Wir verlieren Energie…!

Nun hatte mich auch ein Infekt niedergestreckt! Immerhin, das hat mich gezwungen, zu Hause zu bleiben, viel zu schlafen (ist ja auch noch Winter, nicht wahr), in aller Ruhe mal ein Buch zu lesen und gelegentlich zu schreiben, wenn mir danach war, das Bett zu verlassen. Mein Körper schien der Meinung zu sein, dass sich wieder in die Arbeit zu stürzen doch keine SO gute Idee sei. Wer bin ich, dass ich da widerspreche. Ich habe der besten Ehefrau von allen gegenüber die Tage geäußert, dass die Solitude und die Gelegenheit, etwas in aller Ruhe zu tun mir zur rechten Zeit noch einmal die Batterien gefüllt haben. Außerdem habe ich in den letzten Tagen gekeucht wie ein 1928er Lanz Bulldog und erst seit kurzem kann ich wieder die Treppe ins 3. OG gehen, ohne Atemnot zu bekommen… Es mag ein wenig egoistisch klingen, aber ich habe diese physisch durchaus anstrengenden Tage genutzt, mich NICHT mit dem Scheiß zu befassen, der mit Sicherheit am Arbeitsplatz auf mich wartet. Ich bin letzthin endgültig zu der Erkenntnis gelangt, dass der alte Deal “Lebenszeit gegen Kohle” für mich nun neue Grenzziehungen beinhaltet. Will heißen – wer nur für 40h bezahlt, bekommt fürderhin auch keine 50 mehr. Meine Gesundheit hat mir nämlich ins Ohr geflüstert, dass ich die Scheiße sein lassen soll! Ich habe es außerdem satt, anderer Leute hausgemachte Probleme lösen zu müssen, um dann dafür auch noch eine an den Sack zu bekommen, warum das denn nicht alles besser gelaufen sei. Die sollen froh sein, dass es überhaupt noch läuft…!

Vielleicht mein neues Logo…

Ein entscheidender Hinweis, dass meine Streitbarkeit grade wieder ihre kritische Masse zu erreichen droht, ist der Umstand, dass ich wieder mit zunehmendem Enthusiasmus und gelegentlich sarkastischem Tonfall an politischen Diskussionen im semi-öffentlichen Raum (spezielle Foren) teilnehme. Jedes Mal endet das in einem Fiasko, weil ich irgendwann von den ganzen minderinformierten, teilintelligenten Subsistenzen, den Hardcore-Nazis, den Selbstdarstellern und dem ganzen anderen humanoiden Geschmeiss dermaßen die Schnauze vollhabe, dass ich mich genervt von allem abmelden muss. Ich bin so stolz auf mich, dass ich seit mittlerweile bald drei Jahren Facebook fernbleibe. Zuletzt hatte mich die Community dort nur noch angekotzt und wenn ich die aktuellen Diskussionen rings um die Zuckerberg’sche Bullshit-, Desinformation- und Erregungs-Verbreitungsmaschine so ansehe, habe ich NICHTS verpasst. Auch das Spiel, Nazis zu reizen und zu triggern, bis man sie melden und sperren lassen kann verliert irgendwann seinen Reiz. Ich las die Tage auf Zeit Online, dass Social Media tot sei. Ist schon interessant, dass auch Media-Redakteure, wenn auch mit sieben bis zehn Jahren Verspätung bemerken, dass etwas nicht stimmt. Hätte man auch 2011 schon wissen können. Evgeny Morozov hat es damals in seinem Buch “The Net Delusion. The dark side of internet freedom.” schon dargelegt, wo die Probleme liegen. Nun ja, besser spät als nie, dass man erkennt, wie in beinahe allen Antisocial-Media-Plattformen a) Anonymität Asozialität gebiert, b) die Konzerne zu viel Macht über die Inhalte haben und sich c) dennoch weigern, sinnvoll moderierend einzugreifen – und sich dabei hinter der Lüge verstecken, neutral sein zu wollen. Vielen Dank für nichts!

Bislang konnte ich mich halbwegs zurückhalten und meine Energie NICHT auf diese Weise zu verschwenden. Denn, selbst wenn manche Plattformen einem anfangs die Möglichkeit eröffnet hatten, sich mit Menschen zu vernetzen, mit denen man Interessen oder eine Vergangenheit teilte, so wird dieser vermeintliche Mehrwert allzu oft durch das idiotische Verhalten einzelner drastisch konterkariert; ich verweise noch mal auf a) Anonymität gebiert Asozialität! Denn das gilt auch unter vermeintlich Gleichgesinnten; und selbst dann, wenn manche Leute mit Klarnamen agieren. Schlicht, weil sie sich durch die physische Distanz asynchroner Kommunikation unangreifbar wähnen. Ich habe schon so manchem gesagt, dass er sich dieses dumme Gelaber Face-to-Face niemals trauen würde. Nur sehr, sehr wenige wollten aus vollem Herzen widersprechen… Aber darum geht es gar nicht. Es geht um Energie. Und zwar jene Energie, die jede:r von uns braucht, um irgendwie durch den Tag zu kommen, den Shit gerockt zu kriegen, sich halbwges wertvoll fühlen zu dürfen und irgendwie einen Sinn in diesem ganzen Chaos erkennen zu können. Antisocial Media schaffen es irgendwie, denn allzu schwachen, allzu naiven, allzu geltungsbedürftigen, allzu gierigen, allzu arroganten das Gefühl zu geben, durch ihre televerbalen Absonderungen einen Grad an Wichtigkeit zu erlangen, der sie die Mauer der nächsten Sekunde vergessen lässt. Ich glaube ja, die tun das – also das Verbreiten von so viel Scheiße – alle nur, um die entsetzliche Energie- und Kreativitätslose Leere in ihren Seelen vergessen zu können. Was für arme Würstchen…

Selbst mit müdem, hustengeschütteltem, fieberwattigem und medikationsgedämpftem Körper habe ich immer noch genug Selbstachtung, mich bewusst NICHT auf diesen absurd masochistischen, Energie und Zeit raubenenden, sinnbefreiten Wettlauf um fremder Leute Aufmerksamkeit einzulassen, den Influencer, Content-Creator und sonstige Sendungs-bedürftige Kreaturen der Websphere “Social Media” zu nennen immer noch die unfassbare Frechheit besitzen! Ja, ich poste auf Insta, weil es mir Spaß macht. Aber es ist mir Wumpe, ob ich 4, 40, 400 oder 4000 “Follower” habe. Als wenn nachbearbeitete Landschafts- und Architekturfotografie ein Kult wäre. Soll ich da jetzt sonntäglich ‘ne Messe lesen oder was? Habt ihr alle Lack gesoffen? Mal davon abgesehen, dass die Accounts mit den meisten Followern zumeist solche sind, bei denen halbwegs ansehnliche nackte Haut eine gewisse Rolle spielt. Sex Sells! War schon 1000 v. Chr. so, warum sollte sich das ändern, nur weil jetzt eine technische Übertragung dazwischen steht? Ist nichts weiter als funktionaler Narzissmus: “Seht her, wie schön ich bin!” Aber sich auf der anderen Seite über den Male Gaze oder weiblichen Sexismus (JA, den gibt’s auch) beklagen… auch ‘n kleines bisschen bigott oder…? Ne, ne, da bleibe ich alter Zausel lieber bei meinem Blog, ab und zu #nem Video und damit hat es sich. Meine Energie fließt in solche (durchaus kritischen) Texte, wie diesen hier, in mein Buchprojekt, andere ideen, an denen ich gerade arbeite, meine Hobbies (allen voran Pen’n’Paper) – und zu den bezahlten Zeiten in meinen Job. Und feddich. Schönen Sonntag…

  • Morozov, E. (2011): The Net Delusion. The dark side of internet freedom. New York: Public Affairs.

New Work N°20 – Partizipation Ahoi!

