NEIN sagen…?

Ich weiß, dass manche (vor allem fremde) Menschen mich des öfteren als streng, vielleicht gelegentlich sogar hart bis zur Unfreundlichkeit wahrnehmen. Das könnte daran liegen, dass da draußen mittlerweile eine Menge weichgespülter Pussies (m/w/d) rumlaufen, die eine klare Ansage weder verstehen noch wertschätzen können; die überdies nicht bereit sind konsequent zu handeln und Anderen ihre Grenzen und Fehler aufzuzeigen. Und nur, um das klarzustellen: Ich will solche Leute auch in meinem persönlichen Umfeld, damit sie das bei mir ebenso tun können. Bis auf diesen dämlichen Pfosten letzten Samstag am Badesee, der extrem distanzlos und unbeherrscht wurde, weil ich zwei Kindern einfach nur sagte, dass sie mitten im Weg sitzen. Dieser asoziale Pfosten darf sich gerne bei mir melden, dann klären wir das – Säge, Schaufel, Plane und Stiefmütterchen stehen bereit. Aber wahrscheinlich ist dieses lausige Stück zu feige. Ganz ehrlich – wenn jemand nicht drauf klarkommt, das man im Leben besser deutlich kommuniziert, ist das deren Problem; insbesondere weil deutlich NICHT automatisch unhöflich oder gar unverschämt bedeutet – sondern einfach nur deutlich!

Aber damit klar wird, warum ich darauf so allergisch reagiere, will ich mich an dieser Stelle kurz erklären: ich habe in meinem Leben eine lange Reihe schlechter Chefs (und auch Kollegen) hinter mich gebracht. Da waren ein paar hinterfotzige Arschgeigen dabei, die ich bis heute nicht anpissen würde, wenn sie mir brennend entgegen kämen! Diese ekligen Menschoiden haben mich allerdings eines gelehrt: wenn du willst, dass sich etwas ändert, musst du es selbst in die Hand nehmen, oder (falls man es, aus welchen Gründen auch immer, nicht selbst tun kann) immer wieder ansprechen und dennoch geduldig bleiben. Ein paar dieser Typen von damals existieren übrigens leider immer noch, an ein paar anderen bin ich mittlerweile vorbei gestiegen; heute stören sie mich nicht mehr. Weil ich jetzt klar kommuniziere. Manchmal allerdings so schmerzhaft klar, dass manche Menschen mich wohl nicht mehr so recht mögen. Aber ich will auch gar nicht unbedingt gemocht werden – gehört und verstanden werden wäre mir viel wichtiger. „Everybodys Darling“ wird nämlich ganz schnell zu „Everybodys Schlampe“; der Spezialist mit wichtigen Infos und Einsichten hingegen bleibt zumeist der Spezialist.

All der eben beschriebenen Härte zum Trotz ist es nicht so, dass ich leichtfertig verbal auf Menschen eindresche, oder einfach so NEIN zu irgendwas oder irgendwem sage. Weil ich nämlich weiß, dass ein NEIN mannigfaltige Enttäuschungen bedeuten kann. Ich hatte ja selbst schon genug davon. Wenn ich also NEIN sage, ist selten das Wort der ganze Satz, weil ich gerne begründe, warum ich etwas ablehne, bzw. ablehnen muss. Denn hinter der eben beschriebenen Deutlichkeit meiner Worte steht oft ein Abwägungsprozess, welcher darauf beruht, dass ich (leider) ein recht empathischer Mensch bin. Ich nehme sehr wohl wahr, was in meinen Gegenübern vorgeht. Ich entscheide nur gerne selbst darüber, ob ich mich davon berühren lasse, oder eher nicht. Ich muss allerdings zugeben, dass ich im Privatleben heutzutage meist deutlich konzilianter bin, als bei der Arbeit. Das könnte daran liegen, dass man als Leitungsperson gelegentlich auch unangenehme Entscheidungen treffen UND kommunizieren muss. Der Gesichtsausdruck einer Person, die von mir ihre Kündigung in der Probezeit ausgesprochen bekam, blieb mir lange präsent. Es ist ein zutiefst menschlicher Makel, weder gedanklich noch kommunikativ zwischen der Sache und der Person trennen zu können. Noch etwas, dass ich von den sogenannten Leitungspersonen in meiner persönlichen Historie nur zu oft erlebt habe – und bis heute bei Kollege*innen gelegentlich immer noch erlebe. Am Ende des Tages können wir wohl niemals wirklich aus unserer Haut. Außer wir werden ziemlich wütend; dann geht das plötzlich ganz leicht, aber leider auch vollkommen ziel- und nutzlos…

Dabei ist das NEIN ein so wichtiges Wort, symbolisiert es doch eine Grenze, die nicht zu übertreten ist, einen Pfad, der nicht verlassen werden sollte, oder eine Sache, die einem nicht gehören wird. Ohne diese Grenz-Setzungen zu den richtigen Zeiten werden Menschen nämlich unter Umständen zu dieser unerträglichen Subspezies des narzisstischen Selbstbedieners. Und von DENEN marodieren wahrhaft schon viel mehr als genug auf dem Erdenrund umher! Nun ja, Menschen kann man ab einem bestimmten Punkt nur noch sehr schwer ändern, was bedeutet, dass ich in meinem Berufsleben wohl noch eine Menge NEINS werde verteilen müssen. Vielleicht gleich heute – mal schauen. Wie’s auch laufen mag, startet gut in die neue Hölle… ähm Woche…

Auch als Podcast…

Wham-sha-daizy… oder warum einfach nie einfach ist!

Sonntag. Mittagszeit. Ganz nett draußen. Nicht ZU heiß, nicht ZU schwül, kann man schon mal so haben. Is aber vollkommen unwichtig, denn Gedanken wollen gedacht, Gedachtes zu Plänen kondensiert, Pläne umgesetzt werden. Am besten gestern – so um die Mittagszeit. Jedesmal, wenn sich der Stress kurz lichtet und den Blick frei gibt auf all jene Dinge, die ich eigentlich mal vorhatte, stelle ich fest, dass „eigentlich“ ein wesentlich härterer Boss-Gegner ist, als der Wäschehaufen! Für dieses Wochenende ist DER wenigstens schon besiegt. Im „eigentlich“ schwingt eine Möglichkeit, die sich üblicherweise nie – oder sagen wir mal, nur sehr selten – realisiert, weil man entweder zu busy, zu lazy, zu pleite oder zu abgelenkt ist. Wovon man sich ablenken lässt, könnt ihr euch selbst denken – einmal mehr DOOMSCROLLING AHOI! Zu busy ist Ansichtssache, denn wenn man die Woche mal analysiert, bliebe vermutlich doch die eine oder andere Stunde, die man in „Projekte“ investieren könnte wenn man denn nur das Doomscrolling sein lassen wollte… Bleiben als valide Entschuldigung also nur noch lazy oder pleite. Mist… und ich dachte, ich könnte mich da rausreden.

Da stehe – oder besser aktuell sitze – ich zwischen dem eigenen Anspruch, irgendetwas „sinnvolles“ tun zu wollen und dem (des öfteren von meiner Krankheit getriggerten) Bedürfnis, nichts und niemanden sehen zu wollen. Ich lasse mich davon nicht fangen, weil ich mittlerweile eine recht gute Vorstellung davon habe, was mir persönlich hilft, nicht einfach auf der Couch liegenzubleiben. Ich vermute allerdings, dass jede*r da sein/ihr eigenes Rezept braucht; und dass auch dieses Rezept dann und wann einfach versagt. Egal, ob man nun depressiv ist, oder einfach nur echt überlastet. Denn natürlich führt die manifeste Arbeitsverdichtung gepaart mit dieser dauernden „Du musst dich selbst optimieren!“-Beschallung zu einer beschissenen Spirale aus schlechtem Gewissen und schlechten Strategien. Ein Ratgeberbuch über Achtsamkeit und eines über Pychologie für Dummies und eines über die Wichtigkeit des Frühaufstehens und noch eines über die Pomodoro-Technik und noch eines über New Work machen dich nämlich weder effizienter, noch achtsamer, noch erfolgreicher, sondern – insbesondere, wenn du wie ich eine Eule bist – einfach nur verfickt müde, erschöpft und enttäuscht, weil du nie mit irgendwas richtig fertig wirst und dabei auch noch zu wenig Schlaf bekommst. Ganz großes Kino! Herauszufinden, was einen SELBST an Ziele bringt, die man auch SELBST definiert hat, bedarf nämlich der SELBSTreflexion, für die es nicht selten tatsächlich einen Spiegel braucht. Dieser Spiegel kann sich genausogut in einer Person wie einer Solo-Technik ohne fremde Hilfe konstituieren; wichtig ist, dass man an den Punkt kommt, über sich selbst nachzudenken und nicht stets anzunehmen, dass man schon endgeil auf die Welt gekommen ist… und dann stehen die ganzen Nepper, Schlepper und Bauernfänger auch schon bereit, dir einzureden, was du tun MUSST, um an DEIN Ziel zu kommen – als wenn die deine Ziele tatsächlich kennen oder wertschätzen würden!

