Terror!

Menschen haben Angst vor allen möglichen Dingen. Spinnen zum Beispiel. Obwohl diese, zugegeben manchmal etwas gruselig daherkommenden Kreaturen eigentlich Nutztiere sind. Oder, so wie ich, vor Höhen. Und ich meine damit die furchterregende Dienstgipfel-höhe einer handelsüblichen Bockleiter. Obwohl man seine Ängste ja überwinden kann, wenn es einem wirklich wichtig ist (KNIPSEN!). Seit Stephen Kings „ES“ hat auch die Angst vor Clowns eine gewisse Konjunktur erlebt. Ich frage mich gerade, ob bei irgendso einem Horror-Clown-Prank-Videodreh schon mal jemand erschossen wurde. In den Staaten wäre es denkbar – wer dämlichen Unfug treibt, muss mit Konsequenzen rechnen. Aber all das ist für mich persönlich unwichtig, denn das schlimmste, grausamste, seltsamste, furchterregendste, dem man auf unserem Planeten begegnen kann, ist der Mensch. Wie das nun mit fast allem ist – die Dosis macht, dass ein Ding ein Gift ist. Und das trifft auf Menschen in mehr als einer Hinsicht zu. Wer sich schon mal in einer dicht gedrängten Menge wiederfand, weiß ganz genau, was ich meine – aber das ist nicht, worum es HIER gehen soll.

Türme waren immer Sinnbilder der Macht…

Wie eine kurze Internet-Recherche ergibt, wenn man „Angst vor Terroranschlag Statistik“ eingibt, hatte die Angst vor Terroranschlägen in Deutschland 2017 ein Hoch erreicht und bewegt sich jetzt wieder auf einem mittleren Niveau; d.h. knapp 30% der Bevölkerung haben große oder sehr große Angst davor. Ich habe keine Angst vor Terroranschlägen; vor einem einzelnen Mann mit einer irgendwie erworbenen Waffe Angst zu haben ist so, als wenn man sich davor fürchtet, in seinem eigenen WC zu ertrinken. Die Chance dafür ist lächerlich gering. Bevor sich jetzt irgend jemand aufregt: die bisherigen Terroranschläge auf deutschem Boden lösten für die betroffenen Angehörigen der Opfer jedes Mal großes Leid aus und haben sinnlos Leben ausgelöscht, was man nur bedauern kann. Das derart ausgelöste individuelle Leid wird durch nichts geschmälert und darf auch nicht relativiert werden; das wäre Whataboutism. Aber ich persönlich habe anstatt vor einem einsamen, unbekannten Menschen mit einer Agenda, aber sehr begrenzten Ressourcen viel weniger Angst, als vor einem bekannten Menschen mit einer Agenda und beinahe unbegrenzten Ressourcen! Oder wie Knorkator ganz richtig singen: „Die Welt braucht keine Milliardäre!“

Der heutzutage am häufigsten vertretene Typ des Lone-Wolf-Attentäters, der sich in der Weite des Internets, mit freundlicher Hilfe der asozialen Medien selbst radikalisiert und irgendwann loszieht, um seine Idee von Wasauchimmer in die Tat umzusetzen, ist eine höchst tragische Begleiterscheinung der Verfasstheit unserer Welt; wenn man so will, zeigen sich hier auf extremst denkbare Weise sowohl die Richtigkeit der Individualisierungsthese von Beck, als auch die Auswirkungen eines ungezügelten Kapitalismus, der Menschen von Teilhabe ausschließt und marginalisiert, deren Aussehen, Verhalten, etc. nicht in die „Norm“ passen. Ich halte solche pathologischen Persönlichkeits-Entwicklungen übrigens weder für zwangsläufig, noch für irreversibel, muss aber mit großem Bedauern anerkennen, dass unsere aktuelle Art, miteinander vernetzt zu werden wahrscheinlich als Echokammer und Katalysator wirken.

Auf der anderen Seite finden wir jene Menschen, die soviele Ressourcen angesammelt haben, dass sie Dinge tun können, die sich verändernd auf ganze Gesellschaften auswirken und sich dabei jedweder demokratischen Kontrolle entziehen! Wer hinreichend viel Geld angesammelt hat, und dann beginnt damit irgendetwas zu tun, wie etwa Bill Gates oder andere dieses Kalibers, der setzt damit Pfadabhängigkeiten in Gang. Indem man eine Selektion ausübt, was man als Mäzen fördert, oder eben auch nicht, trifft man eine Auswahl, die sich auf eine unüberschaubare Anzahl an weniger mächtigen Menschen auswirkt. Und Mitnichten immer zum Guten. „Aber, der fördert doch tolle Projekte“, höre ich Stimmen aufbranden. Mag sein – aber er allein trifft die Entscheidung darüber, was er gut findet und was nicht. Und er muss sich vor niemandem rechtfertigen, außer vor seinem (hoffentlich existenten) Gewissen. Und er ist nur einer von einer ganzen Menge Leute, die mit unfassbar viel Geld unfassbare Dinge tun. Was hier passiert ist socio-political engineering durch die Hintertür. Vor dem Gesetz mögen wir angeblich alle gleich sein, aber jemand der durch sein Kapital die Möglichkeit hat, Gesetze zu kaufen, wenn es ihm in den Sinn kommt, kann Macht über mein Lebensumfeld ausüben, die durch keine Wahl legitimiert, keiner Kontrolle unterworfen und nur in seinem Interesse ist! So etwas TÖTET die Demokratie!

Es gab mal eine Zeit, da der mächtigste Medienmogul der USA in seinen Zeitungen einen Krieg herbeischreiben lies. Warum, wusste wohl nur William Randolph Hearst alleine. Man kann daraus aber lernen, dass die Agglomeration von Kapital und Medien IMMER eine unheilvolle Kombination darstellt, da die Medien die Macht haben, das nicht demokratisch legitimierte Tun einiger weniger Reicher (und daher Mächtiger) so darzustellen, als sei es im Interesse der Mehrheit; selbst wenn NICHTS der Realität ferner sein könnte. Für mich gilt, wenn man das bis hierher Gesagte in Bezug zu Krieg und Terror setzt, daher Folgendes:

Terrorismus ist der Krieg einiger weniger Machtloser gegen wenige andere Machtlose! Krieg hingegen ist Terrorismus einiger weniger Mächtiger gegen viele Machtlose!

Das ist alles, was ich für heute zu sagen habe. Kommt doch bei Gelegenheit wieder. Bis dahin, lasst euch von der kommenden Woche nicht killen. Tschüss.

Auch als Podcast….

Skandalös!

Nachdem ich über Vulgarien, die Aluhuten mit ihren Bewohnern, den wundersamen Conspiraten, und auch über das schöne Kannitverstan gesprochen habe, wäre es langsam mal an der Zeit für einen Ausflug nach dem heißen Shitstormesch. Ich meine… wie unfassbar einfach ist es heute, vor allem in den asozialen Medien, Menschen in ihren oftmals hart lächerlichen Befindlichkeiten zu stören. Am Ende des Tages genügt es mittlerweile, das falsche Fantrikot anzuhaben, oder über irgendeinen hippen Hopper zu sagen, dass man den nichtssagenden Verbalmüll, den er absondert selbst besser hinbekommen hätte. Früher hätten alle Beteiligten nach so einer Ansage kurz mit den Schultern gezuckt, „Arrogantes A*******h“ gesagt, vielleicht ’ne Backpfeife verteilt und damit wäre die Beere geschält gewesen, wie man hierorts sagt. Klamotten sind problematisch, Musik ist problematisch, Frisuren sind problematisch – Dreadlocks anybody – Politik ist oberübel problematisch und ein angeblicher Mangel an political correctness tötet ganze virtuelle Präsenzen. Und was ist es meistens – ein Scheiße-Orkan, dessen tatsächliche Substanz in ein kleines Wasserglas passt.

Was die wohl gerade diskutieren…?

