Der Irre-lefant…

Manche Menschen neigen dazu, sich selbst sehr wichtig zu nehmen. Oftmals viel wichtiger, als sie es eigentlich sind. Das liegt einerseits daran, dass Posten und damit vermeintlich einhergehende Macht einer bzw. einem allzu leicht den Wunsch einflüstern, diese „Macht“ auch benutzen zu wollen. Der Fehler hierbei liegt darin, dass ein Machtgebrauch in den allermeisten Fällen zunächst durch diejenigen, über die Macht ausgeübt werden soll legitimiert werden muss, damit ein solches Machtdifferential überhaupt funktionieren kann; immerhin leben wir hier nicht in Nordkorea. Dort macht der Gebrauch einer Kalaschnikow als spürbares Symbol eines real existierenden Machtanspruchs die, der Demokratie üblicherweise zugerechnete Suche nach Mehrheiten und Konsens natürlich vollkommen nutzlos. Andererseits ist es eine der grundlegenden Funktionen unseres sozialen Miteinanders, nach Anerkennung durch die Anderen zu trachten; sich zu wünschen auf diese spezielle Art „gesehen“ und gewertschätzt zu werden, die besorgt, dass wir uns so wunderbar selbstwirksam fühlen und glauben, wirklich Kontrolle über Wohl und Wehe unserer Existenz ausüben zu können. Muhahahahahahaha – ja, die uns allen innewohnende Kontrollillusion ist schon ein Arschloch sondergleichen. Das trifft mich als Führungskraft ebenso, wie als unerschütterlichen Left-Wing-Sozialdemokraten. Und trotzdem hält sich meine Verzweiflung irgendwie immer noch in Grenzen!

Ich finde unsere menschliche Resilienz gegen die Tatsache, dass wir das „Dahinter“ jener unüberwindbaren Grenze der nächsten Sekunde weder heuristisch, noch spirituell, noch technisch oder sonstwie antizipieren können immer noch und immer wieder unglaublich faszinierend; und gleichsam unglaublich dumm. Wir einfachen Menschlein GLAUBEN doch wirklich immerzu, in die Zukunft schauen, ja diese sogar mitgestalten zu können – jedoch liegt das Schicksal unserer Welt (und damit auch unsere Zukunft) immer häufiger in den Tremorgeschüttelten Händen alter, kranker, seniler, im Besten Falle jedoch sehr sturer Männer, deren „beste Absichten“ darin bestehen, ihre Macht um jeden Gottverdammten Preis erhalten zu wollen; nicht durch das „Prinzip Konsenz“, sondern durch das „Prinzip Kalaschnikow“, dafür steht die Abkürzung PK und nicht etwas für Parteikongress… An dieser Stelle sei erwähnt, dass sich die Faschisten-Muttis Meloni, Weidel und Le Pen so sehr in den Dienst einer Agenda gestellt haben, dass ich sie ob ihrer Haltung, ihres Gestus, ihrer Äußerungen und Handlungen noch als weiblich lesen könnte; das zeigt sich höchstens dann, wenn sie die „Waffen einer Frau“ instrumentalisieren, um zu bekommen, was sie unbedingt ebenso sehr wollen, wie ihre männlichen Faschisten-Kollegen: Macht!

Man könnte nun an diesen Wahrnehmungen verzweifeln, ja sich vielleicht sogar resigniert aus dem öffentlichen Markt der Meinungen zurückziehen und warten, was als nächstes passiert. Oder man legt sich Dachlatten (mind. 40x40mm), Kabelbinder, Plastikplane, Schaufeln, Handbeile, Brandbeschleuniger und anderes hilfreiches Material ans Lager, für den leider nicht absolut unwahrscheinlichen Fall, dass diese Feinde der Menschlichkeit wirklich jemals bei uns an die Macht kommen sollten. Bis es jedoch soweit wäre, sind sie argumentativ überall zu bekämpfen, wo die Medusa des Faschismus eines ihrer hässlichen Häupter erhebt – immer schön dran denken: den Kopf nicht abtrennen, sondern einfach nur zu Brei schlagen; natürlich jedoch nur verbal… Und was meine andere Rolle als Pädagoge, wie auch als Führungskraft angeht, so ist es meine Aufgabe, Menschen dazu zu ermächtigen, selbst denken und auf Basis der dabei gefundenen Erkenntnisse handeln zu können. Selber denken zu können war schon immer ein Motor für demkokratische, vor allem aber auch für humanistische Prozesse; denn eigentlich ist ein humanistisches Menschenbild die weitesgehend unausweichliche Konsequenz ernsthaft tiefgründigen Philosophierens über unser Dasein und dessen Zweck. Denn wenn man das – aus meiner Sicht vollkommen nutzlose – Streben nach Reichtum (und damit vor allem nach Macht über andere) einmal beiseite legt, bleibt nur noch eines: ein sinnstiftendes Miteinander zu pflegen! Worin sich dieses am Ende für jede*n von uns konstituiert, ist mir einerlei. Gründet Vereine und repariert, was auch immer ihr in die Finger kriegt: Technik, Beziehungen, Menschen, euren Kiez, whatever. Ihr werdet nur zum Irre-Lefant, wenn ihr euch von den ganzen bösen Menschoiden da draußen irre machen lasst und daraus den (unzulässigen) Schluß zieht, dass euer Denken, Tun und Lassen nicht relevant wären. Menschen dazu zu bringen, sich mit solcher – POSITIVER – Denke zu beschäftigen ist MIR Lebenszweck geworden!

Und den Faschisten sage ich: ¡Los fascistas no pasarán! ¡No pasarán!

Ich wünsche euch ein verf***t schönes Wochenende.

Auch als Podcast…

From Hell – a little tale about dys-democracy!

Am Ende des Tages schreiben so viele Leute über das, was da am Wahlsonntag in Sachsen und Thüringen passiert ist, dass ich meinen Senf eigentlich nicht mehr dazu geben müsste. Aber „eigentlich“ ist einer der Endgegner, an denen wir genausowenig vorbeikommen, wie am Wäscheberg, wenn sich das werte Auditorium entsinnen möchte… Und ich finde, dass ein Aspekt mindestens ebenso unterbelichtet geblieben ist, wie die Wahlentscheidung pro AfD. Adolf Höcke hat sich inszeniert und die AfD (Arbeitsgemeinschaft für Demokratie-feindlichkeit) hat leider ihre antisocial-media-Arbeit so richtig gut gemacht. So gut, dass über 40% Jungwähler ihr Kreuz bei diesem Faschistengeschmeiss gemacht haben! Und der EINZIGE Grund dafür ist, dass unser Bildungssystem es immer und immer wieder vergeigt, Trends in das Klassenzimmer zu holen, junge Menschen da zu packen, wo sie tatsächlich unterwegs sind und den sogenannten Bildungs-Kanon einfach mal Kanon sein zu lassen. Nehmt bitte endlich mal Folgendes zur Kenntnis: Bildung und Kultus sind NICHT Ländersache! Bildung und Kultus müssen von Menschen organisiert werden, die verstehen, wie ihre Zielgruppen ticken, ohne dabei grundlegende Ideale aus den Augen zu verlieren – niemals jedoch von irgendwelchen Hobos, die ausschließlich wegen des Parteiproporzes in Ämter gehievt werden, um von dort dann ihr Ahnungs- und Talentlosigkeitsinduziertes Unheil verbreiten zu dürfen. Gell, Frau Eisenmann und Frau Schopper…? Kann solche selbstgefälligen Idioten als Kultusminister bitte mal irgendjemand entsorgen; und am besten einen nicht geringen Teil der Ministerialbeamten gleich mit.Parteipolitiker und Verwaltungsjuristen haben nämlich in den allermeisten Fällen von Bildung so viel Ahnung, wie Schweine vom Fliegen!

