Verdammt – schon wieder Sonntag…?

Ich sah die Tage auf Insta ein kleine Bildergeschichte, die ungefähr so ging:

Mitarbeiter und Chef in Videokonferenz
Chef: "Mir ist aufgefallen, dass Sie jeden Tag exakt um 09:00 ein- und um 17:00 ausstechen..."
Mitarbeiter: "Ja, ich bin um 17:00 mit meiner Arbeit fertig."
Chef: "Sie gehen also nach Hause, wenn alle anderen noch arbeiten?"
Mitarbeiter: "Ja, da ich mit meiner Arbeit fertig bin."
Chef "Sie wissen, dass bald Beförderungen anstehen und dass jemand, der nicht etwas mehr für den Laden tut, dann leicht übersehen werden kann...?"
Mitarbeiter: "Oder ich stehe auf der Liste ganz oben, weil ich effizienter arbeite, als alle anderen. ICH bin um 17:00 mit meinen Aufgaben fertig!"
Chef: "...?"
Mitarbeiter: "Ich kann Ihnen ja auch mal zeigen, wie man es schafft, vor 20:00 rauszukommen. Es braucht nur ein wenig Übung. Und schon hat man auch wieder ein Privatleben! Ah... wir haben 17:00"
Mitarbeiter loggt sich aus
Chef:"...?"
Der kleinen Ziege ist der Boss egal – sei wie die kleine Ziege!

Um es gleich vorwegzunehmen: die kleine Geschichte bekam einen shitload of hate von Menschen, die es offenkundig gewohnt sind, „die Extrameile zu gehen“; viele von ihnen stammen zudem anscheinend aus den USA, wo das mit der Arbeit noch mal eine ganz andere Geschichte ist. Aber warum, wenn ich mal ganz frech fragen darf, sollte ich mich von jemandem auffordern lassen müssen, mehr zu tun, als vertraglich vereinbart wurde? Ich meine – ja, es gibt Menschen, denen ihre Arbeit so viel Freude bereitet und so viel (positive) Herausforderung bietet, dass sie gerne etwas mehr geben. Dann gibt es jene Menschen, die mit einem typischen 9-to-5-Model nix anfangen können, weil ihr (zirkardianer) Biorhythmus, ihre Lebensgewohnheiten, ihre Sozialisation, ihre psychische Verfasstheit nicht mit 9-to-5 zusammenpassen. Ich gehöre übrigens auch in diese Kategorie. Wenn ich könnte, wie ich wollte, würde ich mir meine Wochenarbeitszeit kreuz und quer über die Tage legen und käme wahrscheinlich trotzdem immer noch auf 5 – 10% mehr, als ich eigentlich müsste. Weil ich gerne an Problemen tüftele, mich unterschiedlichste Themen aus meinem Fachbereich interessieren und beackert werden wollen, weil mein Job sehr vielfältig und fordernd ist. JA, er ist manchmal auch mit Arschlöchern durchsetzt; aber die findet man, Gauß’schen Normalverteilungen zufolge überall. Trotzdem fickt mich dieses ewiggestrige Modell des Festzeit-Präsentismus so sehr, dass ich immer wieder überlege, mir einen Job mit fester Home-Office-Garantie zu suchen, selbst, wenn ich dann weniger verdienen würde. Weil mich dieses „Sie müssen im Büro sichtbar sein!“ an preußische Gutsbesitzer erinnert, die ihre Länderein abschreiten, um nachzuschauen, ob die Frohndienste auch sauber erbracht werden. WAS FÜR EIN SCHWACHSINN!

Dass Lehrkräfte für die verschiedenen Unterrichte da sein müssen, die sie zu geben haben, dass es Sprechzeiten für Auszubildende und die anderen an der Ausbildung beteiligten Stellen geben muss, steht außer Frage. Dass ich als Administrator auch noch für einen Haufen anderer Menschen erreichbar sein muss, werde ich nicht bestreiten. Aber ganz ehrlich: Klausuren korrigieren, Stoff noch mal tiefergehender recherchieren, Unterricht vorbereiten, Distanzlehreveranstaltungen entwickeln und zusammenbauen, strategische Planung und Entwicklung – all das geht mir in meinem eigenen dedizierten Büro, so klein es auch sein mag, IMMER besser von der Hand, als im großen Lehrerzimmer oder meinem Präsenz-Office, wo sehr häufig am Tage jemand hereinspaziert kommt und mich ablenkt. Wenn dann noch eine zwanghafte Orientierung an der Uhr dazukommt, macht mich das mit der Zeit, müde, mürrisch, unglücklich – und vor allem ineffektiv und weniger produktiv. Und es ist definitiv nicht mein Ziel, zu wenig oder zu schlechte Arbeit abzuliefern. MICH hat schon sehr lange niemand mehr aufgefordert, dass ich länger bleiben müsse. Wohl aber haben Leute in letzter Zeit zu spüren bekommen, was passiert, wenn ich mich auf andere Weise zu sehr gegängelt fühle. Und das fanden sie nicht so gut, dass da offensichtlich immer noch Dämonen hinter der Fassade lauern, die man mit der richtigen (oder besser: falschen) Strategie aufwecken kann; und die dann allen Beteiligten den Tag versauen können. Wie schon des öfteren gesagt: meine Toleranz für Bullshit ist bei ZERO; und sie wird auch nicht wieder steigen!

Immer wieder kommt es zu Auseinandersetzungen über die strategische Ausrichtung und die Modalitäten der Kommunikation; und immer wieder sage ich mittlerweile laut „NEIN“, wenn ich das Gefühl habe, Dinge tun zu sollen, die sinnlos sind. Auch steht regelmäßig das Thema Präsentismus auf der Tagesordnung – und irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass man mit mir nicht mehr darüber reden möchte. PECH GEHABT. Denn Präsentismus vertreibt Mitarbeiter, vernichtet oft mehr Output als er Synergien schafft und nervt ganz allgemein Menschen, die anders funktionieren als eine gut geschmierte 9-to-5-corporate-drone zu Tode. Mal ganz davon abgesehen, dass die körperliche Anwesenheitszeit am Arbeitsplatz mit erledigter Arbeit gleichsetzen zu wollen in etwa so sinnvoll ist, wie der Versuch, Alligatoren das Fliegen beizubringen. Jeder weiß doch, dass das nur mit Haien geht; und nur in der Tornadosaison… Hübsche Hutständer, deren tatsächlicher Leistungsoutput – umgekehrt proportional zur Menge bewegter heißer Luft – gegen Null konvergiert, gibt’s in jedem Laden. Meistens haben diese Kanaillen auch noch die allergrößte Klappe. Und sind super darin, mit den richtigen Leuten bei den richtigen Anlässen einen zu heben, um persönlich voran zu kommen. Selbstdarsteller eben. Konnt ich noch nie gut; ich neide den Leuten ihren Erfolg aber auch nicht, denn im Arsch vom Chef ist es halt auch dunkel und stickig. Das muss man wollen! Wenn es nach mir ginge, ließe man mich (und mein Team) einfach in Ruhe unseren Job machen und in regelmäßigen Abständen Informationen liefern. Aber so einfach wird es wohl nicht so schnell werden. Schade eigentlich. Ist morgen tatsächlich schon wieder Montag…

Auch als Podcast…

Reality Reloaded!

Jeder Mensch macht sich seine eigene Realität! Man könnte diesen Satz einfach so stehen lassen, an Donald Trump und Konsorten mit ihren „alternativen Fakten“ denken und ein Schulterzucken später wieder zum „business as usual“ übergegangen sein; oder man denkt doch noch mal ein bisschen darüber nach, was das EIGENTLICH bedeutet. Ich meine, jede*r von uns (Erwachsenen) nimmt die Welt auf Basis seiner/ihrer zuvor gemachten Erfahrungen wahr. Das bisherige Erleben strukturiert somit das folgende Erleben. Jemand, der zum Beispiel in seinem ganzen Leben immer nur ausgenutzt und beschissen wurde, wird ein x-beliebiges, günstiges Angebot mit großem Misstrauen beäugen und vermutlich ausschlagen, weil hier in seiner Realität doch nur wieder eine weitere Enttäuschung lauert. Eine andere Person mit positiveren Erfahrungen hingegen… man weiß es nicht, aber es klingt plausibel, anzunehmen, dass dieser Mensch anstatt eines Risikos oder eine Falle eher eine Chance zu erkennen vermag. Das ist nur ein Beispiel, wie sich individuelle Faktoren, wie das soziale Umfeld und Kapital, Bindungserfahrungen, Peergroups deren Teil man ist, schulische und außerschulische Lernerfahrungen, etc. auf die Struktur der Wahrnehmung unserer Welt auswirken, die sich im Umkehrschluss in der Struktur der, in der eigenen Psyche rekonstruierten Realität wiederfindet! Hier allerdings Kausalität unterstellen zu wollen (er/sie ist, so, weil das Elternhaus, die Schule, der erste Lebensabschnittspartner so waren) ist aus wissenschaftlicher Sicht großer Kokolores. Bestimmte Erfahrungen steigern Wahrscheinlichkeiten, aber Menschen sind nun mal (oder doch Gottseidank) keine Maschinen, die man per Algorithmus steuern kann.

