Grantel in the Bronx!

[VORSICHT RANT! ] „Is‘ so still hier… HALLO – jemand da?“ Leise verklingen die verzagten Rufe in den weiten Hallen des Gedankenpalastes, sich dabei nur mit dem eigenen Echo unterhaltend. So, oder so ähnlich kam ich mir selbst die Tage vor. Einsam. Obwohl so viele Andere da waren. Weil wir alle auf uns selbst, unsere elementaren Ängste und diese anderen, niemals offen artikulierten Emotionen zurückgeworfen sind. Denn der moskowitische Deckenwilly, dieser geschichtsklitternde KGB-Hanswurst und seine Oligarchokratie drehen hohl – und machen, dass wir alle mit hohl drehen! Hab gesten auf Zeit Online (wo sonst) einen Essay vom nicht vollkommen unprominenten Soziologen Armin Nassehi gelesen; seine Deutung: wir haben die Demokratie zu lange als Selbstbedienungsladen und den Staat als Dienstleister interpretiert und genutzt. Und kommen jetzt nicht damit klar, dass Demokratie AUCH bedeutet, sich eine eigene Meinung BILDEN, diese VERTRETEN und auf dieser Basis selbst ENTSCHEIDEN zu MÜSSEN. Wir haben verlernt, dass Demokrat zu sein, anstrengend ist. Anstrengend sein MUSS! Denn die aktuelle Beliebigkeit und die „alternativlosen“, rein Konsumentenorientierten Entscheidungen, wie sie die Politiker derzeit treffen („…es darf UNS nicht zu sehr wehtun…“) versuchen jede Anstrengung, jeden Diskurs, jedes Vertreten demokratischer Grundüberzeugungen (wie etwa die Gültigkeit des Völkerrechts auch für beknackte Russen-Diktatoren) tunlichst zu vermeiden. Democracy light to go sozusagen. Wasch mich, aber mach mich nicht nass… Können wir uns nicht alle hinstellen und sagen – NO PASARÁN – sie kommen nicht durch! Als Weltgemeinschaft diesen Wahnsinn stoppen, bevor er noch weiter eskaliert? Putin demilitarisieren und in irgendein tiefes, gottverlassenes Loch werfen und einfach vergessen? Warum können wir das nicht? WARUM GOTTVERDAMMTNOCHEINS? Ja, das hier ist nicht Spanien in den 30ern des letzten Jahrhunderts. Und er heißt Putin, nicht Franco. Aber auf welcher Seite das Unrecht kämpft, auf welcher Seite tatsächlich die Nazis stehen, ist sonnenklar; auch wenn der Möchtegernbärentöter Putin natürlich eine andere Geschichte erzählt. Ich habe die Schnauze davon voll, dass es egal ist, wen du wählst, weil sie ALLE nur den Göttern „Mamon“ und „Umfragewerte“ dienen. Nicht der Demokratie! Nicht dem Völkerrecht! Nicht den Menschen, deren Vertreter sie eigentlich sein sollten! Das Wort Partikularinteresse wird uns als Menschheit alsbald endgültig zu Grunde richten. Und der beschissene, ungerechte, unverhinderte Krieg gegen die Ukraine ist nur ein Aspekt davon… Ich habe fertig… [RANT ENDE!]

[Die andere Seite!] Ich habe in letzter Zeit viel über Verpflichtungen nachgedacht. Über die Frage, warum ich tue, WAS ich tue? Warum ich es tue, so WIE ich es tue? Ob ich mir nicht etwas Anderes vorstellen könnte? So diese typischen Fragen, die im Jahres- oder Zweijahresrhythmus wiederkehrend schlechte Laune, schlechten Schlaf und (zumindest manchmal) schlechte Entscheidungen mit sich bringen. Ich bin tatsächlich mit mir übereingekommen, dass ich am richtigen Platz bin, als ich dieser Tage Praxisanleiter in Ausbildung auf ihrer Reise durch die Welt der Berufspädagogik begleitet habe. Denn ich habe gespürt, dass ICH für so einen Lehrsaal gemacht bin. Das ich auch die anderen, weniger glamourösen, weniger öffentlichen Aspekte meines Jobs als Schulleiter immer besser beherrschen lerne, durfte ich diese Woche auch erfahren. Was mir aber am wichtigsten ist: ich sehe ein Licht am Ende des Tunnels hoher Belastungen. Wieder in ruhiges Fahrwasser kommen, wieder mehr für meine Lieben und mich selbt da sein können – das passiert gerade. Und das macht mich glücklich. Ich schrieb dieser Tage unter einem Facebookpost zum Ukrainekrieg, dass die Welt sich nur für die direkt Betroffenen zu drehen aufgehört habe! Ich würde nun ergänzen wollen, dass wir uns vermutlich auch deswegen schlecht fühlen, weil es für uns einfach normal weitergeht. Obwohl dystopisch-gewalttätige Szenarien, die den machtdementen Kleptokraten Putin als Nemesis ganz Europas sehen wollen, momentan eine gewisse mediale Konjuntur haben. Da phantasieren sich ein paar sendungsbewußte Journaillen gerne einen auflagenstarken Untergang herbei. Kein Wunder, dass ich dieser Tage morgens mit dem berühmten Satz Robert Oppenheimers im Kopf aufgewacht bin „Ich bin der Tod geworden, Zerstörer von Welten!“ (im Original aus der hinduistischen Schrift „Bhagavad Gita“). Journalismus ist genau wie Geopolitik offensichtlich ein Geschäft mit der Angst. Ich habe keine Ahnung, wie’s weiter, oder gar ausgeht. Ich glaube jedoch, DASS es weitergeht. Auf die eine oder andere Art und Weise. Und ich weiß, dass ich mir und meinen Lieben – so lange das möglich ist – gerne etwas Glück konservieren würde. Schaue ich gerade aus dem Fenster, scheint da die Sonne. Davon möchte ich gerne mehr. Denn je länger wir in Schockstarre auf die Ereignisse im Osten blicken, umso länger wird es dauern, bis sich eine Bewegung findet, den Wahnsinn zu beenden. Hoffnung ist des Menschen vornehmste und zugleich schrecklichste Bürde. Ich habe nochmal fertig… [Herzlich willkommen auf der anderen Seite!]

PS: Ich weiß nicht, ob es wirklich ein Gegrantel ist – und die Bronx ist in Mannheim ein anderer Stadtteil. Aber ein Jackie Chan, der jetzt den Bösewicht verkloppt, hätte etwas erfrischend Erheiterndes. Denn eigentlich sollte man den kleinen Mann und seine großen Machtträume einfach nur auslachen und stehenlassen – nachdem man ihm alle Waffen weggenommen hat. Schönen Samstag.