Schönes Beispiel ist die sogenannte Coaching-Branche, die zum großen Teil aus Leuten besteht, die anderen Leuten Seminare darüber verkaufen wollen, wie man Coach wird. Es gibt kaum geschützte Berufsbezeichnungen, keinen vorbeschriebenen Weg, wie man denn nun Coach wird und auch kein fest umrissenes Aufgabengebiet, weil viele sogenannte Coachingtechniken sich allzu munter in den Methodenbaukästen der Pädagogen und Psychologen bedienen, dabei aber schön vermeiden, es als Therapie oder Unterricht zu betiteln – denn das dürfen sie nicht. Hauptsache man kann „systemisch“ drunter schreiben. Ich kriech die Motten, Digga! Wenn es denn so einfach wäre, sich selbst und seine Ziele zu definieren, dann würden nicht so viele Leute wieder und wieder daran scheitern, egal ob mit oder ohne Coach. Mir wäre es lieber, wenn die Leute, anstatt sofort irgendwo hin zu rennen, um Geld dafür auszugeben, dass ihnen jemand anders sagt, was sie zu tun oder zu lassen haben damit begännen, ihre eigenen kognitiven und metakognitiven Ressourcen – also ihre Fähigkeit zu lernen – auf den Prüfstand zu bringen und ggfs. zu aktualisieren. Und wenn sie DAFÜR Hilfe brauchen – okay! Coaches werden jetzt möglicherweise entgegnen, dass sie ihren Klienten doch auch genau dabei helfen. Und bei manchen mag das ja auch wahr sein. Aber bei vielen gibt es für jeden Klienten exakt den gleichen Nullachtfuffzehn-Scheiß – individuelle Hilfe? Fehlanzeige! Dafür Geld zu verlangen, ist an für sich schon eine Unverschämtheit. Wenn das ganze dann auch noch lediglich Marketing für irgendwelche überteuerten Online-Trainings ist, krieg ich als Pädagoge, der schon so einiges an Distanzlehre in verschiedenen Formaten realisiert hat so richtig die Motten. Ach, Schwamm drüber. Ich hab eh nicht genug Munition für diese ganzen Idioten…

Wenn ich so recht darüber nachdenke, ist meine „etwas Sinnvolles tun“-Bilanz doch gar nicht so schlecht. Im Grunde genommen ist es mir von Herzen Wumpe, wie viele Menschen das hier tatsächlich lesen. Ich tue das hauptsächlich für mich, um Gedanken von der Brust und aus dem Kopf zu kriegen und dann gelegentlich wieder auf meine verjährten Denkprozesse zurückgreifen zu können. Und ich tue das nicht nur in diesem Blog, sondern auch in meinen analogen Notizbüchern. Die sind nur etwas schlechter lesbar, weil meine Handschrift… nun ja, halt meine Handschrift ist. Gibt also noch einen guten Grund, regelmäßig in die Tasten zu hauen. Wham-sha-daizy! Und wenn ich dann und wann jemand anderes zum Nachdenken angeregt habe – vielleicht sogar über sich selbst – oder eine Hilfestellung für eine schwierige Reflexionsfrage geben konnte, würde es mich glücklich machen. Ich sonne mich einstweilen in der Illusion, dass das so sein könnte und wünsche euch einen schönen Rest-Sonntag. Nachher wartet der Grill – und DAS wird nicht nur sinnvoll, sondern auch lecker…

Auch als Podcast…

Ansprechbar…?

Eines gleich vorweg: medizinisches Personal benutzt gerne diese dämliche Phrase „Ist der/die ansprechbar?“ Hierzu folgende Aussage: ansprechbar ist jeder VERSCHISSENE KLEIDERSCHRANK. Wenn der dir Antwort gibt, würde ich mir allerdings dringend Gedanken über die Pilzsuppe vom Mittagessen machen! ’nuff said on this! Es geht mir eigentlich um Erreichbarkeit. Und ich mache hieraus jetzt einen Rant, wil ich verfickt noch mal Bock darauf habe, Leute anzuschreien. Ich lese ja nun leider viel zu viel im Internet auf verschiedenen Medien. Und selbstverständlich stolpere ich dabei – Doomscrolling Ahoi – auch immer wieder über Themen, die … nun sagen mir mal ein wenig kontrovers betrachtet werden können… So etwa die Erreichbarkeit von Menschen im Zeitalter der theoretisch unbegrenzten Erreichbarkeit. Instant Messaging, die zweite PEST unserer Zeit neben antisocial media treibt offenkundig immer wieder interessante Blüten. Zum Beispiel, wenn Menschen es nicht abwarten können, dass jemand auf ihre Ergüsse antwortet. „Der ist doch on! Warum schreibt der nicht zurück? Ist der tot? Oder noch schlimmer – ignoriert der MICH etwa? ICH bin doch wichtig!“ HABT IHR EMPATHIEALLERGISCHEN MENSCHOIDEN EIGENTLICH DEN ARSCH AUF?

An dieser Stelle ein wichtiger und daher sehr deutlich formulierter Hinweise: Es ist MEIN Leben, folglich MEINE Zeit und daher bestimme ICH UND NIEMAND SONST darüber, ob überhaupt und falls ja, wann, wie und wo ich auf irgendeine Anfrage antworte. Selbst im Geschäftsleben mit seinen Anforderungen, Deadlines und der Arbeitsverdichtung gibt es mehr als genug Situationen, in denen keinerlei zeitliche Dringlichkeit gegeben ist, obwohl alle so tun.. Denn an verspäteten Zahlen ist noch NIEMAND gestorben. Vielleicht an einem verspätet eingetroffenen RTW – aber nie an verspäteten Zahlen! SCHREIBT EUCH DAS ENDLICH HINTER DIE OHREN! Es sei im Übrigen gesagt, dass ich gemäß Internet-Lese-Erfahrung nicht der Einzige bin, der das so sieht. Das ist fast ein kleiner Trost; dass Menschen verstehen können, dass die technische Erreichbarkeit NICHT und NIEMALS synonym mit sozialer Verfügbarkeit sein kann. Diese ergibt sich durch MEINE aktuelle mentale Verfassung, das MIR gerade verfügbare Zeitbudget, MEINEN aktuellen körperlichen Zustand und etwaige andere Verpflichtungen und Interessen, die im Zweifel ebenfalls keinen was angehen außer MIR – und die Personen, mit denen ich gerade lieber Zeit verbringen möchte als mit euch! Klar soweit! Ach und noch etwas: Voice Messages länger 30 Sekunden lösche ich ungehört, außer ICH weiß, dass die Person MIR etwas Wichtiges zu sagen hat! Fast alles über 30 Sekunden ist nur noch eine trübe Melange aus nutzlosen Fülllauten und noch nutzloserem Gelaber; habe ich keinen Bock drauf!

Im Geschäftsleben sind es üblicherweise nicht Voice Messages, sondern zwischen Tür und Angel hingeworfene höchst kurzfristige Anforderungen, die allzu oft nur deswegen JETZT eine angebliche zeitliche Brisanz erhalten haben, weil in den Wochen (manchmal Monaten) zuvor andere Menschen ihren Job nicht – oder zumindest nur unzureichend – erledigt haben und die Schifferscheiße DESHALB jetzt bis zum Lametta gestiegen ist. Und dann steht halt jemand in meiner Tür und erteilt mir Aufträge, die oft genug nicht sinnvoll lösbar sind, weil man mir zwar die Aufgabe und die Verantwortung dafür überträgt, jedoch nicht die Kompetenz im Sinne einer Regelungsvollmacht. Und wundert sich dann hinterher, dass Dinge nicht funktionieren. Oder lässt mich Dinge immer wieder und wieder knapp auf Kante nähen und ist ganz erstaunt, wenn ich irgendwann sage, dass das Garn alle ist. Ich sagte die Tage wortwörtlich, dass sie mir dann jetzt mal deutlich sagen sollen, ob man das, was ich mache wirklich will, weil ich andernfalls gerne jetzt meinen Marktwert woanders einfordern würde, solange er noch nicht signifikant zu sinken begonnen hat. Bin ja jetzt auch 50, da kommt bald die Altersdiskriminierung, habe ich läuten hören…

Um’s kurz zu machen – ich warte sehnsüchtig auf den Sommer-Urlaub. Nur noch ’n paar Wochen, Gottseidank. Und ich stehe aktuell auf Grund der vorgenannten Probleme geschäftlich nur noch zu den durch mein Gehaltsvolumen abgedeckten Zeiten zur Verfügung. Und privat nur, wenn ich Bock dazu habe. Schönes Wochenende.

