and in particular…

„Wählt mich, dann rette ich die Bäume auf dem Rheindamm!“ Betrachten wir diese Baden-Württembergische (besser Mannheimische) Wahlkrampfphrase doch mal etwas genauer. Sich mit einem lokal- oder bestenfalls regionalpolitisch interessanten Thema für den Landtag profilieren zu wollen, halte ich für bedenklich. Es offenbart eines der Probleme unserer parlamentarischen Demokratie – nämlich die klassische Klientel-Orientierung. Als Kampfbegriff immer wieder gerne vor allem gegen die FDP ins Feld geführt (die betteln aber mit ihrem Lobbygetue auch immer wieder darum) offenbart sich hier die Bigotterie anderer etablierter politischer Kräfte. Und konsequent zu Ende gedacht wäre Klientel-Politik auch nicht weiter schlimm, wenn man bei der Auswahl der Klientel ein gewisses Augenmaß walten ließe. Das passiert allerdings selten, weshalb Klientel-Politik in den Köpfen vieler Menschen – nicht ganz zu Unrecht – mit Lobbyismus im schlechten Sinne des Wortes gleichgesetzt wird.

Nun ist der Spruch „Meine Jacke ist mir näher als dein Hemd“ selten einfach so dahin gesagt. Schauen wir auf den oben erwähnten Wahlslogan, betrifft das meine „Hood“; und die Menschen hier wünschen sich vor allem eines, nämlich dass ihre „Hood“ so hübsch und damit so lebenswert bleibt, wie sie das momentan ist. Bei nicht wenigen Anwohnern im direkten Eingriffsbereich der anstehenden Dammsanierung, der die Bäume zum Opfer fallen sollen, kommt jedoch noch etwas Anderes dazu: jahrelange Bauarbeiten und ein nicht unerheblicher Eingriff in die Landschaft werden evtl. den Wert ihrer Immobilien in derzeitiger Premiumlage mindern. Und da kommen halt handfeste wirtschaftliche Interessen ins Spiel, die dazu führen, dass den Allermeisten dort der Umwelt- oder Landschaftsschutz vermutlich am Arsch vorbeigeht, wenn nur jemand ihre feinen Kapitalanlagen erhält…

Kommen wir zurück zu Regional- und Landespolitik. Zweifelsfrei kann man als MdL mehr Einfluss geltend machen, denn als „einfacher“ Stadtrat. Nichtsdestotrotz ist die thematische Verengung auf lokale Themen ein Problem, bei dem man sich mit Recht fragen darf, wie sich solche Politiker denn später mal ins Zeug legen für Themen, die nicht ihre persönliche „Hood“ betreffen. Zumindest könnte ein derart geführter Wahlkampf diese Frage aufkommen lassen. Nun werden die Menschen in ihrem jeweiligen Wahlkreis (ob der nun Heimat ist, sei mal dahin gestellt) für diesen Wahlkreis gewählt. Oder halt auch nicht. Was passiert, wenn man sich eng auf heimatnahe Partikularinteressen einlässt? Ist man dann tatsächlich noch ein, nur seinem Gewissen (und der Parteidoktrin) verpflichteter Volksvertreter? Muss man das überhaupt sein, oder ist es OK, wenn man bei jeder sich bietenden Gelegenheit die Interessen seines Wahlkreises voran stellt, und sich genau dafür auch wählen lässt? Quasi „MONNEM FISRT!“? Wohin das andernorts geführt hat, muss ich hier hoffentlich jetzt nicht aufwärmen…

Mir jedenfalls fehlt bei einem solchen Wahlkampfslogan (ich habe diesen hier zugegeben etwas überspitzt dargestellt) die Redlichkeit, auch zu sagen, dass die Wahrscheinlichkeit, dass die Lindenhöfer Partikularinteressen gegen den erklärten Willen der Landesregierung obsiegen könnten, tendenziell eher gegen Null geht. Und das sage ich nicht ohne Bitterkeit. Ich habe keine Immobilie, weiß die Landschaft aber sehr zu schätzen und kann mir einfach nicht vorstellen, dass bereits alle anderen Lösungen zu Ende gedacht wurden, sondern man einfach die Billigste durchsetzen möchte – oder die, deren Ausschreibungsgewinn einem Parteifreund nützen würde. Bei den Baden-Württembergischen Grünen weiß ich es nicht mit Sicherheit, aber unserer „CDU de Ländle“ traue ich nach den Erfahrungen mit den ehemaligen „Landesvätern“ Filbinger, Oettinger und Mappus alles zu! Hab ich erwähnt, dass es der SPD-Kandidat ist, der hier mit dem Slogan wirbt. Ich glaube ja, so wird das mit Grün-Rot nichts.

