Seriosität – des Bankers neue Kleider…

Schein und Sein, zwei Dinge, die untrennbar miteinander verbunden sind, denn einerseits orientieren wir uns immer noch, immer wieder und immer gerne an der Optik, um unser jeweiliges Gegenüber einschätzen zu können. Viele kleine, zumeist subtile Signale, die der Mensch aussendet, seien das unsere Mimik, unsere Gestik, unsere Pheromone, oder unsere Sprachrhythmik können wir aber nur sehr schwer, oder auch gar nicht beeinflussen, weshalb wir zu verschiedenen Mitteln greifen, um unser Aussehen zu tunen, stets in der Hoffnung, auch unser Ansehen zu tunen; was dem Sportwagenfahrer sein Spoiler, ist dem Banker sein Zwirn. Andererseits erwarten wir aber auch ein gewisses Maß an Authentizität von unseren Mitmenschen, weil unsere sozialen Sensoren ein Zuviel an Tünche über allzu wenig Substanz sehr wohl zu erkennen vermögen, auch wenn unser Verstand es vielleicht verlernt hat, unsere Regungen bezüglich einer speziellen Person korrekt einordnen zu können. Nur die Wenigsten verlassen sich heute leider noch auf das, was man gerne Intuition nennt und tun es überdies noch gerne als weiblich ab – was oft ungerechtfertigter Weise mit einer Herabwürdigung einher geht.

Wir haben unsere Welt mit Konventionen zugepflastert, zu denen seltsamer Weise gehört, dass jemand, der dem aktuellen Gepflogenheiten nach edle Kleidung trägt, mehr oder weniger automatisch als vertrauenswürdig einzustufen ist. Man könnte dahinter den kulturellen Reflex vermuten, dass man einerseits jemanden von gewissem Stand und Standing hinter dem Garn vermutet, der es gar nicht nötig hat, mich zu bescheißen. Und zum Andern hoffe ich vielleicht insgeheim, dass etwas von dem Status und Prestige auch auf mich übergehen könnte. Sicher gibt es auch noch andere Erklärungsmöglichkeiten, aber für meine weiteren Erwägungen reichen die hier vollkommen aus. Womit wir vom Schein zum Sein kämen.

Wir reden hier von jahrhundertealten Traditionen, denn dass zum Beispiel Vertreter des Geldgewerbes sich in feine Kleidung hüllen, war schon zur ersten Hochblüte der italienischen Renaissance so, als das Bankenwesen zu florieren begann. Diese hatten begonnen, den Kleidungsstil von den herrschenden Fürsten und Adligen sowie den Klerikern zu übernehmen. Für die Ersteren war es seit langer Zeit natürlicher Teil ihres Habitus, sich derart vom einfachen Volk distinguieren zu wollen, für die Letzteren schlichtes Vergessen ihrer frommen Gelübde gegenüber ihrem Herrn. Das sie eigentlich zu dienen und nicht zu herrschen hatten, vergaßen sie denn auch oft genug. Wie dem auch sei, zu Zeiten vormoderner Gesellschaften erfüllte Kleidung tatsächlich die Funktion, den Stand zu signalisieren, welchem jemand zugehörig war. Diese Funktion entfällt eigentlich in unserer heutigen Zeit, da es keine Stände mehr gibt – was so mancher Träger feinen Zwirns allerdings gerne vergisst, frei nach dem Motto: „Manche sind gleicher!“ Heutzutage gilt dieses Motto wohl für manchen Volksvertreter ebenso wie für Unternehmer, die vergessen, dass es nicht der Industriekapitän nist, der die Wertschöpfung überhaupt erst möglich macht. Was bleibt, ist eine in unsere Kultur eingebettete Tradition ohne tieferen Sinn, deren Unzulänglichkeiten denn auch von der Kunst schon lange erkannt worden sind, wenn man sich bitte einmal Gottfried Kellers „Kleider machen Leute“ oder des Hauptmanns von Köpenick entsinnen mag; die bekannte Tragikomödie von Carl Zuckmayer beruht schließlich auf einer wahren Begebenheit.

Mir persönlich ist es ehrlich gesagt mittlerweile ziemlich wumpe, wie jemand daher kommt, sofern hygienischen Mindeststandards Genüge getan wird; die dienen unser aller Gesundheit. Aber Respekt vor dem Anzug, der ja nur allzu oft nicht mehr ist als eine Hülle ohne substanziellen Inhalt? Kann ich ohne Bedenken drauf verzichten. Ich habe kein Problem damit, wenn jemand sich einfach gerne ordentlich kleidet, oder wenn ein festlicher Anlass eine bestimmte Kleiderordnung verlangt, denn dort zeugt es von Respekt vor dem Gastgeber, sich korrekt zu kostümieren. Aber ansonsten ist mir Authentizität in Wort und Tat lieber als Blendwerk vom Schneider; in diesem Sinne eine schöne Restwoche!