Mit verlässlicher Regelmäßigkeit treiben die Medien – stets befeuert von den üblichen Verdächtigen, wie etwa verschiedenen Lobbyvertretern – irgendwelche Säue durchs Dorf! Nun sind Zeitdiagnosen ja auch so ein Ding. Bevor man nämlich anfängt, die Gondeln Trauer tragen zu lassen, sollte man sich vielleicht an ein paar wichtige Fakten über sozio- und psychometrische Messungen erinnern, die vielleicht ein wenig den Druck aus mancher Debatte zu nehmen vermögen: a) Verzerrungen durch aktuelle Laune lassen sich nur unzurechnend heraufiltern. b) sozial erwartbares Antworten verschiebt die Ergebnisse ebenso wie c) der Befrager-Bias und d) der Umstand, dass Korrelation nicht Kausalität ist. Andernfalls würde uns die Wirklichkeit nicht immer wieder überraschen, obschon die Statistik frecherweise etwas Anderes vorhergesagt hatte. Von der, je nach Auftraggeber in die eine oder andere Richtung ausschlagenden, bewussten Einflussnahme auf das spätere Ergebnis durch normativ orientierte Gestaltung der Items in einem Fragebogen will ich an dieser Stelle gar nicht erst anfangen… Wenn also irgendjemand die Behauptung aufstellt, nachgewiesen haben zu wollen, dass die Arbeitsmotivation in Deutschland unter aller Sau sei, dann muss man Fragen: welchen Zweck verfolgt eine Unternehmensberatung wie Ernst & Young (ja, das sind die, die Wirecard verkackt haben) mit so einer Mitteilung, zu einer Zeit, wo gerade eine öffentliche Debatte über die Wiedereinführung von Karenztagen geführt wird? Sieht für mich nach sauber manipulativer Lobbyarbeit aus – und sonst nichts. Aber, und dieser Einwand ist auch für einen Kapitalismuskritiker wie mich relevant, gewiss sind diese Zahlen nicht vollkommen aus der Luft gegriffen. Man hat ja vermutlich real irgendwelche Menschen befragt. Was bedeutet, dass irgendwo ein Hund begraben liegen MUSS, nicht wahr…?

Nun kann ich zumindest mit anekdotischer Evidenz dienen und die stützt durchaus die These, dass es bestimmte Voraussetzungen braucht, damit ein gedeihliches und damit motivierendes Arbeitsumfeld entstehen bzw. bestehen bleiben kann. Und da spielt doch tatsächlich so gut wie immer auf den vordersten Plätzen die Möglichkeit mit, Einfluss auf die Gestaltung der eigenen Arbeit nehmen zu können! Potzblitz! Wer hätte aber im frühen 21. Jahrhundert auch gedacht, dass sich Menschen nicht mehr nach klassischer Gutsherrenart dominieren lassen wollen? (Und ja, ich weiß, dass es schon immer Menschen gab und noch gibt, die dafür sogar Geld zahlen…) Nun könnte man sich gewiss auf den Standpunkt begeben, dass es doch schon zahlreiche Möglichkeiten zur Einflussnahme für die Arbeitnehmer:innen gibt. Seit den ersten Sozialgesetzen haben sich Menschen in abhängiger Arbeit einiges an Rechten erkämpft, welche nach reinen BWL-Gesichtspunkten die Bilanzen von Unternehmen belasten; und dies aus Sicht nicht weniger Unternehmer über Gebühr! Ich werde hier jetzt nicht anfangen, irgendwelche mehr oder weniger angestaubten Sozialtheorien rauszukramen, aber wie wäre es hiermit: in einem Land, das zusehends überaltert, dessen Wohlstand von der Klimakrise sowie zahlreichen, teils bewaffnet ausgetragenen Konflikten und einem sich rapide verändernden politischen Weltklima bedroht ist und dessen Bürger:innen dennoch immer noch nicht zur Kenntnis nehmen wollen, dass die Party endgültig zu Ende ist, wäre es ein total erfrischendes, ja geradezu radikales Konzept, sich gemeinsam auf SOLIDARITÄT zu besinnen. Und jetzt ratet mal, was es dazu bräuchte…? Ja richtig, eine WESENTLICH gerechtere Verteilung der Gestaltungsmacht. Und ich rede noch nicht mal von Ressourcen, das kommt erst irgendwann später; dafür allerdings zwangsläufig.

Anstatt also dem ständigen Lamento aus den üblichen Wirtschaftslobbykreisen zuzuhören, sollten wir lieber den Menschen zuhören, welche die Wertschöpfung auch tatsächlich erzeugen. By the way: wie kann sich dieser arrogante Volldepp von der Allianz, dieser realitätsentrückte Anzugträger mit seine SIEBEN MILLIONEN JAHRESGEHALT entblöden, alle Arbeitnehmer:innen in der bunten Republik unter den Generalverdacht des schuldhaften Blaumachens zu stellen? Wofür bekommt dieser lächerliche Fatzke denn das viele Geld? Ist dessen Wertschöpfung wirklich EINHUNDERT MAL SO GROSS wie meine? Kann ich mir nicht vorstellen, denn vermutlich ist der auch nur durchschnittlich intelligent und hat auch nur zwei Hände und einen Kopf. Und vermutlich in seinem ganzen Leben noch nie eine Entscheidung über Leben und Tod treffen müssen; zumindest nicht bewusst. Was wir statt solcher Empathiebefreiter Luftpumpen brauchen, ist mehr Transparenz in allen Prozessen, mehr Beteiligung der tatsächlichen Leistungsträger an Entscheidungen, wo diese auch die Expertise dazu besitzen – und das ehrliche Bemühen, ihnen diese Expertise auch zukommen zu lassen, wo und wie auch immer dies möglich ist. Was wir jedoch nicht mehr brauchen, sind weitere kurzfristige, selbstherrliche Hinterzimmer-Entscheidungen, die nur an den verdammten Quartalszahlen und ominösen KPIs ausgerichtet werden, von denen die wirklich Ausführenden überhaupt nicht verstehen, was diese Modellieren sollen. Davon haben die Menschen nämlich die Schnauze voll – oder um es mit Iron Maiden zu sagen: “I AM NOT A NUMBER! I’M A FREE MAN!” Die Zahlen von EY bedeuten damit nur eines: gebt uns unsere Selbstbestimmtheit zurück, soweit auch nur irgend möglich! Wir wollen niemandem sein Unternehmen oder seinen Wohlstand wegnehmen. Wir wollen einfach nur die Chance bekommen, den Shit selbstbestimmt zu rocken! Über die damit untrennbar verbundene Frage nach einem Weg dies mit größerer Nachhaltigkeit und Ressourcen-Effizienz zu tun, die wir brauchen, damit die Kölner Bucht ihren Namen nicht irgendwann verdient, reden wir bei anderer Gelegenheit. In diesem Sinne… einen guten Start in die neue Woche.

Retrodingsbums… ach ihr wisst schon, Jahresende und so…

Ich habe seit über einem Jahr so ‘ne Zettelbox im Regal neben meinem Schreibtisch stehen. Da werfe ich gelegentlich Gedanken, Ideen, Gute Erfahrungen etc. hinein; also auf Papier, nachdem ich diese auf so kleine Zettelchen geschmiert habe. Und es überrascht mich immer wieder dass ich nicht nur a) meine Sauklaue Monate später noch entziffern kann, sondern b) auch das eine oder andere darauf steht, dass mir Mut macht. Ich habe diese Box mit ein paar Sprüchen beklebt. Einer davon ist von Clive Staples Lewis, dem Autor der “Chroniken von Narnia” und gutem Freund von Tolkien. Er lautet: “Isn’t it funny how, day by day, nothing changes, but when you look back, everything is different…?” So kommt mir das Jahr 2024 vor. Viel Scheiße ist passiert, die mich zwischenzeitlich immer wieder an den Rand meiner Kräfte gebracht hat (und das vermutlich im neuen Jahr gleich wieder tun wird); und doch kann ich eine Bilanz vorweisen, mit der ICH weitestgehend zufrieden sein dürfte, wenn ich zu diesem Gefühl mit Blick auf meine Arbeit derzeit fähig wäre. Also, Schwamm drüber. Anstatt über die Vergangenheit zu jammern, die – wenn ich meinen Zettelchen glauben Schenken möchte – doch mit einigen Siegen garniert war, soll es ein, nicht immer ganz ernst gemeinter Rückblick werden. Denn richtig ernst nehmen kann ich die ganze Scheiße erst ab dem 07.01.2025 wieder…

