Randnotizen eines Erschöpften #08 – Welcome back, darkness…

Joa… was soll ich sagen? Scheiße gelaufen, da in Bremen mit der sogenannten Asylmafia, die zum Beispiel hier, hier, hier und hier beschrien wurde (hart rechte Webseiten ohne Impressum lasse ich bewusst aus, die finden sich bei einer Googelei aber immer ganz weit oben, weil dumme Menschen auf Schlagzeilen reinfallen). Also doch keine bundesweite, links-grün-versiffte Verschwörung gegen DAS VOLK, sondern einfach nur eine verliebte Behördenleiterin, die Goodies verteilt hat, um sich den Mann ihres Begehrens gewogen zu machen. Wer von Beiden dabei mehr kriminelle Energie hat zu Tage treten lassen, werden die Gerichte klären, aber eines steht fest: der Rechtsstaat funktioniert und die Mauscheleien halten sich in sehr engen Grenzen. Das dürfte unseren ganzen Nazis aber gar nicht schmecken, dass mal wieder eines ihrer Argumentations-Kartenhäuser mit extrem leisem Krachen in sich zusammenfällt…

Was gibt’s noch Neues? Ach ja – Neuseeland! An dieser Stelle möchte ich den Familien der Hinterbliebenen, aber auch den Kollegen, die bei diesem hinterhältigen Akt rechten Terrors zur Hilfe eilen mussten mein herzliches Mitgefühl aussprechen. Zur Sache selbst will ich mich nicht äußern, daran arbeiten sich schon viel zu viele andere ab. Was jedoch das nun verkündete Verbot für halbautomatische Waffen angeht – BRAVO! Wie immer kommen natürlich die Waffen-Fetischisten aus allen Ecken gekrochen und jammern rum. Auch dazu sage ich nichts, die Kommentar-Spalten in den Online-Zeitungen sagen alles, was man dazu wissen muss. Wieder nur Idioten unterwegs, wie ein lieber Kollege von mir sagen würde.

Brexit-Schmexit, untergehendes Venezuela, der rechte Hauptmann Jair Bolsonaro in Brasilien Präsident, wenigstens Orbáns Fidesz aus der EVP im Europa-Parlament ausgeschlossen; und dann auch noch Scheiß-Fußball. Diese Nachrichten des Tages sagen das gleiche, wie die letzten 100 Tage seit Krampf-Karrenbauer und die 100 Tage davor – wir lernen nichts aus dem Erlebten und machen immer so weiter, als wenn das Morgen ganz automatisch besser wird, auch wenn wir alles immer nur noch schlimmer machen. Und dann auch noch die ganzen Menschen, welche die Fridays for Future in den Schmutz ziehen müssen, weil ihnen ein 16-jähriges Mädchen Angst macht, dass viel mehr Leute mobilisieren kann, als sie selbst. Es geht immer nur um Macht und Geld. Nicht mehr um unsere Zukunft und die Fragen, die sie stellt; alle drehen sich nur noch um sich selbst.

Eigentlich ist es kein Wunder, dass meine Depression zurück ist. Mal schauen, wie’s läuft… schönen Tag noch.

Auch zum Hören…

Der verwirrte Spielleiter #0 – wie wird man Spielleiter?

Um’s kurz und schmerzlos auf den Punkt zu bringen: durch Zufall. So wie man zumeist auch durch Zufall zu einem Hobby wie Pen&Paper-Rollenspiel kommt; oder besser durch Freunde oder Bekannte, die einem zeigen, was das ist und wie das geht. Viele probieren es aus, ein großer Teil sagt nach dem ersten Reinschnuppern „Danke, aber nein!“ und ein gewisser Prozentsatz bleibt halt dabei. Manche ein paar Jahre. Andere, so wie ich, ein paar Jahrzehnte…

Rollenspieler wird man, weil man Fantasie und Spaß an gemeinsamem Eskapismus hat. Vielleicht auch, weil Nerds und Nerds sich einfach besser verstehen; keine Ahnung, macht aber auch keinen Unterschied. Spielleiter wird man entweder, weil die meisten anderen Nerds keinen Bock auf die Arbeit haben, die sowas mit sich bringt. Dazu komme ich aber demnächst in einem eigenen Post. Oder, man hat einfach Freude daran, den anderen sauschwere Aufgaben zu stellen, um ihnen dann huldvoll beim Scheitern (oder wenigstens beinahe Scheitern) zusehen zu können. Wenn man das dann noch mit etwas Chuzpe und etwas mehr Humor verkaufen kann, hat man die wichtigsten Eigenschaften, die einen zum Spielleiter machen auch schon zusammen.

Achtung – ich höre irgendwo jemanden rufen „Aber als erstes musst du doch das Spiel kennen lernen, die Regeln, die Welt, die Konflikte, die Waffen, etc.!“ Bullshit. Meine dritte Spielsitzung insgesamt absolvierte ich als Spielleiter und ich hatte von dem Regelwerk wahrhaft episch wenig Ahnung. Aber fette Ideen, ein wüstes Dungeon und einen knalligen Bosskampf als Finale! Nicht übel für einen Noob dachten sich die anderen wohl, et voilá – a new gamemaster was born! Ja sicher sollte man halbwegs wissen, wie die Mechanik des Spiels funktioniert. Aber bis heute interessieren mich, sofern ich den Spielleiter-Sessel okkupiere, andere Dinge mehr.

Das Wichtigste überhaupt ist, dass man Spaß am Geschichten erzählen hat, dass man gerne selbst Szenarien und Ideen entwickelt und das man keine Angst hat, diese Roh-Szenarien anderen zu übergeben, damit sie meine Ideen zu ihren Geschichten machen können. Neben Erzählkunst, Regelkenntnis und Chuzpe ist nämlich der Mut, sich auf die erzählerische Macht der Spieler zu verlassen die wichtigste Eigenschaft eines SL. Und nur für den Fall, dass das auf den ersten Blick nach Überforderung klingt… ist es anfänglich auch. Aber wie mit allem anderen wird man auch mit dem Spielleiten nur besser, indem man es tut. Dies mag den Anfängern genauso ein Trost sein, wie mir, denn auch ich verkacke immer noch regelmäßig irgendwas. Und das mit fast 30 Jahren Erfahrung. Trotzdem gilt bei mir: always game on!