Der französische Schriftsteller Henri Tisot soll mal gesagt haben „Bei Politik und Fischsuppe schaut man besser nicht zu, wie sie gemacht werden.“ Die Allermeisten Menschen halten sich anscheinend an dieses Diktum und lassen sich darum nur zu gerne mit Blendwerk von der notwendig unschönen Realität des Kompromisses als höchster Kunstform der Politik ablenken; meistens ungefähr so lange, bis eine Entscheidung ihr direktes Lebensumfeld in unangenehmer Weise tangiert. Wir sind zuallererst immer Mitglieder unserer „Hood“, weil systemisch zu denken, über den Tellerrand zu schauen und andere Perspektiven mit zu bedenken viele Menschen leider hoffnungslos überfordert; und da nehme ich mich selbst bei diversen Gelegenheit explizit nicht aus. Es wäre jedoch an der Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, wie man dieser sozialen Realität in ihrer politischen Bearbeitung zu einer besseren Abbildung verhilft. Denn im Moment bleibt für mich erstmal nur das fade Geschmäckle von Symbol- und Klientel-Politik zurück, die niemanden so wirklich ans Ziel bringen wird. Schönen Frühlingsanfang…

Mehrschichtige Nachlese

Sechs Wochen eines durchaus nicht einfachen Schulblocks unserer ersten Klasse im Distanzunterricht sind vorbei; und das Resümee ist aus meiner Sicht ambivalent. Ich bin davon überzeugt, dass wir Fortschritte gemacht haben: die Schülerinnen und Schüler (SuS) hinsichtlich ihrer beruflichen Entwicklung und die Lehrenden, was das Transponieren Ihrer didaktischen Fähigkeiten in die digitale Welt angeht. Andererseits muss ich zu zugeben, dass mich manche Situationen negativ überrascht haben. Ich nehme daher drei wichtige Erkenntnisse aus dem abgelaufenen Schulblock mit:

  • Zukünftig verbindlichere Ansagen hinsichtlich der Rahmenbedingungen von Unterricht und Prüfungen treffen. Es ist immer noch Unterricht und der muss immer noch bestimmten (auch gesetzlichen ) Ansprüchen genügen. Das schafft für beide Seiten Transparenz.
  • Abstimmung des Workloads verfeinern. Nicht unbedingt für die SuS, das war so weit in Ordnung. Aber die Lehrenden mussten feststellen, dass der Arbeitsbedarf für das Übertragen des Unterrichts in die Digitalität unterschätzt wurde. In einigen Fällen sogar dramatisch. Insgesamt wird der Bedarf für Vor- und Nachbereitung des Unterrichtes in Berufsfachschulen oft und gerne klein geredet. Insbesondere, wenn es dabei auch noch um Personalschlüssel geht…
  • Die eigene digitale Methodenvielfalt noch verbessern. Videopräsentationen, Padlets, Online-Lernzielkontrollen, Desktop Publishing, sind schon ok. Podcasten kann ich auch, aber bei Lehrvideos gehen noch zwei drei Schippen mehr. Und H5P ist noch nicht zu meinem Freund geworden…

Wie ich hier so an meinem Schreibtisch stehe und diese Zeilen schreibe, während es draußen zwar deutlich kühler geworden ist, als noch Anfang der Woche, aber immer noch sonnig genug, um als angenehm empfunden werden zu können, brodelt es in mir. Und das gleich aus mehreren Gründen. Die aktuell gültige Corona-Allgemeinverordnung verbietet es mir, meine Schwiegereltern zusammen mit meiner Frau und den Kindern zu besuchen. Man muss dazu wissen, dass meine kleinere Tochter heute Geburtstag hat und meine Schwiegereltern deswegen eingeladen haben, noch die alte Regel im Kopf, dass Verwandte in grader Linie ja trotzdem dürfen. So was nennt man Dilemma. Wie ich damit umgehe, habe ich noch nicht abschließend mit mir selbst geklärt, werde es hier aber – aus hoffentlich verständlichen Gründen – auch bestimmt nicht mitteilen. (By the way: einer der Nachbarn meiner Schwiegereltern ist ein A****, mit dem mein Schwiegervater im Clinch liegt; der taugt bestimmt super als Blockwart.)

Ein anderer Punkt betrifft die beste Ehefrau von allen. Also, nicht sie selbst, sondern etwas, dass sie getan hat und das mich jetzt zugegebenermaßen nervt. Eine Person aus ihrem Arbeitsumfeld führte im ganzen letzten Jahr dazu, dass ich mir ihre zunehmend genervten Schilderungen des Verhaltens dieser Person anhören musste. Schließlich hat sie das in einem Fachforum im Internet kundgetan, dass irgendwie ableitbar war, um wen es dabei geht – das war zwar nicht clever, aber menschlich verständlich. Dafür hat sie nun einen Mini-Shitstorm geerntet, der wiederum bis zu mir durchdringt – und ganz ehrlich: ein paar Leute würde ich gerne schütteln! Z. B die Person, deren Gedankenlosigkeit und Egoismus zu so viel Frust geführt haben; und die jetzt auch noch eine Entschuldigung verlangt. Oder andere Menschen am Arbeitsplatz, die keine Konsequenz gegenüber dem gedankenlosen Verhalten dieser Person gezeigt haben. Denn diese Ansammlung an Indolenz, Egoismus und Gedankenlosigkeit VERSAUT MIR IN DER KONSEQUENZ VERDAMMT NOCHEINS MEIN WOCHENENDE! Und auf sowas kann ich gar nicht…

