Beannachtaí na hÉireann N°7 – Bachelor of Bricklaying…?

Die beste Ehefrau von allen bemerkte dieser Tage, als wir einmal mehr auf dem Weg zu einer Alte-Steine-Besichtigung waren, dass der Mangel an Auszubildenden in so vielen Gewerken schon ein wenig traurig wäre, und dass die Akademisierung an einigen Stellen doch schon sehr seltsame Blüten triebe. Und so ganz unrecht hat sie damit natürlich nicht. Denn jedes Gewerk hat zwar Bedarf an einer gewissen Menge Akademiker, die – je nach Art und Struktur des Tätigkeitsfeldes – natürlich durchaus variieren mag. Einen Bachelor of Science in Bricklaying oder Facility Management braucht es indes vermutlich nicht unbedingt. Umso mehr aber viele junge Menschen, die dem derzeit schlechten Rénomée, etwa des Handwerkes zum Trotze, einen solchen Beruf ergreifen und erlernen möchten. Denn der Ruf nach einer dringenden Erhöhung der Akademikerquote in Deutschland, der mehr oder weniger zeitgleich mit den Bologna-Reformen erstmals erscholl, ließ stets die Erkenntnis des wahren Wertes unseres dualen Ausbildungssystems vermissen.

Die hatten auch keine Bachelor-Abschlüsse…

Das derzeit immer weniger junge Leute den Weg in eine duale Ausbildung finden, liegt allerdings weniger an der (tatsächlich durch manche Münder stattfindenden) subjektiven Entwertung der nicht-akademischen Berufe, sondern an deren oftmals wirklich nur noch als mangelhaft zu bezeichnenden Attraktivität und Bindungskraft. Auch, wenn Vertreter des Handwerkes das möglicherweise nicht offen zugeben können. Das eigentliche Problem liegt jedoch viel tiefer: wir, so als Gesamtgesellschaft, haben ein Werte-Problem! Und ein Wertschätzungs-Problem! Und ein Wertigkeits-Problem obendrein! Unsere Werte haben sich immer mehr in Richtung „Schein statt Sein“ verschoben. Wertschätzung zollen wir heute nur noch jenen, die wir respektieren; doch das sind viel weniger Menschen, als unsere Wertschätzung in Wirklichkeit verdienen. Und Wertigkeiten können wir nicht mehr einschätzen. Wie kann es sein, dass ein Influenza*rin/x fiskalisch hochgejuxt wird und eine Pflegefachkraft manchmal nur knapp über Mindestlohn verdient? Was macht einen Fußballer so viel wertvoller, als einen Gerüstbauer? Warum muss ein Manager für oftmals hochspekulative Fiat-Geld-Wetten (Hedgefonds) besser bezahlt werden als ein Zusteller, Metzger, Bäcker, Landwirt, etc.? Ja also, ich weiß es ehrlich gesagt auch nicht…

Vielleicht liegt es daran, dass wir WACHSTUM IMMER NOCH ALS GOTT VERHEREN! Ebenso wie seinen (be)trügerischen, hinterhältigen Bastardbruder MAMON. Wem kommt so ein Brüderpaar noch bekannt vor? Nur mit dem Unterschied, dass Thor es schafft, ein halbwegs ordentlicher Kerl zu werden. WACHSTUM wird das nicht mehr hinbekommen. Das einzige, was dieser Gott hin bekommt ist unsere Welt. Das einzig Nachhaltige an dauerhaftem WACHSTUM ist die Vernichtung unseres Planeten! Schade, nicht wahr…? Aber so viele da draußen glauben immer noch an dieses vollkommen irre Versprechen, ihren Anteil am steten Fortschritt unseres Lebensstandards zu bekommen, wenn sie nur schön immer mitmachen bei diesem Wettlauf, gebaut auf den tönernen Füßen dauernder Ressourcenverschwendung. Ist es nicht komisch, dass jedes Problem unserer Zeit darauf hinausläuft? Man könnte einwenden, dass ich monothematisch bin, und dass, wenn man einen Hammer in der Hand hat, halt alles aussieht, wie ein Nagel. Das Einzige, worum ich bitte ist, meine Gedanken im wahrsten Wortsinn nachzudenken und zu schauen, ob, bzw. wo ich mich verrannt oder getäuscht habe. Denn ich würde mich gerne täuschen. Jedoch, mir fehlt der Glaube…

Wie auch immer, auch ein Urlaub an einem verdammt schönen, verdammt inspirierenden, verdammt ursprünglichen und verdammt gastlichen Ort wie Irland kann meinen unruhigen Geist leider nicht so beruhigen, dass ich diese Dinge vergesse. Ist vielleicht auch ganz ok, denn es gibt eh schon zu viele, die sich alle Mühe geben, diese Realität zu vergessen und sich mit unnützem Konsum zu betäuben. Nicht mit mir. Denkt doch mal drüber nach, tut was sinnvolles, anstatt einfach so weiterzumachen wie bisher – aber nehmt nicht euch selbst, sondern die Fakten ernst. Dann habt ihr trotzdem was zu lachen. So wie ich. Macht’s gut, bis die Tage.

Beannachtaí na hÉireann N°5 – quiet quitting…

Flausen im Kopp – so nannte man das in meiner Jugend, wenn jemand plötzlich komische Ideen entwickelte und/oder Sachen machen wollte, die zu diesem Zeitpunkt, an diesem Ort, oder sogar insgesamt nicht ins Konzept passten! Ist jedem Mensch schon mal passiert, sofern ein gewisses Alter erreicht wurde. Nun ist es aber natürlich so, dass solche Flausen im Kopf in den allerseltensten Fällen – wenn man mal von den frühen Ausfällen Johnny Knoxvilles und seiner Crew absieht – sonderlich neuartig oder kreativ sind/waren. Sich auf mannigfaltige Art zum Affen zu machen hat schon seit Jahrtausenden Konjunktur, also ist es heutzutage ziemlich schwierig, noch was wirklich Neues zu finden. Was dazu führt, das man relativ häufig – insbesondere dann, wenn man gerade denkt, besonders kreativ und individuell zu sein – zumeist den Quatsch vergangener Generationen kopiert; und das oft noch nicht mal besonders gut.

Solche Phänomene sind natürlich nicht auf das Privatleben, bzw. die Freizeit beschränkt, sondern finden sich auch im Arbeitsleben wieder. „Alter Wein in neuen Schläuchen“ ist ein Synonym für die Umdeklaration von Gammelware, um diese doch noch irgendeinem Trottel verkaufen zu können. Derlei Beschiss gab es anscheinend auch schon bei den Römern. Jetzt indes verwendet man dieses Sprichwort für alle möglichen kulturellen Wiedergänger, wie etwa unnötige Modetrends. Also braucht man eben diese neuen Schläuche. Und so wundert es nicht, das aus „Dienst nach Vorschrift“ neulich „Quiet Quitting“ wurde. Klingt halt Denglisch und damit Hip; und was Hip ist, ist manchmal auch Hop, meist aber nur Flop! Denn seien wir mal ehrlich: egal wie man es nennt – „innerliche Kündigung“, „quiet quitting“, „Dienst nach Vorschrift“, etc. – es ist immer ein Hinweis darauf, das Menschen von ihrer Arbeit die Schnauze voll haben. Die Gründe können allerdings sehr unterschiedlich sein…

Worauf liegt mein Fokus…?

