New Work N°15 – Let’s do this AI-thing…

Ich war heute Morgen in der Stimmung zum Cheaten, also habe ich Chat.GPT 3.5 gefragt worüber ich heute bloggen sollte. Natürlich habe ich das Ganze ein bisschen spezifiziert und den Auftrag auf den Bereich „Kreativität und AI“ eingegrenzt. Ich will euch die Ergebnisse nicht vorenthalten:

Exploring the intersection of AI and the creative process can be a fascinating and engaging topic for a blog post. Here are some specific ideas you might consider:

1) AI in Art and Design:

Discuss how AI is being used in various forms of art, such as visual arts, music, and literature. Explore specific examples and the impact AI has on creativity in these fields.

2) Creative Collaboration with AI:

Explore how artists and creators are collaborating with AI tools to enhance their work. Highlight case studies where AI has played a role in co-creating content with human artists.

3) AI and Writing:

Dive into the ways AI is influencing the writing process. Discuss AI-generated content, writing assistance tools, and the implications of using AI in creative writing.

4) Ethical Considerations:

Address the ethical concerns surrounding the use of AI in the creative process. Discuss issues such as attribution, ownership, and the potential for bias in AI-generated content.

5) AI Tools for Creatives:

Create a list of AI tools that can aid creatives in their work. This could include tools for generating ideas, enhancing designs, or even assisting with the editing process.

6) The Future of Creativity with AI:

Speculate on how AI might continue to shape the future of creativity. Discuss emerging trends and potential advancements in AI technology that could impact the creative process.

7) Challenges and Limitations:

Explore the challenges and limitations of integrating AI into the creative process. Discuss instances where AI may fall short and the ongoing efforts to overcome these obstacles.

8) AI and Innovation:

Discuss how AI is contributing to innovation in various creative industries. Explore how it's enabling new forms of expression and pushing the boundaries of traditional creative disciplines.

Remember to include examples, case studies, and practical insights to make your blog post informative and engaging. Additionally, consider incorporating visuals, such as images or infographics, to enhance the reader's understanding of the concepts you discuss.
Netzwerkblume… 😉

Chat-GPT 3.5 ist das frei verfügbare Tool, für dessen Nutzung man sich lediglich auf Open AIs Webseite registrieren muss, und schon taucht der Eingabeprompt auf. Was mich an den obigen Antwort am meisten fasziniert, ist die Tatsache, dass „Die Maschine“ in ihrer Vorschlagskiste auch, oder vor allem, die bereits kontrovers diskutierten Fragestellungen nicht ausklammert (siehe etwa Punkt 4). Nun sind wir noch eine Weile davon entfernt, dass künstliche Intelligenz ein eigenes Bewusstsein erlangt, aber die Tools, die irgendwann möglicherweise dazu führen werden, sind zum größten Teil bereits vorhabenden (schaut euch mal diese Simulation eines neuralen Netzwerkes an). Irgendwann wird jemand herausfinden, wie dieses sich kombinieren lassen, um den finalen Schritt zu gehen. Die wichtigste Frage, die keiner so recht beantworten kann oder will, ist jedoch: wird dieses neue Bewusstsein den Weg des Prometheus nehmen und uns Menschen als Vordenker und Bringer eines neuen Funken helfen, besser zu werden; oder doch den von Frankensteins Kreatur, die von blindem Streben getrieben anfängt zu töten, um schließlich ihre eigenen Fehler zu erkennen, und sich selbst ein Ende zu setzen. Wenn man so will, hat Mary Shelley diese Frage vor über 200 Jahren in ihrem Buch vorweg genommen. Manchmal lohnt es sich doch, die Klassiker noch mal neu zu lesen…