Zweifellos müssen immer mehrere Menschen Fehler machen, bis es zu sowas kommt und wer ohne Schnitzel ist, werfe das erste Schwein. Aber man darf im Arbeitsumfeld so ganz allgemein erwarten, dass a) Auszubildende sich an Anweisungen und Regularien halten und b) Ausbilder auch Anweisungen erteilen, Regularien aufstellen und deren Nichtbeachtung sanktionieren. Passiert Beides nicht in erwartbarem Umfang, darf man sich nicht wundern, wenn es am Schluss nicht so gut läuft, wie es hätte laufen können, wenn alle ihren Pflichten nachgekommen wären. Das ist in meinem Arbeitsumfeld im Übrigen ganz genau so. Ich verweise auf das oben Gesagte bezüglich verbindlicher Aussagen. Verbindlichkeit ist im Ausbildungsverhältnis nicht etwa eine von diesen ewig gestrigen, preußischen Tugenden, die der Gängelung der Auszubildenden dienen, sondern eine Richtschnur, die für alle Beteiligten Klarheit schafft.

Merkt man, dass ich koche? GUT! Klartext: die betreffende Person interessiert mich nicht! Ihr weiterer Weg interessiert mich nicht! Und was diese Person über meine Worte denkt, interessiert mich auch nicht! Aber weiter meine Frau zu gängeln und mir damit das Leben sauer zu machen, wäre für mich die deutliche Äußerung des Wunsches nach Ärger! Mal schauen, ob ich mir dieses beschissene Wochenende noch schön saufen kann. Bleibt sauber und gesund. Tollen Tag noch.

Voll von der Rolle

Ich war gestern mit der besten Ehefrau von allen und den „lieben Kleinen“ in einem der städtischen Parks. Man muss dazu wissen, dass hierorts die Stadtverwaltung den, ansonsten kostenpflichtigen Eintritt derzeit aus Gründen der sozialen Ruhe umsonst gestattet, dafür aber eine Tagesobergrenze für die Besucherzahl verordnet hat (ob DAS tatsächlich dem sozialen Frieden dient, weiß der Teufel). 2500 dürfen in den kleineren der zwei Stadtparks (ein Gelände von ca. 21 Hektar), was dazu führte, dass sich der Besuch ziemlich ruhig angefühlt hat. Fand ich OK, Menschenmassen gehen mir eigentlich immer auf den Sack. Es war sonnig, beinahe frühlingshaft (noch mal zur Erinnerung – heute ist der 21.02! Februar als kältester Monat und so…) und wir hatten unseren Spaß: Spielplatz, Viecher, Latte Macchiato, Liegestühle – läuft.

Wie ich so in dem Liegestuhl tat, wofür der gemacht ist (nämlich liegen), wies mich meine Frau irgendwann darauf hin, dass ihr aufgefallen sei, dass da viele kleine Mädchen Fußball spielen würden. Tatsache. Sie taten dies übrigens nicht nur mit ihren Vätern, weil die halt keine Söhne bekommen hätten (das sagte ich mehr so im Scherz dahin), sondern auch mit ihren Müttern. Ich begann nachzudenken, und zwar über Rollen. Was ist heutzutage ein Mann? Das generische Maskulinum wird nach und nach aus dem Duden verschwinden, allenthalben wird über Frauenquoten o. Ä. diskutiert und Frauen dringen in alle Domänen ein, die Männer einstmals für ihre Selbstdefinition requiriert hatten. Kann man mit einem „Gut so, weitermachen!“ abtun, und weiter rumliegen, aber dann bleibt immer noch diese Frage: Was ist heutzutage ein Mann? Oder besser: worüber definiert Mann sich als Mann?

Lassen wir erst mal den Umstand beiseite, dass das mit der Gleichberechtigung leider noch eine Illusion ist, deren Erfüllung in weiter Ferne liegt. Dennoch hat sich das Rollenbild des Mannes bereits nachhaltig geändert. Aber es gibt sie ja eigentlich gar nicht diese eine Rolle „Mann“. Ich habe z. B. Vater, Lehrer, Schüler, Chef, Untergebener, Freund, Feind, Kollege, Ehemann, Mentor, Spaßvogel, Sohn und noch ein paar mehr drauf. OK, Sohn nicht mehr wirklich, da ja beide Elternteile mittlerweile beim großen Manitou sind. Falls es tatsächlich ein Jenseits geben sollte, möge hen Schöpfer:inx ihren Seelen gnädig sein. Und mir das auf die Schippe nehmen des Genderns verzeihen. Ich denke ja, SIE ist schwarz… Was jedoch nun das Thema Rollenrepertoire anbelangt, müsste eigentlich jedem klar sein, dass die Rolle „Mann“ viele unterschiedliche Anteile aus den weiter oben genannten in sich vereint. Und keinesfalls ein statisches Konstrukt ist. Aber auch darüber habe ich schon so oft gesprochen, dass es fast langweilig ist.

