, die sich des Themas unter verschiedenen Vorzeichen annehmen. Doch die eigentlichen Ideen Bergmans spielen dabei kaum eine Rolle...] 

Aber, was bedeutet das nun? Vordergründig geht es darum geht, dass abhängige Produktionsarbeit mehr und mehr von Maschinen erledigt wird und daraus natürlich die Frage entsteht, wie diese Menschen zukünftig ihren Broterwerb bestreiten sollen. Solche Entwicklungen zeichnen sich nun schon seit Jahrzehnten ab. Bergmanns Antwort darauf ist eine Mischung aus bedingungslosem Grundeinkommen durch Umschichtung der Einkünfte aus Güterproduktion und einer zunehmenden Selbstversorgung mit den essentiellen Dingen des Lebens. Diese Darstellung ist allerdings verkürzend und gewiss gibt es in seiner Denke einige wenige Überschneidungen mit der Philosophie des Kommunitarismus; es lässt sich jedoch sagen, dass er versucht hat, ein mögliches Ende der klassischen, abhängigen Lohnarbeit zu denken. Es geht ihm dabei explizit nicht nur um die Arbeit als solches, sondern um Fragen der Teilhabe und Freiheit. [Diese Betrachtungen sind zwar immer noch weitgehend wahr - nur dass deren Umsetzung heute zwar gelegentlich andiskutiert, aber niemals durchdekliniert wird, weil die Lobbyisten der Konzerne ALLES tun, um eine positive, ergebnisoffene Diskussion im Sinne der eigenen Gier von vornherein zu verhindern! Es darf in deren Weltsicht NICHTS existieren, dass die systemische Lohn-Abhängigkeit untergräbt, welche es erlaubt, weiter munter von unten nach oben zu verteilen!]

Heute wird unter New Work von den Meisten aber einfach nur alles verstanden, was beim Schuften nicht nach dem klassischen Muster abläuft: Home-Office, Mobile Work-Spaces, ungewöhnliche Arbeitszeitmodelle wie der 5h-Tag, digitaliserte Workflows, etc.; also zunächst mal Dinge, die nur mit Arbeitsorganisation zu tun haben. Tatsächlich greift, wenn man Bergmann aufmerksam liest, dieses Verständnis jedoch viel zu kurz. Arbeit, wie wir sie heute kennen, wird in vielen Bereichen in den nächsten Jahren fast ganz verschwinden, um in anderen neu zu entstehen. Die daraus entstehenden gesellschaftlichen Umwälzungen zeichnen sich schon lange ab. [Und obwohl diese Entwicklungen sich mit den Ereignissen der letzten Jahre noch verschärft haben, sieht man an vielen Orten mehr oder weniger ungelenke Versuche, das Rad der Zeit zurückzudrehen; die Ewiggestrigen sterben leider nur sehr langsam!]

Eine echte Entwicklung weg von abhängiger Lohnarbeit hin zu solidarisierter Arbeit ist leider bislang noch nicht zu konstatieren. Immer noch dreht sich, wenn irgendjemand den Begriff vollmundig ins Feld führt, so gut wie alles um Fragen der Arbeitsorganisation. Und ja, wir haben diesbezüglich auch immer noch ein erhebliches Kulturproblem, da nicht wenige Chefoide nach wie vor der irrigen Meinung sind, dass sie bei physisch anwesenden Hutständern besser beurteilen könnten, ob diese etwas arbeiten, oder nicht; also, ob diese Menschen effektiv etwas erwirtschaften. Nichts könnte – zumindest in meinem Geschäftsbereich – allerdings der Realität ferner sein. In der Tat wird Bildung als solche uno acto realisiert. Damit dieser komplexe soziale Prozess im Lehrsaal allerdings auch regelmäßig zu zufriedenstellendem Ergebnissen führen kann, sind umfangreiche Vorbereitungen und Nacharbeiten notwendig. Und ein erheblicher Teil dieser Arbeit bedarf eines Quantums Kreativität, die man allerdings oft nicht in einem Großraumbüro sitzend erreichen kann. Also ist Arbeitsorganisation – oder besser gesagt eine flexible Arbeitsorganisation – eine Voraussetzung für ein hohes Qualitätsniveau. Weshalb ich meinen Mitarbeiter*innen Freiheiten lasse, die es anderswo eher nicht gibt. Da kommt jetzt bestimmt gleich wieder so ein schlauer Dippelschisser um die Ecke und sagt: “Ja, wie willst DU denn beurteilen, ob die tatsächlich was für ihr Geld tun?” Und dem antworte ich dann Folgendes: indem ich, wie jeder halbwegs vernünftige Führungseumel mit Kennzahlen arbeite. Nun sind die bei Berufsfachschulen nicht so einfach zu definieren. Aber zwei harte Währungen gibt es: die Zahl der Menschen, welche die Ausbildung ohne Abschluss abbrechen (die ist bei uns unter dem Landes- und Bundesdurchschnitt) und die Zahl der Examenskandidaten, die am Ende bestehen (die ist bei uns bislang sehr gut). Woraus folgt dass wir im Lehrsaal und bei der Schülerbetreuung sehr gute bis exzellente Arbeit leisten. Was sich auch darin widerspiegelt, dass unsere Schüler*innen sich, allen gelegentlichen Spannungen zum Trotz mit ihren Problemen oft genug vertrauensvoll an uns wenden. Da gestatte ich mir getrost mal zu sagen: meine Mitarbeiter*innen sind ihr Geld verdammt noch mal wert!