Auch als Podcast…

Der verwirrte Spielleiter N°39 – Charakterentscheidungen

Ich habe in meiner neuen High-Fantasy-Kampagne einen NSC eingeführt, der von Leuten gesucht wird, die in dem Stadtstaat, welcher die Spielumgebung bildet, über ziemlich viel Einfluss verfügen. Außerdem gäbe es ein nicht unattraktives Kopfgeld abzusahnen. Neugierig und Action-orientiert, wie meine Spieler halt sind, haben sie erstmal den Söldnern, welche sich das hübsche Sümmchen verdienen wollten, satt in die Suppe gespuckt; gutes, altmodisches Gemetzel im Wald. Und die holde Maid unter ihre Fittiche genommen. ICH hätte ja gedacht, dass mindestens ein Charakter keine Probleme damit hätte, die Kohle selbst zu verdienen. Im Moment spielen sie aber allesamt das Hohelied des ehrenhaften Abenteurers, und wollen stattdessen lieber den neuen Hinweisen nachgehen, dass diese einflussreichen Leute eine Menge Dreck am Stecken haben könnten. Die Damsel in Distress (ein Thema, das einfach nie alt wird, wenn man nicht zu dick aufträgt) wollen sie jedoch bei vertrauenswürdigen Verbündeten zurücklassen.

Entscheidungen haben Konsequenzen. Im Pen’n’Paper-Rollenspiel genauso, wie im wahren Leben. Nun könnte jeder, der meine anderen Einlassungen zum Thema durchliest, durchaus zu dem Eindruck gelangen, dass in unseren Runden immer eitel Sonnenschein herrscht, und die Chars ihre Entscheidungen ebenfalls immer einmütig treffen. Ja Pustekuchen! Jeder von denen hat einen Fürchtegott-Justus und einen Grimpfelgrumpf parat – und die streiten sich dann nicht nur bei jeder Person, sondern auch noch untereinander. Ist manchmal ganz amüsant, dem zuzuschauen. Insbesondere, wenn die Spieler dann mit Bohren und Betteln anfangen, weil sie doch mal einen Hinweis haben möchten, wo sie langgehen sollen. Es ist aber gar nicht meine Aufgabe, ihre Probleme zu lösen. Bestenfalls verschaffe ich ihnen notwendige Ressourcen. Denn die Spieler müssen diese Entscheidungen selbst treffen, damit es hinterher nicht heißt, ich hätte sie gerailroadet. [Exkurs: ich hatte neulich eine Diskussion Online mit einem anderen SL, der ganz klar sagt, das er immer railroadet und seine – informierten – Spieler das auch gut fänden. Solche Gruppen habe ich auch kennengelernt, es ist halt nicht so meins. Putzig fand ich allerdings seine Bemerkung dass er sich weder Videos noch nennenswert anderen Kram aus dem Internet anschaut, weil er das für nutzlos hält – es klang für mich ein wenig nach „Ich weiß alles und kann alles und brauch nichts Neues und meine Spieler müssen das so hinnehmen!“; aber was weiß ich schon? Wichtig ist, dass die Spieler die Entscheidung haben, ob sie auf Schienen fahren wollen, oder nicht!]

(c) by Monika Merz

Allerdings kann es sehr interessante Blüten treiben, wenn die Spieler für ihre Chars die Entscheidungen vollkommen frei treffen können. Nehmen wir an, sie hätten sich dazu entschieden, den NSC auszuliefern, die Kohle zu nehmen, und einen anderen Storyhook auszuprobieren – was sie dürfen, wenn sie denn wollen. Dann wüsste ich schon, was passiert – die Spieler und ihre Chars jedoch nicht. Und ich musste noch nicht mal etwas andeuten (also die Spieler ein bisschen stupsen) und sie liefen schon da lang, wo ich es eigentlich ganz gut finde. Das hat mich zum Nachdenken angeregt: sind Charakter-Entscheidungen tatsächlich frei? Wenn man es recht bedenkt, sind Spieler ja schon irgendwie Plot-Huren; das soll nicht despektierlich klingen, denn es geht mir ja genauso: wenn’s einen Storyhook gibt, stürze ich mich darauf, wie auf ein medium-rare gebratenes Filetsteak! Diese qua-magnetische Anziehungskraft zwischen Charakter und Geschichte macht es höchst unwahrscheinlich, dass keiner der Chars in den Plotbus steigt, und sie stattdessen mal eben die Bank ausrauben – einfach, weil sie’s können. Das bedeutet im Umkehrschluss jedoch, dass EINE intrinsische Hauptmotivation des Spiels (ETWAS erleben wollen!) einer freien Wahl schon im Weg steht! Wie sieht es dann aber mit anderen Aspekten des Spiels aus?

Nehmen sie diesen oder jenen Pfad? Erfüllen sie diesen oder jenen Auftrag? Lassen sie sich auf diesen oder jenen NSC und seine jeweilige Geschichte ein? Kämpfen sie, oder lassen sie es bleiben? Was die Pfade angeht, so macht es oft gar keinen so großen Unterschied, welchen Weg sie einschlagen, solange die Richtung vorwärts ist. Gehen wir davon aus, dass intrinsische Motivation und Plotbus durch das inhärente Design von Pen’n’Paper sehr oft in die gleiche Richtung unterwegs sind, kann man sich beinahe darauf verlassen. Ob Chars einen Auftrag annehmen, hängt von vielen Faktoren ab, und ist ein universeller Plothook, der in die eine oder andere Richtung weisen kann. Außerdem: welcher Mr. Johnson bescheißt einen nicht irgendwann? Was die NSCs angeht, gilt exakt das Gleiche. Es hängt von der Motivation der einzelnen Charaktere, der Informationslage, Freund- und Feindschaften, sowie dem Grad der Verzweiflung der Chars und noch ein paar anderen, manchmal seltsamen Dingen ab. Was aber nun das Kämpfen angeht, wird es interessant. Nicht wenige Regelwerke (DnD 5E z. B.) sind – by design – als Dungeoncrawler ausgelegt, und in Dungeons wimmelt es nur so von Kreaturen, die den Chars das Licht ausknipsen wollen; unsere eigene Welt ist jedoch anders!

(c) by Monika Merz

Wenn ich nicht gerade beim US-Militär angestellt, und mal wieder auf World-Domination-Tour unterwegs bin, oder im Außendienst egal welcher Mafia tätig, ziehe ich nicht mal eben los, und metzele einfach ein paar Typen nieder, deren Fresse mir nicht gefällt. Will heißen, wir nutzen ÜBLICHERWEISE andere Methoden der Konfliktlösung. Im Pen’n’Paper KANN Gewaltanwendung jedoch ein vollkommen legitimes Mittel der Problemlösung sein. MUSS nicht, KANN aber. Und hier hängt es wiederum von der Entscheidungsfreiheit der Spieler ab. Natürlich kann diese Entscheidungsfreiheit auch eine Murder-Hobo-Truppe erzeugen, die alles killt, was nicht bei drei auf dem Baum, oder um Klassen stärker ist. Die allermeisten machen sich aber sehr wohl Gedanken darüber, gegen wen sie zu Felde ziehen, und gegen wen nicht. Und das basiert nicht nur auf „DER/DIE/DAS ist zu stark für uns!“, sondern durchaus auch auf moralischen Erwägungen. Weshalb man, Matt Collville zur Folge, immer eine Partei im Spiel haben sollte, die jeder ohne zögern und ohne sich deswegen schlecht fühlen zu müssen killen kann – Everybody loves Zombies!