Generated with Bing Image Creator, powered bei DALL-E 3…

Ich stolperte heute beim Stöbern in einem Buchladen, für den ich von meinem letzten Geburtstag noch einen Gutschein hatte über eine Publikation von David Chalmers aus 2022: „Realität +. Virtuelle Welten und die Probleme der Philosophie.“ Und das Buch fasziniert mich, weil Chalmers (u. A.) die Hypothese vertritt, dass wir NICHT beweisen können, dass wir nicht in einer Simulation leben. Ein Hoch auf die Matrix könnte man süffisant lächelnd deklamieren. Tatsächlich geht es ihm wohl eher um die Frage, welche Haltung wir, im Angesicht einer sich dramatisch schnell ändernden Welt, die eben auch immer mehr mit Simulation angereichert wird, zur fortschreitenden Vermischung von Realitäten haben wollen? Denn mit Augmented und Virtual Reality als Teil unserer Welt, der sich immer häufiger in der Arbeitswelt, der Bildung, aber eben auch der Freizeit wieder findet brauchen wir Haltungen zu diversen komplexen Fragen: sind VR und AR Illusionen, oder andere Realitäten? Wieviel von unserem Leben ist eine Simulation, wie viel Realität und kann bzw. soll man das überhaupt unterscheiden? Wie kann man in einer simulierten Realität ein gutes, ein richtiges Leben führen (Adorno anybody: „Es gibt kein richtiges Leben im falschen“)? Ich denke, dass wir gut beraten sind, uns dringend mit solchen Fragen auseinanderzusetzen. Insbesondere jetzt, da Artificial Intelligence, oder zumindest ihr Herold in Form von Large Language Models Einzug in verschiedene Lebensbereiche hält.

Ich experimentiere momentan mit verschiedenen AI-Tools für meine kreativen Workflows herum, weil ich denke, dass man nicht alles zu Fuß machen muss, wenn es dafür geeignete Substitute gibt. Ich fahre ja auch nicht mit einem Eselkarren einkaufen oder in Urlaub, beleuchte Abends die Wohnung nicht ausschließlich mit Kerzen; und am RTW findet der Beladeprozess heute mit elektrohydraulischer Unterstütztung statt. In diesem Sinne sind LLMs auch nur ein Werkzeug. Das Bild weiter oben hat Bing Image Creator (unter der Haube steckt da DALL-E 3) auf Basis eines von mir vorgegebenen Prompts erstellt. Je mehr man spezifiziert, desto präziser treffen diese Kreationen die eigene Vorstellung und es bedurfte einiger Versuche für dieses Ergebnis. Insgesamt würde ich die Erfahrungen als befriedigend bis gut einstufen, sie weisen aber auf eine Eigenheit von aktuell frei verfügbaren LLMs hin, mit der man umzugehen lernen muss: diese rudimentären AI-Anwendungen brauchen hoch präzise Angaben, um das Richtige ausspucken zu können. Das bedeutet, dass der kreative Prozess sein Antlitz verändert. Ich selbst beginne eine Skizze (etwa im Bikablo-Stil) und denke mir die Elemente mit dem Stift nach und nach dazu; streiche, korrigiere, redigiere. Und während das passiert, ändert sich meine Wahrnehmung, mein Denken über das, was ich visualisieren möchte. Hier mit DALL-E 3 hingegen brauche ich eine komplett fertige Idee vor meinem geistigen Auge, die ich so treffend wie möglich beschreiben muss, damit das Ergebnis passt. Beide Workflows sind kreativ, intuitiv, spielerisch – aber dennoch grundverschieden.

Letztlich treibt mich nun die Frage um, inwieweit ich gerade die Simulation eines Arbeits-Prozesses erlebe, wenn ich verschiedene Teile einer Arbeit, die ich bislang selbst getan habe an ein LLM auslagere und im Gegenzug die Kontrolle über diesen Prozess durch eine Steigerung gedanklicher und folgend sprachlicher Präzision wiedergewinnen muss? Ich bin mir noch nicht sicher, aber den obigen Überlegungen folgend muss ich wohl oder übel bald eine Haltung dazu einnehmen. Mal sehen, ob mir Chalmers Buch dabei helfen kann.

Auch als Podcast…

Springtime Relief!

Ich bin eine Gadget-Hure. Man kann das drehen und wenden wie man will, aber technische Geräte, die einem (oft nur vorgeblich) das Leben erleichtern, faszinieren mich. Ich bin heute, obschon mit besseren finanziellen Mitteln gesegnet, allerdings nicht mehr so schnell dabei, mir Dinge, die mich interessieren einfach zu kaufen. Mag an einem stetigen Überdenken meines Konsumverhaltens liegen, oder daran, dass ich wirklich gerne Reviews lese. Und dann zwangsläufig auch über jene stolpere, die dieses oder jenes echt coole Dingens als exakt so scheißig entlarven, wie es das auch ist; oder auf Probleme in der praktischen Nutzbarkeit hinweisen. Oder den Zweck des Gerätes als solchen in Frage stellen. Wie viele analoge Notizblöcke und Stifte kann man für ein remarkable(c) kaufen? (ein E-Ink-Tablet, mit dem man genau eine Sache tun kann: handschriftliche Notizen auf einem elektronischen Gerät aufzeichnen, dass sich anfühlt, wie Papier…) Ich denke halt oft darüber nach, wie ich meine kreativen Prozesse besser, geschmeidiger, effektiver gestalten kann. Und manchmal komme ich dabei auf das schmale Brett, dass Tech alles besser macht. Augerechnet ich als Pädagoge müsste es doch besser wissen, oder…? Wahrscheinlich liegt es daran, dass wir Menschen des frühen 21. Jahrhunderts immer noch an das Fortschritts- und vor allem das Coolness-Versprechen glauben, dass uns seit Jahrzehnten von verschiedenen Konzernen tagtäglich ins Hirn gehämmert wird. Anders kann man es sich kaum erklären, dass die Firma Apple so groß geworden ist, mit Produkten, die andere genausogut entwickeln und herstellen können.

Ich werde dieses Jahr 50 und scheine manchmal trotzdem immer noch zu denken wie ein 20-Jähriger. OK, Jungs werden 14 und wachsen danach maximal noch an Höhe und Breite; dennoch ist es ernüchternd, sich für so unglaublich reflektiert zu halten, um trotzdem wieder und wieder Artikeln auf den Leim zu gehen, die darüber berichten, welche Tech und welche Methoden man UNBEDINGT braucht, um seinen creative workflow auf Level zu bringen. Alleine die Menge an Brechreiz erregendem Marketingsprech, die viele Artikel über Kreativ-Gadgets und Kreativ-Methoden und Kreativ-Räume, sowie die sie erzeugenden Journaloiden umwölkt, könnte mir ein Indikator für die aufgeblasen-scheißige Hohlheit des Inhaltes sein. Und doch… blöd bleibt manchmal blöd. In den vergangenen Monaten war ein Grund – und das soll hier wirklich nichts entschuldigen – der Umstand, dass ich nicht so ganz ich selbst war. Gefangen in einer Dunkelschleife, welche die üblichen Probleme mit sich brachte: Dünnhäutigkeit, Selbstzweifel, Aggressionen, Vermeidungsstrategien, Antriebslosigkeit, gelegentliches Prokrastinieren – und natürlich den Gegenpol: krankhaftes Schuften auf der Suche nach Erfolgserlebnissen. Name it, I know it! Been there, done that… Die unnütze Suche nach dämlichen Gadgets und anderer Leute neuen Ideen (die ich eigentlich selbst schon im Überfluss habe) fällt gleich in mehrere der vorgenannten dysfunktionalen Coping-Strategien. Und ich frage mich, wie viele Andere sich irgendwelchen Müll kaufen, um eine Leere auszufüllem, die mit ein bisschen Lachen, Lesen (BÜCHER), menschlicher Nähe, Sonnenlicht und sozialer Aktivität viel besser zu füllen wäre?