Nehmen wir Friedrich Merz und seine zahnarztbesuchenden Asylbewerber. Anstatt sich eine Woche lang darüber aufzuregen, dass dieser lächerliche, rechtsanbiedernde Kognitions-Amateur und Fettnapfsuchautomat, an dem das einzige wirklich Christdemokratische die Anstecknadel am Revers ist, sich grunddämlich und lügenfalsch zu einer Thematik geäußert hat, von der er so viel versteht, wie vom ganzen Rest der Sozialpolitik – nämlich GAR NICHTS – hätte man einfach sagen/schreiben können: halt die Fresse, du dummes Kind und lern die Fakten! Und dann einfach gar nicht mehr erwähnen müssen. Und dann wird auch noch publiziert, dass er die Reaktion auf sein grenzdebiles Geseiere „Schnappatmung“ nennt. Für mich beweist das zwei Dinge: a) er braucht dringend einen Neurologen und b) er hat keine Ahnung von Medizin. Und was bitteschön ist mit Bezug auf diesen Heuler daran neu? NIX! GAR NIX! Der hatte noch nie mehr drauf als Zahnbelag, außer, wenn es darum ging sein eigenes Schäflein ins Trockene zu bringen. So wie ein nicht unerheblicher Teil seiner Parteikollegen. Wir leben im Kapitalismus – schon vergessen? Man hätte also besser nichts dazu gesagt, nichts geschrieben und niemanden befragt. Wir haben andere Sorgen, dankeschön! Warum bekommt dieser Eumel soviel Publizität? Weil alle wissen, dass er gerne im Blaubraun-Trüben fischt; immer noch nicht begreifend, dass DEREN Fans das Original wollen und nicht eine billige Blackrock-Kopie. True fascism since 1932 – das ist es, was AfD-Wähler wollen und wählen, keine opportunistische Fehlfarbe im Law-and-Order-Gewand.

Und so geht das in einem Fort. Wann immer man irgendwelche Medienkanäle öffnet, bekommt man seine Dosis Shitstorm geliefert. Schnappatmung? Vielleicht, wenn man sich zu sehr echauffiert und die gute alte Pumpe endgültig den Geist aufgibt; denn diese Form der Atmung gibt’s nur, wenn der Körper gerade sein Leben aushaucht. Das Problem dabei ist, dass die Leute sich nicht mehr über Fakten aufregen – also zum Beispiel die Äußerung faktischer Unwahrheit wie im Fall Merz – sondern darüber, dass jemand ihre Gefühle verletzt, wenn er oder sie dies oder das sagt. Wann bitteschön ist es Mode geworden, dass man keinen robusten, sachlichen Diskurs mehr führen darf? Ich erlebe das überall, in der öffentlichen Wahrnehmung, aber auch im Berufsleben, dass Menschen nicht mehr sachgrundbezogen argumentieren, sondern alle Worte auf Goldwaagen gelegt werden müssen, weil sonst irgendjemand ein beleidigtes Lamento anstimmt, dass man ihn oder sie aber mehr respektieren müsse – allerdings meist ohne, dass dies in der Gegenrichtung auch der Fall wäre. Subjektive Meinungen, Gefühle und die Wahrung des eigenen Gesichtes sind heute das Movens öffentlicher Diskurse – und degenerieren diese damit von echten inhaltlichen Auseinandersetzungen hin zu heuchlerischen Befindlichkeitenparaden, in denen immer irgendjemand einen Grund findet, beleidigt zu sein. Richte ich mein ganzes Reden und Handeln an dieser Snowflake-Scheiße aus, verkommen der öffentliche Raum, aber auch die Arbeitswelt zu Spielplätzen voller übergroßer Kinder, die sich gegenseitig mit ihren Schäufelchen hauen. Wie soll man so in einer Demokratie oder einer komplexen Organisation Mehrheiten und Konsens aushandeln? Im Ergebnis heulen wir uns so in die Handlungsunfähigkeit. Danke für NIX ihr Idioten!

Bevor mich jemand falsch versteht – und das tun da draußen ja, wie eben beschrieben, sehr viele mit voller Absicht: ich möchte einen robusten, sachlichen, Inhaltsorientierten Diskurs. Ich möchte jedoch KEINE Verschiebung des Sagbaren hin zu Rassismus, Chauvinismus, Ausgrenzung, so wie der Antichrist, ähm sorry „Christdemokrat“ Merz diese gerade betreibt und so den Faschos von der AfD in die Karten spielt. Offensichtlich ist die Geschichte eines halbwegs stabil demokratischen Wertkonservatismus in der BRD auserzählt. Und die angeblichen Liberalen werden zeitgleich gerade von Lindner abgewickelt, hin zu einer Turbo-Opporto-Egoistoiden One-Man-Show ohne jegliche Substanz. Über DIESE SPD, die viel zu oft nicht mehr meine SPD ist, muss ich an dieser Stelle den Mantel des Schweigens breiten. Denn ich hätte gerne mehr ECHTE DISKUSSION und weniger SUBSTANZLOSEN SKANDAL! Kriegen wir das irgendwie hin? Schönen Abend.

Auch als Podcast…

Neues von Bibo Blogsberg #0

Ich ging neulich abends durch die Stadt, auf einer meiner Snapshot-Sprees. Ein bis zwei Mal im Jahr wandere ich los, ziellos hinein in die Blaue Stunde, um Blickwinkel auf meine Stadt neu zu entdecken. Ist nichts weltbewegendes, gibt mir aber immer das gute Gefühl, nicht vollkommen durchzudrehen. Ist also auch so eine ergotherapeutische Maßnahme, wie dieses Blog hier. Ich suche dabei vorrangig neue Aspekte an alten Steinen! Ich will ehrlich sein: Menschen zu fotografieren inspiriert mich nicht. Was einerseits daran liegen könnte, dass ich beruflich so schon genug mit welchen zu tun habe. Andererseits erfordert, ein Bild mit Menschen zu komponieren, wesentlich mehr Vorarbeit und Kuratierung des Sets / Hintergrundes. Alte Steine hingegen knipst man so, wie sie dastehen oder liegen. Und man scored dabei, oder nicht. Die Konsequenzen sind nur für einen selbst spürbar, indem man zufrieden ist mit seinem Werk – oder eben nicht… . Wobei man heutzutage dank voll-digitalem Arbeitsprozess zumindest keine Materialien (wie etwa belichtete Filmrollen) verschwendet hat, wenn’s mal nicht so geklappt hat. Die alten Steine sind nicht enttäuscht, wenn ein paar Posen nix geworden sind. Menschen unter Umständen jedoch schon. Also bleibe ich bei Steinen. Steine sind toll!

Nähe und Distanz…?

Wie ich so um eines der (nicht nur von mir) häufiger geknipsten Bauwerke unserer Stadt herumlief, hörte ich von der Balustrade eben jenes Gemäuers die Worte „Hey Onkel, mach ein Photo!“ Und die waren an mich gerichtet. Es waren – nach meiner optischen Distanzschätzung – drei junge Männer (also Anfang bis Ende 20) und einer von ihnen schien Gefallen daran zu haben, mich verbal herauszufordern, weil er wohl bemerkt hatte, dass ich schon ein paar Minuten knipsend durch die Anlage rings um das Gemäuer lief. Er wiederholte die Ansprache, so dass ich antwortete „Hey Neffe, ich hab keine Zeit!“ Ich schlug weiter meine Kreisbahn um das Ding, während auf der anderen Seite die drei herunterkamen und ein letztes Mal wurde die Ansprache wiederholt. Ich schüttelte schmunzelnd und schulterzuckend den Kopf und dann zogen wir alle unserer Wege. Und gelegentlich in den letzten Tagen dachte ich darüber nach, was das Ganze sollte. Ich meine, ich sehe in kurzer Cargohose, T-Shirt, Sneakern, mit ergrautem Haar und Wohlstandsbauch wahrscheinlich aus, wie eine mehr oder weniger typische, alternde Alman-Kartoffel. Ich nehme dem jungen Mann die Ansprache übrigens auch nicht übel. Ich war einfach nur überrascht. Und ich begann nachzudenken. Über Nähe und Distanz, über Kultur und Appropriation. Ja, die jungen Männer schienen, wenn man den sprachlichen Duktus und das Erscheinungsbild in Betracht zieht, jenem speziellen Stereotyp zu entsprechen, welches, dank medialer Überzeichnung von simpler Schwimmbadrandale, einmal mehr als virtueller Prügelknabe für die Möchtegern-Konservativen und auch die offiziellen Faschos der Nation herhalten muss – der Unterschied zwischen den zwei eben genannten Fraktionen ist neuerdings dank Friedrich Merz‘ Machtgeilheit ja kaum noch auszumachen. Was die öffentliche Debatte zu einem Ekelpfuhl des Fremdschämens für echte Demokraten macht.