  • Ich habe etwas dazu gelernt: nämlich dass es nicht auf die Größe des Scheißhaufens ankommt, sondern auf die Einstellung des Betrachtungswinkels. Dinge im Okular können gelegentlich viel größer sein, als sie erscheinen, aber sind es nicht doch die kleinen Dinge, die besondere Freude bereiten? Also: einfach den Blickwinkel einstellen, bis die Größe passt! Oder Blattgold drauf kleben, wie manche das im QM immer machen. Aber Obacht – auch funkelnde Dinge können furchtbar stinken…
  • Das war aber nicht das Einzige: ich weiß jetzt auch, dass ich den Satz “Wir sind auf einem guten Weg!”, begleitet von der im Windschatten lauernden Killerphrase “Das sind doch auch unsere Ziele!” abgrundtief hasse! Haben die jetzt ein Geheim-EEG installiert und glauben ernsthaft, darauf sähe man, was ich denke? Mal davon ab, dass ich meine Ziele oft genug selbst erst mal rausfinden muss. Dem Himmel sei Dank werden wir nicht mit LCD-Displays in der Stirn ausgeliefert, die unsere Gedanken live ausgeben, sonst wäre ich wahrscheinlich geflogen.
  • Ich kann jetzt beinahe fließend Bullshit-Sprech: meine KPI (Key Performance Indicators) sind mit dem Überzeugungs-Effizienz-Faktor ÜFF, dem Überlastungs-Resilienz-Koeffizienten ÜRK und der Dummes-Geschwätz-Konter&Terminierungs-Zahl DG-KoTZ hinreichend beschrieben und werden akribisch gemonitored und reported – und zwar nur an mich. Laufen die Zahlen aus dem Ruder, laufe ich davon. Easy, oder…?
  • Wo wir doch gerade beim Lernen sind: manche Menschen (und JA, ich meine damit Azubis) sind stinkfaul und noch dazu so arrogant, ernsthaft zu glauben, das meine Kolleg:innen und ich zu blöd sind, es mitzukriegen, wenn sie generative KI benutzen, um sich das Leben einfach zu machen – Leute, nur zur Info: ich gebe Fortbildungen zu dem Thema, also werdet erwachsen und erledigt euren Scheiß gefälligst selbst! Damit kommen wir doch tatsächlich schon direkt zum nächsten Punkt…
  • KI in meinem Leben: spielt mittlerweile eine gewisse Rolle. Sie kann nämlich helfen, die Arbeitseffizienz zu steigern, wenn sie punktuell sachgerecht eingesetzt wird. Und obwohl das so ist, stehe ich immer noch auf dem Standpunkt, dass wir uns erst richtig mit der menschlichen Dummheit befassen sollten, bevor wir es so richtig mit künstlicher Intelligenz versuchen können. Man muss sich nur diese selbstherrliche, tech-affine, vollkommen durchgeknallte antidemokratische Hohlbirne anschauen, die einst illegal aus Südafrika in die Staaten eingewandert ist, um zu wissen, was ich fürchte. Ja, ich meine Elon Musk, Faboys- and girls. Wann wandert dieses Stück Scheiße ENDLICH auf den Mars aus…?
  • DIE KOMFORTZONE: Heidewitzka, was habe ich dieses Jahr oft darüber referiert, dass NIEMAND in der Komfortzone gut und nachhaltig was lernt! Es wirkt nicht immer so, als wenn die zuhören würden (siehe oben), aber ich habe dabei ernsthaft noch einiges über mich selbst erfahren; und wie es mir gelingen kann, besser zu werden. Ich bin jetzt ein gereifter Hund, aber neue Kunststückchen lerne ich immer noch gerne (siehe KI-Nutzung). Ich habe neuen Kram schon immer gerne spielerisch erforscht – und ich durfte feststellen, dass das auch 2024 wieder gut funktioniert hat. Den Drive nehme ich nach 2025 mit. ABER… spielerisch bedeutet nicht mühelos und schon gar nicht auf der Couch liegend – selbst, wenn es nur eine mentale Couch ist.
  • A propos Spielen: ICH WILL NOCH MEHR ZOCKEN! Aber… man kann getrost festhalten, dass auch das Jahr 2024 (und damit das 35. Jahr meiner Pen’n’Paper-Karriere) nicht ohne einige Sitzungen auskommen musste. Mehr geht immer, aber Terminfindung is a pain in the ass. Immerhin, ich sehe, dass sich was bewegt. Und ich habe auch hier noch das eine oder andere auszuprobieren. Ein paar Sachen habe ich letzthin schon umgesetzt und war durchaus angetan.
  • Ich möchte zur Politik möglichst wenig Worte verlieren… nur so viel: Friedrich Merz hat sich als ewiggestriger, miesepetriger Fass-mich-nicht-an etabliert! Er wär so gerne der harte Schoolyard-Bully und hat nicht mal die Eier in der Hose, ‘n flapsigen Spruch von unserem Noch-Kanzler-Eremiten sportlich zu nehmen? Mann, Mann, Mann. Wohin man auch blickt: Amateure, Flachpfeifen, arrogante Selbstdarsteller, Pienzbacken und Dauer-Talkshow-Sprechblasen-Klopfer. Was soll ich damit? Und das wird ja bis zum 23.02.25 nicht besser. Nur eine Sache ist klar: das Fascho-Pack von der AfD ist KEINE Alternative für unser Land – und wer sehenden Auges auf deren Ein- Aus- und Unfälle (die von den Medien in aller Breite und Buntheit regelmäßig dokumentiert werden) trotzdem diese Nazis wählt, ist KEIN Protestwähler, sondern ein waschechter NAZI. Raffts endlich, ihr Pfosten!
  • Das Beste kommt natürlich zum Schluss: die Urlaube mit meiner Famile waren und sind wunderbare Auszeiten vom Wahnsinn des Alltags. Südfrankreich hat meine Sinne ebenso beglückt, wie Mittelitalien. Ich reisse immer noch 1100 KM auf einer Arschbacke ab, wenn ich weiß, dass ich dort für eine kurze Weile DAS Leben haben darf, für das ich eigentlich gemacht bin. Langsamer, bewusster, konzentrierter, intensiver. Nur dann umgeben von Menschen, wenn ich das will und mit wem ich will; zumindest weitgehend.

Ich bin ein extravertierter Introvertierter. Ich kann Rampensau, aber nur, bis meine Akkus leer sind. Im Moment sind wir zwar nicht weg, weil die Festtage zu Hause mit Familie und Freunden zu feiern sind. Aber die Akus füllen sich dennoch – Gott sei Dank. Aber eigentlich will ich einfach nur mehr von zu Hause arbeiten, schreiben, lehren, beraten – und diesen ganzen Chefquatsch Chefquatsch sein lassen. Wir werden sehen. Vielleicht fällt mir morgen noch ein Grußwort für 2025 ein. Und wenn nicht… rutscht gut, aber in die richtige Richtung. Wir hören uns…

Auch als Podcast…

Holy Sh**…!

Man fiebert, man wartet, man bangt, man sehnt, man wünscht, man verflucht, man winkt genervt ab, man verdammt, man möchte am liebsten wegrennen und trotzdem alles auf einmal in sich aufsaugen. Es gibt diese Periode zum Ende eines jeden Jahres, zu der Zeit sich wie Melasse und WD 40 gleichzeitig anfühlt und man sich stetig bei der Frage ertappt, was das alles eigentlich soll? Denn wenn wir dieses ganze Jahresendgebimse und -gesummse mal kurz aus größerer Höhe betrachten, stelle ICH immer wieder Folgendes fest: gehe ich am 31.12. um 23:58 kacken und betätige am 01.01. 00.03 die Spülung, so gilt einfach nur: different year – same shit! Ich schrieb hier in den letzten Jahren immer mal wieder über Rites de Passage (z. B. in diesem Post) und die heilende WIrkung für die Seele, welche insbesondere die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr auf mich – und die anderen, von Stress, Arbeitsverdichtung, der Weltlage und dem ganzen Scheiß geplagten Menschen in meinem Umfeld – haben sollte. Diese Heilung kann allerdings nur beginnen, wenn man sich darauf einlassen kann. Dazu müsste man einfach drauf scheißen können und das fällt mir derzeit schwer, denn wenn ich am 07.01 zurückkehre gilt: different year – same shit! Ich stellte letzthin fest, dass selbst ein in weitestgehender Solitude verbrachtes Wochenende meine sozialen Batterien kaum noch aufzuladen vermag, meine Bullshit-toleranz stabil bei ca. zwei Prozent umherdümpelt und mein Job mich eher zum Kotzen bringt, denn zum Lächeln. Da nutzen ein paar wenige Tage Urlaub bestenfalls, um partiell auf andere Gedanken zu kommen. Und doch…

Heute Abend beginnen die Raunächte, jene dunklen Stunden des Jahres, die – wie man von einem guten Übergang erwarten darf – Ende und Anfang gleichzeitig repräsentieren, wie sonst nur wenige Dinge in unserer, vom geschäftigen Huzz und Buzz des Arbeitslebens und der vielen anderen Verpflichtungen durchgetakteten Gesellschaft. Aldous Huxleys Schöne Neue Welt lässt grüßen… Eigentlich sollte es kein bestimmtes Datum als Grund für Instrospektion, Neubewertung, Kurskorrektur brauchen – also jene Aspekte, die wir gelegentlich zum Anlass nehmen, um als Erwachsener in eine neue Lebens-Phase eintreten zu können, ganz gleich, wie groß oder klein die Veränderung am Ende dann sein mag. Doch wir Menschen neigen dazu, uns an speziellen Daten aufzuhängen, weil diese in der unerquicklichen Unüberschaubarkeit jener Aneinanderreihung weiterer Sekunden, von denen wir niemals WIRKLICH wissen können, wie die nächste aussehen wird (man erinnere sich an die unüberwindbare Mauer der nächsten Sekunde), temporale Landmarken darstellen. So wie der Kirchturm, dieses eine besondere blaue Haus oder der kleine Park uns helfen, durch unsere geografische Umgebung zu navigieren, so sind Geburtstage, Feiertage, die eigentlich sehr willkürliche Einteilung in Wochen á sieben Tage (und in 12 krumme anstatt 13 identische Monate) und manches andere mentale Anker, welche die Relativität von Zeit besser erträglich machen. Und so klammern wir Menschen uns auch weiterhin verzweifelt an bestimmte, von alters her überlieferte Rituale; und so klammere ich mich an die Raunächte, um mit der Frage zu ringen, was als Nächtes werden soll. Wohl wissend, dass alles Plotten und Planen bestenfalls das Gelächter des Schicksals anregt.