Doch es sieht nun wenigstens für mich ein bisschen so aus, als wenn das Eis langsam bricht. Man mag gar nicht darüber nachdenken, dass Ende nächster Woche evtl. noch mal ein Wintereinbruch kommen soll. Ich kann das Grau in Grau nicht mehr sehen, ich brauche jetzt Frühling. Nicht nur, weil man dann wieder etwas mehr draußen unternehmen kann, wodurch mein Vitamin-D-Pegel auch nicht mehr per Substitution gepushed werden muss. Ebenso nicht, weil bei Sonnenschein gefühlt alles ein bisschen leichter fällt. Sondern weil ich spüre, dass der Griff meiner Depression wirklich nachlässt, der mich dieses Mal mehrere Monate nicht richtig hat zur Ruhe kommen lassen. Ich kann nicht leugnen, dass es mir derzeit immer noch schwer fällt, richtig gut draufzukommen. Und die Arbeit ist derzeit nicht eben ein Quell steter Freude, weil immer neue Hürden auftauchen, die nur selten einfach zu bezwingen sind. Aber es wird. Ganz langsam wird es wieder! Und ich darf erneut feststellen, dass oft der Wunsch nach Konsum nicht mehr ist, als ein gut versteckter Mangel an etwas anderem. Ich habe heute Morgen vor der Playse gesessen und gezockt, war danach mittags im Sonnenschein mit der besten Ehefrau von allen am Rhein spazieren. Danach haben wir uns allen daheim ein köstliches Mal bereitet und nun sitze ich hier und schreibe diese Zeilen. Und ich fühle mich einmal mehr gesegnet, über etwas von meiner Zeit selbst verfügen zu dürfen. Denn dann ergeben sich bei mir die Kreativität, so manche Problemlösung, soziales Miteinander und Zufriedenheit ganz von selbst. In diesem Sinne – startet bedacht und trotzdem offen in die neue Woche. Noch ist der Frühling fragil…

Auch als Podcast…

Looking forward to look back…

Isn't it funny how 
day by day 
nothing changes,
but when you look back
everything is different...
(C. S. Lewis)
Bald wird das Licht wieder so schön…

Wenn du das Gefühl hast, Menschen nicht zu erreichen, gibt es dafür aus meiner Sicht drei mögliche Gründe: 1) du hast sie tatsächlich nicht erreicht, 2) du hast Zuhörer, die eine Weile länger für den Reflexionsprozess brauchen als andere, oder 3) du bist zu hart zu dir selbst. Man sollte sich ab und an den Luxus gönnen, sich dafür zu entscheiden, an Grund Nummer 3 zu glauben. Denn wissen kann man es sowieso niemals sicher. Dieser Sachverhalt ist eines der Probleme, mit denen Geschichtenerzähler in ihrer Tätigkeit öfter zu kämpfen haben – und zwar vollkommen egal, wo, wie, wem und warum sie ihre Geschichten erzählen. Ja sicher, manchmal reißt man sie alle mit und kann es auch sehen (oder besser fühlen), dass alle gerade in die Erzählung eingetaucht sind, mit dieser interagieren (wollen) und sich dabei wohl fühlen. Aber oft sitzen/stehen/gehen alle umher und du bekommst dieses Gefühl, dass, obwohl du dir mit deiner Erzählung echt Mühe gegeben hast, trotzdem nicht dabei rumkommt, was eigentlich rumkommen sollte. Und dann bin ICH der Typ, der nicht den anderen die Schuld dafür gibt, dass es nicht so gelaufen ist. In diesem Moment beziehe ich mich gerade auf eine Simulation, die ich für berufliche Bildungs-Belange inszeniert habe und mit der ich nicht zufrieden bin, ohne wirklich sagen zu können, wo das Problem lag – oder ob es tatsächlich eines gab. Es gibt einfach Teilnehmer-Gruppen, die nicht so homogen sind und bei denen es mir deswegen sehr schwer fällt, zu lesen, was da gerade vor sich geht. Und es ist jetzt nicht so, dass ich nicht regelmäßig üben würde.

Es gibt im englischen den Begriff „jaded„, der einerseits „abgestumpft“ bedeuten kann, andererseits aber auch „matt“ oder „übersättigt„. Und ich hatte irgendwie den Eindruck, dass meine Bemühungen bei einigen auf ein kaltes Lächeln gestoßen sind, weil sie einfach jaded waren; durch die begriffliche Ambiguität ist der vorgefundene Zustand einfach besser beschrieben. Oder ich täusche mich gewaltig. Was definitiv nicht ohne Präzedenz wäre. So oder so war ich gestern zwar erleichtert, die Woche endlich hinter mich gebracht zu haben, weil sie so vollgestopft war mit Arbeit und (teils unnötigen) Diskussionen. Ich war jedoch nicht so zufrieden mit dem Ergebnis meines Wirkens. Was mich in der Folge regelmäßig dazu bringt, über die Begriffe „Selbstbild“ und „Anspruch“ nachzudenken. Denn aus berufsbildnerischer Sicht bin ich mir nicht sicher, dass ich die TN so zum Lernen und Reflektieren anregen konnte, wie ich das von mir selbst erwarte. Auf der anderen Seite sitzt der weniger selbstkritsche Teil und sagt:“ Fuck off bastards. It’s on YOU, wether you succeed in the end, or not! So – let’s call it a day, I’ve got places to visit and things to do all FOR MYSELF!“ Oder etwas freundlicher: Erwachsenenbildung ist ein freibleibendes Angebot und jede’r ist seines/ihres (Un)Glückes Schmied! Dass ich gelegentlich von meiner Arbeit träume und morgens in diesem Dazwischen – noch nicht ganz wach, aber auch nicht mehr ganz in Morpheus Armen gefangen – des öfteren Job-Probleme wälze, anstatt irgendwelche netten, anregenden, unterhaltsamen Phantasien heraufbeschwören zu können, sagt hier wohl mehr als genug darüber aus, wie wenig ich die Dinge an meinem Arsch vorbeilaufen lassen kann… Anscheinend bin ICH immer noch nicht jaded!

Und bevor jetzt irgendwer mit wohlfeilem Gen-Z-Gejammer daherkommt… das ist mir als Erklärung zu kurz gedacht, auch wenn die allermeisten TN dieser willkürlich definierten Kohorte zugehörig sind. Ob sie sich allerdings dem, oft genug multimedial heraufbeschworenen „Mindset“ auch zugehörig FÜHLEN, kann ich nicht mit Sicherheit sagen; tendenziell würde ich eher für „NEIN“ plädieren. Aber das ist zu 100% gebaucht, nicht geforscht. Worauf ich allerdings hinaus will ist folgendes – ich kennen die TN schon länger und ich kann mit Sicherheit sagen, dass sich im Verlauf der Zeit sehr wohl etwas verändert hat – in Einzelpersonen, aber auch im Umgang miteinander und mit anderen. Wenn irgendwas konstant ist, dann der Wandel; und ich würde die positiv veränderten Aspekte sicher NICHT auf unsere pädagogischen Interventionen zurückführen. Vielleicht bei einen Teil, aber sicher nicht bei allen. Mit Blick auf das Anfangs aufgeführte Zitat von Clive Staples Lewis (den man üblicherweise für seine „Die Chroniken von Narnia“-Bücher kennt) wird aber klar, dass einem im day-to-day-business manchmal der Blick für diese Veränderungen abhanden kommen kann. Auch für jene Veränderungen, auf die unsere Arbeit als Lehrer im Kern abzielt! Bei einer Ausbildung werden die wahrhaft wichtigen „Kennzahlen“ halt erst nach ca. drei Jahren sichtbar; auch wenn Betriebswirte das oft nicht wirklich verstehen können.