Oft wird unterstellt, dass die Leute faul sein, Low-Performer, nicht leistungsbereit genug um „Karriere“ zu machen. Doch um was für eine „Karriere“ geht es hier? Ich verweise auf das Bukowski-Zitat von neulich. Wenn sich meine Karriere darauf reduzieren lässt, für andere Leute Geld machen zu müssen und wenig Sinn hinter meiner Arbeit sehen zu können, dann ist quiet quitting einfach nur die logische Konsequenz. Dann laufen die Tage nach folgedem Schema: Ankommen – Einstempeln – Roboten – Ausstempeln – LEBEN… Das gleiche gilt, wenn der Chef kein Leader ist, sonder ein Boss. Und das kommt, wie man ja weiß, von „bossen“. Wieder einmal sind wir an dem schmalen Grat zwischen gesunder Sinnstiftung durch Arbeit und sinnloser Selbstausbeutung angelangt. Wieder einmal stellt sich die Frage: wieviel ist GENUG? Auch, wenn die Antort auf diese Frage gewiss individuell unterschiedlich ausfallen mag: Ich stehe hier auf dem Standpunkt, dass die Arbeit innerhalb des vertraglich vereinbarten Stundensaldos zu schaffen sein muss. Andernfalls sind Stellenbeschreibung und Workload schlicht falsch beschaffen!

Wenn die Arbeit zum Berg wird, sollte man manchmal einfach drumherum gehen!

Ich möchte an dieser Stelle beruhigen: ich habe nicht still gekündigt und bin auch nicht kurz davor. Ich befinde mich allerdings seit ca. drei Jahren in einem Prozess kontinuierlicher Neubewertung. Und ich komme immer mehr zu dem Schluss, dass ich nicht weiter vorwärts drängen kann und will. Wenn man auf die 50 zugeht, fängt man an, ein erstes Résumée zu ziehen; und man hat, zumindest mit etwas Glück, die charakterliche Reife erlangt, auch an die unangenehmen, die peinlichen, ja sogar die schmerzhaften Stellen des Selbst zu gehen. Ich kann unumwunden sagen, dass ich mit gewisser Zufriedenheit auf den Mann blicke, der ich geworden bin. Dennoch kenne ich meine Schwächen. Und eine davon ist, zu selten NEIN gesagt zu haben; und dies immer noch zu tun. In aller Deutlichkeit: ich mag meine jetzige Arbeit – aber es gibt Dinge, die mich noch mehr faszinieren. Wäre ich ledig und los, hätte ich vielleicht schon was anderes probiert. Aber die Verantwortung für meine Lieben nötigt mich, die Stabilität der Faszination vorzuziehen. Mal sehen, welche Optionen sich dem zum Trotze ergeben. Ich wünsche einen schönen Tag.

Von der Pein(lichkeit) der Anderen…

Verschiedene Dinge im Leben erfordern manchmal, Konzessionen zu machen, Kompromisse einzugehen, zurückzustecken – kategorischer Imperativ halt. Zumindest versuche ich selbst, so oft wie möglich auf diese Art an die Dinge heranzugehen. Meine kleine Tochter hingegen will, was sie will; HIER, JETZT und UNEINGESCHRÄNKT. Mit 9 sieht die Welt halt auch noch anders aus. Wenigstens will sie üblicherweise nur Kleinkram, und wenn es doch mal der Ruf nach einem eigenen Pony ist, frage ich sie halt, ob wir das Viech dann im Flur (Breite, ca. 1,20m) halten sollen? Beim Nachdenken über das Problem vergisst sie meist die Frage – und das Pony. Hilfreich. Klappt bei Erwachsenen leider nicht so, denn manche meiner Mitmenschoiden sind halt doch nicht ganz so dämlich, wie sie aussehen. Und sie begründen ihre, durchaus nicht selten vollkommen überzogenen Forderungen gerne mit dem Hinweis auf ihre, im Grundgesetz verbrieften Freiheiten – da hätten wir wieder den Konflikt mit dem kategorischen Imperativ, der speziell FDP-Wähler offenbar ja eher wenig schert. Und so stolperte ich heute Mittag über diese Frage auf meinem kleinen Inspirator…

Die kurze Antwort lautet: JAAAAAAAA! Die etwas elaboriertere Variante, an welcher ich mich im Folgenden versuchen möchte, beginnt mit folgendem Satz: das hängt vom Umfang des individuellen Missverhältnisses zwischen Forderung und Rechtmäßigkeit ab! Denn fordern kann man herzlich viel. Man kann auch über herzlich viel diskutieren. Zum Beispiel über die 42h-Woche, welche der ehemalige angebliche Sozialdemokrat Gabriel dieser Tage medienwirksam ins Sommerloch erbrochen hat. Es fand sich nur noch niemand, der dieses Verbal-Exkrement wirksam hätte entfernen können. Dem Fachkräftemangel durch eine Steigerung der Überforderung der noch vorhandenen Fachkräfte begegnen zu wollen, ist schlichter Humbug. Bedenkt man, dass der Senile Siggi dabei auch noch dem BDI-Präsidenten Russwurm sekundiert, der eine derartige Arbeitszeitverlängerung mit einem Hinweis auf die aktuell schwierige wirtschaftliche Lage sicher gerne mit einem Almosen nahe Null entgälte, kann man ruhig mal wieder Max Liebermann zitieren. Im geschilderten Fall ist der eklatante Missbrauch der Redefreiheit durch vermutlich cerebralexsikkierte, saturierte ältere Herren in der Tat total peinlich. Allerdings ist es mit solcher Peinlichkeit wie mit der Dummheit und dem Totsein – ES TUT NUR DEN ANDEREN WEH!

Freiheit als solche kann natürlich nicht peinlich sein, weil der Begriff erst durch die jeweilige Inanspruchnahme mit Leben gefüllt wird. Wie bei Dienstleistungen wird hier das Uno-acto-Prinzip erfüllt (etwas wird verbraucht, noch während es produziert wird – gilt zum Beispiel auch für Unterricht). Womit klar wäre, dass es selbstverständlich auch die total unpeinliche Freiheit geben muss; oder besser, den total unpeinlichen Gebrauch der Freiheit! Der erfüllt sich in aller Regel allerdings, ohne dass wir diesen wahrnehmen! Dieses Problem mit der Wahrnehmungsschwelle erklärt überdies, warum so viele Covidioten immer noch glauben, dass ihre individuelle Freiheit ein uneinschränkbares Gut sei, und sich daher im Versuch der Ausübung des vermeintlich Beschnittenen total peinlich benehmen. Weil sie nämlich nicht wahrnehmen können, wie viele Freiheiten sie den ganzen Tag über als selbstverständlich in Anspruch nehmen, ohne sich dessen überhaupt bewusst zu sein: Freizügigkeit im Bundesgebiet und Schengenraum (sofern nicht wegen Infektionsgefahr eingeschränkt), Freie Berufswahl, freie Meinungsäußerung, Freiheit der Vereins- und Parteiengründung, freie Religionszugehörigkeit, freie Entfaltung der sexuellen Identität, und, und, und. Macht doch mal einen Ausflug nach Ungarn, in die Türkei oder nach Russland. Und dann viel Spaß mit dem Knüppel beim Einfordern dieser Rechte.