Auch als Podcast…

Going strong or going down…?

Ich hatte in den letzten Tagen oft diese alte Liedzeile von Elton John im Hinterkopf: „I’m still standing, yeah, yeah, yeah…!“. Könnte vielleicht daran liegen, dass es Ereignisse gab, die durchaus die Kraft gehabt hätten, mich umzuwerfen, wenn ich mich nicht so verbissen an mein ehrliches Commitment gegenüber meinen Mitarbeiter*innen geklammert hätte, nicht aufzugeben, come hell or high water! Beides ist bislang nicht eingetreten, auch wenn die Witterungssituation hier in Süddeutschland letzthin mancherorts ja durchaus Hochwasser mit sich brachte. Aber auch die Hölle ist nicht wirklich losgebrochen, obwohl es mir letzthin ein bisschen so vorkam, als wenn manche Leute der Teufel geritten hätte. So einen Eindruck hat man im Leben ja durchaus öfter – unabhängig davon, ob’s nun wirklich die anderen sind, die gerade hohldrehen, oder doch man selbst und man’s nur nicht mitbekommen hat. ICH bin eigentlich jemand, der sehr auf Harmonie bedacht ist. Ich fühle mich stets unwohl, wenn ich eingreifen, regulieren oder gar sanktionieren muss; ich denke mir dann, wenn ich solche Situationen erlebe (und mich dabei oft fühle, als würde ich das alles incl. meiner Selbst von außen betrachten), dass man doch als erwachsener Mensch drauf kommen könnte, wenn man gerade über’s Ziel hinaus geschossen ist. Ich kann nur sagen: weit gefehlt Hermano…

Ich muss mich derzeit fragen, welcher Sinn sich aus dieser Zurückhaltung ergibt, die wie eben geschildert meist meiner Persönlichkeit geschuldet ist? Denn ich sehe nun den direkt artikulierten Hinweis, dass man sich von mir im Nahumfeld eine andere Art der Führung wünscht; undzwar eine der wesentlich schnelleren, gezielteren und deutlicheren Intervention. Wohingegen es manch anderen Menschen in der Organisation nicht leise und zurückhaltend genug gehen kann. Diesen Widerspruch aufzulösen, ist momentan mein größtes Problem. Denn grundsätzlich bin ich entscheidungsfreudig, wenn die Fakten gesehen, analysiert, interpretiert und in den Geamtzusammenhang gesetzt wurden: oder, etwas weniger verklausuliert: am Ende des Tages wird man an seinem Tun und Lassen gemessen, nicht jedoch an der Menge der bewegten heißen Luft. Und ich habe im Moment viel zu wenig Zeit zum Analysieren und Entscheidungen treffen, oder gar dafür, diese auch umzusetzen, weil ich zu viel heiße Luft bewegen muss. Irgendwann ist genug geredet und wenn die Argumente ausgetauscht sind, dann MUSS man auch mal zum Punkt kommen. Aber genau das sehe ich im Moment nicht. Den Gedanken, noch mal in die Lokalpolitik zu gehen habe ich deswegen endgültig ad acta gelegt, weil ich vermutlich auch heute noch nicht geduldig genug dafür bin, mir die ganze heiße Luft anzutun, die da oft produziert wird.

Wenn du an deinen eigenen Strategien, Methoden und Überzeugungen zu zweifeln beginnst, weil diese – einmal mehr – nicht so fuktioniert haben, wie du dir das ausgemalt hattest, gibt’s eigentlich nur einen Weg: NACH VORNE! What passed is past. Aber anstatt einfach nach vorne zu schauen, wird wieder und wieder die Retrospektive aufgemacht, aufgebauscht und als Grund verstanden, weniger zu machen; oder zumindest viel leiser. „Um keinen Preis auffallen“ ist aber ein politisches Motto, dass im fachlich-sachlichen Kontext nur sehr bedingt funktioniert, weil andere, externe Parteien einen NUR und AUSSCHLIESSLICH an Ergebnissen messen. Diese externen „Stakeholder“ interessieren Interna einen feuchten Dreck. Aber was weiß ich schon, bin ja nur Pädagoge… Dieser Teil von mir hatte bislang immer gedacht, dass ich mit verständnisvoller Konzilianz wo diese sinnvoll ist, mit freundlicher Überzeug wo es sich als notwendig weist und mit einer leisen Stimme der Vernunft führen könnte. Ich hin nun an einem Punkt, wo ich das nicht mehr stets als erste Option wählen werde, sondern vielmehr schnell auf konsequentes Grenzen setzen und ggfs. Sanktionieren umsteige, wenn ich abermals das Gefühl haben sollte, fortlaufend nicht ernst genommen, verarscht, umgangen oder ungefragt interpretiert zu werden.

Ich war lange Zeit ein König ohne Land, weil sich eine Organisation im Schwebezustand der Zuständigkeits- und Kompetenz-Diffusion stets nach Tageslage entscheiden kann, ob ich als Schuldiger genutzt oder hinsichtlich meiner Erfolge einfach nur ignoriert werden kann. Oder anders gesagt: manchmal habe ich verloren und manchmal die anderen gewonnen. Im Grunde genommen hat sich daran bis heute wenig geändert, weil es immer noch ein paar Leute gibt, die entweder glauben, dass sie tatsächlich besser wüssten als ich, wie mein Job zu funktionieren hätte, obwohl sie weder über die Erfahrung noch die Ausbildung dazu verfügen, oder weil sie denken, dass BWL alles regeln kann/muss. Aber ich habe stets den Elton John gegeben: „I’m still standing“; und ganz langsam macht sich das Gefühl breit, dass ich früher schon mal hatte: nämlich (im übertragenen Sinne) die Leichen mancher Feinde vorbeitreiben sehen zu dürfen und mir dabei, genüsslich an einem geistigen Getränk nippend, selbst zu danken für die unfassbare Geduld, die mein immer wütender innerer Hulk im Angesicht idiotischer Menschen aufzubringen offenkundig in der Lage ist. IN YOUR FACE! Es hat doch so seine Vorteile, vor nunmehr einigen Tagen 50 geworden zu sein. Der Buckel, auf dem die mir manchmal runterrutschen können, ist stabil. Meine Zunge ist schärfer denn je und meine Lust, den Shit zu rocken, die Dinge zu ordnen und meinen Arbeitsplatz endlich strahlen zu lassen ungebrochen. Und wenn ICH dafür jemanden brechen muss, dann ist das so! Wir hören uns…

Auch als Podcast…

Bienvenue en Alsace N°1 – Alleinsam?

Alle paar Jahre, wenn mein chronisches Leiden mal wieder zu sehr drückt, schickt mich die beste Ehefrau von allen weg. Oder besser gesagt, sie duldet es, dass ich mich selbst wegschicke, weil ich bemerkt habe, dass es echt nicht mehr geht. Manchmal bemerkt sie das auch als erste – und ich bekomme das dann deutlich mitgeteilt. Dass der diesmal dazu halbwegs kurzfristig (vor ca. 2,5 Monaten) ausersehene Termin ausgerechnet mit einem Ereignis zusammenfällt, das unter dem Aspekt „nicht mehr können“ eine tragische Brisanz hat, konnte keiner kommen sehen. Und nun war’s zu spät, Pläne noch umzuwerfen. Auch, weil es einen Haufen Geld gekostet hätte, den ich nur ungern hätte abschreiben müssen. No-Show/Storno kostet halt im Gastgewerbe. Nun bin ich also hier (im Elsass) und kann den Fallout aus der Ferne rieseln sehen. Und wisst ihr was – mittlerweile ist es mir egal. Nur dass wir uns nicht falsch verstehen: die Person um die es ging/geht, ist/war mir nicht egal – wohl aber einige andere Personen und Dinge, die im Windschatten des einen Ereignisses nun geschehen. Aber ich kann das ignorieren solange die Protagonisten irgendwann verstehen, dass man manche Dinge einfach NICHT tun oder sagen kann. Aber das werden sie schon… Ergo: Schwamm drüber für’s Erste, denn ich muss mich genau JETZT um mich selbst kümmern. Tun nämlich sonst nur sehr wenige Andere – z. B. die beste Ehefrau von Allen!