Wie ich also gestern den jüngeren Vätern zusah, dachte ich so bei mir, dass meine Kindheit so vollkommen anders war – und doch irgendwie gleich. Weil das, was von außen auf uns Männer projiziert wird und das, was tatsächlich in uns stattfindet nicht selten aber auch gar nichts miteinander zu tun haben. Ich glaube ja, dass dieses Rollenbild „Mann“ eine Schimäre ist, die sich aus falschen Vorstellungen, Idealbildern, Träumen, aber auch Verachtung und Neid, etc. zusammensetzt, und letztlich immer eine Projektion von außen bleiben muss. Das Teuflische daran ist, dass nicht wenige Männer den Trugbildern erliegen und dann meinen, tatsächlich so sein zu müssen, wie es den durchgemixten Gehirnficks verschiedenster Menschen mit Sendungsbewusstsein entspricht. Kopieren war halt schon immer einfacher, als selber machen. Das Ergebnis? Männer die sich komisch verhalten, weil sie denken, dass ihre Männlichkeit von anderen – nämlich DEN MÄNNERN (wer auch immer das sein mag?) – definiert werden muss und Beobachter unterschiedlichster Geschlechts-Identitäten, die sich fragen, was das soll…

Zur Klärung: ich bin ein weißer Cis-Gender-Mann etwas über Mitte 40. Also wirklich bestes Material für den Absturz in eine Midlife-Crisis und das Absondern verachtender Kommentare zu komplexen Geschlechts-Identitäten und deren noch komplexerer Abbildung in unserer Alltagssprache. Vielleicht liegt es tatsächlich daran, dass es immer weniger Orientierungspunkte gibt, die einem zumindest eine vage Idee davon geben, was Mann sein für einen selbst bedeuten kann. Man bekommt ja heute – ganz Beck’sche „Risiko-Gesellschaft“ – von Kindesbeinen an einen medialen Gemischtwarenladen vor die Nase gehalten und soll am Besten alleine und möglichst schnell rausfinden, wer und vor allem was man ist. Zum Teufel, ich bin heute noch nicht so weit und ich bin schon 46! Was soll die Scheiße? Um es weniger verschwurbelt auszudrücken – die Kerle taten mir irgendwie leid. Gefangen in der Ambivalenz des „Dazwischen“ versuchten sie selbst ihr Zeichen zu setzen und gleichzeitig die Zeichen der anderen zu interpretieren, ohne dabei in irgendein politisch unkorrektes Fettnäpfchen zu treten. Da haben wir’s wieder, das gute alte Pogo-Hüpfen im Minenfeld…

Und die Mädchen mit den Fußbällen? Nun, ich hoffe, dass sie irgendwann zu Menschen heranreifen, denen es leichter fällt, sich in einer noch komplexer werdenden Gesellschaft zurecht zu finden, und den Männern ihrer Zeit helfen, die besten Männer zu werden, die sie dann sein können. Einstweilen versuche ich – genau wie hoffentlich noch ein paar meiner ungefähr gleichalten Geschlechtsgenossen – nicht zu viele Fehler zu machen, der Midlife-Crisis auch weiterhin auszuweichen und irgendwann wirklich herauszufinden, wer ich bin, warum und falls ja wie viele. Wird nicht einfach, aber hey – ich bin doch Manns genug… 😉

Fresh from Absurdistan N° 32

So, jetzt bin auch ich (virtuell und implizit) von irgend so einem möchtegern-intellektuellen Rechtsaußen-Spacko bedroht worden. Es ist übrigens interessant. Am gleichen Tag hatte ich über die Beschwerde-Funktion von Facebook einen weiteren aus dem Feld gemeldet, der mich beleidigt hatte. Hat FB nicht interessiert, also nenne ich diese ganzen braunen Ar***geigen auch weiterhin, wie ich will. Wenn mich FB deswegen jemals sperrt oder mich einer von denen sonst wie privatrechtlich belangen will, fechte ich das bis zum BVG durch. Dieses Gelichter kann mich mal hintenrum heben – aber Obacht, ich bin schwer. Das könnte beim Orthopäden enden…

Es ist schon faszinierend, wie sehr der öffentliche Diskurs nicht mehr von Sachfragen, sondern nur noch von Dogmen und Emotionen beherrscht wird. Da kam ich dem Typ, der mich beschimpft hat doch glatt mit Fakten. Und was ist passiert? Nix! Noch nicht mal heiße Luft! Denn das ist alles was diese Typen drauf haben: nix außer Zahnbelag! Und doch muss ich gestehen, habe ich auch schon wieder die Schnauze voll von der Negativität. Und muss mir abends von der besten Ehefrau von allen sagen lassen, dass ich doch nicht alles lesen soll. Leichter gesagt, als getan. Die einzig gangbare Alternative wäre volle Abstinenz von FB und ähnlichem. Vor allem aber von FB. Und irgendwie ist das dann auch wieder so eine ambivalente Angelegenheit, denn es passieren ja auch durchaus positive Dinge dort. Und ein Grad an Vernetzung mit unterschiedlichsten Parteien, der anderweitig schwer aufrecht zu erhalten wäre. Aber ist es das wert?