Ich glaube nicht, dass ich mich diesbezüglich sonderlich von anderen Menschen unterscheide. Ich bezeichne mich – wie ein hoch geschätzter Kollege dies auch immer zu tun pflegt – als durchschnittlich intelligenten Menschen. Ich kann nicht besser in die, wie bereits bemerkt eher nur vage wahrnehmbare Zukunft schauen, einfach so schlimme Probleme lösen oder die Welt retten, als viele andere auch. Ich habe allerdings einige Talente, die tatsächlich eher selten geworden zu sein scheinen: Anstand, Haltung, Selbstreflexion und die Bereitschaft, meine Kreativität auch mal sinnvoll einzusetzen, ohne gleich auf den Paycheck zu schielen. All das möchte ich nun in die Wagschale werfen und die Raunächte tatsächlich als Anlass nehmen, zu schauen was war, was jetzt gerade ist und was vielleicht sein könnte. Nicht im Sinne einer Heilung, sondern eher im Sinne eines Re-Framings. Ich brauch eine neue Perspektive auf meine Situation; und auf die Frage, ob der Aufwand, welchen zu treiben ich mich derzeit (noch) verpflichtet fühle und die Benefits noch in irgendeinem Verhältnis zueinander stehen? Ich betrachte das gar nicht so sehr aus fiskalischen Gesichtspunkten, wiewohl ich Verpflichtungen habe, die nach Beachtung verlangen; ich kann nicht einfach so den Stecker ziehen und erst mal ein Sabbatical einlegen. Denn wenn ich das könnte, wäre das schon lange passiert. Ich denke tatsächlich schon seit einer Weile über diese Dinge nach – doch erst jetzt habe ich (dank einiger freier Tage) auch tatsächlich die Muse, über Alternativen nachzudenken, ohne immerzu von den Nöten des Alltags abgelenkt zu werden. Ich würde das allerdings nicht als Rite de Passage bezeichnen wollen, da zunächst noch unklar bleibt, ob es tatsächlich zu einer Veränderung kommen wird (und falls ja, zu welcher), sondern eher als Rite de la pensée; oder vielleicht sogar als Rite du rêve. Denn nachdenken muss ich – und träumen will ich!

Wie man’s auch dreht und wendet, wir stecken mitten im Weihnachtsfest, zu dem ich euch allen da draußen (ganz gleich, welchem Glauben ihr anhängen mögt) friedvolle Feiertage wünschen möchte! Feiert, was immer ihr zu feiern habt – und wenn ihr echt glaubt, nichts zu feiern zu haben, dann feiert trotzdem nach bestem Vermögen; und wenn’s nur ist, weil jeder Tag ohne Zettel am Zeh ein guter Tag ist! Das Jahresende dräut nun mit aller Macht und irgendwie zieht es viele dann immer zu Rückblicken. Man möchte resümieren, was war und was ist. Dazu kann ich jetzt gerade nur sagen: vor allem einige dienstliche Teile von 2024 waren atomar granatenmäßige Ultrabullenscheiße! Mein Bedarf ist gedeckt. Ob mir noch Anderes, Sinnvolleres, Schöneres einfällt, werden wir in den nächsten Tagen sehen. Bleibt sauber, so gut es geht. Wir hören uns noch, bevor für ’24 endgültig der Hammer fällt…

Auch als Podcast…

Against the rules…

Stellen wir uns einmal vor, wir arbeiten in einer komplexen Organisation, deren Gedeihen der Garant für unsere Existenz ist. Diese Organisation stellt ein Uno-Acto-Produkt zur Verfügung, in unserem Fall eine Dienstleistung, welche in dem Moment verzehrt wird (das nennt man auch so, auch wenn es KEIN Essen ist), in welchem sie hergestellt wird. Mit vielen Dienstleistungen verschiedenster Arten ist es so, dass sie den selben dynamischen Entwicklungen der Kultur unterworfen sind, für deren Mitglieder sie produziert werden. Kultur ist nämlich ein Prozess, in welchem sich Menschen und damit gleichsam deren Art sich auszudrücken, sich zu verwirklichen, miteinander zu interagieren, etc. immer weiter entwickeln und verändern. Die Menschen und ihre Kultur als Ausdruck ihres sozialen, künstlerischen, wirtschaftlichen, wissenschaftlichen und politischen Handelns beeinflussen sich dabei gegenseitig und bleiben niemals statisch. Wer in einer Kultur statisch agiert, wird von ihr irgendwann dafür bestraft. Ergo muss unsere Organisation auch ihre Dienstleistung immer wieder neu an die sich ändernden kulturellen Notwendigkeiten anpassen, andernfalls wird sie vom Markt verschwinden! Und damit wäre ja meine Existenz bedroht, welche – wie oben gesagt – vom weiteren Erfolg der Organisation abhängt. Damit ist aber doch eigentlich alles ganz einfach: die Orga entwickelt sich eben mit und alles ist super shiny-shiny, oder? Tja… wenn das doch nur so einfach wäre.

Organisationen prägen nämlich, je nachdem wie alt und komplex sie werden, Regelwerke aus, welche die internen Beziehungen, Aufgaben, Abhängigkeiten, Weisungsbefugnisse, etc. regeln sollen. Und je unübersichtlicher die Orga wird, desto unübersichtlicher wird das Regularium, welches diese einhegen soll. Denn komplexe Organisationen neigen dazu, sich auf drei Hauptkomponenten ihres Daseins zu konzentrieren: Kontrolle der Prozesse, um diese einer Koordination unterwerfen zu können, damit die Produktivität gehalten bzw. sogar gesteigert werden kann. Alles MUSS in Key Performance Indicators (KPI) gegossen werden. Und die Macht der KPIs über alle Prozesse ist der Tod der Kreativität! Denn all diese Kontroll- und Koordinationsmechanismen schaffen (neben ihrer originären Aufgabe) vor allem eines: autopoietische Prozesse, welche das Überleben dieser Kontroll- und Koordinationseinheiten innerhalb der Organisation gewährleisten sollen. Verwaltung bläht sich stets selbst auf, um ihr Überleben zu sichern – und wird dabei ineffektiv! Ein noch viel größeres Problem ist allerdings, dass im gleichen Zug jenes Regularium, welches Anfangs tatsächlich helfen sollte, die Organisation im Griff zu behalten, irgendwann ein unheiliges Eigenleben entwickelt. Irgendwann sind dann so viele Einzelregeln gültig, dass es, sofern man auch nur versucht, sie alle einzuhalten zwangsläufig zu einer Erstarrung der Organisation kommen muss; die Innovations- und Wandlungsfähigkeit gehen verloren, die Regeln werden nur noch befolgt, einfach weil es die Regeln sind. Aus Organisations-Kultur wird Organisations-Tradition! Und eine Weile später stirbt die Organisation dann…

Dass es nicht ganz so häufig dazu kommt, dass Organisationen tatsächlich sterben, wie die eben von mir aufgezeigten, durchaus häufig anzutreffenden Entwicklungen vermuten lassen, liegt daran, dass wir Menschen dazu neigen, Regeln zu unterlaufen, zu verbiegen und nicht ganz so ernst zu nehmen, wenn wir zu der Überzeugung gelangt sind, dass diese oder jene Regel in genau diesem Moment Quatsch ist, einer positiven Entwicklung im Weg steht, oder evtl. sogar Schaden verursacht. Ein Beispiel: man steht mit seinem Fahrzeug nachts um 02:37 an einer roten Ampel. Alle, bekanntermaßen wenig befahrenen Zu- und Abfahrten sind weithin sichtbar lotterleer und es gibt keine Blitzampel, welche einen etwaigen Verstoß dokumentieren könnte – was wird man wohl tun…? Zeichnen wir das Bild noch etwas differenzierter: nehmen wir an, das Fahrzeug ist ein Rettungswagen mit einem Patienten, der zwar nicht kritisch ist, der vom Rumliegen auf der Fahrtrage im RTW aber auch nicht besser wird. Ihre Entscheidung, Watson. Sofern solches – explizit NICHT Regelkonformes – Verhalten in bestimmten Situationen dazu angetan ist, in der Gesamtschau der Prozesse einer Organisation oder eines Subsystems dieser Orga einen Benefit zu erzeugen, spricht man in der Diktion von Niklas Luhmann von “brauchbarer Illegalität“. Es geht dabei nicht um expressiv gesetzeswidriges Handeln (also Illegalität im Kontext unserer Gesetze), sondern um ein interpretierendes Biegen / Unterlaufen von Regeln und Normen innerhalb komplexer Organisationen, um positive Einzeleffekte erzielen oder aber deren Innovations- und Reaktionsfähigkeit erhalten zu können. Und man spricht auch dann nicht von “brauchbarer Illegalität”, wenn das Handeln lediglich darauf abzielt, einen Vorteil für sich selbst zu gewinnen; das wird in den meisten Fällen eh ein durch das StGB beschriebenes Verhalten sein: Mobbing, Unterschlagung, Betrug, etc.