Freiheit, die ich brauche…

Irgendwie scheinen sich Zeitschriftenredaktionen wohl doch abzusprechen, denn gleich in mehreren Periodika, die in meinen heimatlichen Haushalt zu flattern pflegen, fanden sich in den vergangenen Tagen Artikel zum Thema, ob man Kinder bekommen/haben muss, um glücklich sein zu können. Naturgemäß kommen unterschiedliche Betrachter diesbezüglich zu höchst unterschiedlichen Bewertungen; man könnte schlicht antworten, weil diese Frage eine höchst individuelle ist, deren Beantwortung von der aktuellen Lebensumgebung, den eigenen Kindheits- bzw. Familienerfahrungen, der Bildungsbiographie, den Beziehungserfahrungen und noch einem Haufen anderer Faktoren abhängt, welche bei zwei willkürlich gewählten Menschen in unserem Lande eher selten absolut deckungsgleich ausfallen werden. Was genau allerdings die Motivation, Kinder in diese Welt zu setzen positiv oder negativ beeinflusst, dazu muss man sich ausschweigen – weil man es nicht weiß!

Ich finde es immer etwas seltsam, wenn sich Magazine mit solchen Fragen befassen, die eher dem investigativ-informierenden Journalismus zugerechnet werden wollen. Bei einer Familienzeitschrift würde man meinen, sei das Thema besser aufgehoben. Jedoch lassen sich in beiden Fällen die Autoren auf die eine oder andere Sichtweise zu sehr festlegen. Die Familie mit Kindern als höchstes Gut auf der einen Seite, die individuelle Freiheit, sein Leben ohne Einengung durch die Pflichten der Kindererziehung leben zu wollen auf der anderen und dazwischen die große Ebene der Fragezeichen bezüglich des Sinnes solcher Artikel. Nur weil wir in einer Schicksalsgemeinschaft wie unserem Nationalstaat leben, lässt sich noch lange keine Verpflichtung ableiten, für den Fortbestand unserer Art durch Nachwuchserzeugung mit Sorge zu tragen. Man kann aber auch der Bedeutung das Wort reden, die Kinder unserem Leben geben, denn welchen größeren Sinn kann man benennen, als neue Erfahrungen, neue Schaffenskraft, neue Ideen in einer neuen Generation wieder erstehen zu lassen, der wir überdies etwas von alledem aus uns selbst mitgeben dürfen?

Man kann zweifellos noch einige Argumente für oder wider das Kinder bekommen und Kinder haben benennen, doch muss letzten Endes nicht jeder diese Frage für sich ganz allein beantworten? Gesinnungs- und Meinungsdogmatismus jedoch – Stichwort „Alternativlos“, für mich DAS Unwort der Dekade schlechthin – ist ja in Deutschland und auch anderswo leider kein Delikt im Sinne des Strafrechtes; höchstens im Sinne des gesunden Menschenverstandes, der auch von der Jounaille nur allzu oft beleidigt wird. Jedenfalls müssen Manche einfach ihren Senf dazu geben und möglichst viele Andere zum Lichte zu führen versuchen; drunter geht’s einfach nicht, womit wir wieder bei dem wären, was man seinen Kindern weitergeben kann, nicht wahr…?

Den von der jeweils eigenen Sicht der Dinge getriebenen Missionierungswahn mal außen vor lassend, bleiben dann zwar noch ein paar Punkte, über die man streiten könnte, wenn man denn unbedingt möchte. Doch für mich ganz persönlich reduziert es sich auf die Frage nach der Freiheit, die Manche als Ergebnis ihrer selbst gewählten Kinderlosigkeit reklamiert sehen möchten. Zweifelsfrei opfert man einen unter Umständen nicht unerheblichen Teil seiner individuellen Gestaltungsmacht bezüglich des eigenen Daseins, wenn man sich auf das Abenteuer Kind einlässt; das tut man allerdings auch, wenn man studiert, sich bei bestimmten Arbeitgebern verpflichtet, für karitative, ökologische, soziale, politische Projekte arbeitet, oder ins Kloster geht. Es ist somit eine persönliche Entscheidung, durch was man seine Freiheit einschränken lassen möchte, Kinder kriegen bzw. haben ist nur eine von vielen, womit aus meiner Sicht die Notwendigkeit zur Diskussion entfällt. Den Staat geht diese Entscheidung im Übrigen ebenso wenig an, wie zum Beispiel meine Nachbarn, womit auch der Ruf nach einer weiter reichenden steuerlichen Belastung von Nicht-Eltern zu Gunsten der Solidargemeinschaft riesengroßer Blödsinn ist. Eine Strafe dafür, dass man einfach nur seine individuellen Gestaltungsspielräume zur Lebensführung nutzt? Wo ist das denn noch demokratisch?

Wenn wir dabei sind: eine Besteuerung von Einkünften aus Kapitalerträgen von mehr als 50.000 EUR/Anno – also großen Gewinnen aus Finanzgeschäften aller Art, deren Ertrag sich nicht durch reale Wertschöpfung, sondern durch Spekulation auf dieselbe ergibt – mit, sagen wir mal 50% sollte das Problem der leeren Kassen schnell und nachhaltig lösen. Oder lässt die Menschen vielleicht endlich erkennen, dass dem Shareholder Value hinterher zu rennen bedeutet, JETZT unsere Zukunft für die nächsten Hundert Jahre zu verbrennen. Na ja, man kann sein Freiheit ruhig auf die Art und Weise verschwenden, die einem gefällt, oder?

