November exhausted me…

Irgendwie wird ein Jahr zum Ende hin jedes gottverdammte Mal zu einem Hustle, weil man es ums Verrecken nicht hinbekommt, manche Dinge früher anzugehen. Einerseits ist jedes Jahr im Januar, Februar, März, April, Mai ja immer noch unendlich lang – und andererseits hat man doch auch so schon genug zu tun. Ob das “genug zu tun haben” wirklich stimmt oder nur so dahingesagt ist, weil man gerade keine Lust und/oder keine Nerven hat, sich mit bestimmten Dingen auseinanderzusetzen, ist dabei einerlei – schlussendlich bleiben immer ein paar Aufgaben unerledigt, die einem etwas später im Jahr mit Wucht ins Kreuz springen. Ich denke, dass ich mit dem Problem nicht allein bin. Ich würde es noch nicht mal Prokrastination nennen wollen, sondern eher den verzweifelten Versuch, unsere allzu voll gepackten Leben ein wenig zu entzerren. Ich meine… zunehmende Arbeitsverdichtung ist ja keine Legende, sonder schlichte Realität. Es wird zwar immer wieder von verschiedenen Seiten auf der angeblich mangelnden Arbeitswilligkeit der Deutschen herumgeritten (ich hatte vor einer kleinen Weile hier darüber geschrieben), aber für die meisten von uns ist das einfach nur riesengroßer Quatsch, weil man immer noch mehr auf uns ablädt, ohne mal nett zu fragen, ob wir das eigentlich noch verkraften können. Und so schützen wir und selbst, indem wir gelegentlich Prioritäten setzen und Dinge ein wenig vor uns herschieben. Ich würde das als zutiefst menschlich und in keiner Weise verachtenswert bezeichnen wollen; aber so ein Bumerang kommt halt irgendwann zurück. Nicht selten schauen wir gerade in die falsche Richtung und werden von dem Ding dann umgeledert…

Denn nach den Sommerferien kommt – stets genauso vollkommen überraschend wie etwa Heiligabend – der Herbst; und die große Aufholjagd beginnt, weil JEDE*R mit Entsetzen feststellen muss, was sich da noch alles auftürmt! Dieses Rennen ist immerzu garniert mit allen möglichen weiteren Herausforderungen, die sich daraus ergeben, dass ALLE gerade in einer Aufholjagd stecken. Was in der Folge aber zu allerlei systemischen Verwerfungen, Reibungsverlusten, Stress, Ärger, schlaflosen Nächten und manchmal auch handfesten Problemen und Streit führt. Wir legen uns also allesamt selbst unsere Lunten für den großen Clash rings um die Festtage. Könnte man als dumm bezeichnen, vielleicht auch als kurzsichtig. Aber so sind wir Menschen halt… Ich übrigens auch. Es gibt ein paar Dinge, die ich dank – unter Schweiß und Tränen – eingeübter Selbstdisziplin und stetig verbesserter Struktur und Organisation heutzutage besser hinbekomme. Aber irgendwas fällt immer hinten runter. Ich könnte damit umgehen… wenn es nicht ein paar Menschen in meinem beruflichen Umfeld gäbe, die immerzu nach Fehlern suchen, um sie mir dann vorhalten zu können. Und das wahrscheinlich noch nicht mal, weil sie mich nicht leiden können (wäre mir ehrlich gesagt auch scheißegal), sondern weil es in ihren Augen politisch opportun ist. Nun bin ich ein Mensch; Fehler habe ich gewiss mehr als genug! Aber dieses hinterfotzige, bigotte, verlogenen Abbrennen von Strohmännern, das ja letztlich nur von den eigenen Lässlichkeiten ablenken soll… was soll das? Ich bleibe dabei, dass ich einfach nur meinen Job machen und an der Sache streiten will, wenn die Notwendigkeit sich ergibt. Ich habe nicht die Ambition, etwas darstellen zu müssen. Ich interessiere mich nicht dafür, als wichtig oder mächtig wahrgenommen zu werden. Ich übe meinen gestaltenden Einfluss hinter den Kulissen aus und lasse Ergebnisse für mich sprechen. Ich wünschte mir so sehr, mehr Menschen könnten sich auch auf diese Art sehen und benehmen… nicht der Name zählt, sondern nur die Sache!

Jedes Jahr, das zu Ende geht, hält auf diese Weise am Ende die eine oder andere Bitterkeit für mich bereit. Es fällt mir jedes Jahr etwas schwerer, bezogen auf mein Arbeitsumfeld noch irgendwie eine positive Bilanz zu ziehen, weil es halt KEINEN VERFICKTEN UNTERSCHIED MACHT, ob ich nur mittelmäßige, gute oder sogar sehr gute Arbeit geleistet habe; denn irgendjemand findet immer irgendetwas, dass er mir vorwerfen kann. Und die Strukturen sind halt so, dass ich manchen Leuten nicht einfach ins Gesicht sagen kann was ich darüber denke. Darum tue ich es hier, auch wenn ich nicht denke, dass es den Rezipienten findet: “Baby… wenn du von irgendwas aber auch gar keine Ahnung hast, HALT DOCH EINFACH MAL DIE FRESSE und versuch NICHT, mir meinen Job erklären zu wollen. Dafür bist DU NICHT qualifiziert! Kümmer dich lieber um deinen eigenen Scheiß, denn der läuft nicht!” So jetzt isses raus! Wunderbar! Ändert natürlich nichts daran, dass der Jahresendspurt immer noch weh tut. Der November war – obschon ich mir ein paar Tage Auszeit gönnen konnte (nein, musste) – verflucht anstrengend. Und die nächsten Wochen werden leider nicht minder fordernd, da ich einmal mehr viel zu viele Aufgaben jonglieren muss, die ich nicht so einfach abdelegieren kann. Was solls. Irgendwann ist der 20.12 – und ab da lege ich für volle drei Wochen die Füße hoch. Da kann mir alles und jeder außer meiner Family und dem Freundeskreis im Mondschein begegnen; muss aber dann auch damit rechnen, dass ich ihn für ein Monster halte (oder besser die Arschgeige, die er nunmal ist), kille und irgendwo verbuddele! Denn allerspätestens dann ist SCHLUSS MIT HUSTLE. Und wenn ich es irgendwie einrichten kann, auch schon ein bisschen früher. In diesem Sinne – (f)rohen ersten Advent ihr Menschen da draußen. Zünden wir ein kleines Licht für die Menschlichkeit an, anstatt der Menschen, die wir gerne brennen sehen würden! Morgen ist auch noch ein Tag…

Auch als Podcast…

Von Idealen und Zwängen N°3 – Performative Produktivität?

Ich. Weiß. Ja. Auch. Nicht… Aber irgendwie ist meine Konditionierung mittlerweile soweit voran geschritten, dass ich es tatsächlich oft kaum aushalte, nichts “produktives” zu tun. Ich meine, unsere Gesellschaft – oder besser, jener Teil unserer Gesellschaft, der sich für Leistungsträger hält und glaubt, jeden Aspekt des Daseins optimieren zu müssen – ist so BESESSEN davon, produktiv sein zu müssen, dass viele anscheinend auch dann nicht stillhalten, innehalten, sich von Arbeit abhalten können, wenn beim besten Willen keinerlei Veranlassung dazu besteht, irgendetwas zu leisten. Beispiel: es ist noch Sonntag und ich habe diesen Tag (irgendwie auch den gestrigen Samstag) mehr oder weniger vollständig mit Dingen verludert, die keinem anderen Zweck dienten, als mich zu unterhalten. Meine einzigen Ausflüge in die Welt des Tun Müssens waren kochender Natur, denn irgendwann möchte die Familie ja mal was zu beißen haben. Aber auch hier galt: lean production. Nix aufwendiges. Einfach und schnell aber hinreichend lecker. Den Rest der Zeit habe ich mit Lesen, Schreiben und etwas Zocken verbracht. Und das wars. Man könnte mir nun also durchaus vorwerfen, dass ich faul gewesen sei – und derzeit immer noch bin, weil man hätte ja…! Aber… was hätte man denn…? Weggehen, irgendwas Schönes anschauen, irgendwas Wildes unternehmen, am besten auch noch im Beisein anderer Menschen…? IGITTIGITT… Menschen! Hab schon genug davon gesehen, mein Bedarf ist derzeit mehr als gedeckt. Als extravertierter Introvertierter ist es allerdings beizeiten gar nicht so schwer, den Kanal von Menschen total voll zu haben. 10 Minuten Nachrichten und/oder Antisocial Media reichen vollkommen um meinen Monatsbedarf an Bullshit zudecken. Nein, ich mag derzeit nicht unter Menschen, außer es dient dem Geldverdienen (gezwungen) oder der Therapie (gewünscht). Der Rest der Welt kann mich mal…

