A snipet of stress!

Scheuklappen. Es fühlt sich an, als trüge man Scheuklappen. Man rennt fort und fort seiner Zeit hinterher, hetzt von Termin zu Termin, sieht nur noch Aufgaben, Anforderungen, Projekte und vergisst dabei nicht nur seine Lieben, sondern manchmal sogar sich selbst. Alle Welt spricht seit einer Weile immerzu von Arbeitsverdichtung, aber was dies Wort tatsächlich bedeutet…? Sicher ist, dass es für jeden andere Schmerzgrenzen gibt, dass weitaus nicht jeder gleichviel abkann, dass nicht jeder das eigene Belastungslevel gut justieren kann. Aber selbst wenn man normalerweise weiß, was man sich zumuten darf und was nicht, verrennt man sich gelegentlich unversehens in seinen eigenen Plänen. „Das krieg ich (auch noch) hin!“ ist meistens dann eine dumme Aussage, wenn man es zum dritten oder vierten Mal hintereinander sagt…

„Blöd bleibt blöd, da helfen keine Pillen…“. Schon mal gehört? Ganz bestimmt… und es stimmt immer noch. Denn selbst Psychopharmaka versagen. Ich nehme zwar keine mehr, aber falls ich meine Work-Life-Balance nicht bald wieder ein bisschen besser auf die Reihe kriege, könnte es wieder nötig werden. Ich will hier nicht jammern. Alles läuft gut. Vielleicht ist sehr gut aber zu gut, wenn es mich dazu bringt, mir zu viel aufzuladen. Das Gefühl, wieder obenauf zu sein, gepaart mit einer dezenten NEIN-Schwäche führt mich immer mal wieder an den Rand des Wahnsinns. Doch wenn man beginnt, sich zu fragen, ob das alles auch seine Richtigkeit hat, ist es schon zu spät, weil man wieder in diesem Hamsterrad steckt und rennt und rennt und rennt…

Dies ist kein Hilferuf! Es ist eher ein öffentlicher Versuch, mit mir selbst zu klären, dass ich jetzt – bildlich gesprochen – wieder auf die Bremse steigen und drauf stehen bleiben muss, auch wenn ich dabei ein paar Beläge opfere. Anders gesagt musste und muss ich noch immer verschiedene Dinge zurückstellen, die mir eigentlich am Herzen liegen; wenigstens so lange, bis ein paar Etappenziele, die jetzt langsam in greifbare Nähe gerückt sind, erreicht worden sind. Da geht’s vor allem um das Bloggen, das Zocken, bestimmte Engagements und manchen sozialen Kontakt, denn höchste Priorität genießen, neben meinen drei Mädels daheim, aktuell mein Studium, aber auch mein Job und mein – zumindest gefühlt – immer noch neuer Arbeitgeber, für den ich einige andere Aufgaben übernommen habe.

Wie gesagt, damit hadere ich nicht, ich habe es bewusst so gewollt! Ich habe mich einfach verzettelt und muss das jetzt büßen. Aber bald werde ich wieder Morgenluft schnuppern, ich kann sie schon fühlen. Dann werde ich bald darüber lachen können, während ich euch allen mit einem feinen Pot Still Whisky zuproste und sage: „Waren doch nur ein paar Schnipsel Stress…“

Das Fratzenbuch als Spiegel.

Ich glaub‘, ich steh‘ im Wald! Wenn man dieser Tage so durch die sozialen Netzwerke segelt, gewinnt man den Eindruck, dass diese immer mehr verlanden; und das bezieht sich nicht wirklich nur auf die Menge von Hetze, welche durch die Kommentarzeilen schwappt. Denn wenn man den Fehler begeht und versucht sachlich zu argumentieren, kommen die Arschkrampen auch schon aus allen Löchern gekrochen, geben ihren vollkommen unreflektierten und vor allem meistens überhaupt nicht kontextrelevanten Senf dazu und sind dann auch noch pikiert, wenn man sie darauf hinweist, dass man weder per du ist, noch auf Beleidigungen oder sinnfreies Gelaber steht… Ich erwarte ja schon lange nicht mehr, dass man zum Beispiel auf Facebook auf intelligentes Leben am anderen Ende des virtuellen Spiegels trifft. Aber wenigstens die Grundregeln der Kommunikation? Die auch nicht? Ja wie wäre es denn dann, wenn man seine Fresse hielte? Tun sie aber nicht und nun wird es dumm, es gibt nämlich nirgendwo genug Söldner mit Äxten, die diesen ganzen Spacken die Hände abschlagen könnten, damit sie um Gottes Willen nie mehr eine Tastatur berühren.

So für ungefähr 5 bis 10 Minuten ist es ja ganz amüsant, solche Honks verbal abzuwatschen. Das Problem ist, dass die meisten von denen zu blöd sind, zu kapieren, dass ich mich über sie lustig mache. Man kann ihnen die Lückenhaftigkeit ihrer Argumentation erläutern, ihnen Fakten hinlegen, die ihre Position entkräften und dann benehmen sie sich wie besoffene Paviane: sie drohen, kacken auf den Bildschirm und tun so, als wenn die „den Kampf“ gewonnen hätten – lächerlich! Bedauerlich ist dabei vor allem, dass es sich vermutlich um „Erwachsene“ handelt, die mit dieser Geisteshaltung (falls man das überhaupt so nennen kann) auch noch durchs Leben kommen. WO SIND NUR DIE ÄXTE? Falls irgendjemand jetzt meint, dass ich Gewalt gut finde – eigentlich ist das nicht der Fall, aber bei massiver Ignoranz der eigenen Beschränktheit würde ich gerne mal Ausnahmen machen.