Mit einem Schlagwort will ich darauf antworten: Freiheit ist für jeden das, was er selbst daraus macht! Und das trägt nicht nur die Lust zur Freiheit in sich, sondern eben auch die Verpflichtung, diese zu nutzen und zu verteidigen, so dies nötig sein sollte. Wieso wir unsere Freiheit verteidigen müssen? Die Bedrohung von Errungenschaften der letzten Hundert Jahre in Sachen Arbeitnehmerrechte, Umweltschutz, einem Grundmaß an sozialer Gerechtigkeit und vieles mehr sind genau heute bedroht durch die Interessen jener, die sich bei Gestaltungsmacht nicht mit dem Thema Kinderkriegen befassen. Sofern sie welche haben, sehen die zumeist eine hoffentlich halbwegs vernünftig dotierte Nanny. Sie gestalten, indem sie die Freiheit Anderen nehmen und für sich selbst in Profit ummünzen.

Mindestlöhne? Schmälern die Gewinnmarge! Kündigungsschutz? Arbeitnehmer faulenzen doch eh nur auf Kosten der Unternehmer! Umweltschutz? Gefährdet die Gewinnmargen noch mehr! Kommt diese Argumentation irgend jemandem bekannt vor. Falls nicht, wäre es an der Zeit, sich damit vertraut zu machen, denn diese Argumente werden von Politikern gehört – durch’s Hinterzimmer aber dennoch lauter als Alles, was man sonst so zu hören bekommt. Also muss die eigene Stimme viel, viel lauter werden – und damit auch unsinnige Artikel übertönen, so zum Beispiel über die Frage, ob man Kinder zum glücklich sein braucht oder nicht, die wie so vieles Anderes, was in den Medien umherschwirrt nur von den wirklich wichtigen Themen ablenken sollen – willkommen im Land der Illiteraten-Illustrierten; da wo man seine Meinung gebildet kriegen tut…

PS: Ich habe Kinder, bin trotzdem frei und immer noch bereit, dafür zu kämpfen, dass dies auch so bleiben möge! Und ihr?

Die Politik – mein Feind?

Tja, wenn man der nicht unerheblichen Zahl stammtischparolierender Mitmenschoiden denn mal gerne wieder ohne großes Aufhebens – und ohne Nachdenken – zustimmen möchte, braucht man jetzt auch schon gar nicht weiter zu lesen bzw. zuzuhören. Sollte allerdings noch ein Funke gesunder Menschenverstand und ein wenig Selbstachtung vorhanden sein, wäre es möglicherweise bedenkenswert, noch einen Moment als Konsument dieser Worte zu verharren.

Was ist Politik? Bereits diese einfache Frage führt nicht Wenige in die Verlegenheit sagen zu müssen, dass sie keine Definition dazu geben können, ohne vorher mal googeln zu müssen. Habe ich natürlich auch gemacht, denn irgendwie ist man doch bestrebt, bei öffentlichen Äußerungen nicht vollkommenen Stuss zu labern. Abseits wohlfeiler Artikel in Enzyklopädien, ist Politik, wenn man mal auf die unterste Ebene schaut, zuallererst ein Medium des Augleiches der Interessen aller Menschen, die miteinander an einem Ort leben. Auch Familie bedeutet, wenngleich im Kleinen, Politik machen zu müssen; bei Streitigkeiten einen Ausgleich zu finden, eine gemeinsame Linie zu finden, entlang der man sich in der Zeit gemeinsam vorwärts bewegen kann und will, Kompromisse vorzuschlagen, oder auf sie einzugehen und dabei trotzdem letzten Endes sich selbst treu bleiben zu können – was man durchaus als Luxus betrachten darf.

Natürlich ist die Familie ein Zweckgemeinschaft, deren haltbarster Kitt Zuneigung sein dürfte, doch Vertrauen und Respekt sind ebenso wichtig. Gehen wir einen Schritt weiter und verlassen die auf der Meso- und Makroebene doch etwas schwache Analogie von Politik und Familienleben bleiben allerdings trotzdem Vertrauen und Respekt; und zwar als Basis von Legitimation. Ich vertraue durch die Abgabe meiner Stimme für einen Kandidaten oder dessen Partei – bei der ich ja die freie Wahl habe – jemandem die Vertretung meiner Interessen an. Das Mandat (vom lateinischen „mandare“ für „beauftragen“), welches ich durch meine Stimme verleihe, beinhaltet also das Vertrauen, dass der von mir gewählte Mandatsträger, so er denn durch eine ausreichende Mehrheit in den Genuss kommt, meine Interessen so weit wie möglich vertreten wird. Ich gebe ihm damit die Legitimation, in meinem Namen zu handeln. In diesem Sinne ist es also eine Handlungsvollmacht; und „so weit als möglich“ bedeutet, dass derjenige dabei natürlich Kompromisse eingehen, bei Streitigkeiten einen Ausgleich finden und entlang einer gemeinsam zu findenden Linie vorwärts schreiten soll. Weil eine Welt, die sich auch ohne unser ganz persönliches Zutun weiter entwickelt uns ansonsten überrollt. Denn irgendwer, der auf irgendeinem Gebiet voran gehen möchte, findet sich bei rund 80 Millionen Menschen in unserem Staate immer…