Und doch sitze ich am Sonntagabend hier und schreibe einen Blogpost, obschon ich gar nicht so recht weiß, warum ich das eigentlich tue… oder besser, ich weiß schon, dass ich es tue, weil es sich sonst für mich so anfühlen würde, als wenn ich das ganze Wochenende verschwendet hätte. Aber… ist das so? Verschwende ich Zeit, indem ich mich durch ein Tun erhole, dass mich erfreut, selbst wenn im Grunde nix dabei rumkommt; außer evtl. Spaß? Ich denke mittlerweile, dass nicht wenige Menschoide da draußen deshalb ihr Leben, Ihre Unternehmungen, auch ihre Errungenschaften instagramisieren, weil sie kein Leben mehr leben, sondern mittels kuratierter Abbildung im weltweiten Desinformationsgewebe ihre VORSTELLUNG eines erfolgreichen Lebens SIMULIEREN. Wie verfickt armselig ist DAS denn? Alles nur fake. Das sind letzten Endes die Auswirkungen von Antisocial Media im Endstadium – alles degeneriert zu einer Performance, oder besser zu einem Wettbewerb um Likeability, Shareability und Marketability… Wer lesen kann, dem fällt auf, dass die drei Termini alle auf -ability also Fähigkeit enden. Ist es wirklch das, was wir alle sein wollen: eine Gesellschaft im Wettlauf um die Fähigkeiten für die beste Social Performance, obwohl wir allen falschen Gemeinschaftsgefühlen in unseren Filterblasen zum Trotz immer isolierter, einsamer, ausbeutbarer, ohnmächtiger werden? Immer mehr zum Spielball der gierigen Techbarone? Auch wenn das mitnichten alle Menschen betrifft, ist die Zahl derer, die sich in diese Maschinerie einspannen lassen unterdessen viel zu groß, als dass man die Bedrohung für die Demokratie, für die Teilhabe, für die Gesellschaft als Ganzes, die hiervon ausgeht einfach ignorieren könnte. Denn Menschen, die mit Vollgas in dieser Einbahnstraße unterwegs sind, werden anfällig für Einflüsterungen. Und von böser Sprache ist es über böse Gedanken nicht weit zu bösem Tun. Denn Sprache formt Bewusstsein formt Handeln…

Sich dem bewusst zu entziehen, indem man innehält, Müßiggang betreibt, Antisocial Media bleiben lässt, sich mit echten Dingen befasst, dazu lernt und insgesamt weniger durch sein Dasein hetzt, sondern mehr im Hier und Jetzt lebt, macht einen nicht automatisch zu einem besseren Menschen. Aber mittelfristig vielleicht zu einem, der wieder erlernt, wie es sich anfühlt, sich selbst und seine Umwelt bewusst zu reflektieren, ohne sich davon mittels der konstanten Bedummrieselung aus dem Blödschirm der Taschenwanze nahezu zwanghaft ablenken lassen zu müssen. Gott wäre das schön. Das ändert immer noch nichts an meinem Problem, weil ich ja immer noch am Blogpost schreibe… aber ich kann meinen Blick darauf verändern und jetzt gelassen feststellen, dass ich nicht schreibe, weil ich Angst vor zu wenig performativer Produktivität habe – also solcher, die auch schön überall gesehen werden kann – sondern weil mir meine Gedanken wichtig genug sind, sie anderen mitteilen zu wollen. Und ja, ich bin auch arrogant genug, sie als wichtig genug für andere zu erachten. Soviel EGO billige ich mir zu. Ich denke nicht, dass ich hier gerade nur Produktivität simuliere – ich denke vielmehr, dass ich einen (wenn auch kleinen) Beitrag dazu leiste, die Gesellschaft vor weiterer Verdummung zu bewahren. Und… wie viel habt ihr dieses Wochenende schon geglaubt, leisten zu müssen? Denkt daran, in gut 11h ist schon wieder Montagmorgen. Dann dürft ihr es wieder krachen lassen, wenn ihr denn unbedingt wollt. In diesem Sinne – einen langsamen Start in die neue Woche…

Auch als Podcast…

WANN und WO wir kreativ sind…?

Ja, ja… ich weiß – natürlich immer und überall. Wollte ich es mir so leicht machen, bräuchte ich keine neue Mini-Series über das Thema schreiben. Ehrlicherweise kann ich hierbei aber erstmal nur über die Modalitäten MEINES kreativen Handelns erzählen. Ich weiß jedoch von einigen anderen, dass deren Kontextbedingungen, Kreativität entstehen zu lassen und am daraus resultierenden Content arbeiten zu können, von den meinen teilweise erheblich abweichen. Was ja irgendwie jetzt auch nicht verwunderlich ist. Vielleicht möchte ich hiermit vor allem darauf hinweisen, dass in (fast) jedem von uns Potentiale stecken, die zu entwickeln es meist nur ein wenig Mut bedarf; und einiger ermutigender sowie strukturierender Hinweise, wie man diese Potentiale weckt und nährt. Ich möchte diesen Post also quasi als AUFRUF gelesen sehen, sich seiner Kreativität zu bedienen. Ganz gleich, wie groß oder klein das Ergebnis am Ende auch sein mag. Es geht oft nicht mal im Ansatz darum, (möglichst viele) Andere für seinen Scheiß zu begeistern. Wenn das mein einziger Antrieb wäre, hätte ich dieses Blog schon sehr lange eingestellt. Es geht mir eher darum, das ihr da draußen versteht, dass es einer Haltung zu seinem eigenen kreativen Handeln bedarf, wenn dieses für irgendjemand irgendwelche Bedeutung entfalten können soll! Ich muss meine Ideen und Produkte mögen und dieses Gefühl auch transportieren, lange bevor irgendjemand anders vielleicht beginnt, meine Ideen und Produkte zu mögen! Und damit erfüllt kreatives Handeln vielleicht bereits einen wichtigen Zweck, lange bevor ich andere Menschen mit meinen Ergebnissen konfrontiere; nämlich das Gefühl, wirklich ETWAS geschaffen zu haben. Selbstwirksamkeitserfahrung wird dieses Gefühl genannt. Und jede*r von uns braucht das, um nicht am Leben zu verzweifeln… manche mehr, manche weniger!

Das WANN ist aber tatsächlich eine Frage, die hoch individueller Betrachtung bedarf. Denn es gibt ja nicht einfach nur Lerchen und Eulen; also Frühaufsteher und Spätzubettgeher, die je nachdem, wie exzessiv sie jeweils IHREN Zeitkorridor zu nutzen belieben ganz schön aufpassen müssen, nicht vor der frühmorgendlichen Kaffeekanne zu kollidieren. Wir neigen allerdings oft dazu, in absoluten Dimensionen zu denken, anstatt die Dinge differenziert zu betrachten. Obschon zum Beispiel ich selbst fast mein ganzes Leben als hart unterdrückte Eule zugebracht habe (wie Sträter schon sagt: alles vor Halbzehn ist nicht seriös), ist es MIR zur zweiten Natur geworden, morgens oft der Erste im Büro zu sein. Und zwar weil ich in der dämmrigen Solitude erst langsam herankriechender Arbeitstage konzentriert was wegarbeiten kann. Es ruft noch niemand an und es sind auch noch keine Kolleg*innen da, die meine Aufmerksamkeit immer wieder durch Fragen vom eigentlichen Subjekt meines Tuns und Denkens ablenken (was ich niemandem zum Vorwurf mache – hat ja alles seine Berechtigung). Das hat etwas fast Friedvolles. Aber – und das muss hier noch einmal betont werden – das ist NICHT mein natürlicher Modus. Wenn ich liegenbleiben kann, bleibe ich liegen. Je nachdem, wie sehr manche Teile meines Körpers schmerzen auch gerne lange. Und so gibt es viele Menschen, die für verschiedene Use-Cases divergierende Routinen haben, die sich nur selten in die oben erwähnte Eule/Lerche-Dichotomie einpassen lassen. Jedes Ding hat anscheinend seine Zeit. So auch die Kreativität. Ich habe meine Phasen, sofern ich diesbezüglich die Wahl habe, zumeist am späten Vormittag und am späten Nachmittag bis Abend. Ich werde heutzutage etwas früher müde als noch in meinen 30ern und frühen 40ern; aber manchmal sitze ich auch heutzutage noch bis in die Puppen. Denn manchmal hat es seinen Vorteil, wenn der präfrontale Kortex in seiner Funktion als Kontroll- und Moderations-Instanz unserer Affekte am späten Abend in die Heiah geht… und unser ES (um es mal mit Freud zu sagen) zum Spielen rausdarf…

Herauszufinden, WANN man am besten aus seinem Trott herauskommt – und das muss man, um seiner Kreativität eine Chance zu geben – ist natürlich mit der Frage nach dem WO eng verbunden. Es fällt mir durchaus leicht, Ideen aller Art an den verschiedensten Orten zu sammeln und festzuhalten. Ich habe meine Taschenwanze unterwegs dabei und wenn mich ein Gedanke kitzelt, nutze ich die Diktierfunktion. Ich habe aber auch fast immer irgendwas zum Schreiben oder Kritzeln bei mir. Der Teil der Ideensammlung ist ja aber, wie ich neulich schon beschrieben habe, nur ein Teil der Miete. Und für die eigentliche Arbeit, da hat jeder so seine Modalitäten, die er im Laufe der Zeit für sich herausfinden muss. Man sollte dabei allerdings nicht davor zurückschrecken, sich selbst und seine Bedürfnisse einfach mal zu akzeptieren, wie sie sind. Nur weil irgendein unnützes Ratgeberbuch, eine Webseite oder so ein haariger Trottel aus dem Internet (also… so Typen wie ich) irgendwelche Tipps zum Thema geben, heißt das noch LANGE nicht, dass diese Tipps für DICH funktionieren. Ich kenne jemanden, der, um kreativ werden bzw. überhaupt Brainiac-Work machen zu können, in seinem Zimmer mit lauter Musik, laufender Videoberieselung und whatnotelse umherlümmelt, weil der externe Krawall sein gelegentlich Amok laufendes Gehirn so sehr beschäftigt, dass er sich unterdessen bewusst mit etwas beschäftigen kann, ohne dass die Stimmen in seinem Kopf allzusehr stören. Und wenn das so ist, dann ist das halt so. Für mich wäre das nichts, denn ICH wäre abgelenkt. Aber meine individuellen Bedürfnisse können doch NIEMALS für jemand anders der Weisheit letzter Schluss sein!