Ein lächelnder Dritter!

Wir können einfach nicht mehr gelassen! Gelassen mit dem Anderssein Anderer umgehen. Gelassen Fünfe gerade sein lassen, wenn durch Dippelschisserei niemand gewinnen kann. Gelassen akzeptieren, dass ein freilaufender Löwe in Berlin möglicherweise einfach nur die Antwort der Natur auf menschliche Blödheit ist. Gelassen durch unsere Stadt gehen und unsere Stereotypen ins Leere laufen lassen. Gelassen bleiben im Umgang mit anderen Menschen. Denn am Ende des Tages ist es scheißegal, ob du einen Ferrari fährst, oder einen Ford, ob du Armani trägst, oder Adler, ob du alt, jung, dick, dünn, hübsch, hässlich, klug oder nicht so klug bist – wir sind alle nur Menschen, nachts im Liegen sehen wir alle gleich aus – und für keinen von uns hat das letzte Hemd Taschen… Ehrlich gesagt ärgere ich mich ein bisschen über mich selbst, dass ich die Chance nicht genutzt habe, mit den Dreien ins Gespräch zu kommen. Wer weiß, was wir hätten voneinander lernen können? Ob ich Angst habe, von so jemandem abends in meiner Stadt abgezogen zu werden? Nö, hab ich nicht; obschon es bestimmt Leute in meiner Stadt gibt, die Abends andere abziehen. Die tun das allerdings zumeist nicht direkt im Herzen der Stadt vor Hunderten von Zeugen. Und warum in drei Teufels Namen sollte ich jedem Menschen misstrauen, der nicht vorher einer Leibesvisitation und einem Lügendetektortest unterzogen worden ist. Da würde ich ja meines Lebens nicht mehr froh!

Ein lieber Freund hat mir die Tage von einer überraschenden Konversation erzählt, in die er mit einer Zufallsbekanntschaft geraten ist; und welche das Gegenüber als Verschwörungs-Clown offenbart hat. DAS kann natürlich auch passieren, aber seien wir doch mal ehrlich – nach relativ kurzer Zeit offenbart sich neben der Clownerie auch die Substanzlosigkeit der „Argumente“ deines Gegenübers, und dann entscheidet sich, ob’s hässlich wird, oder ob der Verlierer einfach den Platz räumt. Der Verlierer ist natürlich immer der Verschwörungs-Clown! Und du weißt genau, dass es eine Verschwörungsclownin oder ein Verschwörungsclown ist, wenn Cicero, Tichy, Compact, Junge Freiheit u. Ä. zitiert, bzw. als Quellen genannt werden. Da würde ich mich drei bis fünf Mal lieber mit dem „Hey Onkel!“-Rufer unterhalten, da kommt wahrscheinlich inhaltlich deutlich mehr bei rum. Ich wünschte gegenwärtig echt, ich hätte häufiger Zeit, mich einfach mal durch die Stadt treiben zu lassen. Aber im Moment habe ich ja nicht mal genug Zeit, mein Blog angemessen zu pflegen, weil so viele andere Dinge meine Aufmerksamkeit fordern. Man wird sehen. In jede Fall wünsche ich allen einen guten Start in die neue Woche und einen vielleicht nicht ganz so trüben August. Auch wenn unsere Natur den Regen gebrauchen kann, wäre es nicer, wenn dieser nur Nachts fiele. Immerhin sind jetzt auch in Baden-Württemberg Ferien… C U!

Auch als Podcast…

In Motion! – noch mehr gemischter Hass…

Bleib nicht stehen, sieh dich nicht um! Menschen mit Erfahrung im Flüchten drehen sich niemals um, denn wenn man sich umdrehte, würde man a) wertvolle Zehntelsekunden verschwenden, b) den Weg aus den Augen verlieren und müsste sich c) vielleicht einer realistischen Einschätzung der Chancen ergeben. Solange ich jedoch nur nach vorne schaue, gibt es Hoffnung, egal wie nah und heiß der Atem meiner Verfolger meinen Nacken trifft. Das alles ist natürlich nur metaphorisch zu sehen, denn ich schreibe diese Zeilen NICHT, während ich den „Running Man“ gebe. Auch wenn die Realumsetzung einer solchen Gameshow immer wahrscheinlicher wird, wenn ich mir die Masse egomaner Narzissten auf der Suche nach enfachen Lösungen für schwierige Fragen da draußen so anschaue. Wen ich meine? Ja die allermeisten AfD- und FDP-Wähler natürlich. Immer auf der Suche nach dem eigenen Vorteil, Solidarität und gesellschaftliche Verantwortung als Schimpfworte schmähend und dem manifesten Klimawandel einen Stinkefinger aus Abgasen zeigend. Aber wenn man halt nicht weiter als bis zum Rand des eigenen Portemonaies schauen / denken kann, kommt halt nur Scheiße aus Hirn und Mund. Bundesverkehrsminister? Bundesenergieverschwendungsverteidiger vielleicht. Bundesfinanzminister? Höchstens lächerlicher Bundesamfalschenendesparwichtel mit ambitionieren Großmachtträumen. Zu mehr taugen die nicht. Die anderen haben’s wenigstens nur auf den Titel des Stern geschafft und nicht in die Regierung. Und die Frage, ob sie auch was anderes könnte als Hass, konnte Frau Weidel nicht beantworten; sie könne keine Rechtsradikalen in ihrer Partei erkennen. Ist ja auch logisch – wenn man Kackfaschos in seinem Laden in verantwortlicher Position sitzen hat, kann man die ganzen NPD-Altlasten und das andere braune Geschmeiss im Vergleich ja kaum als radikal erkennen…

Ist gar nicht so einfach, an einem belebten Sommerabend zu so einem Schuß zu kommen…

Aus meiner ganz persönlichen Sicht leben wir momentan in entsetzlichen Zeiten, denen ich abseits dieser Äußerungen hier allenfalls noch mit Lethargie und Resignation begegnen kann, weil mir ob der ganzen anderen Probleme die ich beruflich und privat zu lösen habe, schlicht die Energie fehlt, mich auch noch mit diesem Dreck auseinanderzusetzen… Eigentlich… Rechtsruck: ja, viele Menschen sind halt einfach kackdumme Strolche und rennen den Rattenfängern hinterher. Man sollte meinen, dass eine erheblich bessere Informationsverfügbarkeit uns davor schützen sollte, aber Antisocial-Media-Blasen und russische Trollfabriken treiben nach wie vor ihr Unwesen. Wir sind schon seit 2015 mitten drin im neuen Kalten Krieg, nur für den Fall, dass ihr das noch nicht bemerkt haben solltet. Klima: wird jetzt halt immer schlechter und noch immer wollt ihr ganzen Idioten da draußen mit euren überdimensionierten Verbrennern bis an die Gammelfleischtheke fahren und verheizt dabei die Zukunft eurer Kinder um eurer Convenience willen. Wenn eure Blödheit nicht so traurig wäre, könnte ich mich jetzt totlachen. Aber schön brav beim „Klimakleber-sind-Terroristen-Narrativ“ jener Politamateure mitheulen, die euch schon seit 20 Jahren verarscht haben und euch immer noch weiß machen, dass Ausländer an allem schuld sind und es ein gottgegebenes Recht auf uneingeschränkten Ressourcenverbrauch für alle Bayern ähm Bundesbürger gibt… lächerliche Spackos allesamt. Die Grünen: ja, ja, an allem Elend des deutschen Michel ist eine einzige politische Kraft in Deutschland schuld. Wird dieses vollkommen unreflektierte, inhaltslose, verlustangstgetriggerte, lächerlich dämliche und vor allem ungerechte Gebashe nicht langsam langweilig. Sucht euch doch mal was neues. Arbeitet euch mal so richtig an den Nazi-Strolchen aus der AfD ab. DIE haben’s wenigstens verdient!