Bei so vielen Menschen jeden Einzelnen fragen zu wollen, was er denn jetzt in dieser oder jener Situation zu tun gedächte, überforderte nicht nur in technischer sondern auch kognitiver Hinsicht viele Beteiligte des Systems „Gesellschaft“. Zum Einen, weil es so Manchem an Zeit und/oder Interesse mangelt, sich in jeden Sachverhalt, der von Politik geregelt werden muss zu belesen und hinein zu denken (und das sind ziemlich viele); und zum Andern, weil die Vielzahl an Entscheidungen uns alle zu Vollzeitpolitikern machen würde. Deshalb gibt es ja Mandatsträger, welchen wir durch Wahlen die Vertretung unserer Interessen in Auftrag geben. Und die, weil es ja in einem solchen System keinen Sinn machen würde, für jeden Bürger einen Bürgervertreter zu wählen in aller Regel die Interessen von viel mehr Menschen vertreten müssen; bei angenommenen 80,2 Millionen Einwohnern der BRD und aktuell 631 Abgeordneten im Bundestag wären das ca. 127.100 einzelne Interessen pro Mandatsträger. Das ist nun die obere Größenordnung, aber selbst bei Gemeinderatswahlen werden es immer noch nur sehr schwer persönlich überschaubare Personengruppen sein, deren Interessen ein Einzelner nun vertreten soll. Die Zahlenspiele sollen eigentlich nur auf Eines aufmerksam machen: ganz gleich, ob wir für eine Partei oder eine Person stimmen, ist derjenige, sobald er gewählt wurde, vor allem seinem Gewissen, seinem Sachverstand und fast ebenso stark seiner Fraktion, also der Summe der zumindest nominell Gleichgesinnten im Gremium Rechenschaft schuldig.

Wir unterstellen aber, dass diese Mandatsträger, sobald wir ihnen unsere Stimme gegeben haben, einfach machen was sie wollen; oder besser, was irgendwelche nebulös als „Lobbyisten“ titulierten Menschen wollen, denen wir unterstellen, sie würden nur die Interessen „der Wirtschaft“ vertreten. Was ist denn „die Wirtschaft“? Also ich bin auch Teil davon, denn ich nehme an Wirtschaftskreisläufen teil. Geht ja auch gar nicht anders, denn irgend jemand muss in einer so hochkomplexen, modernen Industriegesellschaft wie der unseren zum Beispiel Energie zur Verfügung stellen, oder Nahrungsmittel, Kleidung, Fortbewegung, etc. Und weil sich irgendwann unsere Wirtschaftsform zur Kapitalistischen entwickelt hat, haben Anbieter und Abnehmer Interessen, die sie vertreten sehen wollen. Das ist in der Folge die Hauptarbeit von Politik, nämlich der Interessenausgleich. Da wir aber als Konsument, Arbeitnehmer (oder auch Arbeitgeber), Familienmitglied und Mensch ganz allgemein je unterschiedliche Interessen haben, die einander sogar innerhalb ein und derselben Person zuwider laufen können, stehen unsere Mandatsträger vor einer schier unlösbaren Aufgabe. Denn all diese miteinander konkurrierenden Interessen unter einen Hut bekommen zu wollen, ist eine Loose-Loose-Situation!

Und ich als Bürger? Ich stelle mich hin und buhe sie aus, weil sie Dies, oder Das oder Jenes meiner Ansicht nach nicht in den Griff bekommen – Probleme, die mich betreffen, aber von deren Beschaffenheit, oder Zustande kommen ich keinen Schimmer habe, obwohl es doch eigentlich recht einfach wäre, sich darüber Informationen zu beschaffen. Aber ich habe doch gewählt, der wird dafür bezahlt und nicht zu knapp, genehmigt sich doch eh nur dauernd höhere Diäten und schafft nix dafür, oder…? Mag sein, dass es bei Einzelnen tatsächlich so ist, aber Abgeordnete, die immer noch mit Enthusiasmus bei der Sache sind und ihre Aufgabe durchaus ernst nehmen, stehen trotzdem vor einer unlösbaren Aufgabe; nämlich es jedem Recht machen zu müssen. Und vor allem den Medien, die halt jede Woche eine andere Sau brauchen, die sie durchs Dorf treiben können – denn nur schlechte Nachrichten verkaufen sich und sind damit gute Nachrichten.