Es kann aber auch passieren, dass Chars so stark divergierende Interessen haben, dass deswegen die Party nicht zusammenkommt, oder aber zerbricht (denkt an das NSC-Auslieferungsdilemma von oben). Meiner Erfahrung nach ist da jedoch üblicherweise ein unausgesprochener Gruppenzwang zur Kooperation: Du bist Spieler, ich bin Spieler; also spielen deine und meine Spielfigur MITEINANDER. [OBACHT: diese implizite Spieltisch-Konvention funktioniert nicht immer! Manchmal nutzen Spieler die Regeln, um komische Dinge zu tun, und sich dann hinter der Phrase zu verstecken „Das war aber voll in Charakter!“; was so viel heißen soll wie „Ich bin nicht schuld an deinem Schaden. Mein Charakter ist Schuld, aber der muss so handeln, weil es die Rolle erfordert!“. Das ist natürlich 100% Bullshit, weil der Spieler die Rolle ausgestaltet. Und wenn Spieler auf diese Art die Chars anderer Spieler schädigen, entwerten, verletzten, etc. ist das einfach nur beschissen schlechtes Rollenspiel! Ende der Durchsage!]

Wie man es auch dreht und wendet – das, was die Chars tun oder auch lassen, muss sich auf irgendeine Weise in der Reaktion der NSCs und der Welt wiederspiegeln! Tun sie z. B. etwas großartig heldenhaftes, werden sie vielleicht ge- und verehrt. Bauen sie riesigen Mist oder treten sie den falschen Leuten zu oft auf die Füße, sind sie alsbald vogelfrei – oder im Knast. Es liegt am Spielleiter, sich die passenden Konsequenzen auszudenken, und dabei stets auch die (noch) verborgene Agenda der NSCs mit in Betracht zu ziehen. Denn dann wirkt die Welt echter, und die suspension of disbelief wird besser wirksam. Ich freue mich schon auf die nächste Sitzung. Euch da draußen sei gesagt: always game on!

Auch als Podcast.

Man lernt ja nie aus, nicht wahr…?

Um ehrlich zu sein – mir brummt der Schädel. Nicht etwa, weil ich zu viel gesoffen hätte, sondern weil ich TIEF in die Materialien für mein Studium eingetaucht bin, um endlich mal ein paar Hausarbeiten abliefern zu können. Irgendwann möchte man ja mal fertig werden mit dem Master. Denn um ehrlich zu sein, habe ich es im letzten Jahr schleifen lassen. Ich könnte dafür verschiedene Entschuldigungen heranziehen: häufiges Sodbrennen wegen unmäßigem Pasta- und Rotwein-Konsum zum Beispiel? Oder den subjektiven Rückgang der Eulenpopulation im Waldpark? Vielleicht auch mein gelegentliches Spielbedürfnis, dann in Verbindung mit chronifizierender Prokrastinistis? Oder meinen unbändigen Wunsch nach häufigerem Spazierengehen (allerdings nicht Montags Abends – diese Unterstellung verbitte ich mir!)? Falls das irgendjemandem unglaubwürdig vorkommt – mir auch! Aber suchen wir nicht alle gelegentlich nach faulen Ausreden…

…sehr gute Lektüre!

Nun habe ich mich jedenfalls aufgerafft, um den Rückstand aufzuarbeiten; zumindest bis auf die Couch in meinem Arbeitszimmer bin ich dabei gekommen, im gelegentlichen Wechsel mit meinem Bürostuhl am Schreibtisch (hey, ich habe heute sogar stehend gearbeitet, YIPPIE!); will heißen, ich habe meine Nase in Skripten, und Büchern und Webseiten versenkt, gelesen, nachgedacht, Fragen beantwortet – und die Antworten danach noch mal redigiert. Ich würde das ja als Arbeit bezeichnen. IN. MEINER. FREIZEIT! Aber ich wollte es ja so, rumjammern ist also nicht erlaubt! Zudem habe ich bei meinen Bemühungen mehrere Beobachtungen gemacht, die mich durchaus positiv stimmen. Immerhin muss man sich ja an irgendwas hochziehen, um nicht die Motivation zu verlieren. Und gestern Abend habe ich mir auch eine Pause gegönnt und ein wenig Pen’n’Paper gespielleitet. Falls jemand fragen möchte: JA, das ist für mich entspannend. Zumindest in der derzeitigen Konstellation. Aber dazu erzähle ich evtl. bei anderer Gelegenheit etwas.

Ich habe mich die letzten zwei Tage irritierend fleißig erlebt! Man muss dazu wissen, dass mein Fürchtegott-Justus (ihr erinnert euch: mein Über-Ich) recht häufig und ausgiebig Pause macht, wenn ihm Grimpeflgrumpf-Sozaut mal wieder eins auf die Zwölf gegeben hat. FG ist nämlich eine kleine Heulsuse – und GS alles andere als zimperlich, wenn die Sirenen der Prokrastination ihren Gesang anstimmen. GS hat nämlich NULL Probleme damit, wenn jene Projekte, die FG wichtig sind, vollkommen sang- und klanglos an den Klippen des Nucleo-Accumbianischen Küstengebirges zerschellen. Was leider nicht so selten vorkommt wie ICH mir wünschen würde. Well… that’s life! Aber im Moment bin ich tatsächlich fleißig. Und es ist mir nicht im mindesten schwer gefallen, in den akademischen Beast-Mode zu wechseln. Wobei natürlich klar ist, dass ich meinen Job mag – und daher auch mit dem hochschulisch-theoretischen Background ganz gut klarkomme. Man nennt diesen mentalen Zustand, glaube ich, „fokussiert“. Und ich hatte sogar so was wie Flow-Gefühle. Na ja – da ICH niemals ein Runner’s High spüren werde, ist der Flow beim theoretischen und kreativen Arbeiten in meinem Büro wohl so ziemlich das Nächstbeste!

Keine Sorge, das hält nicht allzu lange an. Ich gehe mal davon aus, dass mir so etwa am Freitag Mittag die Puste ausgeht. Doch wenn ich meine Arbeitspakete bis dahin alle erledigt haben sollte, wird mich das positive Gefühl danach wohl noch eine ganze Weile begleiten. Mindestens das Wochenende über. Ich empfinde es als Geschenk, Lernen und Wissen-Wollen als natürliche Bedürfnisse empfinden zu können, welche mich kaum extra Anstrengung kosten. OK – FG braucht meistens ein bisschen Anlauf und muss mit gewisser Vorsicht einen Moment abpassen, in dem er GS von Hinten erwischen kann. Aber wenn GS erstmal liegt, ist die Chose auch schon am kochen. Und wenn GS dann mitkriegt, dass auch DAS die Instinkte befriedigen kann, ist für eine Weile Frieden im Hirnkasten. Das koste ich im Moment aus – und habe sogar noch Zeit diese Zeilen zu schreiben und als Podcast aufzunehmen. Nicht übel für einen faulen, alten Sack! Ich wünsche euch allen da draußen auch eine halbwegs friedvolle und produktive Woche. Oder das, was ihr euch wünscht. Wir hören uns…