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Rollenspiel für Dummies #14 – Ratschläge für Spielleiter?

Ich geb’s ja offen zu – so lange ich auch schon selbst als Spielleiter für Pen&Paper-Rollenspiel unterwegs bin, es gibt immer noch Dinge, die mir nicht so leicht von der Hand gehen. Zumindest gefühlt, hadere ich mit der Hälfte dessen, was in meinen Sitzungen passiert. Nicht etwa, weil es keinen Spaß macht, sondern weil ich immerzu denke, dies oder jenes hätte aber besser laufen müssen, besser ausbalanciert sein sollen, tiefere Immersion erzeugen können, etc. Keine Ahnung, ob’s anderen SL genauso geht, aber ich bin in der Ex-Post-Betrachtung oft unzufrieden mit meinen Ergebnissen.

Was macht man in so einem Moment? Genau! Man befragt die allwissende Müllhalde, ähm sorry, natürlich Tante Internet, was andere SL dazu so zu sagen haben. Und weil mich die mittlerweile ans sozialwissenschaftliche grenzende Herangehensweise der deutschen Rollenspiel-Blogosphäre total nervt, schaue ich mir lieber an, was über dem Teich so geschrieben wird. Muss man ja heutzutage nicht mehr für verreisen…

Was ich da so lese, wenn ich z.B. den Begriff „game master advice“ eingebe, ist oft sehr pragmatisch. Und offenbart, dass ich nicht der einzige SL bin, der sich selbst für einen total untalentierten Volldepp hält. Das dämpft meine Kasteiungs-Exzesse dann wieder für eine Weile. Denn seien wir mal ehrlich: Erfahrung, gesunder Menschenverstand, Improvisationstalent und Kreativität sind durch nichts zu ersetzen. Auch nicht durch einen Master in Sozialpsychologie, oder einen VHS-Kurs in kreativem Schreiben. Oder was auch immer manche zu brauchen meinen…

Ich spielleite im Moment eine schräge Mischung aus Cyberpunk und Space-Opera in einem Universum voller mutierter Menschen, flankiert von einem Regelwerk, dass ich seit ca. 20 Jahren beständig weiter entwickele. Core-Story und Meta-Plot [Eine Beschreibung zu den Begriffen findet sich in einem Kurzglossar am Ende des Posts] finden dabei eine Zweitverwertung in einem Roman, den ich quasi nebenbei schreibe und der die Motive aus meiner Kampagne auf andere Art interpretiert. Folglich habe ich mich in den letzten Wochen und Monaten intensiv mit meiner Geschichte beschäftigt – und natürlich auch den unterschiedlichen Arten, auf die ich diese nun transportieren muss.

In einem Roman erzähle ICH die Geschichte und meine Aufgabe als Erzähler ist es, sie so plastisch und fühlbar wie möglich zu machen, damit der Leser in diese Erfahrung eintauchen kann. Niemals wird er dabei das Gleiche denken oder empfinden wie ich, aber das ist auch gar nicht das Ziel. Ich will die Fantasie des Lesers anstoßen, damit er MEINE Geschichte nimmt und in seinem Kopf daraus SEINE Geschichte macht; z. B. in dem er eine Vorstellung von den Protagonisten entwickelt. Die zumeist kaum etwas mit meiner Vorstellung von den Protagonisten zu tun haben wird. Und das ist OK. Denn erst, wenn der Leser EINE Geschichte als SEINE Geschichte fühlt, wird sie für ihn relevant.

Im Rollenspiel gehen wir noch einen Schritt weiter. Dadurch, dass die Spieler nicht nur Vorstellungen von ihren eigenen Figuren haben, sondern auch von der Welt und den Nichtspielercharakteren, die diese bevölkern, werden sie auch auf ganz und gar unvorhersehbare Weise mit den Problemen umgehen, die ich ihnen zu lösen gebe. Sie machen MEINE Geschichte, die ich mir als SL ausgedacht habe zu IHRER Geschichte, indem sie diese durch ihre Aktionen umschreiben.

Was am Ende herauskommt, muss von Anfang an offen bleiben. Denn wenn ich, wie beim Roman zunächst versuche MEINE Geschichte zu erzählen, beschränke ich dabei die Möglichkeiten der Spieler und damit vermutlich auch ihr emotionales Investment in das Spiel. Damit das aber gelingen kann, gilt es, eine Menge an Vorbedingungen zu erfüllen. Manche davon sind simpel, einige aber auch hoch komplex. Und man steht damit am Anfang ziemlich allein da…

Womit wir bei des Pudels Kern angekommen wären. Es gibt und gab schon viele andere, die das getan haben, oder immer noch tun, aber ich werde trotzdem anfangen, hier Spielleiter-Tipps zu veröffentlichen. Einfach weil ich denke, das Erfahrung durch nichts zu ersetzen ist, außer durch mehr Erfahrung. Daher willkommen zur neuen Reihe:

Der verwirrte Spielleiter

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit und eine schöne Woche. Always game on!

Auch zum Hören…

Kurzglossar:

[Setting]: In diesem Kontext die Gesamtheit von Weltbeschreibung, Metaplot und Corestory, also die Gesamtheit dessen, was die Spielumgebung definiert und dem Spiel damit ein Thema und einen Fokus gibt.

[Weltbeschreibung]: Eine zusammenfassende Beschreibung der geographischen, politischen, sozialen, wirtschaftlichen und demographischen Gegebenheiten der gesamten Spielumgebung, inklusive der Teile, welche die Spieler vielleicht noch nicht kennengelernt haben.