Immer mal wieder muss ich diese Diskussionen führen, weil man an bestimmten Stellen Angst hat, dass sich andere Menschen im Unternehmen – wohlgemerkt in vollkommen anderen Geschäftszweigen – durch die Freiheiten, welche in meinem Geschäftsbereich gelebt werden benachteiligt fühlen würden. Aber wir sind nicht alle gleich und wir machen nicht alle die gleiche Arbeit. Als ich noch “einfacher” Mitarbeiter im Rettungsdienst war, wäre ich nie auf die Idee gekommen, jemandem im Büro die Möglichkeit zur Remote-Work zu neiden. Mein Job bot andere Herausforderungen, aber auch andere Freiheiten. Wenn wir solche Neid-Debatten wirklich aufmachen, dürfen wir uns nicht wundern, wenn Menschen sehr schnell anfangen, Neid zu entwickeln. Aber worauf? Darauf, dass ich halt gelegentlich um 08:00 nicht im Büro in der Dienststelle sitze, sondern in meinem Heimarbeitszimmer, welches zugegebenermaßen in manchen Punkten deutlich besser ausgestattet ist als das, was mir mein Arbeitgeber zur Verfügung stellt? Und mich genauso den lieben langen Tag mit teilweise sehr nervtötenden Aufgaben herumschlagen muss? Dass meine Kolleg*innen mich trotzdem stets erreichen, wenn was ist? Einzig das Pendeln fällt dann weg, weshalb ich an solchen Tagen etwas später aufstehe und dafür vom Start weg wesentlich wacher und produktiver bin; ich bin, zirkadian betrachtet halt eine Eule… Wenn mir jemand das wirklich neidet, lade ich herzlich dazu ein, mich mal zu begleiten. Glaubt mir: meinen Job wollt ihr auch im Home-Office nicht machen müssen! Ich fände es schön, wenn man davon weg käme, immerzu Gleichmacherei betreiben zu wollen, wo diese keinen Sinn ergibt. Z. B., wenn es um Remote-Work und flexiblere Arbeitszeiten geht. Denn die Lehrsäle sind trotzdem morgens pünktlich besetzt und laufen! Dieser Text entstand übrigens an dem gleichen Schreibtisch, an dem ich an solchen Tagen auch sitze/stehe – ihr seht, für die Arbeitsergonomie ist auch gesorgt. Und jetzt diskutieren wir aus, für wen sich Remote-Work eignet und für wen nicht. Und bei Gelegenheit sage ich auch noch was zu diesen frechen Cretins da draußen, die jeden Menschen, der seine Arbeitszeit zumindest teilweise im Büro verbringt als “Sesselpfurzer” bezeichnen, ohne irgendwas über Funktion und Leistung der Person zu wissen. In diesem Sinne – frohes Schaffen.

Auch als Podcast…

Das Private ist politisch…

…ist ein Diktum aus der 2. Welle des Feminismus während der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts. Und es ist heute immer noch wahr – vielleicht sogar wahrer denn je, wenn man lesen muss, dass es Deutschlandweit mittlerweile 120 (vermutlich sogar mehr) Gruppen jugendlicher, teilweise noch nicht mal strafmündiger Neonazis gibt, die sich, koordiniert über social media und messaging apps, abends zusammenrotten, um Gewalttaten gegen Andersdenkende zu begehen. Erinnert ein wenig an Liedzeilen aus “Hey, hier kommt Alex”, allerdings unter erheblich verdrehten Vorzeichen. Um’s kurz zu machen: diese Kinder, denen ihre eigenen Eltern so unfassbar viel Nazi-Mist in Gehirn geschissen haben, dass deren Außenfarbe mittlerweile auch braun geworden ist, diese Indoktrinations-Opfer sind genauso wenig zu retten, wie ihre Eltern aus der Generation Baseballschläger der frühen 90er. Warum dieses Pack überhaupt Kinder bekommen durfte, ist mir ehrlich gesagt unverständlich. Für alles mögliche und unmögliche braucht man in diesem Land eine Erlaubnis. Aber Kinder in die Welt setzen, um die Brut dann auch noch mit inhumaner, rassistischer, chauvinistischer, faschistischer Ideologie zu füttern – das ist okay. Da sagt keiner was. Hauptsache sie zahlen Steuern…

Ich stand damals an der seltsamen Schwelle vom Jugendlichen zum Erwachsenen und ich habe viele Dinge nicht einordnen können, weil mir dazu das tiefere Wissen und die Lebenserfahrung gefehlt haben – aber ich wusste von der ersten Sekunde, da ich diese Dinge wahrnehmen musste, dass diese hässlichen Fascho-Fratzen als widerlicher Bodensatz unserer Gesellschaft schlicht und ergreifend zu dumm, zu unempathisch, zu aggressiv, zu engstirnig und zu leicht erreichbar für die verlockenden Einflüsterungen ihrer Fascho-Fratzen-Ahnen sein würden, als dass man sie je würde re-sozialisieren können. Ich glaube nicht mehr an die Re-Sozialisation von Nazis! Ich glaube, dass man sie – wo auch immer sie auftauchen, finden, öffentlich machen, einkesseln, niederschreien, verjagen und notfalls mit Gewalt bekämpfen muss. Denn sie bedrohen alles, was uns aufrechten Demokraten lieb und wichtig ist: unsere Freiheit, nach unserer Facon glücklich zu werden, gleich ob dies nun religiöse, sexuelle, weltanschauliche, soziale oder politische Aspekte des Daseins betrifft. Oder was auch sonst immer. Man mag den kategorischen Imperatitv nicht mögen, weil Kant erwiesenermaßen ein Chauvi war. Aber unsere darauf fußende Rechtsphilosophie – und in der Folge unsere Gesetze und unsere Rechtsprechung – welche die Freiheit des Einen nur dort einschränken wollen, wo die des Nächsten beginnt, ist ein Wert an sich!

Heute muss ich erleben, dass sich die Geschichte von vor 30 Jahren wiederholt, teilweise in meinem direkten Umfeld. Und ich kann dem nur in aller Entschlossenheit meine tiefste Überzeugung entgegensetzen: nämlich dass die drei ersten Artikel unseres Grundgesetzes UNVERÄUSSERLICHE, UNHINTERGEHBARE und UNIVERSELLE Grundsätze unseres Miteinanders sind, die vor allem eines verhindern helfen sollen: die Objektifizierung von Menschen, so wie etwa die original-Nazis sie durch den Holocaust betrieben haben ! Denn alle Menschen, gleich woher sie kommen, woran sie glauben, wie sie lieben, auf welche Art sie ihre Leben leben wollen und mit wem sie diese Leben teilen wollen waren, sind und bleiben Individuen, die den Schutz ihrer Individualität verdient haben, solange sie selbst nichts unternehmen, anderen diesen Schutz nehmen zu wollen. Und so kann ich euch braunen Kadern, die ihr unsere demokratisch-freiheitliche Ordnung von innen heraus durchsetzen, zerstören und durch eure eigene, überaus kranke, Vision einer “Volksgemeinschaft” ersetzen wollt nur laut entgegenschreien: FUCK NAZIS. WIR werden EUCH jagen, bis IHR wirklich nur noch ein Fliegenschiss der Geschichte seid. Und wer glaubt, das ist doch alles gar nicht so schlimm, den erinnere ich an Kästners Worte nach dem Ende des Nazi-Regimes:

"Die Ereignisse von 1933 bis 1945 hätten spätestens 1928 bekämpft werden müssen. Später war es zu spät. Man darf nicht warten, bis der Freiheitskampf Landesverrat genannt wird. Man darf nicht warten, bis aus dem Schneeball eine Lawine geworden ist. Man muss den rollenden Schneeball zertreten. Die Lawine hält keiner mehr auf. Sie ruht erst, wenn sie alles unter sich begraben hat."
Auch als Podcast…

Erwachsen bilden N°52 meets New Work N°22 – Dienst nach Vorschrift?

