…das ist halt meine Meinung!

"Ich bin" spricht jener "zu reden bereit,
und bitte lediglich für Fakten um euer Gehör.
Eure Meinung dabei zu achten ich schwör!
Doch ich brauche etwas von eurer Zeit,
seid ihr Argumente zu hören denn bereit?
Denn manche die mit "fake news" euch fingen
wollen euch zu gar finst'ren Dingen bringen.... 

Würde Schiller heute leben, er dichtete gewiss immer noch wesentlich besser als ich. Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass Worte oft nicht mehr durch den selbsterrichteten Schutzwall aus Dogma, Mißtrauen und Hass dringen, der allem Neuen, Unvertrauten so wütend entgegen gebracht wird. Habe ich die Tage feststellen müssen. Wenn das Grünen-Bashing als Witz getarnt daher kommt, und alle den guten, alten, bundesdeutschen, Schenkel-Klatscher üben, bleibt mir nix übrig, als irgendwann die Diskussion zu beenden und mich auf die Erkenntnis zurückzuziehen, dass es einen gewissen Prozentsatz Menschen in diesem Land gibt, die entweder nicht begreifen können – was verzeihlich aber bedauerlich ist – wie die Lage unserer Welt aussieht, oder aber dies nicht begreifen wollen, weil es ihre Art zu leben in Frage stellt. Das ist dann allerdings weder verzeihlich noch bedauerlich, sondern einfach nur schlicht arrogant, dumm und egoistisch. Alternativ verweisen die dann manchmal noch auf „andere Lösungen“, meist allerdings, ohne den notwendigen Sachverstand zu haben, wollen aber immer, dass erst mal „die anderen“ anfangen, was zu tun…

Mein höchst geschätzter Kollege Tobias Sambale fragte gestern: „Ist das eigentlich auch diese Identitätspolitik, über die sich alle aufregen, wenn man tagtäglich wie ein Bekloppter unter jeden Beitrag über Umweltschutz, Elektroautos oder Lastenräder kommentiert?“ Nun ja, das hängt vermutlich vom Blickwinkel, dem level of involvement und der eigenen Kampfeslust ab, aber irgendwie bin ich geneigt „JA“ zu sagen; und zwar, weil sich in letzter Zeit, wenn man sehr genau hinsieht, eine Menge Menschen im Internet (neu) politisieren. Manche von ihnen radikalisieren sich sogar politisch. Man spricht ja immer von den Filterblasen, in denen die Rechten und die Covidleugner (Aluhüte insgesamt) und die Antidemokraten sich gegenseitig aufschaukeln. Doch dieses Phänomen kann man auch in anderen politischen Spektren beobachten. Himmel, ich beobachte es an mir selbst. Meine Reaktionen auf Neurechtes Propagandageschwafel und Green-Bashing fallen in letzter Zeit immer militanter aus. Neulich dachte ich nach dem Senden „jetzt hast du überzogen, dafür kassierst du bestimmt ’ne Sperre“. Pustekuchen. Nix ist passiert. Weil die anderen noch wesentlich übler zu Werke gehen…?

Ich bin mir nicht mal sicher, was ich damit bezwecke. Denn tatsächlich glaube ich nicht, auch nur einen von denen davon überzeugt zu haben, Überzeugungen zu überdenken (man lasse den Satz kurz wirken). Wir sind doch alle Opfer unserer Selbstwirksamkeitsillusion. Wir wollen Spuren hinterlassen, nicht einfach irgendwann die Augen zu machen und das war es dann halt, alles vergeben und vergessen. Wir wollen, dass man sich unserer erinnert. Oder wenigstens zu Lebzeiten unsere Wichtigkeit, unseren Einfluss (ja, vielleicht auch unsere Macht…?) anerkennt und respektiert! Und dafür kommentieren wir auf Facebook? Ziemlich armselig, wenn man es mal überdenkt, oder? Auch ich mache mir Illusionen über die Reichweite meiner Worte, meines Tuns, meines Lassens. Und reflektiere in letzter Zeit an jedem Tag über diese eine Frage, die einen u. U. in den Wahnsinn treiben kann: „Was will ich denn wirklich?“ Weltfrieden? Eine Formel gegen soziales Elend? Wenigstens noch etwas Fortschritt für mein Berufsbild erreichen? In einer Blockhütte im Wald wohnen und schreiben? Nicht selten gewinnt emotional neuerdings das Letztere.

Ich habe mich im Urlaub ein paar Mal dazu hinreißen lassen, in den Echokammern der Ignoranz, der Arroganz und der „alternativen Wahrheiten“ des Internets den 2000-Watt-Strahler auszupacken, um den Heiden das Licht zu bringen – und es war, gelinde gesagt, für den Arsch. Ernüchternd. Und irgendwie auch heilsam. Hab jetzt keinen Bock mehr drauf. Ich mache, wenn’s soweit ist, mein Kreuz, werde zur Kenntnis nehmen, wie viele ewig gestrige Idioten (wieder mal) für die Union, die FDP und (Gott behüte) die AfD gestimmt haben, und hoffe im Grunde meines Herzens auf wenigstens ein bisschen Wandel. Und sollte Flaschet Bundeskanzler werden…, NEIN, darüber will ich nicht nachdenken. Insofern habe ich dann wohl auch Meinungen, die ans Dogmatische grenzen; ich wähne mich allerdings sicher, diese Meinungen mit Fakten fundiert zu haben. Was die Frage offenlässt, wie viele dieser Fakten auch überprüfungswürdig sind? Man wird sehen. Einstweilen wünsche ich euch einen schönen Restsonntag. Ich muss mich jetzt um das Essen für die Familie kümmern. Man liest sich…

Der verwirrte Spielleiter N°35 – …magisch, oder was?