Blick vom Ballond ‚Alsace

Passenderweise finden mich, jedes Mal, wenn ich über ein spezielles Thema sehr intensiv nachdenke, Artikel, Youtube-Videos, etc. wie von Geisterhand; dieser Tage etwa waren da zuerst zwei Artikel auf ZON, die sich mit der Diskussion um Alleine vs. Einsam sein und der Frage befassten, ob tatsächlich so viele (vor allem junge) Menschen in Deutschland von Einsamkeit so sehr bedroht sind, dass die Politik Handlungsbedarf hat. Zuallererst denke ich Folgendes: die Politik hat mit Bezug auf eine Neuorganisation des Gesundheitswesens, die Besserstellung seiner Mitarbeiter zur Verbesserung der Attraktivität dieser Berufe und einem Abstellen des Sparwahns (es droht DIE SCHWARZE NULL) schon mehr als genug zu tun. Stellt ihr das alles ab, habt ihr vielen (jungen) Menschen eine Perspektive gegeben, dann drückt das Alleinsein auch nicht mehr so. Und was die SCHWARZE NULL angeht – damit ist nicht nur die Schuldenbremse gemeint, sondern auch dieser sonderbare Sauerländer, der meint als Millionär sei man Mittelstand. Der ist auch keine Kunst, der kann weg! Bleibt also die Frage nach dem persönlichen Empfinden von Einsamkeit. Ich nehme als Beispiel mal die Eremiten her, die sich (früher zumeist aus religiöser Überzeugung, heute auch aus anderen Gründen) in selbstgewählte Einsamkeit zurückziehen. Davon gibt es nicht viele, weil es nicht viele Menschen gibt, die dieses Lebensmodell attraktiv finden. Daraus jetzt zu schließen, dass die meisten Menschen an Einsamkeit krank werden müssten, ist genauso großer Käse, weil es z. B, introvertierte und extrovertierte, aber auch mehr oder weniger empfindsame Menschen gibt. Und jetzt…?

Ich denke, dass man die Frage nach „nur alleine aus Gründen“ oder „schon pathologisch einsam“ nur aus einer sehr persönlichen Perspektive klären kann – und dass diese Perspektive die Politik einen Scheiß angeht! Denn das Einzige Movens, dass ich hier im öffentlichen Diskurs zu erkennen vermag, ist die Gesunderhaltung des Volkes zum Zwecke der Erhaltung möglichst günstiger Arbeitskraft für die Wirtschaftslobby. Jemand der nicht so einsam ist, dass es ihn/sie psychisch krank macht, hat weniger Krankenfehltage und ist folglich für seinen Arbeitgeber produktiver, was sich auch auf die Summe des Bruttoinlandsproduktes positiv auswirkt => man kann schöne Kennzahlen vorstellen und alle klopfen sich auf die Schulter. Nur nicht jene Menschen, die um den Willen des kapitalistischen Systems pathologisiert werden. Dazu gleich mehr. Aber schaut euch doch mal die Konjunktur an, die Artikel gegen Alkohol, Cannabis, Tabak, andere Genussmittel im Allgemeinen oder auch gerne eine als ungesund bezeichnete Ernährung heutzutage haben. Man kann gerne darüber diskutieren, welchen dieser Lastern zu fröhnen man vielleicht besser bleiben lassen sollte, um der eigenen Gesundheit und Lebenserwartung Willen. Aber jedesmal kommen Idioten aus allen Ecken gekrochen und fangen an, über „solidarisierte Kosten“ zu schwadronieren, etwa weil dicke Menschen das Gesundheitssystem im Median mehr kosten. Dabei wird dann immer gerne ausgeblendet, welche unnötigen Risiken man selbst in Kauf nimmt… Kann man endlos weiterführen, bringt aber niemanden irgendwohin

Menschen, deren Wahrnehmung anders funktioniert (Neurodivergente, also etwa Menschen mit ADS/ADHS, Störungen aus dem Autismus-Spektrum, etc.), deren Denken anders funktioniert (Beeinträchtigte, aber auch höher und hoch Begabte) und jene mit verschiedenen chronischen psychischen Erkrankungen werden stets als pathologische Störfaktoren der Gesellschaft gebrandmarkt, weil sie sich nicht so leicht FUNKTIONAL einpassen lassen, wie Otto und Ilse von Gegenüber. Mit der Folge, dass ihr ganzes individuelles Sein jeweils auf die vermeintliche Abweichung reduziert wird, wobei oft genug aus dem Blick gerät, was diese Menschen alles für die Gesellschaft leisten können. Um es mal ganz platt mit Controlling-Sprech auszudrücken: man deklariert sie zu Cost-Centern, obwohl sie sehr wohl Profit-Center sein könnten, ganz oft aber einfach eine ausgeglichene Bilanz tragen… Aber in der Politik geht es nicht um Menschen, nie um individuelle Schicksale (außer, diese lassen sich für die eigene Agenda nutzen, siehe den Polizistenmord in Mannheim), oder um die Möglichkeit, Ausgleich zu schaffen, wenn dieser gebraucht wird und Leistung abzurufen, wann und wo sie verfügbar ist. Es geht ganz platt um Kennzahlen: Wachstum (das goldene Kalb unseres Wirtschaftens ), Inflation, Zinsen. Immer nur um die eine Seite des Menschseins, nämlich die fiskalische. Dass das ganze Soziale auch essentiell und existenziell ist, spielt da keine Geige.

Und was mache ICH nun daraus? Ja Blogposts halt, nich. Ne, mal im Ernst, ich sitze hier auf dem kleinen Balkönchen meines Gîte, hacke in die Tasten, genieße den milden Abend und habe Zeit, allein zu sein um zu schauen, zu lesen, zu denken, zu schreiben. Ich habe Zeit, über Entscheidungen nachzudenken, ohne dass dauernd jemand reinplatzt, reinschwätzt, reinmanipluliert. Und ich komme zu einer analytischen Tiefe, die sonst im Tagesgeschäft zu oft verloren geht. Aber ich kann auch einfach sein; ohne Ziel, ohne Zweck, ohne Hast, ohne Last. Und ich genieße das. Mal sehen, was die nächsten Tage bringen. Auf jeden Fall noch einen Post über Zwecke. Da habe ich Lust drauf. Einstweilen – schönen Abend.

Auch als Podcast…

Ver-Zweiflung… oder auch nicht…?

Wann immer ich mich – dummerweise – dazu anschicke, mir ernsthafte Gedanken über den Zustand unserer Welt machen zu wollen, droht dieses eine Gefühl mich zu übermannen: Verzweiflung! Allüberall, wohin das Auge auch blicken mag, sieht man ein riesiges, heiß brodelndes Meer aus Bullenscheiße, während im Maschinenraum des Schicksals die Kleingeistigen, die Engstirnigen, die Kurzsichtigen, die Ängstlichen, die Berechnenden und die paar wenigen – aber umso gefährlicheren – wahrhaft Bösen in gemeinschaftlicher Anstrengung das Feuer unter dem Kessel anheizen, damit es auch immer schön weiter kocht. Die Hoffnung hingegen bleibt allzuoft ein kleiner, zerbrechlich wirkender Nachen, der von der tosenden See ein ums andere Mal verschlungen zu werden scheint. Doch… doch… untergehen kann sie scheinbar nicht. Immer wieder schwingt sie sich auf die absurdesten Wellenkämme, um ein Licht dorthin zu tragen, wo es allzu finster wird. Aber jedes Mal, wenn sie kurz außer Sicht gerät, wenn die Wellen so hoch schlagen, dass man insgeheim denkt „jJtzt ist’s um sie geschehen!“ nagt dieser Zweifel, drängt dieses alte Sprichwort: „Hoffen und Harren hält Manchen zum Narren!“

SEHNSUCHT!

Das ist das Wesen der Verzweiflung: sie ist der Summe all unserer Zweifel, die mit etwas Pech so groß werden kann, dass wir unter der Last zusammenzubrechen drohen. Sie ist ein Attentäter in der Nacht, wenn unsere Emotionen viel weiter oben liegen, als im hellen Tageslicht, weil unser präfontaler Cortex – geschaffen, mit der Kraft der Ratio unser Fühlen im Zaum zu halten – des Nachts auch mal Ruhe braucht. Sie ist der Windstoß, der die letzte Kerze löscht; oder diese umwirft, um alles niederzubrennen. Sie ist die Quelle unserer inneren Finsternis. Sie ist die Erkenntnis, dass es ein Omega wirklich gibt… Derzeit betrachte ich all das wie von außen, als wenn es mich nicht beträfe. Einmal mehr haben sich meine Gefühle scheinbar verabschiedet, der rationalen Betrachtung das Steuer übergeben und warten ab, was passiert. Und so betrachtet bin ich auch nicht wirklich verzweifelt. Im Gegenteil habe ich eine Klarheit über das, was zukünftig getan werden muss, wie schon lange nicht mehr. Ich sehe alle Optionen, ich sehe den Weg, der genommen werden sollte und ich weiß, dass ich – tief drin – bereits alle wichtigen Entscheidungen getroffen habe und diese nur noch umsetzen muss, COME HELL OR HIGH WATER!