Was ich mit diesem Post sagen will – für den unwahrscheinlichen Fall, dass dies bis jetzt noch NICHT klar geworden sein sollte – ist Folgendes: die eigenen Modalitäten des WANN und WO der kreativen Arbeit können eigentlich so gut wie nie falsch sein, wenn sie dem Prozess wirklich helfen sollen. Eine der wenigen Ausnahmen: ihr wollt Menschen töten, um während eurer Music-Sessions Bier aus deren Schädeln zu trinken? Bitte nicht, denn das ist illegal. Zumindest hier. Und bis Walhalla isses ja noch’ne Weile. Aber ansonsten – feel free to try yourself. Man muss fast immer um die Ecke gehen, um sehen zu können, was dahinter liegt. Klingt komisch einfach, is aber wahr. In diesem Sinne – findet euren “right space to get creative”, nutzt ihn; und wenn’s doch (noch) nicht passen sollte, sucht einfach weiter. Das wird schon…

Auch als Podcast…

Von Idealen und Zwängen N°2 – Bindung!

Natürlich geht es nicht um Bücher; obschon Bücher ein relevanter Teil meines Lebens sind. Lesen, verstehen, nutzen, schreiben, Ideen transportieren, zum Denken anregen. Ganz wunderbare Dinge, in denen ich einen Teil meines eigenen Lebenssinnes sehe. Wäre auch komisch, würde ich als Lehrender (aber auch als stetig Lernender) NICHT daran interessiert sein, wie Bücher auf Menschen wirken – und was es braucht, sie zu schreiben. Mag sein, dass sich der Modus der Textrezeption unterdessen geändert hat; Studien weisen darauf hin, dass solche Texte wie etwa dieser heutzutage Menschen vor schwierige Aufgaben stellen. Und zwar weil das Lesen, vor allem aber das Leseverständnis sich anscheinend jenen kognitiven “Häppchen To Go” angepasst haben, die wir minütlich frisch aus dem Blödschirm der apple-esken oder androiden Taschenwanze in unsere Augen gebeamt bekommen. Sei’s drum. Ich werde jedenfalls meinen Stil gewiss nicht daran anpassen, weil nämlich “Häppchen To Go” für mich viel zu unterkomplex sind. Und weil man in einem 15-Sekunden-Video oder einem Insta-Bildchen oder Reel kaum irgendetwas darstellen kann, dass tiefer unter die Haut geht, als eine Tatto-Nadel… Aber es ging nicht zuvorderst um das Lesen und Schreiben – wenngleich mein Leben sich weitestenteils genau darum dreht. Nein, es soll hier um Bindung gehen; also… jenen “Kleber”, der Menschen in unterschiedlichsten Gruppen und Kontexten jeweils zusammenhält. Vor allem aber um jene Bindung, die insbesondere im beruflichen Kontext immer wieder eine große Rolle spielt: nämlich die an das Unternehmen.

Manchmal gehen Unternehmen weite Strecken und nehmen großen Aufwand in Kauf, um Menschen an sich zu binden. Ob es sich dabei um Incentives eher materieller Natur handelt, wie irgendwelche Boni, Vergünstigungen, Gehaltserhöhungen, etc, um soziale Events, oder sorgsam zelebrierte, aber dennoch immer noch dienstlich strukturierte Ausbrüche aus dem Alltag, welche den Zusammenhalt durch die Betonug gemeinsamer Ziele stärken sollen, ist dabei vollkommen gleichgültig. Denn das Ziel bleibt dabei stets das Selbe: nämlich das individuelle Sinnempfinden der betreffenden Mitarbeiter*innen mit den übergeordneten Zielen des Unternehmens zu verknüpfen, um so Commitment und damit hohe Leistungsbereitschaft zu erzeugen, die widerum dem Unternehmen zu Gute kommen. Denn eine hohe Leistungsbereitschaft erzeugt – zumindest mittelfristig – mehr Effizienz und damit alsbald auch höheren Deckungsbeitrag. Money makes the world go round… Nun bin ICH definitiv nicht abgeneigt, für mein Salär eine entsprechende Gegenleistung zu erbringen. Ich mag diese Arbeit, die ich tun darf, auch wenn ich hier gelegentlich mein Leid über manche Rahmenbedingung klage. Ich bin – allem Genöle zum Trotze – in der durchaus beneidenswerten Position, mein Geld mit etwas verdienen zu können, das mir am Herzen liegt und worin ich durchaus gut bin. Und DAS können bei weitem nicht alle in der bunten Republik von sich behaupten – weder das eine, noch das andere! Dennoch fremdle ich bisweilen mit den Maßnahmen, die eine bessere Mitarbeiterbindung erzeugen sollen. Vielleicht, weil ich die versteckten Workloads klar sehen und mit Zahlen benennen kann. Vielleicht, weil das Unternehmen NICHT meine Familie ist und diese auch NIEMALS ersetzen wird. Vielleicht aber vor allem, weil ich arbeite, um leben zu können – NICHT anders herum? Life-Work-Balance anybody?

Es gibt natürlich ein paar Aspekte, die ebenso sinnvoll wie bedeutsam sind: Menschen, die sich in einem Unternehmen wohl fühlen, wechseln nicht; und starke Personalfluktuation ist heutzutage im Gesundheits- und Sozialwesen einer der größten Kostentreiber. Menschen, die sich in einem Unternehmen wohl fühlen, sich als Team verstehen und echt zusammen arbeiten, zeigen größere Effizienz bei der Erledigung ihres Workloads. Menschen, die sich in einem Unternehmen wirklich wohlfühlen, entwickeln das Bestreben, sich selbst weiter zu entwickeln; und nicht selten bringen sie damit – quasi als Beifang – auch das Unternehmen als lernende Organisation vorwärts. Ich werde für 40h/Woche bezahlt. Welchen Output ich in diesen 40h erzeuge, hängt jedoch SEHR von den vorgenannten Mechanismen ab. Mir persönlich fällt es leicht, meine Zeit mit Sinnvollem zu füllen, auch wenn ich als Mensch mit Leitungsaufgaben oft erstmal den Rahmen meiner Arbeit neu schaffen muss. Ich mache das nicht alleine, natürlich gibt es Vorgaben von oben. Aber ich könnte mich auch darauf zurückziehen, mich direktiv führen zu lassen. Das Geld wäre das gleiche. Da ich mich aber – zumindest im direkten Umfeld – durchaus respektiert und gewertschätzt fühle, ist es mir keine Last, meine Zeit zu füllen. Wo ich jedoch nicht mitgehe, ist bei Folgendem: wenn man nämlich versucht, subtil weitere Aufgaben zu verteilen und so die, teilweise eh schon mörderische, Arbeitsverdichtung weiter vorantreibt; unter dem Deckmäntelchen der gemeinsamen Ziele. Das kann unterschiedlichste Formen annehmen und wirkt glegentlich so, als habe man die Idee, das jetzt zu machen auch noch selbst gehabt… allerdings wird der weg dahin durch psychologisches Framing vorher schön geplättelt und mit Edelkies bedeckt und mit einer hübschen Rabatte versehen, damit es sich leichter geht…

Das ist dann keine positive Bindung mehr, das ist Verarsche! Aber gelegentlich fällt mir dann meine ausgeprägte protestantische Arbeitsethik in den Rücken und lässt mich Dinge tun, für die ich eigentlich zu faul bin… äh, sorry arbeitseffizient… Zumindest manchmal. Ich bin mal gespannt, wohin dieser Zug in nächster Zeit noch fährt. Für’s erste werde ich dem freien Wochenende frönen und mir Gedanken über das Schreiben machen. Denn dazu habe ich eine überaus positive Bindung, die mich manchmal sogar zur Selbstausbeutung treibt. Aber hier macht diese viel mehr Spaß, als am Arbeitsplatz. in diesem Sinne – schönen Samstag.

Auch als Podcast…

WIE wir kreativ sind…?