Aber der Spruch “Alle haben gesagt, dass das nicht geht. Dann kam einer, der das nicht wusste und hat es einfach gemacht!” beschreibt die Idee hinter dem Begriff “brauchbare Illegalität” ganz gut. Manchmal muss man andere Wege abseits des Üblichen gehen, um an ein Ziel kommen zu können. Und wenn diese Wege theoretisch durch diese oder jene Regel verbaut sind, kann selektive Blindheit in solchen Situationen sehr hilfreich sein. Das dann manchmal trotzdem jemand – sich die Augen reibend – immer noch das Bier hält und sich fragt, was zur Hölle da gerade passiert ist, bleibt hierbei wohl für immer ein Risiko. Aber ohne den Mut, Regeln zu brechen, die kreativen Problemlösungen im Wege stehen, würden wir vermutlich noch immer Fellvorhänge benutzen, bei der Mammutjagd verletzt werden, ohne dass die BG für die Folgen aufkäme; und Säbelzahntiger wären immer noch eine existentielle Bedrohung. Na ja, ICH hätte freilaufende Großkatzen in Berlin ja gefeiert… Man mag anderer Meinung sein, aber für mich ist ein gelegentliches Going against the Rules essentieller Bestandteil meines Daseins. Denn wenn man in einem Zimmer steht und nicht verstehen kann, warum das/die Gegenüber einfach nicht sehen können (oder wollen), was vollkommen klar (und laut trötend…) im Raum steht, bleiben halt manchmal nur noch die verpönten Guerillataktiken. ICH bin jedenfalls lieber brauchbar illegal, anstatt unkreativen Dienst nach Vorschrift zu tun und damit Probleme nur unnötig zu prolongieren. Und ihr so? By the way – bald ist Weihnachten. Legt euch doch mal selbst was Gutes unter den Baum. Wie wäre es etwa mit einem Arsch in der Hose, wenn der Wind bei der Arbeit mal wieder auffrischt. Gehabt euch wohl…

Auch als Podcast…

It’s the end, my only friend…

Die Liebe für das Abseitige, das Ungewöhnliche, das Nerdige, die seit Kindertagen mein wichtigstes Movens ist, scheint nicht nachlassen zu wollen. Denn wann immer die Last schwer wird, findet sich ein Funke der Beklopptheit, der meine Kreativität wieder anzündet; gleich einem Scheiterhaufen für all die Scheiße, die man bisweilen zu fressen hat und die man nun mit Macht wieder loswerden darf. Manchmal geht man durch Zeiten, in denen es wirkt, als wenn das Licht schwindet, als wenn man nicht mal mehr die Kraft hat, das Notwendige zu tun und sich einfach nur noch unter einem Stein verkriechen möchte. Solche Zeiten sind insbesondere schwer, wenn man per vertraglicher Verpflichtung keine Chance bekommt sich zu verkriechen, jedoch im Grunde seines Herzens ein Introvertierter ist, der lediglich gelernt hat, offen für andere Menschen und Situationen zu sein. Ja, ich bin AUCH eine Rampensau, wenn die Situation es erfordert, oder wenn ich Spaß daran finde. Aber diese Extraversion kostet mich viel Kraft, denn zuerst bin ich ein Mensch, der seine Ruhe braucht und den, diese Ruhe nicht zu bekommen immer wieder auf’s Neue an seine Grenzen bringt. Letzthin war meine Contenance endgültig aufgebraucht und ich habe meine rohen Emotionen für einen kurzen Augenblick freien Lauf gelassen. Die Zeugen haben dann auch gleich auf die übliche Art reagiert, die wir uns als kultivierte Affen haben antrainieren lassen: “Wer brüllt hat unrecht.”, das Gesicht wahren ist wichtiger als alles Andere, “Man redet nur mit Menschen, die sich im Griff haben.”… bla, schwa, laber, schwätz. DUMMES GEBABBEL ALLSEITS. Denn das Interessante an der Erfahrung war, dass die Menschen, die ich angebrüllt habe nicht verstehen konnten – und vermutlich immer noch nicht verstehen können – dass sie daran einfach selbst schuld sind, weil sie immer und immer wieder in alte Muster verfallen.

Ich arbeite an einem Ort, an dem es zumindest für manche Menschen a) üblich ist über- anstatt miteinander zu sprechen, b) das Ansehen, welches man bei anderen zu genießen müssen glaubt, wichtiger ist als die Sache, c) jeder – entgegen anders lautenden Beteuerungen – nur seinen eigenen Bereich sieht (oder besser seinen “geschäftlichen Vorteil”, was auch immer das in einem Tendenz-Betrieb bedeuten mag) und d) Tradition als ausreichender Fortschritt betrachtet wird. Ich Vollidiot habe tatsächlich ein paar Jahre geglaubt, etwas an den Dingen ändern zu können, habe mich durch Beteuerungen, dass sich Dinge schon entwickeln würden, dass wir auf einem guten Weg wären, dass man nur noch etwas Geduld haben müsse bei der Stange halten lassen. Aber ich bin jetzt an dem Punkt, da ich in aller Deutlichkeit feststellen muss, dass ich mir diese Scheiße nicht mehr länger anhören will. Mein Problem ist – unumwunden – dass ich erst einen äquivalent bezahlten anderen Job finden müsste, der meine Skills und Talente wirklich abfragt und dessen Anbieter mich auch ehrlich zu würdigen weiß. Und solche Jobs gibt es anscheinend nicht, weil wir alle in Sandburgen aus Schall und Rauch sitzen, uns gegenseitig auf die Schulter klopfend, was für geile Typen wir doch sind. JA, meistens sind es Typen. Hätten wir tatsächlich Gleichberechtigung, müsste ich doch irgendwann mal einen weiblichen Boss haben, der mich zur Verzweiflung bringt…. aber bis heute keine Spur davon. Der Haufen Scheiße, den mein Kreativ-Scheiterhaufen also heuer abfackeln muss ist echt immens! Wenigstens habe ich über die Feiertage Urlaub. Einstweilen bleibt also erst mal alles beim Alten – und ich vermutlich unglücklich, weil ich gerne wirklich etwas bewegen würde, aber eben auch für meine Familie sorgen muss…

Wut kommt über meinen Geist, zu oft
obwohl er stets erschafft und hofft.
Ich war, ich bin, ich werde sein,
doch vieles ist nur Trug und Schein.
Ich wollt' schon vieles, hab wenig geschafft.
Das Ding zu drehen mangelt mir wohl die Kraft!
Dies Ding namens "LEBEN", es fordert viel
mit ihm wild zu tanzen ist wie ein Spiel -
ein teuflischer Reigen im Kreis, denn was war -
oft auch was ist - erscheint mir nun klar!
Kommt noch mehr, ich kann's nicht sehen,
unscharf im Nebel gewahr ich ein Flehen.
Wessen Klage ich gewahre, ist auch egal;
's klingt mir doch wie meine eigene Qual...
Was bleibt mir also zwischen den vielen Ideen,
außer einfach immer weiter zu gehen...?