Ohne Stativ muss man nachts beim ISO-Wert evtl. Abstriche machen…

Ja, ich wollte mich eigentlich nicht mehr umsehen, aber ich halte es nicht aus. Im Grunde hätte ich mehr als genug mit anderen Dingen zu tun, aber sich nicht zu äußern und den ganzen Frust über die unverantwortliche Kurzsichtigkeit, die arrogante Egomanie, die immer den Anderen die Schuld zuweisende Untätigkeit und den Mangel an Solidarität meiner verfickten Mitmenschen einfach runterzuschlucken, bis ich daran elendiglich zu Grunde gehe, IST KEINE ALTERNATIVE! Und weil sanfte Worte offenkundig nichts bringen SCHREIE ICH EUCH HALT AN! NEHMT ENDLICH DEN FINGER AUS DEM ARSCH UND TUT ETWAS ANDERES, ALS AUS FRUST DIE AFD ZU WÄHLEN IHR DEPPEN! Es gibt nämlich nur wenige Wege, sich selbst noch härter ins Aus zu kicken, als DEN… Verlangt mehr Transparenz in der Politik. geht überhaupt wählen. Informiert euch aber vorher richtig: nicht bei Cicero, Tichy, Junger Freiheit, BILD und Konsorten. Oder wenigstens nicht nur! Diskutiert! Wichtiger Hinweis hierzu – Diskutieren bedeutet NICHT, das Gegenüber zu canceln, zu bedrohen, zu verjagen oder zu verkloppen, wenn es eine andere Meinung hat, als man selbst! Das ist Faschisten-Bullshit! Ich hab soviel anderen Scheiß am Hals, und nehme mir trotzdem am Samstagabend die Zeit, mich und meinen Kanal der Diskussion zu öffnen. Ich wünschte mir SO SEHR, DAS HIER MAL JEMAND VORBEIKÄME UND MIT MIR ERNSTHAFT DISKUTIERTE. Aber die ganzen Spacken lesen ja nie bis zu Ende. Ich hab Menschen satt. Steine sind toll. Meine beste Ehefrau von allen sagte heute übrigens, dass ich mal wieder am Burnout-Baum kratzen würde. Auf meine Entgegnung, dass aber noch keine losen Äste auf meinen Kopf geknallt wären, meinte sie nur, dass man aber schon die Früchte fallen hören könnte… Also, während ich langsam durchdrehe – viel Spaß beim Verjuxen unserer Zukunft, Nachbarn…

Auch als Podcast…

500 Gramm gemischter Hass zum Mitnehmen bitte…

„8 Seen, die Sie unbedingt gesehen haben müssen!“. „Die 10 schönsten Picknick-Locations rings um […]“. „Diese 5 Ausblicke auf […] dürfen Sie auf keinen Fall verpassen!“. Ich könnte im Strahl kotzen! Jede, wirklich JEDE VERSCHISSENE POSTILLE hat seit einer ganzen Weile Massen solcher Drecks-Artikel in ihrem Drecks-Portfolio. Genügt es nicht, dass Menschen den URBANEN Lebensraum der totalen Überfüllungsvernichtung unterziehen? Muss ich diese ganzen wohlstandsverwahrlosten Klimawandel-Ignoranten auch noch dahin locken, wo die vage Chance bestehen könnte, etwas Natur zu erhalten? Gleiches mit Urlaubs-Locations, die erst investiert haben, um attraktiver zu werden, und jetzt nicht selten rumjammern, weil so viele Touris kommen – attraktiv bedeutet anziehend, und mehr Anziehung bedeutet automatisch mehr Menschen = weniger Platz = mehr Müll = weniger schön und lauschig = irgendwann wieder weniger attraktiv; hat euch das vorher keiner erklärt, ihr Spackos? Oh Mann, wir Menschen haben es immer noch nicht verstanden, dass das Alt-Bundesrepublikanische Credo „Isses weit, oder können wir fahren?“ und dieser überall formulierte Anspruch auf drei Wochen all-inclusive Hautkrebs-Förderungs-Party-Saufen am Mittelmeerstrand (prolliges Ersatzprogramm für Urlaub) auf den „Müllhaufen der Geschichte“ gehören. Ebenso wie im Übrigen auch jene Nazidioten-Partei, deren Vertreter dieses Diktum schon selbst benutzt haben.

Ich betrachte mein eigenes Fortbewegungs- und Konsumverhalten mittlerweile unter Gesichtspunkten, die mir zugegebenermaßen vor einigen Jahren auch noch nicht in den Sinn gekommen wären. Und genau deshalb bin ich höchst dankbar, daran erinnert zu werden, dass wir noch eine Menge mehr tun müssen! Immer wieder höre ich da draußen „Unser Wohlstand wird schwinden! Wir werden am Hungertuch nagen! Wir werden unseren Lebensstandard verlieren! Es wird nie wieder so sein, wie in der guten alten Zeit!“ Dazu hätte ich ein paar Gedanken, die ich gerne teilen möchte:

  • Wohlstand: Unser Wohlstand besteht darin, arbeiten zu gehen, um Geld verdienen zu können, mit dem wir dann Dinge kaufen, die uns davon ablenken sollen, dass wir arbeiten gehen müssen, weil wir sonst kein Geld hätten für die Dinge, die uns von der Notwendigkeit des Arbeitengehens ablenken, weil… Hat IRGENDJEMAND da draußen sich mal die Frage gestellt, was er/sie/them WIRKLICH braucht von all dem ganzen unnützen, teuren, Energie verschwendenden SCHEISS, den wir Jahr für Jahr aus den Konsumtempeln in unsere ärmlichen Hütten tragen? Beispiel: NIEMAND braucht ein Smartphone für 1.500,00€. Die Aussage „Aber es hat die beste Kamera und die beste Performance“ sind nichts weiter als Feigenblättchen, welche nur unzureichend die Fakten überdecken, dass keine Sau diese Performance wirklich nutzen kann, und wir es halt haben wollen, weil es uns einerseits über die sonstige Leere in unserem Leben hinwegtröstet, Anderen zeigt, dass wir uns auch ein solches Smartphone leisten können (welches ca. 50% seiner Besitzer auf Pump kaufen müssen…!) und weil wir zu schwach, zu unreflektiert und zu dumm sind, um Werbung widerstehen zu können. Wohlstand ist eine Illusion, denn je höher seine Netto-Bilanz ausfällt, umso höher ist der erzeugte Netto-Schaden an unserer Welt, zu dessen Reparatur wir dann widerum mit unserer persönlichen Netto-Bilanz zur Haftung herangezogen werden. Die EINZIGEN, die dann daran Wohlstand erlangen sind jene, die schon VIEL MEHR ALS GENUG haben. Kommt endlich mal klar auf diese simple Gleichung. Denn Ressourcen sind NICHT unendlich!
  • Hungertuch: It’s as simple as that, und ich muss dafür nur an mir selbst hinuntersehen: Mehr als zwei Drittel von uns hier im globalen Norden sind ZU FETT! Weniger von allem wäre weder schädlich noch schlimm, sondern schlicht gesünder für sehr viele von uns. Weniger fett zu sein, würde übrigens auch bedeuten, Milliarden und Abermilliarden an Gesundheitskosten für Diabetes, arteriellen Hypertonus, Beschwerden des Bewegungsapparates, Krebserkrankungen, etc. einsparen zu können. Was hieltet ihr so von SINKENDEN Krankenkassenbeiträgen?
  • Lebensstandard: korrespondiert mit Wohlstand! Wir alle rennen immer noch diesem Mantra eines dauerhaft notwendigen Wirtschaftswachstums hinterher, weil die Art, wie wir wirtschaften viel zu viel Fiat-Geld erzeugt; und der Kapitalismus den Konsum braucht, wie das Feuer die Luft. Und ebenso hinterlässt der Kapitalismus, wie wir ihn heute betreiben, allenthalben immer häufiger nur noch verbrannte Erde, schlechte Luft, Tod und Verderben. „Die Grenzen des Wachstums“, Club of Rome, 1972. LESEN BILDET. Manche von uns wussten schon vor verschissenen FÜNFZIG JAHREN, dass es so nicht ewig weitergehen kann. Und wir? Laufen laut pfeifend durch den finsteren Wald, um jene Monster zu verjagen, zu denen wir lange schon SELBST GEWORDEN SIND!
  • Die gute alte Zeit: Welche ist damit gemeint? Nazi-Deutschland? Die Weimarer Republik? Das wilhelminische Kaiserreich? Der Vormärz? Die Rennaissance? Das Mittelalter? Oder denken die allermeisten dabei doch lieber an die Wirtschaftswunderzeit mit ihrer chauvinistischen Unterdrückung der Frauen, den ganzen Altnazi-Chargen an den Schalthebeln der Macht (man denke an einen Hans Filbinger hier in Baden-Württemberg), politischem Blockdenken und der dauernden Angst vor einem dritten Weltkrieg? Die man halt so schön durch das Erreichen eines besseren Lebensstandards und immer mehr Konsum betäuben konnte? Na vielen Dank auch…