Auch als Podcast…

Yeah, Old Mr. Sunshine…

[HINWEIS: ich spinne hier ein paar Gedanken von gestern andersherum, bzw. an ein paar Stellen noch etwas weiter. Wer den gestrigen Post also noch nicht gelesen hat, sollte dies zuvor noch nachholen. Danke…]

Es ist einer dieser Tage, an denen die Wetterlage draußen so gar nicht mit der Binnenwetterlage in mir korrelliert. Ich fühle mich körperlich kaputt. Eigentlich beste Voraussetzungen, um sich dem Schreiben zu widmen, denn der Geist ist ja trotzdem wach. Allerdings sitzt heute nicht Smeagoll auf meiner linken Schulter, sondern mein ÜBER-ICH (nennen wir ihn der Einfachheit halber „Fürchtegott-Justus“, oder FG), dass mich freundlich aber bestimmt darauf hinweist, dass man solche Tage nicht vergeuden darf, und verdammt noch mal mit den Lieben vor die Tür sollte. Und auf der rechten Schulter? Nun, mein ES (mit dem klangvollen Namen „Grimpfelgrumpf-SozAut“, oder kurz GS) ist sich ziemlich sicher, mit vollem Recht auf solche impliziten Verpflichtungen scheißen zu dürfen. Was mein ICH aus solchen Dilemmata macht, ist zumeist ein Kompromiss. Und manchmal gar kein so fauler… Der Ausdruck „zu seinem Glück gezwungen werden“ ist sicherlich den meisten geläufig; und in diesem Fall sogar wahr.

Wir waren also ein wenig in der Sonne unterwegs. Ich mag Sonne. Ich mag auch den Wald. Also sind wir gar nicht weit von hier eine Weile durch den Dossenwald gewandert. Haben Wildschweine und Auerochsen besucht. Nix besonderes. Und dennoch war unverkennbar, dass das allen gut tut. Sogar meinem GS. Er ist zwar jetzt ein wenig beleidigt, weil er nicht den ganzen Tag in seiner Höhle verbringen durfte, aber das holen wir ja schon gerade nach. Die eigentliche Friktion ist ja auch nicht, bei Sonnenschein (und für Februar viel zu hohen Temperaturen) durch den Wald gehen zu müssen; sondern dieser „unerträgliche Eingriff in meine Autonomie“. An dieser Stelle ist eine Anekdote fällig: Ich ging die Tage abends vom Bahnhof zurück nach Hause und an einer Straßenecke stand ein anderer Vater, der in aller Seelenruhe die ohrenbetäubenden Trotzensschreie seines etwa drei Jahre alten Kindes über sich ergehen ließ. Ich musste schmunzeln, weil jedes Elternteil mit mehr als drei Tagen Erfahrung das kennt. Weniger zum Schmunzeln waren die vorwurfsvollen Blicke anderer Passanten, so a lá „Jetzt gib dem Gör halt, was es will, damit WIR unsere Ruhe haben!“ Entweder keine Eltern, oder ignorante Idioten. Aber die besten Erziehungsratschläge bekommt man ja eh immer von denen, die keine Ahnung haben!

Mein ES ist so ein dreijähriges Kind. Vielleicht ist es manchmal auch schon 12 und damit gerade so geschlechtsreif. Jedenfalls ist es ein trotziger kleiner Pisser, der seine Grenzen regelmäßig gezeigt bekommen muss. Zum eigenen Glück gezwungen werden halt. Die Frage, welche damit allerdings unbeantwortet bleibt ist, wie viel ES wir eigentlich brauchen, um als Menschen nicht an der Verleumdung unserer eigenen Identität und der ihr innewohnenden Bedürfnisse zu Grund zu gehen? Vermutlich ist die Antwort darauf – wie so oft – höchst individuell. Womit meine für die meisten Menschen wahrscheinlich höchstens Unterhaltungswert hat. Macht aber nichts. Mir geht es damit so: ich habe heutzutage, vermutlich dank meiner depressiven Grunderkrankung, einen ganz guten Draht zu meinem INNEN. Niemand kann seine EMOTIONEN wirklich herbei denken, weil das allermeiste davon auf neurophysiologischer Ebene vorbewusst abläuft. Unsere AFFEKTE (Liebe, Hass, Gier, Ekel, Wollust, etc.) sind lediglich der für uns fühlbare Ausdruck dessen, was unser mesolimbisches System und die Amygdala so alles anstellen, wenn der Tag lang ist. Wir können allerdings lernen, mit unseren Affekten umzugehen. Zum Beispiel diesem unverschämten Idioten, der sich an der Kasse vordrängelt nicht einfach eine auf’s Maul zu geben, wie er’s eigentlich verdient hätte…

Allerdings habe ich gelernt, dass zu meinen Affekten auch die INTUITION gehört. Und weil meine kreativen Prozesse tatächlich oft sehr intuitiv ablaufen, kann ich diesen Teil meiner selbst gar nicht überhören. Denn ich würde etwas von mir verleugnen, dass mich einerseits sehr stark als Mensch definiert; und das andererseits auch einen erheblichen Anteil an meinen professionellen Erfolg hat! Das ist der Grund, warum ich manchmal vielleicht etwas tüddelig, abgelenkt, ja manchmal sogar eher abweisend rüberkomme. Wenn mein Gehirn JETZT gerne intuitiv etwas ausklabustern möchte, und mich aber dauernd jemand dabei stört, werde ich gelegentlich unwirsch. Denn mein Dreijähriger (vielleicht auch 12jähriger) GS wird dann trotzig, weil er nicht zu seinem Recht kommt, obwohl selbst FG weiß, dass dies jetzt gerade sein MUSS! Da könnte ich dann echt zum Wildschwein werden…

Es ist ja nicht so, dass ich’s gar nicht kontrollieren könnte. Aber nach einer Weile ist meine diesbezügliche Leistungsfähigkeit erschöpft. Dann muss ich mich zurückziehen und meinen Ideen, Plänen, Ausarbeitungen nachgehen können, ohne dass mich jemand unterbricht. Das ist im Arbeitsleben alles andere als einfach – außer wenn ich im Lehrsaal performen muss. Da kann ich nämlich die Rampensau sein, die mein 12jähriger gerne schon immer gewesen wäre! Im Büro jedoch ist es manchmal schwer, wenn Hinz und Kunz mit Fragen, Sorgen, Problemen vor mich hintreten. Einerseits, weil Hinz manchmal Kraft Amtes halt dazu berechtigt ist (Kunz vielleicht nicht unbedingt). Andererseits, weil ich so manchem Hinz oder Kunz ja auch gerne helfe. Mein FG ist nämlich ein verdammt höflicher und hilfsbereiter Fucker. Dann einen Ausgleich zu finden, ist selten einfach. Umso schöner ist es, dass ich mich die nächsten Tage ein großen Teil meiner Zeit eingraben und an Dingen arbeiten kann, die mir wichtig sind. OK Studium muss sein. Aber ich habe auch noch ein, zwei andere Projekte, die mich faszinieren. Denen werde ich mich auch widmen. Wenn also die Tage hier mein Dreijähriger spricht (oder mein 12jähriger 😉 ), ist das auch gut so. Zumindest für mich. Ich wünsche eine schöne Woche.