(Was auch immer das hier Anderen bedeuten mag - mir ist es eine Erleichterung und ein Zeichen. DA IST NOCH KREATIVE KRAFT IN MIR!)
Auch als Podcast…

Zuviel…

Es gibt diese Zeiten, zu denen Überfluss herrscht. Wir sind ja gerade in der Adventszeit, da herrscht – natürlich – ein Überfluss an Kalorien, insbesondere an solchen der umzuckerten Art. Allerdings ist das sogenannte “Vierte Quartal” in vielen Gewerken auch so etwas wie ein verschärfter Jahresendspurt. In der beruflichen Aus-, Fort- und Weiterbildung fällt dann plötzlich allen ein, dass sie noch dies, das oder jenes brauchen. Meistens Pflichtstunden mit Fortbildungsinhalten. In manchen Berufen ist sowas halt vorgeschrieben. Was daraus folgt, ist – natürlich – Stress für jene, die solche Dienstleistungen erbringen. Man könnte derlei verhindern, indem man sich über das Gesamtjahr hinweg einen Plan macht und nicht alles in die letzten drei bis vier Monate stopft; aber im ersten Quartal ist ja noch SO VIEL Zeit. Im zweiten Quartal hat man ja SO VIEL zu tun. Im dritten Quartal müssen ALLE in Urlaub (was mit Verlaub ein Riesenquatsch ist – hätten wir keine schulpflichtigen Kinder, würden wir einen Teufel tun, in der schweineteuren Hauptsaison zu verreisen!). Und plötzlich klopft Weihnachten zaghaft an die Großhirnrinde, erste Schoko-Nikoläuse und Spekulatius tauchen in den Geschäften auf und alle Welt ruft: “Mist, wir haben da was vergessen!” Es ist, seit ich damit zu tun habe, jedes Jahr das gleiche Spiel. Mittlerweile nervt es nur noch!

Sehnsucht…

Aber das mit dem Überfluss ist auch an vielen anderen Stellen zu bemerken. Ich habe in diesem Format ja schon häufiger auf die vielen Probleme des Konsummaterialismus hingewiesen; die Leier müssen wir heute nicht spielen. Es gnügt an dieser Stelle einmal sanft darauf hinzuweisen, DASS IHR SPACKOS ENDLICH AUFHÖREN MÜSST, UNSERE WELT ZU VERBRAUCHEN, ALS WENN WIR NOCH EINE ZWEITE IN RESERVE HÄTTEN! Seht iht – tut doch gar nicht so weh, oder? Worum es mir heute geht, ist eher das zuviel an Ungesundheit. In meinem Berufsfeld macht man sich heute, zumindest während der Ausbildung durchaus Gedanken über Salutogenese, also die Gesunderhaltung von Menschen, weil präventive Medizin viel vernünftiger wäre, als kurative; man renoviert ja auch seine Hütte, BEVOR sie in sich zusammenfällt. Nur dass jeder Finanzverantwortliche im Gesundheitswesen natürlich weiß, dass sich mit Krankheit – auf Grund der heute üblichen Organisation der Vergütung von Leistungen – in den meisten entwickelten Industrienationen viel mehr Geld verdienen lässt, als mit Gesundheit. Wir haben zwar Programme, die zu besserem Umgang mit der eigenen Gesundheit anregen sollen, indem mit positiven Anreizen gearbeitet wird – doch diese Programme kommen von den Kosten-Trägern, nicht den Leistungserbringern. Sie sind allesamt freiwillig. Und es geht nicht um den Erhalt der Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger, sondern um den möglichst günstigen Erhalt der Arbeitsfähigkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unserer heimischen Wirtschaft. “Ja ja, jetzt wird wieder in die Hände gespuckt, wir steigern das Bruttosozialprodukt…” Denn je länger wir effizient arbeiten können und je weniger die “Instandhaltung” kostet, desto besser funktioniert die Umverteilung von unten nach. Es lebe ein hoher Gini-Koeffizient!

Was ist dann aber, wenn man plötzlich öfter oder länger krank wird? Nun dann wird man zu einer Betriebskostenproblematik, die selbst in Tendenzunternehmen dazu führt, dass sich die Verantwortlichen auf den Weg machen, einen halbwegs verträglich zu entsorgen. Klingt das in manchn Ohren jetzt ein bisschen asozial, oder gar brutal? Tja, aber so ist die Realität im frühen 21. Jahrhundert nun mal – Geld regiert die Welt. Bist du nicht (mehr) dienlich, für andere welches zu verdienen, bist du entbehrlich. Ich selbst habe diese Erfahrung bisher noch nie als Betroffener machen müssen, aber ich muss nicht sehr weit schauen, um die Mentalität sehen zu können, die dahinter steht: Betriebswirtschaftslehre ist übrigens der Name… und ich denke darüber intensiv nach, weil mein Körper mir eben in dieser Zeit des Überflusses im Guten wie im Schlechten eben zu verstehen gibt, dass ich nicht so weiter machen KANN, wie bisher. Die Zeichen welche meine Physis sendet, sagen mir unmissverständlich, dass meine Cognitio und meine Emotio das Tempo und die Intensität der Belastung nicht weiter mitzugehen willens und in der Lage sind. Einfacher formuliert: im Moment fehlt nur noch die nächste hypertensive Entgleisung. Und SO WEIT lasse ich es bestimmt nicht kommen! Man könnte meine gegenwärtige Beziehung zu meinem Job als Hassliebe charakterisieren. Ich LIEBE meine Arbeit – aber ich HASSE die Bedingungen, zu denen ich sie derzeit erbringen muss!

Man kann sich selbstverständlich unfassbar viel schönreden, sich für wichtig, ja eventuell sogar für unersetzbar empfinden und seine ganze Selbstwirksamkeit über die ausgeübte Arbeit erzeugen. Aber am Ende des Tages interessiert sich dein Arbeitgeber nur dann für deine Befindlichkeiten, wenn du lieferst – am Besten mehr, als vertraglich vereinbart. Schon wenn irgendjemand aus dem “Managment” Friktionen im Dienstablauf nur in der Ferne kommen zu sehen glaubt, ist schon die Kacke am Dampfen; und die Arbeitsaufträge, möglichst schnell alles wieder auf normal zu regulieren lassen nur sehr kurz auf sich warten. Aber wehe, du selbst hast Ideen, Pläne, Projekte, Veränderungen, Innovationen, etc. in der Mache und benötigst Freigaben, Entscheidungen, etc – dann wartest du bis zum Sanktnimmerleinstag, weil… es könnte ja Geld kosten! Meine diesbezüglichen Erfahrungen der letzten Jahre waren mannigfaltig und mein Bedarf ist mittlerweile mehr als gedeckt. Weil ich im Moment schlicht nicht mehr annähernd so leistungsfähig bin wie sonst, macht mir das alles sehr zu schaffen. Man beginnt ob des Umstandes, öfter um Hilfe bitten zu müssen und nicht mehr alles wie gewohnt hinzubekommen seinen Wert in Frage zu stellen – obwohl genau DAS genau DIE FALSCHE Frage ist – denn unten im tiefen Grunde meines Herzens weiß ich sehr genau, wie viel ich wert bin. Es fällt mir nur gelegentlich schwer, mich daran zu erinnern… Es sind noch 15 Tage bis Heiligabend und mir ist ALLES ZUVIEL! Nur um das an dieser Stelle noch mal klarzustellen: es mangelt mir nicht an Ideen, Plänen, Kreativität. Es mangelt mir jedoch an den Möglichkeiten, diese umsetzen zu können; und das drückt hart auf die Motivation. Wie ist es bei euch so…?

Stuck in the middle N°5 – about depression…

Ich schaue aus dem Fenster und die Stadt liegt vor mr in grau in grau – feuchter Dunst, soweit das Auge reicht; man kann die nasse Kälte spüren, ohne vor die Tür zu gehen. Tage, an denen man keine sonderliche Motivation verspürt, etwas anderes zu tun, als seine Zeit drinnen mit Dingen zu verbummeln, die Spaß machen und mit Arbeit überhaupt nichts zu tun haben. Zeit, in sich hinein zu lauschen und zu hören, was das Drinnen zu vermelden weiß, wenn das Draußen so wenig Wert auf seine Präsentation zu legen scheint. Alles kann, vieles darf, nix muss! Scheiß auf Selbstoptimierung! Scheiß auf Achtsamkeit! Scheiß auf Effizienz! Denn heute ist verdammtnochmal Sonntag. Das Drinnen reflektiert ja oft das Draußen, doch im Moment fühle ich nicht so. Ich bin die Tage von einem lieben Freund gefragt worden, ob es momentan einfach nur viel Arbeit wäre, oder ob das emotionale Befinden auch (mal wieder) eine Rolle spielen würde? Wir sind schon vor einer ganzen Weile überein gekommen, die äußeren Umstände (Stress, Konflikte, etc.) und den jeweiligen Zustand unserer Depression getrennt voneinander betrachten zu wollen. Objektiv kann es einem ziemlich gut gehen und trotzdem ist drinnen Weltuntergang. Wer noch nie mit einer Depression zu tun hatte, KANN NICHT VERSTEHEN, wovon ich gerade spreche; deshalb noch mal in aller Deutlichkeit: du kannst in einem Rolls Royce durch die Stadt fahren, eine wunderschöne Person im Arm halten und dich trotzdem einsam, unfähig und von allem enttäuscht fühlen. Das geht ganz einfach – du musst nur beim Seelencheckout, wenn du in den nächsten Reinkarnations-Zyklus gehst, dass All-Scheiße-Inclusive-Paket eingebucht bekommen. Auf zur nächsten Runde und Danke für nichts.