Ich habe vor einigen Tagen über die Motivation zum Kreativsein gesprochen. Und vielleicht auch im gleichen Atemzug darüber, dass kreativ zu sein bedeutet, arbeiten zu müssen; oder zu wollen, je nachdem. Ich sagte, dass man die richtige Idee festhalten und dann mit dieser arbeiten müsse, um zu Ergebnissen zu kommen. WEN die so entstehenen Ergebnisse am Ende zufriedenstellen sollen, ist damit natürlich noch nicht gesagt. Aber essentiell ist, den Arsch in Bewegung zu setzen und es zu TUN. Denn durch LASSEN entsteht selten etwas. Mit all dem ist aber noch keine Silbe über den eigentlichen Prozess gesprochen. Und dem möchte ich nun Abhilfe schaffen. Das wird hier gewiss keine Anleitung zum kreativen Arbeiten. Vielleicht aber eine Anregung, seine eigene Herangehensweise zu überdenken. Aber jetzt schauen wir uns das ganze mal vom Start weg an:

  • Die Idee: Oft entsteht dieses Missverständnis, dass die Idee das Zentrum des kreativen Prozesses sei. Sie ist jedoch bestenfalls der Zündfunke. Vielleicht kommt einem der Kairos (siehe unten*) zur Hilfe, aber in allererster Linie entstehen Ideen aus allen möglichen Wahrnehmungen. Die Kunst besteht darin, die Idee zunächst ohne Bewertung aufzuschreiben, aufzumalen oder sonstwie festzuhalten. Man kann die Ideen dabei thematisch sortieren, oder wirft sie allesamt in eine gemeinsame Ablage. Analog oder digital spielt dabei keine Rolle, sondern ist, ebenso wie die Sortierung den Vorlieben des Ablegenden geschuldet. Sie muss EUREN Modus Operandi unterstützen! Ich selbst mag es, durch die physischen Artefakte meiner Kognition zu wühlen; oder anders gesagt: ich mag Papier. Aber was ich mag, spielt hier keine Rolle! Wichtig ist, so einen Schatz von Ideen anzusammeln, auf den ich zurückgreifen kann, wenn ich mal – subjektiv – leer bin und mir irgendwie nix PASSENDES einfallen will. Denn unsere Ideen kommen und gehen, wie sie Lust haben – nicht, wie ich sie jetzt brauche.
  • Die Sortierung: Viele spontan entstandene und aufgezeichnete Ideen erweisen sich auf den zweiten Blick als unbrauchbar: Die Geschichte / die Präsentation / der Unterrichtsplan funktionieren nicht, weil man sich inhaltlich verrannt hat? Oder eine bessere Lösung / Geschichte mit der exakt gleichen Prämisse existiert schon; bis hin zu echtem Plagiat? Notwendiger Aufwand und mögliches Ergebnis stehen in keinem vertretbaren Verhältnis zueinander, weil es etwa an Ressourcen oder Know-How mangelt? Dann legt man die Idee beiseite – oder ggfs. auch ganz in die Rundablage. Denn niemand von uns hat unendlich viel Zeit ALLES auszuprobieren. [CAVE: Manche Idee ist vielleicht JETZT nicht umsetzbar, darf aber dennoch als Anregung dienen, sich z.B. technisches Know-How anzueignen, sich mit neuen Methoden vertraut zu machen oder eine zukünftige Anschaffung zu rechtfertigen. Die Dinge müssen manchmal reifen…] Am Ende bleibt immer noch genug Material übrig, um in die nächste Phase zu gehen…
  • Die Analyse: Was ist mein Ziel mit der Umsetzung dieser Idee? Welchen Effekt möchte ich erzielen? Die Frage ist bedeutsam, denn es ist recht oft KEINE gute Idee, erst mal mit der Geschichte / Präsentation / Planung loszulegen, bevor man sich nicht das tatsächliche Ziel der Bemühungen überlegt hat! Das heißt, mein kreativer Prozess entwickelt die Dinge nicht immer, aber doch recht oft vom Ende her. Weil ich ohne definiertes Ziel, ohne Fokus auf das gewünschte Ergebnis u. U. unterwegs manchmal gar nicht so recht wüsste, in welche Richtung ich als nächstes gehen sollte. Ich will ein Beispiel geben: bei einem Buchprojekt war ich dieses Jahr für eine ganze Weile “stuck in the middle”, weil ich mal so eben aus Lust angefangen hatte, drauf los zu schreiben, ohne das Storyboard und die Charakterarcs vorher fertig entwickelt zu haben. Es brauchte dann eine – gar nicht besonders komplizierte – Erkenntnis, die allerdings bis zur Reife MONATE benötigte, um wieder voran kommen zu können. Hätte ich von vorn herein bestimmte konzeptionelle Arbeiten dem Drauflosschreiben vorgezogen, hätte ich mir diesen Schmerz vermutlich sparen können. Insbesondere wenn man bedenkt, dass ich bei meiner Brotarbeit auch nie ohnen einen Plan losziehe…
  • Das Kozept: Die Form des Konzeptes muss der Art des Projektes genügen, welches sich aus der Idee entwickeln soll. Möchte ich z.B. einen speziellen Unterricht überarbeiten, um zu besserer Verständlichkeit, griffigerer Darstellung des Sachverhalts, besserem Transfer zu kommen, schaue ich mir zuerst die Grob- und Feinlernziele an und überprüfe, ob in meinen Methodenpool etwas parat liegt, was hierfür passt. Falls nein, muss ich auf die Recherche gehen und etwas Passendes finden. Dann sortiere ich den dramaturgischem Aufbau der inhaltlichen Sachlogik folgend, gieße alles in ein Artikluationsschema und beginne mit der Erstellung der einzelnen Content-Komponenten. Was für die eben beschriebene Erstellung eines Unterrichtsverlaufsplanes gilt, funktioniert ebenso für andere Projekte, in denen ich Ideen unterschiedlichster Art umsetzen will. Ob ich ein Storyboard für eine Geschichte oder für mein Hobby TTRPG entwickle, macht keinen Unterschied. Lediglich die äußere Form, welche das Konzept annimmt, wird jeweils eine andere sein.
  • Die Feinarbeit: Wir sind schon auf der Ebene der eigentlichen Content-Erstellung angelangt. Die eben beschriebene Schrittfolge zur Konzepterstellung wiederholt sich hier für jede einzelne Komponente – bis alles fertig ist und passt. Das klingt jetzt irgendwie platt, aber wenn ich ein Buch schreiben will muss ich genau das tun: schreiben. Wort für Wort, Zeile für Zeile, Seite für Seite, Kapitel für Kapitel. Und dann konfrontiere ich mein schönes neues Produkt mit der Realität… und fange gelegentlich nochmal von vorne an. Aber das nennt man Qualitätsmanagement… Spaß beiseite (und ja, kreativ sein zu können, macht wirklich Spaß); hier schlägt das zu, was ich vorhin beschrieben hatte – wenn ich bei der Konzeptentwicklung nicht die notwendige Sorgfalt walten lasse, muss ich das hier ausbaden. Und zahle eben im Zweifel mit Monaten der Schreibblockade. Hier kommt wieder der “Zettelkasten der Ideen” zum Tragen. denn wenn ich auf der Ebene der Content-Erstellung auf Blockaden stoße, kann ich mich genauso in meinem Ideenarchiv umschauen, wie auf der konzeptuellen Ebene. Es macht keinen Unterschied, wofür ich eine Idee verwenden kann, solange ich eine parat habe.

Vielleicht wird so ein bisschen klarer, dass kreativ zu sein ebenso ein iterativer Prozess ist, wie alles mögliche andere. Die Länge der einzelnen Zyklen mag variieren, aber am Ende dreht sich alles darum, eure Ideen festzuhalten, die Guten in Konzepte zu gießen und den Teil der Content-Erstellung so oft zu üben, wie nur möglich. ‘Cos we need to suck a great many times, before we get decent, or even good at whatever we try to achieve! Schreibt’s euch hinter die Ohren. In diesem Sinne, macht ma hinne. Schönen Sonntag noch.

(Kairos*) Wenn sich aber die Dinge einmal glücklich gefügt haben, also durch Anstrengung, Überlegung und das – manchmal – nötige Quäntchen Glück die Dinge eines zum anderen fielen und am Schluss alles irgendwie besser gepasst hat, als zunächst gedacht, dann sind wir in jenem Bereich, wo der Kairos regiert. In der griechischen Mythologie ist Kairos – der (glückliche) Augenblick – das Gegenstück zu Chronos – dem Zeitverlauf – und hatte sogar seine eigene anthropomorphische Personifizierung. Vulgo, der Augenblick wurde zum Gott, welcher für „die Gunst der Stunde stand“. Man dachte dabei an Momente, die für besondere, große Taten günstig seien; doch heutzutage darf man beim Kairos ruhig auch mal an andere günstige Gelegenheiten denken, die beim Schopfe zu packen oft eines gewissen Mutes, manchmal bestimmter Talente, aber eigentlich immer des Glückes bedarf. Des Glückes, diesen Moment und die Chance, welche ihm innewohnt erkennen zu können. Des Glückes, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Des Glückes über notwendige Ressourcen zu verfügen. Und schließlich des Glückes, sein Glück begreifen und genießen zu können. 
Auch als Podcast…

Was macht Menschen wichtig…?