Doch natürlich sind meine Emotionen nicht weg, auf Urlaub in Italien oder so. Ganz im Gegenteil schauen sie immer mal wieder kurz rein und fragen mich, wann ich mal wieder so richtig austicken möchte. Ich sagte neulich mal wieder zu jemandem meinen beliebten Spruch, dass ich einfach dauernd wütend sei (ihr wisst schon, DAS Zitat aus „Marvel’s The Avengers“). Ich kanalisiere diese Wut nur anders. Bis zu einem gewissen Punkt nehme ich diese Wut eher als Eustress war, als Energie, die ich nutzen kann, um weiterzumachen. Klar, das kann auch in die andere Richtung gehen (wie ich einstmals schmerzlich erfahren musste), aber derzeit nehme ich keine derartigen Tendenzen an mir wahr. Ich bin allerdings wütender als sonst, weil ich ein paar Dinge auf der Arbeit einfach nicht sehen konnte (oder sehen wollte) und jetzt einen hohen Preis dafür zahlen muss. Eigentlich (und in diesem Fall ist die Einschränkung leider wahr) bin ich ein sehr auf Gerechtigkeit und Ausgleich bedachter Mensch. Aber ich lies mir meine Entscheidungen von der Amygdala Anderer diktieren, weil geschäftlich ja immer irgendwas auf dem Spiel steht. Wir neigen bei dieser verfickten Zahlenschubserei unter dem Diktat des nächsten Abschlusses manchmal aus dem Blick zu verlieren, das Menschen zuerst fehlerbehaftete soziale Wesen sind und erst dann – mit langem Abstand – produktive Arbeitnehmer! Ich hab’s gerade mal wieder verstanden und MUSS meine Konsequenzen daraus ziehen. Doch was bedeuten solche Konsequenzen im Angesicht der Anderen?

Einmal mehr werden mich irgendwelche Menschen bezichtigen, wie eine Maschine zu handeln, emotional tot, mindestens aber unempathisch oder sonst noch irgendetwas zu sein. Andere werden mir genau das Gegenteil vorwerfen, jede*r einfach deshalb, weil sie es glauben. Früher hat mir so eine Aussicht Angst gemacht, oder zumindest ambivalente Gefühle hervorgerufen. Heute weiß ich allerdings zwei Dinge, die ich früher noch nicht wusste: Erstens, dass ich meine Entscheidungen IMMER zu meinem Wohle und dem meiner Lieben treffen muss; Ausnahmen nur für jene, die es sich verdient haben! Jemand anderes Interessen oder Meinungen (etwa von manchen Chefs oder manchen Kollegen) spielen dabei keine Rolle mehr. Die würden doch genauso zuerst IHRE ureigensten Interessen vertreten. Zweitens kenne ich heute meinen Wert; und der ist sowohl auf der sozialen wie auch der fachlichen Ebene nicht eben gering! Ich werde vielleicht nächste Woche 50, aber ich bin noch lange kein altes Eisen! Ich stellte letzthin fest, dass man seine Interessen und Prioritäten öfter neu bewerten muss, als ich das bislang getan habe. Woraus folgt: wenn’s sein muss, werden nun alte Zöpfe abgeschnitten, Prozesse und Beziehungen neu geordnet. Was getan werden muss, wird getan, auch wenn es ein ums andere Mal wehtun wird. Und definitiv nicht nur mir… Aber ich habe es satt, mich um irgendjemand anderes Willen manipulieren zu lassen.

Klinge ich bitter? Das täuscht. Das darf ich euch versichern, denn ich war schon lange nicht mehr so mit mir im Reinen, wie jetzt. Und wenn ich von meinem Erholungskurztripp zurückkomme, werde ich die Kraft haben, Tabula Rasa zu machen. Bin mal gespannt, wie das Spielfeld danach aussieht. Wie’s auch kommt – gehabt euch wohl und lasst euch nicht vom Regen wegspülen.

Auch als Podcast…

Überzeugter Trottel…?

Ich bin ein reflektierter Mensch. Ich denke viel über die Dinge nach, die ich zu tun und zu lassen habe. Ich treffe meine Entscheidung stets erst nach reiflicher Abwägung aller Interessen, die berührt sein könnten und versuche dabei alle Stakeholder so gut wie nur möglich zufrieden zustellen. Ich – FUCK IT, GODDAMIT! Wenn du am Ende einer Straße an einer T-Kreuzung stehst und dich nun fragen musst, ob du besser rechts oder links abbiegen solltest, allerdings in dem intuitiven Wissen, dass beide Optionen dich ziemlich sicher nicht (wieder) glücklich machen werden, weil du glaubst, genau zu wissen wohin das alles führen wird… könnte es dann sein, dass der Weg in das Dickicht direkt vor dir der Beste von allen ist…? Meine aktuelle T-Kreuzung ist schon vor einer geraumen Weile in Sicht gekommen; und ich war tatsächlich sogar schon abgebogen, bin ein paar Schritte des Weges gegangen und stehe nun doch wieder zögernd da, weil ich eigentlich keinen Bock mehr habe, DIESE Straße zu gehen. Es gibt diesen einen Moment, in dem du wahrhaft feststellst, dass du auf dem falschen Dampfer bist: nämlich, während du jemandem mit deinem Mund versicherst, dass du bereit wärst, bestimmte Dinge zu tun, während jede andere Faser in deinem Körper aufspringen, „FICKT EUCH DOCH ALLE!“ schreien und gehen will. Yup, bin gerade genau dort gewesen!

Bei mir fließt es nicht mehr…

Ich werde in genau drei Wochen 50 und lese derzeit gelegentlich in verschiedenen Magazinen, dass DAS für den Arbeitsmarkt sowas wie eine magische Grenze ist, ab der es recht schnell exponentiell schwerer würde, sich zu beruflich verändern. Ich glaube da jetzt nicht so wirklich dran, denn a) habe ich ein umfangreiches Qualifikationsportfolio, b) ist in meinem Metier der Fachkräftemangel so verf***t groß, dass ich wohl verdammt schnell wieder „unter der Haube“ wäre; und c) hängt es ja immer von der individuellen Bereitschaft ab, sich auf etwas Neues einzulassen. Jemand, der sein Leben lang „irgendwas mit Medien“ gemacht hat, könnte da eher unter die Räder kommen. Vielleicht sage ich das aber auch nur, weil ich denke, dass wir heute viel zu viel Wert auf Äußerlichkeiten legen und zu wenig auf echte innere Werte achten… Schwamm drüber. Ich glaube, mit Fug und Recht behaupten zu können, dass ich ein Mensch bin, der seine Überzeugungen zu leben versucht. Ich schaffe das natürlich nicht immer, weil wir Menschen nun mal schwache, fehlerbehaftete Wesen sind, die meist einfach nur versuchen, dieses Ding namens „Leben“ irgendwie zu überstehen, ohne allzuviel kaputt zu machen und irgendwie ans gerade aktuelle Ziel zu kommen. Allzuoft war das für mich allerdings in letzter Zeit der nächste Freitagnachmittag…

Was sagt das über mich aus? Nicht viel mehr, als dass ich meine Verpflichtungen ernst nehme und versuche, meinen Job mit halbwegs akzeptabler Fehlerquote irgendwie hinzubekommen. Jeden Tag auf’s Neue. Aber Freude…? Freude habe ich schon seit einer ganzen Weile bei meiner Arbeit nicht mehr empfinden können. Oh sicher, dann und wann komme ich echt in den Flow, wenn ich die Aufgabe, mit der ich dann gerade beschäftigt bin als sinnvoll und interessant empfinde. Aber natürlich will auch der Quatsch erledigt werden, der einfach nur dadurch entsteht, dass wir Menschen leider dazu neigen, uns Sicherheiten schaffen zu wollen – Stichwort Bürokratie! Es ist nicht so, dass mir das schwerfällt. Dazu bin ich mittlerweile ein bisschen zu geübt und erfahren. ABER… ich halte es langsam nicht mehr aus. Nicht den Umstand, dass es Bürokratie gibt. Auch nicht den Umstand, dass sich meine Arbeit durch Umstrukturierungsprozesse verdichtet hat. Selbst die „Zahlen-Schubserei“ ist mir mittlerweile nicht mehr fremd. Aber aus politischen Gründen gegen meine Instinkte und Überzeugungen handeln zu müssen… das geht nicht mehr lange gut! Ich höre meine beste Ehefrau von allen schon wieder diesen Satz sagen: „Dann kündige doch – mach was anderes…“ Wenn das nur so einfach wäre…

Ich meine, etwas anderes zu machen, wäre vermutlich nicht schwer. Stellen, auf die meine Qualifikationen passen würden, gibt es schon einige. Auch einige, bei denen das Salär zum mittlerweile erreichten Lebensstandard passen würde. Aber ich lasse nur sehr ungern Dinge halbfertig liegen. Und im Moment hat mein Job, allen bislang schon erreichten Meilensteinen zum Trotz immer noch Projektstatus! Und das mindestens noch zwei Jahre lang. Außerdem weiß man nach über 30 Jahren im Berufsleben, dass nicht alles Gold ist, was glänzt und andere potentielle Arbeitgeber ebenso ihre Problemzonen haben, die man nicht immer auf den ersten Blick sehen kann. Wenn ich doch nur ein bisschen geduldiger wäre. Aber ich will ehrlich sein – ich bin schon viel geduldiger, als noch vor ein paar Jahren oder gar Jahrzehnten. Allerdings bin ich wesentlich weniger duldsam gegenüber BULLSHIT! Und die strategische Kurzsichtigkeit (immer schön in dem charmant klingenden Diktum „Leben in der Lage“ verbrämt), der Quartalszahlenangst-getriebene Aktionismus, das vollkommene Verkennen struktur-organisatorischer und rechtlicher Begrenztheit, der Mangel an Feingefühl gegenüber Anderen, stets gepaart mit extremer (an Narzissmus grenzender) Empfindlichkeit hinsichtlich der eigenen Person… all diese Dinge, die ich nun seit Jahren an einigen Protagonisten beobachte, die sind Bullshit. Bullshit der übelsten Sorte. Bullshit, der in dem Spruch kulminiert: „Menschen kommen wegen toller Teams und gehen weger schlechter Chefs!“ Und der Teufel weiß, ich habe auch meine Fehler gemacht.