Nicht die Politik ist mein Feind! Sondern Menschen, welche die Schwächen des Systems kennen und sie für sich instrumentalisieren; Menschen die falsche Informationen streuen, mit Gerüchten und Mobbing arbeiten, Politiker, die durch ihre Verpflichtung gegenüber ihren Wählern und deren Interessen angreifbar sind unter Druck setzen und daran arbeiten, die tief gehenden Verflechtungen zwischen Politik und Industrie noch zu intensivieren. Man nennt das Neokorporatismus und es ermöglicht den Vertretern kleiner, aber dafür feiner Interessengruppen Einfluss auf Entscheidungen, die eigentlich uns alle betreffen. Tatsächlich sind solche Lobbyisten nicht nur meine Feinde, sondern auch die Feinde der Politiker. Der Schluss, dass auf Grund eben dieser unheilvollen Verflechtung auch die Politiker samt und sonders meine Feinde sein sollen, ist schlichter Blödsinn. Viel mehr muss deren Beeinflussung durch die Vertreter weniger Gewinner, mich als normalen Bürger, der dabei Verlierer sein soll, dazu anregen, meinen eigenen Interessen genauso Lobbyist zu werden und die von MIR erteilte Legitimation für die Mandatsträger in die Wagschale zu werfen. Das geht durch Bürgerinitiativen, Petitionen und den persönlichen Weg in die Politik. Es ist einfach, es kostet allerdings Zeit und Engagement. Womit ich bei meiner ältesten Frage angelangt bin: Warum nur verschwendet ihr soviel von eurer Zeit und eurer Energie für Dinge, die uns lediglich blenden, dumm machen und vom Wesentlichen abhalten? Ihr wisst nicht was ich meine? Tja, dann setzt euch halt weiter jeden Tag stundenlang vor den Fernseher…

PS: Woran bemisst sich die Seriosität eines Mandatsträgers bzw. eines Lobbyisten eigentlich? Am Preis des Anzugs? Dazu bei Gelegenheit mehr!

Aus des Märchenonkels Nähkästchen #1 – Geschichten über’s Erzählen

Ich habe schon bei einigen Gelegenheiten erwähnt, dass das Geschichtenerzählen eine meiner Passionen ist. Es ist dabei vollkommen egal, für welches Medium und in welcher Darbietungsform Geschichten erzählt werden, also zum Beispiel als Buch, als Podcast, im Rollenspiel; wichtig ist eigentlich nur, dass die jeweilige Geschichte ein paar grundsätzlichen Anforderungen genügen sollte. Darunter verstehe ich einerseits ein gewisses Maß an innerer Konsistenz; das heißt, die Ereignisse müssen innerhalb des Erzählkontinuums plausibel sein. Das Erzählkontinuum setzt sich zusammen aus dem Setting, also vereinfacht gesagt der Welt, in welcher sich die Geschichte abspielt, und dem Metaplot, also dem übergeordneten Handlungsbogen, in welchen sich die Corestory, also der augenblickliche Erzählfokus eingebettet findet. Innerhalb dieses Kontextes muss die erzählte Geschichte, inklusive der Akteure, welche sie voran bringen, glaubwürdig daher kommen. Natürlich stellt da jede Geschichte ihre individuellen Ansprüche, aber die Dinge müssen einfach zusammen passen. Tun sie dies nicht, muss es dafür einen guten Grund geben. Jeder kennt das: Plotholes, durch die man mit der gesamten Pazifikflotte durchfahren kann. Eine Geschichte kann trotzdem noch funktionieren, aber sie verliert gegenüber denen, die konsistenter erzählt sind. Andererseits sollte die Story unterhaltsam, vielleicht spannend oder auch lustig sein, mich aber im Besten Falle für eine Weile vollkommen von meinem Alltag ablenken, denn der ist mühselig genug; aber wem geht das nicht so. Ansonsten ist der Maßstab nur noch die Phantasie. Was für die eigenen Geschichten gilt, wird natürlich auch als Maßstab an anderer Leute Erzählungen angelegt, wobei auch hier Medium und Kunstform nicht unbedingt von Belang sind.

An dieser Stelle ein kurzer Exkurs für all Jene, die sich immer wieder mit solchen Sätzen wie den Folgenden hervor tun: „Das Buch war viel besser als die Verfilmung!“, „So hatte ich mir meinen Lieblingscharakter überhaupt nicht vorgestellt!“, „Die haben die gute Geschichte ruiniert!“, „Das kam SO doch gar nicht im Buch vor!“, „DAS hätten die aber auch zeigen müssen!“. Kommen solche Bemerkungen bekannt vor? Nun das dürfte daran liegen, dass ein Buch und ein Film bzw. eine TV-Serie zwei vollkommen unterschiedliche Kunstformen sind und auch dann nicht unbedingt etwas miteinander zu tun haben müssen, wenn sie die gleiche Geschichte behandeln. Beim Buch kann man sich die beschriebenen Orte, Personen und Sachverhalte in seinem Kopf so ausmalen, wie man Lust hat. Beim Film haben der Regisseur, Produzent, Setdesigner und die Schauspieler zusammen ihre Version der Geschichte entwickelt, um diese dann in Szene setzen und dem Zuschauer präsentieren zu können. Beide Vorgänge involvieren die Phantasie, nur dass beim Film die Phantasie Anderer in den Vordergrund tritt. Zumindest tut sie das vordergründig. Auch eine visuelle Erzählung kann allerdings die eigene Vorstellungskraft anregen. Man sollte also eine Verfilmung als eine andere Weise betrachten, wie die Grundgeschichte interpretiert werden kann. Dann kann man sich unnötig Atemluft verschwendendes Verfilmungsbashing schon von vorn herein sparen – zwei VERSCHIEDENE Kunstformen! Klar soweit…?

