A snipet of comittment

Ist eigentlich irgend jemandem aufgefallen, dass ich in letzter Zeit wenig konstruktiv war? Hat sich mal einer – oder auch eine – darüber beschwert, dass ich immer nur in meinem Sauertopf rühre? Schon klar, manche Sachen müssen einfach raus und es ist viel einfacher böse zu schreiben und rotzig zu reden, anstatt WIRKLICH etwas zu tun. Es mag hilfreich sein, den Finger in die verschiedensten Wunden zu legen, damit Andere darauf aufmerksam werden, dass nicht nur im sprichwörtlichen Staate Dänemark so einiges faul ist. Ich mag hier aber nicht den Hamlet geben, schließlich wird auch er zum Opfer einer Intrige. Lieber bin ich Horatio, der die Botschaft weiter trägt…

Doch, um beim gewählten Kontext zu bleiben, treibt auch mich tatsächlich die berühmte Frage um: „Sein, oder Nichtsein…“, was allerdings weniger etwas mit dem existentiellen Hin- und hergerissensein zwischen Rachsucht und Todesangst zu tun hat, wie wir’s beim Dänenprinzen finden, sonder eher mit der Bodenständigeren Variante eines „Soll ich’s wirklich machen, oder lass‘ ich’s lieber sein?“. Fettes Brot antwortet hier elegant mit JEIN, was mir dennoch nichts nützt. Ist aber letzten Endes auch vollkommen egal, was andere sagen oder denken, denn wenn ich ehrlich bin, habe ich meine Entscheidung schon lange getroffen. Ich muss was tun, um Dinge zu bewegen, sonst werde ich irgendwann wahnsinnig; allerspätestens, wenn mich dereinst meine dann (hoffentlich) erwachsen gewordenen Töchter fragen, warum zum Teufel niemand was getan hat, als die Demokratie den Bach runter zu gehen begann?

Doch wenn ich mich wirklich auf den Weg mache, etwas verändern zu wollen, so als einfacher Simpel ohne Lobby, ohne Macht, ohne Geld, was braucht es dann, um irgendwas erreichen zu können? Werden eine Vision von wirklich durchschaubarer Politik, Kenntnisse im Netzwerken, Persistenz und ein Stück weit auch Frechheit reichen, um vorwärts zu kommen? Keine Ahnung, aber wollt ihr’s vielleicht zusammen mit mir rausfinden…?

Ne Petition gegen Lanz…?

Also echt, wenn’s nicht so grausam peinlich wäre, würde ich mich hier und jetzt gerne noch mal drüber kaputt lachen. Der Herr Lanz war also so unverschämt, die Frau Wagenknecht als das zu demaskieren was sie wohl wirklich ist: eine sich selbst zur sozialistischen Allmutter stilisierende, moralinsaure Möchtegernoberintellektuelle, welche die gesellschaftliche Deutungshoheit für sich gepachtet zu haben in Anspruch nimmt. Und der Jörges – den ich im Übrigen sehr schätze -war auch da und hat der Obervizelinken ebenso bescheid gestoßen. Und Ratzfatz kommen allüberall Nervmaden angekrochen, die sich mit Geifern darüber ereifern, das ihr wertloses Idol endlich mal eine vor den Latz gekriegt hat. Was für’n Dreck soll das jetzt sein? Sind wir wieder bei #aufschrei, weil eine Frau von zwei Männern öffentlich gemobbt wurde. Oder ist es vielleicht doch eher so, dass wir in Deutschland einfach keine „ergebnisoffene“ Talkkultur mehr haben.

Jedes Mal, wenn sich jemand entblödet, etwas gegen bestimmte Themen anzubringen, gleich wie sachlich richtig es auch sein mag, oder die Idoru, welche sich medienwirksam als Vertreter der Entrechteten gerieren mit dem Unsinn konfrontieren, welchen diese öffentlich – und auf Kosten MEINER GEZ-Gebühren – abzusondern die Frechheit besitzen, kommt ein geschickt in Szene gesetzter Shitstorm daher. Und warum? Weil unsere vollkommen von unrealistischer Sozialromantik gehirnerweichten Blockwarte des politisch Korrekten offensichtlich wirklich glauben, sie hätten das Meinungsmonopol in diesem Staate inne! Und dabei nicht mal merken, dass es der tendenziell hinsichtlich der Wertneutralität eher kritisch zu sehende Mainstream ist, welcher die Medienkanäle bereit stellt, in welchen sie ihre Nutz- und Inhaltslose Propaganda transportieren lassen. Aber vermutlich sieht nur eine Minderheit darin das gleiche Maß an Ironie, wie ich…

