Was meine Leiden schafft…?

Fluch und Segen zugleich – dass ist meine Arbeit für mich. Segen, weil ich meinen Job und meine persönlichen Interessen, ja sogar meine Hobbies ziemlich oft verdammt gut miteinander kombinieren kann. Fluch, weil ich immer noch glaube, dass manche Worte, die im Geschäftsleben gerne mal so dahingesagt werden, tatsächlich wahr sein könnten; und weil Menschen nun mal häufig nicht sagen, was sie denken oder wissen… Womit wir bei meiner Leiden-Schaft wären: Ich bin, unumwunden gesagt, ein Harmoniebedürftiger Mensch. Ich mag es, wenn mein Umfeld gut miteinander auskommt, und ich liebe es, wenn Teammitglieder zusammen funktionieren – nicht nur auf fachlicher, sondern auch auf menschlicher Ebene. Wenn es läuft wie geschmiert, und auch schwierige Aufgaben plötzlich pille-palle einfach werden. Wenn man sich versteht, ohne allzu viele Worte verlieren zu müssen. Wenn nicht jeder einen Riesen-Bohei um sich selbst macht…

Das ist jedoch in manchen Settings ein eher seltenes Ereignis. Denn wir Menschen sind halt darauf gepolt, unseren Selbstwert herstellen, erhalten und ggfs. auch steigern zu müssen. Weil eine positive Erzählung unseres Selbst uns davon abhält, verrückt zu werden. Oder besser gesagt, unser Selbst zu verlieren; im wahrsten Wortsinn. Je nachdem, wie der Rest der Persönlichkeit rings um den, mehr oder minder stabilen Prozess Identität strukturiert ist – also ob man eher ein egoistischer Narziss, ein altruistischer Humanist, oder, wesentlich wahrscheinlicher, irgendetwas auf dem langen Schieberegler dazwischen ist – wirkt sich das auf das Funktionieren der sozialen Aspekte von Leben aus; und damit natürlich auch auf die sozialen Aspekte von Arbeit. Wenn man sich nun – vorrangig, oder gar beinahe vollständig? – über seine berufliches Selbst definiert, seine Identität vom Erwerb beruflicher Meriten abhängig macht, bedeutet das eine Verengung der Perspektive, einen Verlust von Metareflexion, weil alles nur funktional betrachtet wird – bringt mich das weiter, oder ist das Kunst und kann weg? Das ist keine sehr gesunde Art, sein Leben zu leben. ICH weiß es, denn ich war dort…

Ursprünglich hatte ich versucht ein VLOG mit einem etwas anderen technischen Setting aufzuzeichnen. Hab meine Olympus OMD EM-10 Mk4 in Stellung gebracht und in 4K30 gefilmt. Mit Perspektive und Licht gespielt. Getelepromptet. Sah wesentlich besser aus, als mit der döseligen Logitech Brio; selbst der Ton war gut. Und dann habe ich die Arbeit von zwei bis drei Stunden in die Tonne getreten, weil ich beim zweiten drüber Nachdenken zu weinerlich klang – und überdies Interna genau das sind – intern! Aus der isometrischen Perspektive betrachtet gibt’s da halt ein paar Leute, denen ich im Laufe der nächsten Woche auf den Zahn fühlen, oder auch mal Bescheidstoßen muss; aber das ist nichts, was hier ausgefochten werden soll oder kann. Zumal mein Punkt ja schon sichtbar geworden ist – es ist immer die Leidenschaft, die Leiden schafft! Weil Personen und Dinge, die einem am Herzen liegen ungefiltert und ungebremst die Klaviatur meiner Seele bespielen, die unterschiedlichsten Emotionen auslösen können, ohne sich dafür euch nur ein Jota anstrengen zu müssen. Was im Moment vor allem ein Ding betrifft, nämlich meine Arbeit.

Es sind im Moment die Tätigkeiten, deren Ertrag noch im Ungefähren bleiben muss, die mir besondere Freude bereiten, mich in Flow versetzen, und mich als Mensch vorwärts bringen; der Ertrag muss im Ungefähren bleiben, weil man viele Rahmen-Parameter des eigenen Tuns auch als Schulleiter nicht beeinflussen kann. Das ist der Segen, von dem ich ganz oben sprach. Das ist das Salz in der Suppe, der morgendliche Blick auf etwas Schönes, das Gefühl von Sinn und – nun ja, das könnte jetzt pathetisch hohl klingen, aber ich sage es trotzdem – von Bestimmung! Ich bin, im Grund genommen da, wo ich hinwollte und wo ich hingehöre. Subtrahieren wir davon den ganzen Sumpf aus Ärger – meinen Fluch – bleibt immer noch genug übrig, was mich vorerst an Ort und Stelle hält. Man muss hier ganz einfach sagen, dass so etwas immer eine Kosten-Nutzen-Rechnung bleibt, die nicht nur fiskalische Gesichtspunkte einbeziehen darf, sondern eben auch weiche Faktoren wie „Zufriedenheit“, „Wertschätzung“, „Teamplay“, „Entwicklungsmöglichkeiten“, usw. Je älter man wird, desto wichtiger ist einem im übrigen Freizeit. Weil man genau weiß, dass man nicht mehr so viel Zeit übrig hat, wie mit 18…

Ich würde es nicht wirklich als Leiden betrachten wollen, wenn menschliche wie sachliche Störungen meinen Flow, bzw. die Hinwendung zu meinen Leidenschaftenn unterbrechen, oder mich davon abhalten, überhaupt erst „rein zu kommen“; eher als nervtötendes Rauschen, das vom Wesentlichen ablenkt. Klingt es arrogant, wenn ich sage, dass ich relativ schnell vergessen kann, was Menschen mir gesagt haben, wenn ich dessen Relevanz für den jeweiligen Gesamtprozess als gering einschätze? Vielleicht – ist mir aber egal! Ich lerne immer besser, meine persönlichen Ziele wahrzunehmen und auf diese hin zu arbeiten, und auch mal auf Dinge oder Menschen zu scheißen, die mich nur aufhalten. Jenen, mit denen ich lebe, regelmäßig arbeite und denen ich für ein Gespräch (fast) immer zur Verfügung stehe sei gesagt, dass ich euch NICHT als Hindernisse, Ablenkungen oder Rauschen wahrnehme, sondern als Individuen, die meine Aufmerksamkeit verdient haben. Die anderen merken schon, wenn das nicht so ist. Und nun, genug von Leidenschaften geredet – das Wetter ist schön, der Sonntag noch jung… wir hören uns!

Auch als Podcast…

Erwachsen bilden N°39 – …und wie wird man nun Lehrer?

Egal, wie man es auch dreht und wendet – Ausbilder auszubilden ist die Königsdisziplin. Nicht unbedingt wegen des theoretischen Backgrounds, den man vermitteln muss. Der ist vorhanden, und was ich dazu nicht sofort aus dem Kopf weiß, findet sich in aller Regel in der kleinen Bibliothek rings um meinen Schreibtisch. Da kommt schon was an Stoff zusammen, aber didaktische Reduktion ist reine Übungssache. Dieses legendäre Herausfiltern-Können, was die Teilnehmer brauchen, und was nur Schischi ist, den man getrost zur extrinsischen kognitiven Last zählen kann, funktioniert zumeist erst dann richtig, wenn man schon ein paar Mal mit Unterrichtskonzeptionen an die Wand gefahren ist. Oder, wie ein Freund zu sagen pflegt: „Erfahrung ist etwas dass man erst hat, fünf Minuten nachdem man es gebraucht hätte!“ Mal schauen, wie es diesmal läuft.