Anstatt die Lebensrealität des frühen 21 Jahrhunderts einfach mal zur Kenntnis zu nehmen und Medienanalyse, Medienkritik und Mediennutzung so nachhaltig in den Unterricht zu integrieren, dass die Schüler*innen auch etwas von dem zur Kenntnis zu nehmen bereit wären, worüber da gesprochen wird, arbeitet man sich vielerorts immer noch an einem Curriculum aus der Steinzeit ab – und wundert sich dann, dass die derart Beschallten abschalten oder sich mit anderem Schall ablenken, um in den Pausen sodann schallend über die Realitätsferne ihrer Lehrer zu lachen… Ja, kann man so machen. wenn man aber nun wenigstens gelegentlich neuere Studien liest, könnte einem klar sein, dass die Gen-Z heutzutage nicht mal mehr googelt, sondern TikTokt, um sich Infos zu besorgen. Und wer ist jetzt auf TikTok noch mal besonders präsent? Ach ja – die Faschos, stimmt ja…! Ja so ein Mist aber auch. Ganz ehrlich: auch ICH habe schon als 14-, 15-jähriger nicht verstanden, wozu es gut sein soll, Gedichte interpretieren zu können. Vermutlich deshalb habe ich auch alles vergessen. Das Einzige, was mir von damals noch präsent ist, sind die Begriffe Jambus, Daktylos und Trochäus; aber wie diese Versmaße noch mal genau gingen…? Es hat mein Leben (und das war bis in meine 20er Prä-Internet) in KEINSTER WEISE beeinflusst. Genausowenig, wie die interpretation, der „Leiden des jungen Werther“. Ich habe schon lange Depressionen und weiß daher heute worum es da geht, aber dieser dämlichen Pussy aus dem Buch habe ich trotzdem von Herzen den Tod gewünscht! Wir versuchen junge Menschen von HEUTE mit Material von GESTERN für die Fragen von MORGEN fit zu machen und wundern uns, das alles den Bach runtergeht? Ja, kann man schon so machen, aber dann wird’s halt Scheiße; von der Farbe her passt es ja schon!

Die Antisozialen Medien haben eine Aufmerksamkeitsökonomie geschaffen, die viele von uns Gen-Xern nur unzureichend verstehen. Eines kann einem aber klar werden: so geht es nicht weiter! Interesse an Kunst und Kultur wecke ich nicht, indem ich den Leuten immer wieder das Gleiche serviere. Die Künstler von damals (etwa Da Vinci) haben ihre Werke nicht geschaffen, damit 550 Jahre später Massen daran vorbeigeschleust werden, damit diese enkulturalisiert werden – das funktioniert sowieso nicht. Denn Menschen suchen sich selbst aus, welche Kulturartefakte für sie relevant und damit interessant sind. Es mag den einen oder anderen jetzt irritieren, aber die subjektiven Ziele des Individuums verändern sich im Lebenslauf ganz von selbst. Und so ist es auch mit Schule. Ich kann nicht erwarten, dass Inhalte von gestern oder gar vorgestern die Kids hooken, selbst wenn diese mit Methoden von heute präsentiert werden. Fehlt der Bezug zur aktuellen Lebensrealität, funktioniert das einfach nicht. Und diesen Bezug herzustellen, ist vielen sogenannten Pädagogen offenkundig nicht gegeben; ich erlaube mir diese Kritik als einer, der selbst Pädagoge ist und vage versteht, wie Bezugsherstellung funktioniert.

Was ist also in Sachsen und Thüringen passiert? Ganz einfach: junge Menschen, die sehr wohl sehen und verstehen können, dass unsere Gesellschaft heute reale Probleme hat, bekommen auf TikTok vermeintlich schnelle Lösungen präsentiert, sind aber auf Grund ihrer Bildung und Erziehung (oder beser des Mangels daran) – und natürlich auch auf Grund ihrer Jugend – nicht in der Lage, differenziert zu sehen, dass Faschisten einen nirgendwohin führen, außer ins Verderben. Ihr haltet das für zu sehr vereinfacht? DANN ERKLÄRT MIR, WAS TATSÄCHLICH PASSIERT IST? Bis irgendjemand mit einer besseren Erklärung um die Ecke kommt, bleibe ich dabei, dass unser Bildungssystem gerade scheitert; und dass die verpopulistisierten (und teilverblödeten) Marktfetischisten von der Käsepartei (FDP heißen die glaube ich) auch noch Investitionen in Bildung kaputtsparen wollen, weil ihre Lobbyisten von solchen Investitionen keinen direkten Return of Investment generieren können. Ich kann verstehen, dass man die Ampel nicht gut findet. Ich finde sie vor allem wegen des kleinsten Lichtes nicht gut. Aber das war mit einem narzisstischen Idioten wie Christian Lindner als Finanzminister auch nicht anders zu erwarten. Genug geschimpft. Starten wir in eine tolle neue Woche und hoffen, dass die Blauen trotzdem NICHTS zu melden haben werden. Adieu!

Auch als Podcast…

Benvenuti nelle Marche N°3 – Hitzige Klassenfragen…?

Ich las heute morgen einen Artikel, der sich mit der Frage beschäftigte, wie man angesichts wachsender Auswirkungen des Klimawandels – vulgo: es wird im Sommer früher, länger und intensiver heiß – mit sozialen Unterschieden umgehen soll. Und insinuiert dabei, dass ein niedrigerer sozioökonomischer Status automatisch mit größeren Belastungen einher ginge. Das ist so schlicht nicht richtig, da etwa die Verfügbarkeit von Klimaanlagen am Arbeitsplatz mitnichten mit dem Gehalt der arbeitenden Personen korrelliert, sondern mit der Bereitschaft oder Fähigkeit des Arbeitgebers welche zu installieren. Und gerade am Arbeitsplatz, wo wir Lebenszeit gegen Geld tauschen, wünscht sich er Arbeitgeber ja, dass wir konzentriert und produktiv sind. Dass Hitze an sich bereits eine gesundheitliche Belastung darstellt und die Leistungsfähigkeit negativ beeinflusst, darf als Tatsache geltenzu klären ist die Frage, wie viel der Mensch aushalten können muss. Und da sind wir bei einem gesellschaftlichen Aushandlungsprozess, der noch lange nicht zu Ende geführt ist. Da stellen sich immer noch genug Leute hin und bramabarsieren irgendwas von „stellt euch nicht so an ihr Pussies, früher sind wir bei jeder Hitze arbeiten gegangen“, „Was für ein Klima-Wandel? Das ist doch nur Wetter!“, „Typische Gen-Z-Probleme, die sind alle nur zu Faul zum Schuften!“ oder aber der Klassiker „Was interessieren mich eure Armut – ich hab ’ne Klimaanlage!“. Ja, Arschlöcher wachsen anscheinend immer noch auf sehr prall gefüllten Bäumen; und irgendein Depp lässt immer das Türchen zur Streu-Arschloch-Wiese offen, damit die rausgelangen und unnötig die Welt mit ihrem verbal-kognitiven Abraum verpesten können… Schönen Dank für NIX!

In der Tropfsteinhöhle ist es immer schön kühl => idealer Arbeitsplatz für alle?

Wie der Titel dieses Posts verrät, weilen meinen Lieben und ich derzeit nicht daheim, sondern im Urlaub in Italien. Wir sind mit dem eigenen Auto hergekommen, einem Diesel. Selbst wenn man Lebenszyklusemissionen für ein älteres Fahrzeug umrechnet, ist es noch lange nicht so gut, wie ein Elektroauto. Immerhin arbeitet es aber derzeit effizient, weil vollbesetzt. Wobei wir derzeit ein unfreiwilliges Downgrade auf einen Kleinwagen haben. Dazu zu anderen Zeit mehr. So oder so: für das, was eine Flugreise nach Italien an Emissionen vrebraucht hätte, könnten wir hier ein halbes Jahr rumfahren. Das Gebäude, in welchem wir wohnen, ist ein altes Natursteinhaus, das keine Klimaanlage hat, aber aus meiner Sicht auch keine braucht, da selbst bei sehr hohen Außentemperaturen (wir hatten die Tage immer mal wieder 37°C!) die Innenräume angenehm bis erträglich temperiert bleiben. Nun könnte man wieder einmal sagen, dass ich gerade so einen typischen Bildungsbürgerurlaub der gehobenen Mittelschicht abfeiere; aber wenn man ein bisschen sucht, vergleicht und nicht nur auf das erstbeste (oder – schlechtetese) „Billich Willich!“-Angebot anspringt, ist das jetzt nix, was sich recht viele andere nicht auch leisten könnten. Wenn man halt am Ballermann zum Human-Grillwürstchen werden will, ist das nur eine weitere eigene Lebensentscheidung von vielen. Entlastung schaffen muss man indes für jene, die sich einen Urlaub schlicht nicht leisten können – entweder indem wir über deutlich höhere Mindestlöhne, veränderte Transferleistungen oder eine wesentlich lebenswertere Umgestaltung des urbanen Raumes an sich reden!