Petitionen, Gegenpetitionen (die dann gleich gelöscht werden), eine Riesenwelle in verschiedensten Medien und jede Menge größtenteils unqualifizierter, nicht selten beleidigender oder gar bedrohender Kommentare – müssten die alle mit offenem Visier reiten, würden sie wahrscheinlich die Fresse halten, wie Dieter Nuhr das ja schon mal angemahnt hatte. Vielleicht sollten wir zur Abwechslung mal die NSA um Hilfe bitten. Da könnte in Crypto City doch mal eben jemand an den Server gehen und für alle „Kommentatoren“ in der Causa Lanz-Wagenknecht die Klarnamen und Adressen rauszusuchen, damit man die dann auf http://www.ruheiminternet.de stellen kann. Das würde bestimmt ein Heidenspaß und endlich wäre die ganze Abhörerei mal zu was Nutze. Wie viele Verbalterroristen man da auf einen Schlag kaltstellen könnte…?

Toleranz? Ist aus…!

Ich habe die Schnauze voll! Ich habe sie voll von den ganzen Menschoiden, die schlicht zu dumm, zu ungebildet und zu stur sind, um zu verstehen, dass das Fremde an sich keine Bedrohung darstellt und das die eigene kleine Nische, in der sich einzurichten das ganze menschliche Streben zu bestimmen scheint nichts weiter ist, als eine Momentaufnahme; ein verdammt kurzer Augenblick im Fluss der Zeit, welcher in einem so komplexen und komplizierten Ganzen wie unserer modernen Gesellschaft nach und nach einfach alles verändert. Wenn irgendeiner von diesen oft zitierten Allgemeinblätzen überhaupt Gültigkeit besitzen kann, dann jener, der besagt, dass sich unsere Welt mit zunehmender Geschwindigkeit verändert, weil unsere technischen Kapazitäten so groß sind, dass sie mittlerweile die persönlichen Adaptionsfähigkeiten der meisten Menschen dauernd auf die Probe stellen. Ist schwer sozial zu bleiben, wenn man die Welt nicht mehr kapiert, weil alles an einem vorbei zu fliegen scheint.

Es fällt mir auch zunehmend schwerer, mit irgendeinem, egal wie geringen Maß von Toleranz auf das unbedachte Übernehmen ungeprüfter Fremdmeinungen zu reagieren. Inzwischen fühle ich Allergiesymptome, wann immer ich lesen, sehen oder hören muss, dass irgendjemand einfach irgendeinen Scheiss nachplappert, nur weil ihn ein anderer, vermeintlich Wichtiger, diesen öffentlich abgesondert hat. Besonders tragisch wird es, wenn dieses Nachplappern dann auch noch annähernd ebenso öffentlich passiert. Ja ja, jeder hat ein Recht auf seine eigene Meinung; es wäre allerdings richtig schön, wenn es auch tatsächlich die eigene wäre und nicht irgendein Dreck, den man zum Beispiel im Netz aufgeschnappt hat. Doch für eine eigene Meinung braucht es zwei Dinge: den Willen, sich zu informieren und die Fähigkeit die Informationen auch verarbeiten zu können. Ist schon Scheisse, wenn man so ungebildet ist, dass man eine ziemlich einfache Statistik wie den Migrationsbericht nicht korrekt lesen kann…

Oder aber so arrogant, borniert, scheuklappig und leicht manipulierbar, dass man einfach alles, was einem nicht gefällt in Abrede stellt. Migrationsbericht? Politiker lügen doch eh alle, ich sehe doch immer die ganzen Kopftuchträger! Von 2012? Wir haben 2014, wo ist denn der von 2013, der sieht bestimmt ganz anders aus! Die Linken haben doch eh alles unterwandert, die Gutmenscherei bedroht unsere Identität und unsere Existenz, die Islamisten werden uns überrennen, Lablalaberschwurbelnazischeisse…!