Ich bin ehrlich – ich habe dieses Wochenende nicht ausgespannt, sondern gearbeitet. Unterrichtsvorbereitung für die kommende Woche, weil ich vorher nicht dazu gekommen bin. Manche Konzepte hat man so oder so im Kopf parat, was jedoch nichts daran ändert, dass man sich auch mal auf den Hintern setzen und Content herstellen muss, wenn man nicht alles im Kaltstart aus den Stiften in der Dozententasche auf ein schnödes Flipchart leiern müssen möchte. Nix gegen Flipcharts, by the way… Aber sowas passiert mir immer wieder. Ich habe meist mehr als genug zu tun und dann schiebt man natürlich jene Dinge, die noch Wochen weit weg sind, ein paar Wochen weit weg… ähm ich meine vor sich her; bis just zu dem Moment, da der Terminplan subjektiv im Vollbrand steht und man genau diese Zusatzarbeit eigentlich nicht auch noch brauchen kann. Wie heißt es immer so schön: unter Druck entstehen Diamanten? Ich mag meinen Kohlenstoff eigentlich lieber glühend in meinem Grill. Andererseits war das Wetter hier und heute NICHT dazu angetan…

Nächster Punkt ist, dass ich mich mit Arbeiten, die meine kreative Ader fordern, gerne in mein stilles Kämmerlein zurückziehe. Wie erklärt man etwa die Konzepte rings um die didaktische Analyse so, dass nicht alle Teilnehmer nach rund 37 Sekunden vor ihrem geistigen Auge das Bildschirmlagerfeuer zu sehen und wegzudösen beginnen? Das sind Fragen, die sich nicht in den drei bis acht Minuten zwischen zwei „Äh, hast du mal ’ne Minute…?“ beantworten lassen. Denn auch, wenn ich kundtue, dass ich die Minute gerade nicht habe, ist diese schon längst verdampft, bis ich die Person abgewimmelt oder ihr Anliegen (sofern legitim) abgefrühstückt habe. Und ich darf mich wieder neu sammeln – bis zum nächsten „Äh, hast du…?“ Deshalb mache ich sowas am Liebsten im Home-Office. Da klingelt zwar auch gelegentlich das Telefon, aber die Frequenz ist gefühlt deutlich niedriger. Außerdem – habe ich schon mal erwähnt, dass mein Heimarbeitsplatz auf Grund der technischen Ausstattung einfach deutlich ergonomischer und performanter ist? Wahrscheinlich könnte ich das irgendwo geltend machen – aber die Dual Use für diverse private Zwecke ist halt schon gegeben.

Ich habe also die letzten drei Tage an Teilen eines Lehrganges herumgebastelt, der aus Fachkollegen Lehrer – also, eigentlich Praxisanleiter – machen soll. Ich sehe das so, dass die Praxisanleiter im Rettungsdienst auch halbwegs klassisch lehren können müssen, denn in den Bereich ihrer Zuständigkeit fällt ja nicht nur die Ausbildungs-, sondern eben auch die Fort- und Weiterbildungs-Begleitung. Auch, wenn bis zum heutigen Tage manche Kollegoiden Fortbildungen anscheinend immer noch beinahe ausschließlich als Anlass zum gemeinsamen Kaffeesaufen und Dummschwätzen nehmen; wobei sich mir die Frage stellt, wo dann der Unterschied zum Alltag auf der Wache liegt? Ach ja – kein Melder am Gürtel. Da hat man ja noch mehr Zeit für Kaffee und große Reden. Ich klinge ein wenig zynisch? Könnte daran liegen dass ich a) Zyniker bin (übrigens sind Zyniker enttäuschte Romantiker, und ich empfinde mich zumindest als teil-enttäuscht) und b) diesen Job schon zu lange mache, als dass mir die Marotten meiner Mitmenschen fremd wären. Insbesondere die uncharmanten!

Nun beinhaltet, aus Menschen Lehrer machen zu wollen natürlich, wie bereits erwähnt, die Vermittlung eines gewissen theoretischen Background und verschiedener Skills; aber eben auch die Notwendigkeit, die Leute zur Selbstreflexion und ggfs. zur Änderung bestimmter Einstellungen zu bewegen. Denn ein guter Ausbilder kann man nur sein, wenn man über ein halbwegs positives Menschenbild verfügt – andernfalls könnte man auf den finsteren Pfad geraten, dass die eigenen Klienten der Mühe nicht wert seien. Hey, ich kann die Denkblasen hören: „Hat er sich nicht gerade selbst als Zyniker bezeichnet…?“ Habe ich! Und ich finde, das passt super mit einem positiven Menschenbild zusammen. Ich suche mir lediglich bewusst aus, von wem ich ein positives Bild BEHALTE – denn die Chance, von mir so wahrgenommen zu werden, bekommt jeder Mensch, dem ich begegne. Ob ich nach einer Weile (sagen wir drei Chancen, ja?) noch ein positives Bild von der jeweiligen Person HABE, liegt ganz in deren Händen!

Ich bin also nicht erholt, sondern eher immer noch geschafft; jedoch zufrieden, dass ich gut voran gekommen bin. Nicht ganz so schnell wie gehofft, aber´doch schneller als gedacht. Den Spirit will ich morgen mit in den Unterricht nehmen und einfach mal schauen, ob ich meine Botschaften, wie man den nun Lehrer wird, auch transportieren kann. Wird mal wieder ’ne lange Woche. Ich wünsche euch was Gutes. Wir hören uns…

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New Work N°10 – Die brauchen Führung!

Ich behaupte ja immer, dass man mit zunehmendem Alter ruhiger wird; schön wär’s allerdings, wenn ich mich auch selbst daran halten könnte. Heute morgen scrollte ich mal wieder auf einem mobilen Endgerät durch die Morgenzeitung und diese unseligen Antiscocial-Media Apps, mit denen man sich halt so beschäftigt, wenn man a) noch nicht ganz wach ist und b) nix besseres zu tun hat. Man kennt diese Listicles – Artikel, die stets irgendein armer Hanswurst (Volontär, Praktikant, was weiß ich) lieblos zusammenklickt, und die eigentlich nur Clickbait für Werbung sind. Manche kommen sogar semi-seriös daher. Heute morgen triggerte mich „7 Dinge, die ein guter Chef nicht tut.“ „Na gut“, dachte ich mir, „so schlimm kann’s ja nicht sein…“. Und solange sich der Hanswurst-Volontär an den Allegemeinplätzen festhält, passiert auch nichts Schlimmes. Nicht micromanagen, nicht dauerüberwachen, nicht auf Präsentismus bestehen, und so. Ein Punkt war für mich allerdings kontrovers – nämlich das Thema Feedback.

Es ist so, dass man heutzutage anders an arbeitende Menschen herantreten muss, als das zu meiner Frühzeit im Beruf der Fall war. Hat sich zwar noch nicht überall rumgesprochen, aber im manifesten Fachkräftemangel stimmen die Leute dann halt immer mit den Füßen ab, wenn sie gegängelt werden. Und die zurückbleibenden Bosse (und auch manche Kollegoiden) geben die Schuld natürlich jenen, die gehen. Ansonsten müsste man sich ja mal an die eigene Nase fassen, und das ist oft sehr schmerzhaft. Man hört dann solche Sätze wie „Die konnten sich nicht ins Unternehmen / die Abteilung einpassen!“ „Die hatten vollkommen falsche Vorstellungen vom Job.“ „Die haben zuviel gefordert, die sollen erst mal liefern!“ Besonders beliebt ist auch heute noch „Die sind zum arbeiten da, nicht zum denken!“ Habe ich auch schon von einem Vorgesetzten zu hören bekommen. Gottseidank arbeite ich nicht mehr da. Aber dieses Arschloch spielt immer noch Chef; nur in einer anderen Abteilung. [Anmerkung: Falls jemandem meine Wortwahl in diesem Zusammenhang nicht gefällt – oben ist die Browser-Suchzeile!]