Um es klar zu sagen: die Herbst- und Winterzeit, wie sie sich derzeit präsentieren sind eine Supergelegenheit, mal wieder richtig auf Talfahrt zu gehen. Was mich im Moment irritiert ist die Gelassenheit, die ich verspüre. Ich bin nicht depressiv. Ich bin überarbeitet, habe keine Zeit, die Dinge zu tun, die ich eigentlich momentan tun müsste weil mein Team derzeit ausgedünnt ist und ich auch nach einigen Tagen Ruhe immer noch nicht wieder vollständig genesen bin. “Drauf geschissen, geht schon irgendwie” funktioniert aber nicht unbegrenzt lange! Möglicherweise macht mich meine protestantische Arbeitsethik, die ich von meinem Vater erlernt habe hier gerade zum Opfer. Keine Ahnung, bisher war ich auf meine Sekundär-Tugenden wie Arbeitsethos, Pünktlichkeit, Belastbarkeit, etc. immer stolz gewesen. Und zwar nicht, weil ich dadurch für jemand anders Wertschöpfung betreiben durfte, sondern weil ich meine Tätigkeit wirklich als sinnvoll, sinnstiftend und essentiell wichtig erachte. Kann vermutlich NICHT jede*r von sich sagen, würde ich behaupten. Und doch ist im Moment die Arbeits-Batterie unendlich leer, meine Bullshit-Toleranz beinahe aufgebraucht und mein Bedarf an Pausen größer, als die Wochenenden diesen zu stillen vermögen. Und irgendwie warte ich schon darauf, dass meine Bosse wieder mit irgendeinem neuen Scheiß um die Ecke kommen, den ich momentan nicht bearbeiten kann; schlicht weil mir Zeit und Energie dazu fehlen. Wäre ich damit allein , ginge es ja noch, aber der Rest meiner Mannschaft pfeift auch auf dem letzten Loch. Und es sind noch unendlich vollgepackte drei Wochen bis zum Urlaub… Wie gesagt, eigentlich erwarte ich jederzeit einen Zusammenbruch, aber im Moment zeigt sich meine Psyche stattdessen resilient wie schon lange nicht mehr. Habe ich was dazugelernt…? Ich weiß von mir, dass meine Depression tatsächlich endogen angelegt zu sein scheint (mütterlicherseits vererbt), wobei es aber verschiedene Trigger gibt, die ich bislang identifizieren konnte (einer davon ist Arbeitsüberlastung…). Vermutlich kann ich denen mittlerweile trotzdem instinktiv besser aus dem Weg gehen, als ich das früher konnte. Einfach wird es in diesem Leben trotzdem nicht mehr!

Erstellt mit ChatGPT…

Was mich in dem Zusammenhang am meisten irritiert ist, wie viele Posts/Threads in den antisozialen Medien sich mittlerweile mit dem Thema Depression auseinandersetzen. Da trendes gerade was! Wenn es dabei um Aufklärung, um professionelle Hilfsangebote, um “geteiltes Leid ist halbes Leid” geht, lasse ich mir das ja noch gefallen. Aber nicht wenige Honks da draußen haben sich einfach nur ein bisschen gefährliches Halbwissen angelesen und glauben jetzt wirklich, halbgare Heilsbotschaften herausposaunen zu können. Ist auch so ein Trend, den ich in den letzten Jahren bemerkt habe. Ich weiß nicht, ob das so ein Generationsding ist, aber es scheint in Mode gekommen zu sein, zu glauben, dass man einen Sachverhalt nicht mehr intensiv studieren und sich dem Gegenstand kritisch über mehrere mögliche Zugänge annähern muss, um auch wirklich umfassend Bescheid zu wissen, bevor man sich äußert oder irgendwas tut – kaum ein paar Webseiten und Videos auf TikTok konsummiert, sich ‘n bisschen was zusammengereimt und schon glaubt man, bewaffnet mit seiner “Professur” von der Google-University besser Bescheid zu wissen, als echte Spezialisten im Feld. Etwas mehr Imposter-Syndrom anstatt Dunning-Kruger täte unserer Welt manchmal echt gut (auch wenn beides Scheiße ist…)! Noch schlimmer sind allerdings diese ganzen Berater-Fuzzies, die versuchen, mit den Problemen, Unsicherheiten, Schwächen, Ambivalenzen anderer Menschen Geld zu machen. Die sind einfach nur gefährlich, nutzlos und eine deutlich schlimmere Pest als die Dunning-Kruger-Kinder dieser Welt, weil sie all die Unsicherheit ihrer Mitmenschen wissentlich und willentlich ausnutzen. Pfui Teufel! Wie man es auch dreht und wendet, das Thema bleibt für mich persönlich IMMER AKTUELL. Mache ich hier eigentlich auch gerade ungerechtfertigterweise auf mich aufmerksam? Keine Ahnung. Aber falls es doch so rüberkommen sollte: darum geht es mir nicht. Sondern nur darum, dass das “Stuck in the middle”-Gefühl, welches ich in den letzten Posts ausführlich beschrieben habe definitiv auch ein Trigger sein kann, den man im Auge behalten sollte. Und damit ist es auch erst Mal gut. Ich wünsche einen schicken Start in die neue Woche.

Scheitern kann erheitern!

“Fake it, until you make it!” Ein Teilnehmer in einem meiner Lehrgänge meinte dieser Tage, das mit der Fremdsprache sei nicht so sein Ding. Kann ich nachvollziehen, viele Leute struggeln mit etwas anderem als ihrer Muttersprache; Herrgott, genug Menschen struggeln mit ihrer Muttersprache! Wie dem auch sei, ich übersetzte es für ihn mit dem “Prinzip SATAN: Sicheres Auftreten Trotz Absoluten Nichtwissens!” Manchmal müssen wir uns durchwursteln und es auf unterschiedliche Arten probieren, bis es endlich klappt. Verschiedene Teile unserer heutige Kultur – insbesondere Verfechter und Anhänger toxischer Maskulinität, wie die ganzen Idiot*innen, die Trump gewählt haben – tun allerdings gerne und oft so, als wenn wir alle immer und überall Siegertypen sein müssten; unbezwingbar, unerschütterlich – und unbelehrbar. Man könnte fast meinen, dass die alle niemals von ihrer Mama oder ihrem Papa getröstet wurden, wenn sie als Kind mal auf die Fresse gefallen sind… Hm… Aber wenn man tatsächlich immer ein*e Sieger*in sein soll, wie kann man überhaupt gelernt haben, zwischen Sieg und Niederlage, oder besser zwischen Erfolg und Scheitern zu unterscheiden…? Sind die alle als Meister ihrer Welt vom Himmel gefallen?

Man kann das auch in einer der Fachpostillen meines Gewerkes beobachten; die haben in jeder Ausgabe Kasuistiken, also Beschreibungen rettungsdienstlicher Fälle. Fast all diesen Kasuistiken ist zu eigen, dass die Kolleg*innen kamen, sahen und siegten. Man war zu jeder Zeit Herr der Lage und hat (so gut wie) keine Fehler gemacht. Nach meiner persönlichen Erfahrunge sind solche Kasuistiken die absoluten Ausnahmen und das Bild, welches damit für die Leser*innen erzeugt wird, ist ein riesengroßer, dampfender Haufen cremiger Bullenscheiße! Mich interessieren die Fälle, bei den das typische Veni, Vidi, Violini passierte – ich kam, sah und vergeigte. Um an seinen Aufgaben wachsen zu können, ist es nämlich notwendig, die sogenannte Komfortzone zu verlassen. Jenes bequeme Sofa der gemütlichen, sich selbst niemals hinterfragenden Denk- und Handlungsschleifen in unserem Hinterkopf, dass ab und an durch die Absonderung von so unsagbar dämlichen Aussagen wie “Das haben wir schon immer so gemacht” auf sein Vorhandensein hinweist, ist allerdings ein sehr verlockender Ort. Denn wer sich nicht kritisch mit dem eigenen Handeln auseinandersetzt, läuft halt auch nicht Gefahr, irgendwas zu finden, was ihm/ihr nicht gefällt. Das Verlassen der Komfortzone ist also stets mit der Gefahr verbunden, sich mal für ein paar Augenblicke nicht mehr so toll finden zu können, weil man feststellt, dass doch nicht alles so shiny war, wie man sich das immer gerne selbst einredet. Aber wer sich nicht mehr hinterfragt, wird zwangsläufig von der Welt überrollt, weil die Welt sich einfach weiterdreht. Mit oder ohne dich!