Ich hatte neulich ein interessantes Meeting, bei dem einige Menschen anderen Menschen mal offenbart haben, wie viel Vorbereitung wirklich dahinter steckt, ordentlichen Fach- Unterricht machen zu können. ICH merke ja auch immer wieder, dass Leute tatsächlich glauben, ICH könnte alles Mögliche on a moments notice aus dem Ärmel schütteln – was vollkommener Quatsch ist. Ich muss mich genauso hinsetzen, eine Unterrichtsverlaufs-Planung schreiben, die passenden Einzelmethoden auswählen und – sofern es sich um theoretischen Unterricht handelt – den Content erstellen, wie jede:r andere auch. Okay, bei Unterrichten, die ich schon öfter gehalten habe, fällt vielleicht nicht mehr die GANZE Vorbereitungsarbeit an. Dennoch muss ich mich jedesmal neu reindenken, evtl. beim letzten Durchlauf aufgelaufenes Feedback integrieren und meine Materialien prüfen. Überdies entwickle ich für das Verständnis der Schüler:innen gerne Übersichten an der Metaplanwand, was bedeutet, dass ich auch jedes Mal meine Kärtchen neu schreiben muss. In aller Regel morgens, direkt bevor der Unterricht losgeht. Lehrkräfte mit noch nicht so fest eingeübten Abläufen brauchen aber länger für so was. Und nicht selten muss man sich selbst noch mal seines eigenen Wissens versichern, bevor man überhaupt daran denken kann, sich zu überlegen, wie man dieses eigene Wissen und die Skills für andere begreifbar machen könnte. Ich muss hier noch mal an die konstruktivistische Sichtweise auf Pädagogik erinnern: wir bringen niemandem etwas bei; wir bereiten lediglich den Boden, auf dem die Schüler:innen ihre jeweils eigene Wissensernte einfahren können! Wozu es im übrigen der Mitarbeit bedarf. Aber darüber habe ich an anderer Stelle schon sattsam gesprochen…

Arbeitgeber gehen oft naiv davon aus, dass ein Fachlehrer sich 35h die Woche in den Lehrssal stellt und in der verbleibenden Zeit nebenbei alles erledigt, was halt so anfällt: Unterrichtsvor- und nachbereitung, Korrespondenz mit den betrieblichen Ausbilder:innen und den amtlichen Regulierungsbehörden, Führen der Zeitnachweise und Klassenbücher, anlassbezogene Gespräche, bewertende Arbeitsbesuche, Korrektur von Klassenarbeiten, Staatsexamina und so weiter und so fort. Und da ist einspringen wegen Krankheit o. Ä. noch nicht inkludiert. Jede:r, die/der schon mal eine Klasse gemanaged haben, liegt jetzt vor Lachen gekrümmt unterm Schreibtisch, weil allen, die schon mal in diesen Stiefeln marschiert sind sofort und intuitiv klar ist, dass DIESE ANNAHME RIESENGROSSE, DAMPFENDE BULLENSCHEISSE IST! Die Fachlehrkräfte, mit denen ich bekannt bin, reden nicht über ihre Stundensaldi, sondern machen ihren Job. Aber der Krug kann nur so lange zum Brunnen gehen, bis er bricht. Was bedeutet, dass in dem oben erwähnten Gespräch ein Wort mit besonderer Häufigkeit vorkam: Überlastung! Und wir reden hier nicht über Heulsusen, sondern über ein Team, dass in der jüngeren Vergangenheit außergewöhnliche Belastungen einfach weggeatmet hat! Womit wir bei dieser Dienst-nach-Vorschrift-Diskussion wären, die derzeit Dank der häufig replizierten Gallup-Umfrage durch die Medien schwappt. Die Mitarbeiter deutscher Unternehmen hätten demnach im Mittel keine emotionale Bindung zum Unternehmen mehr und machen daher halt – ja genau: Dienst nach Vorschrift. Und natürlich schwingt in verschiedensten Einlassungen zum Thema stets dieser implizite Vorwurf der FAULHEIT mit. Nicht umsonst hat die Vorsitzende der Wirtschaftsweisen dieser Tage nach dem Verzicht auf einen Feiertag gerufen, weil wir die Kosten des von der dräuenden SchleNeKo (Schlechte Neue Koalition) ausgehandelten “An-der-Schuldenbremse-vorbei-Sondervermögens” durch mehr Leistung ausgleichen müssten. Das einzige, was Frau Schnitzer dabei versteht ist Trickle-Down. Was allerdings bis heute nachweislich nicht funktioniert hat; sie redet also mit anderen Worten einer noch schnelleren Umverteilung von Unten nach Oben das Wort. Die Fresse halten soll dieses dämliche, überbewertete Fossil! Wir arbeiten angeblich zu wenig, sind nicht produktiv genug und überhaupt fordern wir Arbeitnehmer immerzu viel zu viel. Und dann kommt man auch noch mit der angeblich mangelhaften Arbeitsmoral um die Ecke!