Man kann Mitarbeiter natürlich auch mit einer Peitsche in der Hand vom Gelände jagen – das geht noch schneller. Dann darf man sich nur nicht wundern, wenn die eigenen, schönen hochfliegenden Pläne alle zu lahmen Enten werden, die schlussendlich beim Mitbewerber im Ofen landen. Also ist Feedback relevant! Und ich möchte es hier wirklich als Feedback verstanden wissen, denn es geht nicht nur um Lob, sondern auch um Kritik! Es ist nämlich mitnichten so, dass die jungen Leute alle Snowflakes wären, die unter Druck schmelzen. Aber die haben mittlerweile verinnerlicht, dass das Erkennen von Sinnhaftigkeit und das Entstehen von Motivation eng miteinander verbunden sind. Denen braucht man mit „Ich Chef – du Nix!“ nicht zu kommen; es sei denn man hat keine Peitsche… Was allerdings nichts daran ändert, dass Mitarbeiter trotzdem Führung brauchen. Und hier kommt einmal mehr der kleine aber feine Unterschied zwischen Bossen und Leadern zum tragen. Denn Leadership Ability bedeutet Folgendes:

  • Geführt wird von vorne! Ich erwarte nichts von meinen Mitarbeitern, dass ich nicht auch selbst zu tun bereit wäre.
  • Konflikte lösen sich nicht von selbst! Ich habe zwar manchmal die Hoffnung, aber am Ende muss man als Führungskraft alle Beteiligten an den Tisch bringen, wenn man nicht einen echten Glasl im Betrieb haben möchte.
  • Aufgaben zuteilen und machen lassen! Ich will nicht über jeden winzigen Teilschritt informiert werden. Ich will Meilensteine und Ergebnisse sehen – und wissen, wenn es Probleme gibt, bei denen ich helfen kann; oder die Ressourcen beschaffen kann, die dann helfen.
  • Mitarbeiter / Untergebene als Menschen wahrnehmen! Denn das sind sie verdammt noch mal! Menschen, wie du und ich…
  • Präzise beobachten und Feedback geben! Denn als Vorgesetzter ist man Dienstleister für seine Mitarbeiter; und zwar als Entwicklungsbegleiter. Und das funktioniert nicht einfach nebenher – dazu ist Mühe notwendig!
  • Feedback annehmen! Denn in der Organisation, in der ich z.B. tätig bin, gibt es leider kein Handbuch, in dem drin steht, wie man Abteilungsleiter ist. Werden ist unter bestimmten Voraussetzungen einfach – sein ist verdammt kompliziert! Und da kann einem simples den Mitarbeitern Zuhören gelegentlich sehr helfen.

Ja, diese idealtypischen, theoretischen Beschreibungen können einem schon ganz schön Angst einjagen. Ich habe festgestellt, dass speziell eine Sache hilft – einfach Mensch bleiben und die eigene Empathie kultivieren. Sich stets die Frage stellen: „Wie würde ich reagieren? Was würde ich denken / fühlen?“ Bei aller Autonomie im Tun und Lassen, und der Chance zur Selbstverwirklichung, nach der Menschen im Beruf angeblich heute streben, gibt es ein paar Rahmenbedingungen, die stets gleich bleiben: mit einer leeren Kasse kann ich nichts kaufen, und niemanden bezahlen. Also ist vermutlich bei allen Beteiligten ein gewisses Level an Performance notwendig, um die Kasse gefüllt zu halten. Gewiss gibt es Jobs, in denen es schwer ist, Performance zu messen. In meinem z. B. Wie misst man die Arbeitsproduktivität von Fachlehrern und einem Schulleiter? In abgehaltenen Unterrichts-Einheiten? Und was ist dann mit der Qualität der Lehre? Zählt die, oder doch nicht? Und falls ja, wie misst man die? Am Leistungszuwachs der Schüler / Teilnehmer? Und wie misst man den? In gesteigerter Arbeitseffektivität? Und, wie misst man die…?

Am Ende des Tages steht trotzdem eine Summe unter dem Strich, weil eine Dienstleistung produziert und distribuiert wurde. Dennoch bleiben Fragen offen – etwa vom Controller, warum ich so viel Geld ausgeben würde? Aber da halte ich meine Antwort ganz einfach: weil hochwertige Bildung ziemlich arbeits- und damit kostenintensiv ist. Und weil ich nebenbei auch noch Zeit in mein Personal investieren will und muss, damit sie weiterhin mit mir zusammen daran arbeiten wollen, hochwertige Bildung anzubieten, die zufriedenere, loyalere Mitarbeiter erzeugt – auch wenn nicht alle Chefs in der Organisation die oben benannten Grundsätze der Leadership Ability verstehen oder anwenden können. Manchmal braucht man einfach Geduld. Denn die Führungsparadigmen wechseln gerade. Ich bin bereit! Und ihr so…?

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Bin ich faul…?

Bevor man anfängt, über diese Frage nachzudenken, sollte man ein paar Dinge klarstellen, die eigentlich klar sein müssten. Aber wie das mit dem Konjunktiv im Leben häufiger so ist; „hätte, könnte, sollte, müsste“ bringt einen nur manchmal weiter – und dann auch oft nur zum nächsten Prokrastinations-Schritt. Dinge erledigt zu bekommen, erfordert nämlich häufig, Entscheidungen treffen zu müssen. Nun tun wir das, mehr oder weniger bewusst, viele, viele Male am Tag. Jene Entscheidungen, derer wir uns klar werden, fordern uns aber kognitiv in erheblichem Maße. Und jetzt mal ganz ehrlich: lieber Döner, das Sub des Tages, oder doch was vom Schnell-Asiaten ist auch wirklich nicht trivial, oder…? Man merkt, wir sind schon mittendrin. Haben sozusagen Entscheidungs-Druck! Nicht schön, aber wahr. Und die Arten, auf die verschiedene Menschen damit umgehen sind – nun ja – höchst verschieden. Prokrastinieren (also Aufschieben und derweil was anderes machen, was auch irgendwie nach sinnvoller Aktivität aussieht) ist nur eine davon. Allerdings eine recht häufige.

Wir haben also einerseits das Prokrastinieren. Und auf der anderen Seite die bewusste, planvolle, gut getarnte Arbeitsvermeidung. Das sind zwei höchst unterschiedliche Dinge, denn die Prokrastinierer schämen sich in aller Regel für ihr Verhalten – Berufsfaulenzer scheißen darauf! Denen ist es vollkommen egal, dass andere ihre Arbeit mit erledigen müssen! Hauptsache, ihnen geht es gut! Das sind Egoschweine par excellence! Das Problem ist, die beiden Formen unterscheiden zu lernen. Denn die sichtbaren Auswirkungen sind oft sehr ähnlich. Bei beiden Formen finden wir irgendwann in aller Regel irgendeine Form von beobachtbarem Output-Mangel. Spricht man die betreffenden darauf an, wird der Prokrastinierer Taktik 1, also die Faule Ausrede benutzen, jedoch tatsächlich betroffen sein, und in der Folge versuchen, etwas an seinem Verhalten zu ändern. Beim Bummelstreiker jedoch finden wir unter Anderem folgende Taktiken:

  • die faule Ausrede („etwas Anderes war gerade wichtiger“, die wir ja auch beim Prokrastinierer finden)
  • die „Hab-dich-doch-nicht so“-Verteidigung („…SO wichtig ist das nun auch nicht, stirbt ja keiner dran…“)
  • die unschuldig-passive Gegenfrage („…oh, DU hast auch so viel zu tun…?“)
  • die aggressive Gegenfrage (…und was ist mit DEINEN Aufgaben?)
  • die gedrückte Tränendrüse („ich hab doch schon SOOOO viel zu tun“)
  • die Gesprächskreis-Verzögerung („…jaaaa, da müssen wir wohl mal mit den anderen drüber reden, wie die das sehen.“)
  • und in der Königsklasse, die Dilemma-Verteidigung („DANN GEH DOCH ZUM CHEF!“); Dilemma, weil niemand gerne als Petze da steht, der Gesprächsweg als mögliche Lösung jedoch gerade verbaut wurde.