Man bekommt heutzutage immerzu All-inclusive-Pakete angeboten. Das ist auch so eines: Vernetzung plus Verhetzung. Aber wenn man zu seiner Peer-Group sagt „Lasst uns mal was Anderes versuchen, weiterziehen, hier ist es nicht mehr schön!“ gibt es meist entweder überhaupt keine Reaktion, weil die Leute schon so verdammt lazy sind, dass es ihnen um Meilen am Popöchen vorbei geht; oder irgendeiner mopert rum, dass er dann die ganzen anderen Buddies auch zum Migrieren bringen müsste. Welche Buddies, verflixt? Meine persönlichen Netzwerke umfassen maximal zwei Dutzend Personen, von denen ich private Nummern, Mailadressen, etc. habe. Dafür brauche ich Fratzenbuch nicht. Und die Leute, bei denen man sich eh höchstens einmal im Jahr meldet (weil’s umgekehrt genauso ist) brauche ich einfach nicht in meinem Leben! Wenn man schon unbedingt etwas Minimalismus in sein Dasein bringen möchte, dann bitte nicht durch das unnötige Umgestalten der eigenen Hütte, sondern durch das bewusste Gestalten der eigenen Beziehungen. Bringt viel mehr!

Im Kern ist Facebook doch nur deshalb so groß geworden, weil Menschen dieses Gefühl haben, eine subjektive Leere in ihrer Existenz mit Bedeutung füllen zu müssen. Das ist noch nicht mal bewusst durchdacht, das passiert einfach. Aber was bedeuten Likes auf Facebook (außer einer kurzfristigen Stimulierung unseres Belohnungssystems)? Nichts. GAR NICHTS! Noch weniger, als sinnlose Bedrohungen durch irgendwelche Nazi-Spacken. Das ist alles nur virtuell. Stünde man sich in Persona gegenüber, wäre bei 99,99% dieser überlauten Heißdüsen die Luft raus, weil sie im tiefen Grunde ihres Herzens wissen, dass sich keine Sau für sie interessiert. Das geht mir mit meinen schlauen Sätzen hier in diesem Blog doch nicht anders. Nur dass ich all das hier tatsächlich in erstes Linie für mich und die Wenigen schreibe, von denen ich weiß, dass es sie interessiert. Der Rest kann mir gerne gestohlen bleiben.

Ist mein (oder auch euer) Absurdistan nach 31 vorangegangenen Posts aus dieser Rubrik tatsächlich noch „fresh“? Ich weiß es nicht, aber es fühlt sich nicht so an. Und wenn ich ehrlich bin, habe ich – um der Abwechslung Willen – einige Posts, die theoretisch dazugehört hätten gar nicht erst in diese Serie gepackt. Das Thema ist für mich nämlich abgeorgelt. Also, die Pandemie und die ganze Idiotie, die ringsum stattfindet, meine ich damit. Das Absurd schon seit einer ganzen Weile vor dem ersten Lockdown das neue Normal war, muss ich regelmäßigen Konsumenten meiner Pamphlete vermutlich nicht extra erklären. Und damit ist „Fresh from Absurdistan“ offiziell beendet. Ich stelle die Tage mal was thematisch Neues auf die Füße. Für heute wünsche ich einfach ein schönes Wochenende!

Schrei(b)blockade…

Der Monat Februar – nass, kalt, mithin zu weiten Teilen eklig zu erleben – ist schon wieder zu weit mehr als der Hälfte rum, und auf dem Zähler stehen bisher nur sehr wenige Beiträge. Und würde sich die Beitragszahl mit der Menge an medial umherfliegendem Mist messen müssen, müsste ich wohl sagen, dass ich meine Ziele weit verfehlt habe. Doch das hier ist keine Nachplappermaschine für den lausigen Content, den alle anderen auf ihren Seiten eh schon regurgitieren. Ich verstehe meine Bloggerei ganz im ursprünglichen Sinn nicht als Hinterhof- oder Westentaschen-Journalismus; auch wenn ich mich gelegentlich der so genannten großen Themen annehme. Nein, dass hier ist und bleibt ein Ort höchst privater Betrachtungen über den Scheiß der so passiert. Und wenn zu Hause viel Scheiß passiert, bleibt halt manchmal keine Zeit zum Betrachten…

Der vielerorts beübte Spagat aus Home-Office und Home-Schooling will – aller Übung zum Trotze – einfach nicht so recht funktionieren. Oder anders formuliert: versuche ich allen gerecht zu werden, indem ich meine Zeit gerecht aufteile, kann ich es am Ende einfach doch niemandem Recht machen, weil ich nicht so recht weiß, wie das funktionieren soll, so dass das ganze nicht so recht… ach ihr versteht schon, was ich meine, oder? Am Ende ist daran nichts gerecht, man wird niemandem wirklich gerecht und gerecht gegenüber jenen, denen man das aufbürdet, ist es ganz gewiss nicht. Die beste Ehefrau von allen freut sich so sehr, dass diese Woche in Baden-Württemberg Faschingsferien sind, weil es die Last für alle Beteiligten ein wenig reduziert. Eine einzige Woche lang…