[Metaplot]: Allem anderen übergeordneter Handlungsbogen, welcher die Historie, sowie kontemporäre politische, wirtschaftliche und soziale Ereignisse der, in der Corestory benannten Spielumgebung beschreibt. Kann (oder soll) durch die Handlungen der Charaktere aber auch ihrer Antagonisten u. U. beeinflusst werden können.


[Corestory]: Handlungsgerüst der Geschichte, in welcher die Charaktere gegenwärtig agieren, somit gleichzeitig der Fokus auf den augenblicklich bespielten (bespielbaren?) Teil der gesamten Spielumgebung.

Me, Self and I #05 – allzu kreativ?

Ich habe diese Beitragsreihe u. A. eröffnet, um auch etwas mehr über mich selbst herauszufinden, die Definition meiner Selbst zu schärfen, einige Positionen klar zu machen; schließlich mich selbst neu zu positionieren. Wer bin ich, wo steh ich, wo will ich hin? Das sind ja Fragen, die jeden Menschen mehr oder weniger stark bewegen, mithin also keine Besonderheit. Ich nehme mich selbst auch nicht als besonders wahr. Auch nicht im Hinblick auf meine Kreativität oder meine Fähigkeiten. Das sind Dinge, die man trainieren kann.

Wann immer ich mich mal genau an meinem heimatlichen Arbeitsplatz umsehe, bemerke ich die Vielzahl an unterschiedlichen Einflüssen, die während meiner kreativen Phasen auf mich einwirken. Diese Einflüsse empfinde ich als befruchtend. Ich bin der, der ich bin, weil ich das mit mir herumtrage, was ich war – Erfahrungen, Erinnerungen, Gesammeltes, Erlerntes, meine Hobbies und schließlich ältere Produkte meiner Kreativität. All das ist präsent und hilft mir vorwärts. Denn manchmal muss man, um ans Ziel zu kommen, nicht nur um die Ecke, sondern um den ganzen Block denken (vulgo sich selbst remixen). Das geht in MEINEM persönlichen Büro einfach am Besten.

[WIRKLICH KURZER EXKURS:] An meinem Arbeitsplatz in der Firma fällt mir echtes, kreatives Arbeiten schwer. Die typischen Sachbearbeiter-Dinge wie die Organisation und Nachbereitung von Fortbildungen, das Koordinieren von Ressourcen, etc. fällt mir nicht schwer; das geht im Team auch viel besser. Aber etwas Neues entwickeln, wenn dauern jemand mit einem anderen Problem oder einer Information durch die Tür kommt (open door policy)… das funktioniert nicht. Zumindest nicht für mich! Mal ganz davon ab, dass die firmeneigene IT-Ausstattung einfach nicht meinen Bedürfnissen entspricht. [EXKURS ENDE].

Kreativität bedeutet aus meiner Sicht also nicht, jedes Mal das verdammte Rad neu erfinden zu müssen; es gibt Dinge, die man nur schwerlich noch besser machen kann. Vielmehr ist Kreativität aus meiner Sicht die Fähigkeit, alle mentalen und kognitiven Ressourcen nutzbar zu machen, um ein Problem bestmöglich lösen zu können. Karl Popper, ein bedeutender Philosoph des 20. Jahrhunderts schreibt in seinem Buch „Alles Leben ist Problemlösen“ (Piper, München, 2015, S. 261 ff.) von Technik als Kulturfaktor. Für mich bedeutet dies, dass Technik nicht mehr als ein Hilfsmittel zum Problemlösen ist, ja nicht mehr sein darf. Sie darf mich nicht behindern, oder meine Kreativität durch Beschränkungen lenken (daher mein Problem mit der, aus meiner Sicht mangelhaften, IT-Ausstattung bei der Arbeit).

Während ich diese Zeilen schreibe, sitze ich vor meinem Bildschirm und kann den Text schneller redigieren, als Stephen King, der laut eigenem Bekunden bis heute all seine Texte auf einer Schreibmaschine oder handschriftlich entwickelt. Das wäre mir selbst zu analog, was aber für mich beweist, das Kreativität in unterschiedlichen Individuen unterschiedliche Voraussetzungen hat; denn ich würde wirklich nicht bestreiten wollen, das Stephen King ein überaus kreativer Autor ist. Ich habe hier, wo ich sitze, Zugriff auf das Internet, meine persönliche Bibliothek und einige andere Dinge, die mich umgeben. Ich brauche diese erweiterte Herangehensweise und denke immer darüber nach, wie ich meinen individuellen Workflow noch besser gestalten kann.

Woraus natürlich die Frage erwächst, ob man auch zu kreativ sein kann? Ich denke schon, dass das der Fall ist. Wenn ich mich nicht zeitlich beschränke und mich zwinge, dann und wann aufzustehen, dann nehmen mich meine Gedanken mit auf weite Reisen; wobei selbstverständlich auch immer die Gefahr besteht, sich vollkommen zu verzetteln. Den Fokus zu verlieren und einfach irgendwas zu tun, anstatt auf das selbst gesteckte Ziel hinzuarbeiten. Darunter leidet erst die Qualität – und irgendwann der Mensch selbst. Denn ohne Fokus und Ziel ist Kreativität nutzlos.

Ich bin nichts Besonderes. Ich bin nur manchmal allzu kreativ, was dann mein Zeitmanagement und damit auch manch andere Dinge über den Haufen wirft. Fragt mal meine Familie! Doch genau dieser Teil definiert mich als Persönlichkeit in erheblichem Umfang. Deshalb kann und will ich das nicht beschneiden. Es ist auch der Grund, warum ich hier so entschieden auftrete. Denn ich habe durch mein Schreiben und Reden gelernt, meine Ideen und Meinungen präsentieren zu können. Also tue ich das, so laut ich kann!