Tja, Leute die Oxymoron für eine neue Waschmittelmarke, die Kolumne in der BILD-Zeitung für die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit halten und mehr Zeit darauf verwenden, sich über Fussball, als über die wirklich wichtigen Themen des Lebens zu informieren, sind ganz offensichtlich die aktuellen Inhaber der Meinungshoheit, denn sie scheinen den weitaus größten Teil der Mitmenschoiden in unserer Republik darzustellen. Und wissen noch nicht einmal woher der Begriff kommt; res publica, öffentliche Sache. Doch um an der öffentlichen Sache teilhaben zu können, bedarf es sinn- und gehaltvoller, auf Verlässlichkeit überprüfter Informationen und des Wissens um den Kontext, um diese auch richtig einordnen zu können.

Die gleichen Leute, die sich zum Beispiel darüber beschweren, das sich niemand für ihre Belange interessiert und dass ja eh immer nur alles schlechter wird, übersehen bei ihrem Gejammer nur allzu gerne, dass die Öffentlichkeit, von der immer die Rede ist, sich unter Anderem aus ihnen selbst zusammensetzt und das ein Gemeinwesen, genau wie eine komplizierte Maschine, nur so gut funktionieren kann, wie seine Einzelteile funktionieren; also bezogen auf die Gesellschaft bereit sind, sich selbst einzubringen und nicht nur ihre Rechte, sondern auch – vor allem – ihre Pflichten wahrzunehmen.

Sich zurück zu lehnen und zu warten, dass ein Anderer die tatsächlichen Probleme benennt und eine Lösung anbietet, ist nicht nur dumm, sondern sogar gefährlich. Denn ein solcher Anderer verfolgt immer, analog der ebenfalls immer wieder gerne zitierten menschlichen Natur, zuallererst seine eigenen Ziele. Und selbst wenn es sich um ein altes, fortwährendes Problem handelt, sollte man sich nicht auf den verlassen, der am lautesten schreit – zum Beispiel einen hinterfotzigen bajuwarischen Problembären mit Hang zu Polemik – sondern sich von verschiedenen Seiten anschauen, was es zu der Sache zu wissen gibt. Wobei etwas, dass zunächst wie ein Problem aussieht bei weitem nicht immer auch wirklich eines ist.

Das mit dem Ansehen von verschiedenen Seiten ist das Hauptproblem, denn es erfordert nicht nur Intellekt, sondern vor allem Toleranz, sich auf andere Standpunkte einzulassen; und sei es nur um eines besseren Gesamtbildes wegen. Nachdem diese Feststellung endlich getroffen ist, bleibt mir nur noch eines zu sagen: nämlich das meine Toleranz für Toleranzmangel auch dem Ende zugeht. Für heute habe ich fertig, nun geht schon endlich auf die Couch und glotzt Sport…

Bab(bel)ylonien ist überall

Menschen sprechen, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. Daran ist erst mal nichts Besonderes, wenn man sich die Mühe macht, den Umstand zu beachten, dass dies schon seit Jahrhunderten der Fall ist. Die Illusion von der kulturellen und somit auch sprachlichen Homogenität des, weitgehend künstlichen, Konstruktes Nationalstaat wird natürlich immer wieder gern beschworen, um die guten Untertanen – ähm, pardon Bürger meinte ich natürlich – auf die Notwendigkeit der Einigkeit einzunorden. Die Kreation dieses Zugehörigkeitsgefühls bezüglich des Bodens auf dem man lebt, gerne mal Patriotismus genannt, macht es für die Politik nämlich irgendwie viel leichter, die Menschen, welche innerhalb bestimmter Grenzen leben, von der Richtigkeit des Steuernzahlens und der Beachtung der hierorts gültigen Gesetze zu überzeugen. Ohne diese Akzeptanz gäbe es keinen Staat, denn Munition ist teuer.

Allerdings bleibt aller Nationalstaaterei, aller propagandistischen Volksverdusselung und allen schönen Symbolen zum Trotz in vielen Regionen, nicht nur in unserem Staate, dieses seltsame Gefühl zurück, dass hier künstlich zusammengefügt wurde, was aber verdammt noch mal niemals zusammengehört hat und auch niemals zusammen gehören wird – so wie die Württemberger und die Badener zum Beispiel… die können zwar beide alles außer Hochdeutsch aber zwischen den beiden Idiomen und der je dazugehörenden Denke liegen Welten.