Ich erlebe Menschen, die – obwohl sie noch keinerlei Berührungspunkte mit der „Letzten Generation“ hatten – Gewaltphantasien pflegen und sich in der Folge auf eine Art über deren Handlungen erregen, die in mir den Verdacht aufkommen lässt, dass sie das alles noch nicht so recht zu Ende gedacht haben. Wir nähern uns gerade dem Kapitalismus im Endstadium und erleben gleichzeitig den dadurch befeuerten Egoismus im Endstadium! Von Humanismus und Solidarität außerhalb der jeweils eigenen kleinen Blase keine Spur! Vielleicht wäre es doch besser gewesen, keine Kinder in diese Welt zu setzen, auch wenn ich meine wirklich sehr liebe…? Trübes Wetter, trübe Gedanken. Vielleicht bin ich im Moment einfach erschöpft von all den Forderungen, denen ich dauernd gerecht werden soll? Vielleicht ertrage ich die zunehmende Zahl egoistischer Arschfratzen da draußen und die untreflektierten, von wenig echter Fachkenntnis getrübten Ansagen mancher Menschen einfach nicht mehr? Vielleicht muss ich ein paar Forderungen solcher Menschen einfach mal eine Absage erteilen? Vielleicht muss ich mich auch mal auf eine Straße kleben, und darauf scheißen, was Andere darüber denken mögen? Vielleicht würde ich einem gewaltbereiten Autofahrer, der mir dann wehtut auch einfach wehtun? Einfach weil es so, wie es jetzt ist NICHT WEITERGEHEN KANN. Ich kann mich nicht länger ins Private zurückziehen. Ich habe das ein Jahr versucht und es bringt mich auch nicht weiter!

Ich habe keine Ahnung, wie viele Menschen meine zugegeben biestriger werdenden Rants zu Ende lesen. Und normalerweise wäre es mir auch kackegal, weil dieser so genannte „gesunde Menschenverstand“ doch lediglich ein synonym für kleingeistig-verspießtes Besitzstandswahrertum á la Dieter Nuhr ist. Aber dieses Mal würde ich mich freuen, mehr Reichweite zu bekommen. Bleibt mir wahrscheinlich, wie immer, verwehrt, weil nur selbstvermarktendes Hübschmenschen-Influenzerantes Insta-Huren-Gesindel Reichweite bekommt. Style over substance! SOS! Ich will hier raus. Ihr anderen – seid willkommen im gutgebräunten, sauber gestylten, Sinn- und Hirnentlehrten bundesdeutschen Sommer. Und Tschüss…

Auch als Podcast…

Sinn-l-Ich!

Raide-Wendungen. Es gibt viele davon und jene mit englischen Wurzeln werden gefühlt immer mehr. Eine von Ihnen verursacht imho immer wieder semantische Probleme: „Das macht Sinn!„. Warum die Falschverwendung auf Grund der wörtlichen Übersetzung des englischen „That makes sense!“ schwierig im Bezug auf den Sinngehalt sein kann, will ich kurz zu erklären versuchen. Vergewissern wir uns zunächst über den Umstand, dass der so einfach daherkommende Begriff „Sinn“ keinesfalls eindeutigen Bedeutungsgehalt hat. Sinn kann in der Philospohie und Linguistik – je nach Theorie – als Synonym für Bedeutung (im Englischen „meaning“), Bedeutungsumfang (also ALLES, was unter einem Begriff subsummiert werden kann), Bedeutungsinhalt (Spezifika, die verschiedene, mit einem Begriff gemeinte Dinge gemeinsam haben) oder Bedeutungsausprägung im wortwörtlichen (im englischen „sense“) verwendet werden. Was gerade gemeint sein könnte erschließt sich, egal ob beim gesprochenen Wort oder einem geschriebenen Text, oft erst aus dem Kon-Text – also dem Sinn-Zusammenhang (ich bitte das Wortspiel zu entschuldigen). Dies im Hinterkopf gehen wir nun an die Frage, ob man Sinn überhaupt herstellen („make“ oder „machen“) kann?

Welche Bedeutung mag das hier wohl haben…?

Geht man davon aus, dass man etwas – also irgendein Ding, oder einen Sachverhalt, z.B. etwas so allgegenwärtiges wie „Mensch“ – mit einem Begriff benennt, der einem selbst DIE (eine mögliche) Bedeutung des Dinges erschließt, macht das in der Tat Sinn; allerdings nur für denjenigen, der diese Begriffszuweisung gerade vorgenommen hat! Der Begriff „Mensch“ z. B. kann aber einen speziellen Menschen, die Gesamtheit der Gattung, eine spezielle Gruppe innerhalb dieser Gattung, eine Schnittmenge mehrerer spezieller Gruppen innerhalb dieser Gattung, eine Dichotomie zur Abgrenzung vom Gegenteil (also etwa KIs) oder das spirituell aufgeladene Abbild Gottes auf Erden meinen – je nachdem, wen man gerade fragt. Wenn einer nun also versucht, Sinn herzustellen, indem er einen Begriff – für sich mit einer speziellen Bedeutung versehen – benutzt, entsteht der Sinngehalt (also das, was semantisch wahrgenommen wird) für das Gegenüber trotzdem aus dem, von Gegenüber interpretierten Bedeutungszusammenhang. Sinn wird daher mitnichten gemacht, sondern emergiert – taucht also aus der Menge möglicher Bedeutungen als Folge einer Interpretationsleistung durch den Rezipienten auf. Wenn zwei das Gleiche sagen, meinen sie noch lange nicht das Selbe!

Sinn ist also immer mit dem Ich verbunden – nur nicht immer durch ein L! Wenngleich eine „sinnliche“ Erfahrung ebenso ein interpretationsfähiger Begriff ist, wie Mensch; oder Sinn. Sinnliche Erfahrung kann für den einen das bewusste oder unbewusste Erleben einer beliebigen Sinneserfahrung sein, etwa Emotionen beim Anblick eines Sonnenunterganges; für jemand anders ist der Begriff evtl. mit Erotik verbunden. Und der Sozialwissenschaftler denkt an die Wirkung des sensorischen Registers (früher als Ultrakurzzeitgedächtnis bekannt) auf pädagogisches Handeln. Wie man es auch dreht und wendet – den Sinn eines Begriffes macht das Gegenüber. Weshalb „Sinn machen“ als intentionales Herstellen von Bedeutung nur gelegentlich funktioniert, wenn die Wahrnehmungs- und Erlebenswelten der beteiligten Individuen zumindest sehr ähnlich sind. Ansonsten verschwindet gemeinter Bedeutungsgehalt nämlich allzu schnell im Orkus. Jemand sagte, es mache doch keinen Unterschied, wenn man „Das macht Sinn sagt!“, weil’s ja das gleiche bedeuten würde, wie „Das ergibt Sinn!“; denn an der Supermarktkasse benutze man die Begriffe ja auch analog. „Das macht 13,59 €.“ sei das Gleiche wie „Das ergibt 13,59 €“. Beide Sätze sagen doch aus, dass man 13,59 € bezahlen muss. Aber der eine Satz bedeutet auf Grund sprachlicher Konventionen, dass man dem Supermarkt 13,59 € SCHULDET; der andere lediglich, dass die Addition mehrerer Teilbeträge die Summe von 13,59 € ERGIBT. Das Gleiche ist NICHT das Selbe!