Das Gleiche gilt übrigens auch für andere Geschichten, die ich zu erzählen beliebe. Auch deren Wirkung zeigt sich oft erst später. Und das unabhängig von der Ernsthaftigkeit. Manche Erzählungen werden unerwartet erinnernswert und verändern gleichsam die Wahrnehmung dessen, was wir taten, was wir tun – und was wir tun werden! Ich käme nie auf die beknackte Idee, Pen’n’Paper wie ’ne Lehrveranstaltung aufziehen zu wollen. Jedoch ergibt sich dieser Effekt manchmal ganz von selbst. Der wichtigste Unterschied ist, dass eine pädagogische Veranstaltung im Kern immer auf eine Verhaltensanpassung abzielt, ganz gleich ob ich dabei „klassische“ Didaktik zum Einsatz bringe, Reform-Ansätze wie Montessori oder Waldorf oder gar ganz freies Lernen. Die Prozesse der Akkomodation und Assimilation werden überall, mehr oder weniger stark moderiert, wirksam! Allerdings sieht man die Wirkung immer erst mit Verzögerung. Daher ist es wichtig, gelegentlich bewusst zurückzublicken, auch wenn die Vergangenheit nicht nur schöne Dinge enthält. Wir Menschen sind ja sehr gut darin, schlechte Erinnerungen aufzubewahren. Eigentlich sollen sie uns davor bewahren, den gleichen Fehler zwei Mal zu machen. Na ja, wenn ich mir das mit der AfD so anschaue, funktioniert das mit dem Generations-übergreifenden Lernen noch nicht so ganz. Schwamm drüber. Für mich war es mal wieder an der Zeit, zurückzublicken. Und ich denke, dass bei weitem nicht alle Anstrengungen der letzten Jahre vergeudet waren. Bis die jungen Leute das erkennen können, müssen sie allerdings erst noch lernen, dass man niemals jaded werden sollte. Sondern immer hungrig auf das Neue bleiben. Auch, wenn man von der mentalen Couch in der eigenen Komfortzone gezerrt und mit potentiellem Scheitern konfrontiert wird. Genau dann lernt man etwas dazu. Jedenfalls ging es mir so. Denn jetzt bin ich mit meiner Arbeit der letzten Tage versöhnt. Sie war definitiv NICHT UMSONST, denn ICH bin daran einmal mehr gewachsen. In diesem Sinne – schönen Samstagabend.

Auch als Podcast…

Hyper-Hyper, ihr NPCs!

Hab mich grad mal weggemusiced – ich weiß, dass Wort gibt es nicht, ist mir Wumpe! Je älter ich werde, und je häufiger meine Depression reinkickt, wie sie das im Moment auch gerade wieder tut, desto mehr bemerke ich, dass meine ansonsten gut weggesperrten Emotionen sich mittels Musik herauslocken lassen. Darum ist meine Musikauswahl, wenn ich mich mal darauf einlasse, auch ziemlich erratisch: Hendrix, Jefferson Airplane, The Doors, die frühen Sachen von Deep Purple klingen noch nach typischen Verdächtigen für einen Gen-Xer, doch ich lasse mich treiben von Psy-Trance und Goa über klassischen 70er und 80er Stadion Rock und dann Metal durch alle Dekaden und zurück zu Prog Rock oder frühem Synthie-Pop, um über 80s Wave wieder in die 70er zu Jim Croce zurückzukehren und dann bei Isao Tomita und Aram Khachaturian zu landen. Man könnte das Ganze als selbstinduzierten therapeutischen Musik-Eklektizimus bezeichnen und ich schäme mich nicht im mindesten dafür, dabei auch guilty pleasures zu haben, die ansonsten so gar nicht zum alternden Gothic-Onkel passen. ICH SCHEISSE AUF STEREOTYPEN, IHR LUSTIGEN GESTALTEN!

keine NPCs in meinen Bildern…

Ich folge dabei keinem Plan, sondern meiner Intuition, bis ich das Gefühl ausreichender Katharsis erreicht habe – ich will und muss rauslassen, was ich im Alltag sonst nicht rauslassen kann. Eine Azubine im Haus hat mich heute (nicht böse) des fortwährenden Reißens übler Dad-Jokes bezichtigt, woraufhin meine Kollegin einwarf, dass ich ja auch ein Dad sei. Ich hätte gerne noch etwas angefügt, wurde dann aber in ein Gespräch gezogen, dass meine Emotionen auf andere Art getestet hat. Hätte ich drauf verzichten können, ist aber auch rum. Sollte ich feststellen, dass mein Standpunkt immer noch nicht angekommen ist, schreie ich das nächste Mal halt so lange rum, bis er mich abfinden muss und suche mir was Anderes. Meine verspätete Entgegnung zu den Dad-Jokes muss aber jetzt sein und die geht nun so: ich bin was ich bin, weil ich bis hierher er- und gelebt habe, was ich er- und gelebt habe; und wenn ihr Kinder nicht darauf klarkommt, dass grauhaarige Menschen auch ein Leben voller kreativer Energie haben können, ist das euer verficktes Problem. Ich denke manchmal, dass ich auch irgendeine milde Form von ADHS habe, weil mich unfassbar viele Dinge gleichzeitig triggern und ich Gedanken nur schwer ungedacht lassen kann, weil ich – ganz protestatische Ethik – halt auch nix Gutes verschwenden will. Denn diese Arroganz erlaube ich mir; nämlich anzunehmen, dass verdammt viele meiner Gedanken gut und wertvoll sind. Wagt euch hierher und beweist mir das Gegenteil, ihr NPCs…

Ach verdammt, noch so eine Sache, die mich triggert – ich bin seit 35 jahren Pen’n’Paper-Spieler / Pop-Culture-Geek und für mich sind NPCs definitiv nur dann negativ konnotiert, wenn ich (oder andere Game-Devs) sie als Antagonisten designed haben. Die angeblich aktuelle Verwendung als Jugendwort, welches echten Menschen als NPCs die Attribute Mitläufer, passiv, unwichtig, etc. zuschreibt, macht daher insofern keinen Sinn, als ALLE anderen Menschen im Leben einer x-beliebigen Person NPCs sind – es gibt gute, böse, wichtige, unwichtige, etc. Aber spielen kann ich selbst immer nur MEINE ROLLE. Essentiell ist, dass meine wichtigsten Menschen nie das Gefühl haben, zum NPC degradiert zu werden. In ihrem eigenen Spiel sind sie ja schließlich selbst die Hauptfigur. Also kommt mal darauf klar Kinder, dass man andere Menschen nicht ändern kann. Man kann nur ändern, wie man mit den ganzen NPCs umgeht! Zum Beispiel, indem man „Dad-Jokes“ raushaut, um andere Menschen aus der Reserve zu locken, Situationen zu entschärfen und Menschen zu unterhalten. By the way: man nennt diese Art Witz FLACHWITZ – denn sie wird bei weitem nicht nur von Vätern verwendet. Probiert es doch mal mit bewußter Selbstwahrnehmung und – reflexion, liebe Kinder. Möglicherweise findet ihr dann allerdings raus, dass ihr auch ganz schön viel Scheiße labert, wenn der Tag lang ist. Und nur so, weil Ehrlichkeit gerade hoch im Kurs steht: ICH bin lieber authentisch bis zur Schmerzgrenze, wenn ich schon als NPC für euch herhalten muss – LIEBE GENERATION Z!

Wo war ich – ach ja, verflixt, ich war ja depressiv. Und habe vielleicht ADHS? Oder bin doch einfach nur gerade dabei, aus der Depression in die Manie zu gleiten? Könnte ich noch so’n norm-bekloppter Gen-Xer sein, der gerade merkt, dass es an der Zeit wäre, weiterzuziehen und sein verdammt noch mal großartiges Skill-Portfolio woanders zu verhuren? Schließlich brauchen das Kind im Manne und seine Angehörigen auch regelmäßig was zu beißen und so… Ich weiß es gerade nicht. Aber vielleicht… ja vielleicht bewegt sich gerade was in die richtige Richtung. Ich habe meine Meinung heute sehr deutlich kundgetan und auch wenn er’s immer noch nicht so recht verstehen will – aber das wird er bald – ich habe die Schnauze von Bullshit-Gelaber endgültig voll, ich habe die Schnauze davon voll, mich für Idioten zu verstellen und ich mache keine Kompromisse mehr, die ich nicht 100% mittragen kann. Der Stein ist am rollen; und es fühlt sich für mich gerade richtig an. Dinge sind abgeschlossen, neue Dinge warten. Aber ob sie da warten, wo ich gerade bin, oder an einem völlig anderen Ort, entscheide ich – und niemand sonst. Könnte sein, dass ein paar NPCs das nächste Spiel verlieren. Hasta manana…