Um’s kurz zu machen – wir werden nicht umhin kommen, mehr zu klimatisieren, damit wenigstens in Schulen, sowie an bestimmten Arbeitsplätzen wie Krankenhäusern und Altenheimen Patienten und MItarbeitende nicht weiterhin so stark zu Schaden kommen. Solche Klimaanlagen muss man mit erneuerbaren Energien betreiben und so nicht zum Treiber der Klimakrise werden lassen. Gleiches gilt für Menschen, die sich Klimaanlagen für den privaten Bereich leisten können und wollen – der Betrieb mit Photovoltaik oder wasauchimmer muss dann obligat vorgeschrieben sein. Worüber wir aber dringend diskutieren müssen, sind autofreie, weitesgehend bodenentsiegelte Innenstädte und neue Arten zu bauen, um Städte nicht – wie das heute der Fall ist – zu riesengroßen Schamottsteinen zu machen, welche die tagsüber gespeicherte Hitze nachts schön kontinuierlich abgeben, um ihre Bewohner sous-vide zu garen. Und hier ist der Gesetzgeber ultimativ gefragt. Denn vernünftiges Verhalten im Angesicht der drohenden Katastrophe ist offenkundig von den allermeisten Menschen nicht zu erwarten. „Was, ihr wollt mir meinen vollkommen überdimensionierten Carburator verbieten, mit dem ich alleine ins Geschäft fahre, weil ich mich dann wie King/Queen of the Road fühlen kann? NIEMALS!“ (ja, es gibt auch genug unvernünftige Frauen, nur so am Rande). Tja, Jungs und Mädels die Antwort lautet: weil ihr unnötig Ressourcen verschwendet, eine Gefahr für andere Verkehrsteilnehmer darstellt, den Menschen in der Stadt Platz wegnehmt und ihre Luft verpestet . DESHALB! „Wieso soll die Flugreise nach Malle jetzt so teuer sein? Kann man denn nicht makl mehr Urlaub machen, wie man will…!“. Doch, doch ihr dürft Urlaub machen. Aber ihr solltet zwei, nein besser drei Mal darüber nachdenken, wie viele Ressourcen ihr dafür verschwenden wollt.

Und dann waren da noch die Menschen, die weite Strecken pendeln müssen. Oder wollen? Oder doch müssen? So ganz klar ist das nämlich nicht. Aber auch auf dem platten (oder hügeligen) Land gibt es noch jede Menge Möglichkeiten, den ÖPNV weiterzuentwickeln. Und niemand will irgendwem das Auto verbieten. Aber es muss viel kleiner, sparsamer, effizienter gehen, als derzeit. Die Dinger sind Gebrauchsgegenstände, keine Statussymbole – GEHT DAS ENDLICH MAL IN EURE DICKSCHÄDEL? Und wir müssen endlich davon Weg, das individuelle Kraftfahrzeug (am besten auch noch Verbrenner) als Nonplusultra von vorne und von hinten staatlicherseits zu subventionieren. Ob das einen gewaltigen Umbau der Gesellschaft erfordert? OH JA! Ob das nur mit dem Einverständnis und der Vernunft der Bürger gehen wird? OH NEIN! Welche Vernunft meint ihr? Die oben beschriebene? Ja, ne, is klar; schönen Dank auch! Ja, mag sein, dass die Ressourcen im Umgang mit den steigenden Temperaturen in einigen wenigen Situationen eine Klassenfrage sind – vor allem aber sind sie eine Bildungsfrage und eine Frage kluger Politikgestaltung; und das meint nicht mehr, immerzu auch dem letzten Depp alles noch transparent erklären müssen zu glauben, sondern sinnvolle Fakten zu schaffen, weil es JETZT verdammt nochmal notwendig ist. Ich wünschte mir nur ein einziges Mal eine Legislatur, in der Probleme tatsächlich angegangen werden, ohne immerzu auf den Proporz am Ende der Legislatur zu schielen. Und Medien, die verstehen, wann es besser ist die Fresse zu halten, anstatt duarend eine neue Sau durch’s Dorf zu treiben. Ach, wär des schee! Schönen Tag noch.

Echt männlich N°0 – …wer bist du denn?

Mit „Männlichkeit“ ist es wie mit „Identität“ oder „Heimat“ – der Begriff kann niemals unabhängig von der eigenen (Er)Lebenswelt diskutiert werden. Was ICH als männlich wahrnehme, ist immer durch Sozialisation, Erziehung, Medienkonsum, kurz gesagt durch Biographie aufgeladen. Mit Biographie ist das ja auch so eine Sache: man nimmt eine Lebensgeschichte oft erst als eine hörenswerte Erzählung wahr, wenn das biologische Alter der erzählenden Person eine gewisse Zahl überschritten hat. Ganz so, als wenn das Alter ein Wert an sich wäre. Ist es aber nicht, denn es gibt da draußen so viele Menschen, die konsistent 50+ Jahre immer alles auf die gleiche Art erledigen – 50+ Jahre lang falsch! Und ja, ich erlaube mir diese normative Festlegung. Denn ein kurzer Blick in die aktuellen wissenschaftlichen Diskusionen zeigt sehr klar, dass ein Handeln, welches andere Menschen willentlich herabsetzt, erschöpfliche Naturressourcen um des egoistischen Spaßes Willen nutzfrei vergeudet und alles Andere der konsumkapitalistischen Prämisse ewigwährenden Wachstums unterordnet, ein falsches Handeln ist! „Es gibt kein richtiges Leben im falschen!“

Kehren wir zum Begriff „Männlichkeit“ zurück. Wenn ICH hier nun darüber rede, so wird das Gesagte zunächst MEINE individuelle Sicht auf die Angelegenheit wiedergeben. Ich versuche zwar verschiedene Blickwinkel einzunehmen; wir wissen aber alle (hoffentlich) gut genug, dass der menschliche Modus das Machen von Fehlern von vornherein beinhaltet. Ergo wird meine Sicht der Dinge nicht friktionsfrei auf andere Individuen übertragbar sein. Dennoch erlaube ich mir gelegentlich normative Einlassungen, weil ich meine Meinung zumindest für informiert und ausgewogen genug halte, in einem erweiterten Diskus als Grundlage zu dienen. So arrogant bin ich dann halt doch… Ich bilde unter anderem Ausbilder aus. Und eine der wichtigsten Aufgaben bei der Aus- und Fortbildung von Ausbildern ist, sie immer wieder daran zu erinnern, wie Wahrnehmung, Persönlichkeit, Verhalten und Lernen miteinander zusammenhängen; erinnern deswegen, weil nicht wenige Menschen die Basics zum Ausbilden mitbringen. Und zwar in Form von Haltung, Empathie, Integrität und guter Affektkontrolle. Betrachte ich Männlichkeit nun aus dem Blickwinkel des Ausbilders, so kann man diese als Mischung verschiedener Persönlichkeitsfaktoren gemäß des Big-Five-Model aus der Sozialpsychologie charakterisieren; wobei wichtig ist, dass der Schieberegler zwischen den beiden Polen niemals ganz auf 0 oder 1 steht, sondern fast immer irgendwo dazwischen. Und das es neben einer starken auch eine überstarke (u.U. pathologische) Ausprägung geben kann, so wie es neben einer schwachen Ausprägung eine überschwache (ebenfalls u.U. pathologische) geben kann:

schwach ausgeprägt   -vs-   stark augeprägt

Offenheit für Erfahrungen:
konservativ, vorsichtig -vs- erfinderisch, neugierig

Gewissenhaftigkeit:
unbekümmert, nachlässig -vs- effektiv, organisiert

Extraversion:
zurückhaltend, reserviert -vs- gesellig

Verträglichkeit:
wettbewerbsorientiert -vs- kooperativ, freundlich, mitfühlend

Neurotizismus:
selbstsicher, ruhig -vs- emotional, verletzlich

Wichtig an dieser Stelle ist, dass ICH Männlichkeit nicht per se als „gut“ oder „schlecht“ betrachte, sondern mich zuerst nur für die Beschreibung der jeweiligen Ausprägungen interessiere. Da spricht dann der deskriptive Sozialwissenschaftler in mir. Das bestimmte Ausprägungskombinationen von verschiedenen Menschen – wie auch mir – als „gut“ oder „schlecht“ wahrgenommen werden, ist allerdings eine Tatsache. Vielleicht, weil bestimmte Ausprägungskombinationen stets ein Verhalten erzeugen, dass je nach eigener Disposition als mehr oder weniger kompatibel zum Eigenen wahrgenomnmen wird. Wenn ich mich selbst als empathischen und zurückhaltenden Mann sehe, dann wird mir ein Andrew Tate immer zuwieder sein. Ist übrigens der Fall, weil dieser misogyne, chauvinistische, arrogante Menschoid seinen unerträglichen Müll immer noch in die Weite des Internets erbrechen kann. Was soll man da sagen…? Jedenfalls beschäftigt MICH die Frage, was für ein Mann ich BIN, was für einer ich SEIN MÖCHTE und ob diese beiden Beschreibungen (schon) etwas miteinander zu tun haben erheblich. Ich habe zwei Töchter, die gerade in einer Welt aufwachsen, in welcher junge Männer anscheinend wieder einen reaktionären Schritt zurück Richtung 50er Jahre zu tun bereit sind, weil sie sich vom Feminismus bedroht fühlen. Die Folgen kann man insbesondere auf TikTok beobachten, wo junge Männer von teilweise auch noch rechten Rattenfängern in die toxische Maskulinität geführt werden.

Ich könnte ja jetzt sagen: aber ich bin anders. Vielleicht stimmt das auch. Weiß nicht so genau, woran ich das festmachen würde. Was ich weiß, ist aber Folgendes: der Gedanke, dass gerade Teile einer ganzen Generation durch den Gebrauch von antisocial media dazu verführt werden, die gesellschaftliche Uhr wieder zurückdrehen zu wollen, hin zum oldschool-Patriarchat, erschreckt mich. Denn eben dieses Patriarchat hat uns in der Vergangenheit neben einigen bahnbrechenden Erfindungen leider auch Kriege, Elend, Staatsterror von Rechts und Links und einen Amok laufenden Konsumkapitalismus beschert. Ich als white middle-aged cis-gender male habe davon genug. Ich wäre bereit für was anderes. Dieses Andere wird aber bedroht durch solche Entwicklungen, wie sie die verlinkten Studien beschreiben. Kästner hat ja immer gesagt: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!“ In diesem Sinne muss ich als Pädagoge wohl etwas dagegen tun. Und ich beginne daher diese neue Serie. Und vielleicht muss ich doch auf TikTok, so schwer mir das auch fällt. Hat jemand noch ein paar gute Ideen, was man tun könnte? Ich würde mich freuen, von euch zu hören. Einstweilen – schönen Samstag Abend noch.

Habe ich schlechte Laune, weil…

…ich links bin, wie ein Artikel auf ZON dieser Tage insinuiert (die guten Sachen sind wie immer ja leider hinter der Paywall)? Ach ich weiß nicht. Dazu müsste man ja erst mal schlechte Laune haben. Ich geb zu, dass ich bin oft wütend bin – eigentlich immer. Daher mein Lieblingszitat von Bruce Banner aus dem ersten Avengers-Film. Und dieses dauernde Wütendsein kommt von meinem immer wieder getriggerten Gerechtigkeit-Empfinden. Schaut euch doch als Humanisten mal die Welt an, wie sie heute ist – da kann man ja gar nicht anders, als wütend zu werden. Das ist, was mich immer wieder mit den sogenannten „Leistungsträgern“, diesen selbsternannten Königen des Ausnützens der Umstände aneinander geraten lässt. Diese arroganten, opportunistischen Flitzpiepen, die nur deswegen „Erfolg“ haben, weil sie das System auf die richtige Art zu spielen gelernt haben und dabei frecherweise auch noch so tun, als wenn sie mit ihren blutigen Händen die schöne neue Welt aus der Wiege heben würden… KOTZEN KÖNNTE ICH! Erfolg meint für diese Nichtsnutze nichts anderes, als Kohle zu zocken, bis die Zukunft für unsere Kinder endgültig verspielt ist. Konsummaterialismus bis zum Erbrechen. Hauptsache ICH kann mein neues Tech-Dings rumzeigen. Wirklich nutzen tut die Dinger ja eh so gut wie niemand; dazu muss man nämlich smart sein…!

Man könnte meine letzten Worte nun doch als schlechte Laune missinterpretieren. Aber das stimmt so einfach nicht. Vielmehr ist es eine Mischung aus der bereits beschriebenen Wut und einer gehörigen Portion Realismus, ohne sich jedoch von beidem ins Bockshorn jagen zu lassen. Denn tatsächlich bin ich nicht der Typ dazu, allzu lange in die Vergangenheit zu schauen. Schaut man nämlich zu lange hin, schaut sie irgendwann zurück! Von einer besseren Vergangenheit zu träumen macht also in etwa so viel Sinn, wie Sandfegen in der Sahara. Daher richtet sich mein Blick üblicherweise nach vorn, denn die Zukunft lässt sich noch gestalten. Und das ist es, was ich zu tun versuche, indem ich einer Arbeit nachgehe, die ich für ziemlich sinnvoll erachte. Eine wachsende Menge junger Menschen für die Arbeit im Gesundheitswesen (präzise: im Rettungsdienst) auszubilden, hat für mich nämlich einen nachhaltigen Charakter. Diese Ausbildung noch weiter zu entwickeln ebenso. Wenigstens nachhaltiger, als manch Anderes. Vielleicht bin ich da ein wenig selbstgefällig, aber das darf man sich aus meiner Sicht gestatten, wenn man einen Beitrag zur existenziellen Sicherheit der Gesellschaft leistet!

Der Artikel auf ZON endet mit der Feststellung, dass die Linken immer (noch) Hoffnung haben. Nur die Schlussfolgerung des Autors ist falsch, denn wir Linken haben haben deswegen keine schlechte Laune; wir verstehen nur wesentlich besser als jeder Konservative und auch jeder (sogenannte) Liberale, dass uns die bewusste Gestaltung der chaotischen Dynamik jenes Prozesses, den wir Kultur, Gesellschaft, den öffentlichen Raum zu nennen belieben durch die unüberwindbare Mauer der nächsten Sekunde verwehrt bleibt; ja verwehrt bleiben muss! Und das lässt einen manchmal demütig aussehen. Demut mit Trauer oder schlechter Laune zu verwechseln ist indes einfach, da keiner von uns so ein Display auf der Stirn hat, welches unsere wahren Gedanken und/oder Gefühle offenbart (für mich übrigens eine überaus gruselige Vorstellung, wäre ich mit so einem Ding am Hirn doch schon so oft irgendwo rausgeflogen). Und was die Nazis anbelangt – die verstehen nicht mal den Begriff Dynamik, geschweige denn, dass sie akzeptieren könnten, dass die Dinge nun mal im Fluss sind. Damit sind sie so manchen Konservativen allerdings ziemlich ähnlich. Zum Beispiel unserem guten alten Mittelstands-Blackrocker Merz (muhahaha), dem sein unfassbar Fünfziger-eskes Welt-, Frauen- und Menschenbild bei jeder sich bietenden Gelegenheit aus den Bügelfalten trieft. Alter, wenn diese Null tatsächlich mal ein Kanzler wird, werde ich wieder viel mehr politisches zu schreiben haben. Denkt daher bitte immer daran – eine NULL VERZEHNFACHT eure Probleme!

Also, noch mal zum mitnotieren: ich habe keine schlechte Laune, weil ich links bin! Ich bin auch nicht wütend, weil ich links bin. Ich bin links und wütend, weil man als Humanist, der an die Gleichberechtigung aller Menschen glaubt nichts anderes sein kann! Schreibt euch das hinter die Ohren. Und momentan habe ich gar keine schlechte Laune, weil meine Welt sich gerade ein wenig entspannt hat und ich sogar wieder Zeit und Energie gewinne, Projekte zum Abschluss zu bringen. Manches wird zwar noch dauern, der herannahende Urlaub wird mich jedoch auch dafür entschädigen. Aber bis dahin hören wir uns noch ein paar Mal. in diesem Sinne – macht ma hinne!