Was als nächstes in dieser Reihe kommt weiß ich jetzt noch nicht. Aber wir hören uns ganz sicher auch in diesem Kontext bald wieder. Schönen Sonntag noch…

Eine kleine Anleitung zum kritisch-sein…

Irgendwie habe ich in den letzten Tagen häufiger beobachtet, dass Menschen, mit denen ich durch diese große, blöde Webseite mit dem Fratzennamen verbunden bin unreflektiert Blödsinn teilen…mal wieder. Dabei ist es so verdammt einfach, die Seriosität eines Artikels, oder auch einer ganzen Webseite zu überprüfen. Und weil ich den Eindruck habe, das manche Menschen hierbei vielleicht doch etwas Nachhilfe brauchen könnten, habe ich eine ganz einfach Anleitung zusammengestellt:

[ACHTUNG – WICHTIG] Wer natürlich meint, auch weiterhin unreflektiert Nazi-Scheiße in meine Timeline spülen zu müssen, den kicke ich ohne weitere Vorwarnung. Ich habe von diesem ganzen „Das-wird-man-doch-noch-sagen-dürfen“-Gesülze nämlich so dermaßen die Schnauze voll, dass ich sonst leider nicht jedermanns körperliche Unversehrtheit garantieren kann. [ENDE]

  1. Quelle überprüfen: Woher stammt der geteilte Artikel? Oft ist die Herkunfts-Webseite leicht ermittelbar. Wenn es einfach nur ein Meme von einer anderen Facebook-Seite ist, wird es schon schwierig mit der Glaubwürdigkeit.
  2. Impressum der Quelle überprüfen: Ist eines vorhanden, gehen wir direkt zum dritten Punkt. Ist keines vorhanden – Artikel sperren, weil er nicht als seriös eingestuft werden kann. Keine halbwegs seriöse Institution hat kein Impressum. (Ist übrigens in Deutschland überdies ein Rechtsverstoß gegen §5 TMG und §55 RStV).
  3. Glaubwürdigkeit des Impressums überprüfen: Nun glauben die ersten, ich sei paranoid, aber hierzu ein kleines Beispiel von heute: jemand verlinkt einen Artikel von der sogenannten „Bundesdeutschen Zeitung“. Deren Impressum findet sich hier: Eine Online-Redaktion in Schweden, eine Adresse unter den Linden, unter der sich laut Google ein Restaurant befindet und eine Telefonnummer, die zwar nach Berlin gehört, jedoch nicht zur Adresse passt…? Schlussendlich die Webseite, die sich den Anstrich einer seriösen Zeitung gibt, etwa nach den bekannten Vorbildern SZ, FAZ, NZZ. Den Untertitel „Qualitätsjournalismus durch Wissensvorsprung“ finde ich angesichts meiner Recherche-Ergebnisse wenig überzeugend.
  4. Autoren recherchieren: zu Journalisten (seriösen ebenso wie tendenziösen) gibt es eine Vita, die in aller Regel Aufschluss über Gesinnung etc. zulässt. Ich habe keine Probleme mit liberalen und echten konservativen Positionen. Nur mit Populismus, Chauvinismus, Rassismus möchte ich nicht behelligt werden.

Oh mein Gott, so viel Aufwand, wenn ich etwas teilen möchte? Aber die haben doch Recht, wir können doch nicht…..! Nein, meistens haben die nicht Recht, sondern nur Angst und Hass im Herzen, die sie überall zu verbreiten suchen. Die von mir oben beschriebene Vorgehensweise dauert ca. 3-4 Minuten und verhindert hoffentlich, dass wir ein 4. Reich bekommen. Das ist es mir immer wert. Denkt mal drüber nach, bevor ihr wieder unreflektiert irgendeinen Dreck verlinkt. Schönen Tag noch.

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Me, Self and I #04 – allzu optimiert?

Der Homo Oeconomicus. Das Schreckgespenst meines Lebens. Eine künstliche Figur aus der Wirtschaftswissenschaft, die ihr gesamtes Leben der Nutzenmaximierung unterwirft. Das betrifft in der Theorie alle Bereiche des Lebens und ist, zu Ende gedacht, natürlich ein Albtraum für jedes halbwegs empathische Wesen. Ich will nicht in Abrede stellen, dass man idealisierte Denk-Figuren für analytische Zwecke braucht; insbesondere in den Sozial- und Geisteswissenschaften. Dennoch feiert die daraus abgeleitete Denke immer wieder Urständ in den Medien.

Ich habe immer mal wieder Einlassungen zu den Themen Selbst-Optimierung und Work-Life-Balance veröffentlicht. Letztlich bin ich heute an dem Punkt angelangt, dass ich dieses ganze Geschwafel für Augenwischerei halte, die nur das Ziel hat, uns noch etwas mehr Arbeitsleistung abzupressen, damit andere noch mehr Geld für eine Pulle Schampus bezahlen können. Sorry, wenn ich jetzt klinge wie ein Sozialist mit Fackel in der Hand, aber gehen wir’s doch mal kurz durch, wer alles von Selbst-Optimierung spricht:

  • Krankenkassen mit Bonus- und Erziehungsprogrammen für einen gesünderen Lebensstil. Warum machen die das? Weil sie an ihren Kunden Geld sparen wollen, denn Krankenkassen sind nicht mehr einfach Sachwalter der fiskalischen Abwicklung von Gesundheitsdienstleistungen sondern profitorientierte Konzerne. Wie gut das der individuellen Gesundheit tut, darf sich jeder gerne selbst ausrechnen. So lange Krankenkassen-Vertreter Boni bekommen, wenn sie die Budgets z.B. für den Rettungsdienst besonders schmal verhandeln, habe ich kein Vertrauen in diese Läden.
  • Ratgeber-Autoren, die mit dem Trend Kasse machen wollen. Es ist schon irritierend, wie oft z.B. der „Stern“ in den letzten Jahren anstatt investigativem Journalismus riesige Leitartikel zur Verbesserung des Lebensstils gebracht hat und dabei auch ein ums andere Mal Autoren gepuscht wurden. Ein Schelm, wer was Böses dabei denkt.
  • Arbeitgeber, die mit cooperative Workspaces und flexiblen Arbeitszeitmodellen locken, die – sozialpsychologisch erwiesen – nicht selten in Selbstausbeutung bis hin zum Burnout münden.