Nochmal zum Mitschreiben – nur der Gebrauch der Freiheit kann peinlich sein, dann aber unter Umständen wirklich total! Darum werde ich meine Freiheit dieses Wochenende und auch die nächsten Tage total unpeinlich in Anspruch nehmen und anstatt für meinen Job für mein Studium arbeiten… allerdings mit hoch angemessenen Pausen. Ansonsten wünsche ich euch ein schönes Wochenende. Wir hören uns.

Auch als Podcast…

Back on track!

Gar von der Glut sommerlicher Schamotthaftigkeit meiner Heimatnekropole schwitze ich diese Zeilen auf den Bildschirm. Die erste Post-KzH-Woche (Krank zu Hause) ist vorbei, und ich habe mich bei meiner Belastungserprobung sehr genau beobachtet. Zumindest habe ich das versucht, während ein Kessel bunt-hektisches Allerlei mich zum kognitiven Duell forderte. Doch was da so liegen geblieben war, während ich der psychischen Genesung frönte, ging zum größten Teil alsbald den Weg allen elektronischen Chitter-Chatters unserer ach so schnelllebigen Zeiten => in das digitale Äquivalent der Ablage Rund; ich muss an dieser Stelle einfach sagen, dass meine Kollegen*innen das Kind in meiner Abwesenheit schon gut geschaukelt haben. Man darf sich wohl einfach nicht als unersetzbar betrachten, sondern eher als Teil eines Ganzen, dass – zur Not – auch mal ohne einen funktionieren können muss. Ich lerne das gerade noch mal; hatte es glatt vergessen. Das tut weh, aber auch gut. Solche Ambivalenzen irgendwann aushalten zu können, ist allerdings essentiell. Positiv daran (zumindest für mich): je älter ich werde, desto einfacher fällt es mir, weil mir manches, was mich vor 10 – 15 Jahren noch tierisch aufgeregt hat, heute einfach am Arsch vorbeigeht. Dafür denke ich über manch Anderes heute länger nach…

VERDAMMT GUTE FRAGE!

Ich nahm dieser Tage an einem Instruktoren-Seminar teil, bei dem es zu einem guten Stück auch um einen anderen Zugang zu non-direktiver Gesprächsführung ging – etwas, das man in einer Leitungsposition durchaus für verschiedenste Situationen gebrauchen kann. Und ich kam nicht umhin, einige meiner bisherigen Postionen zu überdenken. Ich hielt mich bislang immer für einen Team-orientierten Leader. Anscheinend bin ich aber bisweilen doch dieser Typ, den alle Kinder hassen: der Papa, der meint zu wissen, was das Beste für alle anderen ist. Das ist, wie ich rational weiß, natürlich Käse, weil man Menschen (zumindest ab einem gewissen Alter) nicht zu manipulieren versuchen sollte. Denn wie arrogant ist es wohl, sich anzumaßen, dass man wüsste, was das Beste für eine andere Person ist? Bei meinen Kindern mag das bis zu einem gewissen Alter noch angehen – nämlich genau bis zu dem Moment, da sie für ihr Handeln selbst Verantwortung übernehmen können und müssen. Ab da werde ich dann oft vermutlich nur noch Zuschauer sein. Aber bis dahin ist mir natürlich daran gelegen, die zwei vor allzu großen Dummheiten zu beschützen – ohne sie dabei einzuengen… hat das IRGENDEIN Elternteil jemals perfekt hinbekommen? Bei erwachsenen Menschen, die, genau wie ich, ihre eigenen Ziele, Wünsche und Träume haben, die man ihnen nicht auf einem Display in der Stirn ablesen kann, ist das jedoch riesengroßer Bullshit. Ich will NICHT manipulativ sein!

Dann blätterte ich gestern Nachmittag, so gegen Ende des Seminars meinen kleinen Ideen-Spender um – und da tauchte doch glatt das obige Bild auf! Karma ist schon ’ne ganz schöne Bitch, oder? „Ist Macht hässlich?“. Die Frage passte meines Erachtens zum Meta-Thema des Seminars – nämlich Sprache als Werkzeug zur Reflexionsanregung, nicht aber zur Manipulation nutzen zu wollen – wie die sprichwörtliche Faust auf’s Auge. Ich würde eher dazu neigen, Macht, genau wie zum Beispiel auch Technologie, als Werkzeug zu betrachten. Der Gebrauch entscheidet darüber, ob daraus etwas Hässliches – wie etwa Missbrauch – entsteht, oder eben nicht. Ich würde den Satz daher umformulieren wollen, zu „Macht macht u. U. hässlich…“ Ich behaupte ferner, dass wahre Macht nur über jene Menschen ausgeübt werden kann, welche diesen Gebrauch bewusst – oder auch unbewusst – legitimieren. Manipulation ist allerdings dazu geeignet, eine solche unbewusste Legitimation herbeizuführen, und daher für mich einer der hässlichen Aspekte von Macht, mit dem ich selbst mich nicht beschmutzen möchte. Ich bin also wieder einmal auf ein Dilemma gestoßen, weil ich natürlich in einer Leitungsposition auch Dinge durchsetzen muss, die andere tendenziell gar nicht so gut finden – vulgo Macht ausüben. Was die Frage nach der Legitimation dieses Machtgebrauchs stellt…?

Ist architektonischer Brutalismus Machtausübung…?

Man könnte jetzt platt sagen: „Weil ICH der Chef bin, und DU nicht!“ Passiert auch im 21. Jahrhundert immer noch an viel zu vielen Arbeitsplätzen. Solches Verhalten könnte nebenbei einer der Gründe für „The Big Quit“, die große Kündigungswelle sein, von der im Moment überall geschrieben wird. Ich versuche daher ziemlich oft, meine Entscheidungen zu erklären, bzw. die Kollegen*innen in diese einzubeziehen, soweit das möglich ist; was dann, wenn ich das einmal nicht tue, immer gleich zu Irritationen führt. Man kann halt nicht alles haben. Der li-la-launige Erklärbär in mir ist zwar meistens mächtig, doch manche Entscheidung treffe ich nicht selbst, muss diese aber dennoch umsetzen. Nichtsdestotrotz stelle ich, auf Grund der oben beschriebenen Erfahrung gerade mal wieder mein Führungs-Verhalten auf den Prüfstand. Was dabei herauskommen wird, weiß ich noch nicht so genau – ich denke allerdings NICHT, dass ich gleich wieder in die nächste Depressions-Spirale komme, weil ich mich selbst nämlich meistens – allen Widrigkeiten zum Trotze – als recht reflektiert empfinde… Wie dem auch sei, ich wünsche noch einen schönes Wochenende. Wir hören uns!