Wenn eine Technik so weit entwickelt ist, dass jene, die ihr begegnen, sie nicht mehr verstehen können, wirkt diese für die Beobachter wie Magie. Ist so ein Allgemeinplatz, den man immer mal wieder benutzen kann. Ändert jedoch nichts daran, dass Magie als Synonym für geheime Künste, welche die Gesetze der Natur zumindest teilweise zu brechen vermögen, in sehr vielen Rollenspielen zu finden ist. Und nicht nur in denen, die sich „klassischen“ Fantasy-Settings verschrieben haben. Magie ist damit eine Mischung aus Player Empowerment (denn nicht selten sind es auch Chars, welche über besondere Kräfte verfügen, durch die sie sich von der jeweils definierten Norm abheben) und Plot Device (Magie existiert in halbwegs durchdachten Settings aus Gründen, welche sich den Chars vielleicht nur nicht von Anfang an offenbaren) – oder aber eine Genre-Konvention. Das Letztere wird allerdings oft zum Problem. „…und dann brauchen wir noch Magier!“. „Warum…?“. „Weil Magier in die Fantasy einfach reingehören…?!“

Sagen wir mal so – wenn ich Magie irgendwo mit rein tue, weil man das halt so macht, werden die Ergebnisse … interessant. Ich sah neulich ein Video, in dem sich der Autor mit der Frage befasste, wie man Magie im Pen’n’Paper wieder etwas magischer macht. Ich denke, er dachte dabei an Flair; und wahrscheinlich auch ein bisschen an Balance. Seine These, dass in aktuellen Systemen Magie entweder im Überfluss vorhanden ist (jeder Char hat irgendwie welche) oder so knapp, dass man auch gleich gar nicht danach suchen muss, ist vermutlich nicht ganz falsch. Die Frage, die man sich da stellen könnte, wäre folgende: Na und? Mit Magie ist es wie mit den Waffenschäden und Rüstungen in manchen Regelwerken – im nächsten Supplement packen sie noch ’ne Schippe drauf , so dass die Power-Level aller Pro- und Antagonisten einer dauernd fortlaufenden zentrischen Streckung um den Faktor k unterworfen sind; und das bei ewigen Beteuerungen, das ja alles total balanced sei. So ein Käse. Wenn alles eine Nummer größer sein soll, ist das OK. Man sollte dann halt nur akzeptieren, dass die Herausforderungen auch alle ein paar Nummern größer sind…

Magie ist zunächst vor allem eines – eine Möglichkeit, die Chars und ihre Gegner Dinge tun zu lassen, die in unserer Realität einfach nicht möglich sind. Und das ist auch gut so, denn Realität habe ich ehrlich mehr als genug um die Ohren. In diesem Sinne ist Magie also einfach nur eine Erweiterung der Story-Möglichkeiten, die man gut und gerne einsetzen darf, um Effekte zu erzeugen, die alle am Tisch für einen Moment vergessen lassen, dass das alles nur Make-Believe ist. Es liegt doch nicht an den Würfeln, sondern an meinen Beschreibungen, ob Magie tatsächlich als solche wahrgenommen wird! Indem ich Magie als eine Fertigkeit unter vielen nutzen lasse, entzaubere ich sie möglicherweise ein wenig. Das ist aber gar nicht so schlimm, denn sobald die Chars bei ihren Experimenten patzen, erinnert sie die normative Kraft des Faktischen (in Form von SL-Entscheidungen) daran, dass das Herumpfuschen an Kräften, welche die Naturgesetze zumindest hart biegen können, immer mit gewissen Risiken verbunden ist! Das unterscheidet den Magier-Char allerdings kaum vom Atomingenieur-Char. Risiken sind für Chars immer vorhanden, denn es geht beim Pen’n’Paper ja genau darum – das unsere fiktiven Alter Egos riskante Dinge tun, um etwas zu erreichen und dabei mit Konsequenzen zu rechnen haben.

Ist Magie also tatsächlich etwas Besonderes? Und sollte sich daher von den anderen Fertigkeiten, die Chars so meistern können unterscheiden? Ich denke, NEIN, weil es einerseits OK ist, wenn Chars Macht besitzen, welche sie dazu nötigt, genau darüber nachzudenken, wie sie diese einsetzen wollen und andererseits manche Settings eben auch danach verlangen. Ich denke aber auch JA, weil die Konsequenzen des Einsatzes von Magie eben – je nach Regelwerk – eher mit unbedacht eingesetzter Kernenergie vergleichbar sind, als mit zu stark getunten Autos; wobei trotzdem beides tödlich enden kann. Wie so oft gilt, dass die Dosis macht, dass ein Ding ein Gift ist, oder eben nicht. Ein inflationäres Um-sich-werfen mit Power ist sicher der falsche Weg. Wenn ein Setting magiereich ist, bedeutet das noch lange nicht, dass jeder (auch nicht jeder Char) welche haben muss. Zudem bleibt immer noch die Frage, was ich überhaupt als Magie definiere. Denn über das klassische Sprüche-Klopfen als allein selig machende Praxis sind wir ja wohl hoffentlich hinaus, oder?