Manchmal kommt es vor, dass man darauf hingewiesen wird, doch bitte diese oder jene Person noch offizell anzukündigen, bzw. deren Anwesenheit in einem größeren Plenum herauszuheben; um zu zeigen, dass dieser oder jener Person der Anlass – und vor allem die anderen Menschen, um die es eigentlich gehen soll – wichtig ist. In meiner Wahrnehmung dient eine solche Ankündigung jedoch bestenfalls der Herausstellung der Wichtigkeit dieser oder jener Person, die angekündigt werden soll. Oder einfacher formuliert: wer ist denn nun eigentlich wem warum wichtig? Ich mache um meine Person zumeist keinen großen Bohei, weil mir die Sache wichtig ist, die ich tue, die Wirkung, welche ich erziele, sowie die Hilfe, die ich anderen geben kann. Was jetzt für manche Ohren wie möchtegern-altruistische Selbstbeweihräucherung klingen mag, hat einen ganz banalen Hintergrund: ich entstamme der unteren Mittelschicht und bin eine linke Socke, die sich selbst bis zu einer gewissen Position hochgearbeitet hat. Das ist mir aber nur gelungen, weil ich manchmal Hilfe hatte und meine Aufgaben sowie meine Verantwortung stets ernst genommen habe (und immer noch ernst nehme), über mich selbst jedoch gerne und herzlich lache – und mich damit gar nicht so ernst und auch gar nicht so wichtig nehme. Denn ich bin einfach nur ein Typ, der es doch auch nicht immer weiß und irgendwie versucht, dieses Ding namens Leben zu überstehen. Am liebsten halbwegs unbeschadet und mit einem kleinen Benefit für meine Lieben, mich und die Anderen. Macht mich meine Position für irgendjemand wichtig? Vielleicht… Machen mich meine Haltung und mein daraus resultierendes Tun und Lassen wichtig? Ganz sicher!

Menschen, die auf einer Hirerachieleiter eine bestimmte Höhe erreicht haben, neigen manchmal dazu, zu vergessen, dass SIE auf den Schultern der WAHREN RIESEN stehen und dass ihre Anwesenheit bestenfalls eine Respektbezeugung gegenüber diesen wahren Riesen sein kann und darf. Schlimmstenfalls dient die Anwesenheit der Selbstdarstellung. Im Graubereich dazwischen liegt irgendwo das Personalmarketing, also der Wunsch, den Menschen, um welche die Veranstaltung sich eigentlich dreht noch einmal zu verdeutlichen, dass man sie respektiert und mehr braucht, als diese Menschen einen brauchen. Man nennt sowas in Human-Ressources-Sprech eine “Personalbindungsmaßnahme”. Wenn dazu allerdings eine Ankündigung durch mich notwendig ist, dürfte in aller Regel vorher schon so einiges schief gelaufen sein, was dann dazu führt, dass diese Menschen halt NICHT im Unternehmen bleiben! Da würden mir diverse Gründe einfallen, aber hier soll es nicht ausschließlich um Aspekte des Arbeitslebens gehen. Ich nahm diese, an mich dieser Tage herangetragene Bitte nun lediglich zum Anlass, über das Thema Wichtigkeit von und für Menschen zu meditieren. Ich muss allerdings feststellen, dass die soziale Ebene im Arbeitsleben in meinem Gewerk häufig nur sehr schwer sauber von der sozialen Ebene des Privaten zu trennen ist. Einerseits, weil Menschen, die so intensiv zusammenarbeiten, wie dies gerade im Gesundheits- und Sozialwesen der Fall ist, einander häufig sehr nahbar werden (egal, ob sie das wollen, oder nicht). Und andererseits, weil es – zumindest in meiner Wahrnehmung – ein sehr spezieller Menschenschlag ist, welcher die Herausforderungen im Rettungswesen länger als nur für ein Jahr im FSJ oder als Sprungbrett in ein Studium aushält.

Durch meine bisherigen Äußerungen mag schon sichtbar geworden sein, dass sich die Wichtigkeit von Menschen füreinander nicht an äußerlichen Zeichen festmachen lässt. Und dennoch neigen wir dazu, in Hiererachieebenen zu denken, weil wir immer noch glauben, dass jemand aus einer höheren Hiererachieebene tatsächlich MACHT über mich ausüben könnte. Wie ich bereits an anderer Stelle in diesem Blog gesagt habe, ist dies in einer Arbeitsbeziehung auf Basis der freiheitlich-demokratischen Grundordnung unseres Staates nur dann möglich, wenn ICH diese Machtausübung durch mein Tun oder Lassen legitimiere! Alles Andere ist riesengroßer Quatsch. Wenn Wichtigkeit sich aber nicht aus einem Machtgefälle ergibt, dann kann sie nur auf der Ebene des Miteinanders begründet liegen. Und hier spielt die Haltung zueinander die entscheidende Rolle. Kann ich mein Gegenüber respektieren, weil Wort und Tat kongruent sind? Kann ich mein Gegenüber respektieren, weil es nicht mehr von mir verlangt, als es selbst zu geben bereit ist (a.k.a.: “geführt wird von vorne!”)? Kann ich mein Gegenüber respektieren, weil es für mich stets verlässlich handelt? Kann ich mein Gegenüber respektieren, weil es MICH respektiert? Wenn die meisten dieser Fragen mit JA zu beantworten sind, haben wir eine gute Basis für eine vertrauensvolle Beziehung. Aber Beziehungen müssen ebenso gepflegt werden, wie ICH stets in der Verpflichtung bin, meine Haltung(en) zu reflektieren. Nichts ist schwieriger, als eine lieb gewonnene Überzeugung über Bord werfen zu müssen. Aber nur, wer DAS KANN – und bei Notwendigkeit auch TUT – wird für sein Gegenüber (oder vielleicht besser: seine Mitarbeiter*innen) so wichtig, dass die Beziehung längerfristig halten kann. Und das kann man durch eine simple Ankündigung durch mich bei einer Veranstaltung nicht erzeugen – DASS. MUSS. MAN. JEDEN. TAG. LEBEN! Insbesondere als Chef! Denn nur dann wird aus einem Boss ein Leader…

Ob ich beim nächsten Mal irgendjemanden ankündige…? Das weiß ich wirklich noch nicht, denn tatsächlich hatte ich all dies zuvor noch gar nicht reflektiert. Denn so, wie ich mich, gegen all meine Instinkte und Wünsche für manche Tage in Anzug und Halsbinder (a.k.a. Krawatte) zwänge, um jungen Menschen nochmal meinen Respekt für ihre Leistungen zu bekunden, ohne dann auf meine Person hinzuweisen, erwarte ich das Gleiche eigentlich von anderen “wichtigen” Menschen, die zu Gast sind, um (hoffentlich) das Gleiche zu tun; und nebenbei Personalbindung betreiben. Einstweilen versuche ich das, was ich im Lehrsaal predige auch in meinem sonstigen Tun vorzuleben, niemanden hängen zu lassen und stets verlässlich zu agieren. Dass das nicht immer klappt… Schwamm drüber, denn wir sind alle nur Menschen und machen manchmal Fehler. Doch das Bemühen sollte sichtbar werden! Alles Andere findet sich dann. Nächste Woche begrüße ich neue Menschen. Mal sehen, ob es auch da klappt, das richtige Gleichgewicht zwischen Nahbarkeit, Respekt und analytischer Distanz zu finden. Ich bin gespannt und wünsche euch einen guten Start in die neue Woche. Aber jetzt ist erst mal noch eine Weile Sonntag…

Auch als Podcast…

Haltung annehmen…?

Man könnte sich natürlich ausgerechnet heute darüber auslassen, wie uneinig die Republik am “Tag der Deutschen Einheit” dasteht. Man könnte sich über Politiker und ihre subjektive Unfähigkeit auslassen. Man könnte mit dem Finger auf “die Anderen” zeigen, moralische Überlegenheit demonstrieren und um Zustimmung heischen. Macht aber alles keinen Sinn, weil das hier eh nur wenige Menschen lesen und die allermeisten davon vermutlich ebenso von unserer derzeitigen Situation abgefucked sind, wie ich. Außerdem müsste der Post dann “500G gemischter Hass – Ich will wieder Demokratie!” heißen. Also was solls… Wie wäre es denn stattdessen mit “Haltung”? Also… jetzt nicht im militärischen Sinne, denn ich habe ja nie “gedient”. Zumindest nicht, indem ich mich von irgendeinem Menschen mit Unteroffiziersdienstgrad zum Drill habe kommandieren lassen müssen. Was daran für junge Menschen jetzt gut sein soll, bleibt MIR auf ewig ein Geheimnis. Aber Menschen, die gedient haben, verklären diese Zeit ja gerne als Charakterbildend. Wenn ich die neuesten Hinweise auf beinahe systemischen Missbrauch von Neulingen innerhalb der Truppe lese, weiß ich allerdings auch über 30 jahre später noch ganz genau, dass meine Entscheidung zu verweigern die Richtige war! Ich war als Zivildienstleistender für manche ein “dreckiger Vaterlandsverräter”; zumindest war dies in den kalten, toten Augen der drei grauen Herren im Musterungsauschuss des ehemaligen Kreiswehrersatzamtes meiner Heimatstadt zu lesen – fickt euch – selbst heute noch! Denn auf welche Art ich diene, ist immer noch meine Entscheidung als freier Bürger. Und ich habe gedient. Über 26 Jahre im Einsatzdienst und auf Leitstellen, unterdessen seit Jahren als Ausbilder und Leiter einer Bildungseinrichtung im Rettungsdienst. Meine Bilanz des Dienens an unserem Gemeinwesen fällt damit um Klassen besser aus, als die derer, die damals meinten, mich abqualifizieren zu dürfen.