Auch als Podcast…

Bienvenue en Alsace N°3 – die Heimat lässt nicht locker!

Ich sehe das Ende meiner kurzen Auszeit nahen und auch, wenn ich – einmal mehr – öfter als erwünscht von der Arbeit behelligt wurde, weil das Leben nun mal nicht stehenbleibt, nur weil ich wandern gehen möchte, war es bislang eine runde Angelegenheit. Ich habe heute keine allzu tiefschürfenden Gedanken, sondern lediglich noch ein paar Bilder – gefolgt von einem kurzen Kommentar zur aktuellen politischen Lage, den ich mir einfach nicht verkneifen kann.

Hier nun also eine kurze politische Einlassung, auch wenn ich das eigentlich nicht mehr tun wollte. Da die Einschränkung aber von Anfang an im Satz steckte – here comes: Es mag schon sein, dass es der gängigen Rechts-Auslegung eines Verwaltungsgerichtes entspricht, der AfD eine „Demonstration“ auf dem Marktplatz in Mannheim zu gestatten, weil das Recht auf freie Meinungsäuerung und Versammlungsfreiheit von der Verfassung garantiert werden. Und weil man in einer Demokratie nun mal auch divergente Meinungen dulden muss und – NEIN ZUM TEUFEL! MUSS MAN NICHT UM JEDEN PREIS! Denn die Kundgebung an jenem Ort, an dem ein mutmasslicher Islamist letzten Freitag eine gesichert Islam-feindliche Kundgebung angegriffen und dabei tragischer Weise einen zur Hilfe eilenden Polizisten getötet hat, wird von diesem blau-braunen Mob, diesem faschistoiden Krebsgeschwür, dass sich selbst auf die Fahnen geschrieben hat, unsere Demokratie von innen zu zerlegen mit Sicherheit dazu genutzt werden, dass Opfer dieses jungen Mannes zu entehren! Was dieser Polizist tat, geschah in diesem viel zu schnellen Moment im besten Sinne Voltaires, der da sagte: „Ich bin zwar anderer Meinung als Sie, aber ich würde mein Leben dafür geben, dass Sie Ihre Meinung frei aussprechen dürfen!“ Er würde aber sicher NICHT zustimmen, dass sein Tod für Faschisten-Zwecke zum Märtyrertum bastardisiert wird! In einer Stadt mit so vielen Kulturen, einer lebendigen, wehrhaften Zivilgesellschaft und einer aktiven Antifa kann man das resultierende Ende heute Abend kommen sehen! Und das Gericht wird hinterher sagen: das konnte ja keiner ahnen. Ein Schelm wer was Böses dabei denkt. Aber der kritische Blick zeigt, dass unsere Jurisdiktion bei weitem nicht so unabhängig oder unparteiisch ist, wie sie dies sein müsste. Die Bundesregierung hat sich zur möglichen Einschränkung von Art. 5 und Art. 8 GG übrigens erst neulich geäußert! Ich kann also nicht annähernd so viel fressen, wie ich kotzen möchte, wenn ich an diesen Mist denke. Einlassung ENDE!

So, genug geschimpft. Das Wochenende steht vor der Tür. Genießt es, denn ICH werde das auch tun! Ab Montag greift nämlich der Wahnsinn wieder um sich. Hat irgendjemand noch ein paar Milligramm Motivation, die ich borgen könnte? Ansonsten bleibt leider morgen Vormittag nur noch zu sagen: À bientôt Alsace. Ich komme wieder!

Auch als Podcast…

Stolz, Vorurteil und … Boomboxen…?

Vorweg: ich tat heute Vormittag meiner Bewegungspflicht Schuldigkeit und spazierte ein Stück durch einen nahegelegenen Park mitten im urbanen Raum. Und als ich diesen so enterte, sah ich dort eine Ansammlung jungmittelalter Menschen, die zwei Bollerwagen bei sich führten und sich eben anschickten, den Park ebenso entern zu wollen, wie ich. Auf einem der Bollerweagen thronte: eine BOOMBOX! Also ein Apparat, groß wie ein achtjähriges Kind, was mich eine gewisse Leistungsfähigkeit befürchten ließ. Ich suchte folglich schnell das Weite, während meine Gedanken sich formten. Boomboxen sind spätkapitalistische Versatzstücke öffentlich ausgetragener Befindlichkeiten! Auf den Satz komme ich später zurück. Vor allem aber sind sie eine perfide Einladung zum ubiquitär ermöglichten Eskapismus auf Kosten Dritter. Als ich vorbeiging lief irgendein slowbass-lastiger Psytrance-Verschnitt oder so was; hätten diese Knallchargen allerdings auch noch Taylor Swift abgefeiert, hätte es möglicherweise mehrere Tote gegeben, darunter mindestens eine Boombox, groß wie ein achtjähriges Kind… Ich meine, ich gehe in diesen Park wegen der Ruhe, der Erholung – und vor allem, um möglichst wenig Menschen begegnen zu müssen. Je tiefer man hineinläuft, umso sicherer kann man sich sein, dass die Besucherdichte meinen Beifall findet. Aber so ein Krachmonster lässt sich weithin vernehmen. Und selbst, wenn’s meine Mukke wäre – beim Waldspaziergang EINFACH NEIN!

Heute ist der 01.05, Tag der Arbeit, also der Tag an dem manche Menschen immer noch auf Kundgebungen und Demonstrationen gehen, wie einst die sozialistischen Straßenkämpfer. Oder aber, sie nutzen die Gelegenheit zum „Vatertags-Vorglühen“ und ziehen mit einem Bollerwagen voller Krach und Schnaps durch den Stadtpark. Beides ist mir fremd, denn auf die Kundgebungen kann ich nicht gehen, weil ich dort die bürgerliche Existenz riskieren könnte, die ich über Jahrzehnte so mühevoll aufgebaut habe; denn sollte dort auch nur ein dummer Nazi auftauchen…! Will mal so sagen: ICH stehe auf dem Standpunkt, dass Typen, die mit Fackeln vor die Häuser demokratischer Politiker ziehen und überall nur ihren Hass auf alles Fremde verbreiten (und denen ist so ziemlich alles fremd, was nicht in ein sehr dünnes Buch mit sehr großen Buchstaben passt) weder Zurückhaltung, noch Respekt für ihre „Meinung“ (Faschismus ist nämlich keine Meinung, sondern ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit!) oder gar Freundlichkeit verdient haben – sondern vielmehr ordentlich eine auf’s Maul. IMMER UND ÜBERALL! Und deshalb gehe ich nicht an öffentliche Orte, an denen mir welche in krawallbereit begenen könnten, denn das gäbe Putz! Und mit der Boombox durch den Stadtpark? Wann habt ihr SPACKOS verlernt, euch gesittet daheim oder in einer Bar zu besaufen und dabei nicht der ganzen Umwelt mit euren akkustischen Absonderungen auf den Sack zu gehen? Jesses, nervt des…!

So eine Boombox ist im Prinzip das Gleiche wie ein Laubbläser: sie bewegt unnützerweise etwas von Punkt A nach Punkt B, macht dabei einen Höllenlärm und verschwendet überdies Energie! Ein Laubbläser pustet einfach Blätter von nach A nach B, die man mit einem Rechen genausogut hätte zusammenklauben können, stinkt, dröhnt und nervt damit alle Umstehenden; außer den braintoten Typ mit dem Gehörschutz. Eine Boombox bewegt Schall von A nach B und nervt damit – SAFE – mindestens einen (unterschiedlich großen) Teil der Umstehenden. Die Verwandtschaft ist also offenkundig. Außerdem vermittelt ihre Hauptaufgabe, Schall überall hinzubringen zumindest mir laut und deutlich diese spät-kapitalistische Egalheit: ballers raus, egal wann und wo du bist, nach dir die Sintflut! Es ist irgendwann in den letzten Jahren anscheinend in Mode gekommen, den Satz: „Das Private ist politisch!“ in „Das Private ist öffentlich!“ umzudeuten. Das dabei ein gesellschaftlich-politischer Aushandlungsprozess auf einem öffentlichen Marktplatz der Meinungen, den die erste Variante beschreiben sollte, genau NICHT gemeint ist, sondern vielmehr das ungefilterte Hinaustrompetenwollen der eigenen Meinung, gleich wie unfundiert und blödsinnig diese auch sein mag, hat die eine oder andere sehr unangenehme Auswirkung auf unser Miteinander. Und das nicht nur am Ersten Mai! Für mich ist die Boombox daher auch ein Sinnbild für Dogmatismus! Sie trompetet all das, was ihr Besitzer sich wünscht hinaus in die Welt. Bei einem Blogpost, Threadpost in einem Forum oder einem Youtube-Video kann man einfach wegklicken… aber im Stadtpark…? Insofern ist sie geeignet, den Stolz des Besitzers genauso zu verteilen (seht her, was für tolle Dinge ich höre – SPEI – WÜRG – KOTZ), wie dessen Vorurteile (seht her, ICH habe Geschmack usw.).