Auch als Podcast…

Let’s take a little hike on the bullshit mountain…

Wir lieben unsere Sterotypen wirklich: die ANDEREN sind alle blöd, aber ICH bin toll! Derlei Geschwätz ist nichts Neues, der Wahrheitsgehalt immer noch genauso niedrig, wie letzte Woche, letzen Monat, letztes Jahrzehnt und die Auswirkungen evident, wie eh und je: Menschen tun dumme Dinge, weil sie sich a) für intelligenter halten, als den ganzen Rest, b) von der eigenen Kontrollillusion geblendet werden und c) Niederlagen und Fehler einfach nicht gut zugeben können. Ich mache da keine Ausnahme. Doch was nutzt uns diese Erkenntnis, wenn wir doch alle mehr als nur gelegentlich Opfer unseres wenig frommen Selbstbetruges sind? Ehrlich – ich habe keine Ahnung. Ich meine… ich rede immerzu von Selbstreflexion und gebe (vielleicht) kluge Ratschläge, aber am Ende des Tages liegen sie trotzdem wieder da: diese blöden Bäreneisen, die wir quasi automatisch auslegen, indem wir uns an Routinen, Erfahrung und der Überzeugung, unser Leben im Griff zu haben orientieren, anstatt zugeben zu können, dass chaotische Systeme nun mal chaotische Ergebnisse erzeugen, die sich nur mit einer geringer Wahrscheinlichkeit voraussagen lassen. Oder anders formuliert – wenn du denkts du denkst, dann denkst du nur, du denkst…

Brückenbau war schon immer wichtig…

Zu wissen, dass das so ist und entsprechend zu handeln, sind leider zwei Paar Stiefel! Das wahre Problem dabei ist, dass Interaktion innerhalb sozialer Gruppen aber auch zwischen sozialen Gruppen chaotische Systeme sind; und dass leider auch unsere Arbeitswelt und unsere Kunden Menschen sind, aus denen sozialen Gruppen entstehen. Schöne Scheiße, was…? Das macht aus „Vorhersagen“ zu irgendwelchen sozialen, aber auch zu geschäftlichen Entwicklungen eine hoch komplizierte und dynamische Angelegenheit. Die Fehleranfälligkeit ist enorm, was in der Folge zu einer grandiosen Ergebnisstreuung führt. Und sowas fürchten jene Leute, die immer noch glauben, jedwede Geschäftstätigkeit ließe sich minutiös planen. Insbesondere im Gesundheits-, Sozial- und Bildungssektor ist das allerdings schwierig; ich weiß das, denn ich stecke mittendrin. Leider hören die Money-People nicht immer aufmerksam zu, wenn die Spezialisten reden und tun meine Ausführungen manchmal wortwörtlich als „Folklore“ ab. Arroganz sieht leider, egal aus welcher Richtung aus, wie Arroganz; insbesondere dann, wenn sie die Fakten einfach ignoriert. Wer Spezialisten der Folklore bezichtigt, bewegt sich nämlich unversehens in den sehr gefährlichen Bereich der „alternativen Fakten“. Habe ich nicht neulich mal erwähnt, dass „alternative Fakten“ einfach nur das Ersetzen objektiv beobachtbarer Sachverhalte durch Gefühle zu diesen Sachverhalten sind? Wie dem auch sei, wir sind schon auf dem Aufstieg zum „Bullshit Mountain“.

Tatsächliches Vermögen und die eigene Selbstwirksamkeitsüberzeugung – auch schön darzustellen mittels Eigen- und Fremdwahrnehmung – bilden dabei eine Funktion, die, gleich ob wir das Ganze nun „Dunning-Kruger-Effekt“, „Bullshit Mountain“ oder „peak of dumb“ nennen, immer auf das Gleiche hinausläuft: um Sachverhalte tatsächlich mit der notwendigen Expertise beurteilen zu können, muss man erst mal seinen eigenen Hausberg der eitlen Selbstüberzeugung hinter sich lassen und das finstere Tal des Zweifels durchschreiten, um schließlich in den Bereich relativer Realitätsnähe kommen zu können. Und manchmal ist dieser zweite, eigentlich gar nicht so steile Anstieg so schwierig zu bewerkstelligen, dass man, Sysyphos gleich, immer wieder ins Tal des Zweifels kullert; sofern man den Bullshit Mountain überhaupt schon hinter sich lassen konnte. Und da habe ich bei so manchem Individuum so meine Zweifel. Ich werde allerdings auch nicht in Abrede stellen, dass man diese Funktion für verschiedene Dinge im Leben jeweils individuell bestimmen muss: Man kann ein recht kompetenter Koch sein, aber beim Umgang mit Geld jedwede Vernunft vermissen lassen. Man kann ein guter Pädagoge sein und dennoch manchmal seinen Affekten ausgeliefert. Man kann ein ausgewiesener Führungs-Spezialist sein und trotzdem keine Ahnung von strategischer Planung haben. Schön wäre es natürlich, wenn man in allem gleich gut wäre (bitte nicht gleich schlecht, das wäre übel); aber dem widerspricht der Umstand, dass wir Menschen eben NICHT perfekt sind vehement. Und ehrlich gesagt ist es auch besser, nicht nach Perfektion zu streben, weil das allenfalls dem Burn-Out Tür und Tor öffnet.

Daraus folgt aber, dass man einerseits seine Stärken ausbauen sollte, an seinen Schwächen im Rahmen des Möglichen arbeiten – und dass man andererseits bestimmte Aufgaben im Team lösen muss, weil ja keiner von uns alles kann. Und dass es dann essentiell wird, dass alle Team-Mitglieder gemäß ihrer Stärken gehört und respektiert werden. Ansonsten brauche ich kein Team. Klingt einfach – ist unglaublich schwierig, denn wo Menschen mit Menschen leben, lieben, arbeiten, da menschelt es; und zwar gewaltig. Diese Erkenntnis nutzt mir gegenwärtig gerade einen Scheiß, denn meine Toleranzgrenzen sind erreicht. Es ist nix mehr da – Zero, Null-Level, Battery empty. Was daraus folgt: keine Ahnung. Morgen ist Montag. Adios!

Auch als Podcast…

Neues von Bibo Blogsberg #3 – ALT?

Hab meiner Frau Blumen mitgebracht; waren zwar nur Rosen vom Albrecht Discount, aber immerhin hat die beste Ehefrau von allen gelächelt. Manche Rituale müssen sein, einfach weil. Etwa, weil man sich dank der Jahrzehnte gut kennt, oder weil sich Beziehungen immer entwickeln; wenn man nix dafür tut, entwickeln sie sich halt auseinander. Bei mir hat sich bislang in der Beziehung vor allem mein Körper auseinander entwickelt. Aber ich werde das Kochen und Genießen nicht sein lassen. Ist eines der wenigen Dinge, die im Moment Freude bereiten. Denn ich bemerke neben der Dunkelheit des Winters im Kopf mittlerweile auch den Zahn der Zeit am Gebäude. NEIN, WIR werden doch nicht älter! Das ist eine Kategorie, die anderen passiert! Sagen wir mal so: ich wäre jetzt in einem passablen Lebensabschnitt für eine schicke Mid-Life-Crisis. Ich habe irgendwann mal gelesen, dass junge Leute sich jetzt auch mal eine Quarter-Life-Crisis nehmen würden, weil ja alles so entsetzlich ist. Meine Crisis dauert jetzt, mit Ups and Downs seit 2014 an und ich habe mich beinahe daran gewöhnt, dass gelegentlich die Lampen im Tunnel ausgehen und das Licht weiter vorne zu schnell größer wird und hupt. Ich bin zwar immer noch regelmäßig mit dem Versuch zugange, etwas gegen meine Bewegungsarmut (und meine Plautze) zu tun, aber der Kopf drückt gerade wieder. Ich probiere es jetzt zusätzlich mal mit Vitamin D3. Aber letzten Endes ist all das Kosmetik, denn ich muss darauf klarkommen – darauf, dass ich dieses Jahr 50 werde, manchen Plan nicht mehr werde realisieren können, ohne so viel Energie darein investieren zu müssen, dass der Burn-Out noch schneller kommt…

Ein sonniger Spaziergang hilft natürlich auch…

Das klingt jetzt schon so, als hätte ich den Alter-Sack-Blues und wäre drauf und dran, etwas Saudummes zu tun, oder? Tja…, ganz falsch ist das auch nicht. Es hängt davon ab, was man als saudumm betrachtet. Also, Ich ziehe jetzt sicher nicht los und versuche, eine jüngere Frau zu finden, denn das wäre wirklich saudumm; zumal ich ganz ehrlich nicht gerade ein optischer Traumtyp bin, sondern mehr so der väterliche Brummbär. Ich kaufe mir auch kein Motorrad oder schnelles Auto. Das ist Geldverschwendung; außerdem habe ich für Motorräder, wie ich sicher schon mal erwähnte, keinen Lappen. Soll ich anfangen, Gitarre zu spielen? Yoga? Schach? Hm… nö, kein Bock! Sollte ich vielleicht meinen Job überdenken, der mich im Moment tatsächlich ankotzt? Ja… das könnte ein Ansatzpunkt sein. Denn wenn ich noch mal ehrlich sein darf: manches Management-Geschwätz ist mir zu redundant, fokussiert zu sehr auf unrealistische wirtschaftliche Ziele und diesen BWLler-Fetisch namens „Wachstum“. Und es wird ständig ein „WIR“ beschworen, dass sich daran erschöpft, dass WIR alle einfach noch mehr arbeiten und uns anstrengen müssen, um „unsere“ Ziele zu erreichen. Aber das sind, je länger ich darüber nachdenke, gar nicht MEINE Ziele. Es ist an der Zeit, einmal mehr Charles Bukowski zu zitieren (ich lieb den alten Säufer einfach…)

"How the hell could a person enjoy being awakened at 6:30AM, by an alarm clock, leap out of bed, dress, force-feed, shit, piss, brush and hair, and fight traffic to get to a place where essentially you make a lot of money for somebodey else and were asked to be grateful for the opportunity to do so?"