Auch als Podcast…

Ein Pflichtjahr für die Gesellschaft…?

Und wieder mal schwadroniert ein politischer Jemand von der Stärkung gesellschaftlicher Solidarität und dem „Für’s Leben lernen“, weil ihm im Angesicht drohender wirtschaftlicher und sozialer Probleme (durch den Ukrainekrieg, die Pandemie, die Gier der Konzerne) nichts Besseres eingefallen ist; dies bedarf selbstverständlich einer Antwort! Auch, wenn meine Meinung vermutlich von vielen als unwesentlich betrachtet wird, dürfte sie fachlich etwas fundierter ausfallen, als die unseres Bundespräsidenten. Um es kurz zu machen, denn normalerweise stellt man bei einem Abstract ja auch die gefundenen Folgerungen an den Anfang, um danach darzulegen, wie man dorthin gelangt ist, lässt sich zu Frank-Walter Steinmeiers Diskussionsbeitrag Folgendes sagen: UNAUSGEGOGERNER BULLSHIT! And here comes, why!

Eigentlich wären Nieten passender, es gab aber nur Schrauben – die halten manchmal auch unnötige Dinge fest…
  • Alle Tätigkeiten im zivilen Bereich, die für ein soziales Pflichtjahr in Frage kommen – und das sind die Gleichen, wie etwa beim Freiwillgen Sozialen Jahr FSJ – bedürfen zumindest einer minimalen Ausbildung, was den Netto-Einsatzzeitraum teilweise erheblich begrenzt. Die implizit ausgemalte Ersparnis bleibt also begrenzt.
  • Auch mit der Minimal-Ausbildung kommen eigentlich nur Hilfstätigkeiten in Betracht. Jedoch sind die Grenzen zwischen Hilfstätigkeiten und dem, was etwa eine Person mit drei-jähriger Berufsausbildung macht, oft so fließend, dass die jungen Leute u. U. in Situationen kommen, in denen sie dann Entscheidungen treffen sollen, für die sie nicht qualifiziert und nicht reif genug sind.
  • Tätigkeiten im Sozial- und Gesundheitswesen fordern die Tätigen nicht nur physisch, sondern auch psychisch erheblich! Bei weitem nicht jeder junge Mensch ist dafür überhaupt geeignet!
  • Nicht jeder Betrieb im Gesundheits- und Sozialwesen ist überhaupt in der Lage, solche Plätze anzubieten, weil die gesetzlichen Vorgaben für die Betreuung der jungen Leute, etwa im FSJ jetzt schon erheblich sind. Und da wurde die sonstige Ressourcenknappheit noch überhaupt nicht thematisiert. Hieraus ergibt sich ein struktureller Kapazitätsmangel, der weder umfänglich noch qualitativ sinnstiftend aufzufüllen ist. [Die Wehrgerechtigkeit – nur für die jungen Männer – war ja schon mit Aussetzen der Wehrpflicht lange nicht mehr gegeben! Wie soll das dann funktionieren, wenn auch noch die jungen Frauen dazu kommen?]
  • Solche Plätze für ein soziales Jahr dürfen dem Geist der entsprechenden Gesetze nach keine sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse verhindern oder zerstören. Dieser Grundsatz zum FSJ wird heute schon überall aus wirtschaftlichen Erwägungen unterlaufen. Wollen wir dem tatsächlich noch weiter Tür und Tor öffen – auf dem Rücken unserer Folgegenerationen?
  • Die „alternative Ableistung“ im Militärdienst entspricht natürlich der, leider niemals sterben wollenden Idee, die Wehrpflicht wieder zu aktivieren. Die Frage, ob eine allgemeine Wehrpflicht sinnvoll sein könnte, oder eben nicht, sollte man überhaupt nicht stellen. Und wenn, dann nur unter der Maßgabe, dass diese dann auch Frauen betrifft. Andernfalls widerspräche es den allgemeinen Gleichstellungsgrundsätzen. Überdies ist es Humbug, zu glauben, dass junge Menschen, die unter Zwang dazu verpflichtet werden, sich entweder militärischem Drill zu unterwerfen, oder aber sich als billige Hilfskraft im Gesundheits- und Sozialwesen missbrauchen zu lassen, dadurch auch nur ein Jota solidarischer, verträglicher oder dem Gemeinwohl zugewandter werden…

Was ein Mensch mit seinem Leben anfangen möchte, oder eben auch nicht, sollte spätestens mit Erreichen des Erwachsenen-Alters der betroffenen Person überlassen bleiben. Jedwedes Eingriffsrecht, welches sich der Staat hier einräumen möchte, ist nicht mehr als ein weiteres, höchst billig und unglaubwürdig verkleidetes Instrument sozialer Umverteilung von Unten nach Oben. Denn letzten Endes würde nur eine gesellschaftliche Gruppe davon profitieren: diejenigen, welche sich die, auf diese Weise erbrachte Frohnarbeit vergolden lassen können. Was für’s Leben lernt man auch im Rahmen einer ordentlichen Ausbildung. Und diejenigen, die etwas tun möchten, machen sowieso schon ein FSJ. Meine Sicht als Ausbilder und Schulleiter im Gesundheitswesen ist da relativ nüchtern; selbst junge Leute im FSJ sind teilweise nur schwer zu motivieren. Was soll ich dann bitte schön mit Menschen, die in meine Lehrsäle gezwungen werden? Und wer bezahlt das? Auch noch ich selbst – mit meinem Steuergeld. Vielen Dank, aber NEIN! Geh mal zu Demenz-Profilaxe Frank-Walter Und ansonsten hör auch mal auf Leute von der Basis, nicht immer nur dieses Industrie-Lobby-Gesocks. Schönen Tag noch.

Auch als Podcast…

Arbeit, Arbeit über alles…?

Zum Kukuck. Wie regelmäßigen Konsumenten dieser Zeilen bekannt sein dürfte, lese ich regelmäßig verschiedene digitale Postillen (gerne Zeit Online); und jedesmal wenn ich im Moment eine solche Seit aufrufe, stehen da relativ prominent irgendwelche Artikel über die Suche nach Sinn. Wann genau ist der investigative Journalismus zur emotionalen Spiekenkökerei degeneriert? Oder sollen uns all diese artikelartigen Journaille-Ergüsse vielleicht doch nur noch ein bisschen mehr indoktrinieren, wenn man allüberall liest, dass Arbeit doch ein SO wichtiger Bestandteil des Lebenssinnes wäre? Quasi dazu verführen, noch ein bisschen arbeitsamer, leistungsstärker, angepasster, und vor allem auch noch konsumfreudiger zu werden? Man entkommt den Dogmen unseres Wirtschaftssystems ja selbst in der Freizeit und im Krankenstand nicht mehr! Und das mir, der ich derzeit genau wegen der Arbeit zu Hause hocke und noch immer dunklen Gedanken nachjage! Als wenn mehr Arbeiten mehr Sinn machen würde…