Das ist natürlich nur eine Seite der Medaille. Es gibt mittlerweile auch genug Medien, in denen derlei ein differenzierteres, ja sogar kritisches Echo hervorruft; mündiges Googeln soll ja tatsächlich manchmal helfen. Denn bei all den Anforderungen, die an uns herangetragen werden, liegt es letzten Endes an jedem selbst, was er oder sie daraus macht. Und so ganz individuell optimiere ich am liebsten meine Denke…

Will heißen ich versuche informiert zu sein / zu bleiben, um mündige Entscheidungen für mich selbst treffen zu können. Ich bin dabei keinesfalls immer vernünftig (insbesondere beim Umgang mit meiner Physis) weil ich mir die Freiheit herausnehme, selbst entscheiden zu wollen, was schlecht für mich ist. Frei nach James Bond esse ich zu viel rotes Fleisch und zu viel Weißbrot; die trockenen Martinis habe ich allerdings durch Single Malt ersetzt. Klingt das clever? Nö! Aber bei allem, was ich tagein, tagaus auf unterschiedlichsten Ebenen für andere tue, gestatte ich mir sehenden Auges Torheiten, weil es meiner Psyche gut tut. Mindestens genauso gut, als mir hier dann und wann meine Rage vom Leib zu schreiben.

Aber mit Selbstoptimierung bleibt mir bitte vom Hals. dazu fällt mir nur dieses Lied von „Großstadtgeflüster“ ein! Schönen Tag noch…

Ach ja: die nächste Folge ist „…allzu Kreativ?“

Auch zum Hören…

Kinder kriegen ist nicht schwer…

Kinder haben dagegen sehr. Daran ist wohl absolut nix neues und wer sich dafür entschieden hat, zunächst recht kleine Menschen in sein Leben lassen zu wollen, wird sich dafür im Normalfall zumindest ab und an mal ohrfeigen wollen. Das ist nicht böse gemeint; unser Kleinen geben uns ja soviel zurück. Neben Liebe und Freude unter anderem Kosten, Stress, Arbeit und Nervenzusammenbrüche. Ich liebe meine Kinder wirklich, aber manchmal könnte ich sie auf den Mond schießen, wenn’s nur nicht so verdammt teuer wäre.

Und nun kommt Frau Verena Brunschweiger daher mit ihrem Buch gegen das Kinderkriegen. Sapperlott, die traut sich aber was…oder…? Die Diskussion um das Buch offenbart, das Kinder in dem Werk u. A. als ökologisches Problem argumentiert werden. Überdies seien Eltern egoistisch, weil sie Kinder in die Welt setzen und dann die Kinderlosen dazu auffordern würden, sich finanziell an der Aufzucht der Brut zu beteiligen. Außerdem bedeuteten Kinder für die Eltern einen Verlust an Selbst… Um die Logikfehler aufzuzeigen, deklinieren wir diese Argumente doch einfach mal bis zum bitteren Ende durch.

So sehr ich in den dunkleren Stunden des Elterndaseins den letzten Punkt bejahen möchte und mir wünschte mehr persönliche Freiheit zu haben, desto mehr könnte ich bei den beiden anderen Punkten so ausgiebig kotzen, dass ich danach direkt wieder Heißhunger hätte. Man könnte viele Gründe dafür finden, keine Kinder in diese Welt zu setzen, wenn man danach sucht. Aber das ökologische Argument ist haarsträubender Unsinn, weil es zeigt, dass Frau Brunschweiger Zeit als rein lineares Konstrukt erlebt und die Lernfähigkeit des Menschen insgesamt in Abrede stellt – und das als Gymnasial-Lehrerin.

Es mag sein, dass Kinder in den ersten Jahren ihres Lebens Abraum erzeugen und einen schlechten CO2-Footprint haben. Dieses Argument lässt jedoch die Entwicklung der Kinder, die Wege die sie nehmen und es wahrscheinlich besser als wir machen werden vollkommen außer acht. Kinder in diese Welt zu setzen bedeutet aus meiner Sicht die Hoffnung darauf, dass sie zusammen mit meiner Generation in der Lage sein werden, einiges zu reparieren. Diese Hoffnung nicht anzuerkennen bedeutet, der Spezies Mensch das Recht auf die Weiterexistenz abzuerkennen. Und so sehr ich manchmal mit unserer, mit meiner Spezies auch hadere – abgeschrieben habe ich sie noch lange nicht.

Kommen wir zum fiskalischen Bereich: Diese Kinder werden in naher Zukunft Frau Brunschweigers Gehalt, mein Gehalt, meine Rente, Frau Brunschweigers Rente und noch viele andere Dinge finanzieren. Wenn Kinderlose also der Meinung sind, sie würden hier sinnlos Geld verpulvern für diejenigen, die so blöd waren, sich ein oder mehrere Blagen ans Bein zu nageln, dann irren sie; sie investieren lediglich indirekt in diejenigen, die ihre Zukunft erträglich machen werden, selbst wenn sie so egoistisch waren, nicht ihren Teil zum Erhalt der Sozialsysteme beizutragen. Dafür schulde ich – als Bezieher, sowohl von direkten Transferleistungen wie Kindergeld, als auch indirekten, wie etwa Kinderfreibeträgen, etc. – niemandem auch nur einen feuchten Händedruck. Deutschland ist eine Solidargemeinschaft. Und die selbsternannten „Leistungsträger“, die das immer noch nicht kapiert haben, sind die wahren Problemfälle.