Die Blockade rührt also mal wieder aus dem Workload… Obwohl, schreien könnte ich schon. Unter normalen Umstände bin ich vermutlich einer der vehementesten Karnevalshasser, die ich kenne. Diese ganze Verkleidungs-Schunkel-Sauf-Ichtuesoalswennichmalfreibin-Kacke ist mir dermaßen unerträglich, dass es kaum in Worte zu fassen ist. Und jetzt bin ich nach einem Jahr Pandemie tatsächlich so weit, dass ich die Jecken bedauere. Was zum Teufel ist mit dieser Welt nur passiert? Wie man es auch dreht und wendet – diese Jeckerei bleibt im Kern ein Ärgernis und passiert ja spätestens nächstes Jahr, so der Wahnsinn des Lebens bis dahin wieder in normalen Bahnen laufen mag von Neuem. Mal sehen, ob wir da nicht auch einen guten Grund finden, diesen Kram abzusagen. ich bleibe gespannt.

Ich habe ja letzthin vor allem aus dem Fernlehre-Nähkästchen geplaudert und will das hier jetzt nicht nicht noch mal aufwärmen. Nur so viel – es geht weiter und weiter und weiter. Aber auch da gilt, dass es gute und schlechte Tage gibt, denn man kann es nicht zwingen. Wer meint, dass Lehre aus dem immer gleichen Zusammenklatschen vorgegebener Inhalte besteht, dem kann ich Folgendes sagen: Ahnungslose Amateure. Denn so vielfältig wie das Leben, so vielfältig sind auch die Zugänge zu Wissen und Fertigkeiten. Und so schwierig, wenigstens den größten Teil der Insassen eine Lehrsaales am richtigen Punkt abzuholen. Mal davon abgesehen, dass mit anderer Leute Content arbeiten zu müssen, ein Krampf ist. Aber mein leben besteht ja nicht nur aus dem Lehren und Lernen… obwohl, im Moment irgendwie schon.

Das soll nicht als Klage daherkommen. Es ist nur so, dass die Dinge, die ich gerne tun würde mal wieder hinten runter fallen. Man kann sich nicht auf ein eigenes Schreibprojekt konzentrieren, wenn so viel Anderes erledigt sein will, wenn so viele Menschen sich an einen wenden, weil sie sich Hilfe erhoffen. Und viele haben ja auch alles Recht dazu, weil es zu meinen vornehmeren Pflichten gehört, beraten zu können und zu dürfen. Und doch wünschte ich mir manchmal, es wäre ein bisschen weniger hektisch und ein bisschen mehr, als wenn die Welt nicht Kopf stehen würde. Ich denke, ich habe jetzt tatsächlich den Corona-Blues. Ich habe – und man möge mir meine Fäkalsprache an dieser Stelle bitte verzeihen – von dieser Scheißdrecksverficktundzugeschissenen Kack-Pandemie die Schnauze gestrichen voll! Ich kann nicht mehr! Ich will nicht mehr! Und ich weiß nicht mehr weiter!

Wenn es nicht unangemessener, inhumaner, ekliger, absolut und vollkommenen beknackter Sozialdarwinismus wäre, würde ich langsam gerne sagen, lasst die Covidioten machen, was sie wollen. Die, die dran verrecken, verrecken dran – und fertig. Aber das ist natürlich zu kurz gedacht, unverhältnismäßig, egoistisch, blaschwalaberschätz… Lasst euch impfen, verdammt! Tragt eure Masken , Herrgottnocheins! Haltet euch an die Regeln, zum Henker! Und habt noch ein kleines bisschen Geduld. Wir haben ein Jahr überstanden. Dann packen wir den Rest auch noch. Und bis dahin wird halt über Zoom geprostet. (Und wenn mir jetzt einer wegen des Alkoholkonsums kommt…!) Tschüss und bis die Tage.

Erwachsen bilden N°29 – Content production

Schon drei Wochen haben wir jetzt Online-Unterricht durchgeführt. Im großen und ganzen muss man sagen, läuft es besser als ich gedacht hätte. Das technische Setup funktioniert in den allermeisten Fällen stabil, die Plattform, die zum Einsatz kommt ist zwar nicht wirklich intuitiv administrierbar, aber man kann das mit vertretbarem Aufwand erlernen; und das didaktische Mojo wächst mit seinen Aufgaben. Ich habe zwar schon Distanzlehre gemacht, aber das hier ist was Neues, Anderes und irgendwie macht es auch Spaß. Sicher, man kann praktische Lerninhalte nur begrenzt in einem reinen Online-Setting realisieren, aber zumindest die Themen sozial-kollaboratives Arbeiten und Output-orientierte Steuerung der Lernerfolge funktionieren bislang ordentlich. Vielleicht hat uns da auch ein wenig der Novelty-Factor geholfen.

