Ich zelebriere in meinem Blog gerne mal Gelehrsamkeit, erhobene Zeigefinger, Moralkeulen und andere Dinge, die Menschen vor den Kopf stoßen können. Das ist im Lauf der Zeit ganz nebenbei zu meiner Art geworden, mit dem umzugehen, was sich so tagtäglich vor meinen Augen abspielt; ich meine damit weniger den üblichen Wahnsinn des Kinderhabens, auch wenn der nicht immer leicht zu verkraften ist. Ebenso wenig spiele ich damit auf die Unwägbarkeiten meines Retter-Lebens an, denn davon gibt es zu viele und sie sind für Outsider zu schwer zu verstehen, als dass ich sie öffentlich breit treten möchte. Nur als kleine Anmerkung hierzu: wenn ich Blogs von Kollegen rings um den Globus lese, entsteht durchaus der Eindruck, dass die Probleme und Sorgen in den entwickelten Nationen überall die gleichen sind. In den nicht so entwickelten haben die Kollegen wahrscheinlich weder Zeit, noch Muße, noch Geld, um zu bloggen. Doch zurück zum Sujet; auch mein Studium ist nichts, was sich tagtäglich vor meinen Augen abspielt, sondern etwas, dass ich bewusst gewählt habe, anstatt dass es mir einfach passiert…
Was mir aber immer wieder passiert ist, dass ich Menschen dabei beobachten darf, dass sie aus den verschiedensten Gründen die falschen Entscheidungen treffen – das Gegenteil kommt auch vor, aber nicht so oft – und damit nachhaltig zerstören, anstatt tatsächlich nachhaltig zu erhalten oder gar wachsen zu lassen; zum Beispiel die Existenzen von Menschen, die keine Lobbyverbände und keine echte politische Macht haben. Oder dies zumindest denken. Doch wer sind jene, welche die Fehler begehen? Man könnte zu kurz denken und sagen: die Politiker! Oder vielleicht auch unsere tollen Wirtschaftskapitäne, die in der Mehrzahl nur auf kurzfristige Gewinnerwartungen und Börsenkurse schielen! Und natürlich deren Gewährsleute, die dafür sorgen, dass die Politik auch weiterhin die Voraussetzungen für eine sichere Umverteilung von Unten nach Oben schafft bzw. diese erhält! Doch wie bereits angemerkt greift dieser Gedanke zu kurz, denn indem wir, also du, ich, wir alle die Vorgenannten gewähren lassen, ohne unsere Mittel voll auszuschöpfen, legitimieren wir durch unser Stillschweigen deren Tun – und verwirken damit gleichzeitig auch unser Recht, hinterher zu jammern, wie schlecht es uns doch geht und wie Scheiße diese Typen da oben doch sind.
Frau Dr. Merkel wäre nicht so erfolgreich mit ihrer Magie des präsidialen Nichtstuns, flankiert von de harten Hand gegen die bösen Anderen – im Moment sind ja grade Griechen en vogue, mal schauen, wer dann vor der nächsten Wahl opportun erscheint – wenn die Wahlschafe nicht jedes einzelne Mal wieder dumm ihr Kreuzchen irgendwohin malen und denken würden, damit sei der Demokratie dann aber auch genüge getan. Unser Staat ist gewiss weit davon entfernt, perfekt organisiert zu sein, aber gerade das sollte uns Anlass und Grund genug sein, dies nicht hinzunehmen, sondern das in unserer Macht stehende z tun, um es besser hin zu kriegen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger sind wir uns und unseren manchmal nervenden Kindern schuldig. Und deshalb werde ich unbequem bleiben, vielleicht sogar noch unbequemer werden; um nämlich an den vielen Sofas zu rütteln, in denen unsere in den Topor gemerkelte Nation dahinsiecht. Und ganz nebenbei betreibe ich mentale Hygiene, indem ich den Duck in meinem Kopf weitergebe. Daher auch weiterhin viel Spaß mit meinem Schmerz!