Doch nicht nur räumliche Verschiedenheit zeitigt von Varietäten einer Sprache; wenngleich regionale Idiome, auch gerne Dialekte genannt, eher als eigenständiger Sprachausdruck erkannt und gewürdigt werden, so gibt es doch auch hinsichtlich der Zugehörigkeit zu bestimmten Subkulturen bzw. Altersgruppen verbale Diversitäten, die für mich noch schwerer zu verstehen sind, als wenn meine Mutter Hannoversch Platt snackt. Soziolekte, zu denen zum Beispiel auch die so genannten Jugendsprachen gehören, sind ebenso Ausdruck einer Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe von Menschen, damit zugleich Ab- aber auch Eingrenzungsmerkmal und Teil der kulturellen Identität und des jeweiligen Lebensgefühls ihrer Nutzer.

Soweit zur Theorie. Das ein Bayer anders daher redet, als ein Sachse, oder ein Hamburger, oder ein Saarländer, ist ebenso klar wie der Umstand, dass Jugendliche heutzutage ein anderes Sprachgebaren haben, als zu meiner Schulzeit, die eben gerade mal etwas über 20 Jahre zurück liegt. Und trotzdem verstehe ich bei weitem nicht alles, was die sagen… Man musste mir zum Beispiel erklären, was es mit dem Babo und den Chabos auf sich hat. Ich fand’s aufschlussreich, denn es zeigt, wie leicht unterschiedliche kulturelle Einflüsse quasi assimiliert und alsbald adaptiert werden, so Eingang in die Populärkultur finden, womit klarer wird, warum ich Kultur immer als prozessuales Konstrukt bezeichne. Sie ist im Fluss, so wie das Leben, in das sie eingebettet ist, dass in sie eingebettet ist. Klingt kompliziert? Ist aber ganz einfach; na ja, so einfach wie das Leben halt sein kann.

An anderer Stelle wird allerdings auch gerne mal darüber hergezogen, wie diese Jugend heute schon wieder unsere schöne Sprache vergewaltigt. A propos; ist eigentlich letzthin mal jemandem aufgefallen, dass schon die alten griechischen Philosophen sich über den Verfall der Sitten bei der Jugend beklagt haben? Nun ja, manches Gejammer wird anscheinend nie alt. Jedenfalls wird auch heutzutage noch gerne die, überaus faszinierende, Wandlungsfähigkeit unserer Sprache im Gebrauch durch deren jüngere Mitglieder unserer Gesellschaft als diagnostischer Maßstab für den Verfall abendländischer Kultur herangezogen.

Erleben wir also nun die unumkehrbare Verrohung der Sprachsitten? Etwa so, wie Frau Winnemuth diese letzthin mittels ihrer Kolumne im Stern angesprochen hat? Nö – wir erleben Sprache als Spiegel unserer Kultur und damit auch unserer selbst. Und wenn nicht jedem gefällt, was man darin sieht, mag dies daran liegen, dass unsere Kultur, oder besser, deren hör- und sichtbare Produkte gegenwärtig vom neoliberalen Ökonomisierungszwang deformiert werden. Und sie sich gleichsam auf die einzige Art wehrt, die sie gegen die Allmacht des Mammon hat – nämlich sich dessen Duktus anzueignen. Wenn Gier, Gleichgültigkeit und Ellenbogen regieren, wir aber gleichzeitig unsere Idole aus eben jener Parallel-Welt importieren, die diese vollkommen schwachsinnige Art, auf Kosten Anderer auf der Überholspur zu leben dauernd reproduziert, dürfen wir uns nicht wundern, wenn auch die Sprache ein Spiegel jener falschen Vorbilder ist.

Und anstatt sie endlich und endgültig zu demontieren und dahin zu schicken, wo diese Aasgeier nun mal hingehören, nämlich in die Wüste, legalisieren, hofieren und kopieren wir ihr Tun, damit sich dann hinterher in eben den Medien, die diesen Mist mit befördern jemand über die Ergebnisse aufregen kann. Ist Schizophrenie nicht was Tolles? Immerhin sprechen nicht alle die gleiche Sprache, wenn sie etwas Dummes sagen, dann kann man sich wenigstens noch hinter dem Missverstehen verstecken. Au revoir.