Ich glaube nicht, dass ich solche Fragen sinnvoll oder umfänglich beantworten kann. Da ich jedoch sowohl im Beruflichen als auch im Privaten ein Geschichtenerzähler bin, reizen mich die Möglichkeiten der aktuell verfügbaren Technik immens; und ich bin dabei bereit, wenigstens ein bisschen mit dem prometheischen Feuer zu spielen, denn die aktuellen Large Language Models – wie eben Chat-GPT – lernen ja durch die Interaktion mit Nutzern dazu. Will heißen, wir sind jetzt im Bereich des Beta-Testes angelangt, wo Nutzer durch die Interaktion das Maschinenlernen beschleunigen und befördern. Über die Frage, ob AI in der Arbeitswelt eine Rolle spielen wird oder nicht, sind wir längst hinaus. Der Geist ist aus der Flasche, die Büchse der Pandora offen – wie wir damit umgehen, wird darüber entscheiden, ob daraus Gutes erwächst, oder eben Unheil. Auch in der Kreativ-Branche, oder besser vor allem dort, wird derzeit heiß diskutiert, was das alles bedeutet; und doch nutzen laut einer Befragung bereits 83% der Beschäftigten auf die eine oder andere Art und Weise AI. Das soll nicht wie Zweck-Fatalismus klingen. Es ist eher eine Feststellung, dass wir Menschen schon immer sehr gut darin waren, neue Techniken zu entwickeln, diese zum Einsatz zu bringen – nicht selten gleich zur Waffe bastardisiert – um uns erst DANACH zu fragen, was wir eigentlich gerade getan haben. Der große Unterschied, etwa zu Oppenheimer und der Bombe ist, dass die Dinge HEUTE im großen Theater der antisozialen Medien und des dauerdurchbrennenden Hechel-Journalismus nicht ernsthaft diskutiert oder durchdacht werden, und trotzdem jeder eine Meinung dazu hat; unabhängig davon, wie gut oder schlecht informiert dieses auch ein mag. Denn Reichweite bekommen Informationen heute viel schneller als früher – allerdings auch die FALSCHEN Infos…

AI verändert bereits jetzt den Modus Operandi vieler Bereiche, ohne, dass wir uns tatsächlich schon die Mühe gemacht hätten, ernsthaft über Technikfolgen-Abschätzung zu reden, oder gar verbindliche Regeln für den Umgang mit den Chancen und Grenzen von AI aufgestellt zu haben. Wie so oft rennen Philosphie und Jurisdiktion der technischen Entwicklung hinterher, weil Ingenieure in blinder Begeisterung „einfach mal machen“. Offenkundig steht Mary Shelleys „Frankenstein oder der moderne Prometheus“ als Hinweis auf die NOTWENDIGE Reflexion eigenen Tuns, BEVOR man es tut bis heute nicht sonderlich hoch im Kurs. Wie ausgesprochen schade. Vielleicht lege ich meine Hoffnung einfach darein, dass es genug Menschen wie mich gibt, die „Der Maschine“ Empathie beibringen wollen, bevor sie dereinst dann endgültig – und leider nicht vollkommen zu Unrecht – auf uns Menschen losgehen wird. Welcome to SKYNET! Und viel Spaß in der neuen Woche,

VLOG 06 – Oldschool Teacher…?

Habe mich im Rahmen meiner beruflichen Tätigkeit mal wieder mit Methoden und Techniken auseinandergesetzt und bin dabei zu der Erkenntnis gelangt, dass Oldschool nicht immer schlecht sein muss, wenn man die IDee mit etwas technichem Einsatz „aufbohrt“ und in ein frisches Gewand kleidet. Wie wär’s heute zur Abwechslung mal mit ein bisschen Overhead-Projektor-Feeling? Enjoy.

Homestudio Productions Indie Edition… 😉

Bienvenue en Provence N°4 – Quoi faire…?

Wenn man so bei Regen im Ferienhaus sitzt, was diese Woche an zwei Tagen der Fall war, hat man Zeit, sich mit seltsamen Dingen zu beschäftigen. Einerseits bedeutet Müßiggang in diesem Falle, ein wenig die guten alten Storyteller-Muskeln zu flexen und sich mal wieder an One-on-One-Pen’n’Paper zu versuchen. Mein Take auf 80s-Mystery-Horror-Action ist ein wenig anders, als in „Stranger Things“ oder „Tales from the Loop“, lässt sich aber ganz gut an. Vielleicht mache ich daraus ’ne Kampagne, wenn ich noch ein paar andere Leute angespielt habe. Man wird sehen. Andererseits habe ich natürlich Blogposts geschrieben, gelesen – und Zeit im Internet verdödelt. In letzter Zeit spült mir Insta häufig irgendwelche Leute in die Timeline, die entweder a) ihre „Coaching-Lehrgänge“ für Leute anpreisen, die schnelles Geld machen wollen b) ihre Online-Plattform für „Coaches“ anpreisen, die schnelles Geld machen wollen oder c) ihr „Coaching“ für Leute anbieten, die – wie könnte es auch anders sein – schnelles Geld machen wollen. Scheint fast so, als wenn die Welt nur noch aus Tradern, Influencern, Coaches und Leuten besteht, die „irgendwas mit Medien“ machen; und es überdies kinderleicht wäre, schnelles Geld zu machen. Allen Leuten, die mit Traden schnelles Geld machen wollen, empfehle ich folgendes Buch „Eine Billion Dollar“ von Andreas Eschbach. Stellt für einen Eschbach erstaunlich gut globale Wirtschafts-Zusammenhänge dar; und erklärt nebenbei, warum unser Reichtum mittelbar auf der Armut des globalen Südens beruht.