Was allerdings anstrengt, ist die Content-Production. Um den Schülern motivierende und hilfreiche Anregungen geben und den Selbstlernprozess in die richtigen Bahnen lenken zu können, ist es notwendig, Materialien vorzugeben, an Hand derer sich die Lernenden durch den Tag und den Stoff arbeiten können. Weder Schüler noch Lehrer in der Erwachsenen-Bildung halten regelmäßig 6-8h Frontalunterricht am Tag durch – in einem Online-Setting schon zwei Mal nicht; weshalb ich mit vielen Gruppen- und Selbstlern-Phasen arbeite, während derer ich natürlich ansprechbar bin, um die auftretenden Fragen, Sorgen und Probleme direkt bearbeiten zu können. Was aber bedeutet, dass ich einerseits präsent bleiben muss, andererseits aber auch mit der Produktion der Lernhilfen beschäftigt bin.

Ein Beispiel: Für eine 20 – 25 Minuten lange, kommentierte PowerPoint© als Video gehen im Mittel etwa drei bis vier Stunden Arbeit ins Land: ein Storyboard schreiben, passende Grafiken zusammenstellen, bzw. anfertigen. Dann alles auf den Folien zusammenbauen, mit Texten versehen und am Ende schließlich einsprechen. Dann noch umwandeln und auf Youtube© hosten. Müsste ich die Dinger auf dem freien Markt verkaufen, wären die schweineteuer. Und würden vermutlich nicht gehen, weil man den Arbeitstaufwand ja nicht unbedingt sieht. Vieles visualisiere ich selbst, weil mit dem Stift zu denken mir erlaubt, Gedanken in Bilder zufassen. und Bilder sagen ja bekanntermaßen oft mehr als tausend Worte. Solche Präsentations-Videos sind aber auch nur ein Teil.

Manche meiner Schüler haben sich ein bisschen darüber lustig gemacht, dass ihr Arbeitsplatz besser ausgestattet sei, als meiner. Mal im Ernst – wie soll ich denn mit Twitch-Streamern mithalten… 😉

Auch Padlets© kommen natürlich zum Einsatz. Was bei meinen Kindern funktioniert, geht auch für junge Erwachsene in der Berufsausbildung; eingebettet in das Firmeneigene Moodle©, mit den Lernsitzungen in Big Blue Button© ergibt sich eine Lernumgebung, die reichlich Power für die Distanzlehre bietet. Neben der Eigenproduktion ist natürlich aber auch die sinnvolle Auswahl und Kuratierung weiterer Inhalte ein entscheidender Punkt, damit hier keine wertvolle Lernzeit verloren geht. Wie gut oder schlecht es gelaufen ist, werden wir gewiss erst mit etwas Abstand wirklich sagen können. Andererseits möchte ich mir nicht nachsagen lassen müssen, beim Distanzunterricht so gnadenlos versagt zu haben, wie viele Einrichtungen des allgemeinbildenden Schulwesens – welche Faktoren im Einzelfall auch immer dazu geführt haben mögen. Wir werden sehen. Zum Abschluss möchte ich noch ein paar Worte live sagen. Ansonsten: hope to c u soon!

Da war doch früher kein Teich…

… oder warum das Hochwasser am Rhein so faszinierend ist! Ich will an dieser Stelle ehrlich sein: ich finde Naturgewalten, so wie unfassbar viele andere Menschen auch, höchst beeindruckend und nicht selten auch bedrohlich. Wie ich heute Nachmittag mal kurz am Rhein entlang spaziert bin, um den Kopf frei bekommen zu können, irritierte es mich, dass die sichtbare Wucht des Wassers mir keine Angst machte. Objektiv betrachtet sind der Pegelstand und die Fließgeschwindigkeit im Moment heftig. Aber selbst, wenn man über einen Weg geht, der zu Teilen von wenigen Zentimetern Flusswasser überspült wird, bleibt die Bedrohung abstrakt. Insofern besteht hier eine Parallele zwischen der Pandemie und dem Hochwasser. Die Parallelen enden dann aber auch abrupt, denn die virale Bedrohung kann man nicht sehen, nicht hören, nicht spüren. Und sie ist dennoch real. Das ist wohl der Grund, warum so viele Menschen sich benehmen wie quengelige Vierjährige, anstatt einfach ihrer verdammten Verpflichtung für das Gemeinwohl nachzukommen. Würde man die alle als Sandsäcke an den Fluss stapeln, würden sie vielleicht wenigstens das Thema „Bedrohung“ besser verstehen.

Aber, vielleicht bleiben wir doch lieber metaphorisch, bevor ich mich wieder zu Hasstiraden gegen Kognitionsverweigerer hinreißen lasse, die ja doch nichts bringen. Der Dumme ist ja bei solchen Diskussionen doch immer im Vorteil – du kannst ihm so oft sagen wie du willst, dass er dumm ist – er versteht es nicht. Wie Tauben auf einem Schachbrett: stoßen alle Figuren um, kacken auf’s Brett und stolzieren anschließend rum, als wenn sie eben gerade die Welt gewonnen hätten. Nutzlos, fruchtlos, sinnlos.