Haltung…? Heutzutage reden die Leute immerzu über “Mindset” und meinen damit jenen höchst überschaubaren Teil von Haltung, der dazu helfen soll, dass Menschen im Rahmen definierter Parameter in bestimmten Kollektiven funktionieren können. Sie sollen positiv an ihre Aufgaben herangehen, damit sie scoren. Berufliche Verwendungsfähigkeit ist das Stichwort. Es geht nicht darum, als Mensch zu wachsen, sondern in irgendeine Systematik eingepasst zu werden, in der man eine bestimmte Rolle zu spielen hat. Die von Humboldt beschriebene “proportionierliche Bildung”? Fehlanzeige! Er/sie/them soll sich aneignen, was für den Job gebraucht wird, allzeit nett auf alle Anfechtungen (insbesondere durch Kunden und/oder Vorgesetzte) reagieren, die Fresse halten, wenn’s mal unruhiger wird und am besten alles wegatmen, was das Leben einem so in den Weg wirft. Gelassenheit ist zweifelsohne keine schlechte Eigenschaft. Duldsame Passivität im Angesicht großer Ungerechtigkeit jedoch schon! Und genau da liegt das Problem. So ein “positives Mindset” macht halt, dass du funktionierst! Eine Haltung jedoch macht, dass du, während du notgedrungen funktionierst in der Lage bleibst, die Rahmenbedingungen dieses Funktionierens zu hinterfragen – und ggfs. gegen diese anzukämpfen! Gäbe es keine Haltungen zu unserer Gesellschaftsordnung, meinen Aufgaben und zu den Menschen um mich herum, hätten wir bis heute keine Menschenrechte, keine Arbeitnehmerrechte, keine funktionierende Zivilgesellschaft. Und noch existiert sie… zumindest hier.

Ich habe in den letzten zwei Tagen viel über das Thema Haltung gesprochen, weil ich dazu aufgerufen war, eine Fortbildung für Praxisanleiter*innen zu geben. Nun ist es so, dass die Zahl der bahnbrechenden Neuerungen in der pädagogischen Wissenschaft und Praxis in den letzten, sagen wir mal 30 Jahren, vergleichsweise überschaubar ist. Es gibt natürlich immer wieder kleinschrittige Verbesserungen, technische Innovationen, neue Methoden etc. Die Modi der Wissens- und Fertigkeitsvermittlung haben sich wohl in den Lehrsälen progressiverer Pädagogen durchaus an die neuen Zeiten angepasst. Aber die Basis, auf der all das passiert ist schon recht lange präsent. Darum ist es immer wieder eine hoch kreative Aufgabe, eine Fortbildung zu schaffen, aus der Menschen, die jetzt schon ein paar Tage mit Auszubildenden arbeiten auch tatsächlich etwas mitnehmen können. Denn vieles ist oft nur Wiederholung. Ich setze daher in meinen Veranstaltungen seit einiger Zeit darauf, sich dem Thema Haltung auf verschiedenen Wegen zu nähern, weil ich davon überzeugt bin, dass sowohl die Ausbilder als auch die Auszubildenden im Laufe der Zeit eine Haltung entwickeln müssen; zu ihrer Arbeit, den Menschen, welche ihnen anvertraut werden und dem strukturellen, rechtlichen und orgainsatorischen Rahmen, in dem all das stattfindet. Ob das für die Teilnehmenden einen Unterschied macht? Keine Ahnung. ich hatte zwar gestern Abend schon das Gefühl, den Leuten einen Mehrwert mitgegeben zu haben. Aber bei pädagogischen interventionen weiß man erst mit einem gewissen zeitlichen Abstand, welche Wirkung sie entfaltet haben; und ob darin irgendein Nutzen begründet liegt. Wie auch immer… Mir selbst ist es extrem wichtig eine Haltung zu haben, die in meinem Tun und Lassen sicht- und hörbar wird; und so hoffentlich eine Wirkung entfaltet, denn ich bin ja ein Role-Model für ein paar Menschen da draußen. Dann will ich auch ein gutes sein. Nicht so wie diese betriebsblinden Volldeppen im Kreiswehrersatzamt 1992… Ich wünsche ein schönes Wochenende. Einigt euch mal schön, wie ihr eure (Un)Einigkeit feiern wollt.

Auch als Podcast…

Herbst… mal wieder…

"The world breaks everyone. And afterward, some are strong at the broken places" (Ernest Hemingway aus "In einem andern Land")

"There is a crack, a crack in everything. That's how the light gets in" (Leonards Cohen aus "Anthem")

Das Internet hat daraus "We are all broken, that's how the light gets in" gemacht und das Zitat fälschlicherweise Hemingway zugeordnet.

Tatsächlich klebt der Spruch auf meiner Zettel-Box neben dem Schreibtisch, die ich jetzt seit knapp zwei Jahren zum Journaling benutze. Anfangs war das mehr so ein Spleen, denn manchmal vergaß (und vergesse ich immer noch), mich gleich hinzusetzen und es einfach aufzuschreiben, wenn mich etwas bewegt(e). Wir nehmen Dinge nur allzuoft als gegeben hin und stellen erst mit einem gewissen Abstand (also quasi aus der Meta-Perspektive) fest, dass es doch etwas mit uns macht. Ich denke in letzter Zeit oft darüber nach, welche streckenweise durchaus dramatischen Entscheidungen in den letzten drei Monaten im Job getroffen und umgesetzt werden mussten. Welche Herausforderungen sich zeitgleich im Privatleben ergeben haben und immer noch nicht überwunden sind. Und wie seltsam es sich unterdessen anfühlt, dennoch zu funktionieren. Ich meine… ja, ich hatte eine kurze Krankheitsphase, aber im Moment…? Im Moment spüre ich oft eine Gleichmut, die mich mit der Frage konfrontiert, ob meine sonst so präsente Wut gerade alleine Urlaub macht und sich den grünen Pelz von der Sonne wärmen lässt, während ich hier im deutschen Herbst herumsintern muss und nach natürlicher Vitamin-D-Induktion LECHZE! Die Sonne ist fort. (Ehrlicherweise muss man zugeben… in Irland hatten wir auch nicht so viel davon…)

Ich denke, es ist dieses Licht, von dem das Falsch-Zitat spricht. Die Sonne, die sich den Weg in dich hinein bricht, um an Stellen zu gelangen, deren Existenz und deren Bedarf an Sonne dir nicht einmal bewusst sind. Die fehlende Meta-Perspektive, von der ich eben noch sprach. Auf welche Art und Weise man seine (hoffentlich heilende) Introspektion herstellt, ist im Grunde genommen einerlei, doch zu wissen, wann man etwas tun muss, um an mehr Licht für die wunden Stellen in seinem Selbst zu kommen, ist der Schlüssel dazu, nicht wahnsinnig zu werden im Angesicht der Probleme, Sorgen, Herausforderungen, welche das Leben uns in so großer Vielzahl in den Weg zu legen die unfassbare Chuzpe besitzt. Klingt das nach Fatalismus, nach “dem Schicksal die Schuld geben”? Ich denke nicht. Es klingt für mich eher nach einer Mahnung, sich NICHT in extramiesen Gedanken-Schleifen fangen zu lassen, sondern – wenigstens gelegentlich – bewusst anzuerkennen, dass wir a) nicht wirkich Herr*innen unseres Schicksals sind, weil der ganz banale Zufall ein sehr mächtiger Gegner ist (denkt an die unüberwindbare Mauer der nächsten Sekunde) und wir b) viel zu selten über die guten Dinge nachdenken, welche wir erleben dürfen. Ich selbst etwa zehre immer noch von den unfassbar schönen Eindrücken, welche ich während unseres Urlaubes mitnehmen durfte; und auch, wenn die Arbeit mich fordert, ist mein Daheim – trotz aller Aufs und Abs – derzeit ein Hafen der Ruhe. Nur Zeit für meine eigenen Ideen habe ich momentan nicht im gewünschten Umfang. Man bezahlt mir halt Geld für einen nicht unerheblichen Teil dieser Zeit, damit ich anderer Leute Probleme löse…

Das Licht… es ist für mich mehr als nur eine Metaphaer. Ich wusste bislang nicht, dass es für sowas sogar einen eigenen Namen gibt: “end of summer sadness”. Aber wenn ich so in mich hineinfühle, dann ist es genau dieses Gefühl, welches mich gerade heimsucht. Ich vermisse eben jetzt einen Sommer, der irgendwie gar nicht stattgefunden hat. Wir waren im Verlauf des “Sommerurlaubs” in kühleren Regionen Europas unterwegs; und Anfangs hatte sich das total gut angefühlt, weil die mittlerweile im Sommer subjektiv tropischen Wettergegebenheiten in der Heimat gelegentlich schon ganz schön anstrengen können. Und doch… die Bahnen im Pool oder im See, um der Hitze kurz zu entgehen, die langen Abende auf dem Balkon (oder auf der Terrasse manchen südlichen Urlaubsdomizils), überhaupt dieses Gefühl, dass das Leben sich draußen abspielt – all das hat mir schon unterwegs gefehlt und tut es jetzt noch viel mehr, da dieser Spätsommer in (der Natur zugegebenermaßen wohltuendem) Regen absäuft. Meine Stimmung ist nämlich mit abgesoffen. Auch meine Energie schwindet zusehends, wenn ich nur daran denke, dass ich höchstens noch wenige Wochen davon entfernt bin, morgens im Dunkeln zur Arbeit zu gehen und Abends im Dunkeln wieder heimzukommen. Was für eine Mist, denn das ist pures Futter für meine Depression. Ich will Licht! Oder genauer gesagt: ich will Sonne auf der Haut und Wärme, die mich umfließt, um mir freundlich zuzuflüstern, dass der nächste Sommer nicht ganz so weit entfernt ist, wie meine aufgeschreckte Psyche mich das gerade glauben machen möchte!