Brücken sind in jeder Hinsicht ein Symbol für das Erschließen neuer Wege!

Ich habe das vermutlich auch noch selbst ausgelöst, indem ich mich neulich online über die Möglichkeiten einer Berater-Ausbildung informiert habe. Mir schwebte dabei die Idee eines kurzen Akademie-Studiums mit einem universitäten Zertifkat als Abschluss vor, und nicht der andere Schischi, den man sonst so erwerben kann. Aber, wenn überhaupt, erst in einer größeren Weile. Und jetzt habe ich dauernd diesen Mist in meiner Timeline. Ich habe kein Interesse an schnellem Geld! Ich habe Interesse an nachhaltigem persönlichem Wachstum, und ich möchte mich dabei mit Ideen und Konzepten auseinandersetzen, deren Fokus NICHT auf MONEY, MONEY, MONEY liegt. Ich sehe mich selbst als Ermöglicher, als Trouble-Shooter, als Wege-Aufzeiger, Brückenbauer und ja, auch als Berater. Ich bin Erwachsenen-Pädagoge, da gehören die vorgenannten Dinge, wenn man seinen Job ernst nimmt, automatisch zur Beschreibung. Und doch haben mich diese ganzen Posts zum Nachdenken gebracht. Ich meine – wenn man eine digitale Lernumgebung, die es Leuten ermöglicht, Dinge besser tun zu können für ein, die Subsistenz absicherndes Micropayment abieten könnte, und besonders Benachteiligten über ein Sponsoring Lernen kostenfrei ermöglichen könnte (und ich bin sicher NICHT der erste, der auf solche Ideen kommt), könnten wir Bildung wieder ein Stück weit demokratisieren. Denn genau der Mangel an Bildung und Teilhabe, der durch Armut entsteht ist es, der die Fundamente unserer Demokratie erodiert. Manche Dinge müssen ohne Zweifel Geld kosten, weil es nicht umsonst ist, sie zu produzieren, zu hosten und zu vertreiben. Aber meine Absicht wäre nicht, damit Unsummen Geld zu verdienen, denn ich habe einen guten Job. Aber vielleicht so viel, dass ich den guten Job irgendwann reduzieren und mich anderen wichtigen Fragen widmen kann.

Im Moment wälze ich einfach nur unreife und spinnerte Ideen, aber ganz sicher werde ich mich, wenn ich wieder etwas Zeit und einen Kopf dafür habe, um die Reifung jener eben beschriebenen Konzepte bemühen. Es erscheint mir die Mühe wert, weil es mein Weg sein könnte, der Gesellschaft etwas von dem zurückzugeben, was ich ihr verdanke. Und ich möchte diesen ganzen selbstdarstellernden Menschen auf Insta eines mitgeben: ihr mögt eure Motive hinter vielen wohlklingenden Worten verstecken, die Werte suggerieren; ich kann nur einen einzigen Wert erkennen, der euch wirklich interessiert: euch selbst. Und da gehe ich nicht mit, denn der schnellste Weg, viel für sich selbst zu erreichen, führt immer über den Rücken Anderer; ein Umstand, den ihr immer gerne unterschlagt, wenn ihr von euren „Erfolgen“ berichtet. Lasst uns doch stattdessen die antisozialen Medien zur Abwechslung mal wirklich für etwas soziales nutzen und Bildung demokratisieren, anstatt sie zu monetarisieren. Ich fänd’s gut! Und ihr so…?

