Glaubt man der „theory of inquiry“ von John Dewey, ist Lernen an jedem Ort möglich, und vollzieht sich in einem Prozess, der mit Fragen beginnt. Ohne an dieser Stelle weiter in die Thematik einsteigen zu wollen, meint das natürlich auch den Lehrer. Denn die „richtigen“ Fragen stellen die Lerner oft erst dann, wenn ich sie dahin geführt habe. Das bedeutet im Umkehrschluss aber auch, dass ich selbst als Lehrer zuerst einige Fragen beantworten muss. Das ist der Part an pädagogischer Arbeit den ich liebe – den Chefs aber oft nicht verstehen; denn es ist auch der Part, der oft die meiste Zeit benötigt und manchmal für Außenstehende eher wie Spielerei aussieht. Aber man kann nicht jeden Sachverhalt mit beliebigen Methoden darstellen. Es sei denn, das Ergebniss ist egal. Und bevor man die passenden Methoden beschreiben kann, muss man den Sachverhalt erst einmal selbst analytisch durchdrungen haben. Das kostet Zeit.
Ein weiterer Aspekt neben den Methoden und Sozialformen (siehe weiter unten, die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit), die ich im Unterricht verwende, ist der Ort, an dem ich mein Setup aufbaue. Räumlicher und zeitlicher Kontext sind oft limitierende Faktoren, denn ich kann in meinem Büro oder einem kleinen Übungsraum nicht so agieren, wie in einem offen Lehrsaal oder auf einem Freigelände. Zudem muss ich mir – abhängig von den räumlichen Gegebenheiten und dem Lerngegenstand – für das Feedback zum Output der Lernenden immer wieder überlegen, ob ich technische Hilfsmittel benötige, oder freestyle debriefe; nur gestützt durch mein handschriftliches Protokoll. Ein weiterer, nicht zu unterschätzender Aspekt bei der Wahl des Lernortes ist die momentane Auswirkung auf das Teambuilding und die spätere Teamkohäsion. Und da kann es nützlich sein, mal außer Haus zu gehen.
Ich habe in den letzten Tagen angehende Mentoren ausgebildet; und mit ein wenig Nachdenken erschließt sich einem schnell Folgendes: einerseits muss man für die pädagogischen Inhalte andere Ansätze wählen, als für harte medizinische Themen (das gilt im Übrigen auch für CRM/TRM und positive Fehlerkultur). Andererseits sollte man die gezeigte Bereitschaft, durch eine Steigerung der Ausbildungsqualität auf verschiedenen Ebenen einen Mehrwert für den Betrieb zu erzeugen, auch irgendwie honorieren. Und wenn man das nur dadurch tut, dass man mal nett ins Grüne fährt und den Kolleginnen und Kollegen die Gelegenheit gibt, sich auch im informellen Kontext auszutauschen (und dabei hoffentlich wohlzufühlen). Manchmal sind es diese ungeplanten Anteile solcher Zusammenkünfte, die ungeahnte Synergien zu erzeugen vermögen (und damit meine ich explizit nicht den, üblicherweise gemeinten betriebswirtschaftlichen Aspekt gesteigerter Effizienz beim Ressourceneinsatz). Auch wenn kein Chef, der bei Verstand ist, übersehen kann, dass hier viel für die Betriebsbindung getan werden kann, was einen Sack voll Opportunitätskosten (Recruiting, Einarbeitung, Know-How-Verluste, etc.) verhindern hilft. Aber was weiß ich schon.