50! Ist das nicht der Geburtstag, an dem man sein bisheriges Leben auf die Waage legt, und evtl. etwas Neues anfängt, wenn das Alte einfach Scheiße ist? Wenn ich nur nicht so ein Trottel wäre, der davon überzeugt ist, dass man Dinge, die man anfängt auch zu Ende bringt! Ganz ehrlich – dieses eine Mal könnte ich mit dieser Regel brechen. Ich versuche es noch ein bisschen. Ein kleines bisschen. Aber wenn ein paar Menschen den Olivenzweig, den ich ihnen – wider meine Überzeugung, weil ich nicht mehr verstehen kann, nicht mehr verstehen will, warum man ums Verrecken nicht zur Selbstkritik fähig ist – hinhielt nicht nachhaltig annehmen und ihr wiederliches, kleinliches, Ego-getriebenes Rumgepisse hinter den Kulissen bleiben lassen, lasse ich vielleicht zur Abwechslung einfach zurück, was ich aufgebaut habe und warte was passiert. Mittlerweile täte es nicht mal mehr sonderlich weh. Nachher geh ich ins Kabarett – DAS wird sicher nett. Schönen Samstag.

Auch als Podcast…

Midazolam und Marterhörner N°0 – Ye olde medic…

Es war der Winter ’93-’94, als ich das erste Mal mit der wüsten Welt der Notfallmedizin in Berührung kam. Damals war ALLES anders. Alle Gerätschaften waren schwerer (auch wenn’s mir nicht so vorkam, immerhin war ich ja deutlich jünger), unschieriger und wesentlich weniger performant, als man das heute so kennt. 12-Kanal-EKG? Gab’s in der Klinik. Die RTWs? Düsseldorfer Transporter von Mercedes (immerhin kam ich erst, als es schon 3-10er und 5-10er waren, keine 4-8er mehr). Ich bin auch auf Iveco gefahren (in den 90ern furchtbare Schleudern, keine Ahnung, wie die heute sind) und auf VW (in meiner Erinnerung immer ein bisschen wehleidiger als Mercedes; außer die KTWs auf Bully-Basis. Die waren Bombe). Viele Hilfsmittel gab’s noch nicht und überhaupt war das ganze Tun eher Basic. Wobei ich nicht weiß, ob die Qualität der Patientenversorgung heute so viel besser ist. Es kommt ja nicht auf die Gadgets an, sondern auf die Menschen, die sie nutzen; bzw. dies im richtigen Augenblick auch mal unterlassen. Immerhin ging es in dem Job schon immer um Menschen, die an Menschen mit Menschen für Menschen arbeiten. Und ich bin mir nicht so sicher, ob die Entwicklungen der letzten Jahre genau diesen Aspekt nicht haben aus dem Fokus geraten lassen? Aber darum soll’s hier heute gar nicht gehen.

Heute hinterm Schloß – alter Sani, alter Weg…

Damals war vor allem deswegen alles anders, weil die technische Entwicklung noch nicht so weit fortgeschritten war, weil die Welt sich anders anfühlte, weniger vernetzt war – und weil ICH selbst diese Gefühle hatte, welche vermutlich jeden jungen Menschen erfüllen, der/die/das in die weite Welt aufbricht, um dort eigene Spuren hinterlassen zu dürfen: unbesiegbar, unsterblich, unfehlbar… in Summe also unglaublich arrogant. No hard feelings Leute, chillt und versucht Folgendes zu verstehen: es war immer so, ist heute so und wird wohl auch immer so bleiben, dass die Jungen den Alten zeigen müssen, wo der Hammer hängt. Es ist ein notwendiger Rite de Passage. Ein Übergeben/Übernehmen des Staffelholzes, welches nie ganz ohne Schmerzen und Reibungsverluste abgehen KANN, weil wir Menschen uns recht einfach an die Dinge gewöhnen. Zum Beispiel daran, Recht und den Hut aufzuhaben. Ich war ja genauso. Insbesondere am Anfang meiner beruflichen „Karriere“ im Rettungsdienst hatte ich den Kopf voll Nix, aber ’ne Fresse, groß wie bei ’nem T-Rex. Ich habe damals relativ schnell lernen müssen a) demütiger, b) besser und c) sozial verträglicher zu werden. So, wie alle anderen auch. Hat weitestgehend geklappt. Das Prinzip SATAN beherrsche ich allerdings immer noch in Perfektion: Sicheres Auftreten Trotz Absoluten Nichtwissens, a.k.a. „Fake it, until you make it!“.

Die gesellschaftlichen, technischen, organisatorischen Voraussetzungen waren also ganz andere, als für unsere heutigen Berufsanfänger. Es vermag zumindest mich daher wenig zu verwundern, wenn meine jungen Kolleg*innen heute an viele Dinge anders herangehen. Und vielleicht klingen meine Worte deshalb ein bisschen wehleidig, weil ich diese Zeit vermisse. Weil ich mit einem gewissen Neid auf die jungen Menschen blicke und selbst gerne noch mal so carefree, laid back und auf die Action versessen wäre, wie damals. Ich erinnere mich einige Jahre zurück, als ich mich mit einen älteren Kollegen unterhielt, der in seinen 60ern noch mal das Mopedfahren für sich entdeckt hatte. Ich fragte ihn, wie das so sei und er antwortete: „Ich bin mir meiner Sterblichkeit mittlerweile zu sehr bewusst…“. Damals war es ein guter Lacher für uns beide, aber heute…? Ich bin weit davon entfernt, in Weltschmerz zu versinken, weil ich selbst schon eine Weile keine Sanitätsdroschke mehr bewegt habe; ich habe ja auch so eigentlich genug zu tun. Aber neulich kam jemand auf mich zu und machte einen Vorschlag, der mich seitdem nicht mehr loslässt. Ich glaube, ich muss es wieder tun: RTW fahren! Und zwar wie früher – mit Glanz und Gloria! Auch wenn der Lack zumindest bei mir schon ein bisschen ab ist.

Ich will’s noch mal wissen: kann ich das noch so gut wie früher. Ich meine, ich war nie der „Spitzensani“. Ich habe mich immer eher so im guten oberen Mittelfeld gesehen. Aber der Drang, wieder selbst „gegen Tod, Not und Elend zu reiten“ ist auch nach über 30 Jahren immer noch da. Ich bin wohl einer dieser „Dinosaurs of EMS“, die diesen ganzen Scheiß einfach im Blut haben. Und es ist nicht so, dass ich ganz am Anfang – dank der oben beschriebenen Gefühle – nicht gegen die eine oder andere Tür gelaufen wäre, Fehler gemacht hätte und Lehrgeld bezahlen musste. Oh nein, von alledem ist mir genug widerfahren. Doch diesen Schmerz kann ich heute verkraften. Allerdings musste ich mittlerweile schon ein paar Kollegen in das große Danach gehen lassen, von denen ich so Einiges gelernt habe; das tut schon weh. Ich hoffe, es gibt so was wie ein Walhalla für Paramedics; sie hätten es verdient. Die Straße war nie gerade, sie war nie einfach und sie hat dir Fehler niemals leicht verziehen. Trotzdem bin ich sie, nachdem ich ein paar Dinge über mich und den Job gelernt hatte, allen Schmerzen und Widrigkeiten zum Trotz gerne gegangen; und wurde stolz auf meinen Job, weil ich immer mit Menschen an Menschen für Menschen arbeiten durfte. Auch heute als Pädagoge stimmt dieser Satz noch – und trotzdem ist es etwas vollkommen Anderes. Und mittlerweile weiß ich: die alte Straße möchte mich noch nicht vollkommen gehen lassen. NA DAS WIRD WAS GEBEN… vor allem Geschichten. Vielleicht erzähle ich hier in Zukunft ein paar. Alte und Neue. Bis dahin – startet gut in die neue Woche.