Bienvenue en Provence N°3 – Kairos…

Nö, ich habe mich NICHT bei der Haupstadt Ägyptens verschrieben. „Kairos“ ist der griechische Ausdruck für einen günstigen Moment; dieses „genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort die richtige Idee haben“-Ding, welches im Ergebnis dazu führt, dass z.B. ein Bill Gates stinkreich ist – und ich nicht. Na ja, dieser Vergleich unterschlägt natürlich einige Details, aber der Grundgedanke ist, dass man „das Richtige“ tut, wenn der Moment dafür gereift ist, oder sich eine günstige Gelegenheit aus den Geschehnissen heraus ergibt. In diesem Sinne ist der Kairos also nicht notwendigerweise das Ende einer langwierigen und komplizierten Planung (obwohl das durchaus möglich sein kann), sondern er realisiert sich nicht selten auch darin, die Umstände lesen und geschickt reagieren zu können. Louis Pasteur sagte zwar sinngemäß, dass das Glück mit den gut Vorbereiteten sei, aber auf mache Gelegenheit bereitet dich nichts vor. Manchmal ist es dann der Sprung vom Kopf des Löwen, wenngleich es eher selten um den Beweis von Würdigkeit geht. Wir suchen im Alltag aber auch nur selten den heiligen Gral.

Was ist wichtiger – Hintergrund oder Vordergrund…?

Doch, was ist dieses „Richtige“. Es geht ja hier und jetzt um günstige Gelegenheiten, und nicht etwa um Moral – oder…? Frage ich Adorno, kann es natürlich kein richtiges Leben im Falschen geben – wobei er sich dabei, entgegen der Alltagsverwendung des Zitates zunächst lediglich auf die Ästhetik des Wohnraumes bezog. Die Frankfurter Schule hat sich halt auch mit Fragen des Alltags befasst. Doch im Grunde lässt es sich auch auf die Kant’sche Suche nach der Moral übertragen. Denkt man jedoch Adorno kurz zu einem vorläufigen Ende und fügt ’ne nicht zu knapp bemessene Prise Marx hinzu (Erst kommt das Fressen, dann die Moral), dann wird klar, dass die äußeren Umstände unseres Lebens, also die Art, wie wir unser direktes Lebensumfeld gestalten (wollen würden), eine Reflektion unserer inneren Umstände darstellen. Ich nehme noch eben den Bourdieu für eine Tasse „Notwendigkeits-Geschmack“ aus dem Regal, und schon wissen wir, dass diese Darstellung in aller Regel durch unsere wirtschaftlichen Grenzen (nennt es Klasse, Milieu, Stand, ganz wie euch bleiebt) deformiert wird. Das ist Moralsozialisation in a nutshell: wir sind eine Mischung aus dem, was andere uns vormachen/anbieten, den daraus destillierten individuellen Wünschen und dem, was wir uns tatsächlich leisten können. Denn ohne den ganzen weltlichen Tünnef sind wir alle – zumindest größtenteils – gleich geschaffen…

Moral ist aber eine entscheidende Komponente, wenn es um das Richtige Tun (oder Lassen) im richtigen Moment geht. Den Kairos zu erkennen ist das Eine. Sich „richtig“ zu entscheiden das andere. Denn zum einen überschätzen wir üblichwerweise unsere Fähigkeit zur objektiven Einschätzung von Chancen und Risiken eines gegebenen Sachverhaltes Xn maßlos (lest Daniel Kahneman „Schnelles Denken, langsames Denken“, dann wisst ihr, was ich meine); zum anderen unterstellt allein der Begriff „günstige Gelegenheit“ per Konnotation für die meisten lediglich eine Chance auf wirtschaftlichen Gewinn. Von moralischen Gewinn durch Solidarität, Altruismus, Bedürfnisverzicht, etc. ist da beinahe nie die Rede. Weil so viele von uns gar nicht mehr wissen, was diese Begriffe bedeuten. Ihr wolltet doch noch wissen, warum ich gestern behauptet habe, (zumindest die meisten) Menschen zu hassen. Da habt ihr eure Antwort: weil Menschlichkeit unter Menschen zu oft nur noch eine untergeordnete Rolle spielt. Wenn solche Mitmenschoiden einen Kairos erkennen, ist dieser stets nur mit dem persönlichen Vorankommen verknüpft, selten bis nie jedoch mit einem übergeordneten Wert für die Gesellschaft, deren Teil sie trotzdem immer noch sind; so sehr sie sich auch gegen diese Erkenntnis wehren mögen.