Das mag auf den ersten Blick wie Dippelschisserei klingen, aber die Folgen sind unter Umständen weitreichend. Denn jemand, der die Wahrnehmungswelt eines einzelnen Gegenübers, oder auch vieler Rezipienten auf einmal gut genug kennt, kann auf diese Art sehr wohl doch Sinn herstellen – und das auf höchst manipulative Art. Schaut euch mal die Reden von Hitler und Göbbels genau an, dann versteht ihr, worauf ich hinaus will. Wenn man sich der Tatsache bewusst ist, dass man auch durch einfach Veränderungen der Sprache semantischen Gehalt nach Belieben verändern kann, versteht man vielleicht, warum die Feder IMMER mächtiger als das Schwert ist, und man den vermeintlich als Minderheiten-Meinungen abgetanen Äußerungen des ganzen Nazi- und Querlutscher-Geschmeisses in der Öffentlichkeit Einhalt gebieten muss. Großes erwächst immer aus Kleinem, im Guten, wie im Bösen! Deshalb lege ich so großen Wert auf Sprache. Deshalb lege ich in meinem beruflichen Tun so hohe Maßstäbe an begriffliche Präzision an: weil es keine Alternative gibt, wenn man es mit seinem Erziehungsauftrag als Berufsbildner ernst meint. Und weil für den überzeugten Demokraten ebenfalls kein Weg daran vorbei führt. Aber nun genug gedacht für heute – erstmal raus und den vermeintlichen Frühling genießen. Wir hören uns.

Auch als Podcast…

Generation WTF!

Man hört ja immer viel über Generationen und wie sie sich übereinander beschweren; dass die Einen den Anderen dies oder jenes wegnehmen würden; und immer ist irgendwie Zoff. Klingt wie ein typisches Familienfest, wenn irgend jemand mal wieder „aus Versehen“ den Nazi-Onkel eingeladen und neben das vegan-queere Lebensabschnitts-Meerschweinchen der Tochter gesetzt hat. Harmonisch geht anders. Vielleicht kann man sich mal ein bisschen entspannen, wenn man sich folgendes klarmacht: sogenannte Generationen (oder besser Alterskohorten) sind wissenschaftliche Mengenbildungskonstrukte, die man zur besseren Beschreibbarkeit komplexer sozialer Phänomene benötigt; was mitnichten bedeutet, dass jedes Mitglied einer beliebigen Generation alle (oder auch nur viele) Merkmale teilt, welche zur Beschreibung dieser Kohorte benutzt wurden. Einfacher (und etwas platter) gesagt: wir sind zuerst einfach alle nur Menschen und jedes Tierchen hat seine Pläsierchen

Ich hoffe, hier sind die Pläsierchen erfüllt…

Ich arbeite durchaus gelegentlich sozialwissenschaftlich; das bleibt als Berufspädagoge und Ausbilder für Ausbilder immer mal wieder notwendig. Und trotzdem kann ich mit vielen Zuschreibungen einfach nix anfangen. Ich z. B bin ein „white middle-aged cis-gender male“, und damit etwa aus Sicht der Feministen*innen, der woken political-correctnes-Wächter und verschiedener anderer Gruppierungen einer jener Büttel des Status Quo, welcher für ALLES aktuelle Übel der Welt Verantwortung trägt und daher geschmäht werden muss, wann immer er den Kopf zu heben beliebt. Wenigstens bin ich nicht auch noch „Boomer“, das wäre des Guten dann doch zu viel (ich gehöre übrigens zur „Generation X“). Aber was bin ich denn, wenn nicht das ETIKETT, welches man mir (und vielen Anderen) unreflektierter Weise aufzukleben beliebt? Dass ich ein Nerd bin habe ich bei verschiedenen Gelegenheiten schon erwähnt. Ich habe mich der Generation X NIEMALS als typischer Vertreter zugehörig gefühlt. Selbst heute, da ich zumindest äußerlich weitestgehend das Leben eines guten altmodischen Spießers führe, habe ich mit großen Teilen meiner Generation nichts am Hut. Weil die Idioten immer noch das alte „Das haben wir aber schon immer so gemacht“-Lied singen. Ich bleibe da lieber bei meinem Nerd-Kram:

Immer wieder ernte ich für den Hinweis, dass ich Pen’n’Paper-Rollenspieler bin, ein äußerst breit gefächertes Bündel an Reaktionen. Und gelegentlich sieht man hinter der Stirn des Gegenübers auch die Frage, wie man sich als Erwachsener noch mit solchem Kinderkram beschäftigen kann? In „Stranger Things“ spielen schließlich 11jährige das. Ganz so früh habe ich zwar nicht angefangen (ich war 15), aber ja – mein Start lag auch noch in den 80ern des vergangenen Jahrhunderts. Damals hatte ich meine erste Phase mit Computerkram schon hinter mir, war ein typischer Brillenschlagen-Körpergulasch-Außenseiter-Nerd. Und auf der Suche nach etwas, dass mir mit den vielen schrägen Bildern in meinem Kopf helfen könnte. Ich würde nicht sagen, dass mir damals schon bewusst war, was Kreativität bedeutet [heute allerdings umso mehr, als ich endlich Ausdrucksformen gefunden habe, die meinem cerebralen Modus operandi auch außerhalb des Zockens entgegen kommen]...

Ich habe auch in anderen Bereichen (Nachhaltigkeit, Teamführung, Kommunikation) einiges dazugelernt, und bin immer noch damit beschäftigt. Und ich erfuhr, dass Generationen gar nicht so homogen sind, wie das durch die Medien manchmal suggeriert wird. Ein einziger Blick in die Sinus-Milieus offenbart, wie vielschichtig selbst das Innenleben einer Kohorte aussehen kann. Das Wichtigste, woran es mir aber noch deutlich fehlt, ist gegenseitiges verbales Abrüsten, also eine Normalisierung der intergenerationalen Beziehungen. NEIN, nicht alle Alten (oder Älteren) sind ignorante Deppen, die den Planeten verschwenden, GENAUSOWENIG, wie alle Jungen FfF-Anhänger sind, die aktiv nach einer nachhaltigeren Welt streben. Stereotypen haben einen, wenn es um wichtige Zusammenhänge geht, noch nie weitergebracht. Bestenfalls sind sie gelegentlich für ein Futzelchen Satire geeignet (und nicht so, wie das sinnentleerte Geheule einiger Y-ler und Z-ler in diesem Artikel auf ZON Campus; wenn es Satire wäre, könnte man es gerade noch mit einer 4 mit Arschtritt bewerten – so ist das Geschreibsel einfach nur altersdiskriminierender Dreck [Gottseidank hinter der Paywall]).

Welcher Generation ihr angehört, ist ziemlich unwichtig, denn euer Leben ist, was ihr selbst daraus macht. Seid selbst der Wandel, den ihr in der Welt sehen wollt – wundert euch aber bitte nicht, wenn andere u. U. konträre Meinungen haben und nach anderem Wandel streben. Miteinander darüber dann in Diskurs zu treten nennt man übrigens „Demokratie“. Ich wünsche euch noch einen schönen Abend und eine gediegene erste Restwoche 2023.

Auch als Podcast…

Das ist PRIVAT!

Einigen wir uns mal schnell darauf, dass unsere Privatsphäre uns in vielerlei Hinsicht vollkommen egal ist, nicht wahr? Andernfalls würden wir nicht eine Taschenwanze bei uns tragen, die uns monatlich mit minutiösen Berichten darüber irritiert, wo wir überall waren, was wir dort möglicherweise getan haben (die beste Ehefrau von allen und ich waren z. B. viel zu oft schlemmen…) und wen wir getroffen haben könnten. Ja, natürlich, ihr da draußen stellt alle diese Funktionen wie Standortbestimmung, etc. ab, damit ihr nicht gläsern werdet, verwendet nicht diesen grünen Messenger von Meta, seid nicht bei Fratzenparty, etc. Ist recht. Euer Smartphone ist bei diesem Wettbewerb trotzdem smarter als die allermeisten von euch – Ätsch! Und seien wir doch ehrlich – ohne diese persönlichen Daten würde z.B. die Navigation durch Google Maps nicht annähernd so gut funktionieren. Und so lange ich Netz habe, gibt’s halt kaum was Zuverlässigeres. Besonders rutschig wird der Untergrund, wenn man einen Insta-, oder (Gott behüte) Tiktok-Account hat. Ist umsonst, oder? Ihr zahlt halt mit der Verdatung eures Lebens für den Spaß und die Infos. Es ist ein Deal, der beiden seiten Vorteile bringt – aber nur einer Seite Nachteile – uns individuellen Nutzern.

Let’s be lazy!