Ich finde, der Nasenbär ist hier ein gutes Sinnbild…

„To make sense“ wurde – natürlich semantisch falsch – mit „Sinn machen“ eingedeutscht. Sinn kann jedoch, sehr zum Leidwesen der Apologeten des Kapitalismus, nicht durch Dritte hergestellt werden, sondern er muss durch Reflexion emergieren, also im Prozess des Lebens – cogito, ergo sum => ich denke, also bin ich – hervor treten und für jeden individuell be- und ergreifbar werden! Könnte man diesen Prozess abkürzen, bräuchte es die ganze Werbeindustrie nicht. Sinn kann sich also nur aus dem (Er)Leben ergeben; oder eben auch nicht! Was die ganzen Artikel (bösartig gedacht) vermutlich wirklich wollen, ist Folgendes: unsere Wahrnehmung framen, damit wir Arbeit tatsächlich als Sinnspender wahrnehmen und damit systemfreundlich handeln lernen: „schaffe, schaffe, Häusle baue“, wie der Schwabe sagt. Ich bin allerdings Badener!

Allein die Tatsache, dass mich das so triggert, sagt so einiges über meinen derzeitigen Zustand aus, der sich mit den zwei Worten „AKKU LEER“ ziemlich treffend beschreiben lässt. Und dennoch bleibt mein Gehirn ja nicht stehen, ist nicht im Zustand der Stase, sondern läuft munter weiter analysierend mit durch meine Existenz. Was bedeutet, dass es auch jetzt, genau in diesem Moment damit beschäftigt ist, mich Sinn in eben dieser Existenz erkennen zu lassen. Was mich mit den gerade geschilderten Wahrnehmungen und Gedanken versöhnt, ist der Umstand, dass ich tatsächlich meine Arbeit NICHT brauche, um Sinn zu erfahren. Man mag mich bitte an dieser Stelle nicht falsch verstehen: ich mache meinen Job immer noch gerne, und ich gehe auch gerne mal ein paar Extrakilometer, um zu halbwegs guten Ergebnissen zu kommen (genaugenommen ist exakt DAS der Grund, warum ich wieder mal so da hänge!). Und ich freue mich, wenn es meinem Team und mir gelingt, den Shit zu rocken. Aber wenn es diesen Job morgen nicht mehr gäbe, verfügte ich über ziemlich viele Tätigkeiten, durch die ich meine gesamte Existenz sinnstiftend füllen könnte, ohne die Friktion tatsächlich nennenswert spüren zu müssen! Und dies eben jetzt erfahren zu dürfen, ist gerade wahrhaft befreiend.

Sinn wird in diesen Pamphleten gerne mit Kreativität verdongelt, weil kreativ zu sein quasi ein wichtiges Leistungsmerkmal für die Wissensarbeiter ist, auf welche sich die meisten dieser Artikel beziehen. Eine Verkürzung, die ich mittlereile ehrlich gesagt anmaßend finde. Kreativität meint in dem Zusammenhang dieser Form von Schreibe nämlich gerade NICHT, wertvolle Kulturartefakte zu erschaffen (egal ob durch Recyclingkreativität oder „creatio ex nihilo“, also die Schöpfung aus dem Nichts), sondern neue, häufig variierende Probleme durch jeweils angepasste Stratregien lösen zu können => Kreativität wird also meistens mit Problemlösungskompetenz verwechselt. Diese Kompetenz ist aber in fast jedem Gewerk gefordert; insbesondere auch in solchen, auf die so genannte Akademiker (vulgo selbsternannte „Leistungsträger“) nur zu gerne abschätzig herabblicken. Sinn kann überall emergieren, wo man mit Aufgaben konfrontiert ist, welche die Problemlösungs-Kompetenz aktivieren – weil es Selbstwirksamkeitserfahrung erzeugt. Und die ist ein angenehmes Erlebnis. Was aber im Umkehrschluss bedeutet, dass ich mir den Ort meiner Sinnstiftung selbst bestimmen kann, wenn ich mir – für mich persönlich – hinreichend stimulierende Aufgaben suche. Und das Schöne daran ist: die müssen aber auch gar nix mit Arbeit zu tun haben!

Was bleibt also als tatsächlich sinnstiftend an meiner Arbeit zurück? Das was ich daraus mache! Was leider das eine Problem nicht löst: wie kommen ein paar Fetzen Futter auf den Tisch in der halbwegs gut beleuchteten, halbwegs angenehm temperierten Hütte mit dem dichtem Dach, in der ich nicht in Lumpen gekleidet nach dem Tagwerk wieder ankomme? Für die Deckung existenzieller Grundbedürfnisse bin ich, so wie die allermeisten Menschen, auf abhängige Lohnarbeit angewiesen. Und viel zu oft stehen Arbeitsmenge und erlöstes Einkommen in einem eklatanten Missverhältnis zueinander. Was man also tun könnte, um Menschen tatsächlich ihren eigenen Sinn im Leben finden zu lassen? Einerseits wäre es dringend an der Zeit, unser allgemeinbildendes Schulwesen zu reformieren, damit es zukünftig, anstatt hauptsächlich arbeitsfähige, angepasste Untertanen auszuspucken, unseren Kindern hilft, tatsächlich zu kreativen, verantwortungsbewussten, solidarischen Menschen zu werden! Und wie wäre es dann, als Ergänzung, mit einem bedingungslosen Grundeinkommen, anstatt diesem überteuerten, ineffizienten, Menschen ihrer Würde beraubenden Bürokratiemonster Hartz 4? Ich bin mir sicher, wir könnten so viel besser werden. Man müsste nur mal was wagen, und den den Status Quo Status Quo sein lassen; die ganzen Bedenkenträger, Besitzstandswahrer, Bürokraten schreien lassen, und einfach machen. Ob’s schlimmer werden könnte, als jetzt? Das wird es sowieso, egal ob wir je etwas tun, oder nicht! Wir müssen also JETZT etwas ändern. Andernfalls sind wir eh alle am Arsch! Denkt mal drüber nach…

Auch als Podcast…

Meta-Feta

Schwuppdizität. So ein Wort, dass man auch nur kennt, wenn man schon länger mit typischen Home-IT-Problematiken beschäftigt ist. Es meinte damals eigentlich nur die unumständliche, halbwegs intuitive Nützlichkeit von Tech-Gadgets – und das Fehlen der Notwendigkeit ewigen Fummelns, bis etwas funktioniert. Wer zu Hause einen Drucker hat, weiß, was ich meine. Heutzutage würde ich es eher zur Beschreibung eines halbwegs intuitiven, nützlichen Prozesses benutzen, und gar nicht mehr so sehr rein auf’s IT-Gedöns beziehen wollen. Vielleicht liegt das daran, dass die Durchdringung unserer Lebenswelt mit Gadgets mittlerweile viel höher ist, als noch vor, sagen wir mal 15-20 Jahren. Und viele Dinge, die einst nur Adepten der arkanen Computer-Künste vorbehalten waren, heutzutage sowas wie Mainstream-Wissen geworden sind. Ob das gut ist oder nicht, verrät euch das (rote) Licht. Ich, so als komplexer Prozess, litt jedenfalls dieser Tage unter mangelhafter Schwuppdizität. Das Allermeiste war wie Waten in Melasse; anstrengend, wenig Progress, das Ziel noch viel zu weit weg, der Weg unklar…