Ob ich selbst wirtschaftlich günstige Gelegenheiten beim Schopfe packe…? Ein paar Mal in meinem Leben tat ich das und ich kann sagen, dass ich mich nicht dafür schäme, weil ich denke, die Vorteile, welche ich daraus ziehen durfte, durch mein Tun für diejenigen, welche sie mir gewährten umfänglich ausgeglichen zu haben. Man kann gewiss immer noch ein bisschen mehr auf die Haben-Seite des eigenen Karma-Kontos einzahlen, aber ich bin diesbezüglich mit mir ziemlich im Reinen. Bedauerlicherweise denken das jene, die eigentlich deutlich in der Karma-Bringschuld sind, vermutlich ebenso…! Man könnte mir nun natürlich einen Wahrnehmungsbias unterstellen, da wir doch alle eine positive Geschichte unseres Seins erzählen wollen. Identitätsbestätigung und so. Aber ich erlaube mir folgende Entgegnung: kehrt erst mal vor eurer eigenen Tür! Danke. Ansonsten versuche ich, auch jene Chancen zu ergreifen, die andere, oder wahlweise eine gute Sache voranzubringen versprechen. Und als Lehrer und Leitungsperson habe ich dazu durchaus Gelegenheit. Mir wäre es aber vor allem wichtig, dass sich andere auch für diese Sicht der Dinge begeistern können. Ihr hättet jetzt die Gelegenheit, euch die Frage zu stellen, ob es für euch – neben euch selbst – noch etwas anderes gibt, was euch wichtig genug ist, nach den richtigen Gelegenheiten Ausschau zu halten und etwas zu tun, wenn sich welche ergeben. Ich würde mich freuen, davon zu hören.

Bienvenue en Provence N°2

Ist es nicht komisch, dass man woanders hinfahren zu müssen glaubt, um sich selbst finden zu können? Ich meine – man sucht seine verlegte Brille, die Haustürschlüssel, die neue Versicherungskarte oder das Einladungsschreiben zum Elternabend ja auch nicht in Südfrankreich, Irland oder sonstwo, sondern in der heimatlichen Hütte. Eine Sicherheit, sein selbst im Weinkeller eines Häuschens in der Provence zu finden gibt es nicht. Die Wahrscheinlichkeit hängt vermutlich proportional vom Konsum ab – je mehr, desto liegend. Geld kosten die Dinge woanders auch. Und Kinder (egal ob Puber-Tier oder die Vorversion davon) geben einem nicht selten das Gefühl, dass man auch genausogut nur hätte bis zum Nachbarort fahren müssen. Es gibt also eine Menge Gründe, die dagegen sprechen, überhaupt in Urlaub zu fahren; fliegen kommt eh nicht in Frage und auf Kreuzfahrt dürfen meinetwegen Piraten gehen. Wenn DIE dabei so eine Aida Schwabladilusa, oder wie diese dämlichen Glitter-Pötte mit eingebauter Kleinstadt voller uniformer Pauschaltouri-Honks nun heißen in die Finger kriegen, trifft’s vermutlich keinen Falschen. Missverstehen Sie mich ruhig richtig – ich finde Kreuzfahrtschiffe und das ganze Drumherum noch hässlicher und entsetzlicher, als irgendwohin zu fliegen. Aber wir waren beim in Urlaub fahren, so wie: mit dem Auto. Ja, das schränkt den Radius ein, schont aber auch das Klima. Doch selbst, wenn man mit dem Auto zu einem sorgsam ausgewählten Selbstversorger-Ferienhäuschen fährt, sind da auf der Straße und an manchen Orten, die man vielleicht besuchen möchte, andere Menschen.