„Aber, aber, das sind doch alles nur Unterstellungen. Du kannst doch gar nicht wissen, was in deren Köpfen vorgeht!“ murmelt mal wieder irgendjemand in beinahe unhörbarer Lautstärke in den Tiefen des Saales. JA mag sein, dass ich hier etwas unterstelle. Und zwar aus dem kühlen Grunde, dass es unhöflich, aufdringlich und nervtötend ist, von fremden Menschen mit irgendeiner Scheiße beschallt zu werden, die mich davon abhält, meinen Spaziergang im Park erholsam finden zu können. Oder (für die Spätmerker) anders formuliert: KATEGORISCHER IMPERATIV MOTHERFUCKER! Das Private kann des Öfteren politisch sein, aber es sollte nicht ungefiltert öffentlich werden, weil ICH einen Scheiß auf EUER exaltiertes Bedürfniss zur Selbstentfaltung gebe, solange ihr MEIN weniger exaltiertes nicht im Ansatz respektieren könnt. Also lasst die verschissene Boombox zu Hause, unterhaltet euch wie normale Menschen und sauft BITTE, BITTE nur so viel, wie ihr auch vertragt. MICH musste man nur ein einziges Mal nach Hause tragen, danach wusste ich halbwegs wie’s läuft. Ob mich sowas aufregt? Ja klar, ich bin schließlich immer wütend, wie ihr mittlerweile wissen könntet. Und jetzt noch viel Spaß mit dem Rest dieses „Feiertages“ – Quiet Out!

Auch als Podcast…

If I could save time in a bottle…

Wann ist DAS passiert? Wann ist WAS passiert? Hat irgendjemand mitbekommen, dass es passiert ist? Ist es wirklich passiert? Kann man nicht revidieren, dass ETWAS passiert ist? Wenn niemand da war, als es passiert ist, ist es dann wirklich passiert. Wenn ICH nicht dabei war, wie konnte es dann passieren? Passiert nicht gerade schon wieder etwas – ohne mich? Kann’s sein, dass gerade jemand mein Gehirn passiert hat…? Ich denke ich könnte noch ein Weile weitermachen, nur um ein paar Menschen die Gehirnwindungen mit passiertem Wort-Matsch zuzukleistern. Ungefähr so, wie Antisocial Media das den ganzen verfickten Tag über tut. Du schaust in irgendjemandes Account und siehst Bilder, bei deren Entstehung du SO VERDAMMT GERNE dabei gewesen wärst – einfach, weil die optische Verarschung namens Post-Bildchen so aussieht, als ob es toll, fun, chill, cool oder sonstwas gewesen wäre. Glaubt eigentlich irgendjemand, dass diese blöden Bilder etwas abbilden, dass der Realität auch nur nahe kommt? In dem Moment, da deine Netzhaut gereizt wird und sich das Bild in deinem visuellen Kortex wieder zusammensetzt, um an die sekundäre und tertiäre Sehrinde weitergereicht zu werden, unterliegt es bereits einer Interpretations-Leistung, weil diese höheren Sehzentren mit Wiedererkennungsmerkmalen arbeiten; also Abbildern von Erinnerungen! Und dabei werden natürlich auch diese Erinnerungen und die damit verknüpften Emotionen wieder nach oben gespült. Ist das ganze noch mit anderen Sinnesreizen verknüpft, brauchen wir zum Film auch schon Taschentücher, anstatt Nachos und Popcorn…

Today…

Neben Film und Fernsehen sind viele Instagramm-/TikTok-/Sonstwas-Posts extra dazu hergestellt, um a) aus der täglichen Masse an Content herauszustechen, b) Emotionen zu wecken und c) so zu verkaufen! Kapiert’s doch endlich: erfolgreiche Antisocial-Media-Kanäle sind einfach nur Konsumfallen. Aber selbst private Konten mit lediglich ein paar Hundert Followern haben so viel kuratierten Content, dass Originalität bestenfalls ein Abfallprodukt ist; und Authentizität meist ein Fremdwort. Die Channel-Chabos tun das, weil sie halt nach Aufmerksamkeit gieren, und jeder eine verfluchte Taschenwanze zur Hand hat, die es vermeintlich so einfach macht, mit dem Rest der Welt in Kontakt zu treten (wer ohne Sünde ist… ich nehme mich da nicht aus, nur dass ihr’s wisst!). Dabei verstecken wir uns alle doch nur hinter unseren Avataren und dem Bild, von welchem wir uns wünschten, dass Andere es von uns hätten. Leben im Konjunktiv! Und trotzdem… trotzdem scrollen wir uns tot, auf der Suche nach dem einen positiven Second-Hand-Kick, weil wir tief drin WISSEN, was die richtigen Bilder und Videos mit uns machen können. Klingt das nach besten Voraussetzungen für eine Sucht? Tja, dann habt ihr’s ja begriffen. Ich könnte diesen Post jetzt also mit einem Schulterzucken abschließen und ein schicksalsergebenes „Is halt so“ in meinen Bart seufzen. Oder wir reden noch ein bisschen darüber, warum das jederpersons Problem ist…. wollen wir?

Wenn Klick-hurende Instafluenzien, die irgendwelchen Kosmetik-Dreck, Fast Fashion, Billigschmuck, oder anderen, ranzigen Ein-Euro-Scheiß aus China bewerben der Kern des Problems wären, könnte man einfach Werbung auf Antisocial Media einschränken und fertig. Wird nur keiner tun, weil die betreibenden Konzerne damit ihr Geld verdienen. Meta, Alphabet und wie sie alle heißen, sind nur so groß geworden, weil die Werbung verkaufen. Und ja, auch die meisten Influenzeranzien sind einfach nur Webetreibende, die damit einen Haufen Geld verdienen, dass sie anderen Menschen Zeug verkaufen, dass JENE mit Geld bezahlen müssen, dass sie nicht haben, um es Anderen auf Social Media zu zeigen, die das überhaupt nicht interesssiert, weil DIESE viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt sind. Wer hier keinen Teufelskreislauf erkennen kann, soll doch bitte noch mal in die Grundschule! Doch die „Werbung“, die den größten Schaden anrichtet, ist jene für Feindbilder, welche die gezielte Verrohung unserer Sprache zum Ziel hat, betrieben durch die verdammten Faschisten, die eine langsame Drift unserer Gesellschaft anstreben; hin zu Kälte, Indifferenz oder gleich unverhohlenem Hass auf alles und jeden, den/die als anders wahrgenommen werden. „Das wird man jetzt doch wohl noch sagen dürfen“ ist dabei der Code, der darauf hinweist, dass jetzt etwas gesagt wird, dass man NICHT SAGEN KÖNNEN DÜRFTE, weil es nur dazu geamcht ist, irgendjemand aus dem breiten Spektrum derer, die als anders wahrgenommen werden zu verletzen, herabzuwürdigen, zu beleidigen oder sonstwie zu schädigen! PFUI TEUFEL!