Wir sind – im übertragenen Sinne – der Content, der antisoziale Medien wertvoll macht. Die Dinge, die wir dort tun, die Kulturartefakte, die wir produzieren, die potentiellen Trends, die wir durch Mitmachen hypen oder grounden, unsere Kreativität, Energie, Zeit, die wir in das Mitmachen investieren – das ist der Rohstoff, aus dem die Betreiber ihren Profit generieren. Und sie tun dies auf genau eine Art – indem sie uns mit gezielter Werbung zuspamen und so Konsum antreiben. Antisocial Media sind also in zweierlei Hinsicht eine treibende Kraft des Klimawandels: a) weil die entstehenden CO2-Emissionen erheblich sind und b) weil der durch Antisocial-Media-Nutzung befeuerte Konsum (Stichwort Influenzeranzien) nochmal verstärkte CO2-Emissionen durch Rohstoffabbau, Produktion, Güterverkehr, etcpp. erzeugt. Und wir superlazy social-media-sloths raffen noch nicht mal, das wir doppelt ausgenutzt werden! Aber es ist doch so entspannend und macht doch so viel Spaß… Ja verdammt, das ist leider wahr; und ich selbst kann meine Hände hier natürlich auch nicht in Unschuld waschen! Was soll man also tun – sich wieder vollkommen ins Private zurückziehen?

Natürlich nicht, denn das Private gilt schon seit der zweiten Welle des Feminismus in den 70ern des vergangenen Jahrhunderts – vollkommen zurecht – als politisch! Insofern Jede und Jeder von uns sich selbst zum Lobbyisten und zum Träger politischer Verantwortung werden kann – UND SOLLTE – haben wir also vor einiger Zeit mit Social Media erstmals ein Tool in die Hand bekommen, uns zu ermächtigen und demokratische Prozesse wirklich in die gesellschaftliche Breite zu tragen. Demokratie abseits der, oft in ihren Traditionen als erstarrt und nur noch wenig wirksam wahrgewordenen Institutionen schien uns wieder in greifbare Nähe gerückt. Und mit dem Aufflammen des „Arabischen Frühling“ und verschiedener „Graswurzelbewegungen“ in seinem Windschatten, wie etwa „Occupy Wall Street“ fühlte es sich Anfang der 2010er so an, als wenn sich unsere Welt tatsächlich zum Besseren ändern könnte. Das Einzige, was freilich davon übrig bleibt, sind Failed States (Syrien, Lybien, Ägypten) und die Erkenntnis, dass technische Tools zur Aktivierung der Menschen und ein bisschen Radau alleine noch lange keine nachhaltigen demokratischen Prozesse ans Laufen bringen. (vgl. hierzu Morozov 2011, S. 305 ff.). Stattdessen haben wir im Ergebnis die oben bereits sattsam beschriebene Konsumbefeuerungsmaschine zur täglichen Verfügung. Politik wird – selbst in unserem demokratischen Staat BRD – immer noch allzu oft durch gewählte Stellvertreter gemacht, die nur zu gerne ihr eigenes schwarzbraunblaues Süppchen kochen.

Wir hingegen ziehen uns viel zu oft cocoonened in unsere angebliche Privatsphäre zurück (und damit aus der Verantortung), um zur Ablenkung so lange Netflix schauen zu können, bis der eklatante Mangel an demokratischer Selbstwirksamkeit nicht mehr ganz so sehr wehtut. Konsum funktioniert! Darauf angesprochen sagt so Mancher unwirsch: „Das ist meine Angelegenheit, lass mein Engagement mal meine Sorge sein!“, was so viel heißt wie „Verpiss dich, dass ist PRIVAT!“. ABER ES IST NICHT PRIVAT! Der freie Marktplatz der öffentlichen Meinung kann niemals privat sein, der „zwanglose Zwang des besseren Arguments“ muss erlebt und erduldet, der notwendige Diskurs geführt werden, um sich den Problemen unserer Zeit GEMEINSAM in angemessener Form annähern zu können. Wie lange muss ich mir noch irgendwelchen Rotz in den Antisozialen Medien anschauen oder anhören, der Tausend mal mehr Reichweite als irgendwelcher sinnvoller Content hat? Wie oft muss man Menschen aus ihrem Sesseln kippen, bevor sie anfangen aufzustehen? Wie oft muss man jemanden auf den Hinterkopf schlagen, bevor er/sie sich selbst des Gehirnes ermächtigt, welches offenkundig konsumbetäubt immer noch im Auslieferungszustand mit Werkseinstellungen vor sich hin sintert?

Ich könnte diesen verdammten Aufruf wahrscheinlich in exakt einem Jahr einfach kopieren und eins zu eins (evtl. mit ganz leichten Überarbeitungen) wieder hier posten – und viele würden sich wundern, warum er auf einmal so genervt klingt. Denn offenkundig haben viel zu viele Mitmenschoide nur noch die Aufmerksamkeitsspanne eines Eichhörnchens! Schwamm drüber. Mal sehen, was 2023 bringt. Ich habe – immer noch und allen Erfahrungen zum Trotze – Hoffnung. Denn hätte ich die nicht, hätte ich schon lange aufgegeben. Also enttäuscht mich nicht! Bis die Tage.

  • Morozov, Evgeny (2011): The Net Delusion. The dark side of internet freedom. New York: PublicAffairs, member of Perseus Books Group.
Auch als Podcast…

Teilhabe?

Markus Söder kritisiert das Bürgergeld als ungerecht und unfair… muhahahahahahah. War das nicht der Mann, der so sehr in der Vergangenheit lebt, dass ihm das Kruzifix an der Wand wichtiger war, als Ehrlichkeit und Realitätsnähe? Markus Söder, dieser machtgeile Möchtegern-Tribun des bajwaurischen Volkes ist mittlerweile schlicht unwichtig, also muss er poltern, damit er überhaupt noch von irgendwem außerhalb des provinziellen Miefs wahrgenommen wird, aus dem er kommt – und in dem er bald auch wieder verschwinden wird. Schrotthaufen der Geschichte, Abteilung gescheiterte Populisten. Das Bürgergeld kommt, und egal ob der Mittelstands-Blackrocker Merz oder irgendwelche anderen, vollkommen realitätsfernen Lichtgestalten der größten Schmiermaschine der bunten Republik (für alle, die es noch nicht mitbekommen haben: CDU/CSU) noch so dagegen wettern: bei allen handwerklichen Problemen der Jurisdiktion, die sich beim Beheben des größten sozialdemokratischen Fehlers seit dem 2. WK (für alle, die DAS nicht mitbekommen haben: HARTZ IV) so ergeben, bleibt die Notwendigkeit bestehen. Arbeiten zu gehen würde sich nicht mehr lohnen, hört man dann von den Schwarzen und den Blauen unisono. Weil der Abstand zwischen den Einkünften aus Transferleistungen und aus eigener Arbeit schrumpfen würde. Ich sehe das anders: wenn jemand, der 40h die Woche einer Arbeit nachgeht, mit dem erwirtschafteteten Salär seine Existenz nicht bestreiten kann, IST DER LOHN ZU NIEDRIG! Und entgegen aller Unkenrufe hat der Mindestlohn seit seiner Einführung 2014 kaum negative Auswirkungen auf die Beschäftigungsstabilität gehabt. (und das Handlesblatt kann man wohl als seriöse Quelle einstufen…)

Großherzoginnen taugen heute nur noch als Statuen…

Die „Preußischer-Gutsherr-Mentalität“ so vieler angeblicher Führungspersonen landauf landab ist mir mittlerweile so dermaßen zuwieder, dass es mich krank macht! Die „Abhängigkeit“ im Begriff „abhängige Lohnarbeit“ als wichtigstes Element des „Im-Zaum-Haltens“ der Plebs? Was für ein grausam inhumanes Menschenbild diese Abziehbilder der echten Manchester-Kapitalisten hier öffentlich zeigen, lässt nur einen Schluss zu: es geht ihnen nicht um die Menschen, von denen sie gewählt werden, sondern nur um sich selbst, den Erhalt ihrer Macht und die Festigung eines Status Quo, der möglichst viele Menschen von echter Teilhabe ausschließen soll, damit man die wichtigen Entscheidungen „unter sich“ abmachen kann. Klingen meine Worte ein bisschen nach Verschwörungsmythos? Nach „die da oben, wir hier unten“? Nach enttäuschtem Sozialisten? Nach Depression? Ich würde sagen, ein bisschen von allem. Denn natürlich sind Lobbyisten-Gespräche, wie wir sie in Filmen präsentiert bekommen großer Käse. Das passiert alles mehr oder weniger öffentlich. Ab und zu blubbert was an die Oberfläche, und dann wird eine Rundfunk-Intendantin abgesägt, weil Sie sich’s zu gut hat gehen lassen und noch nicht mal in der Lage ist, darin eigene Schuld zu erkennen. So wird’s auch dem Söder und dem Merz gehen. „Wir? Wir haben doch nichts böses getan…?“