Plan X – Rollenspiel für Dummies #5

Ich könnte mich wegschmeißen, wenn ich meinen Spielgruppen beim Pläne schmieden zugucken darf. Da wird Stunde um Stunde lamentiert, das Für und Wieder dieses oder jenes Vorgehens erwogen. Man versucht auf Teufel komm raus, Szenarien im Vorfeld zu simulieren – oder etwas zu tun, dass dem nahe kommen soll; nämlich sie im Geiste durchzuspielen. Da lach ich mich kaputt, denn genau darauf kommt es doch an: das Durchspielen. Oder etwa nicht, heißt ja immerhin Rollenspiel?

Tatsächlich theoretisieren da eigentlich ja nicht die Spieler, sondern deren Charaktere, die sich ausmalen, was passieren KÖNNTE, wenn sie Aktion A umsetzen, oder lieber doch Aktion B… oder vielleicht doch eher Aktion C? Also quasi ein Traum in einem Traum. Klingt zu sehr nach „Inception“? Kann sein, aber genau das passiert am Spieltisch andauernd. Die Gruppe baut sich ein Szenario zusammen, wie sie eine – erwartete! – kritische Situation zu meistern gedenkt, was selten ohne Gezänk, viele „ABERS“ und einen Zeitaufwand von statten geht, der so manchen Projektmanager blass um die Nase werden ließe. Schaffen sie es irgendwann wieder Erwarten auch wirklich, ans Werk zu gehen, passiert meist Folgendes: der minutiös durchgerechnete Plan erleidet Schiffbruch, bevor die Sache so richtig losgeht.

Warum, wird Mancher jetzt fragen? Es gibt drei Hauptgründe. Erstens, einer der Spieler verkackt eine wichtige Fertigkeitsprobe, was dazu führt, dass eine Kaskade von Ereignissen, die eigentlich essentiell wäre, nicht in Gang kommt. Z.B. schafft der Hacker es eventuell nicht, dem Striketeam die Hintertür zum Quartier des Feindes öffnen. Da stehen sie nun in aller Pracht und müssen improvisieren. Zweitens, haben sie vielleicht doch nicht alle Eventualitäten bedacht, oder stellen sich schon mit den Details in ihrem Plan so dämlich an, dass man es einfach nicht laufen lassen kann, weil ein Erfolg nach den inhärenten Regeln des Settings schlicht unglaubwürdig wäre. Drittens, und das hat etwas mit der Notwendigkeit von Dramaturgie zu tun, muss der Spielleiter vielleicht einen Erfolg an diesem Punkt um der Gesamthandlung Willen sabotieren. Das klingt jetzt sicher nach Unfairness, kann aber in seltenen Fällen notwendig werden. Ich habe das bislang vielleicht maximal drei Mal gemacht und hatte jedes mal ein ungutes Gefühl dabei, aber es kommt vor.

Es gibt mit Sicherheit noch weitere Gründe, die ich vergessen habe, bzw. Kombinationen aus den Vorgenannten, die jedoch in der Regel allesamt zum selben Ergebnis führen: dem Einsatz von Plan X! Es ist ja nicht so, dass man sich einen solchen allerletzten Reserveplan tatsächlich zurecht legt. Da passiert mehr ein Impro-Happening, das einem Tanz ähnelt; wirft die Gruppe ALLES in die Wagschale und wagt Stunts, die eigentlich undenkbar sind, mit anderen Worten, wird sie in ihren Aktionen unvorhersagbar, steigen die Chancen auf einen Erfolg rapide. Es heißt zwar immer „erwarte das Unerwartete“, aber meine Erfahrung lautet, dass man gar nicht alles erwarten kann, was den Spielern in solchen Momenten gerade einfällt. Nicht selten habe ich bei solchen Gelegenheiten meine Kinnlade auf dem Boden wieder gefunden. Zumindest bildlich gesprochen.
Weder der Spielleiter, noch die Spieler haben üblicherweise einen Supercomputer für Simulationen zur Verfügung, noch hat man die Zeit oder Lust, alle Parameter genau zu analysieren und zu operationalisieren. Das ist hier aber auch kein wissenschaftliches Projekt, sondern Rollenspiel – auch wenn man sich in manchen Foren so benimmt, als bräuchte man tatsächlich wissenschaftliche Methoden, um es „richtig“ spielen zu können. (Kleine Anmerkung: Ich hoffe man merkt, das ich Rollenspieltheoretiker nicht besonders gut leiden kann!)