Ich habe da einen etwas anderen Blick drauf, der sich übrigens in einigen Punkten mit dem der Fachjournalistin Diana Dittmer deckt: Mein Arbeitsplatz ist nicht meine Familie und am Ende des Tages ist meine Anstellung ein Handel auf Gegenseitigkeit: Lebenszeit gegen Kohle! In KEINEM Arbeitsvertrag steht was davon, dass ich meinem Arbeitgeber mehr schulde, als die vertraglich vereinbarten Stunden und die üblichen Loyalitätspflichten: nicht klauen, keine wirtschaftlich relevanten Interna ausplaudern, den Arbeitgeber nicht öffentlich diskreditieren, die Arbeitszeit auch wirklich mit Arbeit und nicht irgendwelchen Kinkerlitzchen füllen, mit den Kollegen professionell umgehen – egal, ob ich diese nun leiden kann, oder eher nicht. So weit – so normal. Doch es scheint heute üblich zu sein, implizit mehr als das zu erwarten und Menschen nur dann als performant wahrzunehmen, wenn sie “die Extrameile gehen”. SCHEISS AUF DIE EXTRAMEILE – WELCHE EXTRAMEILEN GEHT MEIN ARBEITGEBER FÜR MICH? Ich meine abseits dessen, was er um’s Verrecken nicht verhindern kann, weil wir evtl. heute in meiner Branche von einem Arbeitnehmer-Markt sprechen müssen? Mein Arbeitsplatz nimmt mich nicht in den Arm, wenn es mir schlecht geht! Mein Arbeitgeber stellt es mir nicht frei, zur Burnoutprophylaxe am Fluss spazieren zu gehen, auch wenn ich letzthin häufig das dringende das Bedürfnis dazu habe! Meine Arbeit gibt mit nur einen begrenzten Teil des Sinnes, den ich in meinem Leben sehen möchte! Manche Vertreter meines Arbeitgebers benutzen das Wort “Danke” gerne und ausgiebig (auch, weil es nichts kostet) – andere widerum würden sich eher die Zunge abbeißen, bevor sie zu MIR wirklich freundlich sind; oder die erbrachten Leistungen wirklich anerkennen.

Ich schulde meinem Arbeitgeber folglich genau das, was im Vertrag steht: 40h die Woche präsent, performant, perzeptiv und professionell zu sein. Nicht weniger – aber auch keinesfalls mehr. Und was für mich gilt, gilt für ALLE ANDEREN ebenso. Denn tatsächlich leisten nämlich sehr viele Menschen schon sehr viel mehr, als sie müssten; und manchmal auch, als sie eigentlich könnten. Und diese Menschen fühlen sich von dem realitätsfernen, arroganten, unverschämten Geschwafel möchtegernwichtiger, nutzloser “Elitenvertreter” regelmäßig beleidigt. Wo stehen wir also? Ganz einfach an dem Punkt, an dem die ganzen abgehobenen Wirtschaftslobbyisten, ultraneoliberalen Gierschlünde und ihre willfährigen Helferlein aus dem “Polit-Establishment” verstehen müssen, DASS ES KEIN ZUERÜCK BEI DEN ARBEITNEHMERRECHTEN GIBT! ENDE! DER! DISKUSSION! Wenn ihr meint, wir fleißigen kleinen Ameisen hier unten kriegen es nicht hin, dann kommt doch mal von euren hohen Thronen herunter, krempelt die Ärmel hoch und zeigt uns, wie viel ihr selbst zu geben bereit seid! Denn wirklich geführt wird einzig allein von vorne; und zwar durch Leader, die nicht ein Jota mehr verlangen, als sie selbst zu geben bereit sind! Derweil mache ich Dienst nach Vorschrift – ich leiste, wofür ich bezahlt werde, erledige derweilen, was zu tun ist, um den Laden am Laufen zu halten – und wenn ich nach Hause komme, dann lebe ich mein Leben. Und das weitestgehend unberührt von der Arbeitswelt. Denn das bin ICH mir wert! In diesem Sinne, auf zu einer neuen Woche im Hamsterrad… wir sehen uns!

Auch als Podcast…

Der Weg zur Hölle…?

Als ich heute morgen – zuvorderst um meiner mentalen Gesundheit Willen – einen längeren Spaziergang am Fluss machte, musste ich leider feststellen, dass dort schon andere Menschen waren. Stelle man sich das mal vor: man geht in “die Natur” und da sind andere Menschen! Pfui Teufel… Jedenfalls hörte ich im Vorbeigehen den Fetzen einer Unterhaltung, der in etwa so ging: “[…] Der ist ein richtiger sozialistischer Hund, ein Kommunist! Und dann gendert der so selbstverliebt […]” Der Sprecher – natürlich sagt sowas meist ein Mann – hatte dabei diesen verachtungsvollen Klang in der Stimme, der zumindest mir den Verdacht nahelegte, dass ER sich für einen richtigen Macher, einen sogenannten “Leistungsträger” hält, der überhaupt nicht verstehen kann (oder eher: nicht verstehen will), wieso man sich über anderer Menschen Belange überhaupt Gedanken machen sollte… Das ist nämlich der Hauptgrund, zu gendern. Das man es damit auch übertreiben kann, will ich gar nicht in Abrede stellen. Aber es gar nicht zu tun, zementiert so am Rande halt die manifeste Ausgrenzung verschiedenster Personengruppen. Deshalb ist es in verschiedenen Kontexten durchaus nützlich. Aber ich bin ja auch so ein arroganter sozialistischer Hund, der (gelegentlich) selbstverliebt gendert, nicht wahr. Also nehmen wir uns doch einfach mal ein paar wenige Minuten, um diesen verbalen Abfall vom Flussufer mal zu dekonstruieren!

