A snipet of efficiency?

Manchmal lese ich Twitter-Nachrichten, oder folge den Links in Tweets. Ehrlich! Und manchmal finde ich das, was ich dort finde sogar interessant. Wirklich jetzt! Zum Beispiel musste ich kurz innehalten, als ich eine Tabelle gesehen habe, in welcher jemand aufgerechnet hat, was für verschiedene Dinge man hätte tun können in der Zeit, die es brauchte um das Video zu „Gangnam Style“ von Psy ca. zwei Milliarden Mal anzuschauen. So viele Klicks – oder wahrscheinlich mittlerweile ein paar mehr – haben nämlich die verschiedenen Versionen davon auf Youtube. Zum Beispiel hätte man gut anderthalb Mal Wikipedia schreiben können; zumindest nach deren Rechnung…

So ganz aus dem Zusammenhang gegriffen klingt das ja ganz nett, unterschwellig die pauschale Anklage in den Raum zu werfen, dass Menschen ihre Zeit vergeuden. Denn nichts Anderes unterstellt der Autor dieser Grafik ja; nämlich dass wir gefälligst etwas Vernünftiges tun sollten, anstatt mit „Gangnam Style“ anschauen unsere Zeit vor dem Computer zu vertrödeln. Aus Sicht dieser Menschen ist das genannte Video wahrscheinlich auch nur ein Beispiel von vielen, das recht eindrucksvoll darauf hinweisen soll, dass wir die Effizienz unseres Lebenszeiteinsatzes optimieren sollen. Denjenigen schwebt dabei wahrscheinlich vor, dass wir alle bienenfleißig dauerschuften sollen, um eine bessere Welt zu erschaffen; was auch immer an ihr dann besser sein soll. Da man die Motive eines Autors nicht immer so klar erkennen kann, bleibt im Dunkel, ob diese Rechnung nun für eine nachhaltigere Gesinnung werben soll, oder doch für ein effektiveres Wirtschaften im klassisch kapitalistischen Sinne. Ist auch Wurst, denn die Tabelle ist trotzdem Käse.

And here is why: Zunächst einmal ist nicht zu ermitteln, wie viele Male dieses Video nebenher gelaufen ist, während derjenige, der den Klick gesetzt hat gleichzeitig vielleicht sogar etwas Sinnvolles getan hat. Zweitens weiß man nicht, wie viele Male das Video nach 15 Sekunden oder weniger wieder weggeklickt wurde. Drittens dürfen Menschen Pause machen – und Manche dürfen in dieser Pause sogar tun, worauf sie Lust haben. Viertens lässt sich ebenso wenig ermitteln, wie oft das Video zu Lehr- oder Forschungszwecken aufgerufen wurde (nicht lachen, Sozialwissenschaften sezieren Alles, was wir tun!). Und fünftens – woher will der Autor wissen, dass auch jeder, der sich das Video anschaut, überhaupt dazu fähig wäre, etwas zu seiner (zudem unbekannten) Agenda beizutragen. Manche Surfer im Netz sind nämlich ganz einfach zu blöde zum geradeaus laufen!

In der Zeit, die der oder die Macher mit der Anfertigung dieser Grafik verschwendet haben, hätte man zum Beispiel an einer Lernsoftware für verblödete Surfer arbeiten, ein Zimmer streichen, oder schlicht etwas Intelligentes von jemandem lesen können, der etwas Relevantes zu irgendeinem Thema zu sagen hat, anstatt arroganten, nutzlosen Müll abzusondern. Hasta la vista…

A snipet of summer heat

Gleißendes Licht durchflutet die Straßen, sucht sich seinen Weg durch die offenen Fenster in das Innere einer Behausung, bringt die Lebensgeister wieder online und gleich darauf den Körper zum Absturz, wenn die Hitze am mittleren Nachmittag ihren Peak erreicht. Ich liebe den Sommer und mag es, weit nach Mitternacht mit herunter gelassenen Scheiben durch die Stadt zu cruisen, die mit einem Mal wie von Geisterhand Leben atmet, wo vor Kurzem noch Totenstille geherrscht hatte. Aber so sehr ich die Vitalität und Gelassenheit endlos scheinender Sommerabende schätze, so sehr hasse ich die Schwüle, die sich hierortens mit Einzug höherer Temperaturen zwangsläufig bildet und wie ein giftiger Schleier über Alles legt. Sie raubt den Atem und macht jede noch so einfache Verrichtung schwerer.

Und dennoch; wenn ich das Eine nicht ohne das Andere haben kann, dann soll, nein dann muss es so sein! Die dunklen Monate der Einkehr, des kleinen Todes der Natur, der Heizkosten, der farblosen Eintönigkeit und der Ungemütlichkeit vor der Tür, sie rauben mir die Energie, den Willen – und ein bisschen auch den Verstand. Mit den Jahren ist es so gekommen, dass ich nun das ganze Jahr über geschäftig zu sein habe und nur selten in jenen Zustand verfallen kann, den man, sofern ich mich recht erinnere „Langeweile“ nennt. Aber etwas zu tun zu haben, ersetzt nicht die Momente lustvollen Müßigganges, die man in der Sommerzeit haben kann. Einfach mal für ein Weilchen von Allem zu lassen, die Seele zum Baumeln in die Sonne zu hängen, nicht alles so ernst zu nehmen und den Dingen das Näher kommen zu erlauben; das ist wahrer Luxus, den zu genießen man sich die Freiheit gestatten muss, gerade, wenn man eigentlich keine Zeit dazu hat.