Dies führt dazu, das Pläne schmieden, auch wenn es den meisten Spielrunden offensichtlich genau soviel Spaß macht, wie Einkaufsorgien beim örtlichen Waffenhändler, zumeist auch genau so nutzlos ist. Denn kaufen sich die Charaktere dickere Wummen, dürfen sie automatisch damit rechnen, dass ihre Gegner über ungefähr kongruente Bewaffnung und Panzerung verfügen. Das ist ebenso ein stets gültiges Rollenspielnaturgesetz, wie die Fehleranfälligkeit von Schlachtplänen. Da gibt es übrigens interessante Analogien zur echten Welt.

Ich als Spieler versuche mittlerweile, nicht mehr so viel vorplanen zu wollen wie früher, weil die Nutzlosigkeit für mich in verschwendeter Spielzeit gegen gerechnet wird. Da mach ich lieber Charakterspiel – also die sozialen Interaktionen innerhalb der Gruppe und mit den Schlüssel-NSCs. Allerdings ist es dann und wann schwer, sich den Diskussionen am Spieltisch zu entziehen, insbesondere, wenn man meint, festgestellt zu haben, dass sich die Anderen gerade in was verrannt haben. Aber wir machen alle Fehler; dann kommt der gute, alte Plan X zum Zuge! Und ich alte Rampensau darf mal wieder alles rauslassen, weil wir da nicht anders rauskommen werden. YEEHAA! In diesem Sinne – always game on.

Lustig oder was?

Schreiben um des Schreibens Willen? Tue ich das wirklich, oder habe ich vielleicht doch eher ein gewisses Sendungsbewusstsein, wünsche ich mir nicht im tiefsten Grunde meines Herzens, dass meine Artikel etwas mehr Beachtung finden? Ja, natürlich, verdammtnocheins! Ich wäre ein unredlicher Mistkerl, ein echter Hoeness, wenn ich das nicht zugeben könnte. Ich blogge vor allem aus einem Grund – nämlich der ehrlichen Hoffnung, wenigstens ab und zu den Einen oder Anderen etwas zum Nachdenken anzuregen. Leser oder Zuhörer, so denn mal nennenswerte Zahlen zu Stande kämen, von meinen Standpunkten zu überzeugen, wäre schon viel zu viel verlangt, will ich mir doch nicht anmaßen, so etwas wie intellektuelle Autorität zu besitzen.

Aber hier und da vielleicht ein wenig mehr Meinungspluralismus, ein bisschen Kritik an den Zuständen, ein Quäntchen Engagement, also alles in allem eine Prise mehr Demokratie in Herz und Geist zu säen…; das wäre mir einiges wert. Und dass ich das so sehe, sagt einiges über meine Sicht auf unseren Staat und seine gegenwärtige Politikkultur aus – sofern man bei diesem dilletantisch gefügten Quilt aus neokorporatistischer Einflussnahme, eklatanter Missachtung des Gemeinwohls und wenig durchdachtem Populismus überhaupt von so etwas sprechen kann.

Ich habe letzthin festgestellt, dass das Kabarett in unserem Land entweder in’s wenig gehaltvolle Lamentieren über die, mehr oder weniger lustigen, bzw. leicht ausschlachtbaren Petitessen des Alltags abdriftet, oder aber die Protagonisten, die der Politik als verbalem Kampfgebiet treu geblieben sind, mit jedem Mal ein wenig bitterer zu werden scheinen – ganz so, als wenn Resignation Einzug halten würde, ob der nicht unerheblichen geistigen Unbeweglichkeit vieler Mitmenschoiden. Übrigens auch solcher in den heiß geliebten Entscheiderpositionen.

Ist es wirklich so, dass da lauter Masochisten im Publikum sitzen, die aus Angst vor Veränderung immer wieder das Gleiche wählen und dann bei wem auch immer in den Rängen sitzen, um – gequält? – darüber zu lachen, dass sie nun als die Idioten beschimpft werden, welche den Kraft Wahl zu Entscheidungen befugten Idioten ins Amt geholfen haben? Wenn das wirklich so wäre, käme es dann sogar schon auf kurze Sicht nicht insgesamt billiger, das höchstwahrscheinlich sowieso von gewaltigen logischen Inkongruenzen geprägte Sammelsurium der eigenen Standpunkte mal zu überdenken? Denn die meisten Leute bedienen sich ja anscheinend in den Medien meistens an den vorgefertigten Meinungen, als wäre Grabbeltischdonnerstag für Kinderklamotten bei Aldi. Vollkommen unabhängig vom Sachverhalt oder etwaig doch vorhandenen politischen Überzeugungen.