Das Problem mit dem Älter-Werden ist, dass es, wenn man nicht verdammt aufpasst, in ein Älter-Sein übergeht; also eine progrediente Verspießerung des Daseins, incl. konservativer Ansichten, Besitzstandswahrertum und Bedenkenträgerei! IN JESU NAMEN (danke Torsten Sträter) – DAS GEHT GAR NICHT! Ich brauche Wandlungsfähigkeit, Kreativität, Progressivität, Lernwilligkeit, kurzum was ihr Vorwärtsdenken nennt, ist mein eigentliches Element! Oder etwas weniger klassisch formuliert: Mit dem Satz „Das haben wir aber noch NIE so gemacht!“ kann ich nichts anfangen. Der kann weg, denn ’s ist keine Kunst, sondern furchtsam-konservatives Geschwafel. Und genau dieses verfolgt mich derzeit auf Schritt und Tritt. Bzw. auf der einen Seite stehen jene Menschen, die auf Veränderungen drängen, die sie für sinnvoll erachten (was ich in vielen, jedoch nicht allen Fällen unterstütze) – und auf der anderen Seite das Management, dass eigentlich nur halbwegs gute Zahlen abliefern möchte, weil ihm ebenso die Luft zum Atmen fehlt, wie in der Folge nun mir. Und natürlich bleibt das alles nicht ohne Folgen für mein sonstiges Leben. Denn wenn du die ganze Zeit bedrängt wirst, bestimmte Ergebnisse zu liefern, träumst du halt manchmal davon, weil Chefs die naive Vorstellung haben, dass man sich von der Arbeit genauso vereinnahmen lassen möchte, wie sie das teilweise auch tun. Dem kann ich mittlerweile ein klares NEIN entgegensetzen. Ich werde für das bezahlt, was in meinem Vertrag drinsteht. Das mache ich auch. Aber in Zukunft nicht mehr! PUNKT, AUS, ENDE! Ich habe nur ein Leben, eine Gesundheit und eine Familie und wenn ich irgendwas davon meinem Arbeitgeber opfere, bekomme ich dafür ’n warmes Dankeschön, für dass ich das Geopferte jedoch nicht zurückbekommen kann – also. drauf. geschissen!

Vielleicht ist es so, dass man erst ein gewisses Alter erreichen muss, um bestimmte Dinge zu verstehen. Was allerdings im Umkehrschluss NICHT bedeutet, aus diesem Verständnis auch die richtigen Handlungen abzuleiten. Manche Leute machen jahrzehntelang immer wieder den gleichen Fehler, z. B. CxU wählen und wundern sich, dass sich nichts ändert, oder dass sie keine Mühe in Lernen investieren und dennoch nicht verstehen, dass sie niemals vorankommen. Oder sie bleiben in einem Job, der sie immer wieder runterzieht. Da kann man dann halt auch nichts mehr machen; außer sich was Neues suchen. Eigentlich ist 50 nur eine Zahl, aber wenn es um Alter geht ist sie mit einigem an zusätzlicher Bedeutung aufgeladen. Ob diese Bedeutung für einen selbst wirksam wird, hängt von vielen Faktoren ab; vor allem aber davon, ob man (noch) einen offenen Geist und ein funktionierendes Kind in sich hat – oder eben nicht! Ich gehe jetzt mal auf die Suche nach meinem inneren Kind, denn heute Abend ist Ablenkung angesagt. Ich wünsche euch jedenfalls ein schönes Restwochenende – bis dann…

Auch als Podcast…

…da brauchen wir ’nen Berater!

Versucht euch auszumalen, dass ihr vorhabt, bzw. beauftragt werdet, ein kleines Unternehmen zu führen. Ihr seid Praktiker aus dem Fach- bzw. Dienstleistungsbereich, in dem das Unternehmen tätig ist, bzw. tätig werden soll. UND ihr verfügt nachweislich, neben der Fach-Expertise, auch über die Fähigkeit, analytisch-wissenschaftlich zu arbeiten. Was wird passieren, wenn ihr nicht auch zuällig Betriebswirt seid? Genau – irgendjemand, der Betriebswirt ist, wird euch erklären, wie ihr euren Job zu machen habt, damit man damit Geld verdienen kann. Das ist prinzipiell weder unmoralisch noch schädlich, denn Geld müssen wir alle verdienen, weil unser Wirtschaftssystem so beschaffen ist. Das Problem entsteht erst dann, wenn eure Primärziele (eine möglichst gute Dienstleistung erbringen) mit denen der Betriebswirte auf einer oder mehreren Ebenen konfligieren. Denn in aller Regel sind die Betriebswirte diejenigen, die in jedem Unternehmen darüber bestimmen, was wie wann getan werden soll – leider oftmals vollkommen fachwissensfrei oder gar systemagnostisch. Damit ist nicht die wirtschaftliche Betrachtung gemeint, sondern das ganze Drumherum, denn Menschen dazu zu befähigen, im beruflichen Kontext ihr volles Potential zu entfalten, braucht weit mehr als einen Paycheck: nämlich persönliche und systemische Entwicklungs- und Gestaltungsmöglichkeiten, sowie Wertschätzung. Doch viele denken da immer noch schwäbisch- ned geschennt isch g’nuug g’lobt – WAS FÜR EIN SCHWACHSINN!

Zu Ostern wieder in Südfrankreich sein zu können – das hält mich im Moment aufrecht…

Nun ja – In vielerlei Hinsicht sind Betriebswirte wie Ärzte – die glauben auch, nur weil sie ein Studium der Humanmedizin absolviert hätten, könnten sie alles: Personal führen, Projekte managen, Menschen unterrichten, Curriculi entwickeln, gesellschaftliche und systemische Entwicklungen beurteilen, etcpp; und ignorieren dabei völlig, dass man all diese Dinge üblicherweise von der Pike auf LERNEN / STUDIEREN MUSS. (Kleiner Hinweis – ein Handelsübliches Masterstudium Business Administration hat so um 120 CP – bei den meisten MBAs sind nur zwischen 10 – 15 CP davon in Human Ressources. Man darf froh sein, wenn die hinterher neben Schulz vonThun und vielleicht Watzlawick noch irgendwelche anderen Theorien GEHÖRT haben – von der PRAXIS will ich gar nicht erst anfangen… bei den Ärzten ist das übrigens nicht viel anders. Man erwartet, dass die Studierenden Social Skills mitbringen, bzw. während der Famulatur und des PJ schärfen; da das Tutoring jedoch bis heute – je nach Fakultät – Hit and Miss ist, wird das gelegentliche arrogante Arschloch, welches ohne soziale Eignung ins Studium drängt, viel zu oft hinterher immer noch eines sein!)