Ich weiß gar nicht, warum mich die Frau so aufregt. Vielleicht ist es ihre selbstgefällige Fletsche, vielleicht auch einfach nur der unerträgliche Egoismus ihrer Schreibe? Ich wünsche dem Büchner-Verlag trotzdem ein gutes Geschäft. Sozialwissenschaftliche Fachverlage haben’s nicht einfach und wir brauchen die; auch wenn diese Publikation aus meiner bescheidenen Sicht schlicht Scheiße ist. Schönen Tag noch.

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Me, Self and I #03 – allzu privates.

Arbeit ohne Ende. Ohne in’s Detail gehen zu wollen, aber die letzten 10 Tage hatten es in sich. Drum hat es auch länger gedauert. Gedanken zum Thema habe ich mir schon lange gemacht. Oder besser – ich tue das andauernd. Denn es gibt wenige Themen, die so kontrovers diskutiert, aber auch gelebt werden, wie „Privatspäre“. Womit wir auch schon am ersten Problem angelangt wären: was ist denn das, diese sogenannte „Privatsphäre“?

Näher wir uns der Sache juristisch, finden wir den Artikel 2 des Grundgesetzes, sowie das Recht auf informationelle Selbstbestimmung. Hier ist festgelegt, dass es bestimmte Bereiche unseres Lebens gibt, auf die weder andere Menschen (auch Konzerne) noch Ermittlungsbehörden einfach so zugreifen dürfen. Dass es mit dem tatsächlichen Schutz nicht immer soweit her ist, wie einen das bloße Lesen der Gesetzestexte vielleicht suggeriert zeigen die Debatten um z.B das Polizeiaufgabengesetz in Baden-Württemberg und Bayern. Man mag die Bedenken der Beschwerdeführer teilen, oder auch einfach glauben, dass die Polizei ihre Befugnisse schon verantwortungsbewusst einsetzen wird – einfach ist der Themenkomplex nicht. Denn von den vielen wird ein Eingriff in die Privatsphäre als Angriff auf ihre Bürgerrechte verstanden.

Dies berührt die Frage, wie viel Einschränkungen die Bürgerrechte verkraften, bevor die freiheitlich-demokratische Grundordnung unseres Staates bedroht ist. Doch dieser Frage werde ich mich demnächst in einem anderen Post widmen. Heute soll es eher um die feine Trennlinie zwischen privat und öffentlich gehen. Denn beides agiert auf vielfältigere Art miteinander, als ich dies in einem einzelnen Blogpost darstellen könnte.

Das Gefühl dafür, wie viel Privatspäre ich brauche, scheint bei Menschen höchst unterschiedlich ausgeprägt zu sein. Ein einfacher Blick in die sozialen Netzwerke offenbart dabei eine beinahe erschütternde Bandbreite an Sorglosigkeiten. Fast scheint es, als wenn die Annehmlichkeiten, welche die Preisgabe von Daten zum Beispiel bei Konsumtätigkeiten mit sich bringt (schnelle, unkomplizierte, beinahe Berührungsfreie Abwicklung, Lieferung frei Haus, am besten gleich, etc.) die virtuelle Nacktheit rechtfertigt, die dabei zwangsweise entsteht. Die Einfallstore für den Missbrauch dieser Daten (bis hin zum Identitätsdiebstahl mit den Folgekosten) werden dabei vollkommen ignoriert. Selbst der Umstand, dass Personaler (übrigens auch ich) potentielle Job-, oder Ausbildungsplatz-Kanditaten googeln oder facebooken, scheint vielen vollkommen egal. Oder ihnen ist schlicht nicht bewusst, wie leicht man online gefunden werden kann; selbst mit verdrehtem Facebook-Namen…

Ein weiterer Punkt ist die politische oder ethische Gesinnung. In der vermeintlichen Anonymität des Netzes (oder in der Ignoranz der eigenen Außenwirkung) werden Aus- und Ansagen getroffen, die man wahrscheinlich sonst nicht unbedingt tätigen würde. Die Mitgliederzahl der „das-wird-man-ja-wohl-noch-sagen-dürfen!“-Fraktion scheint in meinem Bekanntenkreis auf gleichbleibend niedrigem Niveau zu stagnieren. Was aber nur daran liegt, dass ich offenkundige Nazis gleich aussortiere. Und mit Nazi meine ich Menschen, die unsere Gesetze verbal missachten, sich Ausländer- oder Minderheiten-feindlich äußern, oder eindeutige Zeichen auf ihren sozialen Seiten haben. Da gibt’s auch kein „Na ja, war vielleicht ein Ausrutscher…“ Wer Sticker und Memes in den Farben der Reichskriegsflagge und mit eindeutig fremdenfeindlichen Texten auf seiner Seite hat, ist kein Patriot, sondern entweder extrem naiv und dumm, oder ein Nazi. Ende der Diskussion!

Was ich in meinem Kämmerlein über Manches denken mag und was ich öffentlich äußere… die Gedanken seien frei, hieß es einmal. Und sicher darf man denken. was man will, sofern daraus kein Unrecht an anderen erwächst. Auch mir entfleucht manchmal in den heimatlichen vier Wänden mal eine Äußerung, die eventuell sogar justiziabel sein könnte (allerdings eher linker Natur). Ich käme jedoch nie auf die Idee, meine politische Meinung und meine Arbeit miteinander zu verquicken. Von daher empfinde ich eine rote Linie zwischen dem Privaten und dem Öffentlichen als notwendig. Doch sie wird von immer mehr Menschen ignoriert, ohne sich der Konsequenzen bewusst zu sein. Denn je mehr ich den Begriff Privatsphäre durch mein eigenes Tun oder Lassen (Stichwort: Selbstverdatung) entwerte, desto mehr wecke ich die Begehrlichkeit des Staates nach der endgültigen Schöpfung eines gläsernen Bürgers.