Man kann mit einem lachenden Auge darüber trauern, dass alles den Bach runter geht. Ist einfach, ungefähr so teuer wie eine Karte für’s Kabarett; oder wahlweise vielleicht eher der Strom für den Fernseher, spart einem das selber Denken und lässt das wohlige Gefühl zurück, nicht im Mainstream zu schwimmen, weil man dem klugen Mann da auf der Bühne ja eigentlich aus vollem Herzen beipflichtet. Schade nur, dass man dies ohne jegliche Konsequenz tut! Und dabei auch noch übersieht, dass es zumeist ein Mainstream-Medium ist, welches diese Sendung transportiert. Man darf sich dann damit trösten, dass dies bei den Öffentlich-Rechtlichen am expliziten Auftrag der Beförderung der Demokratie durch kulturellen und informativen Pluralismus liegt. Wenigstens diesbezüglich ist die GEZ zu irgendwas Nutze.

Vielleicht hilft es dem Zuhörer, auf jeden Fall aber mir, wenn man meine Wortbeiträge als eine etwas andere Form von politischem Kabarett betrachtet. Auch ich werde mit der Zeit bitterer, aber das liegt einfach an mit dem Lebensalter wachsender Erfahrung. Wenn ich also dann und wann so richtig böse werde, jammert mich nicht voll, sondern schaut in den Spiegel. Das liegt nämlich daran, dass immer noch zu wenig von euch da draußen denken, bevor sie handeln oder reden. Zu wenig konsequent sind, wenn sie es mal schaffen, sich von der Couch zu erheben und zu oft dumm nachplappern, was Andere ihnen vorgekaut haben. Ja ich rede von euch! Nehmt’s euch doch endlich mal zu Herzen! Bis die Tage wieder…

I WANT YOU! – snipets of conversation issue #0

Es ist an der Zeit, die Dinge auf ein neues Level zu bringen, wie der Spieler sagen würde. Darum beginne ich das neue Jahr, neben einem einzigen guten Vorsatz, den ich euch allerdings nicht verraten werde, mit einer neuen Kategorie für dieses Blog: ich möchte in Zukunft Interviews führen, unter dem Titel „Snipets of conversation“.

Der Plan ist, Leute zu finden, die sich ca. eine Stunde Zeit nehmen wollen, sich mit mir in mein Arbeitszimmer zu setzen, um über ein, zwei Fragen zu parlieren und ein bisschen von sich, ihrem Lebensweg und ihrer Sicht auf die Dinge zu erzählen – welche auch immer dem- bzw. derjenigen dann gerade einfallen wollen. Das Gespräch soll aufgezeichnet und als Podcast mit ’nem Einzeiler zum jeweiligen Gast und dem Hauptthema auf dieser Seite zur Verfügung gestellt werden. Als Prämie gibt es für jeden meiner Interviewpartner Kaffee und Kuchen (wahlweise auch eine andere Verköstigung) oder ein Buch aus dem Programm des Faerie’s Inkpot Verlages, dessen Mitbegründer ich nebenbei auch noch bin.

Wohin dieser Zug fährt, weiß ich wahrscheinlich erst nach den ersten Gesprächen, aber die Idee dahinter ist eigentlich, die Tradition der Oral History, der erzählten Geschichte fortzusetzen. Dazu ist es beileibe nicht notwendig, ein großer Erzähler, oder ein wichtiger Mensch zu sein, da die historische Wissenschaft all zu oft ihren Blick auf herausragende Ereignisse und Personen verengt und dabei das Gesamtbild einer Gesellschaft vernachlässigt hat. Jeder hat eine Geschichte; das ist eine Binsenweisheit und sicher wird so mancher jetzt sagen wollen, dass bei weitem nicht jede Geschichte es wert ist, erzählt zu werden. Doch wer will sich das Recht heraus nehmen, zu entscheiden, welche Geschichten „unwert“ sind? So eine Ideologie hatten wir schon mal und wo DAS hingeführt hat, dürfte hinlänglich bekannt sein…

Diese Worte sollen also als Aufruf verstanden sein, sich mit mir in Verbindung zu setzen, um wenigstens mal drüber zu sprechen. Dann werden wir schon sehen, ob sich jemand bereit findet, bei meiner Idee mitzumachen. Ich würde mich freuen, mal was von den Besuchern meiner Seite zu hören! Einstweilen noch eine schöne Woche.