Auch als Podcast…

Komm… spring über das Stöckchen!

Kalt war’s heute morgen. Zumindest für hiesige Verhältnisse. Wenn ich aus meinem privaten Bürofenster schaue, ist da sogar jetzt noch Rauhreif, weil die Sonne nicht hinkommt. Apropops Sonne; schön, die mal wieder zu sehen. Ich habe gerade meinen Schreibtisch aufgeräumt, nachdem ich gestern Abend ein wenig mit Videos herum experimentiert hatte; und dann, dank der davongelaufenen Zeit hastig davoneilen musste, um der Familie beizuwohnen. Oder wenigstens die Kinder ins Bett zu bringen. Ich hatte mich erinnert, dass ich ja mal ein bisschen Vloggen wollte – war aber mit den bisherigen Ergebnissen alles andere als zufrieden gewesen war. Ne, ne, Junge, so wirste kein Youtube-Star. Also noch mal alles auf Null und mit anderem Equipment experimentieren. Und da ist es wieder: das unsichtbare Stöckchen. Wir denken ja immer, dass es jemand anderes braucht, um uns welche hinzuhalten, und zum drüberspringen zu motivieren. Manchmal jedoch wird deine eigene intrinsische Motivation zu deinem Endgegner; scheiß auf Wäscheberge. Und DIE sind normalerweise schon unbezwingbar…

Ehrlich – ich weiß gar nicht so genau, warum mich das Thema so fasziniert. Ja… ich könnte jetzt wieder mit meinem üblichen „ist für die Unterrichtsarbeit verwertbar“-Geschwafel loslegen. Aber um der Liebe zur Wahrheit Willen sei angemerkt: NÖ! Also… doch, schon. Aber eben nicht hauptsächlich. Vielleicht liegt es daran, dass ich in den letzten Monaten viele Youtube-Videos gesehen habe – und natürlich selbst über eine gewisse Mitteilsamkeit verfüge, deren binnenpsychologisches Äquivalent die ganze Zeit auf meiner linken Schulter sitzt und mit Smeagolls Stimme flüstert: „Das kannst du auch…!“. Auf der rechten sitzt allerdings unterdessen mein persönlicher Gollum und sagt: „…das Letzte sah aber Scheiße aus!“ Und objektiv betrachtet hat der Penner nicht ganz unrecht. Sagt es ruhig laut „Perfektionismus-Opfer!“. Nun ist es allerdings mit Youtube-Videos tatsächlich so, dass man, wenn man mehr als fünf bis neun Leute ansprechen möchte, einerseits etwas Mühe in die technische Produktion stecken sollte. Klar, im Rahmen seiner jeweiligen Möglichkeiten. Aber wir müssen es leider akzeptieren – nur halbwegs professionell produzierte Videos ziehen auch tatsächlich Klicks. Und dafür braucht man ein gewisses Techlevel und einige Skills.

Andererseits stellt sich natürlich die Content-Frage. Wenn ich eine Nische bespiele, in der es wenige ernstzunehmende Mitanbieter gibt, habe ich zwar gute Chancen, schnell zum „Star“ zu avancieren – die Reichweite wird jedoch stets erheblich unter der irgendwelcher Mainstream-Instas oder Youtuber bleiben. Und ich bin halt nicht wirklich Mainstream. Und ich will auch keine Produkte rezensieren. Das ist mir zu kleinteiliger Scheiß, der meist dabei rumkommt. Also geht es mir nicht um’s Geldverdienen? Denn was sollte ich bei meiner Themenauswahl schon großartig monetarisieren? Pädagogik? Da gibt’s genug andere Angebote, die wahrscheinlich besser sind, oder zumindest besser aussehen und so gut wie nix kosten. Doch eher Rollenspiel, bzw. das Storytelling als solches? Da gibt es schon einige, welche diese Szene in Deutschland bespielen – mit hoch variabler Qualität und noch variablerem Erfolg. Ist dennoch ganz sicher ein Thema, dass mich selbst immer fasziniert; und vielleicht auch den einen oder anderen Zuschauer. Geht es vielleicht dann um Anerkennung? Oder doch eher um ganz schlimm böses Geltungsbedürfnis? Schon möglich. Schließlich wünscht sich jeder kreativ Tätige seine persönlichen 15 Minuten Ruhm, nicht wahr?

Also habe ich mir selbst ein Stöckchen aufgehängt und nehme gerade Anlauf. Und was ist mit den anderen Stöckchen; zum Beispiel im Job? Tja! Die Frage ist doch, welches dieser Stöckchen hängt niedriger? Ist also mit weniger Anlauf und weniger Mühe zu überwinden? Welches verspricht die größere Belohnung? Und vor allem – wie schnell? Verfluchte Psychologie! Jeder von uns wird diese Fragen anders beantworten. Für mich jedoch ist ganz klar, dass mein Belohnungszentrum momentan gerade nach einem schnellen Erfolg verlangt, weil sich alles andere wieder mal zu einer Marathonstrecke entwickelt. Und ich eine gewisse Ermattung verspüre. Wenn das neue Jahr einfach genauso weitergelaufen ist, wie das Alte geendet hatte, stellt sich nach kurzer Zeit Ernüchterung, manchmal auch Depression ein. Auch, wenn wir im tiefen Grunde unseres Herzens alle wissen, dass „Neues Jahr, neues Glück!“ ein verdammt naiv-dämlicher Spruch ist. Die verfickte Hoffnung stirbt halt bekanntlich zuletzt. Beim Suizidenten kreist sie wahrscheinlich noch ein letztes Mal schulterzuckend um den Leichnam, um sich dann schnurstracks per Reinkarnation das nächste willige Opfer zu suchen. [Anmerkung: Nein, im Moment brauche ich keine Psychotherapie, danke der Nachfrage!]

Es liegt für mich etwas Beglückendes darin, Dinge zu schaffen. Da ich leider, im Gegensatz zur besten Ehefrau von allen bestenfalls ein leidlicher Handwerker bin, und auch meine Zeichnungen, wie meine 13jährige gerne so treffend bemerkt, leider nicht über Grundschul-Niveau hinaus kommen, muss ich halt weiterhin Schreiben, Knipsen – und ab jetzt auch mal Videoen. Ich bin ehrlich gespannt, ob ich es besser hinkriege, als bei den ersten Versuchen, ohne Probleme mit Geld bewerfen zu müssen. Wir werden sehen. Einstweilen wünsche ich einen sonnigen Samstag – C U SOON!

Auch als Podcast…

Erwachsen bilden N°39 – …und wie wird man nun Lehrer?