Auch als Podcast…

New Work N°16 – work ethics…?

Man liest, so ungefähr seit Anbeginn der Pandemie im Frühjahr 2020 immer wieder etwas über die Themen „Home-Office“, „Work-Life-Blance“, „4-Tage-Woche“, „Renteneintritt“ usw. Und je nachdem, WER sich da gerade äußert, ist die andere Meinung Teufelswerk. Ich habe ja schon öfter gesagt, dass es total nice wäre, WENN IHR ENDLICH MAL MIT EUREM EGO-GETRIEBENEN DOGMATISMUS AUFHÖREN KÖNNTET, IHR VERF*****N A*******GEN! Ach es ist so wunderbar; manche behaupten, nachweisen zu können, das Home-Office die Produktivität steigert, andere, dass es sie senkt. Manche sagen, dass weniger Wochen- bzw. Lebens-Arbeitszeit den Gesamtwohlstand unserer Landes bedrohen würden, andere sagen jedoch, dass wir das mit gesteigerter Produktivität locker wieder reinkriegen würden. Was ist denn nun wahr? Sagen wir mal so – nichts davon wirklich vollkommen und ebenso nichts davon wirklich vollkommen nicht. Das wahre Problem dabei ist, dass auf dem Marktplatz der Interessen und Meinungen jene seit jeher ein größereres Gewicht genießen, die von so genannten „Elitenvertretern“ geäußert werden – also Menschen, die hinreichend viel Geld und/oder Macht haben, Meinungen zu kaufen, die ihren Wohlstand und ihre Macht schützen. Denn Macht ist ein autopoietisches System und versucht sich daher selbst zu erhalten. Die ganze öffentliche Debatte ist also weitgehend nutzlos, weil man entweder die eine oder die andere Seite schreien hört. Ausgewogene Berichte, Ideen und Meinungen? Weitestgehend Fehlanzeige…!

Ich las (leider auf ZON hinter der Bezahlschranke, sorry) einen Artikel, in dem vier recht junge Menschen (zwischen 21 und 26) von ihrem Einstieg ins Berufsleben, dem Clash mit der 40h-Woche und der Enttäuschung über den Verlust an subjektiver Freiheit berichten. Und natürlich von der daraus resultierenden Bereitschaft, relativ schnell den Job/Arbeitgeber zu wechseln, in der Hoffnung, dass es doch woanders schöner, chilliger, einfacher, weniger anstrengend, etc sein muss. Wer sagt es Ihnen…? Blödsinn beiseite hat der Umgang mit der eigenen abhängigen Lohnarbeit etwas mit psychologischem Framing zu tun, mit Geduld, mit Verantwortungs-Bewusstsein, mit Genügsamkeit und letzten Endes auch mit der Zurücknahme des eigenen EGOs. Insbesondere, wenn Teamwork gefragt ist. [EXKURS: Notfallsanitäter*innen glauben von sich, sie seien hoch teamfähig. Das ist eine Illusion, denn sie bilden lediglich kurzfristig (tageweise) Arbeitsgruppen, um unter Druck ebenso kurzfristige Ergebnisse für die Patienten zu erzielen. In der Theorie zumindest, denn in der Realität sind nicht wenige von ihnen eher damit beschäftigt, sich fortwährend einen auf ihr Blaulicht-Ego runterzuholen; vollkommen egal, ob Männlein, Weiblein, oder Diverslein! Das Einzige, was sie dabei hinkriegen, ist für kurze Phasen ihr EGO an die Kette zu legen, damit es so aussieht wie Teamarbeit… EXKURS ENDE] Auch, wenn der Absatz in der Wahrnehmung mancher so begonnen haben mag: das hier ist kein wohlfeiles Gen-Z-Bashing, sondern der Hinweis darauf, dass JEDE GOTTVERDAMMTE GENERATION erst einmal lernen muss, sich mit den (sehr realen) Zwängen des Arbeitslebens zu arrangieren. Daran hat sich seit der Antike wenig geändert. Was sich jedoch geändert hat, sind die Bedingungen, zu denen eben diese Zwänge u.U. verhandelbar sind. Und die jungen Leute nehmen diese Chance auch aktiv wahr!

Aus Gen-Xern wie mir spricht da manchmal einfach der blanke Neid, dass WIR diese Chance nicht hatten, denn ich bin mir ziemlich sicher, dass wir sie ebenso ergriffen und uns unsere Nische etwas bequemer gemacht hätten. Ich nehme die jungen Leute heute auch nicht als weniger leistungsbereit oder belastbar wahr; sie sind jedoch – zumindest teilweise – viel kritischer, als viele meiner Altersgenossen dies jemals waren. Kommen wir also zum Anfang zurück; oder besser zur Frage nach dem eigenen Arbeitsethos und dem Umgang mit den eben angesprochenen Zwängen. Wie etwa, xx Stunden pro Woche an einem bestimmten Ort anwesend sein zu müssen (außer man ist krank, oder hat Urlaub), dort auch noch Dinge tun zu müssen, die jemand anders für einen bestimmt und sich an verschiedene Verhaltensregeln halten zu müssen. Ich sage es mal so: am Anfang stand die Berufswahl, und die ist in Deutschland laut Art. 12 GG eine persönliche Entscheidung! Also chillt mal alle eure Base und kommt klar! Es heißt „Arbeit“ und die verbraucht in jeder physikalischen Betrachtung Energie. Ihr gebt also eure Energie für das Geld, dass man euch zahlt. Fun Fact: es ist erneuerbare Energie und sie erneuert sich tatsächlich von selbst, wenn ihr ein bisschen nett zu eurem Körper seid. Sozialen Zwängen ist man überall unterworfen, nicht nur bei der Arbeit. Oder randaliert ihr in der Straßenbahn, pisst beim Fußball eurem Banknachbarn ins Bier, jagt eure Familie mit dem Auto, schlagt euren Hund und zündet den Stadtwald an…? Wenn die Arbeitsstelle und der Arbeitnehmer nicht zusammenpassen, ist es eine Selbstverständlichkeit, dass ein Wechsel zumindest erwogen werden muss – egal, in welchem Lebensalter. Jetzt könnte jemand sagen „Ja, aber uns Alte will doch niemand mehr haben!“. Wenn das wirklich der Fall ist, ist allerdings zumeist vorher schon so einiges schief gelaufen. Und jeder Personaler, der auch nur ein bisschen Grips im Kopf hat, weiß, dass Erfahrung durch nichts zu ersetzen ist, außer durch mehr Erfahrung.

Ob wir tatsächlich so viele Arbeitsstunden brauchen, wie speziell die neoliberalen Politiker derzeit überall gerne behaupten, hängt von der Art und Organisation der jeweiligen Arbeit ab. Manche braucht Ruhe, andere Action, manche ist körperlich (und lässt einen u.U. physisch vor der Zeit altern), andere eher kognitiv, manche braucht Präsenz, widerum andere lässt sich remote erledigen, manche erfordert eine intensive Ausbildung, andere nur ein kurzes Anlernen. So vielfältig wie Menschen, das Leben, unsere Gesellschaft und unsere Arbeitswelt sind, so vielfältig sind auch die Anforderungen an unser berufliches Handeln. Und trotzdem gibt es eine Menge Leute (insbesondere so Typen, wie Arbeitgeberpräsidenten), die glauben, alles und jeden in Schablonen pressen zu können. Ich glaube, es täte der Debatte und uns allen gut, wenn man sich einfach kollektiv folgender dreier Tatsachen erinnern könnte:

1) Wissenschaftlicher und technischer Fortschritt erzeugen eine Dynamik, die althergebrachte Arbeitsformen und -modelle nach und nach obsolet macht. Die Dynamik gesellschaftlicher Veränderungsprozesse braucht daher eine äquivalente Antwort im Handeln der Arbeitgeber.

2) Wir haben abseits produzierender Gewerke immer noch keine guten Modelle, mit denen sich die Produktivität kognitiver und kreativer Arbeit sauber bewerten lässt. Diese Frage MUSS ebenso geklärt werden, wie der Wert von Care-Arbeit.

3) Unser gegenwärtiges Wirtschaftssystem produziert eine weiterhin unnötig große soziale Ungleichheit. Erwerbsloses Einkommen aus Kapitalerträgen muss mindestens äquivalent zum Erwerbseinkommen aus unselbstständiger Arbeit besteuert werden.