Besonders problematisch wird das Ganze, wenn irgendjemand auf die unselige Idee kommt, externe Berater in ein Unternehmen zu holen, weil irgendwas nicht so läuft, wie gedacht: denn deren häufigste Antwort auf finanzielle Schieflagen ist Cost-Cutting um jeden Preis. Vielen Dank dafür, dass dadurch nicht selten jede Initiative und Innovation im derart „beratenen“ Unternehmen erstickt werden. Ein artverwandter Bereich ist das sogenannte Coaching – eine Dienstleistungsbranche, die in den letzten Jahren auf Grund bedauernswerter Unterregulation (JA, SOWAS GIBT’S IN DEUTSCHLAND AUCH!) zu einem derart unübersichtlichen El Dorado windiger Abzocker, findiger Selbstvermarkter ohne kreative Substanz und waschechter Betrüger geworden ist, dass es schwerfällt, echte Hilfe/Beratung zu finden. Ich hatte mich neulich mal dafür interessiert, weil ich selbst mich gerne bilde. Allerdings habe ich davon Abstand genommen, weil es mir ehrlich gesagt ein wenig überzogen scheint, dass man selbst an staatlichen Hochschulen TAUSENDE von Euros dafür bezahlen muss, um als Pädagoge mit Grundausbildung und Berufserfahrung in den Bezugswissenschaften Kommunikations- und Kognitions-Psychologie, Soziologie und Erziehungswissenschaft seinen Horizont noch ein bisschen erweitern zu dürfen. Hier läuft irgendwas falsch. Insbesondere, wenn hochtrabende Studiengangs-Bezeichnungen wie „Systemisches Coaching“ NICHT zu einer geschützten Berufsbezeichnung führen… (WÜRG, SPEI!) Zumal diese „Dienstleistung“ oftmals unnötig ist. Ja, es gibt Situationen, in denen ein frischer Blick von außen hilft. Dafür muss man aber nicht notwendigerweise irgendjemandem einen Haufen Geld in den Rachen werfen.

Ich fände es, ganz im Gegenteil, extrem erfrischend, wenn man den Fachleuten eines jeweiligen Bereiches, sofern sie denn ihr Gehalt wert sind, auch das Vertrauen entgegen brächte, sie tun zu lassen, wofür sie eigentlich da sind. Und ich rede da keiner vollkommen unkontrollierten Vor-sich-hin-Wurschtelei das Wort; aber, wenn jemand sagt, so kann man es machen, so jedoch nicht, weil das 2. „so“ vielleicht auf dem BWL-Papier gut klingt, in der Realität aber aus unterschiedlichsten Sachgründen einfach nicht funktionieren kann, dann sollten die „Money People“ einfach mal die eigenen Vorstellungen von der Beschaffenheit der Welt – und manchmal auch das eigene Ego – beiseite lassen, zuhören und nicken. DAS würde so vieles besser machen! Ich werde jetzt nicht behaupten, dass ich weiß, wie man alles besser macht. Aber ich denke, eine solide Vorstellung davon zu haben, was in meinem Fachbereich geht – und was nicht. Und ich hatte in letzter Zeit häufiger den Eindruck, dass ich einfach nur gut aussehen und jemand anderes Ideen verkaufen sollte. Was zwei Probleme mit sich bringt: a) ich sehe nach aktuellen Maßstäben nicht besonders gut aus und b) ich bin kein sonderlich guter Verkäufer, wenn ich vom Produkt nicht überzeugt bin. Was mich dahin gebracht hat, mich zu fragen, ob ich als mein eigener Chef nicht doch besser dran wäre. Was ich aus diesen Gedanken mache, wird die Zukunft zeigen. Gerade jetzt ist meine Motivation, am Montagmorgen wieder in die Tretmühle zu steigen, allerdings erheblich eingeschränkt. Mal schauen, was der letzte Urlaubstag so bringt. Haltet die Ohren steif…

Neue Ziffer – alte Scheiße!

Bonsoir – 2024 hat gut angefangen; oder! „Nur“ 200 – 300 Festnahmen in Berlin, lediglich ein paar Jungs mit Molotow-Cocktails und gegenseitiges Böller-Bewerfen. Über den Rest der Republik breitet sich der Mantel des Schweigens; ganz so, als wenn der Bundes-Moloch Nabel der Republik wäre. Was er nicht ist. Stilbildend ist da höchstens noch, dass sich die GroKo (KOTZ…!) des Landes Berlin dafür beweihräuchert, die Stadt im Griff zu haben. Wofür sie 5.500 – in Worten FÜNFTAUSENDFÜNFHUNDERT – Polizisten gebraucht hat, die zu Silvester sicher auch mal was Besseres zu tun hätten, als Idioten zu bewachen. Soziale, mentale und politische Integration? GESCHEITERT! Schönen Dank auch für Jahrzehnte des Wegschauens, Leugnens oder Auf-wieder-Heimkehren-Hoffens unserer Politik bezüglich unserer Mitbürger*innen mit Migrationshintergrund – und ihrer Biodeutschen Counterparts aus sogenannten prekären Sozial-Verhältnissen, bildungsfernen Schichten und wie auch immer man es nennen möchte. So wird das nix. Wir wollen keine Parallel-Gesellschaften? Die gibt es in ALLEN größeren Städten schon seit den 70ern; man nennt sie nur üblicherweise Brennpunkte… Willkommen in der Realität ihr Blödbrumsen! Was war sonst noch – ach ja Hochwasser, Inflation, Haushaltskrise, Gaza, Klimakrise, Ukraine und noch mehr washastenichgesehen. Leben in der Lage – ein stehendes Motto bei meinem Arbeitgeber – wird zu ersten Bürgerpflicht. Nur das KEINER den Bürgern erklärt, wie das tatsächlich geht! Und unser Bundes-Tran-Ole? Beschwört das Miteinander! Ja das hat Bundes-Rauten-Angie dereinst auch getan, und wer durfte die „Wir-schaffen-das!“-Suppe dann auslöffeln? Ja genau – Trottel wie du und ich. Schwamm drüber. Um es also zusammenzufassen: politisch bewegt sich alles immer noch viel zu langsam und teilweise eher rück- oder seitwärts, anstatt voran.

Wann immer ich meine typischen Online-Postillen lese (und leider auch deren adjunkte Kommentarspalten), überkommt mich stets für ein paar Augenblicke ein Gefühl von Hoffnungs- und Kraftlosigkeit. Das hält aber zumeist nicht lange an, denn ich erinnere mich dann eines Mottos, über das ich vor einiger Zeit gestolpert bin:

F E A R has two meanings: 

- Forget Everything And Run

OR

- Face Everything And Rise

...the choice is YOURS!

Dazu passt dann auch dass Beitragsbild oben. Ist eigentlich ein Abreißkalender mit Spaßpostkarten für jede Woche des Jahres. Aber die erste ist ein verdammt gutes Motto für 2024! Denn egal, wie man es auch dreht und wendet – wenn man sich nicht selbst bewegt, nicht selbst etwas verändert, nicht wenigstens versucht, es mal anders (und hoffentlich etwas besser) hinzubekommen, dann wird das für die folgenden Generationen nix mehr. Ich habe Kinder und daher will ich alles dafür tun, dass, falls dereinst meine große Tochter tatsächlich, wie sie neulich bereits anzudrohen beliebte, mein Altenheim aussucht, sie dies in dem Gefühl tun kann, dass ihr alter Herr es nicht vollkommen verkackt hat! Denn so wie’s aussieht, hängt im Moment immer noch Vieles vom Verhalten meiner Generation ab. Was allerdings viele andere Gen-X-er entweder nicht sehen KÖNNEN, oder nicht sehen WOLLEN. Ich wünsche mir jedenfalls, wenn es denn notwendig wird, einen netten Ort für das Altenteil. Aber wer weiß schon was kommt? Also strebe ich Veränderung nicht nur im Gedanken an eine ungewisse Zukunft für mich an; sondern um dabei zu helfen, eine halbwegs gewisse Zukunft für meine Nachkommen zu sichern. Ist definitiv das bessere Motiv. Und, um es an dieser Stelle in aller Deutlichkeit zu sagen: diese Gedanken haben NIX mit irgendwelchen dämlichen Neujahres-Vorsätzen zu tun, die regelmäßig dazu führen, dass Menschen im Januar ein Jahres-Abo für ein Fitnessstudio abschließen, dann bis Ende Februar, Anfang März wie die Gestörten hinrennen, um dann bis Mitte Mai wieder in ihren alten, schlechten Gewohnheiten zu ertrinken. Und jährlich grüßt der Fitnesstrainer…

Mir selbst geht es darum, meine Life-Goals anzupassen und dabei das Miteinander im Blick zu behalten. Denn allzu egoistische Life-Goals sind – etwas pathetisch ausgedrückt – der Treibstoff für den Untergang unserer Welt! Fun-Fact: ich habe tatsächlich auch selbst wieder mit mehr Bewegung angefangen (Training kann das nur ICH nennen, weil es ein Körper-Gulasch wie mich fordert). Ich brauche dazu allerdings kein Fitness-Abo. Man wird sehen, wie lange ICH alte Lästerbacke das durchhalte… Und ansonsten steht mal wieder vieles zur Neu-Bewertung an. Ich werde dieses Jahr 50, da ist es wohl ander Zeit für eine Harley und eine neue… ne, halt Stop, dass machen die ganzen Männer, die zu blöd, zu faul und zu charakterschwach sind, an sich, ihren Beziehungen und ihrem Leben zu arbeiten und stattdessen lieber leugnen, dass auch bei ihnen der Lack ab ist… Erstens habe ich keinen Motorrad-Führerschein und zweitens meine beste Ehefrau von allen! Aber meine Arbeit und meine weiteren akademischen Ziele muss ich neu bewerten und ggfs. etwas planen. Man wird sehen. Einstweilen wünsche ich euch – wenn auch etwas spät – einen verdammt guten Start in 2024! Und nehmt euch was sinnvolles vor, dass nicht nur für euch gut ist! Bis die Tage…

The Critic N°3 – Who needs critics…?