Ich bin – zumindest gelegentlich – ein hoch selektiver Prokrastinierer. Es gibt ein paar wenige Aufgaben – sowohl im privaten, wie auch im beruflichen Umfeld – die mich mit solcher Macht abschrecken, dass ich durchaus große Längen gehe, um diese umgehen zu können. Klingt nicht gerade nach Homo Oeconomicus, wenn man mehr Energie in die Vermeidung von ETWAS steckt, als die Erledigung dieses ETWAS benötigen würde, oder? Nun ja, Prokrastinieren steht zu Recht NICHT in dem Ruf, gut durchdacht zu sein. Am Ende mache ich es dann meistens doch und fühle mich entsprechend mies. Bin ich also faul? Na ja, im Median aller Dinge, die so anfallen wahrscheinlich nicht fauler – oder fleißiger – als der Durchschnitt um mich herum. Wie das aber so ist, bildet der Median (oder Durchschnitt, wie der Volksmund sagt) die Realität oft nicht hinreichend ab. Habe ich 20 Menschen, von denen einer 810.000€ besitzt und 19, die jeweils nur 10.000€ haben, liegt der Median bei 1.000.000€ geteilt durch 20 = 50.000€ pro Person. Einmal kurz nachdenken; und hoffentlich verstehen, dass der Durchschnitt in diesem Fall Käse ist. Deshalb gibt es nicht nur in der Statistik, sondern auch im Rest des Lebens die Möglichkeit zur Einzelfall-Betrachtung – die gleichsam eine Aufforderung zur Einzellfall-Betrachtung darstellt!

Je treffgenauer ich Menschen mit Aufgaben versorge, die zumindest zu gewissen Teilen ihren Neigungen und Begabungen entsprechen; und je besser ich sie dabei unterstütze, diese Aufgaben zu erfüllen, die richtigen Ziele für sich zu finden, und diese auch zu verfolgen lernen, desto wahrscheinlicher wird es, dass Prokrastination irgendwann keine (nennenswerte) Rolle mehr spielt. Die hoch funktionalen Soziopathen, die immer nur anderer Leute Lorbeeren einsammeln und auf meine Kosten Dauerpause machen, erwischt man auf andere Art. Doch das ist vermutlich Stoff für einen anderen Post. Ich habe übrigens gerade prokrastiniert. Anstatt was für mein Masterstudium zu tun, habe ich diesen Post geschrieben. Jetzt fühle ich mich ein bisschen schuldig. Deshalb werde ich morgen etwas für mein Studium tun. Heute habe ich noch was besseres vor 😉 Schönen Samstag noch.

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New Work N°9 – Selbstentfremdet?

Die letzten Tage waren für mich ein emotionaler Gewaltritt, weil ich wegen Corona wieder ins Home-Office und eine Klasse in den Distanzunterricht versetzen musste. Zunächst als Vorsichtsmaßnahme gedacht, die sich nun als goldrichtig erwiesen hat, bin ich einmal mehr auf meine mittlerweile gefestigten Skills als Fernlehrer zurück geworfen. Gesundeitlich war’s bei mir selbst diese Woche auch nicht so prall (aber immer negativ gestestet, toi toi toi…), so dass ich mich ein wenig gemolken fühle; und dennoch auf eine undefinierbare Weise zufrieden. Vielleicht liegt das daran, dass allen Widrigkeiten zum Trotz, alles immer irgendwie funktioniert. Nicht auf dem Level, welches ich mir in meinen kühnen Träumen ausmalen wollen würde, aber… es läuft, und läuft, und läuft…

Nun bin ich vieles, aber sicher kein VW Käfer. was im Umkehrschluss bedeutet, dass ich den Verschleiß einerseits bewusst erlebe. Ich bin – und da bin ich in meiner Organisation bei weitem nicht der Einzige – weit über alle Limits hinaus. Eigentlich brauche ich Ruhe und Zeit, um die Akkus mal wieder richtig vollzuladen. Urlaub, am besten ganz weit weg, wäre wirklich toll! Andererseits stehe ich irgendwie neben mir und treibe mich an: „Nur noch ein paar Wochen, dann bist mit dem Gröbsten durch! Lass den Kopf nicht hängen, hinter jedem Sturm kommt auch wieder Sonnenschein! Die brauchen dich!“ Hinter all dieser, offenkundig nachhaltig internalisisierten Glückskeks-Scheiße steckt vermutlich einfach nur eine (eher ungesunde) Portion Fatalismus gepaart mit klassischer protestantischer Arbeitsethik. Nur hatte ich mich bislang nie für ein Calvinisten gehalten. Zumal ich weiß, dass ich für die Arbeit bis zur Selbstentfremdung auch nicht sicherer in den Himmel komme. Vielleicht an die „Employee of the month“-Wand; aber nicht in den Himmel!

„Selbstentfremdung“ ist auch nur so ein Buzzword, dass irgendwelche Generation-Z-Kids neuerdings benutzen, um ihren Selbsthass darüber zu beschreiben, dass es ihnen trotz der gewaltigen Probleme unserer Welt an einem guten Feindbild fehlt. Die 68er konnten wenigstens gegen ihre Nazi-Verwandten rebellieren. Aber meine Generation? Wir waren entweder einfach zu blind, um zu erkennen, wie groß der Haufen Scheiße ist, der sich gerade auf uns zuwälzt, oder zu lazy, um den Arsch von der Couch hochzukriegen. Beides ist absolut menschlich und taugt daher kaum zur Dämonisierung meiner Generation (Y), auch wenn wir es klimatechnisch rund heraus mit Ansage verkackt haben! Doch sich selbst fremd zu sein, ist immer und immer wieder Teil des Lebenszyklus. Ein Blick in Erik Eriksons Lebensphasenmodell genügt, um sich dieses Umstandes zu vergewissern.

Wenn ich die beiden eben beschriebenen Phänomene zusammenfasse, weuß ich, was mein momentanes Problem ist: Ich bin in Eriksons 7.Stufe „Ich bin, was ich bereit bin zu geben.“. Was für mich bedeutet, dass ich gerade mal wieder mit mir abmachen muss, wie viel ich denn nun zu geben bereit bin? Und vor allem wofür? Das ganze Erwachsenenalter ist wohl von diesem Austarierungsprozess, dieser ständigen Suche nach innerem Gleichgewicht geprägt. Zumindest füht es sich für mich so an. Der Bezug zu New Work besteht für mich in der Frage, inwieweit sich mein, momentan stärker rufender, Drang nach mehr individuellem Freiraum mit den Verpflichtungen meiner Arbeit vereinen lässt; die mir tatsächlich immer noch ziemlich wichtig ist, weil sie sehr oft viel Spaß macht. Da haben wir mal ein Dilemma, dass sich nicht ohne Reibungsverluste auflösen lässt.

umgebauter Tisch – neues Glück…?

Wenn so ein Dilemma zufällig in mein aktuelles Lebensalter (Ende 40) fällt, sagen die Meisten mit einem dreckigen Grinsen im Gesicht „Midlife-Crisis“, und es liegt sofort der Verdacht in der Luft, dass sich jetzt jemand aufmacht, eine Harley zu kaufen und sich eine junge Freundin anzulachen. Nun habe ich weder einen Motorrafführerschein, noch die Nerven, auf dem Jahrmarkt der Eitelkeiten den Klappspaten auszupacken. Mal davon abgesehen, dass der Lack momentan schon ein bisschen ab ist… Gegen das Letztere wären Kräuter gewachsen, für die ich allerdings im Moment noch zu schlapp bin. Aber selbst wenn ich jung und hübsch wäre, fehlt mir der Antrieb. Ich hab doch meine beste Ehefrau von allen; und meine Kinder. Manchmal könnten wir uns gegenseitig One-way auf den Mond schießen. Aber meistens ist es daheim doch am schönsten. Daher kompensiere ich diese „entsetzliche Leere“ (yo, ’n bisschen dick aufgetragen, oder 😉 ), indem ich mir neue Gimmicks besorge und in meinem Home-Office rumbastele, neue Ideen ausprobiere und meinen Gimmick-Hotizont erweitere.

