Risparmiare per la vechiaia? – Neue italienische Geschichten N°3

Wenn man durch die Gegend fährt, um Dinge zu besorgen (man erinnere sich, Einkaufen dauert hier etwas länger, weil man meist ein Auto dafür braucht), hat man Zeit zum Nachdenken. Ich weiß, dass viele Leute sich viel lieber dauernd die Hirnwindungen mit Musik zukleistern, während sie umherbrausen. Ich habe dieses Bedürfnis eher selten. Dafür führe ich manchmal Selbstgespräche. Ja, ja, schon gut; ich bin ein komischer Kauz. Es mag ein wenig abmildernd wirken, dass manche dieser Alleinunterhaltungen auch folgenden Inhalt haben können: „Fahr deinen Verf*****n B***koffer aus dem Weg, du versch******r W*****r!“ Wer sich an „Die Osbornes“ erinnert fühlt, hat Recht…

Alleinunterhaltung ist auch deswegen ein passender Begriff, weil’s mich tatsächlich unterhält. Es ist für mich eine Mischung aus hörbarer Introspektion und simulierten Gesprächen (nicht nur mit mir selbst, sondern Gott und der Welt, wobei Gott hier für alles Mögliche stehen darf – nur nicht für Gott. So schlimm steht es dann doch noch nicht um mich). Und weil ich mich auf dem Weg zu einem Konsumtempel befand, wanderten meine Gedanken zu den sogenannten Frugalisten, also diesen Leuten, die in ihren frühen Lebensjahrzehnten auf Teufel komm raus arbeiten und sparen, damit sie möglichst früh mit dem Arbeiten aufhören können. Klingt im ersten Moment spannend, oder?

Nun ist es so, dass die meisten Tipps der Frugalisten sich darauf beziehen, bei den drei Hauptausgaben zu sparen: nämlich a) Wohnen, b) Mobilität und c) Essen. Und schon kann ich eine Menge Leute laut lachen hören, weil die bei a) so ungefähr das gleiche denken, wie ich: wenn ich beim Wohnen sparen könnte, hätte ich das schon lange getan. Das verändert sich spätestens bei b), denn unfassbar viele Menschen halten ein Automobil immer noch für ein Statussymbol; oder kommen ohne schlicht nicht zu ihrer Arbeitsstelle. Und c)…? Nun ja, hier scheiden sich die Geister. Ich persönlich glaube ja, dass man beim Essen keine Abstriche machen müssen sollte, wenn es nicht unbedingt medizinisch notwendig ist. Aber das ist meine Meinung.

Was viele gar nicht thematisieren, ist das Thema Kinder. Und seien wir mal ehrlich: wenn ich mein Geld gerne schneller ausgeben möchte, als ich es verdienen kann, sind eigene Kinder ein exzellenter Katalysator. Von der allgemeinen Kinder- und Jugendfeindlichkeit unserer deutschen Gesellschaft (keine nennenswerten Investitionen in Bildung, Verweigerung erziehungsfreundlicher Arbeitsplätze, kein Platz für die Kids, um sich zu entfalten, UND DANN DIESE KINDERLOSEN AMATEURE; DIE GLAUBEN, SIE WÜSSTEN BESSER ALS ELTERN, WIE ERZIEHUNG FUNKTIONIERT, etc.) will ich hier gar nicht erst anfangen. Die beste Ehefrau von allen und ich haben Kinder, wir wissen also wovon wir reden, danke.

Ganz ehrlich – selbst wenn ich alleine wäre, passte dieses Modell nicht zu mir. Dazu bin ich einfach zu sehr Hedonist. Sich seine Freiräume auch neben der beruflichen Tätigkeit her zu schaffen und darauf zu achten, dass man die magischen 70% Leistung, die man recht gut dauernd abrufen kann nicht allzu oft überzieht, macht schon viel aus. Denn am Ende bleibt immer die Frage, was mir mein Frugalismus genutzt hat, wenn ich mit 42 an einem Infarkt versterbe… Ich für mein Teil bleibe also bei meinem Lebensplan: der ist einfach, denn ich habe keinen Masterplan und sorge halt einfach nur für die Eventualitäten vor. Ob’s genutzt hat, oder nicht, verrät mir am Ende das weiße Licht. In diesem Sinne, bis zur nächsten Folge.

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