Ich bin, durch den kosmischen Zufall meines biologischen Geschlechtes und meiner Geburt hier in Deutschland in eine Periode großen Wohlstandes, in die unfassbar privilegierte Position gesetzt worden, zu einem white middle-aged cis-gender male heranwachsen zu können, dem die Welt offen steht. Insofern unterscheidet mich vom obigen Sprecher vermutlich eher wenig (er war schlanker als ich). Ich sage kosmischer Zufall deshalb, weil ich einerseits natürlich zu meinem Lebens-Erfolg durch harte Arbeit und ein paar halbwegs clevere Entscheidungen beigetragen habe; wäre ich jedoch im Süd-Sudan geboren, oder in Nord-Korea, oder in Peru, oder auch in der Volksrepublik China… sagen wir so: ich habe versucht, von den vielen Chancen, die mir das Leben hier in Deutschland geboten hat, wenigstens ein paar zu nutzen. Macht mich das zu einem wichtigeren, besseren, stärkeren, oder gar wertvolleren Menschen, als… sagen wir mal die Obdachlosen am Hauptbahnhof? Wohl kaum! Also scheint es andererseits doch so zu sein, dass ich zwar manche Aspekte meines Lebens gestalten kann, diese Gestaltungsfreiheit allerdings stets durch die Kontextbedingungen (verfügbare Ressourcen, medizinische Versorgung, Bildung, Staatsform, Frieden oder Krieg, Peergroups, etc.) begrenzt wird. Leute… wir segeln ALLE ZUSAMMEN auf dem gleichen, mit weitestenteils endlichen Ressourcen bestückten, stets vom Auseinanderbrechen bedrohten, nur von unsichtbaren Kräften auf seiner Bahn gehaltenen Gesteinsklumpen durch das lebensfeindlichste Medium, welches wir kennen: den Weltraum; und das mit einer, für unser Verständnis aberwitzigen Geschwindigkeit! Wie wäre es zur Abwechslung mal mit etwas Demut für die absolut unwahrscheinliche Verkettung von Zufällen, welche unsere Existenz überhaupt erst ermöglicht hat…? Mit etwas Dankbarkeit dafür, aus Versehen in einem Land geboren zu sein, dass uns so viel ermöglicht? Mit etwas Zusammenhalt für diejenigen, die es trotzdem wesentlich schwerer haben (auch hier bei uns)?

Wie wäre es etwa damit, wenigstens einen Teil seines “Leistungsertrages”, auf den man so stolz ist, dafür aufzuwenden, es denen, die weniger (oder gar keine) Chancen hatten etwas leichter zu machen, anstatt mit einer kruden Mischung aus Ekel, Mitleid und Arroganz auf sie herabzublicken; oder auf jene, die ihnen schon helfen. “Aus großer Macht erwächst große Verantwortung!” Da nicken alle Marvel-Fans pflichtschuldigst. Doch seid mal ehrlich zu euch selbst: lebt irgendjemand diesen Satz auch? Denn Geld istgleich Macht! Oder was glaubt ihr, warum dieser Psychopat Elon Musk ohne jedwede Eignung eine regierungsnahe Behörde “beraten” darf? Also, wie setzt ihr euer Kapital ein? Ach so, reicht gerade so zum Leben…? Aha. Was kostet ein Iphone gleich nochmal? Was kostet ein Premium-Fahrzeug mit vollkommen überdimensionierter Motorsisierung? Was irgendwelche Wohnraum-Accessoires mit Markenlabel, oder Klamotten desgleichen (die übrigens in dem gleichen Sweat-Shop von Kindern für einen Hungerlohn zusammengenäht werden, wie der Fast-Fashion-Mist von Shein, oder Primark, oder H&M!)? Was kostet die Welt? Wäre nicht die Frage wichtiger, was ICH von dieser Welt wirklich brauche? Es läuft immer wieder auf das Gleiche hinaus: viel zu viele definieren sich über die Kohle, die sie nach Hause bringen. Dann geben sie diese Kohle aus für Schrott, den niemand braucht, um sich so darüber hinweg trösten zu können, dass ihr Job nutzlos, nervtötend oder schlicht und einfach scheiße ist; weil sie dort an der Produktion und Vermarktung jenes Schrotts mitwirken, den andere Menschen nur dazu brauchen, um sich über die Nutzlosigkeit ihres eigenen Jobs… versteht ihr, dass diese Tretmühle ein Teufelskreislauf ist, der – bis auf wenige Menschoide ganz an der Spitze der Nahrungskette – nur Verlierer erzeugt? Die dann auch noch glauben, sich über andere erheben zu dürfen, die ein bisschen schlimmere Verlierer sind? Wie dieses Arschloch am Ufer? Ich könnte jetzt sagen: Ach was soll’s – erstickt doch einfach an eurem verfickten Konsum! Wenn ich nicht wüsste, dass ihr gerade die Zukunft meiner Kinder verbrennt. Wenn ich nicht wüsste, dass auch meine Bilanz noch Arbeit bedarf. Der Weg zur Hölle? Der ist mit vielen schlechten Entscheidungen geplastert. Viel Spß beim Nachdenken…

Auch als Podcast…

…hab gecheated…!

Es gibt drei Dinge, die sich über den heutigen Freitag sagen lassen. Erstens ist es in den Medien sehr schnell verdächtig still um den Amoklauf hier in Mannheim geworden, einfach nur, weil man das Ganze nicht so schön migrations-medial ausschlachten kann. Buhu, kein “Ausländer” als Täter, da kann man nix draus konstruieren, also weiter im Text. ZWEI! MENSCHEN! SIND! TOT! IHR! VERKACKTEN! MEDIEN-ARSCHGEIGEN! Und ihr tanzt immer brav nach Pfeife der Drecksfaschos von der AfD! In Wahrheit ist unsere angeblich so linksgrünversiffte “Systemmedien”-Landschaft zum Sprachrohr der Rechten verkommen, indem sie deren Agenda des Noch-Nicht-Sagbaren immer weiter und weiter unter die Menschen trägt! Schämt euch in Grund und Boden, armseliges Journalistenpack! Der Taxifahrer, der den KRANKEN DEUTSCHEN MANN aufgehalten hat, ist übrigens gebürtiger Afhgane, der schon lange in Deutschland lebt und arbeitet. Gelungene Integration und so…? Zweitens habe ich durch die Einleitung einer “exlaboratio praecox” gecheated – also die Arbeitswoche frühzeitig beendet, um heute Abend mit meiner Gattin was Schönes zu unternehmen. Das haben wir uns nämlich sehr verdient, einfach weil wir das Alles, was das Universum uns vor die Füße zu werfen die Frechheit besitzt, jeden Tag auf’s Neue nonchalant, mit Chuzpe und Verve wegatmen! Drittens denke ich gerade über Wut nach! Das mag jetzt paradox klingen, jedoch ist die Reflexion der eigenen Gefühlswelt wichtige Voraussetzung, die Emotionen und Motive anderer Menschen verstehen und einordnen zu können. Man nennt diesen Vorgang gemeinhin übrigens Empathie – den rationalen Nachvollzug der Gefühlswelt meines Gegenübers. Mache ich mir indes die Gefühle meines Gegenübers zu eigen, so nennt man das Mitgefühl. Nur dass ihr das auch mal zu unterscheiden lernt…