Mein aktuelles Setting Cavai beinhaltet viel und starke Magie. Die Philosophie des einen Funken betrachtet diese und alle Formen mundaner Technologie als gleichwertig; einfach als unterschiedliche Ausdrücke ein und der selben schöpferischen Kraft, welche die Welt und alles in ihr durchdringt. Das bedeutet mitnichten, dass an jeder Straßenecke Magier ihre Dienste anbieten. Man ist der Sache gegenüber nur aufgeschlossener als in manch anderem Setting. Und auch, wenn ein paar Chars über Kräfte verfügen, bedeutet das mitnichten, dass sie einfach so durch die Abenteuer spazieren könnten. Nur Teamwork siegt hier. Was das Flair angeht, so hängt dessen Intensität davon ab, was die Dramaturgie verlangt und wie hoch die Risiken sind. Insgesamt glaube ich, dass es den Spielern bislang magisch genug war. Alles weitere findet sich. Vielleicht diskutiert ja mal jemand mit mir. Ansonsten – always game on!

Test Covid obbligato – Neue italienische Geschichten N°10

Ich muss wirklich zugeben, dass mich meine neue Kamera zum noch mehr knipsen angeregt hat, als die alte. Könnte daran liegen dass das neue Equipment deutlich weniger wiegt und deutlich handlicher ist. Wie dem auch sei: hier noch ein paar Impressionen…

Irgendwie ist es abstrus. Die einzige Person aus unserer Familie, die für die Rückreise nach Deutschland getestet werden muss, ist unsere 12-Jährige Tochter; denn die unter 12-Jährigen sind ausgenommen, und die Eltern beide fertig geimpft. Als wenn geimpfte und die ganz Kleinen das Virus nicht auch tragen könnten, ohne dies zu bemerken. Diese Regelung ist genauso Murks, wie alles andere, was unsere Regierung in den letzten drei Wochen zu Wege gebracht hat. Aber ich halte mich dran. Zum einen ist der Test negativ ausgefallen und zum anderen bezahlt man den hier in Italien selbst. OK, schmale 22,00€ sind vollkommen im Rahmen, aber zum Wegwerfen haben wir’s nun auch wieder nicht. Da die StiKo sich nun endlich positiv geäußert hat, kommt die Große denn zurück in Deutschland auch alsbald zum Impfen.

Wir haben natürlich am vorletzten Urlaubstag – wie man unschwer erkennen kann – noch mal das Nützliche mit dem Angenehmen verbunden und den historischen Kern des Ortes besichtigt, in welchem meine Frau eine testende Apotheke ausfindig gemacht hatte. Colle di Val D’Elsa hatten wir auch früher schon mal besucht, aber es wies sich dieses Mal, dass der Aufzug, der normalerweise von einem Parkplatz im Tal hoch in die Altstadt fährt außer Betrieb ist. Also haben wir den langen Weg genommen. War sehenswert, so wie der Rest des Städtchens auch. Als wir dann noch eine Eisdiele ausfindig gemacht hatten, war alles in Butter. Wie bereits die Tage erwähnt, würde sich mein Vermieter etwas weniger Sonne und blauen Himmel satt wünschen. Aber ich will mich nicht beklagen, denn obwohl ich ihm mehr Regen (auch während unserers Urlaubes) gegönnt hätte, haben wir keinen einzigen Tropfen gesehen.

Die Hitze der letzten Woche mit Spitzenwerten bis 40°C ist zurückgegangen, aber wir haben immer noch 33°C am Mittag; und die Augustsonne hat hier in der Toskana fühlbar mehr Kraft als daheim. So war es für ein Weißbrötchen wie mich anfangs ratsam, erst am späteren Nachmittag wieder rauszugehen. Das hat sich mittlerweile gegeben. Ein freudiges Heyho für den Hautkrebs! Ist ja aber auch schon wieder fast vorbei. Ich gehe jetzt demnächst wieder an/in den Pool und heute Abend machen wir noch mal den Grill an. Einige Wünsche wurden also doch erfüllt, auch wenn ein perfekter Urlaub, wie die beste Ehefrau von allen gestern Abend anmerkte eine Utopie wäre. Aber wenn man die guten Aspekte einfach mal zusammenzählt, ist die Habenseite dieses Jahr deutlich im Plus; allen Widrigkeiten zum Trotz. Die nächsten Einlassungen meinerseits gibt es dann höchstwahrscheinlich erst wieder von deutschem Boden zu hören, daher wünsche ich schon jetzt allen ein schönes Wochenende. Man sieht sich.

Alla ricerca di nuove idee – Neue italienische Geschichten N°9

Langsam kann ich die Wehmut schmecken, Freitag Nacht nach Hause fahren zu müssen. Andererseits weiß ich, dass zu Hause auch einige Dinge auf mich warten, die mir – höchstwahrscheinlich – Freude bereiten; und Kopfzerbrechen zugleich. Denn manchmal braucht man frische Ideen für eine neue Projektphase. Manches fällt einem zu, wenn man sich auf die richtige Weise vorzubereiten und dann zu warten gelernt hat. Wie schon des öfteren erwähnt werde ich langsam ruhiger. Nicht wirklich geduldiger, aber wenigstens kann ich so tun, als ob. Auch, wenn’s mich innerlich gerade zerfetzt. Nun treten die Dinge in eine neue Phase und ich muss einiges neu ordnen. Hey, wollte ich den Job nicht so richtig gerne haben? Tja nun… offensichtlich gehören die alltäglichen Detail-Probleme auch dazu.