Was der Satz „Arbeit muss sich (wieder) lohnen!“ tatsächlich bedeutet, muss jede*r für sich selbst entscheiden. Was er NICHT bedeuten kann ist „weiter so“. Menschen vorzuwerfen, sie würden zu wenig arbeiten, während man sich an ihrer Produktivität in unzulässigem Maße bereichert, ist ASOZIAL SCHEISSE vom Feinsten. Und was machen meine Mitmenschoiden: bezeichnen andere als Schlafschafe, während sie selbst die dämlichen Schafe sind, die jenen Wolf zu ihrem Schäfer wählen wollen, der sie fressen wird. Und das nur, weil er verspricht, dass alles so bleibt, wie es ist. Was es nicht sein wird, weil es nicht mehr sein kann! Der Wandel ist da. Unsere einzige Chance ist, jetzt selbst in die Hand zu nehmen, diesen aktiv mitzugestalten. Geht wählen ihr Pappnasen; und zwar NICHT die AfD, die CDU oder die FDP. Es sei denn ihr seid Unternehmer und habt schon ein paar Mio. auf dem Konto. Dann habt ihr natürlich kein Interesse mehr am Wandel. Alle anderen sollten dieses Interesse haben. Rohe Pfingsten, ihr lustigen…

Auch als Podcast…

Erwachsen bilden N°50 – Lesen bildet…?

Während einer Veranstaltung, der ich in den letzten Tagen beiwohnen durfte, beklagte sich ein Kollege zumindest ein bisschen darüber, dass er bei einigen seiner Schüler Qualität in der Lesekompetenz vermisse, was sich nachteilig auf den Erfolg der Ausbildung auswirken könne; immerhin müsse man sich ja mit fachwissenschaftlichen Texten auseinandersetzen, um größere Zusammenhänge durchblicken zu können. Das lies mich aufhorchen. Ich hatte vergangene Woche vor Praxisanleitern in Ausbildung meinen üblichen Vortrag gehalten über unsere Möglichkeiten, als in der Berufsbildung Tätige Lernkompetenzen der Schüler*innen zu entwickeln und/oder zu stärken. Und meine Ausführungen gingen (wie stets) in der Tat davon aus, dass die Auszubildenden schon über ausreichende Lesekompetenz verfügen würden. Offenkundig habe ich mich da jedoch getäuscht, was bedeutet, dass ich diesbezüglich noch mal ein paar Brikettts nachlegen muss. Immerhin weisen ja auch die aktuellen Studien darauf hin, dass man sich nicht darauf verlassen darf, dass das „Rohmaterial“, welches in unsere Einrichtungen strebt bestimmte – implizit in den Köpfen der Ausbildenden vorhandene – Voraussetzungen erfüllt… Man muss jetzt kein Genie sein, um zu verstehen, dass dieses Gap, welches sich hier auftut in der nahen Zukunft kein Einzelfallbefund bleiben wird; und dass daraus Konsequenzen für unser Handeln in der Berufsbildung abzuleiten sind.

Ich bin da jetzt in einem Zwiespalt: einerseits habe ich natürlich einen gewissen Anspruch an die mitgebrachten persönlichen Merkmale, wenn es an die Auswahl von Bewerbern für die Ausbildung geht. Und wir thematisieren diese idealtypischen Aspekte natürlich auch in der Weiterbildung zum/zur Praxisanleiter*in (Stichwort: Personalauswahl). Doch ich beginne an meinen eigenen Ideen zu zweifeln, denn einerseits wäre es vollkommen absurd, an evtl. nicht (mehr) erfüllbaren Voraussetzungen festzuhalten, andererseits verändert es die Herangehensweise an die Ausbildung als solche erheblich, wenn bestimmte sprachliche Kompetenzen, die für eine sinnvolle Auseinandersetzung mit den fachwissenschaftlichen Themen unseres Gewerkes schlicht notwendig sind, erst von uns geschaffen werden müssen, bevor wir diese nutzen können. Werden wir vielleicht in Zukunft – ähnlich einem Berufskolleg – mit den Bewerbern*innen erst Sprachqualifizierung betreiben müssen, bevor wir mit der eigentlichen Berufsausbildung beginnen können? Ich weiß es nicht, aber es erscheint nicht so unwahrscheinlich, dass sich hier in den nächsten Jahren so einiges tun muss. Vor diesem Hintergrund bin ich jetzt auch bereits daran, meine Unterrichtsvorbereitungen dazu zu überarbeiten. Und es ist ja auch nicht so, dass das Thema nicht an vielen Stellen angekommen wäre, wie die nicht unerheblich ironischen Ausführungen dieses Podcasters hier zeigen!

Es wäre mir allzu wohlfeil, jetzt wieder zu diesem – in den antisozialen Medien nicht eben selten anzutreffenden – Gen-Z-Bashing anzusetzen. Aber zumindest der Aspekt, dass der Umfang des Medienkonsums auf digitalen Endgeräten (Smartphones) vermutlich einen Einfluss auf die Modalitäten des (Schrift)Sprachgebrauches hat, lässt sich nicht von der Hand weisen. Nicht unbedingt auf die Aufmerksamkeitsspanne. Das darf man getrost weitestgehend als Legende abtun. Jedoch offenkundig auf Wortschatz, Orthographie, Satzbau, Interpunktion; und damit mittelbar auf die Fähigkeit, den semantischen Gehalt komplexerer Sprache schnell und präzise erfassen zu können. Ist man noch dazu kein Muttersprachler, und somit nicht per se in der Lage, sein übliches Sprachniveau ohne größere Mühe unterschiedlichen sozialen Settings anzupassen, wächst das Problem plötzlich zu erheblicher Größe an. [Anmerkung: auch so mancher Muttersprachler erreicht NICHT das Sprachniveau, welches man Muttersprachlern üblicherweise unterstellen möchte…] Wie man es auch drehen und wenden möchte – die resultierenden Probleme sind real und werden in den nächsten Jahren Arbeit verursachen. Insbesondere, weil ich keinerlei Spielraum sehe, etwas am Inhalt und dem damit einher gehenden Anspruch der Ausbildung abzuknapsen. Denn das liefe allen Bemühungen, das Berufsbild endlich als echte Profession mit zugehöriger Professionswissenschaft zu etablieren vollkommen zuwider. Und das KANN NICHT der Anspruch sein!

Ich stelle immer wieder fest, dass der in mir selbst vorhandene intrinsische Drang, sich mit verschiedensten Sach- und Wissensgebieten lesend auseinanderzusetzen bei meinen Nachkommen nicht im Ansatz so ausgeprägt ist, wie bei mir. Und ich weiß nicht präzise, woran das liegen könnte. Ich würde jedoch mutmaßen, dass der deutlich eingeschränkte Zugang zu anderen Medien meine, schon immer regelmäßig Amok laufende kreative Ader in diese Richtung hat laufen lassen. Da war halt über lange Zeit wenig anderes als Bücher, um meine Fantasie zu befriedigen; und ein in Kinder- und Jugendtagen erlernter Modus der Aneignung (wie bei mir eben das „klassische Lesen“) bleibt über die gesamte Biographie hinweg wirkmächtig. Irgendwann kam dann auch Fernsehen dazu. Mein erster Computer hingegen (ein Commodore C64, den ich mir von meinem Konfirmatonsgeld kaufte) eignete sich natürlich auch zum Spielen, regte aber vor allem meine Auseinandersetzung mit der Technik an. Basic- und Assembler-Programmieren habe ich mir selbst beigebracht. Internet hingegen gab es damals noch nicht. Das lernte ich erst Ende der 90er wirklich kennen. Meine Kinder hingegen hatten, genauso wie die meisten ihrer Altersgenossen schon früh Zugang zu digitalen Medien. Die beste Ehefrau von allen und ich hatten stets versucht, das zu bremsen und zu regulieren; mit ungefähr dem gleichen Erfolg wie andere auch. Was dazu führt, dass Lesen für die zwei nur eine Kulturtechnik von vielen ist; und nicht, wie für meine Gattin und mich DIE ERSTE UND WICHTIGSTE Kulturtechnik.

Das alles ist natürlich rein anekdotische Evidenz. Aber es scheint mir zumindest teilweise zu erklären, wo die oben beschriebenen Probleme herkommen. Denn wenn man Auswahl hat, ist Lesen definitiv nicht die attraktivste Option; es erfordert Ausdauer, Konzentration und ist somit anstrengend. Ist man nicht so sehr daran gewöhnt, tut man sich damit schwerer. Wobei man das nicht als Kausalbeziehung sehen darf. Die Wahrscheinlichkeit, Lesen geil zu finden sinkt jedoch mit der ubiquitären Verfügbarkeit bunter bewegter Bilder u. U. erheblich. Und was mache ich jetzt mit diesen Gedanken…? Keine Ahnung. Wahrscheinlich versuche ICH, noch etwas mehr Literatur darüber zu finden. Und was tut/denkt IHR so…?

Auch als Podcast…