Me, Self and I #05 – allzu kreativ?

Ich habe diese Beitragsreihe u. A. eröffnet, um auch etwas mehr über mich selbst herauszufinden, die Definition meiner Selbst zu schärfen, einige Positionen klar zu machen; schließlich mich selbst neu zu positionieren. Wer bin ich, wo steh ich, wo will ich hin? Das sind ja Fragen, die jeden Menschen mehr oder weniger stark bewegen, mithin also keine Besonderheit. Ich nehme mich selbst auch nicht als besonders wahr. Auch nicht im Hinblick auf meine Kreativität oder meine Fähigkeiten. Das sind Dinge, die man trainieren kann.

Wann immer ich mich mal genau an meinem heimatlichen Arbeitsplatz umsehe, bemerke ich die Vielzahl an unterschiedlichen Einflüssen, die während meiner kreativen Phasen auf mich einwirken. Diese Einflüsse empfinde ich als befruchtend. Ich bin der, der ich bin, weil ich das mit mir herumtrage, was ich war – Erfahrungen, Erinnerungen, Gesammeltes, Erlerntes, meine Hobbies und schließlich ältere Produkte meiner Kreativität. All das ist präsent und hilft mir vorwärts. Denn manchmal muss man, um ans Ziel zu kommen, nicht nur um die Ecke, sondern um den ganzen Block denken (vulgo sich selbst remixen). Das geht in MEINEM persönlichen Büro einfach am Besten.

[WIRKLICH KURZER EXKURS:] An meinem Arbeitsplatz in der Firma fällt mir echtes, kreatives Arbeiten schwer. Die typischen Sachbearbeiter-Dinge wie die Organisation und Nachbereitung von Fortbildungen, das Koordinieren von Ressourcen, etc. fällt mir nicht schwer; das geht im Team auch viel besser. Aber etwas Neues entwickeln, wenn dauern jemand mit einem anderen Problem oder einer Information durch die Tür kommt (open door policy)… das funktioniert nicht. Zumindest nicht für mich! Mal ganz davon ab, dass die firmeneigene IT-Ausstattung einfach nicht meinen Bedürfnissen entspricht. [EXKURS ENDE].

Kreativität bedeutet aus meiner Sicht also nicht, jedes Mal das verdammte Rad neu erfinden zu müssen; es gibt Dinge, die man nur schwerlich noch besser machen kann. Vielmehr ist Kreativität aus meiner Sicht die Fähigkeit, alle mentalen und kognitiven Ressourcen nutzbar zu machen, um ein Problem bestmöglich lösen zu können. Karl Popper, ein bedeutender Philosoph des 20. Jahrhunderts schreibt in seinem Buch „Alles Leben ist Problemlösen“ (Piper, München, 2015, S. 261 ff.) von Technik als Kulturfaktor. Für mich bedeutet dies, dass Technik nicht mehr als ein Hilfsmittel zum Problemlösen ist, ja nicht mehr sein darf. Sie darf mich nicht behindern, oder meine Kreativität durch Beschränkungen lenken (daher mein Problem mit der, aus meiner Sicht mangelhaften, IT-Ausstattung bei der Arbeit).

Während ich diese Zeilen schreibe, sitze ich vor meinem Bildschirm und kann den Text schneller redigieren, als Stephen King, der laut eigenem Bekunden bis heute all seine Texte auf einer Schreibmaschine oder handschriftlich entwickelt. Das wäre mir selbst zu analog, was aber für mich beweist, das Kreativität in unterschiedlichen Individuen unterschiedliche Voraussetzungen hat; denn ich würde wirklich nicht bestreiten wollen, das Stephen King ein überaus kreativer Autor ist. Ich habe hier, wo ich sitze, Zugriff auf das Internet, meine persönliche Bibliothek und einige andere Dinge, die mich umgeben. Ich brauche diese erweiterte Herangehensweise und denke immer darüber nach, wie ich meinen individuellen Workflow noch besser gestalten kann.

Woraus natürlich die Frage erwächst, ob man auch zu kreativ sein kann? Ich denke schon, dass das der Fall ist. Wenn ich mich nicht zeitlich beschränke und mich zwinge, dann und wann aufzustehen, dann nehmen mich meine Gedanken mit auf weite Reisen; wobei selbstverständlich auch immer die Gefahr besteht, sich vollkommen zu verzetteln. Den Fokus zu verlieren und einfach irgendwas zu tun, anstatt auf das selbst gesteckte Ziel hinzuarbeiten. Darunter leidet erst die Qualität – und irgendwann der Mensch selbst. Denn ohne Fokus und Ziel ist Kreativität nutzlos.

Ich bin nichts Besonderes. Ich bin nur manchmal allzu kreativ, was dann mein Zeitmanagement und damit auch manch andere Dinge über den Haufen wirft. Fragt mal meine Familie! Doch genau dieser Teil definiert mich als Persönlichkeit in erheblichem Umfang. Deshalb kann und will ich das nicht beschneiden. Es ist auch der Grund, warum ich hier so entschieden auftrete. Denn ich habe durch mein Schreiben und Reden gelernt, meine Ideen und Meinungen präsentieren zu können. Also tue ich das, so laut ich kann!

Was als nächstes in dieser Reihe kommt weiß ich jetzt noch nicht. Aber wir hören uns ganz sicher auch in diesem Kontext bald wieder. Schönen Sonntag noch…

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