Ich erblickte dieser Tage auf dem Wochenblattkalender „Erbauliche blöde Sprüche 2024“, welchen die beste Ehefrau von allen mir zum letzten „Sol Invictus“ – sorry, ich meinte natürlich „Weihnachten“ – vermacht hat folgendes: ES KOMMT OFT ANDERS, WENN MAN DENKT! Tja… kommt schon hin. Immer wieder passieren diese „hold-my-beer!“-Dinger, bei deren Beschreibung man sich fragen muss, wie viel Schlimmes ein einziges Kondom hätte verhindern können; insbesondere bei Kerlen. Passend dazu sah ich heute einen Beitrag über männliche Selbstüberschätzung und den Umstand, dass es eben vor allem Kerle sind, die ihr eigene Potenz in jeglicher Hinsicht maßlos überschätzen. Natürlich füllte sich die Kommentarspalte dann auch sofort mit diesen „Ohne männlichen Forscherdrang säßen wir heute noch in Höhlen“-Buddies, die den Unterschied zwischen NEUGIER und SELBST-ÜBERSCHÄTZUNG nicht mal dann verstehen würden, wenn man ihnen das mit einer von phönizischen Steinmetzen handgedrechselten Stele in ihren schlaffen Leib prügeln würde. Ja, ja Jungs, Gott weiß alles, Ihr wisst alles besser, schon klar – jetzt geht brav mit den Zwiebeln spielen, während die Erwachsenen euch euer Digitalspielzeig für den Rest des Tages wegnehmen. Echt, ich kann dieses typisch männliche EGO-Gehabe nicht mehr ab. What separates the boys from the men? Sicher kein Parfüm, aber die Weisheit, öfter mal einfach die Fresse zu halten, wenn es nix zu sagen gibt, dass der Sache dienlich ist, sondern nur dem eigenen Geltungsbedürfnis. By the way: manche boys sind 50+…
Ich habe dieser Tage eine nice Achterbahnfahrt erlebt und bin momentan schon wieder auf verschiedene Arten gefordert. Da ist es doch ganz gut, dass ich ein paar Tage am Stück Energie tanken darf, bevor es wieder richtig zur Sache geht, nicht wahr. Ich bin eines dieser faulen Schweine, die sich einen „Brückentag“ gönnen; einfach weil ich den brauche. Egal. Neue Story: ich kam gestern erst recht spät vom letzten Videocall ins Privatleben zurück und habe erst mal nach der kleineren Tochter gesehen. Die braucht im Moment etwas mehr Aufmerksamkeit, die ich leider nicht immer gebe(n kann?). Deshalb war es ein besonderer Moment. Dieser mündete darin, dass ich eine selbsterfundene Gutenacht-Geschichte mit ein paar ihrer (meiner…?) Lieblingskuscheltieren als Protagonisten erzählt habe… bis mir die Ideen ausgingen! Woraufhin sie prompt die beste Ehefrau von allen mit der gleichen Aufgabe behelligte. Der Gesichtsausdruck meiner Gattin war unbezahlbar und ich konnte nur schulterzuckend erwidern „…meine Schuld, ich hab‘ sie auf den Geschmack gebracht“. Die Moral von der Geschicht – leicht ist das Vatersein selten bis nicht! Ich habe seit jeher ein ambivalentes Verhältnis zum Vatertag: erstens sehe ich nicht ein, warum man lautstark mit einem Bollerwagen durch den Wald ziehen muss, bis man bier-/schnapsselig den Geist aufgibt und dann vom RTW abgeholt werden muss; das hat mich aus beruflicher Sicht immer brutal angekotzt. Zweitens sind viele der Teilnehmer überhaupt keine Väter und drittens müsste man als Vater erst mal seine Pflichten getan haben, bevor man sein Vatersein feiern darf; diesbezüglich ist noch VIEL Luft nach oben. Dennoch ging ich heute so meine paar Kilometer am Rhein entlang, damit ich durch meinem „supergesunden“ Lebenswandel nicht vollkommen platze und bemerkte wieder diese Mattigkeit, die mich letzthin häufig befällt, wenn da zu viele andere Menschen sind. Immerhin blieb ich von „VÄTERN“ und BOOMBOXEN verschont.
Was ist Vater-Sein? Ich weiß es nicht genau, aber es erschöpft sich NICHT darin, genug Geld zu verdienen und ab und zu einen winzigen Futzel Haushalt zu erledigen. Es bedeutet aber ebensowenig, sich in jeden Scheiß der „Lieben Kleinen“ einmischen zu müssen; immerhin sollen die ja irgendwann auf eigenen Beinen stehen können. Parenting ist also ein wenig wie Gerüstbau – nur ohne Plan, Dübel, Schrauben, Fangnetz. Dafür aber mit rostigen Stützen und morschen Planken. Schönen Dank für nix, Universum! Ich bin KEIN guter Vater, zumindest fühle ich mich nicht so, weil ich doch manchmal zu wenig präsent war und bin. Ich bin aber auch KEIN schlechter Vater, weil ich immer noch genug positriven Einfluss üben kann und das Gefühl gewinne, dass nicht alles Mühen umsonst war. Die Große erzieht sich ab jetzt eh weitestgehend selbst, scheint dabei aber einen halbwegs funktionstüchtigen Kompass mitbekommen zu haben. Mehr kann man sich kaum wünschen, oder? Was ist also der Vatertag heute für mich? Zuvorderst ein willkommener Anlass, nicht allzuviel mit anderen Menschen zu tun haben zu müssen und ein wenig Zeit für mich selbst abzwacken zu können. Also irgendwie Gelassenheit und Kraft tanken zu können für die nächsten Hürden. Auch da kann man sich wenig mehr wünschen; insbesondere mit meinem Faules-Schwein-Move Brückentag. Einstweilen genieße ich das schöne Wetter und überlege mir, was ich morgen anlässlich einer Feier über Freundschaft sagen könnte. Vielleicht erzähle ich euch das auch – aber ein anderes Mal. Bis dahin: Happy Uplifting, ihr lustigen Menschen…