Ich will!

Es ist ziemlich egal, ob ich aus biochemischer Perspektive tatsächlich einen freien Willen habe, oder nicht! Wenn es denn wirklich nur chemische Reaktionen in meinem Gehirn sind, die mir das Bewusstsein vorgaukeln, ein Individuum zu sein, muss man dennoch schon ein über die Maßen überzeugter Fatalist sein, um darin nicht eine recht ironische Laune der Natur erkennen zu können.

Der bekannte Schriftsteller Rolf Dobelli schreibt jede Woche für den Stern eine Art Kolumne; er stellt hierzu Fragen rings um ein Stichwort auf, die dann jeder schön für sich selbst beantworten darf, wobei ein gewisser Selbstentlarvungsfaktor gelegentlich nicht zu verleugnen ist – weder beim Autor noch beim Leser, wenn er denn wagt, ehrlich mit sich zu sein. Eine der Fragen der dieswöchigen Ausgabe drehte sich um den freien Willen, oder besser gesagt, dessen Existenz. Und wie ich oben schon sagte: es ist vollkommen Wurst, ob hier Biochemie ihren Ausdruck findet, oder eine höhere Entität, die uns mit einem Bewusstsein beseelt hat, oder gar die einzig denkbare Form von wahrer Freiheit – eben unsere ureigenen Gedanken.

Wenn man sich die mannigfaltigen Darreichungsformen von Menschen und ihren cerebralen Absonderungen mal anschaut, stellt man fest, dass das Gehirn offensichtlich immer noch eine Black Box für uns ist. Immerhin in dieser Frage haben die Behavioristen bis heute Recht behalten, wir haben nur sehr unzulänglich Zugriff auf das, was darinnen passiert. Das mit dem Konditionieren von Verhalten bleibt dennoch – Gott sei Dank – bis heute autokratistisches Wunschdenken. Allerdings bedeuten diese Feststellungen im Zusammenspiel, das wir nicht in der Lage sind, Ergebnisse bestimmter sozialer Situationen oder Gesamtlagen mit wenigstens annähernder Präzision vorher zu sagen. Rückfällige Sexualstraftäter, Massenpaniken, Amokläufe und viele Andere unvorhergesehen eingetretene Ereignisse sind beredte Zeugen meiner Theorie.

Der Rest ist – vielleicht nicht ganz – simple Mathematik; auch wenn mein Gehirn einfach nur ein biochemischer Computer ist, den wir überdies noch nicht einmal besonders gut kennen, dessen wahre Funktionsweise uns bis heute verborgen ist, so verfügt er anscheinend über so viele Stellgrößen, dass es unmöglich ist, alle Parameter zu überblicken. Weder für mich selbst, noch für jemand anders oder gar eine Maschine, die von irgend jemand anders konstruiert wurde. Damit bin ich unvorhersehbar und somit auch unvorhersagbar. Viel näher kommt man an den Ausdruck von freiem Willen wohl nicht heran, was es vollkommen gleichgültig erscheinen lässt, wie dieser zu Stande kommt.

Es ist übrigens auch eine Absage an die Deterministen, die behaupten, unsere Entscheidungen seien alle von der Chemie diktiert. Eine Maschine, die so kompliziert ist, dass sie oft genug selbst nicht weiß, was sie will, produziert keine vorhersagbaren Ergebnisse. Wer sich mit Statistik ein bisschen auskennt, weiß das menschliches Verhalten, so es in den vielen Ähnlichkeiten von Entscheidungen in so genannten standardisierten Situationen auch Häufungen geben mag, diese weniger klassischen Glockenkurven als vielmehr den Powerlaws entsprechen. Oder anders gesagt, nicht das Gewöhnliche, sondern das Ungewöhnliche ist oft die Regel.

Umso weniger ungewöhnlich erscheint dann meine Feststellung, dass ich der Meinung bin, dass es tatsächlich ICH bin, der will, wenn ich will; egal was, warum oder wann. Und wenn sich entgegen meinen eben dargelegten Gedankengängen freier Wille irgendwann doch als Illusion heraus stellen sollte, werde ich sagen – ICH habe meine Illusion genutzt, ausgekostet, erlitten, verflucht und so manches mehr, aber ich hätte sie nicht hergeben wollen! Schönen Tag noch.