Forteresse St. André – Villeneuve-lès-Avignons

Ich bin nicht nur immer wütend – ich hasse auch Menschen! Die wenigen Ausnahmen, die ich in meiner Existenz dauernd dulde, sind dort entweder, weil ich sie lieben gelernt habe, weil sie irgendwie mit denen verwandt sind, die ich lieben gelernt habe, oder weil die Notwendigkeit des Geldverdienens uns zu Gefährten in diesem Wahnsinn namens Existenz gemacht hat – manchmal auch mehr als eines davon. Andere vorgebliche Mitglieder der Spezies Homo Sapiens sapiens – vulgo Kollegen im weiteren Sinne, Klienten, Schülers, etc. – mit denen ich mehr als nur ein bisschen umgehen muss, bekommen von mir jede Chance, sich dieses Privileg der dauerhaften Duldung zu erarbeiten; doch nicht wenige scheitern, weil sei denken, die Benutzeroberfläche und das Innenleben seien identisch. Menschen, bei denen ich etwa einkaufe, oder andere Dienstleistungen beziehe, kann ich glaubhaft das Gefühl von Nettigkeit und Zugewandtheit vermitteln. Aber andere Touris? Die rangieren bei mir auf einer Stufe mit Putin, Trump, Erdogan – dieses nervtötende, gemeingefährliche Gelichter kann weg. Am besten vor allem weit weg vom Inhalt meines Kamera-Suchers. Denn ich suche mich selbst, und die von mir gewählten Objekte sind Spiegel dessen, womit sich mein Unterbewusstsein gerade auseinandersetzt. Da kann ich Fremde beim besten Willen nicht gebrauchen. Ich hol mir ja auch keine Leute von der Straße, um mit denen Weihnachten zu feiern.

Rückseite des Palais Papale in Avignon

„Ach, er nun wieder mit seinem misanthropen Gelaber!“, höre ich den Chor der Genervten aufbranden. JA, ABER WIE ZUM HENKER SOLL MAN DENN AUF DIESE KACKBRATZEN SONST REAGIEREN? Sie stehen überall im Weg, lassen ihren Schmutz fallen, wo es ihnen beliebt, können kein Schild respektieren, auf dem steht „… hier verboten!“, bzw. interpretieren nämliches Ver-/Gebot als Einladung zu dessen Übertretung, mockieren sich über andere, die sich an nämliche Ver-/Gebote halten – und sie sehen nicht selten zum Kotzen aus. WANN KÖNNEN WIR ENDLICH MIT SOCKEN IN ADILETTEN AUFHÖREN IHR GESTÖRTEN PAPPNASEN? Butter bei die Fisch: ich bin mit meinen T-Shirts, Hosen, Pullis, Jacken, Sneakern in weitestgehend gedeckten Farben sicher keine Fashion-Ikone – aber ich mag Querstreifen, knallige Farben auf allem und jedem, Motto-Hüte/Kappen und vor allem Adiletten nicht tragen, weil’s Scheiße aussieht. Und zwar auch an Fitness-Influencern*innen. Stil ist nicht das Dings unten an der Blume, wisst ihr…? Es läuft auf Folgendes hinaus: es gibt ein paar wenige Menschen, die ich wirklich gern habe – alle anderen könne mich mal gernhaben!

Der Palais Papale von der Festung aus…

Ich bin vermutlich einer von diesen Typen, die sich selbst für eine relativ lange Zeit genug sein können, ohne irgendwas nennenswert zu vermissen. Ich ziehe deswegen sicher nicht in eine Einsiedelei im Wald – dazu habe ich das moderne Stadtleben mit seinen Vorzügen hinsichtlich Ver- und Entsorgung einfach viel zu gern. Und jene, die mir etwas bedeuten möchte ich auch um mich haben – also zumindest zu gewissen Zeiten. Aber dieser ganze andere Gen-Schrott, der sich, nur noch um sich selbst drehend, auf dem Highway ins Verderben immer noch nach besserem Asphalt und der Aufhebung des Speedlimits brüllt… der darf mir gerne so lange wie möglich vom Halse bleiben. Denn gegenwärtig sitze ich in einem solchen, weiter oben erwähnten provenzalischen Häuschen und kann das Interaktionsniveau recht gut regulieren. Es gibt allerdings keinen eigenen Weinkeller, was einen dazu nötigt, beim Händler im Ort einzukaufen. Doch irgendwie macht es mir Spaß, von Tag zu Tag einzukaufen, zu kochen, zu denken, zu plann, zu leben. Ob ich mich selbst dabei (wieder)finde? Einige Befunde – ein erhöhtes zweckfreies Kreativitätsniveau, sowie ein Gefühl von heiterer Gelassenheit, wenn ich meine Ruhe habe – deuten darauf hin. Ob’s so bleibt? Wir werden sehen. Für’s Erste versuche ich die Befürchtung beiseite zu schieben, schon am kommenden Montag wieder hart landen zu müssen. Und bleibe gelassen, auch wenn für morgen Regen angesagt ist; man muss ja, wie bereits festgestellt, nicht dauernd umhergondeln, um Urlaub zu haben. Wir hören uns.