Herbstdepression…? Scheiße! Ich hätte echt nie gedacht, dass es SO EINFACH sein könnte, meine Krankheit zu triggern. Aber offenkundig ist es genau das. Diese verfickt unheilige Mischung aus Verpflichtungen, die mir derzeit mehr Last sind, als irgendwas sonst und einem eklatanten Mangel an südlicher ars vivendi macht mich derzeit gerade zutiefst unglücklich. Nimmt man noch dazu, dass es mit dem Zocken gerade überhaupt nicht so klappen will, wie ich mir das vorstelle, ist eine Trias negativer Befindlichkeiten komplett. Und was macht man dagegen? Saufen ist nur bedingt eine Option (denn Wirkdauer vs. Rekonvaleszenzzeit muss man immer wieder neu abwägen), kündigen kann ich mir im Moment nicht leisten (auch wenn die Versuchung immer mal wieder da ist), der erlösende Lottogewinn lässt auf sich warten… also Urlaub? Wenn es nur so einfach wäre. Mein aktueller Therapeut hat mich darum gebeten, meine nächtlichen Träume aufzuschreiben, wenn ich mich denn mal an sie erinnern kann, was mir tatsächlich eher selten passiert. Also muss ich mich vorerst damit begnügen, hier meine bewussten Träume zu reflektieren. Dann wird’s wohl bei Urlaub bleiben, wenngleich ich noch nicht weiß, wie das funktionieren soll. Im Moment sind da einfach zu viele Prozesse auf einmal, die ich am laufen halten soll… Ich denke, das ist jetzt das sechste Spätjahr in Folge, welches mich am Rotieren hält. Wird Zeit für eine neue Routine, oder…? Hat meine Frau doch Recht und ich bin nicht für das Chefsein gemacht? Wir werden sehen, ob ich auch in dieser Nacht von Sonntag auf Montag mal wieder unruhig schlafe, weil irgendein Scheiß mich beschäftigt, der eigentlich erst im Licht des Tages wichtig wird. Wir hören uns.

Auch als Podcast…

loyal, illoyal, scheißegal…?

Ist ein paar wenige Tage her, dass ich mit jemandem beim Essen saß und wir kamen auf das Thema Loyalität zu sprechen. Die Unterhaltung drehte sich auch um andere Themen, alles war auf das Arbeitsumfeld bezogen. Mein Gegenüber konnte, nach eigenem Bekunden, mit dem Konzept der Loyalität nichts anfangen. Vielleicht, weil ein “interessantes” Verständnis von Loyalität möglicherweise einer der Samen des Bösen sein könnte. “Ich war dazu verpflichtet xyz zu tun, weil…” wäre ein Hinweis darauf, das aus einer falsch verstandenen Verpflichtung gegegnüber wem oder was auch immer das Bedürfnis entstehen könnte, Dinge zu tun, die man eigentlich, so ganz allgemein als Mensch, nie tun würde. Hannah Arendt nannte das mal die “Banalität des Bösen”. Natürlich ist längst nicht jedes sich einer Organisation, einer Person oder einer Sache verpflichtet fühlen schon automatisch etwas Schlechtes. Allerdings möchte ich darauf bestehen, das Loyalität NIEMALS eine Einbahnstraße sein kann. Loyal gegenüber JEMANDEM bin ich, wenn wir einander in dem Vertrauen verbunden sind, dass die eingeforderte Verlässlichkeit nicht nur geschuldet sondern auch gegeben wird. Loyal gegenüber EINER IDEE, EINER SACHE kann ich nur sein, wenn diese im Einklang mit meinen moralischen Überzeugungen steht. In dem Moment, da diese Voraussetzungen nicht mehr erfüllt werden (“…das ist nicht mehr meine xyz…”), ist die Loyalitätspflicht aus meiner Sicht hinfällig!

Loyalität einzufordern, ist einer der Pfeiler organisationeller Machtausübung. Man nutzt das Gefühl des Verpflichtetseins, um “Untergebene” dazu zu bringen, bestimmte Dinge zu tun. Im Arbeitsverhältnis ist es so, dass ein definiertes Leistungsportfolio der Arbeitnehmer arbeitsvertraglich geschuldet wird. In aller Regel bezieht sich das auf die Anwesenheit für eine bestimmte Anzahl von Stunden an einem per Direktionsrecht festgelegten Ort, um dort, ebenfalls per Direktionsrecht festgelegte Aufgaben zu erfüllen. Dafür gibt es in größeren Unternehmen die sogenannte Stellenbeschreibung; in kleineren Betrieben ergeben sich die Aufgaben in aller Regel aus der Berufsbezeichnung der Angestellten. Ein Energieanlagenelektroniker macht üblicherweise nicht das Gleiche, wie ein Kaufmann im Einzelhandel. Klar soweit. Nun gibt es aber überall immer wieder Situationen, die gar nicht so klar im Arbeitsvertrag oder der Stellenbeschreibung geregelt sind. Und dann spielen Arbeitgeber oft die Loyalitätskarte, weil sie darauf setzen, dass man mit der Zeit eine gewisse Verbundenheit zu dem Geschäft aufgebaut habe (es ist genau DAS, was gerne mit dem überstrapazierten Begriff “Arbeitnehmerbindung” tituliert wird), stellen dabei manchmal auch Gegenleistungen in Aussicht, oder pochen darauf, “dass man das schon immer so gemacht habe”. KEIN SATZ KÖNNTE JEMALS IRGENDWO FALSCHER SEIN! Nur weil andere so blöd waren, sich ausbeuten zu lassen, gilt das für MICH noch lange nicht…

Wir sind hier letzten Endes im Bereich der Manipulation. Denn Macht kann – zumindest in den Grenzen unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung – nur dann über mich ausgeübt werden, wenn ich dies auf irgendeine Art legitimiere. Konkludentes Verhalten, also sich stets an die Anweisungen zu halten auch “die Extrameile” zu gehen ohne zu murren und da zu sein, wenn man gerufen wird, genügt aus Sicht der Geschäftsführung vollkommen, um Machtansprüche zu legitimieren, die oft genug übergriffige Scheiße sind! Um hier ganz klar zu sprechen: ICH HASSE DIESEN BEGRIFF “EXTRAMEILE”, WENN ER VON CHEFS IM MUNDE GEFÜHRT WIRD, denn er meint im Kern “ich zahl’ dir schon genug, schaff mal ruhig ein bisschen was für Lau hier im Laden”! F***t euch! Denn das Problem an dieser Stelle ist die zuvor erwähnte Einbahnstraße. Viel zu oft tut man Dinge für den Arbeitgeber, ohne dass es dafür auch nur einen Futzel Kompensation gibt. Ich kann davon ein Lied singen, denn man hatte mich – einmal vor einigen Jahren – mit einer Aufgabe betraut, mir jedoch strikt untersagt, die für die Erfüllung dieser Aufgabe notwendigen Extrastunden aufzuschreiben. Da dürfte über die Jahre hinweg ein erkleckliches Sümmchen Zeit zusammengekommen sein. DEN FEHLER mache ich bestimmt nicht noch mal! Will heißen – Loyalität kann sehr leicht zu einer (Selbst)Ausbeutungsfalle werden; doch wenn es mal daran geht, im Gegenzug etwas auch nur zu erbitten, steht man plötzlich allein im Regen.