Doch dieser Gedanke gruselt mich. So sehr ich meine mediale Präsenz schätze und pflege – es gibt Aspekte meines Selbst, die andere, insbesondere Fremde und den Staat nichts angehen. Denn sollten wir jemals wieder einer Autokratie entgegen gehen, muss ich in den Untergrund, da ich den Nazis zur Not auch mit der Waffe in der Hand entgegen trete, bevor ich ein viertes Reich zulasse! Bereits mit dieser Äußerung habe ich zuviel gesagt. Aber ich möchte jeden dazu anregen, sich selbst darüber klar zu werden, wie viel von sich er, oder sie, oder es da draußen bekannt geben möchte. Privatsphäre bedeutet ein Stück Macht gegenüber jenen, die Macht über uns alle erlangen wollen. In diesem Zusammenhang sei jedem noch mal dieses Stück von Reinhard Mey empfohlen. Ich wünsche eine schöne Woche.

Ach ja, als nächstes kommt in dieser Reihe „allzu optimiert…?“

Auch zum Hören…

Me, Self and I #02 – allzu ökologisches…?

Dieselskandal, Gammelfleisch, Bienensterben, Klimeerwärmung, Veganismus. Punkte, über die man sich Gedanken machen kann, gibt es im Themenkreis „Ökologie“ wirklich mehr als genug. Doch während der Planet immer noch ungebremst mit Wucht auf das Dicke Ende zusteuert, jammern fast alle, dass die Politik entweder nichts (Tierschutz, Bio-Siegel, etc.) oder zuviel (Dieselfahrverbote) tut. Während irgendwelche unnötigen Politikoiden wie Andreas Scheuer munter den populistischen Fähnchendreher geben, um ja ihr persönliches Schäfchen (Anschlußvertrag als Industrielobbyist) ins Trockene zu bekommen. Böcke und Gärtner und so…

Ökologisches Handeln beginnt bei mir selbst. Bei Müllvermeidung. Dabei, NICHT im Winter eingetütete Beerenfrüchte aus Südamerika zu kaufen (im Übrigen auch kein Quinoa, denn die Haupterzeugerländer sind heutzutage Peru, Bolivien und Ecuador => vielen Dank für die durch den Transport versaute C02-Bilanz. Graupen tun es auch.) Bei der Reduktion des Fleisch- und Wurstkonsums und einer bewussteren Auswahl dessen, was auf den Tisch kommt. Zum Beispiel durch regionalen, saisonalen Einkauf. Bei der Frage, wofür ich ein Auto tatsächlich brauche und wo ich zu Fuß (mit dem Fahrrad, mit ÖPNV) nicht genauso gut hinkomme. Wie und wohin ich reise. Also bei vielen Dingen, auf die jeder einzelne von uns sehr leicht Einfluss nehmen kann.

Es ist bequem – und natürlich dieser typisch deutschen Besitzstandswahrer-Mentalität geschuldet – darauf bestehen zu wollen, dass alles einfach immer genauso weiter gehen muss, wie es schon immer war. Was ist denn immer? So ca. die letzten 40-50 Jahre, da sich der Wohlstand hierorts ausgebreitet hatte. Nur so als kleiner Tipp: der Wohlstand der ersten Welt beruht zu großen Teilen auf der Ausbeutung der dritten Welt. Da spielt das koloniale Erbe Europas genauso eine Rolle, wie die paternalistische Hilfspolitik seit dem Ende der Kolonialherrschaft.

Und natürlich werden jetzt wieder irgendwelche „Abers“ aus der Ecke jener kommen, die sagen, dass sich doch gar nicht alle ein ökologisch sinnvolles Leben leisten können, weil das alles so teuer sei. Zum einen ist das eine überholte Vorstellung, weil nachhaltig eben NICHT bedeutet, jedem hippen Scheiß hinterher rennen zu müssen (Hipster nerven eh nur), sondern bei seinen Konsumentscheidungen bewusst vorzugehen. Das erfordert Anstrengungen und Nachdenken, aber es lohnt sich, denn die Alternative ist, dass wir alsbald alles kaputtkonsumiert haben und auf unsere Müllkippen leben und dort Recycling ganz neu erlernen müssen…

Der nächste Einwand ist, dass nachhaltiges Wirtschaften und Investitionen in neue, nachhaltigere Technologien den Standort Deutschland schwächen, unüberschaubare gesellschaftliche Kosten verursachen, die individuelle Mobilität einschränken…! Was ist denn die Alternative? Immer weiter mit Verbrennern die Städte zudrecken und zuparken, Menschen krank machen, das Klima killen und kostbare Ressourcen einfach in Rauch aufgehen lassen? Wenn es nach der Industrie und ihren Lobbyisten [=> Andreas (be)Scheuer(t)] geht, lassen wir alles beim Alten, denn noch fließt das Mana (=> Geld) ja noch in Strömen; in die falschen Taschen!

Allzu politisches und allzu ökologisches haben ja doch etwas miteinander zu tun! Wir hätten in den letzten 30 Jahren schon wesentlich mehr tun können und tun müssen, um den Entwicklungen entgegen zu stehen. Doch Anstatt mit Mut voran zu gehen, hat man stets nur Besitzstände gewahrt und verwaltet und sich auf die Globalisierung als größte Gefahr zurückgezogen. Die einzige Gefahr, die von der Globalisierung ausgeht ist die höhere Mobilität des Kapitals. Diese gilt es einzudämmen! Finanztransaktions-Steuern! Mindestlohn-Erhöhung! Noch schärfere Umweltschutzgesetze! Zwingt man die Besitzenden nicht zur Investition in unser aller Zukunft, werden sie diese weiter kaputt machen, um noch reicher zu werden.Das ist der Hebel, an dem Politik schon lange ansetzen könnte – wenn sie denn nicht teilweise gekauft, teilweise irregeleitet und teilweise desillusioniert wäre.