Mein 2-Mikro-Setup ist einsatzbereit!

Ich bin mit dem Umbau fast fertig. Die Ergonomie wird noch ein wenig gesteigert, aber ansonsten bin ich bereit für den nächsten Lockdown. Denn seien wir mal ehrlich: alles Andere ergäbe jetzt überhaupt keinen Sinn mehr, auch wenn niemand das hören will! Und was das für das Berufschulwesen bedeuten würde, ist im Moment noch vollkommen unklar. Ich möchte nur nicht wieder das Gefühl haben, mich rechtfertigen zu müssn, weil ich von zu Hause sende. So ein Studio habe ich an meinem Arbeitsplatz nämlich nicht. Und wenn ich eines einrichten wollen würde, wüsste ich jetzt schon, dass mein Chef Schnappatmung bekäme. Denn wenn’s halbwegs gut sein sollte, müsste ich ein paar Sachen verbauen, die Geld kosten. Hier im Home-Office experimentiere ich mit relativ kleinem Budget, weil’s mein eigenes Geld ist. Dass es aber mit mehr Ressourcen noch um einiges besser geht, steht außer Frage. Aber wenn ich ehrlich bin – ich hätte richtig Bock drauf. Schönen Abend noch.

Besseres Büro – bessere Arbeit?

Menschen, die von sich behaupten, dass Ihnen Äußerlichkeiten nichts bedeuten, sind in aller Regel entweder Lügner oder Mönche. Da ich weder besonders fit, noch besonders fotogen bin, bezieht sich der Begriff „Äußerlichkeiten“ in meiner Welt eigentlich immer auf Gimmicks. Für die Meisten sind die Dinge, mit denen ich hantiere, Wohlstands-Spielzeuge; für mich sind es, (neben dem Verspieltheits- und dem Haben-will-Faktor, der manchen Objekten wohl doch innewohnt) vor allem Werkzeuge. Bei Werkzeugen denken die meisten Leute an einen schicken Werkstattwagen mit diesem Marken-Steckschlüsselsatz, und dem Marken-Drehmomentschlüssel, und der Marken-Bohrmaschine, und…. Ich denke dabei eher an Geräte, die mir einerseits beim Recherchieren, andererseits beim Ordnen, Vertonen und Visualisieren meiner Ideen helfen. Also Kameras, Mikrofone, IT-Kram und so Zeug. Aber all diese Dinge brauchen ja ein Zuhause.

Das Zuhause für die letztgenannten Gegenstände ist üblicherweise ein Schreibtisch. Ich habe einen Schreibtisch – und im Moment ist das ein relativ konventioneller Ort; vielleicht bis auf das Feature der elektrischen Höhenverstellung. Wie das bei diesen schwedischen Produkten aber manchmal so ist: die Qualität gewisser Teile ist eher problematisch. Gerade die einfachen Schribtischplatten sind dünn, und pappig, und für manche Dinge überhaupt nicht geeignet. Wenn man einen höhenverstellbaren Schreibtisch hat, wäre es z. B. total fancy, wenn der Desktop-Rechner in einem Käfig unter der Tischplatte hängen könnte, weil sich dann die Kabelführung wesentlich geschmeidiger gestalten ließe. Da steht schließlich neben dem Rechner selbst noch einiges mehr am Platz. An derlei Praktabilität haben die skandinavischen Produkt-Designer jedoch nicht gedacht. Und jetzt braucht der Tisch halt ein general make-over.

Mittlerweile tummeln sich da diverse Klemmstative für Webcams, Mikrofone, und bald auch für die Monitore, wenn ich dieser Tage eine neue, stabilere Tischplatte installiert habe. Denn: versatility is king! In meiner Theorie wird das meinen Workflow beschleunigen, ja geradezu zum Abheben bringen und ich werde ein Projekt nach dem anderen… ach Käse. Ich will das einfach ausprobieren, denn tatsächlich kommt noch ein bisschen Kleinkram dazu und dann mag ich es gerne ordentlich. Mit den (semi)professionellen Twitch-Stream-Desks mancher meiner Schüler*innen und Kollegen*innen kann und will ich nicht mitstinken. Allerdings habe ich gerade die Möglichkeiten eines Elgato-Streamdecks für mich entdeckt. Damit steuert man manche Software doch sehr viel geschmeidiger und schneller. Steh ich voll drauf. Einzig mein Budget hatte mich letzthin davon abgehalten, hier noch ein wenig zu experimentieren. Doch im Moment ist das weniger das Problem. Zeit ist eher ein limitierender Faktor. Dennoch muss ich die nächsten Tage ein bisschen basteln, denn im Moment nerven mich die Limits meines Setups doch ziemlich…

Tatsächlich probiere ich zu Hause manches aus, was später in größerem Maßstab in meiner Einrichtung implementiert werden soll. Ich war schon immer davon überzeugt, dass mehr und tiefer gehenderes Wissen über die Werkzeuge, die man nutzen möchte nicht schaden kann. Und dieses Wissen schaffe ich zu Hause. Ich habe damit eine exzellente Ausrede dafür, in Gimmicks zu investieren, die ich für meine eigenen Projekte dann genauso nutzen kann. Ich träume nämlich immer noch davon, hier auf meinem Blog eine Interview-Reihe zu starten, mit den verschiedensten Leuten, denen ich so begegne. Und eventuell das Thema Lehr-Videos auszubauen. Und meine kreativen Kräfte auch mal für meine Buchprojekte zu nutzen. Und dann ist ein Schreibtisch, an dem man sich wohlfühlt, nicht einfach nur eine Äußerlichkeit, sondern eine Notwendigkeit, weil es den Workflow tatsächlich beflügeln kann. Nicht muss, aber doch kann. In diesem Sinne wünsche ich eine gute Woche. Ihr werdet ja sehen, was draus geworden ist.

New Work N°8 – A new mindset…?

Ich will ehrlich sein – hinsichtlich des Grundthemas „New Work“ bin ich mittlerweile ernüchtert. Nicht etwa, weil ich den, teilweise doch sehr unterschiedlichen Ideen, die sich gemeinsam hinter diesem Buzzword verstecken, nichts abgewinnen könnte; ganz im Gegenteil glaube ich fest daran, dass man die Arbeit unserer Zeit in mehr als einer Hinsicht neu strukturieren muss! Ich weiß aber leider auch um die Grenzen, an die man dabei stösst. Nicht selten steckt in diesen Grenzen der Grund für meine Reserviertheit gegegnüber der ganzen Angelegenheit. Denn abseits der strukturellen Hemnisse, die es schwierig machen, in manchen Bereichen (speziell des Gesundheitswesens) neue Formen der Arbeit zu implementieren, ist zumeist das Mindset jener, die über solche Change-Prozesse zu befinden haben, das eigentliche Problem. Und hier könnte ich manchmal vor Wut und Frustration in die Tischkante beißen! Denn einerseits lesen manche Leute in Führungspositionen interessante Bücher, und teilen das sogar Anderen mit – andererseits werden die dort vermittelten Ideen nur propagiert, aber nicht gelebt. Genauso, wie es dieses Buch hier prädiziert, und damit zur Cassandra seines eigenen Schicksals wird…