Klar strukturierte Prozesse helfen – manchmal…

Wenn man ein bisschen älter wird, stellt man irgendwann fest, dass Warten manchmal tatsächlich hilft: die Bahn kommt doch (noch), das Gegenüber besinnt sich eines Besseren, die Kinder nehmen Ratschläge plötzlich an und – fast wie von Geisterhand – sind Ideen plötzlich reif, und können zu Papier gebracht oder in Präsentationen gegossen werden. Gerade mit Präsentationen ist das ja immer ein Graus. Sachverhalte so darzustellen, dass das Gegenüber nicht von einer 20-zeiligen Arial-8-Punkt-Buchstabenwüste erschlagen wird, oder aber von 24 Folien pro Sekunde, was im Übrigen einen Film ergibt, ist anscheinend gar nicht so einfach. Andernfalls wären zu viele Animationen und die Schrifttype „Comic Sans“ in Präsentationen endlich ausgestorben! Mal davon abgesehen, dass Präsentationen genau das sein sollen – sie sind dafür gemacht, von einem Erzähler dargeboten zu werden. Ein Foliensatz ist normalerweise dazu da, dass Narrativ des Präsentierenden zu unterstützen. Nicht, es zu ersetzen! Nicht von dessen Kernpunkten abzulenken! Nicht ausgedruckt irgendwo in einem Ordner zu verschimmeln… Sie braucht den lebendigen Vortrag, um wirklich Wirkung entfalten zu können.

Ich wollte bzw. musste mich dieser Tage mit eher abstrakten Sachverhalten befassen, oder besser gesagt mit dem Versuch, diese (be)greifbar zu machen. Das ist niemals einfach, gehört aber nun mal zu meinen Aufgaben. Aber ich war blockiert. Ich kritzelte, wie so oft, meine Notizen, einem Storyboard gleich, in eine passende App auf mein Tablet, schaute mir das entstandene Schaubild an – und verstand Bahnhof und Bratkartoffeln. Obwohl das meine eigenen Notizen waren. Ich kenne diese Situation nur zu gut. Manchmal sitze ich auch vor der Tastatur, während ich einen DIESER Texte verfassen möchte, aber in meinem Kopf will nicht die Ruhe einkehren, die man dafür nun mal braucht. Zumeist lese ich dann aus Verzweiflung irgendwelche Meta-Betrachtungen anderer Leute über das beackerte Sujet, um wenigstens mal meinen Geist joggen zu schicken, wenn mein Körper das schon nicht hinkriegt. Und warte, während die Ideen reifen. Denn tatsächlich ist das ein Reifungsprozess. Akkomodation und Assimilation brauchen ihre Zeit. Und auch wenn die Neuroplastizität des Gehirns in zunehmendem Alter durchaus erhalten bleibt, sind doch die Einpassungsprozesse neuer Wahrnehmungen oft etwas langwieriger. Aber – alte Hunde können sehr wohl neue Kunststücke lernen.

Sehr oft macht der Empfänger die Botschaft…

Manchmal sind anderer Leute Meta-Betrachtungen für mich jedoch weder hilfreich noch sinnvoll, sondern einfach nur Käse – Meta-Feta eben. Allerdings hilft diese reflektierte Feststellung, dass man die Gedanken anderer Personen für Blödsinn hält dennoch dabei, die eigenen Gedanken zu schärfen, indem Abrieb und Sand aus dem Denk-Getriebe gespült werden. Oft genügt die Erkenntnis, dass es überhaupt einen oder mehrere andere Blickwinkel gibt / geben kann. Man muss diese Perspektiven nicht unbedingt spannend oder richtig finden – zu wissen, dass sie existieren, hilft trotzdem weiter. Und so konnte ich heute morgen das zum Abschluss bringen, was mir gestern partout nicht gelingen wollte. Ob’s nun dem Genuß von doch halbwegs schmackhaftem Meta-Feta, dem drohenden freien Wochenende, oder einer eher spielerischen Herangehensweise geschuldet war, spielt am Ende keine Geige. Ein Teil ist abgeliefert, der Rest ist ins Rutschen geraten. Bleibt also etwas Zeit für andere, genauso wichtige Dinge – leben, lieben, labern. Ich laufe gerade zu Form auf. In diesem Sinne – schönes Wochenende.

  • Reynolds, Garr (2013): Zen oder die Kunst der Präsentation. Mit einfachen Ideen gestalten und präsentieren. 2. Auflage. Heidelberg: dpunkt Verlag.
  • Haussmann, Martin (2016): UZMO. Denken mit dem Stift. Visuell präsentieren, dokumentieren und erkunden. 4. Auflage. München: Redline Verlag.
Auch als Podcast…

Der Fluch des Spiegels…

Immer mal wieder, wenn ich mit einer neuen Teilnehmergruppe, einer neuen Klasse, neuen Menschen, die frisch in mein angestammtes Gewerk kommen konfrontiert werde – was durch meine Tätigkeit als Ausbilder einigermaßen regelmäßig passiert – geschieht etwas Seltsames. Einerseits freue ich mich stets auf diese Aufgabe, junge Menschen auf ihren ersten, eventuell prägenden Schritten durch das Labyrinth der Notfallsanitäter-Werdung zu begleiten. Andererseits verspüre ich einen gewissen Widerwillen, weil ich in denen, die da, hoffentlich erwartungsvoll, vor mir sitzen etwas sehe, dass ich auch heute noch an mir selbst hasse – Profilneurosen. Und die sind mächtig. Denn ein nicht unerheblicher Teil der „Neulinge“ kommt heutzutage mit Vorerfahrung auf die Berufsfachschule. Was bedeutet, dass wir ihnen erst mühsam die ganzen Bad Habits aberziehen müssen, die sie sich auf ihren bisherigen Wachenstandorten „erarbeitet“ haben…

Und ich sehe mich dabei selbst; oder besser gesagt, eine deutlich jüngere, arrogantere, unerfahrenere, nervtötendere Version von mir, über die hinauszuwachsen mich Jahrzehnte meines Lebens und die eine oder andere traumatisierene Erfahrung gekostet hat. Ich frage mich dann, ob es wohl eine Abkürzung dahin geben könnte, und muss mir doch jedesmal eingestehen, dass sie wohl allesamt ihre eigenen Erfahrungen machen, in ihre eigenen Untiefen stürzen, ihr eigenes Selbst finden müssen – und dafür das eine oder andere Jahr und den einen oder anderen Rückschlag werden hinnehmen müssen. Das ist der Teil an meiner Arbeit, der mich stets mit Bittersüße, mit entnervender Ambivalenz, aber auch mit einer gewissen Demut erfüllt. Weil ich in diesem Spiegel die Fallen UND die Chancen sehe. Es ist quasi ein Bundle. Du kriegst das eine nicht ohne das andere. Das ist pralles Leben. Was mir immer wieder vor Augen führt, dass dieser Job, bei allen anderen Erfahrungen, die ich gemacht habe, immer noch der Job ist, der mich in mehr als einer Hinsicht erfüllt.