Da gebe ich mich an dieser Stelle lieber der Metapher „Alles ist im Fluss!“ hin. Kann man natürlich, wenn man unbedingt möchte, auch falsch verstehen. Die Bäume da oben sind, zumindest augenblicklich, ja auch im Fluss. Ebenso wie weite Teile des Waldparks. Aber das ist eigentlich nicht, worauf es ankommt; oder wo ich hin will. Na ja… ich wollte da schon hin, aber der Weg war blockiert. Ich hatte die aktuelle Macht des Wassers schlicht falsch eingeschätzt. Wenn man halt aber auch auf die Hinweisschilder und Warnbaken scheißt, so wie die Tauben auf’s Schachbrett, darf man sich halt nicht wundern, wenn irgendwann die Schuhe feucht werden. Was im Übrigen gar nicht so schlimm war, denn die Treckingschuhe hielten, was das Marketing einst versprach: nämlich dicht.

Dennoch kapitulierte ich nach dem allzu kecken Durchschreiten der ersten Hindernisse vor dem Wasserstand, der hinter der nächsten Kurve auf mich wartete. Denn so sehr ich heute auch bemüht gewesen sein mochte, auf andere Gedanken zu kommen, mich also vom Fluss zumindest metaphorisch mitreißen lassen zu wollen – um Gedankenspiralen zerfetzen zu können, die mich von wahrer Produktivität abhalten zu wollen schienen – so wenig war ich bereit, herauszufinden, ob die zuvor benannten Schuhe auch kein Wasser herauslassen würden. Wenn ich ehrlich bin, scheint Zweiwege-Dichtigkeit bei einem solchen Produkt aber auch eher widersinnig.

Kurz gesagt zwang mich dies zu einem Umweg. Eigentlich hasse ich erzwungene Umwege jedweder Art; heute jedoch nahm ich die Demütigung durch Mutter Natur mit wahrhaft bemerkenswerter Gelassenheit hin. Das könnte damit zu tun haben, dass Mutter Natur als Urheberin klar erkennbar war. Oft ist es ja so, dass wir an Barrieren scheitern, die andere Menschen uns in den Weg gestellt haben. Und nicht selten haben dieses Barrieren nur den einen Zweck, als Konkurrenz wahrgenommene Wesen von Erfolg fernzuhalten, damit der Urheber der Barriere auch weiterhin im Lichte seiner Brillanz glänzen darf. Wie verfickt armselig es doch manchmal in unserer Welt zugeht. Um es hier gleich zu sagen: Ich blieb letzthin von solchen Spielchen, Dünkeln und Intrigen verschont. Wäre ich etwas eitler, schriebe ich dies meinem eigenen Vermögen zu. Faktisch bin ich vermutlich einfach zu unwichtig, als dass jemand derlei für der Mühe wert erachten würde. Wenn’s so wäre, könnte ich daran nichts schlimmes finden, da es ja zu meinem Wohlbefinden beiträgt.

Meinen Kopf klärend ging ich also zurück, um einen anderen, höher gelegenen Weg zu nutzen. Schließlich schaffte ich es nicht so weit, wie ich dies eigentlich vorgehabt hatte. Einerseits, weil durch den Umweg dennoch bereits eine recht ordentliche Strecke zusammengekommen war (da soll mal jemand sagen, Umwege wären IMMER schlimm). Andererseits, weil ich noch ein anderes Spektakel bewundern durfte, dass ich so nicht erwartet hatte. Da war ein Teich, wo sonst keiner hingehörte. Befüllt von einem kleinen Wasserfall, der da ebenso wenig hingehört.

Man sieht es wahrscheinlich nicht gut (schlechte Handycam). Dafür konnte ich es hören. Und zwar lange bevor ich es sehen konnte. Und das war irgendwie witzig. Wir neigen ja immer dazu, unser direktes Umfeld als relativ statisch wahrzunehmen. Als eine Konstante unseres Lebens. Weshalb ich mit diesem ca. 80 cm hohen Naturschauspiel auch nicht gerechnet hatte. Aber genau das macht die Erfahrung für mich wertvoll. Nicht, weil ich jetzt noch mehr furchtbare Angst davor haben muss, in Zukunft vom Fluss vor meiner Haustür ertränkt zu werden (wir wohnen im 3. OG); sondern, weil es mir einmal mehr vor Augen geführt hat, dass die einzige wahre Konstante im Leben die Veränderung ist. So paradox das jetzt auch klingen mag: ich finde das tröstlich. Denn egal, wie sehr sich unsere Leben auch – gerade jetzt – verändern mögen, sie tun es in aller Regel so, dass wir eine Chance haben uns anzupassen. „Survival of the fittest“, das Überleben des am besten angepassten funktioniert auch in kürzeren Zeitabständen. Man muss es nur zulassen und sich einen offenen Geist bewahren.