Ich selbst empfinde es als Wertschätzung, wenn ich Anderen eine solche Gelegenheit bieten kann. Im Übrigen aber auch, wenn ich solche Veranstaltungen wahrnehmen darf. Da haben wir noch ein wenig Diskussionsbedarf, denn auch mit einer hochwertigen (hochschulischen) Ausbildung ist man immer noch ein Mensch, der immerzu dazu lernen kann – und muss. Denn wer stehen bleibt, den überholt die Welt! Ich habe dieses mal übrigens auch etwas dazu gelernt: nämlich eine neue theoretische Herangehensweise an die – von manchen meiner Kolleginnen und Kollegen gerne uncharmant als „Bullshit-Einsätze“ titulierten – Versorgungs-Probleme, die mangels besserer Ressourcen(kenntnis) viel zu oft zu RTW-Einsätzen führen. Aber darüber rede ich vielleicht ein anderes Mal ausführlicher. In jedem Fall, vielen Dank dafür, Julian. Und ich durfte feststellen, dass im Unterrichtsgespräch zu gendern mir immer leichter fällt. Bin wohl doch noch nicht zu alt für neue Tricks… 😉
Ich habe mich jedenfalls an diesem Ort wohl gefühlt und die Energie anscheinend genutzt, um sie an die TN weiterzugeben. Zumindest hatte ich zum Schluss der Veranstaltung das Gefühl, dass es doch noch eine runde Sache geworden war. Dafür gehe ich auch gerne mal verspätet ins Wochenende. Es ist übrigens kaum zu glauben, aber auch nach über einem Jahr fällt es mir immer noch schwer, mich an den 8-to-5-Job zu gewöhnen. Obwohl’s ja eigentlich gesünder ist. Mal schauen, was noch kommt. Morgen geht es erstmal im Büro weiter. In diesem Sinne wünsche ich eine gute Woche.
- Methode (Unterricht):
- Eigenvortrag (technisch unterstützt, grafischer Aufbau am Flipchart, Pinnwand, Whiteboard, oder nur Stimme)
- Schülervortrag (siehe Sozialformen, Darstellung von Arbeitsergebnissen)
- Plenumsdiskussion (siehe Sozialformen, eigent sich für die Selbstreflexion von Einstellungen, Normen, Werten)
- Demonstration (eigene Darstellung einer handwerklichen Technik, mit dem Zweck zur => Imitation überzuleiten)
- Skilltraining (=> Imitation der Demonstration, festigung handwerklicher Skills)
- Simulation (Darstellung einer ganzheitlichen Einsatzsituation, Komplexität abhängig vom Lernstand der Teilnehmer)
- Exkursion (Sichtbarmachen des Realitätsbezuges durch Realdarstellung von Komponenten des Berufsfeldes und Schnittstellen zu anderen Professionen)
- Spiel (zur physischen Aktivierung bei Ermüdung der TN, oder um abstraktere Gedankenmodelle besser greifbar zu machen => Selbsterfahrung)
- Experiment (wie beim Spiel, jedoch mit einem direkteren Bezug zur Arbeitsrealität; etwa bei der Arbeit mit Tierorganen)
- Lernbüro (selbstständiges Organisieren-Müssen einer virtuellen RW oder strukturelle Darstellung eines RDB, um eine Vorstellung von der Komplexität der Stellgrößen und Einflüsse zu bekommen)
- Sozialform (Unterricht):
- Frontalunterricht / Unterrichtsgespräch (Vortrag durch den Lehrer)
- Plenumsarbeit (Gesamtgestaltung durch die Teilnehmer, etwa in Form einer moderierten Diskussion, einer Abstimmung, o.Ä.)
- Gruppenarbeit (Erarbeitung einzelner Sachverhalte in Kleingruppen, mit dem Ziel später vergleichend Einstellungen und/oder Inhalte aus den Gruppen zu einem Gesamtkonsens zusammenführen zu können)
- Tandemarbeit (wie bei der Gruppenarbeit, jedoch in zweier-Teams. Eher für Prüfungs-vorbereitungen geeignet
- Einzelarbeit (alle Teilnehmer:innen erarbeiten sich die vorgegebenen Inhalte selbst und es findet im weiteren verlauf ein Ergebnisabgleich statt. Eignet sich für theoretische Inhalte)