Ich las heute Morgen beim ersten Kaffee auf Zeit Online einen Artikel über weibliche Wut. Und über die Wahrnehmung der Autorin, dass Frauen sich im Mittel nicht den Raum in der Öffentlichkeit nehmen, den Männer dieser Emotion einzuräumen sich erlauben. Ich stelle fest, dass die beste Ehefrau von allen in der Tat oft irritiert bis verärgert reagiert, wenn ich meinen diesbezüglichen Emotionen freien Lauf lasse. In den allermeisten Fällen leide ich dabei an Anfällen des klassischen Autofahrer-Tourette – und der muss halt raus, bevor ich Stücke aus dem Lenkrad beiße. Ich bemerke sehr wohl geschlechtsspezifische Verhaltens-Unterschiede im (teil)öffentlichen Miteinander. Mir ist auch bewusst, dass hierbei Elternhaus, Peergroup, sozio-kulturelle Normen, etc. eine entscheidende Rolle spielen. Ich gestehe allerdings, dass ich naiverweise davon ausging, dass Frauen sich ihren Raum für Ihre Wut einfach an anderen Orten oder in anderen Kontexten nehmen würden, schlicht weil Wut oft ein sehr privates Gefühl ist. Und sie haben ja auch jedes Recht dazu, wenn man sich die gesellschaftlichen Realitäten des Jahres 2025 mal genauer anschaut. In der Hinsicht wäre das private Gefühl dann doch eher ein politisches, und sollte sich in der Öffentlichkeit zeigen und entladen können. Denn von der, in unserem Grundgesetz in Artikel 3, Absatz 2 kodifizierten Gleichberechtigung und dem im Absatz 3 beschriebenen Schutz vor Benachteiligung sind wir immer noch verdammt weit entfernt. “It’s (still) a man’s man’s world”. Die zweite Zeile “But it wouldn’t be nothing, nothing without a woman or a girl” wird da immer noch gerne vergessen.

Ich glaube ja, dass vielen Frauen eine offen gezeigte, ungefilterte und unmoderierte Wut so unangenehm ist, auf Grund der kulturellen Konditionierung, welche sie auch heute noch viel zu häufig von Kindesbeinen an erfahren. Und das wir Männer das durch unser, im krassen Gegensatz dazu, häufig vollkommen unbeherrschtes Territorial- und Besitzverhalten auch noch weiter befördern. Ich würde Wut ja gerne normalisieren. ich hätte gerne wieder robustere Diskurse. Man gilt heutzutage ja nur etwas, wenn man stets beherrscht und höflich und allem Ärger über vom Gegenüber beigefügte Verletzungen zum Trotze sachlich – UND DAMIT EINFACH FALSCH – bleibt! Ich will, dass sich Menschen auch mal anschreien können, egal ob Mann, Frau oder sonstwas! Weil ich im tiefen Grunde meines Herzens davon überzeugt bin, dass diese ganze kulturelle Tünche, diese falsche Nettigkeit, diese vorgebliche Sachlichkeit die wir miteinander immerzu wahren zu müssen glauben, uns in Wahrheit nicht weiterbringt, sondern voneinander entfernt, weil sie Bigotterie und hinterfotziger Doppelzüngigkeit Tür und Tor öffnet. Und damit kann und will ich eigentlich nicht mehr umgehen müssen. Schreit mir ins Gesicht, was ihr denkt! Traut euch, nicht über euren Ärger zu lachen, um ihn so zu relativieren! Gebt einander Raum, die ganze Scheiße rauszulassen! Und dann, erst dann, wenn die Gewitterwolken sich verflüchtigt haben, besitzt die Größe, aufeinander zuzugehen und miteinander auszuhandeln, was es auszuhandeln gilt! Es ist die einzige Art, die für mich wirklich zufriedenstellend funktioniert und mir hilft, nicht wieder in Depressionen abzugleiten. Alle Emotionen brauchen Ventile – auch, nein insbesondere die negativen. Und wenn man – so wie ich – gefühlt schon immer wütend ist, dann nutzt es nichts, die nette Bedienberfläche aufzusetzen, wenn drinnen Dresden Februar ’45 ist. Mach ich nicht mehr! Sollten die Frauen auch nicht mehr machen. So. Gut is. Schönes Wochende… und lasst es mal raus. Tut. Echt. Gut…

Auch als Podcast…

Blog-Pfosten…

Während der drei großen Goldräusche auf den Territorien der heutigen USA war es üblich gewesen, dass die Prospektoren ihre jeweiligen Besitzansprüche auf ein bestimmtes Stück Land gegenüber Anderen durch das Einrammen von Pfählen (also den Aufbau eines Zauns) sichtbar zu machen versuchten. Dieses “Abstecken des Claims” findet sich, allerdings im übertragenen Sinne, auch heute wieder in den antisozialen Medien. Alternative Fakten sind nichts weiter als das Abstecken eines Glaubensgebietes, nur dass die Prospektoren der Macht heutzutage all die Scheiße, die sie auf ihrem Claim gefunden zu haben glauben nur allzu gerne mit Dritten teilen, damit dieser geistige Sondermüll brav in die Welt hinaus getragen werden kann: Flatearther, QAnon, Reptiloiden, Chemtrails – und natürlich der ganze Menschen- und Demokratierverachtende Müll, der genau jetzt im Windschatten dieses dementen, autokratischen, narzisstischen Vollidioten im Weißen Haus beginnt, den noch vernünftigen Rest der USA zu vereinnahmen. Dreckiges Faschistenpack bemächtigt sich der staatlichen Institutionen, um daraus eine amerikanischge Bastardversion der putin’schen Oligo-Klepto-Garchie zu machen. Na schönen Dank. Und unzählige Blog-Pfosten rammen nun begierig ihren Blog-Pfosten ein, um ihre Claims des Hasses auf alles Fremde, der neurechten Propaganda, der Desinformation und der Lüge abzustecken. PFUI TEUFEL, VERDAMMTNOCHEINS. Und überall sonst auf der Welt kommen diese Schaben aus ihren dunklen Löchern gekrochen, weil sie glauben, eine neue Dunkelheit aufziehen zu sehen. Na denen werden wir’s geben – mit der groben Kelle, wenn’s sein muss!