Was man halt so böse nennt. Ich denke mittlerweile, dass solche Menschen soweit von meiner gesellschaftlichen Lebensrealität entfernt sind, dass sie sogar glauben, was sie sagen. Weil sie zu blind, zu entrückt und zu gut gepampered sind, um zu erkennen, welche Folgen ihre Entscheidungen an anderer Stelle haben können. Wir Menschen können mit steigender Komplexität nicht sonderlich gut umgehen. Ich würde einem Söder jetzt normale Inteligenz, Erfahrung und Bildung attestieren. d.h. er hat in etwa die gleichen Voraussetzungen wie ich, die Dinge zu durchschauen. Aber seine Lebensrealität (Achtung Konstruktivismus!) erlaubt ihm ein völlig anderes Framing, was zu völlig anderen Schlüssen führt. Was im Umkehrschluss bedeutet, dass unser politisches System irreparabel ist! Es wäre wahrscheinlich gerechter und ehrlicher, alle zwei Jahre max. 500 Abgeordnete per Los zu bestimmen, anstatt unser Schicksal in die Hände von Leuten zu legen, die sich erst mühsam durch die jeweilige Parteienhierarchie hochbumsen mussten, um zu den empathiebefreiten Menschoid zu werden, die sie jetzt sind. Und wir bräuchten wesentlich weniger hechelnde Berichterstattung. Die regt nur unser schnelles Denken an, wenn doch das langsame Denken für Entscheidungen von gewisser Tragweite wesentlich sinnvoller wäre (nochmal Danke Daniel Kahnemann, DER Nobelpreis war verdient!)

Das Bürgergeld soll Teilhabe stärken und Menschen die Chance geben, auf würdige Weise wieder in Lohn und Brot zu kommen, wenn die Notwendigkeit dazu besteht. Es ist gedacht als Brücke, um lebenslanges Lernen, welches sich die EU und damit auch die BRD bereits 2000 mit dem Memorandum der Kommission auf die Fahnen geschrieben haben, besser unterstützen zu können, als HARTZ IV dies jemals realisieren konnte. Und wenn es Anfangs Inkonsistenzen erzeugt, oder jene Menschen, die auch HARTZ IV niemals erreichen konnte nicht aktiviert – DANN IST DAS VERDAMMT NOCHMAL SO! Der alte konservative Traum von der Peitsche für die Unwilligen sollte 2023 endgültig ausgeträumt sein, wenn wir damit jene überwältigende Mehrheit von willigen und dankbaren Transferleistungs-Beziehern wieder sozial gerechter und würdiger integrieren können. Und wenn das irgendwelche Mogule ein paar Milliarden ihres Vermögens kostet, mit dem sie zumeist eh nichts sinnvolles zum Gang der Welt beitragen, außer die CO2-Emmissionen immer schön weiter anzuheizen, dann wäre MIR dies hochwillkommen. Kann bitte jemand den Söder und den Merz und ihre Geistesbrüder und -schwestern abholen. Die braucht niemand mehr. Schönen Tag noch.

Plotholes

Man kennt diese Momente, in denen Fremdschämen angesagt ist, weil ein Medium, welches gerade konsumiert wird, sich dermaßen voller Logiklöcher, voller Dummheiten und voller unpassender Wendungen präsentiert, dass es scheint, als wenn die Autoren nochmal extra was krummgebogen haben, um ein weiteres unnötiges Storybögelchen rausleiern zu können. In Büchern kommt so was gelegentlich vor, aber wenn man regelmäßig auf Flix, Prime und Plus unterwegs ist, kommt man einfach nicht an diesen Serien vorbei, deren Macher mit ihrem Mist selbst die Intelligenz 12-Jähriger beleidigen. Now, don’t get me wrong – das Menschen viel Dummes tun, weiß ich durch Jahrzehnte der Erfahrung im Rettungsdienst. Aber den selben Fehler in jeder Season gleich zweimal zu wiederholen…? You’re stretching it! Der Vorteil ist, dass man den Stream dann einfach abschalten kann, was ich in letzter Zeit auch schon mal praktiziert habe.

Tatsächlich ist leider auch das reale Leben manchmal voller Plotholes; nur dass man die Realität leider NICHT abschalten kann. Man schaue sich nur an, wie in der sterbenden Putinestokratie plötzlich das ganze Narrativ der „Sonderoperation“ in der Ukraine umgebaut wird, Bürokraten plötzlich ganz offen von Krieg sprechen und Kommandeure eingestehen, dass es wohl nicht so gut läuft; alles nur, um die verbliebenen Treuen auf weitere Härten und noch mehr Blutvergießen einzuschwören? Oder setzt vielleicht doch ganz langsam die Erkenntnis ein, dass man diesen Krieg nicht gewinnen wird? Hoffentlich gefolgt von der Wladimirs-Dämmerung? Wer weiß denn schon, was zum Henker in deren, von nationalistischer Propaganda und Gier zerfressenen Köpfen vorgehen mag? Jedenfalls ist auch diese neue Erzählung eines gerechten Krieges, für den Opfer gebracht werden müssen, nicht mehr als ein logiklöchriger Jutesack voll alternativer Fakten, Lügen, Propaganda und Hass. Mithin ein einziges, riesiges Plothole.

Diese Blume ist real! Doch wo liegt diese Realität?

Beim Marsch durch so manches Nebelfeld der Desillusionierung kam ich nicht umhin, festzustellen, dass Logik KEIN sinnvolles Tool ist, um den Gang der Welt zu analysieren. Umgeben von Menschen und ihren Ideosynkrasien, welche sich bestenfalls durch den Konstruktivismus erklären lassen, bleibt man immer wieder mal beim Dogma hängen. Zum Thema Dogma hat der Philosoph und Journalist Gert Scobel in seinem Buch „Der fliegende Teppich“ einige sehr interessante Dinge gesagt; unter anderem, dass es vermutlich nicht die Realität sei, die uns verwirrt, sondern die Meinungen, welche wir uns über diese fassen. Man könnte auch von Vorurteilen sprechen, aber das verkürzt den Gedankengang evtl. in unzulässiger Weise. Vielleicht geht es vor allem um die Bewusstmachung der Grenzen des eigenen Wissens, Denkens und Könnens. Überschreiten wir diese unsichtbare Grenze in dem Glauben an unsere eigene Unfehlbarkeit – gegen Kritik durch das Dogma immunisiert – sind wir auf dem Weg in ein Loch: unser selbst geschaffenes Plothole der alternativen Realität, in welchem wir, durch die normativen Kraft des Faktischen geläutert, hoffentlich wieder zu Sinnen kommen. Oder ersaufen, was in Wladimir Wladimirowitschs Fall meine Präferenz wäre.

Gegenwärtig fühle ich mich einmal mehr unfähig, diese – immer schon schmerzhaft offensichtlichen – Plotholes der OBJEKTIVEN Realität zu ignorieren, wie wir Zivilisations-geschädigten Konsumkapitalisten dies normalerweise tun können, um unsere SUBJEKTIVE Realität in den Fugen zu halten. Vielleicht liegt es daran, dass ich krank zu Hause hocke, auf mich selbst zurückgeworfen. Denn Arbeit war bei mir schon immer ein Mittel, mich vom Zustand der Dinge abzulenken; inclusive meines eigenen. Das geht jetzt gerade nicht und das Ergebnis ist, wie so oft, ein neuerliches Aufwallen des Nebels. Also schreibe ich mir von der Seele, was mich umtreibt, auch wenn ich mich durch’s Kranksein unendlich müde fühle. Das ist meine Art von metaler Medikation. Wie auch immer es sich bei mir in den nächsten Tagen entwickelt (jetzt gerade sieht es etwas besser aus), ich wünsche allen eine gute und gesunde Woche.

Auch als Podcast…
  • Scobel, Gert (2017): Der fliegende Teppich. Eine Diagnose der Moderne. Frankfurt am Main: Fischer Verlag