Insbesondere die Hinweise weiter hinten zum Thema Fehlerkultur sind interessant. Mir war gar nicht bewusst, dass so viele Menschen den Unterschied zwischen „Just Culture“ als Ideal zum Umgang mit Fehlern im Arbeitskontext und dem Beta-Mindset als Blaupause für iteratives Lernen in Orgnisationen gar nicht kennen. Bereits seit über 25 Jahren sind wichtige Erkenntnisse dazu bekannt und es werden fortlaufend neue publiziert, doch wirklich geändert hat sich vielerorts genau nichts! Man kennt doch diesen Spruch „Aus Fehlern wird man klug, drum ist einer nicht genug!“ Diese einfache Volksweisheit besagt, dass man manchmal voranschreiten und Fehler machen muss, um aus den unweigerlich auch daraus resultierenden Fehlschlägen etwas mitnehmen zu können. Aber genau davor hat man vielerorts Angst – evtl. ein bisschen Geld und Ressourcen zu verbrennen, um hinterher doch mit einem neuen Konzept starten zu können. Stattdessen wird oft nur der Status Quo zu Tode verwaltet. So entsteht aber kein Double-Loop-Learning. So entstehen auch keine Innovationen. Man könnte jetzt – widerum mit dem Volksmunde – sagen: „Schuster, bleib bei deinen Leisten“. Wenn da nicht meine, beinahe körperlich spürbare, Abneigung gegen diesen einen Satz wäre: „Das haben wir schon immer so gemacht.“ Man stelle sich jetzt einfach meine unartikulierten Wutschreie vor…

So, wie ich immer noch mit dem Versuch beschäftigt bin, Anderen in meiner Organisation das Thema „Just Culture“ näher zu bingen (das ist übrigens die vollkommen absurde Idee, gemeinsam, konstruktiv stattgehabte Fehler zu analysieren, um daraus für die Zukunft Vermeidungsstrategien zu lernen, anstatt zwanghaft „Schuldige“ punishen zu müssen!), könnte ich auch immer noch verzweifeln, wenn es um die das bloße Zulassen von Change-Prozessen geht. Und es ist nicht so, dass ich irgendwelche vollkommen outlandishen Dinge verlangen würde. Ich verlange nicht mal etwas, ich äußere nur manchmal Wünsche. Eine etwas modernere Arbeitsorganisation etwa (Stichwort: mobiles Arbeiten, in meinem Kontext ist das durchaus teilweise möglich), und ein wenig größere Spielräume für Projekte würden mir schon vollkommen genügen. Stattdessen verwalte ich nach wie vor den Mangel. Kein Wunder also, dass das obige Buch seine literarischen Finger auf höchst schmerzhafte Art in schwärende Wunden auf meine Seele gelegt hat….

NEIN, ich bin nicht drauf und dran, davon zu rennen, denn da ich mich selbst weder als feige noch als schwach charakterisiert sehen wollen würde, habe ich stattdessen all diese Herausforderungen angenommen, und arbeite mich daran ab. An dieser Stelle wäre es vielleicht aber noch angezeigt auf etwas hinzuweisen: es ist ja in der Generation Z (ich gehöre, zumindest der Nomenklatur nach zur Generation X) durchaus nicht unüblich, zu fordern, und zu fordern, und zu fordern,; weil diese jungen Menschen halt wissen, dass ihr (Arbeits)Marktwert nicht unerheblich ist. Was sie jedoch offensichtlich nicht verstehen (wollen) ist Folgendes: unabhängig von ihrem theoretischen Marktwert besteht die unabdingbare Notwendigkeit, den tatsächlichen Marktwert irgendwann zu beweisen! Konfligieren diese Werte jedoch aus Sicht der Leitungspersonen, kommt es zu erheblichen Friktionen im Dienstablauf. Ich verstehe, dass man die GenZ anders führt, als das bei mir der Fall war. Zwischen notwendig transparenterem Führungsverhalten und stärkerer Mitarbeiter-Partizipation auf der einen und „Ich kann hier tun und lassen was ich will!“ auf der anderen Seite, besteht jedoch ein himmelweiter Unterschied. Oder härter ausgedrückt: erst selbst leisten – dann fordern! Und nur so am Rande – wenn man mit der „ICH WILL ALLES JETZT“-Attitüde loszieht, stellt man alsbald fest, dass es bei anderen Arbeitgebern einfach nur auf andere Weise Scheiße ist. Denkt mal drüber nach, Kids!

Was mich betrifft: ich versuche weiter „Just Culture“ und das Beta-Mindset für mich selbst zu kultivieren. Vielleicht kann ich ja de/die eine*n oder andere*n auf dieser Reise mitnehmen. Bis dahin versuche ich nicht zu verzweifeln, und gönne mir ab und zu eine Auszeit. Ich wünsche ein schönes Wochenende.

Ein freier Tag…

Müßiggang. Eines dieser Hassthemen für so unendlich viele Leute. Weil sie alle immer noch glauben, dass es sowas wie ein Endziel gäbe; und dass mehr Leistung sie schneller dorthin brächte. Doch hinter jedem erreichten Ziel, hinter jeder Mauer, die ich so mühevoll überwunden habe, lauern doch nur immer weitere Wege – und mehr Mauern, die es zu überwinden gilt. Einer der unschönen Aspekte am Erwachsenwerden ist, erkennen zu müssen, dass dieser, auf den ersten Blick saublöde, Glückskeksspruch „Der Weg ist das Ziel!“ die einzige Art beschreibt, das Leben wahrnehmen zu können, ohne daran zu verzweifeln, dass jedes Ziel bestenfalls ein Wegpunkt ist. Ich hatte gerade vorhin eine längere Unterhaltung mit meiner 12-jährigen Tochter. Und für sie ist diese langsam heraufdämmernde Erkenntnis ein echter Dämpfer. Weil man Kinder erst langsam an den Dauerlauf namens „LEBEN“ heran führen muss.

Hier lauert eine derbe Ambivalenz. Denn einerseits müssen wir unsere Kinder natürlich daran gewöhnen, immer weiter zu gehen (wir müssen uns selbst ja auch immer wieder daran erinnern). Insbesondere dann, wenn’s gerade mal nicht so läuft, und es viel schöner wäre, die Tür zur Welt zuzumachen, um sich mit irgendwas schönem von seinen Problemen abzulenken. Im Hier und Jetzt gibt es dafür zu allem Überfluss (leider) auch noch unfassbare viele Möglichkeiten und Hilfsmittel. Andererseits mussten wir alle irgendwann lernen, dass es Phasen der Ruhe, der Erholung, des Müßigganges braucht, um diesen Dauerlauf besser durchhalten zu können. Und wenn wir ehrlich sind: eigentlich müssten diese Phasen ab einem bestimmten Alter jedes Jahr länger werden. Ich könnte mir z. B. sehr gut vorstellen, neben den üblichen, tariflich vereinbarten Urlaubstagen für jedes weitere Lebensjahr ab, sagen wir mal 45, einen zusätzlichen Urlaubstag pro Jahr dazuzubekommen.

Auf diesem schmalen Grat zwischen notwendiger Bewegung und (ebenso notwendiger) Prokrastination sind Unfälle aller Art natürlich vorprogrammiert. Insbesondere von Anderen verursachte, weil wir Deutschen daran gewöhnt wurden, einander die Butter auf dem Brot zu missgönnen! Wenn jemand etwa öffentlich schreibt, er/sie arbeite pro Woche jetzt nur noch 32h und käme damit super klar, weil trotzdem nichts liegen bliebe, dauert es zumeist geschätzte 17 Mikrosekunden, bis irgendein selbsternannter „Leistungsträger“ das entweder

  • a) als Lüge bezeichnet!
  • b) unterstellt, dass die Person dann vorher überbezahlt war!
  • c) dieses Modell ja eh nur für ganz wenige Branchen funktionieren kann, weil wer wischt denn Omi im Heim sonst den Hintern ab?
  • d) man keine Lust habe, die Faulheit anderer mitzufinanzieren (wo genau die Transferstöme gesehen werden, bleibt dabei zumeist im Dunkeln)
  • e) wir dann auch gleich den Sozialismus ausrufen könnten

Diese Liste ist natürlich weder vollständig, noch ist es überhaupt wichtig, sie weiter zu ergänzen. Die meisten Leute, die so kommentieren, haben entweder nicht verstanden, dass die vierte industrielle Revolution immer schneller dazu führt, dass in vielen Branchen und Sektoren Arbeit wegfällt – und dass es sinnvoll sein könnte, speziell den Bereich Care-Work auskömmlicher und attraktiver zu gestalten, weil es ansonsten in vielen Institutionen des Gesundheitswesens für deren Klienten tatsächlich alsbald zappenduster werden wird. Anzuerkennen, das jedwede Form von Arbeit prinzipiell gleichwertig ist, und wir nur auf Grund der strukturellen Verfasstheit unserer Gesellschaft unterschiedlich bewertete Preisschilder draufkleben, wird aber vermutlich für eben jene „Leistungsträger“ noch ein paar Äonen in Anspruch nehmen. Narzistische Egos schrumpfen nämlich nicht so schnell...