Bleibt die Frage, wohin mich meine Gedanken zum allzu privaten bringen werden…

Auch zum Hören…,

Me, Self and I #01 – allzu politisches…

Es ist schwer geworden, sich in diesen Zeiten zu einer politischen Einstellung zu bekennen; jammern sowohl die Linken, als auch die Rechten. Aber was ist das überhaupt? Links? Rechts? Ist man links, wenn man Verteilungsgerechtigkeit nicht für eine Floskel radikal-sozialistischer Wahlkampf-Rhetorik hält, sondern für eine schlichte Notwendigkeit des sozialen Zusammenhalts? Ist man rechts, wenn man Zuwanderung zwar für unvermeidbar hält, im Ergebnis aber gerne besser gesteuert sähe? Ist man links, wenn man auch Menschen aus anderen Kulturen für integrationsfähig hält? Ist man rechts, wenn man im Zuge dieser Integration ein Mindestmaß an Respekt für die eigene Kultur und die hiesigen Gesetze einfordert?

Ich mag dieses Ideologie- und Dogmen-verseuchte Links-Rechts-Sprech nicht. Denn alle Positionen, die oben mit einem Fragezeichen versehen sind, habe ich mir im Laufe der Zeit zu eigen gemacht. Unsere Politik tut zu viel für die Wirtschaft, in dem Irrglauben an den so genannten Trickle-Down-Effekt; also, dass, wenn die Fetten fett genug sind, schon genug vom Fett nach unten tropft. Tatsächlich ist es aber so, dass die Reallohnentwicklung in den letzten Jahren hinter der Entwicklung der Kapital-Einkommen (also aus Anlagevermögen, wie etwa Anleihen, Immobilien, Aktien) zurückgeblieben ist. D.h. Einkommen aus normaler Erwerbsarbeit (der die meisten von uns nachgehen) hat sich schlechter entwickelt, als Einkommen aus bereits vorhandenem Besitz => die Reichen werden reicher, den mittleren und unteren Schichten bleibt insgesamt weniger => Die Einkommenschere ist weiter gespreizt.

Nach höherer Verteilungsgerechtigkeit zu rufen bedeutet aber aus meiner Sicht explizit NICHT, noch mehr nutzlose Umverteilungs-Maßnahmen einzuführen, die nur Verwaltungsressourcen binden, sondern auskömmliche Lohniveaus festzuschreiben (vulgo den Mindestlohn nachzubessern, und zwar jetzt) und diese auch an künftigen Veränderungen des Einkommensgefüges teilnehmen zu lassen; und zwar automatisch. Eine handwerklich sinnvolle Ausgestaltung auf ordnungspolitischer Ebene würde manches Problem binnen weniger Jahre beenden.

Alle konzentrieren sich seit drei Jahren auf Zuwanderung. Ja, wir brauchen ein gewisses Maß an Zuwanderung, auch aus wirtschaftlicher Sicht; aber wir dürfen bei deren Regulation weder ideologisch noch xenophob sein, sondern müssen Verhältnisse in Herkunftsländern etc. genau beurteilen. Konkurrieren auf dem aktuell erschreckend großen Billiglohnsektor alle um auskömmliche Einkommen (siehe oben), werden sich auch die Stimmen, welche da rufen „die Ausländer nehmen uns alles weg!“ alsbald verstummen. Gleiche Chancen bedeutet ja nicht, dass auch alle gleich gut wegkommen. Das ist eine Illusion. Momentan ist das Problem virulent, weil jene Wirtschaftsvertreter, die nach Zuwanderung rufen natürlich auf noch schärfere Konkurrenz im prekären Arbeitsmarkt schielen, um Löhne noch mehr drücken zu können. Diesen Sumpf trocken zu legen, ist die größte Sozial- und Wirtschafts-politische Aufgabe unserer Zeit.

Was nun Integration angeht: der Staat hat es 2015 verabsäumt, verbindliche Ziele und Aufgaben zu definieren, wie Integration von Statten zu gehen hätte und stattdessen engagierte Ehrenamtliche und Wohlfahrtsorganisationen einfach mal wurschteln lassen. Mit teilweise verheerenden Folgen. Noch immer hocken Menschen in Ghettos, die vielleicht eine Chance gehabt hätten. Und natürlich sind mit legitimen Flüchtlingen auch illegitime eingereist, die nun mühsam ausfindig zu machen und rückzuführen eine fast unmögliche Aufgabe darstellt.

Und trotzdem sollte man sich vor pauschalierenden Aussagen wie „Das sind alles Verbrecher, die müssen alle weg“ sehr in acht nehmen. Die absoluten Zahlen (auch wenn die Populisten das jetzt nicht gerne hören) sagen etwas anderes. Und ich vertraue Zahlen immer noch mehr, als einem dumpfen Bauchgefühl. Denn mein dumpfes Bauchgefühl hat mich im Leben schon öfter in die Scheiße geritten, als nackte Zahlen. In dem Zusammenhang wird immer von Lügen- und System-Presse schwadroniert. Die allermeisten wissen ja gar nicht, was das bedeutet, oder wie es funktioniert. Drei Jahre Putin-Russland oder Erdogan-Türkei und die allermeisten kämen schön kleinlaut zurück.

Ich bin Sozialdemokrat! Ich glaube an Solidarität miteinander und Verantwortung füreinander und ich werde von dieser Position nicht abrücken. Sozial- und Migrations-Politik sind untrennbar miteinander verbunden und ich weiß, dass wir an den richtigen Stellschrauben noch lange nicht gedreht haben – dafür will ich eintreten.

Die Tage reden wir dann über allzu ökologisches. bis dahin: eine gute Zeit!

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