Egal, wie man es auch dreht und wendet – Ausbilder auszubilden ist die Königsdisziplin. Nicht unbedingt wegen des theoretischen Backgrounds, den man vermitteln muss. Der ist vorhanden, und was ich dazu nicht sofort aus dem Kopf weiß, findet sich in aller Regel in der kleinen Bibliothek rings um meinen Schreibtisch. Da kommt schon was an Stoff zusammen, aber didaktische Reduktion ist reine Übungssache. Dieses legendäre Herausfiltern-Können, was die Teilnehmer brauchen, und was nur Schischi ist, den man getrost zur extrinsischen kognitiven Last zählen kann, funktioniert zumeist erst dann richtig, wenn man schon ein paar Mal mit Unterrichtskonzeptionen an die Wand gefahren ist. Oder, wie ein Freund zu sagen pflegt: „Erfahrung ist etwas dass man erst hat, fünf Minuten nachdem man es gebraucht hätte!“ Mal schauen, wie es diesmal läuft.

Ich bin ehrlich – ich habe dieses Wochenende nicht ausgespannt, sondern gearbeitet. Unterrichtsvorbereitung für die kommende Woche, weil ich vorher nicht dazu gekommen bin. Manche Konzepte hat man so oder so im Kopf parat, was jedoch nichts daran ändert, dass man sich auch mal auf den Hintern setzen und Content herstellen muss, wenn man nicht alles im Kaltstart aus den Stiften in der Dozententasche auf ein schnödes Flipchart leiern müssen möchte. Nix gegen Flipcharts, by the way… Aber sowas passiert mir immer wieder. Ich habe meist mehr als genug zu tun und dann schiebt man natürlich jene Dinge, die noch Wochen weit weg sind, ein paar Wochen weit weg… ähm ich meine vor sich her; bis just zu dem Moment, da der Terminplan subjektiv im Vollbrand steht und man genau diese Zusatzarbeit eigentlich nicht auch noch brauchen kann. Wie heißt es immer so schön: unter Druck entstehen Diamanten? Ich mag meinen Kohlenstoff eigentlich lieber glühend in meinem Grill. Andererseits war das Wetter hier und heute NICHT dazu angetan…

Nächster Punkt ist, dass ich mich mit Arbeiten, die meine kreative Ader fordern, gerne in mein stilles Kämmerlein zurückziehe. Wie erklärt man etwa die Konzepte rings um die didaktische Analyse so, dass nicht alle Teilnehmer nach rund 37 Sekunden vor ihrem geistigen Auge das Bildschirmlagerfeuer zu sehen und wegzudösen beginnen? Das sind Fragen, die sich nicht in den drei bis acht Minuten zwischen zwei „Äh, hast du mal ’ne Minute…?“ beantworten lassen. Denn auch, wenn ich kundtue, dass ich die Minute gerade nicht habe, ist diese schon längst verdampft, bis ich die Person abgewimmelt oder ihr Anliegen (sofern legitim) abgefrühstückt habe. Und ich darf mich wieder neu sammeln – bis zum nächsten „Äh, hast du…?“ Deshalb mache ich sowas am Liebsten im Home-Office. Da klingelt zwar auch gelegentlich das Telefon, aber die Frequenz ist gefühlt deutlich niedriger. Außerdem – habe ich schon mal erwähnt, dass mein Heimarbeitsplatz auf Grund der technischen Ausstattung einfach deutlich ergonomischer und performanter ist? Wahrscheinlich könnte ich das irgendwo geltend machen – aber die Dual Use für diverse private Zwecke ist halt schon gegeben.

Ich habe also die letzten drei Tage an Teilen eines Lehrganges herumgebastelt, der aus Fachkollegen Lehrer – also, eigentlich Praxisanleiter – machen soll. Ich sehe das so, dass die Praxisanleiter im Rettungsdienst auch halbwegs klassisch lehren können müssen, denn in den Bereich ihrer Zuständigkeit fällt ja nicht nur die Ausbildungs-, sondern eben auch die Fort- und Weiterbildungs-Begleitung. Auch, wenn bis zum heutigen Tage manche Kollegoiden Fortbildungen anscheinend immer noch beinahe ausschließlich als Anlass zum gemeinsamen Kaffeesaufen und Dummschwätzen nehmen; wobei sich mir die Frage stellt, wo dann der Unterschied zum Alltag auf der Wache liegt? Ach ja – kein Melder am Gürtel. Da hat man ja noch mehr Zeit für Kaffee und große Reden. Ich klinge ein wenig zynisch? Könnte daran liegen dass ich a) Zyniker bin (übrigens sind Zyniker enttäuschte Romantiker, und ich empfinde mich zumindest als teil-enttäuscht) und b) diesen Job schon zu lange mache, als dass mir die Marotten meiner Mitmenschen fremd wären. Insbesondere die uncharmanten!

Nun beinhaltet, aus Menschen Lehrer machen zu wollen natürlich, wie bereits erwähnt, die Vermittlung eines gewissen theoretischen Background und verschiedener Skills; aber eben auch die Notwendigkeit, die Leute zur Selbstreflexion und ggfs. zur Änderung bestimmter Einstellungen zu bewegen. Denn ein guter Ausbilder kann man nur sein, wenn man über ein halbwegs positives Menschenbild verfügt – andernfalls könnte man auf den finsteren Pfad geraten, dass die eigenen Klienten der Mühe nicht wert seien. Hey, ich kann die Denkblasen hören: „Hat er sich nicht gerade selbst als Zyniker bezeichnet…?“ Habe ich! Und ich finde, das passt super mit einem positiven Menschenbild zusammen. Ich suche mir lediglich bewusst aus, von wem ich ein positives Bild BEHALTE – denn die Chance, von mir so wahrgenommen zu werden, bekommt jeder Mensch, dem ich begegne. Ob ich nach einer Weile (sagen wir drei Chancen, ja?) noch ein positives Bild von der jeweiligen Person HABE, liegt ganz in deren Händen!

Ich bin also nicht erholt, sondern eher immer noch geschafft; jedoch zufrieden, dass ich gut voran gekommen bin. Nicht ganz so schnell wie gehofft, aber´doch schneller als gedacht. Den Spirit will ich morgen mit in den Unterricht nehmen und einfach mal schauen, ob ich meine Botschaften, wie man den nun Lehrer wird, auch transportieren kann. Wird mal wieder ’ne lange Woche. Ich wünsche euch was Gutes. Wir hören uns…

Auch als Podcast…

New Work N°10 – Die brauchen Führung!

Ich behaupte ja immer, dass man mit zunehmendem Alter ruhiger wird; schön wär’s allerdings, wenn ich mich auch selbst daran halten könnte. Heute morgen scrollte ich mal wieder auf einem mobilen Endgerät durch die Morgenzeitung und diese unseligen Antiscocial-Media Apps, mit denen man sich halt so beschäftigt, wenn man a) noch nicht ganz wach ist und b) nix besseres zu tun hat. Man kennt diese Listicles – Artikel, die stets irgendein armer Hanswurst (Volontär, Praktikant, was weiß ich) lieblos zusammenklickt, und die eigentlich nur Clickbait für Werbung sind. Manche kommen sogar semi-seriös daher. Heute morgen triggerte mich „7 Dinge, die ein guter Chef nicht tut.“ „Na gut“, dachte ich mir, „so schlimm kann’s ja nicht sein…“. Und solange sich der Hanswurst-Volontär an den Allegemeinplätzen festhält, passiert auch nichts Schlimmes. Nicht micromanagen, nicht dauerüberwachen, nicht auf Präsentismus bestehen, und so. Ein Punkt war für mich allerdings kontrovers – nämlich das Thema Feedback.

