Kinder haben dagegen sehr. Daran ist wohl absolut nix neues und wer sich dafür entschieden hat, zunächst recht kleine Menschen in sein Leben lassen zu wollen, wird sich dafür im Normalfall zumindest ab und an mal ohrfeigen wollen. Das ist nicht böse gemeint; unser Kleinen geben uns ja soviel zurück. Neben Liebe und Freude unter anderem Kosten, Stress, Arbeit und Nervenzusammenbrüche. Ich liebe meine Kinder wirklich, aber manchmal könnte ich sie auf den Mond schießen, wenn’s nur nicht so verdammt teuer wäre.
Und nun kommt Frau Verena Brunschweiger daher mit ihrem Buch gegen das Kinderkriegen. Sapperlott, die traut sich aber was…oder…? Die Diskussion um das Buch offenbart, das Kinder in dem Werk u. A. als ökologisches Problem argumentiert werden. Überdies seien Eltern egoistisch, weil sie Kinder in die Welt setzen und dann die Kinderlosen dazu auffordern würden, sich finanziell an der Aufzucht der Brut zu beteiligen. Außerdem bedeuteten Kinder für die Eltern einen Verlust an Selbst… Um die Logikfehler aufzuzeigen, deklinieren wir diese Argumente doch einfach mal bis zum bitteren Ende durch.
So sehr ich in den dunkleren Stunden des Elterndaseins den letzten Punkt bejahen möchte und mir wünschte mehr persönliche Freiheit zu haben, desto mehr könnte ich bei den beiden anderen Punkten so ausgiebig kotzen, dass ich danach direkt wieder Heißhunger hätte. Man könnte viele Gründe dafür finden, keine Kinder in diese Welt zu setzen, wenn man danach sucht. Aber das ökologische Argument ist haarsträubender Unsinn, weil es zeigt, dass Frau Brunschweiger Zeit als rein lineares Konstrukt erlebt und die Lernfähigkeit des Menschen insgesamt in Abrede stellt – und das als Gymnasial-Lehrerin.
Es mag sein, dass Kinder in den ersten Jahren ihres Lebens Abraum erzeugen und einen schlechten CO2-Footprint haben. Dieses Argument lässt jedoch die Entwicklung der Kinder, die Wege die sie nehmen und es wahrscheinlich besser als wir machen werden vollkommen außer acht. Kinder in diese Welt zu setzen bedeutet aus meiner Sicht die Hoffnung darauf, dass sie zusammen mit meiner Generation in der Lage sein werden, einiges zu reparieren. Diese Hoffnung nicht anzuerkennen bedeutet, der Spezies Mensch das Recht auf die Weiterexistenz abzuerkennen. Und so sehr ich manchmal mit unserer, mit meiner Spezies auch hadere – abgeschrieben habe ich sie noch lange nicht.
Kommen wir zum fiskalischen Bereich: Diese Kinder werden in naher Zukunft Frau Brunschweigers Gehalt, mein Gehalt, meine Rente, Frau Brunschweigers Rente und noch viele andere Dinge finanzieren. Wenn Kinderlose also der Meinung sind, sie würden hier sinnlos Geld verpulvern für diejenigen, die so blöd waren, sich ein oder mehrere Blagen ans Bein zu nageln, dann irren sie; sie investieren lediglich indirekt in diejenigen, die ihre Zukunft erträglich machen werden, selbst wenn sie so egoistisch waren, nicht ihren Teil zum Erhalt der Sozialsysteme beizutragen. Dafür schulde ich – als Bezieher, sowohl von direkten Transferleistungen wie Kindergeld, als auch indirekten, wie etwa Kinderfreibeträgen, etc. – niemandem auch nur einen feuchten Händedruck. Deutschland ist eine Solidargemeinschaft. Und die selbsternannten „Leistungsträger“, die das immer noch nicht kapiert haben, sind die wahren Problemfälle.
Ich weiß gar nicht, warum mich die Frau so aufregt. Vielleicht ist es ihre selbstgefällige Fletsche, vielleicht auch einfach nur der unerträgliche Egoismus ihrer Schreibe? Ich wünsche dem Büchner-Verlag trotzdem ein gutes Geschäft. Sozialwissenschaftliche Fachverlage haben’s nicht einfach und wir brauchen die; auch wenn diese Publikation aus meiner bescheidenen Sicht schlicht Scheiße ist. Schönen Tag noch.