Meine Blog-Pfosten kann ich auch einrammen. Zu oft haben linke Intellektuelle sich in den letzten Jahren allein auf die Wirksamkeit moralischer Argumente verlassen. Doch die Moral alleine wird uns hier nicht helfen, wenn der Gegner davon überzeugt ist, sich wirklich alles mit Gewalt nehmen zu können! Und zuallererst die Sprache! Nein, es geht nicht mehr um Moral. Es geht auch nicht notwendigerweise um Argumente, wenn doch so viele Fakten schon so lange unbeachtet, unbedacht und wirkungslos auf dem Tisch liegen. Jeder Mensch mit halbwegs vorhandener Lesekompetenz könnte genau sehen, was für ein dreckiges Fachistenpack sich in der AfD versammelt hat. Und wie die feixen, wenn CDU- und FDP-Politiker (präzise Melis Sekmen (CDU), die den Grünen den Rücken gekehrt hat und Konrad Stockmeier(FDP) ), beides auch Kandidaten für den nächsten Bundestag aus meiner Stadt zusammen mit Faschisten stimmen, die meinen, die Geschichte umschreiben zu können; die meinen aus der BRD wieder eine autokratische Diaktatur machen zu können. Die “Deutschland den Deutschen” rufen – wie lange wird es dann noch dauern, bis Menschen mit Migrationshintergrund nicht mehr angstrei das Haus verassen können? Wie lange wird es dauern, bis aus einer Abschiebehaft ein Deportationslager oder am Ende gar ein Konzentrationslager wird? Franz von Papen hat den Nazis 1933 den Weg an die Macht geebnet, weil er dachte, dadurch zurück zu monarchischen Strukturen kommen zu können. Und weil er dachte, diese Leute einhegen zu können; ebenso wie Paul von Hindenburg. Die Geschichte zeigt jedoch, dass man das braune Pack nicht einhegen und für seine Zwecke nutzen kann. Auch, oder besser gerade nicht im 21. Jahrhundert mit seinen mannigfaltigen Informations- und Kommunikationskanälen.

Es wäre wohlfeil, die Schuld daran den etablierten Parteien zu geben. Oder den jungen Menschen (40% AfD-Erstwähler im Osten, sie erinnern sich vielleicht…), die sich von einfachen Antworten auf komplexe Fragen blenden lassen, weil ihre social-media-induziert degenerierte Aufmerksamkeitsspanne es ihnen überhaupt nicht mehr erlaubt, komplexe Vorgänge überhaupt verstehen zu können. Blödsinn! Das mag für manche zutreffen, aber sicher nicht für alle! Oder die “Protestwähler”, die “denen da oben in Berlin” eins auswischen wollen; und dabei verkennen, dass die einzigen, denen sie damit ernsthaft schaden sie selbst sind. Denn die AfD ist keine Partei für den kleinen Mann. Ihr Grundsatz- und Wahlprogramm ist darauf ausgerichtet, die bestehenden sozialen Strukturen zu stärken – also der eh schon erheblichen Spreizung der Schere zwischen arm und reich weiter Vorschub zu leisten, Frauen wieder hinter den Herd anstatt in die Arbeit zu bringen, und eine deutsche Leitkultur zu etablieren. Doch was ist das 2025, eine deutsche Leitkultur? Sollen wir alle Uhren um 75 Jahre zurückdrehen, zurück zu “der Mann ist der Herr im Haus!”, zurück zu “Vergewaltigung in der Ehe ist keine Straftat!” (nicht wahr Herr Merz, wenn ich Sie an ihr rein parteitaktisch orientiertes Abstimmungsverhalten 1997 erinnern darf), zurück zu Queer-, Trans- und Homophobie etc.? Nur so am Rande: auf diese Weise 12% der Deutschen Gesellschaft ausgrenzen zu wollen, halte ich für vollkommenen Wahnsinn! Björn Höcke und seine Gesinnungsgenossen malen sich einen Staat aus, in dem Zucht und Ordnung herrschen, in dem alle den gleichen Lebensentwurf haben und in dem das Fremde keinen Platz hat! Und wer nicht spurt, wird geknüppelt! WOLLT IHR ERNSTHAFT SO LEBEN? UND EUCH VORSCHREIBEN LASSEN, WAS IHR WANN UND WO UND WIE ZU TUN HABT?

Die einzige Möglichkeit, das alles zu verhindern, ist, dieses dreckige Faschopack, wann und wo immer sie auftauchen mögen so lange mit ihren eigenen Lügen zu bewerfen, bis es auch der letzte Vernünftige verstanden hat, dass man mit diesen Nazis, diesen Menschen- und Demokratieverachtenden Rassisten und Chauvinisten keine gemeinsame Sache machen kann und darf! Und die stabil 8-10% in unserer Gesellschaft, die diese Ideologie eh schon immer leben, die grenzen wir aus, bis sie von selbst verschwinden. Das geht aber nur, wenn wir einstweilen den gierigen, korrupten, opportunistischen Kanzlerwahlverein CDU/CSU und den Nippel an seinem Arsch , die FDP nicht zum Zuge kommen lassen. Denn DIE würden ALLES tun, um an die Macht zu kommen. Und die haben zuvor 16 Jahre am Stück bewiesen, dass sie mit der Macht dann nichts besseres anzufangen wissen, außer den Stillstand zu verwalten. Einen Stillstand, der jetzt langsam existenzbedrohend für uns alle wird! SCHWARZ, GELB UND BLAUBRAUN SIND am 23.02.2025 KEINE FARBEN FÜR ECHTE DEMOKRATEN! Merkt’s euch. Und seid vorsichtig, wenn ihr Blog-Pfosten seht. Tschüss…

Auch als Podcast…

Thank god it’s weekend…?