Nun erzähle ich also hie und da Geschichten und selbstverständlich kommt es dabei, wie bei jeder anderen Form von Kommunikation auch, zu Missverständnissen. Wie jetzt, Geschichtenerzählen ist doch keine Kommunikation, oder? Oh doch, Watson, ist es, ganz sicher sogar! Indem ich etwas beschreibe, eröffne ich jedem Zuschauer/Leser die Möglichkeit, all jene zwangsläufig verbleibenden, ungefilmten/ungeschriebenen Szenen in seinem Kopf entstehen zu lassen. Indem ich eine Idee frei ließ – so sie denn stark genug war – bin ich mit dem Konsumenten meiner Geschichte in einen kreativen Dialog getreten, denn so oder so wird dieser Konsument seine Meinung irgendwem kund tun, vielleicht ein Fanboy/Fangirl werden, eigene dazu passende Geschichten entwickeln; oder zu einem ganz und gar entschiedenen Hasser meiner Art, Geschichten zu erzählen heranreifen. Egal wie’s auch ausgehen mag, wir haben angefangen mittelbar, vielleicht aber auch unmittelbar, miteinander zu kommunizieren. Und weil dabei unklar bleiben muss, welche Ideen ICH für die eben genannten ungefilmten/ungeschriebenen Szenen gehabt haben könnte, weil keiner in meinen Kopf kucken kann (und auf CT-Bildern habe ich schon Einiges gesehen, aber noch nie eine Idee), sind die Missverständnisse vorprogrammiert, weil es nämlich höchst unwahrscheinlich ist, dass irgendjemand anders auf exakt die gleichen kaputten Einfälle kommt, wie ich! Egal bei welchem Sujet…

Aber nicht nur inhaltliche Missverständnisse, auch weltanschauliche Kollisionen, differierende ästhetische Auffassungen und verschiedene Menschenbilder lassen einen die jeweilige Geschichte vollkommen unterschiedlich erleben. Daran ist eigentlich auch nichts Schlimmes, weil eben diese individuellen Merkmale unsere Persönlichkeit mit definieren und die Kunst als solche aus den resultierenden Spannungen ihren Charakter als ausgleichende Kraft in der Gesellschaft zugleich ableitet und entfaltet. Indem wir uns an künstlerischen Darstellungen, gleich welcher Machart entzweien, können wir nämlich etwas über unsere Gegenüber und uns selbst lernen; und das in einem üblicherweise gewaltfreien Raum. Zumindest zieht keiner der mir bekannten Menschen bei einem noch so hitzigen Verbalgefecht über irgendein Buch oder einen x-beliebigen Film eine Kalaschnikow und mäht seinen Diskussionspartner einfach um. Was nicht heißen soll, das diese Möglichkeit generell nicht bestehen könnte…

Wie dem auch sei, Geschichtenerzählen als wichtiges Hobby regt mich persönlich auch zum Nachdenken über die verschiedenen anderen Aspekte des Geschichtenerzählens als Kunstform an. „…und die Moral von der Geschicht’…“ ist für mich keine hohle Phrase, sondern trägt Sinn in sich, nämlich denjenigen, in den eigenen Erzählungen ebenso einen Sinn auffindbar machen zu wollen. Das heißt, man muss sich damit auseinander setzen, ob eine Geschichte eine Moral enthalten muss, ob sie spirituelle und philosophische Fragen berühren soll und wie viel Bezug sie zur aktuellen Lebensrealität der Konsumenten bzw. Kollaborateure haben darf. Diese Entscheidungen werden nie alt; oder besser, sie müssen jedes Mal auf’s Neue getroffen werden, doch darauf komme ich demnächst zurück. Beim nächsten Blick in des Märchenonkels Nähkästchen denke ich ein wenig über das Kollaborierende, also das miteinander eine Geschichte erzählen nach.

Voll frei der Handel…

Ich könnte mich jetzt natürlich hinstellen und versuchen, weitschweifig darüber zu referieren, warum ich die Idee von TTIP, dem transatlantischen Freihandelsabkommen, über das momentan von Lobbyverbänden aus den beiden Wirtschaftsräumen EU und USA verhandelt wird schlecht finde. Doch das tun ja schon ziemlich Viele, ich will eigentlich eher auf etwas Anderes hinaus. Zum Referieren genügte jedoch irgendwie auch schon der erste Satz: Lobbyverbände und nicht etwa Volksvertreter verhandeln hier darüber, zu welchen Bedingungen die Teilnehmer der zwei Wirtschafträume in Zukunft miteinander interagieren sollen/dürfen. Will etwas vereinfacht skizziert heißen, die Chefs von Wirtschaftunternehmen bestimmen die Regeln des wirtschaftlichen Austausches. Der beinhaltet Löhne und Preise ebenso, wie die Bedingungen, zu denen gearbeitet werden muss. Eigentlich nichts Neues, nur dass man auf der anderen Seite des Atlantiks noch viel häufiger als hier auf Arbeitnehmer- und Konsumentenrechte, sowie auf Umweltschutz scheißt; und das mit großer Lust!