Andererseits habe ich mittlerweile auch gelernt, Probleme nicht unbedingt als Probleme, sondern eher als Rätsel zu sehen, die gelöst werden wollen. Bei weitem nicht jedes von denen fasziniert mich. Und bei weitem nicht jedes, das mich fasziniert, schaffe ich auf Anhieb. Was aber nichts daran ändert, das Rätsel den sportlichen Ehrgeiz wecken. Überdies war es immer mein Ehrgeiz (der einzige, den ich je verspürt habe – Macht als solche hat mich nie interessiert!), Dinge zu gestalten. Und solche Aufgaben fallen mir mittlerweile immer häufiger zu, teilweise kann ich sie mir sogar selbst suchen. Ist es nicht angeblich so, dass Arbeitnehmer sich mehr Mitsprache bei der Gestaltung ihres Arbeitsumfeldes wünschen? In meinem Fall muss ich sagen: was die Arbeit an sich betrifft, muss man ein Feld mit mehr Freiräumen sehr aufmerksam suchen. Da nehme ich die Verantwortung, die quasi als Dreingabe kommt tatsächlich gerne auf mich.

Und was ist daran nun italienisch? Die Frage ist berechtigt, denn als ich heute morgen mal wieder meine Bahnen im Pool zog, wollten sich meine Gedanken partout nicht auf die Arbeit einlassen. Ich bemerke jedoch, dass sich einige Konzepte, an denen ich schon länger brüte doch zu verfestigen beginnen, personelle Entscheidungen getroffen wurden, die nun umgesetzt werden müssen und insgesamt wieder deutlich mehr Lust auf die Aufgaben vor mir entstanden ist. Die Bahnen im Pool zwischen 09:30 und 10:30 werden mir dennoch fehlen. Ebenso wie die immer wieder eingestreuten Impressionen von unseren Ausflügen. Es ist schon so, dass wir in diesem Teil der Toskana mittlerweile mehr als nur ein bisschen suchen müssen, um noch „Sehenswürdigkeiten“ zu finden, die wir nicht schon kennen. Allerdings will ich gerne zugeben, dass es manche Orte gibt, die ich immer und immer wieder anschauen kann und will. Aber ab und zu muss man auch einfach mal ein bisschen cruisen, um jene besonderen Augenblicke (im wahrsten Wortsinne) erleben zu können, für die die beste Ehefrau von allen und ich so gerne herkommen (und mittlerweile auch unsere Kinder)…

Und dann fließen alsbald auch wieder die Ideen. Natürlich nicht nur für die Arbeit, denn das wäre – pardon, wenn ich so offen bin – pure Verschwendung. Es gibt so viele andere Dinge in meinem Leben, für die ich ebenso nach frischen Ideen suche. Manchmal muss ich mich allerdings in der Tat selbst an Folgendes erinnern: Wir arbeiten, um zu leben, nicht etwa umgekehrt! Was nicht bedeutet, dass ich nichts leisten möchte. Man lernt nur, dass Leistung und Zufriedenheit nicht immer das Gleiche sind; und dies auch nicht sein müssen. Also bekämpfe ich in den letzten drei Tagen des Urlaubs meine Wehmut (und evtl. auch die meiner Lieben), indem wir nochmal rumfahren und Sachen bzw. Orte anschauen. Ich habe Hoffnung, dass auch das Vertraute mich nochmal inspiriern wird. Ihr werdet es ja hören…

Oggi è Ferragosto – Neue italienische Geschichten N°8

Sonntag der 15.08 – Ferragosto. Durchhaus nicht ganz unwichtiger Feiertag in Italien. Hauptferienzeit; auch für die Italiener selbst. Wir hatten vorgesorgt und am Donnerstag für fünf Tage eingekauft, was bedeutet, dass wir uns ein dezentes Bisschen eingeigelt haben. Gestern ein kurzer Ausflug nach Cartaldo Alto, ansonsten Pool, Pool, Pool. Bei derzeit dauerhaft Temperaturen bis 40°C auch das einzig Vernünftige. In den nächsten – leider letzten – Tagen unseres Urlaubs sollen die Werte auf erträglich 31°C zurückgehen. Mein Vermieter fürchtet auf Grund des Regenmangels mittlerweile allerdings um seine Ernte. Verdammte Axt – ich liebe seinen Wein und sein Öl. Wenn man seine Augen und Ohren offen hält, kann man es überall bemerken: Unsere Welt verändert sich, Gewissheiten fallen, eine nach der anderen; und auf Fratzenbuch feiern die „Besitzstandswahrer“ Urständ – vollidiotisches Pack. Was soll’s. Aufregen schadet nur meinem Blutdruck…

Gestern Abend durfte ich zum ersten Mal diesen August eine (höchst beeindruckende) Perseide beobachten; oder besser gesagt das Lichtspektakel, welches die Himmelsstaub-Brösel beim Atmosphären-Eintritt veranstalten. Der Volksmund sagt ja, dass man sich was wünschen darf, wenn man eine Sternschnuppe sieht. Meine beste Ehefrau von allen meinte, sie hätte sich nix gewünscht. Und sie hat viel mehr von den Dingern gesehen als ich. So viele, dass ich schon fast neidisch war. Sie meinte dann noch, dass es ja nix weiter als Physik sei, was man da sähe. So viel zum Thema „Frauen und Romatik“. Wobei man natürlich die Frage erheben darf, was es denn mit Romantik überhaupt auf sich habe? Denn so, wie ich das sehe, verbinden die meisten Leute mit dem Begriff vor allem die Darbietung von Äußerlichkeiten: Candlelight-Dinner, exklusive Geschenke, am besten an exklusiven Orten; Quality-Time-Zweisamkeit sozusagen.