Sonntag der 3. Advent, Abends. Tag, Woche und Lust, Montags auf ein Neues zu stürmen neigen sich dem Ende. Keine Sorge – keine Wehklagen. Mehr die Frage, was mich im Moment noch antreibt? Man überwindet im Laufe eines Monats, eines Jahres, eines Lebens so manches, um sich doch immer wieder – Sysiphos‘ Strafe nicht unähnlich – vor mehr vom Gleichen wiederfinden zu müssen. Es ist weniger die Tatsache, dass da Arbeit ist, sondern vielmehr die damit einher gehende Monotonie, die mich gelegentlich an den Rand der Verzweiflung bringt; dann und wann auch darüber hinaus. Ich meine, alles Streben, alles Tun, alles Planen und Wagen wirken in diesen Tagen, wenn das alte Jahr ganz langsam dahingeht und man sich überdies in zumeist unnützen Retrospektiven verfängt irgendwie… verdammt alt. Schon mal dagewesen. So als wenn man sich manche Serien anschaut. Jede Woche das Gleiche mit allenfalls geringen Anpassungen und einer lediglich vordergründig neuen Herausforderung, die trotzdem schon mehr als einmal dagwesen ist. Different, different but same…

Somewhere the skies are always blue…

„Aber natürlich ist das eine rein subjektive Pein!“, höre ich das aus dem Chor vereinzelte Stimmen sagen. „Du weißt doch, das alles Leben Wandel ist!“ Ja sicher weiß ich, dass alles Leben Wandel ist und dass die subjektive Monotonie nicht die ganze Wahrheit abbildet; und trotzdem muss man sich seiner Sinnkrise ab und zu mal stellen, wenn man nicht möchte, dass sie einen irgendwann mit Haut und Haaren frisst. Und diese Gefahr ist für Menschen mit depressiven Erkrankungen ganz real. Um es klipp und klar zu sagen: ich mag mein Leben. Ich mag meine Familie und meine Freunde, ich mag sogar mich selbst (mit leichten Abstrichen). Aber im Moment sind manche Dinge (noch) wie ein endloser Tunnel, bei dem man sich fragt, ob dann doch noch das Ende kommt. Und man möchte wissen, ob dieses Licht da vorne einem nicht vielleicht doch hupend entgegenkommt… Ach, wenn ich ganz ehrlich bin, möchte ich im Moment einfach nur faul sein dürfen und es ärgert mich ein bisschen, dass es noch ein paar anstrengende Tage dauert, bis das soweit ist. Dieses Jahr dauert einfach schon zu lange.

Dass ich Pen’n’Paper-Rollenspiel spiele, kann man wissen, wenn man diesem Blog halbwegs regelmäßig folgt. Wahrscheinlich ist gelegentlich auch schon mal meine Liebe für Videospiele durchgeklungen. An dieser Stelle ein Bekenntnis: ich hatte jede Playstation seit der Generation 1. Und ich habe eine Menge Spiele gespielt. Sicher nicht so viele, wie manch anderer; keine Rennspiele, keine Sportsimulationen, weil ich mit der Sch***e schon im echten Leben nix anfangen kann, nur selten First-Person-Shooter und schon gar nicht im Mehrspielermodus, weil ich lausige Reflexe habe. Auch auf Konsolen dominieren für mich daher Adventure-Games, gerne auch mit einem gewissen Open-World-Charakter, wobei es schick ist, wenn sich eine faszinierende Story entfaltet. DAS ist meine Art, mir meine Dosis Eskapismus zu holen, wenn es an der Pen’n’Paper-Front mal wieder zu still ist. Betrachtet es als eine Art Rollenspiel-Methadon… Auch ich lese manchmal Spiele-Reviews – und verfluche mich dann hinterher immer dafür. Denn ich möchte mir meine Immersion gerne selbst erarbeiten. Und das geht nur, wenn man sich selbst ein Bild macht. Und wenn’s nix war, dann war’s halt nix. GTA5 zum Beispiel hat mich damals null gehooked. Nicht wegen der Prämisse, sondern weil das Gameplay mich angestrengt hat. Ich bin Casual Gamer und möchte dementsprechend gerne abgeholt werden. Womit zu bezweifeln bleibt, ob ich mich jemals an Elden Ring rantraue.

Da das Jahr hart war und ich einige Tiefschläge zu verdauen und mehrere große Projekte zu bearbeiten hatte, war von Anfang an klar, dass ich erst wieder zum ausgiebigeren Zocken kommen würde, wenn sich das Jahr dem Ende neigt. Also habe ich mir erst jetzt – und unter deutlich geringerer Aufwendung von Geld und Nerven als bei den early Hunters – ’ne Playse 5 gekauft und angefangen „Horizon Forbidden West“ zu spielen. Da kann man nämlich einstellen, wie schwierig die Gegner sein sollen. Und ich bekannte ja eben schon, dass ich diesbezüglich eine Mimose bin. Nun könnte ich anfangen von den Vorzügen des Spiels zu schwärmen. Grafik, Gameplay, Story, NPCs – ICH fühle mich gut abgeholt. Doch tatsächlich wäre das in diesem Fall Käse, habe ich doch weiter oben gesagt, dass ich selbst mich für das Lesen von Reviews meistens hinterher verfluche. Denn was für MICH so richtig Bombe ist, langweilt andere wahrscheinlich zu Tode oder führt bei noch Anderen zu einem indifferenten Schulterzucken. Nicht jedes Spiel ist für jeden Spieler was, weil Setting, Story und Spielmechanik sehr wohl einen Unterschied machen. Welchen Stellenwert haben aber dann Kritiken und vor allem Kritiker noch? Ganz ehrlich: für mich keinen großen, denn das Einzige, was mich interessiert ist, ob das Spiel technisch funktioniert, oder der Hersteller mal wieder die Kunden zu Beta-Testern gemacht hat, wie etwas bei „Cyberpunk 2077“

Was mich betrifft, hat die Medienbranche rings um die Spielebranche (und die rings um Filmbranche sowieso) mittlerweile obszöne Züge angenommen. Der Pre-Teaser-Teaser-Trailer garniert mit Insider-Gerüchten von…; da könnte ich im Strahl kotzen vor Glück. Wer braucht den Mist. Würde man seine Zeit und sein Kapital darauf verwenden, vernünftige Produkte herzustellen, bräuchte man diese Publicity-Maschinerie nicht, denn das alles ist nichts weiter als schlecht verstecktes Marketing. Und je mehr Marketing, desto ramschiger ist oft das Produkt. Mal davon abgesehen, dass bei den heutzutage anscheinend benötigten Produktionsbudgets die Money-People den Kreativen erzählen, was diese zu tun oder zu lassen haben. Als wenn IRGENDSOEIN Finanzierungs-Fuzzi Ahnung von Storytelling und Gamedesign hätte. Die können von mir aus alle zum Teufel gehen. All dem Hubbub zum Trotze habe ich dieses Wochenende ein paar Stunden gezockt, was mir prompt eine Rüge von meiner kleinen Tochter einbrachte, die wohl der Meinung ist, dass Papas auf keinen Fall länger zocken dürfen, als ihre Kinder… wenn die wüsste! In den nächsten Tagen komme ich ja eh nicht dazu, was auch vollkommen okay ist. Aber wenn mich der Urlaub hat, ja dann… Wir werden sehen. Fakt ist, dass mich die Kritiken (oder irgendwelche Let’s Plays) nicht interessieren; ich entdecke den verbotenen Westen selbst. Aber keine Sorge – zum Bloggen komme ich bestimmt auch. Einstweilen wünsche ich einen guten Start in die vorletzte Woche des Jahres.