Und genau diese Misserrungenschaften drohen sich nun durch TTIP auch wieder bei uns auszubreiten, weil man sich bei den gemeinsamen Standards nicht an den halbwegs hohen europäischen orientieren will und gleichsam Wettbewerbsungleichheiten auf bestimmten Territorien beim jeweiligen Staat einklagbare Schadenersatzforderungen nach sich ziehen sollen. Woraus folgt, dass ein amerikanisches Unternehmen dann entweder Geld vom Staat, also Steuergelder als Ersatz für entgangene Gewinne einklagen könnte, oder aber das Recht, in einem beliebigen europäischen Staat zu den gleichen Bedingungen Geschäfte machen zu dürfen, wie in den USA: also Dumpinglöhne, Null Kündigungsschutz, saumäßige Arbeitsbedingungen, etc. Nicht, dass die Arbeitnehmerbewegung ein halbes Jahrhundert gebraucht hätte, um für die einfachen Arbeitnehmer halbwegs menschenwürdige Arbeitsbedingungen zu erkämpfen. Von den höchst bescheidenen Umweltschutzgesetzen in den USA will ich gar nicht erst zu sprechen beginnen, denn da könnte ich eventuell überschäumen!

Zweifellos gibt es auch in den Staaten jede Menge vorbildlicher Klein- und Mittelständler, die es in jeder Hinsicht mit ihren europäischen Pendants aufnehmen können. Die so genannten Großkonzerne jedoch, deren einziges Glaubensbekenntnis Shareholdervalue lautet und die von Nachhaltigkeit ungefähr so viel verstehen, wie der durchschnittliche Bauarbeiter von Quantenphysik, betrachten ihre einfachen Angestellten als Orangen – die kann man super auspressen (Bauarbeiter mögen mir den Vergleich verzeihen, denn das ist ein ehrenwerter und sehr notwendiger Beruf – aber er hat halt nix mit Elementarphysik zu tun).

Natürlich ist es sehr vereinfachend von „den Konzernen“ zu sprechen, denn ein Unternehmen ist eine Entität, die aus vielen Individuen besteht, was die Sache erheblich kompliziert, weil hier natürlich nicht der allmächtige Mainframe „Wallstreetnet“ bestimmt, wo’s lang geht, sondern es sind ein paar wenige der dazugehörigen Individuen an der Spitze der Unternehmenspyramide, die durch ihre Entscheidungen über Wohl und Wehe der von uns Normalos zumeist als Persönlichkeitsfrei wahrgenommenen Entität „Großkonzern“ entscheiden. Wir neigen zwar dazu, solchen Entitäten menschliche Eigenschaften zuzuschreiben, doch ein Konzern an sich hat nicht aus sich heraus Eigenschaften, oder einen Charakter, er erwirbt sie durch jene Menschen, die in ihm arbeiten und dabei selbstverständlich auch ihre Mentalitäten und Ideen mitbringen. Corporate Identity als eine Art von Subkultur ist damit ebenso ein prozessuales Konstrukt wie unsere gesamte Kultur. Sie unterliegt Veränderungen, so wie die Menschen in ihr Veränderungen unterliegen.

Nun ist es ziemlich schwer, herauszufinden, durch welche Mechanismen sich die in großen Unternehmen oft vorhandenen Traditionen und die von den Mitarbeitern mitgebrachten Verhaltensweisen und Mentalitäten gegenseitig beeinflussen und wie daraus dann eine Unternehmenskultur entsteht, die überdies – wie auch in der normalen Welt – immer wieder neu verhandelt werden muss. Es gibt zwar ein Wissenschaftsfeld, welches sich damit befasst, doch für so komplexe Systeme wie einen Großkonzern existiert bislang keine Entschlüsselungstechnik, welche uns das konkrete WIE verrät. Selbst das WARUM bleibt oft ein Rätsel, weil Menschen ihre Motive nicht unbedingt mitteilen.