Ich habe meinen freien Tag, den ich mir genommen habe, weil ich mehr als genug Stunden auf meinem Arbeitszeitkonto habe, und heute überdies keine wichtigen Termine auf der Agenda standen, mal wieder gänzlich anders verbracht, als gedacht. Denn in meinen Träumen sitze ich mit einem guten Buch in der Sonne, nachdem ich ein Weile spazieren gegangen bin. In der Realität mache ich mir mal wieder öffentlich Gedanken über irgendsoein soziales Thema, nachdem ich eingekauft und Essen für meine Lieben gekocht habe. Und morgen ruft sie wieder unerbittlich – die Arbeit! Ein freier Tag extra dann und wann vermag nicht zu ändern, dass ich im Moment immer noch erschöpft durch den Sirup meiner Probleme wate – aber er bietet mir die Chance zum Innehalten und gleichzeitig ahnungslos in das Hineinleben, was auch immer gerade geschehen wollen mag. Ein Futzel frische Freiheit. Genau das wünsche ich euch allen da draußen auch. Bis die Tage.

Der verwirrte Spielleiter / Erwachsen bilden N°33 – Spielleiter meets Lehrer!

In dem Moment, da es gelingt, die Teilnehmer eines Lehrganges mit auf eine Reise zu nehmen, an der alle Beteiligten, inklusive des Dozenten wachsen können, wird die Artverwandtschaft meiner Arbeit zu meinem Lieblingshobby Pen’n’Paper am deutlichsten sichtbar. Und ich würde lügen, wenn ich behaupten müsste, dass mir mein Job genau dann keinen Spaß macht. Wenn ich das allerdings zu laut sagen würde, müsste ich womöglich einen Vergnügungs-Abzug auf mein Gehalt hinnehmen… 😉 Aber mal im Ernst: natürlich bin ich im Lehrsaal, genauso wie auf dem SL-Sessel am besten, wenn ich Spaß an dem habe, was gerade passiert. Und das hängt natürlich davon ab, ob die Geschichte, welche ich gerade erzähle die TN/Spieler so zu packen vermag, dass sie mitmachen (wollen). Allen sozialen Reibungsverlusten zum Trotze, die in gemischten Gruppen entstehen können, emergiert dann im Lehrsaal und am Spieltisch gleichermaßen der Stoff, aus dem meine Welt gemacht ist: Immersion. Das Fürwahrnehmen und Eintauchen in die Erzählung.

Das ist kein Selbstläufer. Auch wenn ich nur mit begrenzten technischen Mitteln simuliere (beim Pen’n’Paper sind das z. B „nur“ die Kraft meiner Stimme und die wohlwollende Fantasie meiner Spieler:innen) genügen u. U. ein paar Kunstgriffe, um den Buy-in der Spieler:innen oder Teilnehmer:innen auszulösen und aktiv zu halten. Buy-in ist hier ein ambiger Begriff. Einerseits ist die Motivation zur Teilnahme an einer Erfahrung gemeint, andererseit die Akzptanz der Rahmenbedingungen dieser Erfahrungen. Das heißt allerdings im Klartext, wenn ich meinen Spielern/Teilnehmern einen Haufen unglaubwürdigen Bullshit als Voraussetzung für das Training/Spiel präsentiere, und gleichzeitig von ihnen verlange, sich vollends darauf einzulassen, wird das Ding in die Binsen gehen! Um dem vorzubeugen, kann Buy-in, aus dem erst die Immersion entstehen kann, durch drei Dinge erzeugt werden:

  • a) Relevanz [Spielern/Teilnehmern ist das behandelte Thema wichtig, weil es Bezug zu ihren bisherigen Erfahrungen hat, gleich ob diese virtuell oder real erworben wurden!]
  • b) Konsistenz [Spieler/Teilnehmer können sich darauf verlassen, dass die Regeln des Spiels bzw. der Simulation immer gleich bleiben, damit ein verlässliches Umfeld bilden und gleichartige Handlungen in diesem Setting stets gleichartige Ergebnisse poduzieren!]
  • c) Transparanz [die Regeln des Spiels sind für die Spieler/Teilnehmer vorab bekannt und wurden als fair und gültig anerkannt!]

Für mich ist der entscheidende Unterschied zwischen Simulations-Trainings und Trainer-Lehrgängen aus meinem beruflichen Umfeld und dem Pen’n’Paper-Rollenspiel die Wirkung des Einsatzes von technischen Ressourcen. Pen’n’Paper benötigt diese NICHT. Man kann natürlich mit Schischi wie Ambient Light, Soundeffekten, Requisiten, etc. arbeiten. Ob dies die Spielerfahrung für SL und Spieler:innen reichhaltiger gestaltet, ist allerdings sehr von den Protagonisten am Spieltisch abhängig. In meinen Spielrunden genießt es keinen Stellenwert mehr. Bei Simulationstrainings hingegen ist der Situationsadäquate Einsatz von Technik notwendig, um jene Realitätsnähe in der Simulation darzustellen zu können, die ich beim Pen’n’Paper-Rollenspiel als Freizeitbeschäftigung u. U. gar nicht haben möchte. Auch hier gilt allerdings als Voraussetzung, dass die drei oben genannten Faktoren (Relevanz, Konsistenz, Transparenz) beachtet werden; andernfalls ist es vollkommen egal, ob mein Simulations-Studio 5.000.00€, 50.000€ oder 5.000.000,00€ gekostet hat! Und hier sind wir bei der Qualifikation der Trainer. Verstehen Trainer bzw. Spielleiter ihr Handwerk als Erzähler einer Geschichte nicht, ist es vollkommen Wumpe, wie viel Aufwand mit den Requisiten betrieben wird – das Setup wird keine guten, nachhaltigen Erfahrungen für die Spieler/Teilnehmer erzeugen!

Man muss ehrlicherweise sagen, dass ein gewisser Ressourcen-Aufwand bei Simulations-Trainings notwendig ist. Wo man die Grenze zwischen notwendig und nice-to-have ziehen möchte, ist allerdings in der Tat immer noch Gegenstand zahlreicher Diskussionen. Dennoch lassen sich auch mit vergleichsweise geringem Aufwand für das eigentliche Setup der Trainings-Situationen anständige Ergebnisse erzielen. Keine Abstriche jedoch sollte man bei der Technik machen, die das Debriefing von Simulationen erleichtert. Aber dazu bei anderer Gelegenheit mehr. Womit wir auch schon beim zweiten, für mich entscheidenden Unterschied zwischen diesem Teil meiner Arbeit und Pen’n’Paper angelangt wären: eine Rollenspielrunde kann man nachbesprechen, bzw. zusammenfassen, damit Story-Infos nicht verloren gehen; man kann es aber auch bei Notizen belassen. Bei Sim-Trainings MUSS ich ein strukturiertes Debriefing durchführen, welches alle Aspekte der Simulation noch einmal aus verschiedenen Perspektiven aufgreift, um die Entwicklungs-Potentiale der TN darstellen zu können. Ansonsten kann ich das Simulieren auch bleiben lassen…

Wenn man sich mal ein bisschen Zeit nimmt, gewisse Aspekte der eigenen Arbeit und der Hobbies analytisch zu durchdringen, und dann dabei auch noch feststellen darf, dass es Schnittmengen zwischen Arbeit und Hobby gibt, resultiert daraus manchmal ein nicht zu unterschätzender Motivationsschub für beide Felder. Ich kann nur empfehlen, mal drüber nachzudenken. Einstweilen wünsche ich einen schönen Fortgang der Woche und viel Spaß; im Job, wie auch in der Freizeit…