Der überbordende Gebrauch von Antisocial Media macht uns indifferent gegenüber solchen Dingen. Denn es wird immer mehr Menschen einfach egal, das es andere Meinungen als die eigene geben könnte, weil die tatsächliche Macht des Wortes durch den unnötigen Konsum so vieler nutzloser Worte bis zur Unkenntlichkeit verwässert wird. Die eigene Meinung entsteht dann nicht mehr, wie es eigentlich richtig wäre, aus Wissen und Bedenken, sondern ganz und gar aus Gefühlen, die sich auf Antisocial Media so wunderbar erzeugen und steuern lassen. Das ist es, was der Begriff „alternative Fakten“ tatsächlich meint – nämlich Fakten durch Emotionen zu ersetzen, die viel leichter manipulierbar sind. Gesellschaften verändern sich auf dem Marktplatz des Diskurses, den wir „Öffentlichkeit“ zu nennen pflegen. Und dieser Marktplatz verändert sein Gesicht gerade hin zu einem Truppenübungsplatz, auf dem die Faschos schon mal ein bisschen Stechschritt üben, damit sich die Plebs wieder dran gewöhnen kann, dass es bald ein Viertes Reich geben wird. Oder was denkt ihr, was Typen wie Höcke wollen? Es würde unsere Leben reicher, authentischer, achtsamer und nachhaltiger machen, wenn wir auf dieses Antisocial-Media-Ego-Gewichse endlich ganz verzichten könnten. Und verbietet bitte endlich diese unerträglichen Influenzeranzien: insbesondere Fast-Fashion ist gelebte Umweltzerstörung, fördert Sklavenarbeit im globalen Süden und ist ein Treiber der Klimakrise. ALSO WEG DAMIT! Und was man mit der ganzen Zeit anfangen könnte, die man dann nicht mehr damit verschwendet, um auf seine überteuerte Taschenwanze zu glotzen. Dann müsste man sie auch nicht in einer Flasche aufheben. Friert wohl, denn es ist Winterwunderwochenende…

Neue Ziffer – alte Scheiße!

Bonsoir – 2024 hat gut angefangen; oder! „Nur“ 200 – 300 Festnahmen in Berlin, lediglich ein paar Jungs mit Molotow-Cocktails und gegenseitiges Böller-Bewerfen. Über den Rest der Republik breitet sich der Mantel des Schweigens; ganz so, als wenn der Bundes-Moloch Nabel der Republik wäre. Was er nicht ist. Stilbildend ist da höchstens noch, dass sich die GroKo (KOTZ…!) des Landes Berlin dafür beweihräuchert, die Stadt im Griff zu haben. Wofür sie 5.500 – in Worten FÜNFTAUSENDFÜNFHUNDERT – Polizisten gebraucht hat, die zu Silvester sicher auch mal was Besseres zu tun hätten, als Idioten zu bewachen. Soziale, mentale und politische Integration? GESCHEITERT! Schönen Dank auch für Jahrzehnte des Wegschauens, Leugnens oder Auf-wieder-Heimkehren-Hoffens unserer Politik bezüglich unserer Mitbürger*innen mit Migrationshintergrund – und ihrer Biodeutschen Counterparts aus sogenannten prekären Sozial-Verhältnissen, bildungsfernen Schichten und wie auch immer man es nennen möchte. So wird das nix. Wir wollen keine Parallel-Gesellschaften? Die gibt es in ALLEN größeren Städten schon seit den 70ern; man nennt sie nur üblicherweise Brennpunkte… Willkommen in der Realität ihr Blödbrumsen! Was war sonst noch – ach ja Hochwasser, Inflation, Haushaltskrise, Gaza, Klimakrise, Ukraine und noch mehr washastenichgesehen. Leben in der Lage – ein stehendes Motto bei meinem Arbeitgeber – wird zu ersten Bürgerpflicht. Nur das KEINER den Bürgern erklärt, wie das tatsächlich geht! Und unser Bundes-Tran-Ole? Beschwört das Miteinander! Ja das hat Bundes-Rauten-Angie dereinst auch getan, und wer durfte die „Wir-schaffen-das!“-Suppe dann auslöffeln? Ja genau – Trottel wie du und ich. Schwamm drüber. Um es also zusammenzufassen: politisch bewegt sich alles immer noch viel zu langsam und teilweise eher rück- oder seitwärts, anstatt voran.

Wann immer ich meine typischen Online-Postillen lese (und leider auch deren adjunkte Kommentarspalten), überkommt mich stets für ein paar Augenblicke ein Gefühl von Hoffnungs- und Kraftlosigkeit. Das hält aber zumeist nicht lange an, denn ich erinnere mich dann eines Mottos, über das ich vor einiger Zeit gestolpert bin:

F E A R has two meanings: 

- Forget Everything And Run

OR

- Face Everything And Rise

...the choice is YOURS!

Dazu passt dann auch dass Beitragsbild oben. Ist eigentlich ein Abreißkalender mit Spaßpostkarten für jede Woche des Jahres. Aber die erste ist ein verdammt gutes Motto für 2024! Denn egal, wie man es auch dreht und wendet – wenn man sich nicht selbst bewegt, nicht selbst etwas verändert, nicht wenigstens versucht, es mal anders (und hoffentlich etwas besser) hinzubekommen, dann wird das für die folgenden Generationen nix mehr. Ich habe Kinder und daher will ich alles dafür tun, dass, falls dereinst meine große Tochter tatsächlich, wie sie neulich bereits anzudrohen beliebte, mein Altenheim aussucht, sie dies in dem Gefühl tun kann, dass ihr alter Herr es nicht vollkommen verkackt hat! Denn so wie’s aussieht, hängt im Moment immer noch Vieles vom Verhalten meiner Generation ab. Was allerdings viele andere Gen-X-er entweder nicht sehen KÖNNEN, oder nicht sehen WOLLEN. Ich wünsche mir jedenfalls, wenn es denn notwendig wird, einen netten Ort für das Altenteil. Aber wer weiß schon was kommt? Also strebe ich Veränderung nicht nur im Gedanken an eine ungewisse Zukunft für mich an; sondern um dabei zu helfen, eine halbwegs gewisse Zukunft für meine Nachkommen zu sichern. Ist definitiv das bessere Motiv. Und, um es an dieser Stelle in aller Deutlichkeit zu sagen: diese Gedanken haben NIX mit irgendwelchen dämlichen Neujahres-Vorsätzen zu tun, die regelmäßig dazu führen, dass Menschen im Januar ein Jahres-Abo für ein Fitnessstudio abschließen, dann bis Ende Februar, Anfang März wie die Gestörten hinrennen, um dann bis Mitte Mai wieder in ihren alten, schlechten Gewohnheiten zu ertrinken. Und jährlich grüßt der Fitnesstrainer…

Mir selbst geht es darum, meine Life-Goals anzupassen und dabei das Miteinander im Blick zu behalten. Denn allzu egoistische Life-Goals sind – etwas pathetisch ausgedrückt – der Treibstoff für den Untergang unserer Welt! Fun-Fact: ich habe tatsächlich auch selbst wieder mit mehr Bewegung angefangen (Training kann das nur ICH nennen, weil es ein Körper-Gulasch wie mich fordert). Ich brauche dazu allerdings kein Fitness-Abo. Man wird sehen, wie lange ICH alte Lästerbacke das durchhalte… Und ansonsten steht mal wieder vieles zur Neu-Bewertung an. Ich werde dieses Jahr 50, da ist es wohl ander Zeit für eine Harley und eine neue… ne, halt Stop, dass machen die ganzen Männer, die zu blöd, zu faul und zu charakterschwach sind, an sich, ihren Beziehungen und ihrem Leben zu arbeiten und stattdessen lieber leugnen, dass auch bei ihnen der Lack ab ist… Erstens habe ich keinen Motorrad-Führerschein und zweitens meine beste Ehefrau von allen! Aber meine Arbeit und meine weiteren akademischen Ziele muss ich neu bewerten und ggfs. etwas planen. Man wird sehen. Einstweilen wünsche ich euch – wenn auch etwas spät – einen verdammt guten Start in 2024! Und nehmt euch was sinnvolles vor, dass nicht nur für euch gut ist! Bis die Tage…

Gestalten können…?