If you can’t stand the heat – get out of the kitchen!

Es gemahnt mich aber auch stest daran, wie wichtig es ist, sich NICHT über diesen Beruf zu definieren. Schlosser, Kaufleute, Informatiker, Forstwirte und Floristen tun das ja auch nicht. Zumindest nicht so sehr, wie es bei den Menschen im Gesundheits- und Sozialwesen ganz offensichtlich häufig der Fall ist. Wir waren schon immer anders, heißt es dann – und viele betonen das offenkundig gerne öffentlich. Ganz so, als wenn es eine Auszeichnung wäre. Ich sehe es heutzutage eher als notwendiges Übel an, und würde mir wünschen, etwas weniger von diesem süßen Gift der Profilneurose genossen zu haben, dass dir die Idee gibt, etwas Besonderes zu sein. Primus inter Pares. Erster unter Gleichen. Denn das sind wir nicht! Ich spreche jetzt mal nur für mich: ich bin nämlich einfach nur ein Typ, der versucht im Rahmen seiner (oft genug begrenzten) Möglichkeiten ein gutes Ergebnis für jene zu erzielen, die ihm anvertraut wurden – egal ob als Patienten oder als Auszubildende. Wobei ich ja seit geraumer Zeit keine Patienten mehr zu sehen bekam. Nichtsdestotrotz gilt mir die Feststellung, einfach nur Mensch zu sein, sehr viel!

Ich war mal wieder in dieser speziellen Situation. Noch dazu in der Abgeschiedenheit eines Teambuilding-Events. Und stehe – wie stets – vor den gleichen komplexen Fragen: wie sehr ich sie an mich ranlassen möchte? Wie sehr ich manche von ihnen jetzt schon schütteln möchte? Wie ich ihre Chancen einschätze, sich NICHT von der Profilneurose bestimmen zu lassen? Wie sympathisch sie mir sind? Was es wohl kosten wird, sie auf den „rechten Weg“ zu bringen? Antworten sind Mangelware, aber meine Motivation ist groß. WIr werden sehen. Ich wünsche euch eine gute Woche; und hoffe, dass ihr auch mal in diesen verfluchten Spiegel schaut. Bis die Tage…

Auch als Podcast…

Zwischenruf aus der Arbeitswelt – Schuften, bis die Schwarte kracht?

Ich las dieser Tage einen Artikel mit dem klangvollen Namen „Karriere? Nein, danke“ auf Zeit Online. Die Autoren stellen dar, dass es immer mehr Menschen gibt, die offenkundig kein Interesse (mehr) haben, im Namen der Karriere unnötig viel Lebenszeit auf den Altären ihrer Arbeitgeber zu opfern. Die dramatische Überspitzung mag man mir verzeihen; aber auch im 21. Jahrhundert sind auf Seiten der Arbeitgeber der Zwang zum Präsentismus, die Erwartung von dauernder Verfüg- und Erreichbarkeit, die „Ich zahle, du springst“-Haltung, sowie Kontrollzwang und Micro-Management immer noch an der Tagesordnung. Obwohl man schon lange wissen könnte, dass derlei sowohl für die Organisationsentwicklung, als auch für die individuelle Leistungs-Motivation tödlich ist! Das lassen wir als Arbeitnehmer heutzutage nicht mehr gerne mit uns machen. Man sollte an dieser Stelle einmal ganz klar sagen, dass es Humankapitalisten (hohes Qualifikations-Niveau => hoher Arbeitsmarktwert und auch höhere Job-Mobilität) und Humanpauperisten (geringes Qualifikationsniveau => geringer Arbeitsmarktwert und geringe Job-Mobilität) gibt. Dieses Dilemma lässt sich im Moment noch nicht auflösen, obwohl es Ansätze gibt, dem entgegen zu wirken. Etwa höhere Mindestlöhne und bessere Qualifizierungsangebote. Ich weigere mich jedoch, als Humankapitalist auf die Früchte meiner Arbeit zu verzichten. Insbesondere, wenn es sehr einfach wäre, manche Sturkturen einfach anzupassen.

Wär das nicht manchmal schön…?

Wenn man Veränderungen herbeiführen will, gibt es auf Arbeitgeberseite immer mehrere Argumente dagegen: da wird gerne der Betriebsfrieden angeführt. Doch, pardon, was kann ich dafür, wenn wir in Deutschland in einer Neidgesellschaft leben? Ich hasse den Begriff Leistungsträger, weil dieser viel zu oft von Leuten missbraucht wird, die genau das nicht sind. Dennoch erwarte ich mittlerweile ein gewisses Entgegenkommen, wenn es um die Strukturierung meiner Arbeit geht. Und das ist keine Rosinenpickerei, wie das manchmal gerne auf der anderen Seite dargestellt wird, sondern eine Notwendigkeit, endlich aus dem 9-to-5-Officecubicle-Denken herauszukommen, welches Motivation und damit Leistung eher behindert, als fördert. Es wird auch immer gerne über (zu) viele Zugeständnisse gesprochen, die der Arbeitgeber nicht machen möchte. Was ich dabei allerdings nicht verstehe ist Folgendes: welches Problem aus einem ein Zugeständnis entsteht, dass den Arbeitgeber keinen lumpigen Euro kostet, mir aber das Leben erheblich erleichtert? Und natürlich – das wird nie offen gesagt, ist aber in jedem Zeilenabstand lesbar – geht es um die Kontrolle von Workloads. Darum, ob man (Arbeitgeber) für sein Geld auch Leistung bekommt. Als ob man das daran ablesen könnte, das jemand im Büro anwesend ist. Aber hey, willkommen in der Kontroll-Illusion des 21. Jahrhunderts.

Reden wir doch mal über Vertrauen! Der Arbeitgeber verlangt von mir, dass ich in die sachliche Richtigkeit seines Handelns vertraue. Dass das Gehalt, die Zuschläge, die Steuern und Sozialabgaben schon korrekt berechnet wurden, und der Rest pünktlich ausgezahlt wird. Dass ich natürlich die Arbeitsmittel zur Verfügung gestellt bekomme, die ich in jedem Fall für die Erfüllung meiner Aufträge benötige. Dass ich gemäß der üblichen Konventionen höflich und mit Respekt behandelt werde… Moment mal? Gehört zu respektvollem Umgang nicht auch Vertrauen bis zum Beweis mangelhafter Vertrauenswürdigkeit? Will heißen – kann ich nicht auch erwarten, dass man mir Vertrauen hinsichtlich meiner Loyalität und meines Fleisses entgegen bringt? Oder sind alle Chefs immer noch Anhänger der „Theory X“? Ganz ehrlich – ich weiß es nicht, weil wir ja keine LED-Displays in der Stirn haben. Vielleicht will ich es auch nicht wissen, und einfach weiter hoffen, dass ich doch noch etwas mehr ändern kann, obschon ich neulich einen Dämpfer bekam, der auch von meinen Mitarbeitern jetzt nicht so gut aufgenommen wurde. Einstweilen arbeite ich daran, dass mein eigenes Loyalitätslevel nicht zu sehr angegriffen wird. Ich wünsche morgen einen erfolgreichen Start in die (Arbeits)Woche. Mögen Vertrauen und Transparenz mit euch sein…

Auch als Podcast…

Ja wo fließt’s denn hin…?