Erwachsen bilden N°32 – a nice retreat…

Glaubt man der „theory of inquiry“ von John Dewey, ist Lernen an jedem Ort möglich, und vollzieht sich in einem Prozess, der mit Fragen beginnt. Ohne an dieser Stelle weiter in die Thematik einsteigen zu wollen, meint das natürlich auch den Lehrer. Denn die „richtigen“ Fragen stellen die Lerner oft erst dann, wenn ich sie dahin geführt habe. Das bedeutet im Umkehrschluss aber auch, dass ich selbst als Lehrer zuerst einige Fragen beantworten muss. Das ist der Part an pädagogischer Arbeit den ich liebe – den Chefs aber oft nicht verstehen; denn es ist auch der Part, der oft die meiste Zeit benötigt und manchmal für Außenstehende eher wie Spielerei aussieht. Aber man kann nicht jeden Sachverhalt mit beliebigen Methoden darstellen. Es sei denn, das Ergebniss ist egal. Und bevor man die passenden Methoden beschreiben kann, muss man den Sachverhalt erst einmal selbst analytisch durchdrungen haben. Das kostet Zeit.

Ein weiterer Aspekt neben den Methoden und Sozialformen (siehe weiter unten, die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit), die ich im Unterricht verwende, ist der Ort, an dem ich mein Setup aufbaue. Räumlicher und zeitlicher Kontext sind oft limitierende Faktoren, denn ich kann in meinem Büro oder einem kleinen Übungsraum nicht so agieren, wie in einem offen Lehrsaal oder auf einem Freigelände. Zudem muss ich mir – abhängig von den räumlichen Gegebenheiten und dem Lerngegenstand – für das Feedback zum Output der Lernenden immer wieder überlegen, ob ich technische Hilfsmittel benötige, oder freestyle debriefe; nur gestützt durch mein handschriftliches Protokoll. Ein weiterer, nicht zu unterschätzender Aspekt bei der Wahl des Lernortes ist die momentane Auswirkung auf das Teambuilding und die spätere Teamkohäsion. Und da kann es nützlich sein, mal außer Haus zu gehen.

Ich habe in den letzten Tagen angehende Mentoren ausgebildet; und mit ein wenig Nachdenken erschließt sich einem schnell Folgendes: einerseits muss man für die pädagogischen Inhalte andere Ansätze wählen, als für harte medizinische Themen (das gilt im Übrigen auch für CRM/TRM und positive Fehlerkultur). Andererseits sollte man die gezeigte Bereitschaft, durch eine Steigerung der Ausbildungsqualität auf verschiedenen Ebenen einen Mehrwert für den Betrieb zu erzeugen, auch irgendwie honorieren. Und wenn man das nur dadurch tut, dass man mal nett ins Grüne fährt und den Kolleginnen und Kollegen die Gelegenheit gibt, sich auch im informellen Kontext auszutauschen (und dabei hoffentlich wohlzufühlen). Manchmal sind es diese ungeplanten Anteile solcher Zusammenkünfte, die ungeahnte Synergien zu erzeugen vermögen (und damit meine ich explizit nicht den, üblicherweise gemeinten betriebswirtschaftlichen Aspekt gesteigerter Effizienz beim Ressourceneinsatz). Auch wenn kein Chef, der bei Verstand ist, übersehen kann, dass hier viel für die Betriebsbindung getan werden kann, was einen Sack voll Opportunitätskosten (Recruiting, Einarbeitung, Know-How-Verluste, etc.) verhindern hilft. Aber was weiß ich schon.

Ich selbst empfinde es als Wertschätzung, wenn ich Anderen eine solche Gelegenheit bieten kann. Im Übrigen aber auch, wenn ich solche Veranstaltungen wahrnehmen darf. Da haben wir noch ein wenig Diskussionsbedarf, denn auch mit einer hochwertigen (hochschulischen) Ausbildung ist man immer noch ein Mensch, der immerzu dazu lernen kann – und muss. Denn wer stehen bleibt, den überholt die Welt! Ich habe dieses mal übrigens auch etwas dazu gelernt: nämlich eine neue theoretische Herangehensweise an die – von manchen meiner Kolleginnen und Kollegen gerne uncharmant als „Bullshit-Einsätze“ titulierten – Versorgungs-Probleme, die mangels besserer Ressourcen(kenntnis) viel zu oft zu RTW-Einsätzen führen. Aber darüber rede ich vielleicht ein anderes Mal ausführlicher. In jedem Fall, vielen Dank dafür, Julian. Und ich durfte feststellen, dass im Unterrichtsgespräch zu gendern mir immer leichter fällt. Bin wohl doch noch nicht zu alt für neue Tricks… 😉

Ich habe mich jedenfalls an diesem Ort wohl gefühlt und die Energie anscheinend genutzt, um sie an die TN weiterzugeben. Zumindest hatte ich zum Schluss der Veranstaltung das Gefühl, dass es doch noch eine runde Sache geworden war. Dafür gehe ich auch gerne mal verspätet ins Wochenende. Es ist übrigens kaum zu glauben, aber auch nach über einem Jahr fällt es mir immer noch schwer, mich an den 8-to-5-Job zu gewöhnen. Obwohl’s ja eigentlich gesünder ist. Mal schauen, was noch kommt. Morgen geht es erstmal im Büro weiter. In diesem Sinne wünsche ich eine gute Woche.

  • Methode (Unterricht):
  • Eigenvortrag (technisch unterstützt, grafischer Aufbau am Flipchart, Pinnwand, Whiteboard, oder nur Stimme)
  • Schülervortrag (siehe Sozialformen, Darstellung von Arbeitsergebnissen)
  • Plenumsdiskussion (siehe Sozialformen, eigent sich für die Selbstreflexion von Einstellungen, Normen, Werten)
  • Demonstration (eigene Darstellung einer handwerklichen Technik, mit dem Zweck zur => Imitation überzuleiten)
  • Skilltraining (=> Imitation der Demonstration, festigung handwerklicher Skills)
  • Simulation (Darstellung einer ganzheitlichen Einsatzsituation, Komplexität abhängig vom Lernstand der Teilnehmer)
  • Exkursion (Sichtbarmachen des Realitätsbezuges durch Realdarstellung von Komponenten des Berufsfeldes und Schnittstellen zu anderen Professionen)
  • Spiel (zur physischen Aktivierung bei Ermüdung der TN, oder um abstraktere Gedankenmodelle besser greifbar zu machen => Selbsterfahrung)
  • Experiment (wie beim Spiel, jedoch mit einem direkteren Bezug zur Arbeitsrealität; etwa bei der Arbeit mit Tierorganen)
  • Lernbüro (selbstständiges Organisieren-Müssen einer virtuellen RW oder strukturelle Darstellung eines RDB, um eine Vorstellung von der Komplexität der Stellgrößen und Einflüsse zu bekommen)
  • Sozialform (Unterricht):
  • Frontalunterricht / Unterrichtsgespräch (Vortrag durch den Lehrer)
  • Plenumsarbeit (Gesamtgestaltung durch die Teilnehmer, etwa in Form einer moderierten Diskussion, einer Abstimmung, o.Ä.)
  • Gruppenarbeit (Erarbeitung einzelner Sachverhalte in Kleingruppen, mit dem Ziel später vergleichend Einstellungen und/oder Inhalte aus den Gruppen zu einem Gesamtkonsens zusammenführen zu können)
  • Tandemarbeit (wie bei der Gruppenarbeit, jedoch in zweier-Teams. Eher für Prüfungs-vorbereitungen geeignet
  • Einzelarbeit (alle Teilnehmer:innen erarbeiten sich die vorgegebenen Inhalte selbst und es findet im weiteren verlauf ein Ergebnisabgleich statt. Eignet sich für theoretische Inhalte)