Eigentlich ist die Romantik erstmal eine kulturgeschichliche Periode, die durch eine Abkehr von den zentralen Ideen und Idolen der Antike (welche die Rennaissance erfüllte hatten) hin zu einem stärkeren Selbsbezug des Individuums gekennzeichnet ist. [Vorlesung beendet]. Die allermeisten Menschen verwechseln einfach Sentimentalität und Romantik. Wenn die Geigen jauchzen, die Kerzen schimmern, das Essen vorzüglich mundet und der Brilli funkelt, ist Mann/Frau wesentlich geneigter, sich gewissen Avancen gegenüber aufgeschlossen zu zeigen. Man kann dann auch noch Tango tanzen (ist, wie eigentlich alle Tänze eigentlich auch nur ein Paarungs-Anbahnungs-Ritual), und die Beere ist geschält. Hat natürlich auch was mit Selbstbezogenheit zu tun. Das ritualisierte Werben um einen Partner für’s Leben wurde allerdings schon in der mittelalterlichen Minne vorbeschrieben.

Das Etikett ist also ein anderes, die Geschenke und Gebräuche mögen sich stark verändert haben; und füreinander in Versen singen ist nicht mehr so in Mode – Gottseidank muss man sagen, wenn ich mir so die Hiphopper und Rapper anschaue. Aber ein teilweise recht stark formalisiertes Tänzchen ist es immer noch, auch wenn manche heute den Code nicht mehr so leicht entziffern können, weil es neuerdings überall von neuen Männern, Feministinnen und genderunsicheren Wesenheiten zu wimmeln scheint. Man verstehe mich nicht falsch – es soll wirklich jeder*inx nach sein*x Facon selig werden. Das macht es allerdings für die Generationen nach mir um einiges komplizierter, ans Ziel der romatischen Bemühungen zu kommen. Das ist ein Teil des Preises, den wir für die weitergehende Individualisierung und Partikularisierung unserer Gesellschaft bezahlen müssen.

Ein alter Kollege von mir hat mal gesagt, Zyniker seien enttäuschte Romatiker. Ich kann diesen Vorwurf nicht ganz von mir weisen, obschon ich meine beste Ehefrau von allen gefunden habe. Was andere Dinge angeht, hat ja aber jeder von uns so einen Friedhof voller unerfüllter Träume im Hinterkopf, der uns dann und wann schwermütig werden lässt. Manche öfter (mich), andere weniger oft. Entscheidend ist dabei vermutlich, verstehen zu lernen, dass das, was wir als Romantik begreifen eben Sentimentalität ist – und Gefühle einem steten Wandel unterzogen sind, so wie die Welt, in der wir alle leben. Alles ist im Fluss. Eine andere Kollegin von mir sagt immer „Am Ende wird alles gut; denn wenn es noch nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende!“ (Danke, Maren). Man könnte das als Zynismus abtun. Oder es als das verstehen, was es tatsächlich ist: eine Liebeserklärung an das Leben, gleich wie verkorkst es manchmal auch sein mag. In diesem Sinne, Buona Ferragosto.

Superstizione non necessaria – Neue italienische Geschichten N°7

Freitag der Dreizehnte! Oh mein Gott, Unheil wird geschehen! Ich werde… ich werde… ich werde doch noch nicht arbeiten dürfen! VERDAMMNIS…. [Ironie off] Wer von euch glaubt denn bitteschön, dass ich schon Urlaubsmüde sein könnte (schaut euch die verdammten Fotos an, mehr muss man nicht wissen!). Was jedoch das andere angeht: Ich denke ja, dass der Aberglaube heutzutage nicht mehr eine so große Rolle spielt, wie das vielleicht noch vor ein paar Jahrzehnten der Fall war. Oh, nein nein, ich glaube nicht, dass die Menschen klüger oder aufgeklärter wären, als ehedem. Aber sie haben seit einer ganzen Weile eine Ersatzreligion für das Hor(r)o(r)skop entdecken dürfen: Antisocial Media. Egal ob es früher Freitag der Dreizehnte, Schwarze Katze am Morgen, niemals unter Leitern durchgehen, oder der böse Blick der Nachbarn war – heutzutage sind die Aluhuten nur einen Mausklick entfernt direkt hinter Fratzbuchistan zu bestaunen. Wer braucht da noch altmodische Sternendeuter…?

Viel zu oft lassen wir Menschen uns unser Denken und Fühlen von Fremden diktieren, ohne dies wirklich zu reflektieren. Zweifelsohne gibt es äußere Einflüsse, die für uns gut sind: manche (bei weitem nicht alle!) Verwandte, Freunde (zumindest jene, die lange Zeit unsere Freunde bleiben) wohlmeinende Lehrer, manche Kollegen, etc.; und bei mir natürlich die beste Ehefrau von allen! Die meisten Antisocial-Media-Kontakte zählen jedoch nicht dazu; und das inkludiert explizit auch manche Menschen, die wir im realen Leben kennengelernt haben. Andere versuchen oft genug, uns dazu zu verleiten, ihre Ansichten zu übernehmen. Und manche Ansichten sind es ja auch wert, bedacht oder gar adaptiert zu werden. Jene von irgendwelchen faktenresistenten Dogmatikern mit DummTube-Uni-Abschluss jedoch nicht. So wenig, wie ich mir mein Leben vom Horoskop diktieren lasse, nehmen jene Menschoiden Einfluss auf mich, die andere gerne als „Schlafschafe“ bezeichnen. Manche Tore darf man getrost und ruhigen Gewissens durchschreiten. Andere jedoch sollte man meiden, wie der gute alte Luzifer das Weihwasser…