Aus den zuvor angestellten Überlegungen ergibt sich für mich Folgendes: Auch wenn das gerne so verkauft wird, werden Entscheidungen nicht von irgendwelchen gesichtslosen Entitäten getroffen, sondern von einem derzeit begrenzten Menschenkreis, der in allererster Linie die Interessen eben jenes Personenkreises im Auge hat, nämlich Macht- und Ressourcenerhalt für diesen Personenkreis! Diesen Personen klar zu machen, dass ein nachhaltigeres Wirtschaften mittel- und langfristig deren wirtschaftliche Positionen eher stärken als schwächen würde – durch höhere Akzeptanz für das unternehmerische Tun, weil man selbst nun auskömmlicher leben kann, durch eine wiederum daraus erwachsende stabilere Binnennachfrage, durch die Dämpfung des Geldwertverfalls, welche aus der sich verringernden Notwendigkeit für ruinöse Preiskämpfe erwüchse, etc. – muss das Ziel eines jeden Widerstandes gegen TTIP sein. Nur wenn man die Menschen, welche Entscheidungskompetenzen besitzen, wirklich erreicht, kann man einen echten, anhaltenden Mentalitätswandel in Gang bringen, der letzten Endes auch einen Kulturwandel bedeuten würde. Und unsere wirtschaftliche Kultur ist dringender reformbedürftig, als irgendetwas sonst!

Zweifellos ist dies ein schwieriges Unterfangen, denn aus der Sicht des eben schon beschrieenen Normalos ist die Welt jener Menschen, die solche Entscheidungen treffen oder zumindest beeinflussen können mindestens ebenso fremdartig, wie Mittelerde es wäre. Doch eines ist gewiss – das sind auch nur Menschen, die nur mit Wasser kochen (bzw. gekocht bekommen), die zum Kacken auf’s Klo gehen und bluten, wenn sie sich schneiden. Diesen derzeit Außerirdischen ihre irdische Herkunft und die daraus erwachsenden Verpflichtungen wieder ins Gedächtnis zu rufen, braucht es eine sehr laute Stimme, die überdies Wahrheit spricht. Ich will gerne meinen Teil dazu tun, dass diese Stimme laut und deutlich genug wird, unsere Wahrheit auch wieder zu deren Wahrheit zu machen. Aber wie sieht’s mit euch da draußen aus? Lasst mal hören…

April, April!

Man hätte hier und jetzt natürlich einen Aprilscherz machen können. Muss man aber nicht, weil mancherlei Brauchtum einfach Kokolores ist. Erstens ist den meisten überhaupt nicht klar, woher der Brauch des Aprilscherzes kommt. Für diese Individuen nun die Früchte einer kleinen Recherche: es ist unklar! Ha, ha, da war er dann doch, der Scherz. Witzig, gell? Lassen wir das mal beiseite, bleibt der Umstand, dass man es tatsächlich nicht genau sagen kann, woher dieses Brauchtum kommt, wenngleich eine Vielzahl möglicher Erklärung kursiert. Sicher ist wohl, dass der Erste April von Alters her als Unglückstag galt und man dem Teufel mit einem kleinen Scherzchen an solchen Tagen eine Nase zu drehen versuchte, um so möglichen Unbill zu dämpfen.

Ist aber auch vollkommen wurscht, weil das, was manche Mitmenschoiden im Zeichen des Aprilscherzes heutzutage gelegentlich veranstalten, nicht nur lustiger Unfug ist, sondern oft irgendwo zwischen blödsinniger Zeit- und Ressourcenverschwendung und bösartigem Mobbing angesiedelt ist. Es wäre fruchtbarer, wenn man seine durchaus wertvolle Zeit mit allzu seichten Gesprächen über das Wetter verschwendete, anstatt sich an der zweifelhaften Wirkung seiner Pranks and Shenanigans, wie man in Anglophonien sagt, ungebührlich zu delektieren. Es gibt gelegentlich Perlen, die tatsächlich zu belustigen wissen, aber in der Vielzahl bleibe ich bei der zuvor getroffenen Aussage: Zeit- und Ressourcenverschwendung!

Das gilt natürlich nicht nur für den ersten April. Ich persönlich mache mir normalerweise auch aus den anderen „speziellen Tagen“ nix. So wie etwa 13., die auf einen Freitag fallen (und damit Jason Voorhees nächtens durch die Wohnung, um Teenies zu schnetzeln), der Walpurgisnacht, Halloween (heißt bei uns übrigens, wenn es am richtigen Tag gefeiert wird, nämlich am darauf folgenden, Allerheiligen) und so manch anderen Termin, der eigentlich nur irgendeiner Geschäftsinnung Freude bereitet und sonst gar keinen tieferen Sinn in sich trägt. Ja, ja, ich weiß, man soll seine Feste feiern, bis man fällt … oder so ähnlich. Aber mal ehrlich, muss man wirklich jedem Scheiss hinterher rennen, der von irgendwelchen über Gebühr begeisterungsfähigen Möchtegern-Trendsettern oder allzu geschäftstüchtigen Abzockern gehyped wird? Müssen muss man vermutlich nicht, aber man will halt, weil man sonst nichts Besseres zu tun hat. Außerdem ist man dann nicht zum Nachdenken über echte Probleme genötigt, man hat ja dann keine Zeit mehr dafür.

Was mich an der ganzen Aprilsch(m)erzhysterie am meisten stört, ist der Umstand, dass auch seriöse Medienformate sich an diesem Mist beteiligen. Einziger Lichtblick: man wird vom Elend der Welt für einen Augenblick abgelenkt; wenn der Scherz denn auch tatsächlich lustig ist. In diesem Sinne – April, April!