Ich habe in den letzten Monaten eine gewisse Sympathie für Gernot Hassknecht entwickelt. Mir ist bewusst, dass er nur eine Kunstfigur ist, aber als gefühlt legitimer Nachfolger des HB-Männchens bereitet er mir mit seinen polemischen Ausbrüchen große Freude. All die dummen Menschen im Fratzenbuch so anzuschreien wäre doch emotional eigentlich eine runde Sache. Nur könnte ich mir zu gut vorstellen, dass jemand, der hetzt und zur Gewalt gegen Fremde aufruft, seine Verfassungsuntreue öffentlich stolz zur Schau trägt und dabei seine Dummheit genauso öffentlich demonstriert mich dann wegen Beleidigung vor den Kadi ziehen würde. Und diese Selbstverständlichkeit, mit der man seine unlogische, unfundierte, inhumane, kurzsichtige und von wenig Fakten getragene Meinung für maßgeblich hält, macht mich rasend. Also habe ich beschlossen, ihnen zu sagen, dass ich sie für dumm halte und wenn sie’s nicht kapieren, blockiere ich sie. Selbst Spacken haben eine Chance verdient – aber nur eine!

Nun ist das ein schmaler Grat. Denn einerseits steht rassistische Hetze in der BRD zwar unter Strafandrohung. Andererseits ist Vieles von dem, was geäußert wird, aber „nur“ diffus dumpfes borderline-braunes Gesülze vom Typus „das wird man doch wohl noch sagen dürfen!“. Man muss sie schon dazu bringen, sich selbst als braune Schweine zu entlarven. Und eigentlich bin ich keine Strafverfolgungsbehörde, sondern nur ein Typ, der niemals live Pogrome oder noch Schlimmeres erleben müssen will! Aber wenn wir nicht genau darauf achten, was geäußert wird und wie die breite Masse der Bevölkerung darauf reagiert, könnten wir sehr wohl einen echten Rutsch nach rechts erleben.

An dieser Stelle ein kurzer Exkurs: 24% für die „Armselige finden Dumme“ in Sachsen-Anhalt mögen ein erschreckendes Ergebnis sein, aber mit einem Abstand von einer knappen Woche muss ich sagen: die Herkunfts-Melange dieser Wähler sagt vieles über den Zustand unserer Demokratie aus; insbesondere, dass sich Menschen nicht mehr von unseren Politikern abgeholt und zumindest halbwegs verstanden fühlen. Man könnte jetzt sagen, dass sie dann doch die bibeltreuen Christen oder die Marxisten wählen sollen, aber mal ehrlich: können die Populismus auch nur annähernd so gut wie unsere ultraneoliberalistisch-nationalistischen Bauernfänger, die jetzt „Petry Heil“ rufen…? Eher nicht. Und wenn man die AfD genau betrachtet sieht man, dass sie zu einem Sammelbecken für die enttäuschten geworden war, dass jetzt von strammen Vaterlandsvertretern auf eine neu nationalethische Linie getrimmt werden soll, die es „leider“ noch nicht gibt – also bedient man sich bei bewährter Kost. Hat in der Weimarer Republik doch auch funktioniert, nicht wahr? Mich beunruhigt dabei vor allem der Gedanke, dass das Polit-Establishment immer noch glaubt, diese Partei und ihre Wähler einfach abkanzeln zu können. Das wäre allerdings ein sehr, sehr dummer Fehler.

Denn Chauvinismus, Nationalismus, Konservativismus, soziale Abstiegsängste und noch manches mehr sind Gefühle, die in jedem von uns latent vorhanden sind, auch wenn wir dies nur allzu gerne bei Seite schieben und uns als über solchen Dingen stehend wähnen. Aber auch ich ertappe mich dabei, wie ich auf wenig freundlichen Stereotypen herumreite und Menschen auf Grund ihrer Ethnie, ihrer Kultur oder ihres Glaubens abqualifiziere. Ich bin dann wütend über mich selbst und das ist OK so. Aber was ist mit denen, die es nicht differenzieren (können), wenn sie anfangen zu stigmatisieren? Und solche gibt es offensichtlich ziemlich viele. Kann ich die wirklich einfach alle irgendwann blockieren?

NÖ! Kann ich natürlich nicht. Erstens weil es technisch ziemlich schwierig, vielleicht sogar unmöglich ist. Und zweitens, weil es meiner Idee von staatsbürgerlicher Verantwortung zuwiderläuft. Das klingt jetzt vielleicht etwas pathetisch, aber ich meine das ernst. Denn, wenn ich sie immer nur blockiere, anstatt tatsächlich auch mal den Streit zu suchen, multiplizieren sie in ihrer braunbunten Sozialblase nur munter ihren Hirnquatsch miteinander. Und Unwissen x Rassismus bleibt nun mal unwissender Rassismus! Also halte ich ihnen den Spiegel vor und hoffe, dass wenigstens der eine oder andere erkennt, wie hässlich sein hass- und angsterfülltes Antlitz via Fratzenbuch rüberkommt. Und wenn auch weiterhin Viele mitmachen, brauchen wir auch keine Angst vor der AfD zu haben. Eine vitale Demokratie kann auch eine Partei voller rassistischer Idioten aushalten. Wenigstens weiß man dann genau, wo man nach ihnen zu suchen hat, wenn man mal einen einlochen muss, weil er es doch zu (un)bunt getrieben hat…