Wenn ich so meine morgendlichen Bahnen im obigen Pool ziehe, leert sich mein Geist soweit (meist bin ich dabei auch alleine und damit nicht gefordert, zu kommunizieren), dass ich tatsächlich wieder ein wenig zu mir finde. Das klingt jetzt ein bisschen nach diesen Scheiß Glückskeks-Sprüchen, oder. Keine Sorge, ich mutiere nicht zur Winke-Katze. Ist die falsche Ecke unserer Welt dafür. Aber ich stelle fest – und das ist für mich doch ein wenig beruhigend – dass Goethe Recht hatte: tatsächlich können mich an jedem Tag ein paar mehr Menschen am Arsch lecken. Und das sage ich denen auch! Harmonie bedeutet nämlich NICHT, es allen Recht machen zu müssen, sondern mit sich selbst im Reinen zu sein. Das ist schon kompliziert genug, da muss ich nicht auch noch den Dogma-Narzissmus irgendwelcher Internet-Grottenolme befriedigen. NO WAY…

Da genieße ich lieber, was sich mir momentan gerade direkt vor der Haustür bietet, und lasse den lieben Herrgott noch eine weitere Woche einen guten Mann sein. Hier ist alles vorhanden, was man dafür braucht. Und an die Hitzewelle haben wir uns mittlerweile auch gewöhnt. Außerdem kann ich dem Sangiovese für den Wein unseres Vermieters beim Wachsen zuschauen. Die Beeren haben in den letzten 10 Tagen ordentlich zugelegt. DAS sind die einzigen Nachrichten, die im Moment von Belang sind. Buonasera…

Sole splendente – Neue italienische Geschichten N°6

Hitzefrei hätt’s da früher gegeben! Als ich heute Morgen um 09:15 an den Pool bin, hatten wir hier in der Nähe von Certaldo schon satte 28°C. Bis Mittag wurden daraus 40°C. Selbst für toskanische Verhältnisse ist das ziemlich fett, wie mir unser Vermieter versicherte. Man muss allerdings wohl dafür dankbar sein, dass es ausreichend Getränke zu kaufen gibt und dass wir besagten Pool haben; wobei sich gegen Abend der Sprung in selbigen eher anfühlt wie eine heiße Dusche, denn wie eine Abkühlung. Sei’s drum. Ich kann das derzeit getrost als Luxusproblem abtun, da ich bei solchen Temperaturen auch schon Sanitätsdroschke gefahren bin. Zum Beispiel im Jahrhundertsommer 2003. Da hielten meine damaligen Bosse Klimaanlagen in RTWs noch für überflüssigen Luxus.

Wir waren aber tatsächlich auch unterwegs. Montepulciano liegt auf ca. 600 Metern und da war es gestern Vormittag noch recht angenehm, auch wenn die Sonne natürlich gebruzzelt hat. Zunächst war ich ein bisschen pissed, weil doch tatsächlich mitten auf der Piazza Grande Bestuhlung und auf den Stufen des Doms noch eine Bühne nebst Dekoration herumstanden. Menschen auf meinen Fotos sind mir mittlerweile herzlich egal, solange sie nicht den Blick auf das eigentliche Objekt versperren. Aber sowas? Da regte sich in mir Ärger! Bis mir bewusst wurde, dass die Menschen, die hier leben, halt hier leben! Die sind keine Dekoration, nur weil ich Urlaub machen möchte, sondern diejenigen, die hier ihren Alltag gestalten müssen. Und dazu gehören halt nach 18 Monaten Pandemie auch mal Feste.

Mal davon ab, dass die Stadt trotzdem sehr hübsch ist und eine gediegene Rundumsicht bis zum Lago Trasimeno im benachbarten Umbrien bietet, war ich durch diese Gedanken wieder versöhnt mit dem Ausflug. Zum einen, weil Knipsen nicht alles ist (auch, wenn ich es gerne tue). Und zum anderen, weil im Urlaub (AUSSER AUF DER ANREISE!) der Weg das Ziel ist. Ich möchte bewusst erleben, was auch andere Wesen beinhaltet. Da waren gestern zwar sehr viele Menschen, und ich muss gestehen, ich hätte es mir ein wenig ruhiger gewünscht. Aber in einer so berühmten Ortschaft in der Hauptsaison haben sich das vermutlich auch alle anderen gedacht.

Ich bin manchmal wahrlich ein ungeduldiger Mensch. Auch heute noch, wo ich mich nun langsam der magischen Fünf vorne nähere. Das mag daran liegen, dass andere Menschen einfach super darin sind, einen rasend zu machen, weil der kategorische Imperativ ihnen verdammt nochmal schnuppe ist – und mir halt nicht! Aber bei solchen Anblicken und genügend Zeit zur raisonnieren lasse ich mir von meinem Temperament nicht den Urlaub versauen. Ich hoffe nur, dass ich ein winziges bisschen meiner gegenwärtigen Gelassenheit über den ersten Arbeitstag hinweg retten kann. Na ja, es ist ja noch Zeit. Wir hören uns.

Al mattino in piscina – Neue italienische Geschichten N°5

09:40. Der Pool ist angenehm kühl. Genau richtig, um den Tag nach einem kleinen Frühstück mit etwas Bewegung so richtig zu starten. Gegen 11:00, nach ca. 1,2 Km und kurzer Trockung in der Sonne dann zurück zum Appartamento. Könnte ich das, zumindest in der Frühlings- und Sommerzeit, in meinen alltäglichen Arbeitsrhythmus eintakten, wäre ich vermutlich erheblich ausgeglichener, als dies in den letzten 6 Monaten gelegentlich der Fall war. Ich befürchte zwar, dass ich meinen Arbeitgeber nicht für diese Form von Remote-Work begeistern könnte. Aber drei bis vier Monate im Jahr in der Toskana wohnen und arbeiten, das hätte schon was. Für’s erste werde ich mal versuchen, eine Vereinbarung über einen Tag Home-Office bzw. Remote-Work pro Woche zu erzielen. Das wird schon schwer genug.