Panta Rhei – alles ist im Fluss. Altgriechisches Geblubber klingt natürlich gelehrsam, tatsächlich bin ich aber einfach nur dieser Tage bei Lesen eines Studienskriptes wieder über diesen Ausruf gestolpert. Und irgendwie stimmt der ja auch: Wer sich nicht bewegt, wird bewegt! Nichts ist so beständig wie der Wandel! Und so weiter. Alles mit einem griffigen Schlagwort abgefrühstückt. Es sind solche Redewendungen, die mir mittlerweile fast noch schlimmer sind, als das Geblubber der Kommentarspalten-Fumarolen in den asozialen Medien; derlei Schmonz soll etwas darstellen. In meinem letzten Post habe ich mich, mehr als nur ein bisschen, über Jugendsprache mokiert. Heute ist zur Abwechslung mal die selbsternannte Inteligenzia dran. Das Rotweinsaufende Bildungsbürgertum mit seinem arroganten „Hochkultur-ist-besser“-Duktus und seiner unerträglichen Klugscheisserei. Einer meiner Freunde sagt immer, zum Klugscheißen müsse man halt klug sein. Was er eigentlich sagen möchte: ICH bin klug. Ich sage, zum Klugscheißen muss man einfach nur einen Haufen nutzlose Fakten zu Smalltalk-Themen auswendig gelernt haben, und das Ego besitzen, diese als wichtig verkaufen zu können, et voilá: man kann sich klug fühlen. Zur Ehrenrettung der Rotweinsäufer (zu denen ich gelegentlich ja auch gehöre): ich war früher keinen Deut besser. Null Weisheit, viel Inselwissen und eine große Klappe. Nun ja, selbst Idioten wie Bushido sagen ab und zu mal was wahres: Zeiten ändern dich.

Mit der Unterscheidung zwischen Hoch- und Popkultur konnte ICH ja eh noch nie was anfangen. Ich stelle mir immer vor, wie ich mal 150 Jahre in die Zukunft reise, in so einem Musensaal werden Werke von John Williams gespielt, und die Leutchen sind ganz ergriffen vom „Imperialen Marsch“ aus Star Wars – und preisen das Genie dieser klassischen Komposition… 😉 Kulturprodukte sind halt genau das: Bücher, Fotos, Filme, Musikstücke, etc. die aus dem Prozess Kultur hervortreten (man nennt das mit einem Fachwort „emergieren“) und von den Menschen dann als Ausdruck ihres eigenen Kulturschaffens wahrgenommen werden. Und manchmal braucht es halt eine Weile, bis man den wahren Wert mancher Dinge erkennt. Um die Büste der Nofretete haben sie bestimmt auch lange gefeilscht, als die damals neu im Laden stand. Die meisten Bilder seit der Rennaissance, die heute in irgendwelchen schicken Museen hängen, waren Auftragsarbeiten. Der Fluß der Zeit und das Entstehen eines Marktes für Kunst generieren ein Preisschild für etwas, das am Anfang einfach nur Ausdruck menschlicher Kreativität war. Hm… irgendwie besteht dann ja doch noch Hoffnung für mich…

Das mit dem Thema Fließen kam übrigens so: ich habe mir gestern ein Buch über Zeitmanagement gekauft. Ja, ja, ausgerechnet ich, der Ratgeberbücher ungefähr so nützlich findet, wie Bauchschmerzen an Heiligabend. Zu meiner Verteidigung: es war eine Empfehlung eines meiner Profs. Ich fand es beim ersten Überfliegen… na ja. Ich habe tatsächlich schon mal mal nutzloser 12,99€ verbrannt. Zum Beispiel an irgendeinem früheren Sylvester. Was habe ich mir auch gedacht? Das irgendjemand auf 180 höchst konventionell möchtegern-modern designten Seiten das Rad neu erfindet? Schwamm drüber. Der einzige Ratschlag daraus, den ich angenommen habe, war einer, den ich eh schon lange im Herzen mit mir herumtrug. Mach mal eine Mindmap zu deiner Zeitnutzung. Ich weiß jetzt, dass ich mehr Zeit für meine (visuelle) Kreativität brauche, und dass ich mehr delegieren sollte. Wow… total neu, die Erkenntnis. Hey, immerhin saß ich dabei auf einer sonnendurchfluteten Wiese am Stefanienufer an einen Baum gelehnt im Gras, und habe mich frei und halbwegs entspannt gefühlt. Man muss die kleinen Dinge ja auch wertschätzen können.

Man fragt sich immer mal wieder nach der eigenen Motivation für Dieses oder Jenes, und sucht sich dann manchmal tatsächlich etwas Neues Anderes, um dafür seine Zeit zu nutzen. Oder doch zu verschwenden? Ganz gleich, wie viel Zeit fließt, während man Dieses oder Jenes, oder auch mal das Neue Andere dann tut (oder auch sein lässt – das nennt man dann Müßiggang, und es ist eine wahre Kunst! 🙂 ) – man selbst definiert, ob diese Zeit nützlich oder verschwendet war. Selbst, wenn mein Arbeitgeber mich für ein definiertes Aufgabenportfolio bezahlt, und ich diesen Aufgaben pflichtschuldigst nachgehe, liegt es in meinem Ermessen, ob meine Zeit dabei verschwendet wird – oder nicht! Diese Freiheit kann mir niemand nehmen. Interessant wird diese Betrachtung erst dann, wenn ein subjektives Missverhältnis zwischen Nutzen und Verschwendung entsteht. Dramatisch ist das schon, wenn sich das Missverhältniss in dem Sektor eines Lebens findet, auf den man, auf Grund vertraglicher Verpflichtungen, nur begrenzten Einfluss hat: dem Job. Denn das kann die Existenzgrundlage in Frage stellen. Passiert das hingegen im privaten Umfeld, ist es ein Unglück, weil es die eigene Identität bedroht. Was jetzt schlimmer wäre, muss wohl jeder für sich selbst entscheiden.

Ich bin im Moment im Fluss – sogar im Flow. Halbwegs entspannt, produktiv, kreativ und mit den allermeisten Dingen im Reinen. Und doch verspüre ich immer mal dieses leise Nagen im Hinterkopf, dass mir wohl sagen möchte, dass es an der Zeit wäre, sich etwas Neuem Anderen zuzuwenden. Mal schauen, womit ich mich dieses Mal ablenke. Vielleicht schreibe ICH ja mal ein Ratgeberbuch über Zeitmanagement? Ich wünsche einen schönen Abend.

Auch als Podcast…