Wenn der eigene Körper sich dazu entschlossen hat, in eine Art Bummelstreik zu treten und seit ca. 10 Wochen irgendein obskurer Infekt den nächsten jagt, so dass man sich die ganze Zeit fühlt, wie eine Gazelle – alt, halb blind, athritisch, von ‘nem Jeep angefahren, aber immer noch ‘ne Gazelle 😉 – könnte es einem irgendwann so vorkommen, als wenn die einzigen lebenswerten Tage der Woche Samstag und Sonntag hießen. Weil man sich da nicht zur Arbeit schleppen muss. Oder man nimmt seine Zettelbox zur Hand und schreibt mal wieder auf, was sich denn die letzten Tage so getan hat; oder besser, was man selbst die letzten Tage geschafft hat. Self-assurance! Sich des Umstandes vergewissern, dass man eben kein Loser ist, der nix gerissen kriegt, sondern im Gegenteil ein hocheffizienter Profi, der seinen Scheiß im Griff hat! Brauch ich im Moment wirklich mehr als alles Andere. Meine Posts der letzten zwei, drei Monate waren retrospektiv zu oft erfüllt von etwas, dass man auch als Selbstmitleid bezeichnen könnte; vermutlich befeuert von einer gewissen Verzweiflung, weil der Berg vor einem manchmal sehr, sehr steil aussieht, wenn man zu nah dran steht. Doch die richtige Perspektive zu finden, ist gelegentlich eine wesentlich größere Herausforderung, als die Aufgabe an sich! Nun konnte ich beruflich einige Aufgaben abschließen und obwohl der Horizont immer noch Wolken zeigt, ist da auch Sonne. Mein Gestaltungswille ist zurück und hat mir geflüstert, wie wir das schaffen. Ich war eigentlich schon immer der “muss ja”-Typ. Jedoch vor allem privat ließ sich der erste Monat des Jahres 2025 gut an.

Spaziergang durch die Stadt…

Man kann sich ja, weil die Zukunft noch nicht geschrieben ist, nie wirklich sicher sein, ob all das eigene Ahnen und Planen tatsächlich die gewünschten Früchte tragen wird. Aber gar nix zu tun, weil’s auch mal schief gehen könnte, ist noch viel dämlicher. Wenn alle immer nur sagen würden “Wo kämen wir denn da hin!”, dann ginge ja niemals jemand los, um zu schauen, wo man hinkommen könnte, wenn man halt mal losginge, nicht wahr? Also bleibt mir gar nichts anderes übrig, als einfach loszugehen, um am Ende dann herausgefunden zu haben, wo wir denn hingekommen sind. Für Betriebswirte klingt das alles beängstigend paradox, weil Geld verdienen angeblich immer so viel Planung und Kontrolle braucht. Das ein nicht unerheblicher Teil dieser sogenannten “Wirtschaftsplanung” nix anderes als ein Mix aus Spiekenkökerei und Wunschdenken ist, wird dabei gerne unerwähnt gelassen! Nur, dass wir uns richtig verstehen: Geld verdienen ist okay. Ich möchte es nur gerne nachhaltig gestalten – und die Qualität der Dienstleistung darf NICHT durch wirtschaftliche Zwänge gemindert werden! Überdies sieht der Pädagoge in mir den Weg als Ziel! Und ich kann jetzt wieder eine große Menge möglicher Wege erkennen! Einzig eine Ressource fehlt mir: (Wo)Man-Power. Aber auch dieses Problem lässt sich irgendwie lösen. Darüber sinne ich nach, während andere sich (noch) an alter Planung festhalten. Man muss irgendwann akzeptieren, dass das Leben beständiger Wandel ist; und jenes noch nicht bestimmte, noch nicht geschriebene Schicksal, welches wir gerne als Chaos bezeichnen, zu seinen eigenen Bedingungen in unsere Welt emergiert!

Was auf der Arbeit gilt, hat privat ebenso Bedeutung: Ein hochgeschätzter Kollege erzählte mir unlängst von einer ihm bekannten Person, die an jeden Tag ein Lerntagebuch führt. Die Erklärung dazu fand ich faszinierend: weil man ja abends etwas in das Büchlein schreiben können möchte, MUSS man zwangsweise an jedem Tag irgendetwas dazulernen – und sei es ein noch so kleiner Schritt auf dem Weg. Wenn du aber mit so einer Einstellung in den Tag gehst, werden durch das Framing aus Problemen Gelegenheiten. Ich sage zu meinen Azubis immer, dass Fehler Lernanlässe seien; kombiniert man diese Aussage mit der eben beschriebenen Strategie, aus seinen Tagen neue Erkenntnisse herausholen zu wollen, wird vieles einfacher. Wir können dadurch natürlich nicht die Rahmenbedingungen unseres Daseins von Grund auf ändern; die Regeln des Spiels bleiben bestehen, aber wir interpretieren diese neu. Oft genug reicht das schon, um vorwärts zu kommen. Oder wenigstens einen Aufstieg aus einem Loch zu finden! Man muss manchmal nur daran erinnert werden, dass es Dinge gibt, die einer Anstrengung wert sind. Und, dass sich selbst weiterentwickeln zu können ein Wert an sich ist! Denn mit sich selbst entwickelt man zumeist automatisch auch seine Umgebung mit. Man wird zum Katalysator. Natürlich könnte man nun einwenden, dass jedes persönliche Wachstum auch für schlechte Zwecke missbraucht werden kann. Doch ich war heute Mittag mit der besten Ehefrau von allen auf der “Brandmauer”-Kundgebung in Mannheim. Und durfte erleben, wie viele andere Menschen, getragen von einem humanistischen Menschenbild und einem positiven Demokratie-Verständnis, bereit sind, sich einzubringen, um negativen Entwicklungen entgegenzutreten. Mein diesbezüglicher Kulturpessimismus ist also für’s Erste eingehegt. Und jene von der CDU/CSU und FDP, die sich eben als Antidemokraten geoutet haben, sollten sich sehr genau überlegen, welche Schritte sie als nächstes gehen wollen. Ich jedenfalls will diesen opportunistischen Amateur aus dem Sauerland, der nur um der Macht Willen die Demokratie auf’s Spiel setzt, auf keinen Fall als Kanzler sehen!

Ich bin übrigens wirklich sehr dankbar für das freie Wochenende, weil ich, wie bereits weiter oben beschrieben, physisch von Peak-Performance noch immer verdammt weit entfernt bin. Aber man soll die Hoffnung auf Besserung ja nie aufgeben. Meinem Kopf tut es auch gut, denn denken und tun und lassen zu dürfen, ohne dabei für Geld anderer Leute Zielvorstellungen erfüllen zu müssen (eine andere Art Lohnarbeit zu beschreiben), ist unglaublich befreiend! Hat vermutlich was mit den beschriebenen Zielen zu tun. Wie dem auch sei, hier und jetzt ist mein einziges Ziel, noch ein erholsames und inspirierendes Restwochenenende zu verbringen. Und genau das wünsche ich euch auch! Es sei denn, ihr seid beschissene Nazis – dann sollt ihr in der Hölle verrotten. Schönen Abend.

Auch als Podcast…