Fassen wir also zusammen: “Loyalität” ist ein Begriff dafür, einander in Vertrauen und Verlässlichkeit verbunden zu sein; auf der zwischenmenschlichen Ebene mag das von Fall zu Fall mehr oder weniger gut funktionieren; ebenso wie die Liebe. Da wir aber in einer hoch komplexen Welt leben, Loyalität auch von Organisationen gegenüber ihren Mitgliedern eingefordert wird und komplexe Organisationen vor allem für ihre Fähigkeit berüchtigt sind, Verantwortungsdiffusion zu einer Kunstform zu erheben, wird von Organisationen oft viel gefordert – aber nichts, oder zumindst nur sehr wenig gegeben. Daher finde ich den Begriff “Quiet Quitting” gar nicht so schlimm. Wenn ich irgendetwas über die vertraglich vereinbarte Leistung hinaus geben soll, ist das verdammt noch mal zu vergüten. Ansonsten könnt ihr euch mit eurem Loyalitäts-Geschwafel verpissen! Ich kann Corporate-Bullshit-Sprech von “auf einem guten Weg”, “das Team gemeinsam”, “Workplace-Family” und was weiß ich nicht noch alles nicht mehr hören. Ich will – hört ihr: ICH WILL – vernünftige Arbeitsmittel, einen angemessen temperierten und beleuchteten Arbeitsplatz und die Zeit, meine Aufgaben richtig zu machen. Denn wenn man von mir fordert es schnell-schnell zu machen… wie kommt ihr auf die Idee, das ich, wenn ich nicht mal die Zeit und die Mittel bekomme, es gut zu machen, ich dann die Zeit und die Mittel hätte, es ein zweites Mal zu machen? Aha…? Merkt ihr was? Also… Loyalität gibt’s bei mir nur für jene, die sie sich verdient haben. Beruht also auf Gegenseitigkeit. Und die Forderungen durch irgendeine Organisation sind mir erst einmal scheißegal, solange ich merke, dass ich jemandem scheißegal bin und nur irgendwelche Zahlen zählen; oder Leistung für lau. Dafür ist mir MEINE Lebenszeit zu kostbar! Denkt mal drüber nach, wenn ihr morgen wieder roboten geht…

Auch als Podcast…

500 Gramm gemischter Hass – Ich will Life-Work-Balance!

Egal was ich mit meiner Zeit anstelle, egal wie weit ich vor meinem normalen Leben und meinen Verpflichtungen davonlaufe, egal wie schön es dort ist und was ich unterwegs alles erlebe, egal wie sehr ich daran glauben möchte, dass die – subjektiv überquellende – frische Energie mir erhalten bleibt… jedes Mal, wenn ich nach Hause komme, sind die alten Gedankenspiralen wieder da. Dann dreht sich wieder alles um Job, Stress, soziale Gerechtigkeit (oder besser, den erheblichen Mangel daran) und die Frage, wie ich mit all dem umgehen kann. JEDES. GOTTVERDAMMTE. MAL. Ich bin derzeit nicht verzweifelter als sonst auch. Ich lebe ja in einer Welt, in der du den “News” nicht entkommen KANNST. Und ich kann mit dem Denken als solchem leider auch nicht aufhören. Das ginge nur, indem ich mir den Kopf wegschösse – und das kommt überhaupt nicht in Frage! Daher spiegelt sich meine eigene (Über)Lebenrealität in den, derzeit immer und überall wieder aufkeimenden Diskussionen um die Frage, ob wir Deutschen zu viel oder zu wenig arbeiten, ob wir zu viel auf die Work-Life-Balance achten, oder schön brav das Bruttosozialprodukt mehren. Hierzu hätte ich fünf Antworten, die nicht jedem schmecken werden:

  • (1) Die Deutschen: Die mit diesem Begriff insinuierte Grundgesamtheit GIBT ES NICHT! Lest die Sinus-Milieus, beschäftigt euch mal ein Mü mit Sozialwissenschaft (keine Sorge, das tut gar nicht weh) und ihr werdet verstehen, dass eine Nationalstaatliche Volksgemeinschaft, wie sie unsere verf*****n Nazi-A*********r von der AgD zu beschwören versuchen NICHT EXISTIERT! PUNKT! Es gibt jede Menge, sehr unterschiedlich strukturierter Gruppen innerhalb der Bevölkerung; und innerhalb dieser Gruppen gibt es jede Menge Individuen. Ein Lebensentwurf, war, ist und bleibt – ganz nüchtern betrachtet – immer etwas hoch individuelles. Woraus folgt: die Aussage, dass DIE DEUTSCHEN zu wenig arbeiten würden KANN NIEMALS WAHR SEIN, weil es diese Deutschen als Gruppe überhaupt nicht gibt. Das manche Individuen oder auch ganze Gruppen eher zu wenig arbeiten ist ein völlig anders zu betrachtender Sachverhalt. Und da würde ich zuallererst mit der Neubeuteilung von leistungslosem Einkommen anfangen.
  • (2) Was ist viel, was ist wenig? Die Erwerbsquote (also die Zahl der Menschen in Lohn und Brot) ist seit 1991 (also seit der Wiedervereinigung) im Mittel gestiegen; und zwar durch einen kräftigen Anstieg bei den berufstätigen Frauen. Die durchschnittliche Arbeitszeit ist derweil gesunken, weil diese ganzen Frauen deutlich häufiger in Teilzeitbeschäftigungen unterwegs sind, als die Männer. Wir arbeiten aber im Mittel NICHT WENIGER, SONDERN MEHR. Und von den ganzen unbezahlten Überstunden will ich gar nicht erst anfangen. Die Arbeitsproduktivität (also das BIP/Arbeitsstunde) ist bis zum Beginn der Pandemie und den folgenden Krisen (Ukrainekrieg, US-Zollpolitik, etc.) gestiegen und stagniert seitdem; was nicht an weniger Arbeit(sbereitschaft) liegt, sondern an der sich eben ändernden Weltsituation. Und daran, dass die CDU/CSU (wechselnd mit FDP und SPD als Sekundanten) 16 Jahre lang auf Verschleiß gefahren ist und den Bürger*innen die negativen Folgen einer globalisierten Wirtschaft schöngelogen hat. Nun hamwer den Salat, wa…
  • (3) Wem kommt mehr Arbeit zu Gute? Ganz einfach – in unserem System zuallererst und vor allem denen, die den Kanal eh schon voll genug haben. Kann man sich schönlügen, indem man glaubt, dass eine veränderte Steuerpolitik auch den Mittelstand killen würde. Genau das Gegenteil ist der Fall, denn die Geschenke, welche unsere aktuelle Regierung einmal mehr den Reichen macht, sollen zu Lasten der Ärmsten gehen (spart mal 5.000.000.000 beim Bürgergeld ein, hat Herr Merz gesagt); und zu Lasten des Mittelstandes. Solange also keine Entlastung bei Steuern und Abgaben in Sicht ist, werden die Meisten sagen “Leck mich am Arsch mehr Arbeit…”; und wisst ihr womit – mit Recht. Hatte ich eigentlich schon von der dringend notwendigen Neubewertung leistungslosen Einkommens gesprochen? Oder von asozialer Kapitalagglomeration? ICH gehe jedenfalls nicht mehr arbeiten, damit jemand anders was davon hat.
  • (4) Propaganda: Wo auch immer du hinkuckst, finden sich willfährige Apologeten des “Ihr arbeitet alle zu wenig”-Narrativs. Manche davon wissen sehr wohl um die beschriebenen Mechanismen – und manche labern einfach nur die tendenzöse Scheiße nach nach, welche ihnen die Drecks-Springerpresse seit Jahrzehnten als “Nachrichten” getarnt in den Hals stopft. Es wäre einfach, sich zu informieren. Und es braucht auch keinen übermäßigen Intellekt, um zu verstehen, warum man immer schön alle möglichen gesellschaftlichen Gruppen gegeneinander ausspielt, indem man Feindbilder aufbaut. Je nach Tageslage sind die Feinde unserer Gesellschaft: Migranten, die Grünen, Bürgergeldempfänger, die Linke, psychisch Kranke, Veganer, Feministen, die nächstältere oder nächstjüngere Generation, Wissenschaftler, etcpp.. Dabei gibt es für unsere Gesellschaft nur einen Feind – den entfesselten, konsummaterialistischen Kapitalismus und seine Nutznießer. Aber hey, was weiß ich schon…
  • (5) Und die Jüngeren…? Die schauen in die Röhre, weil Rentner und Renten-Anwärter den größeren Teil der Wählerschaft ausmachen und so gut wie KEIN. EINZIGER. POLITIKER. weiter schaut, als bis zur nächsten Wahl. Es geht nicht mehr um “die Sache” (also Wirtschafts- und Sozialpolitik, die untrennbar miteinander verbunden sind), es geht nur noch darum, der (mutmaßlichen) eigenen Klientel die eigenen Handlungen so zu vekaufen, dass es nicht vollkomnmen danach aussieht, als würde man ohne Hemmungen für’s Kapital geschröpft. Wer allerdings nicht zu den oben genannten Klienteln gehört, der hat schlicht Pech gehabt, weil seine Stimme zu wenig wiegt, als dass sie irgendetwas bewirken könnte. Denn CDU/CSU betreiben wie eh und je in den letzten 20 Jahren den Ausverkauf der Zukunft auf Kosten kommender Generationen. Wäre ICH in der Situation, würde ich mir auch kein Bein rausreißen, um es den alten faulen Säcken noch ein bisschen bequemer zu machen!

Zusammengefasst: NEIN. WIR. ARBEITEN. NICHT. ALLE. ZU. WENIG! Manche von uns gewiss, aber bei den Allermeisten ist die Aussage einfach nur riesengroßer Quatsch! Ich kann jedenfalls an mir keine Faulheit bemerken. Eher das Gegeteil. Ich möchte eigentlich einfach nur etwas mehr Zeit für mich und meine Projekte. Aber hey… wir werden sehen. genug geranted. Morgen geht’s wieder los, der Urlaub ist rum. Euch allen einen gediegenen Start.

Auch als Podcast…