Es ist so, dass man heutzutage anders an arbeitende Menschen herantreten muss, als das zu meiner Frühzeit im Beruf der Fall war. Hat sich zwar noch nicht überall rumgesprochen, aber im manifesten Fachkräftemangel stimmen die Leute dann halt immer mit den Füßen ab, wenn sie gegängelt werden. Und die zurückbleibenden Bosse (und auch manche Kollegoiden) geben die Schuld natürlich jenen, die gehen. Ansonsten müsste man sich ja mal an die eigene Nase fassen, und das ist oft sehr schmerzhaft. Man hört dann solche Sätze wie „Die konnten sich nicht ins Unternehmen / die Abteilung einpassen!“ „Die hatten vollkommen falsche Vorstellungen vom Job.“ „Die haben zuviel gefordert, die sollen erst mal liefern!“ Besonders beliebt ist auch heute noch „Die sind zum arbeiten da, nicht zum denken!“ Habe ich auch schon von einem Vorgesetzten zu hören bekommen. Gottseidank arbeite ich nicht mehr da. Aber dieses Arschloch spielt immer noch Chef; nur in einer anderen Abteilung. [Anmerkung: Falls jemandem meine Wortwahl in diesem Zusammenhang nicht gefällt – oben ist die Browser-Suchzeile!]

Man kann Mitarbeiter natürlich auch mit einer Peitsche in der Hand vom Gelände jagen – das geht noch schneller. Dann darf man sich nur nicht wundern, wenn die eigenen, schönen hochfliegenden Pläne alle zu lahmen Enten werden, die schlussendlich beim Mitbewerber im Ofen landen. Also ist Feedback relevant! Und ich möchte es hier wirklich als Feedback verstanden wissen, denn es geht nicht nur um Lob, sondern auch um Kritik! Es ist nämlich mitnichten so, dass die jungen Leute alle Snowflakes wären, die unter Druck schmelzen. Aber die haben mittlerweile verinnerlicht, dass das Erkennen von Sinnhaftigkeit und das Entstehen von Motivation eng miteinander verbunden sind. Denen braucht man mit „Ich Chef – du Nix!“ nicht zu kommen; es sei denn man hat keine Peitsche… Was allerdings nichts daran ändert, dass Mitarbeiter trotzdem Führung brauchen. Und hier kommt einmal mehr der kleine aber feine Unterschied zwischen Bossen und Leadern zum tragen. Denn Leadership Ability bedeutet Folgendes:

  • Geführt wird von vorne! Ich erwarte nichts von meinen Mitarbeitern, dass ich nicht auch selbst zu tun bereit wäre.
  • Konflikte lösen sich nicht von selbst! Ich habe zwar manchmal die Hoffnung, aber am Ende muss man als Führungskraft alle Beteiligten an den Tisch bringen, wenn man nicht einen echten Glasl im Betrieb haben möchte.
  • Aufgaben zuteilen und machen lassen! Ich will nicht über jeden winzigen Teilschritt informiert werden. Ich will Meilensteine und Ergebnisse sehen – und wissen, wenn es Probleme gibt, bei denen ich helfen kann; oder die Ressourcen beschaffen kann, die dann helfen.
  • Mitarbeiter / Untergebene als Menschen wahrnehmen! Denn das sind sie verdammt noch mal! Menschen, wie du und ich…
  • Präzise beobachten und Feedback geben! Denn als Vorgesetzter ist man Dienstleister für seine Mitarbeiter; und zwar als Entwicklungsbegleiter. Und das funktioniert nicht einfach nebenher – dazu ist Mühe notwendig!
  • Feedback annehmen! Denn in der Organisation, in der ich z.B. tätig bin, gibt es leider kein Handbuch, in dem drin steht, wie man Abteilungsleiter ist. Werden ist unter bestimmten Voraussetzungen einfach – sein ist verdammt kompliziert! Und da kann einem simples den Mitarbeitern Zuhören gelegentlich sehr helfen.

Ja, diese idealtypischen, theoretischen Beschreibungen können einem schon ganz schön Angst einjagen. Ich habe festgestellt, dass speziell eine Sache hilft – einfach Mensch bleiben und die eigene Empathie kultivieren. Sich stets die Frage stellen: „Wie würde ich reagieren? Was würde ich denken / fühlen?“ Bei aller Autonomie im Tun und Lassen, und der Chance zur Selbstverwirklichung, nach der Menschen im Beruf angeblich heute streben, gibt es ein paar Rahmenbedingungen, die stets gleich bleiben: mit einer leeren Kasse kann ich nichts kaufen, und niemanden bezahlen. Also ist vermutlich bei allen Beteiligten ein gewisses Level an Performance notwendig, um die Kasse gefüllt zu halten. Gewiss gibt es Jobs, in denen es schwer ist, Performance zu messen. In meinem z. B. Wie misst man die Arbeitsproduktivität von Fachlehrern und einem Schulleiter? In abgehaltenen Unterrichts-Einheiten? Und was ist dann mit der Qualität der Lehre? Zählt die, oder doch nicht? Und falls ja, wie misst man die? Am Leistungszuwachs der Schüler / Teilnehmer? Und wie misst man den? In gesteigerter Arbeitseffektivität? Und, wie misst man die…?

Am Ende des Tages steht trotzdem eine Summe unter dem Strich, weil eine Dienstleistung produziert und distribuiert wurde. Dennoch bleiben Fragen offen – etwa vom Controller, warum ich so viel Geld ausgeben würde? Aber da halte ich meine Antwort ganz einfach: weil hochwertige Bildung ziemlich arbeits- und damit kostenintensiv ist. Und weil ich nebenbei auch noch Zeit in mein Personal investieren will und muss, damit sie weiterhin mit mir zusammen daran arbeiten wollen, hochwertige Bildung anzubieten, die zufriedenere, loyalere Mitarbeiter erzeugt – auch wenn nicht alle Chefs in der Organisation die oben benannten Grundsätze der Leadership Ability verstehen oder anwenden können. Manchmal braucht man einfach Geduld. Denn die Führungsparadigmen wechseln gerade. Ich bin bereit! Und ihr so…?

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Wider besseres Wissen…?