Nicht alle Tage beginnen hier so. Manchmal machen wir ja auch Ausflüge. Gestern haben wir die Gegend um Gaiole in Chianti erkundet. Die Stadt selbst ist nicht so ein Juwel, wie etwa Siena oder San Gimignano. Es gibt aber ein paar Flecken in der Region, die sehr hübsch sind. Und, wie der Name der Stadt schon sagt – sie liegt mitten im Chianti, jener sagenumwobenen Weinbauregion, die den Hahn als Wahrzeichen hat. Also haben wir natürlich auch was zum Probieren mitgenommen (wenn man mit dem Auto unterwegs ist, sollte man sich das mit der Weinprobe gut überlegen, da versteht die Polizia Stradale keinen Spaß). Eine Station war Castello Meleto, Die Burg ist hübsch (man kann da wohl auch Zimmer mieten) und der Chianti Classico lecker…

Vertine hingegen ist eigentlich „nur“ ein Stadtteil von Gaiole. Allerdings ein, meiner Meinung nach höchst sehenswerter. Man kann hier keinen Wein verkosten, aber es gibt, wenn wir die Schilder richtig interpretiert haben, Fremdenzimmer. Aber auch eine Stippvisite lohnt sich, denn das kleine Örtchen ist wunderschön – und die Aussicht überragend.

Überhaupt ist die Gegend zwischen Castellina in Chianti und Gaiole mehr als eine Tagestour wert: Badia a Passignano, Montefioralle, Panzano, Radda, etc. Die Landschaft ist einfach wunderschön; Weinberge und Olivenhaine wechseln sich ab mit kleinen Wäldchen, es wird nie eben, und die Straßen schlängeln sich mal auf den Hügelkämmen, mal durch die Täler. Dazu gibt hinter jeder zweiten Ecke was zu sehen. Vorausgesetzt, man möchte sich die Zeit nehmen. Was mir aufgefallen ist: die Touristenaktivität ist fast wieder auf dem Niveau anderer Jahre. Da denkt man natürlich schon mal kurz an Corona. Allerdings halten sich die allermeisten auch hier an die üblichen Regeln. Deshalb bleibe ich dennoch angstfrei. Zudem wir eigentlich fast nur im Freien unterwegs sind. In diesem Sinne auch den daheim Gebliebenen schöne Tage. Wir hören uns bald wieder.

Incompresioni comprese – Neue italienische Geschichten N°4

Was man manchmal sagt: „Ich glaube, wir haben einen Zielkonflikt.“ Was verstanden wird: „Du bist blöd und kannst nix!“ Immer und immer wieder. Die beste Ehefrau von allen und ich machen da keine Ausnahme, denn – TADA – Watzlawicks drittes Axiom, auch bekannt als „Der Empfänger macht die Botschaft!“ ist immer und überall gültig. Letzten Endes muss man sich einfach damit arrangieren, dass die Dinge manchmal nicht so laufen, wie man sich das vorgestellt oder gewünscht hat. Denn auch im Uralub ist das Leben halt manchmal nur ein Ponyhof mit lauter mies gelaunten, störrischen, schnappenden Ponys – und dazu passenden Reitern. Was beim Einkaufen und in Orten mit Sehenswürdigkeiten häufig zu Hindernisparcours führt, kann im Urlaubszuhause zum Culture-Clash degenerieren, wenn unterschiedliche Vorstellungen aufeinanderprallen.

Dazu muss man folgendes Wissen: die Urlaubsgestaltung unserer Familie inkludiert eine Menge Dinge: gemeinsame Mahlzeiten, ganztäglich gelegentliche Spiele und gewisse abendliche Rituale für die Kinder, den einen oder anderen Ausflug, um sich Dinge anzusehen, viel Zeit am Pool, Lesen, Schreiben, etc. Nur eines kommt darin wochenlang nicht vor: Fernsehen. Zumindest für die Eltern. Die Kids dürfen sich Sonntags abends die Sendung mit der Maus streamen, das ist quasi Pflichtprogramm. Aber ansonsten bleibt die matte Scheibe schwarz. Das tut sie im Sommer sowieso sehr häufig. Was dazu führt, dass man auf sich selbst und seine Lieben zurückgeworfen ist. Und dann muss man sich miteinander befassen…

Es ist mitnichten so, dass wir uns nach über 27 Jahren nix mehr zu sagen hätten. Nur manchmal hat man keine Lust, den eben abgelaufenen Tag noch mal durchzukauen. Insbesondere, wenn nichts besonderes war. Gottseidank teilen wir auch schon immer ein für mich sehr wichtiges Hobby: Pen’n’Paper-Rollenspiel. JA super, da kann man doch einfach ein bisschen one-on-one zocken und die Beere ist geschält! ODer? ODER…? Habe ich rwähnt, dass Watzlawicks drittes Axiom…? Nun jedenfalls war es eine blöde Idee, Kritik zu üben und vielleicht ein bisschen zu drängeln. Ich bin halt eine ungeduldige Rampensau, wenn’s ans Zocken geht; das gebe ich offen zu. Aus der Haut komme ich allerdings auch nicht mehr raus. Und jetzt ist erst mal nix mehr mit Zocken.