Bewusst aus der Komfortzone heraus zu kommen bedeutet, eigenes Scheitern als eine Möglichkeit anzuerkennen. Davor haben viele Menschen Angst, weil sie schon ein einzelnes Handlungs-Scheitern mit einem Persönlichkeits-Scheitern gleichsetzen; was allerdings vollkommener Quatsch ist. Niemand ist ein schlechterer Mensch, weil er oder sie mal einen Fehler macht. Denn die meisten unserer Handlungs-Fehler haben eher geringe Konsequenzen, geben uns als Individuen aber in unserer Gedankenwelt der Lächerlichkeit preis. Wir fürchten nicht die Konsequenzen des Fehlers an sich, sondern die Reaktion anderer Menschen darauf – insbesondere deren Spott oder deren Kritik. Wir wissen, dass die anderen diesbezüglich ja nicht besser sind als wir selbst und nehmen daher anderer Leute Fehler gerne als Anlass, mit dem Finger darauf zu zeigen, weil es vermeintlich vom unserem eigenen Fehler-Potential ablenkt. Aber jeder von uns macht jeden Tag Fehler; manchmal ist der erste, überhaupt aufzustehen. Unsere Fehler sind jedoch kein Anlässe, irgendjemanden der Lächerlichkeit preiszugeben, verweisen sie uns doch auf neue, andere Möglichkeiten eine bestehende Herausfoderung anzugehen oder ein Problem zu lösen. Fehler sind Lernanlässe – keine Punishment-Anlässe!

“Life is a lesson, you learn it, when you do it!” [Limp Bizkit 2000: Take a look around] Ich würde Fehler also gerne als partikulares Vorwärts-Scheitern bezeichnen, als Momente, in denen die normative Kraft des Faktischen meine Wahrnehmung um einen Hinweis auf eine zukünftige Vermeidung durch Verhaltensmodifikation bereichert! Geht aber nur, wenn ich die Komfort-Zone verlassen habe. Womit ich nicht so verstanden werden möchte, dass ich den Menschen rate, häufiger mal “Hold my beer!” zu sagen. Selbst risiko-averses Verhalten birgt immer ein Restrisiko in sich. Insbesondere dann, wenn man in einem riskanten Job arbeitet. Da muss man nicht auch noch nachhelfen. Aber ich plädiere dafür, endlich von diesem typisch deutschen Persönlichkeitsfehler weg zu kommen, für alles was schief läuft nach einem Schuldigen suchen zu müssen, damit ich DEN öffentlich auspeitschen kann! Das bringt niemanden weiter, weil es den oben beschriebenen Mechnismus befördert, sich mehr um das eigene Ansehen zu kümmern, als um die eigentlichen Sachprobleme und das Entstehen der Fähigkeiten, diese lösen zu können. Lasst uns doch alle gemeinsam gelegentlich vorwärts scheitern. Das würde uns wesentlich schneller voranbringen, als diese miefige Bedenkenträgerei, die narzisstische Sorge um das eigene Ansehen oder das Gejammer, wenn man mal sachlich kritisiert wird. Denn ohne eine sachliche Kritik, welche die wesentlichen Gründe eines jeweiligen Scheiterns aufdeckt, würde natürlich keine Entwicklung entstehen können! Aber soweit sind wir als Gesellschaft, selbst als einzelne Berufsgruppe wohl noch nicht. Na ja, da bleibe ich wohl doch weiter bei Kästner: “Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!” Schönen Samstag, ihr Flitzpiepen…

Auch als Podcast…

Der Irre-lefant…

Manche Menschen neigen dazu, sich selbst sehr wichtig zu nehmen. Oftmals viel wichtiger, als sie es eigentlich sind. Das liegt einerseits daran, dass Posten und damit vermeintlich einhergehende Macht einer bzw. einem allzu leicht den Wunsch einflüstern, diese “Macht” auch benutzen zu wollen. Der Fehler hierbei liegt darin, dass ein Machtgebrauch in den allermeisten Fällen zunächst durch diejenigen, über die Macht ausgeübt werden soll legitimiert werden muss, damit ein solches Machtdifferential überhaupt funktionieren kann; immerhin leben wir hier nicht in Nordkorea. Dort macht der Gebrauch einer Kalaschnikow als spürbares Symbol eines real existierenden Machtanspruchs die, der Demokratie üblicherweise zugerechnete Suche nach Mehrheiten und Konsens natürlich vollkommen nutzlos. Andererseits ist es eine der grundlegenden Funktionen unseres sozialen Miteinanders, nach Anerkennung durch die Anderen zu trachten; sich zu wünschen auf diese spezielle Art “gesehen” und gewertschätzt zu werden, die besorgt, dass wir uns so wunderbar selbstwirksam fühlen und glauben, wirklich Kontrolle über Wohl und Wehe unserer Existenz ausüben zu können. Muhahahahahahaha – ja, die uns allen innewohnende Kontrollillusion ist schon ein Arschloch sondergleichen. Das trifft mich als Führungskraft ebenso, wie als unerschütterlichen Left-Wing-Sozialdemokraten. Und trotzdem hält sich meine Verzweiflung irgendwie immer noch in Grenzen!

Ich finde unsere menschliche Resilienz gegen die Tatsache, dass wir das “Dahinter” jener unüberwindbaren Grenze der nächsten Sekunde weder heuristisch, noch spirituell, noch technisch oder sonstwie antizipieren können immer noch und immer wieder unglaublich faszinierend; und gleichsam unglaublich dumm. Wir einfachen Menschlein GLAUBEN doch wirklich immerzu, in die Zukunft schauen, ja diese sogar mitgestalten zu können – jedoch liegt das Schicksal unserer Welt (und damit auch unsere Zukunft) immer häufiger in den Tremorgeschüttelten Händen alter, kranker, seniler, im Besten Falle jedoch sehr sturer Männer, deren “beste Absichten” darin bestehen, ihre Macht um jeden Gottverdammten Preis erhalten zu wollen; nicht durch das “Prinzip Konsenz”, sondern durch das “Prinzip Kalaschnikow”, dafür steht die Abkürzung PK und nicht etwas für Parteikongress… An dieser Stelle sei erwähnt, dass sich die Faschisten-Muttis Meloni, Weidel und Le Pen so sehr in den Dienst einer Agenda gestellt haben, dass ich sie ob ihrer Haltung, ihres Gestus, ihrer Äußerungen und Handlungen noch als weiblich lesen könnte; das zeigt sich höchstens dann, wenn sie die “Waffen einer Frau” instrumentalisieren, um zu bekommen, was sie unbedingt ebenso sehr wollen, wie ihre männlichen Faschisten-Kollegen: Macht!

Man könnte nun an diesen Wahrnehmungen verzweifeln, ja sich vielleicht sogar resigniert aus dem öffentlichen Markt der Meinungen zurückziehen und warten, was als nächstes passiert. Oder man legt sich Dachlatten (mind. 40x40mm), Kabelbinder, Plastikplane, Schaufeln, Handbeile, Brandbeschleuniger und anderes hilfreiches Material ans Lager, für den leider nicht absolut unwahrscheinlichen Fall, dass diese Feinde der Menschlichkeit wirklich jemals bei uns an die Macht kommen sollten. Bis es jedoch soweit wäre, sind sie argumentativ überall zu bekämpfen, wo die Medusa des Faschismus eines ihrer hässlichen Häupter erhebt – immer schön dran denken: den Kopf nicht abtrennen, sondern einfach nur zu Brei schlagen; natürlich jedoch nur verbal… Und was meine andere Rolle als Pädagoge, wie auch als Führungskraft angeht, so ist es meine Aufgabe, Menschen dazu zu ermächtigen, selbst denken und auf Basis der dabei gefundenen Erkenntnisse handeln zu können. Selber denken zu können war schon immer ein Motor für demkokratische, vor allem aber auch für humanistische Prozesse; denn eigentlich ist ein humanistisches Menschenbild die weitesgehend unausweichliche Konsequenz ernsthaft tiefgründigen Philosophierens über unser Dasein und dessen Zweck. Denn wenn man das – aus meiner Sicht vollkommen nutzlose – Streben nach Reichtum (und damit vor allem nach Macht über andere) einmal beiseite legt, bleibt nur noch eines: ein sinnstiftendes Miteinander zu pflegen! Worin sich dieses am Ende für jede*n von uns konstituiert, ist mir einerlei. Gründet Vereine und repariert, was auch immer ihr in die Finger kriegt: Technik, Beziehungen, Menschen, euren Kiez, whatever. Ihr werdet nur zum Irre-Lefant, wenn ihr euch von den ganzen bösen Menschoiden da draußen irre machen lasst und daraus den (unzulässigen) Schluß zieht, dass euer Denken, Tun und Lassen nicht relevant wären. Menschen dazu zu bringen, sich mit solcher – POSITIVER – Denke zu beschäftigen ist MIR Lebenszweck geworden!

Und den Faschisten sage ich: ¡Los fascistas no pasarán! ¡No pasarán!

Ich wünsche euch ein verf***t schönes Wochenende.

Auch als Podcast…