Wir Menschen tun sehr oft Dinge wider besseres Wissen! Zu schnell Autofahren, zu viel Essen, zu viel Alkohol trinken, Versprechen brechen, kleine Notlügen nutzen, um uns ungenehmen Situationen entziehen zu können, etc. Die Liste lässt sich natürlich fortführen, und das Meiste davon passt in die Kategorie at risk behavior“ – wir kennen Risiken, und tun das fraglich Falsche trotzdem, weil wir uns entweder einen kurzfristigen Benefit – gleich welcher Natur – davon erhoffen, Schonung von subjektivem Schaden (schlechterer Laune etwa, weil wir uns einer gefühlt unnötigen Diskussion ausgesetzt sähen); oder einfach nur, weil wir es können (Autofahren); und der Meinung sind, dass wir eh viel besser als alle Anderen wissen, was hier geht, und was nicht! Der Wahrnehmungsbias ist ein mächtiger kleiner Teufel, nicht wahr…? Womit wir dem Begriff „wider besseres Wissen“ eine negative Konnotation gegeben haben, die er tatsächlich nicht immer verdient. Schließlich gibt es Situationen, in denen wir besseres Wissen aus guten Gründen ausschließen.

Wenn ich mit meinen Auszubildenden sogenannte Simulationstrainings (gleich welcher Art) durchführe, dann erwarte ich von den Teilnehmern implizit, dass sie sich bewusst auf die dabei nötige „suspension of disbelief“ einlassen, um die „Übungskünstlichkeit“ ausblenden zu können. (Das ist ein, bei allen Formen von gestellten Einsatzsituationen, abhängig vom Detailtiefegrad der Übung notwendigerweise auf verschiedenen Ebenen entstehender Mangel an Realismus.) Der Begriff „suspension of disbelief“ kommt zwar eigentlich aus der Kunsttheorie, kann uns hier aber in verschiedenen Kontexten dienlich sein, um etwas Grundlegendes verstehen zu lernen: unabhängig von der Detailtiefe der tatsächlichen Darstellung verschiedener Szenarien ist der menschliche Geist fähig, vom reellen Umfeld zu abstrahieren und ergänzend jene Komponenten „hinzuzuerzählen“, die eigentlich fehlen. Das heißt aber im Umkehrschluss, dass der Grad an Immersion mitnichten ausschließlich vom fassbaren Realismus der verwendeten Simulationstechnik abhängt, sondern auch sehr stark vom narrativen Geschick der Trainer bei Aufbau und Durchführung der Szenarien! Was nicht heißen soll, dass eine hochwertige technische Ausstattung nicht auch erheblich zu einem produktiven, lernhaltigen Erlebnis für die Teilnehmer beitragen kann. Aber es ist eben nicht DER wichtigste Faktor. Der wichtigste Faktor bleibt immer der Mensch!

Meine Arbeit ist allerdings nur ein Aspekt, bei dem diese bewusste Steuerung des eigenen Erlebens (und in der Folge oft auch des Handelns) wider das bessere Wissen strukturierend zum Tragen kommt: dies betrifft auch den Konsum von allen möglichen Kulturprodukten, wie etwa Büchern, Filmen, Serien, Konsolen- und Computerspielen, etc. – und natürlich auch Pen’n’Paper-Rollenspiel. Sich auf ein fiktives Werk, gleich welcher Art, einlassen zu können, erfordert bei den Rezipienten immer ein gewisses Maß an Offenheit. Und hier haben wir auf verschiedenen Ebenen Problemquellen. Denn natürlich ist die Fähigkeit zur Abstraktion in den Menschen unterschiedlich stark ausgeprägt. Und ebenso natürlich ist die Offenheit für Neues, als einer der Fünf Persönlichkeitsfaktoren im Big Five Model, bei unterschiedlichen Menschen unterschiedlich stark ausgeprägt. Ein letzter Punkt ist der Grad an Dogmatismus, mit dem Menschen an ein Work of Art mit seinen differenten Ausprägungen in unterschiedlichen Kunstformen herangehen… „Der Film ist aber gar nicht wie das Buch“, „Das habe ich mir aber ganz anders vorgestellt“, „In der Originalserie von 1967 war das aber ganz anders“, „Die Fortsetzung hätte man sich aber sparen können“, etc., etc., etc. Okay, um des Friedens Willen kann man das Letztere manchmal gelten lassen. Aber das restliche Gewimmer kann ich nicht mehr hören. Dann konsumiert halt was anderes! Der überbordende Gebrauch des Wortes ABER macht nämlich niemanden zufriedener.

Kommen wir zurück zu „wider besseres Wissen“. Sich auf ein Narrativ einzulassen, ohne gleich nach den Fehlern zu suchen, in die Geschichte einzutauchen, und sie zur Eigenen zu machen – also das Szenario durch eigenes Tun dynamisch zu verändern – ist beim Pen’n’Paper wie beim Simulationstraining ein beinahe identischer Prozess. Der große Unterschied ist, dass Sim-Trainings auf Grund des Designs üblicherweise erheblich stärker Railroaden, als Pen’n’Paper; hängt natürlich vom Abenteuer- / Kampagnen-Design ab, aber bei Sim-Trainings gibt es nur ein paar wenige definierte Pfade, die zum Bestehen sinnvoll sind, und weniger Failstates, als beim Rollenspiel. Doch beide benötigen die „suspension of disbelief“ als Grundlage ihrer Funktion. Ein weiterer, nicht unerheblicher Unterschied spielt mir als Fachschullehrer und Sim-Trainer allerdings in die Hände: da die Szenarien in Sim-Trainings auf lebensweltlich realen Situationen aufbauen (wir sind schließlich in der Berufsausbildung tätig!), ist der Sprung in die Immersion auch für jene möglich, die mit Rollenspiel aber so gar nix anfangen können. Was allerdings nicht unbedingt bedeutet, dass ich in Sim-Trainings Immersion leichter herstellen kann; ich habe allerdings mit der Nähe zur Realität einen Hebel, der mir bei geschicktem narrativem Aufbau und der Schaffung eines sicheren Raumes für die Teilnehmer ziemlich weiter hilft.

„Wider besseres Wissen“ verlangt also vom Gestalter – widersinniger Weise – eine Menge Wissen über die Funktion des bewussten Nichtwissens. Klar soweit? 😉 Ich möchte an dieser Stelle allerdings auf einen Aspekt hinweisen, der mir just heute in einer Online-Diskussion mal wieder begegnet ist: Railroading ist nicht zwingend schlechtes Rollenspiel, wenn die Spieler totzdem die Freiheit haben, die Ideen ihrer Charaktere umzusetzen. Erst, wenn die Player Agency an den falschen Stellen (Selbstwirksamkeitserfahrung der Chars?) eingeschränkt wird, bewegen wir uns auf schwierigerem Territorium. Beim Sim-Training jedoch MUSS ich die Freiheiten einschränken, um höchstmöglichen Realismus und bestmögliche Reagibilität des Szenarios auf das Handeln der Teilnehmer zu erzeugen. Die Auswirkungen des eigenen Tuns werden hier wesentlich schneller und drastischer erfahrbar, um für das Handeln in realen Notfällen fit zu machen. Und das macht nicht immer so viel Spaß, wie etwa Rollenspiel, wenn sich alle auf einen Modus Operandi geeinigt haben. Es ist also nicht wider besseres Wissen, wenn ich sage – auch wir werden dem Motto „always game on!“ schon bald wieder huldigen…

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