Ich versuche das gelassen zu nehmen (und ich weiß, dass SIE dies hier liest). Aber irgendwie bin ich auch etwas enttäuscht; weil ich in der Geschichte eigentlich immer noch eine Menge Potential sehe. Ich hätte es halt nur schneller entwickelt. Aber wenn Kreative unterschiedliche Ansichten zu einer Geschichte vertreten, ist das legitim. Wer erinnert sich an meine Einlassungen zum Thema Buch und Film? So wie unterschiedliche Medien divergierende Erzählstrukturen fordern, sieht man u.U. verschiedene Aspekte beim Betrachten ein und des selben Stoffes, aus dem Träume gemacht werden. Ehrlich gesagt bin ich jedoch nicht Willens, Männchen zu machen; weil zu einem Streit immer zwei gehören. Zudem bin halt auch etwas alt und stur.

Also ist diesbezüglcih erst mal Funkstille. Solange das den Rest des Urlaubs nicht tangiert, soll’s mir Recht sein. Vielleicht arbeite ich dann doch an einer anderen Geschichte weiter. Auch wenn ich mir selbst ein wenig Unterhaltung als Konsument gewünscht hätte. So und jetzt ist genug gejammert auf hohem Niveau. Die TAge gibt’s mal Bilder. In dieem Sinne: Buonasera.

Risparmiare per la vechiaia? – Neue italienische Geschichten N°3

Wenn man durch die Gegend fährt, um Dinge zu besorgen (man erinnere sich, Einkaufen dauert hier etwas länger, weil man meist ein Auto dafür braucht), hat man Zeit zum Nachdenken. Ich weiß, dass viele Leute sich viel lieber dauernd die Hirnwindungen mit Musik zukleistern, während sie umherbrausen. Ich habe dieses Bedürfnis eher selten. Dafür führe ich manchmal Selbstgespräche. Ja, ja, schon gut; ich bin ein komischer Kauz. Es mag ein wenig abmildernd wirken, dass manche dieser Alleinunterhaltungen auch folgenden Inhalt haben können: „Fahr deinen Verf*****n B***koffer aus dem Weg, du versch******r W*****r!“ Wer sich an „Die Osbornes“ erinnert fühlt, hat Recht…

Alleinunterhaltung ist auch deswegen ein passender Begriff, weil’s mich tatsächlich unterhält. Es ist für mich eine Mischung aus hörbarer Introspektion und simulierten Gesprächen (nicht nur mit mir selbst, sondern Gott und der Welt, wobei Gott hier für alles Mögliche stehen darf – nur nicht für Gott. So schlimm steht es dann doch noch nicht um mich). Und weil ich mich auf dem Weg zu einem Konsumtempel befand, wanderten meine Gedanken zu den sogenannten Frugalisten, also diesen Leuten, die in ihren frühen Lebensjahrzehnten auf Teufel komm raus arbeiten und sparen, damit sie möglichst früh mit dem Arbeiten aufhören können. Klingt im ersten Moment spannend, oder?

Nun ist es so, dass die meisten Tipps der Frugalisten sich darauf beziehen, bei den drei Hauptausgaben zu sparen: nämlich a) Wohnen, b) Mobilität und c) Essen. Und schon kann ich eine Menge Leute laut lachen hören, weil die bei a) so ungefähr das gleiche denken, wie ich: wenn ich beim Wohnen sparen könnte, hätte ich das schon lange getan. Das verändert sich spätestens bei b), denn unfassbar viele Menschen halten ein Automobil immer noch für ein Statussymbol; oder kommen ohne schlicht nicht zu ihrer Arbeitsstelle. Und c)…? Nun ja, hier scheiden sich die Geister. Ich persönlich glaube ja, dass man beim Essen keine Abstriche machen müssen sollte, wenn es nicht unbedingt medizinisch notwendig ist. Aber das ist meine Meinung.

Was viele gar nicht thematisieren, ist das Thema Kinder. Und seien wir mal ehrlich: wenn ich mein Geld gerne schneller ausgeben möchte, als ich es verdienen kann, sind eigene Kinder ein exzellenter Katalysator. Von der allgemeinen Kinder- und Jugendfeindlichkeit unserer deutschen Gesellschaft (keine nennenswerten Investitionen in Bildung, Verweigerung erziehungsfreundlicher Arbeitsplätze, kein Platz für die Kids, um sich zu entfalten, UND DANN DIESE KINDERLOSEN AMATEURE; DIE GLAUBEN, SIE WÜSSTEN BESSER ALS ELTERN, WIE ERZIEHUNG FUNKTIONIERT, etc.) will ich hier gar nicht erst anfangen. Die beste Ehefrau von allen und ich haben Kinder, wir wissen also wovon wir reden, danke.

Ganz ehrlich – selbst wenn ich alleine wäre, passte dieses Modell nicht zu mir. Dazu bin ich einfach zu sehr Hedonist. Sich seine Freiräume auch neben der beruflichen Tätigkeit her zu schaffen und darauf zu achten, dass man die magischen 70% Leistung, die man recht gut dauernd abrufen kann nicht allzu oft überzieht, macht schon viel aus. Denn am Ende bleibt immer die Frage, was mir mein Frugalismus genutzt hat, wenn ich mit 42 an einem Infarkt versterbe… Ich für mein Teil bleibe also bei meinem Lebensplan: der ist einfach, denn ich habe keinen Masterplan und sorge halt einfach nur für die Eventualitäten vor. Ob’s genutzt hat, oder nicht, verrät mir am Ende das weiße Licht. In diesem Sinne, bis zur nächsten Folge.