Nein, es geht hier nicht um Gestalten. Also Lichtgestalten wie… ach da fällt mir gerade keine ein, oder aber Dunkelgestalten die den Söder-Bazi, der jetzt gendergerechte Sprache einschränken möchte, weil er damit bei seinen unheiligen Freunden vom Fascho-oder-doch-nicht-Fascho-Aiwanger-Wahlverein a.k.a. „Freie Wähler“ Punkte machen kann. Er kann halt doch nur Bierzelt. Wobei mir nach letztem Wochenende noch einfällt – Wir in Baden-Württemberg können alles außer Hochdeutsch – die Bayern können alles außer Schnee (sofern der aus Wasser besteht…). Überall in Kommentarspalten häufen sich Anzeichen dafür, dass man sich einen Rechtsruck geradezu wünscht, weil die „etablierten Parteien“ es nicht hinbekommen würden. Dazu – zum allerletzten Mal – drei Einwürfe:

  • 1) Realpolitische Erfordernisse, die aus dem 16-jährigen merkelesk-christdemokratischen Ignorieren, Aussitzen, Nichtlösen realpolitischer Herausforderungen und Bedrohungen resultieren (ja, ich meine auch Putin ihr Pappnasen – den gibt’s nicht erst seit 2021), lassen sich nicht in drei Wochen, drei Monaten oder drei Jahren beheben. Kommt damit klar, dass wir den Gürtel schon seit 25 Jahren hätten enger schnallen müssen. Tut mir genauso weh…! Und hört endlich mit dem Grünen-Bashing auf, ihr lustigen Nachbarn – die wahren Feinde Deutschlands tragen braun und blau!
  • 2) Demokratie – oder besser ein demokratisch verfasster Rechtsstaat, der jedem bestimmte Rechte garantiert – ist ein Wert an sich! Oder was denkt ihr, wie viel Scheiße ihr noch in irgendwelchen Kommentarspalten absondern könnt, ohne dass euch die Beamten vom „Weisungsbefugten Amt für Nationale Sicherheit und Treue“ – kurz WANST – zur „Konsenserziehung“ abholen, sobald die Drecksfaschos mal an die Macht kommen, hm…? Unsere Institutionen mögen nicht perfekt funktionieren und Meinungsbildung im Kompromissraum der Öffentlichkeit ist ein schmerzhafter und langsamer Prozess. Aber leider nötig, wenn wir keine Diktatur wollen. Denn wie beschissen die funktioniert, könnt ihr in allen ehemaligen oder noch existenten kommunistischen Staaten beobachten (Ja, Kommunismus und Faschismus funktionieren auf Basis unterschiedlicher Ideologien – aber mit den exakt gleichen Auswirkungen – lernen macht klüger).
  • 3) Meinung ohne Wissen und Verständnis ist nutzlos! Und die allermeisten da draußen wollen deshalb an die „einfache Lösung“ glauben, weil es ihnen in ihrer leider beschränkten Denke erlaubt, sich nicht ändern zu müssen! Doch nichts in der Welt ist beständiger, als der Wandel. Und wer ihn nicht mitmacht, nicht wenigstens versucht ihn auszuhalten, wird von ihm überrollt! Pech gehabt. Schaut man jedoch hinter die „Argumente“ der Fascho-Rattenfänger sind immer andere schuld und nix muss sich ändern. Also mehr von dem, was uns in die aktuellen Sackgassen manövriert hat. Tolle Lösung, echt jetzt [Ironie off/]. Beginnt man jedoch unter die Haube zu schauen und nachzudenken, also sich eine FUNDIERTE Meinung zu bilden, keine EMOTIONALISIERTE, wie die AfD sie bietet, wird ziemlich schnell klar, dass „WEITER SO“ niemanden wirklich weiterbringt. Aber ja, es klingt so schön einfach.

Musste mal wieder raus. Aber eigentlich ging es ja nicht um DIE Gestalten, sondern um DAS Gestalten, also den Prozess, etwas Neues zu erschaffen, oder aber etwas Bestehendes zu verändern. Und irgendwie beschleicht mich in letzter Zeit immer wieder das Gefühl, dass zu viele Menschen unberechtigterweise glauben, dass sie das nicht könnten, weil ihnen dazu entweder die Ressourcen, die Ideen, die Energie, oder wasweißichnichtnochalles fehlen würden. Aber DAS GESTALTEN passiert doch nicht nur in irgendwelchen fancy Büros durch irgendwelche, wahlweise super-hippen, super-klugen oder zufällig gewählten Fuzzinen und Fuzzies (wie Künstler, Influencer, Politiker, Marketing-Profis, Wissenschaftler, etc). So gut wie jede*r von uns kann gestalten, indem er/sie/them sein Lebensumfeld verändert. Und viele Wenig machen ein Viel. Das war immer schon das Momentum, welches auch große Veränderung angestoßen hat. Gesellschaftliche (und ich meine nicht nur Revolutionen mit Krawumm und Kampf und Guillotine) genauso, wie wissenschaftlichen und technischen Fortschritt. Wir neigen dazu, uns im Angesicht der großen, großen Welt klein und ohnmächtig zu fühlen, obschon der Blick in unser nahes Umfeld allzuoft sofort offenbaren würde, wie viel wir tatsächlich schon gestalten – und wie viel mehr noch möglich wäre. Denn jede Veränderung beginnt im Kleinen.

Nehmen wir als Beispiel Abnehmen (was ich selbst übrigens tun müsste): es ist MEINE Entscheidung, wann und wieviel ich dafür tun will, sobald ich das Problem identifiziert und mir über mögliche Lösungen Gedanken zu machen begonnen habe. Mein Problem ist – und damit bin ich weiß Gott nicht allein – dass es sehr einfach ist, Gründe zu suchen, warum eine Veränderung nicht möglich sein sollte: keine Zeit, zu viel Stress, mir tut doch eh schon alles weh, ich habe noch wichtigeres zu tun, ich…., ich…, ich…, ich will mich nicht anstrengen müssen, um etwas zu erreichen, dass für mich mit Verzicht und Unbequemlichkeiten einher geht! Klingt das ein bisschen nach den Sentimenten, die AfD-Wähler benutzen, um sich zu rechtfertigen? „DIE FREMDEN nehmen mir etwas weg!“ Scheint so, als wenn DIE GESTALTEN und DAS GESTALTEN doch etwas miteinander zu tun hätten. Und zwar dergestalt, dass DIE GESTALTEN (vulgo so einige Politikoiden da draußen) mich immer wieder davon zu überzeugen versuchen, dass DAS GESTALTEN – zumindest, wenn es um gesellschaftliche Veränderung geht – nichts für mich ist, sondern etwas, dass ich den „Profis“ überlassen sollte. Ja, is klar, ’ne; bevor ich den Söder-Bazi, oder irgendeinen anderen aus dem Schwarz-Blau-Braunen Spektrum für mich gestalten lasse, kitzele ich mich lieber mit einem Nageltacker an der Patella! Aber die obige Feststellung erklärt halt auch, warum Poltiker*innen mit konzertiertem Gegenwind (etwa Demos, Bürger-Initiativen, echter Investigativ-Journalismus, tatsächlich Gemeinwohlorientierte NGOs, etc.) so gar nicht klarkommen: es macht das lobbyfreundliche Zurechtwurschteln von diesem oder jenem nämlich viel, viel schwieriger. Der franzöische Humorist und Schauspieler Henri Tisot sagte dazu mal: „Bei der Fischsuppe und bei der Politik sollte man nicht zuschauen, wie sie gemacht werden.“

Ich habe in meinen Posts schon oft über Kreativität gesprochen. Und manchmal könnte der Eindruck entstehen, dass Kreativität in meinem Kopf lediglich was mit bildender Kunst (Schreiben, Fotografie, Video, etc.) zu tun hätte. Aber Kreativität ist im Kern einfach nur die Fähigkeit, sich neuen Herausforderungen stellen und dabei passend zur Situation auf neue Fragen auch neue, originelle, hilfreiche und vielleicht manchmal auch schöne Antworten finden zu können. Und das kann im Kleinen, wie im Großen Veränderungen bewirken. Man muss es nur wollen! Okay, ein bisschen (mehr) Bildung und Übung sind dabei natürlich hilfreich – bewusst wollen muss man es am Ende des Tages trotzdem. In diesem Sinne wünsche ich uns allen einen schönen Zweiten Advent, einen guten Start in die neue Woche und den Mut, etwas Gutes zu Wege zu bringen. Wir hören uns.