Superstizione non necessaria – Neue italienische Geschichten N°7

Freitag der Dreizehnte! Oh mein Gott, Unheil wird geschehen! Ich werde… ich werde… ich werde doch noch nicht arbeiten dürfen! VERDAMMNIS…. [Ironie off] Wer von euch glaubt denn bitteschön, dass ich schon Urlaubsmüde sein könnte (schaut euch die verdammten Fotos an, mehr muss man nicht wissen!). Was jedoch das andere angeht: Ich denke ja, dass der Aberglaube heutzutage nicht mehr eine so große Rolle spielt, wie das vielleicht noch vor ein paar Jahrzehnten der Fall war. Oh, nein nein, ich glaube nicht, dass die Menschen klüger oder aufgeklärter wären, als ehedem. Aber sie haben seit einer ganzen Weile eine Ersatzreligion für das Hor(r)o(r)skop entdecken dürfen: Antisocial Media. Egal ob es früher Freitag der Dreizehnte, Schwarze Katze am Morgen, niemals unter Leitern durchgehen, oder der böse Blick der Nachbarn war – heutzutage sind die Aluhuten nur einen Mausklick entfernt direkt hinter Fratzbuchistan zu bestaunen. Wer braucht da noch altmodische Sternendeuter…?

Viel zu oft lassen wir Menschen uns unser Denken und Fühlen von Fremden diktieren, ohne dies wirklich zu reflektieren. Zweifelsohne gibt es äußere Einflüsse, die für uns gut sind: manche (bei weitem nicht alle!) Verwandte, Freunde (zumindest jene, die lange Zeit unsere Freunde bleiben) wohlmeinende Lehrer, manche Kollegen, etc.; und bei mir natürlich die beste Ehefrau von allen! Die meisten Antisocial-Media-Kontakte zählen jedoch nicht dazu; und das inkludiert explizit auch manche Menschen, die wir im realen Leben kennengelernt haben. Andere versuchen oft genug, uns dazu zu verleiten, ihre Ansichten zu übernehmen. Und manche Ansichten sind es ja auch wert, bedacht oder gar adaptiert zu werden. Jene von irgendwelchen faktenresistenten Dogmatikern mit DummTube-Uni-Abschluss jedoch nicht. So wenig, wie ich mir mein Leben vom Horoskop diktieren lasse, nehmen jene Menschoiden Einfluss auf mich, die andere gerne als „Schlafschafe“ bezeichnen. Manche Tore darf man getrost und ruhigen Gewissens durchschreiten. Andere jedoch sollte man meiden, wie der gute alte Luzifer das Weihwasser…

Wenn ich so meine morgendlichen Bahnen im obigen Pool ziehe, leert sich mein Geist soweit (meist bin ich dabei auch alleine und damit nicht gefordert, zu kommunizieren), dass ich tatsächlich wieder ein wenig zu mir finde. Das klingt jetzt ein bisschen nach diesen Scheiß Glückskeks-Sprüchen, oder. Keine Sorge, ich mutiere nicht zur Winke-Katze. Ist die falsche Ecke unserer Welt dafür. Aber ich stelle fest – und das ist für mich doch ein wenig beruhigend – dass Goethe Recht hatte: tatsächlich können mich an jedem Tag ein paar mehr Menschen am Arsch lecken. Und das sage ich denen auch! Harmonie bedeutet nämlich NICHT, es allen Recht machen zu müssen, sondern mit sich selbst im Reinen zu sein. Das ist schon kompliziert genug, da muss ich nicht auch noch den Dogma-Narzissmus irgendwelcher Internet-Grottenolme befriedigen. NO WAY…

Da genieße ich lieber, was sich mir momentan gerade direkt vor der Haustür bietet, und lasse den lieben Herrgott noch eine weitere Woche einen guten Mann sein. Hier ist alles vorhanden, was man dafür braucht. Und an die Hitzewelle haben wir uns mittlerweile auch gewöhnt. Außerdem kann ich dem Sangiovese für den Wein unseres Vermieters beim Wachsen zuschauen. Die Beeren haben in den letzten 10 Tagen ordentlich zugelegt. DAS sind die einzigen Nachrichten, die im Moment von Belang sind. Buonasera…

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