Selbst wenn ich weiß, dass sich die Zeit, oh die kostbare Zeit nicht ersetzen lässt, ich dann hinterher für die Bummelei doppelt so schnell rennen muss. Was im Übrigen eine Illusion ist, denn tatsächlich vertut man bei der Arbeit – gleich welcher Art von Arbeit – viel Zeit damit, die Dinge auf verschiedenste Arten falsch anzugehen. In diesem Sinne ist Faulenzen für mich Achtsamkeit gegenüber sich selbst, wenn man in diesen Momenten der Kontemplation zu seiner Energie zurück findet. Überdies sollte man eigentlich so gut wie immer erst Denken, bevor man etwas tut!

Also genieße ich und blende für den Augenblick aus, dass die Arbeit derzeit bei Tag und bei Nacht den Schweiß über Gebühr rinnen lassen wird. Denn wenn die kühleren Tage kommen, werde ich mich grämen, dass ich dann eine ganze Weile keine Gelegenheit mehr haben werden, den süßen Schweiß des Sommers zu fühlen; auch, wenn er eigentlich salzig ist. Allen eine sonnige Zeit!

A snipet of overexpectation?

Menschen kaufen gerne Gadgets. Dies meint hier vor allem elektronische Geräte, die nicht notwendigerweise einen produktiven Nutzwert haben müssen, sondern einfach nur das Erlebnis des Medienkonsums, des Zockens, des Surfens im Netz verbessern sollen. Natürlich sind auch andere Typen von Gadgets im Umlauf, aber die allermeisten User, die sich im Netz über derartige Geräte aufregen, beziehen sich dabei auf etwas ganz bestimmtes; nämlich Tablets. Tablets sind zunächst einfach nur Fun-Gadgets, zumindest in den Händen der meisten Nutzer. Man erwartet dabei eine eierlegende Wollmilchsau, die möglichst alle Medienformate schlucken und wiedergeben können soll, keine Lags (also Hänger) produziert, problemfrei mit den restlichen hauseigenen Mediendienern (Fernseher, Computer, Stereoanlage) kommuniziert und keine oder wenigstens kaum Wartung braucht.

Auch ich lese Reviews, sowohl von mehr oder weniger professionellen Testern als auch von Usern, wie ich einer bin. Und komischerweise findet man eigentlich fast immer nur welche von Fanboys oder Productbashern, aber nur wenige ausgewogene Darstellungen dazwischen. Was mich zu drei Erkenntnissen führt: zum einen gibt es wohl doch mehr gekaufte Rezensionen im Netz, als die bisher geschätzten ca. 20-25%. Zweitens gehen viele Menschen mit den vollkommen falschen Erwartungen an die Sache heran, weil sie nicht in der Lage sind, zwischen den wolkigen Versprechungen der Werbung und dem aktuell technisch Möglichen zu unterscheiden, oder die Tatsache in Betracht zu ziehen, das jeder Hersteller sein Süppchen kocht, weil er seine Gadgets, Zusatzgeräte und Dienstleistungen an den Mann bringen will – Gerätezusammenarbeit ist da ein Fremdwort. Und schließlich gibt es drittens noch die Fehleinschätzungen bezüglich des eigenen Bedarfs – was will ich haben, einfach weil ich es besitzen will und was brauch ich wirklich, weil ich es auch nutzen kann? Hier lassen sich viele vom Statussymbolfaktor so manchen Gadgets täuschen und sind dann hinterher enttäuscht, wenn sie viel Geld für etwas ausgegeben haben, dessen mögliche Performance sie eigentlich gar nicht brauchen oder nicht zu nutzen wissen.

Über den Umstand der proportionalen Verzerrung habe ich noch gar nichts gesagt. Es ist nämlich nur eine gewisse Klientel, die überhaupt häufig Reviews oder Ähnliches schreibt, nämlich zumeist Heavy User und Early Adopter, die vollkommen andere – allzu oft überzogene – Ansprüche an irgendwelche Hardware mitbringen, obwohl gerade sie es besser wissen müssten. Und so sind irgendwelche Sternchenauszählungen durch Peer Review Systeme wie etwa bei Amazon oft nicht mal das bisschen Platz wert, welches sie auf dem Monitor verbrauchen. Woraus folgende Schlüsse zu ziehen wären: nämlich, dass man seinen Bedarf genau analysieren muss, sich nicht von vornherein auf irgendeine Marke festlegen sollte, abhängig vom pekuniären Gegenwert vielleicht besser im Laden vor Ort die Performance prüft und auf die meisten Fremdmeinungen abseits objektiver Parameter besser keinen Wert legt.

Wie ich darauf komme? Weil die ganzen merkbefreiten, besserwisserischen Pfosten in Foren mich mittlerweile nerven. Welches Tablet ich nutze? Ist doch wurscht, Hauptsache es genügt meinen Ansprüchen an ein Produktivwerkzeug, oder? Und Tschüss…

A snipet of legitimacy!

Der lupenreine Diktator nun wieder: die aktuelle Regierung der Ukraine sei nicht rechtmäßig. Man betrachte den, letzte Woche von verschiedenen EU-Außenministern mit dem Regime um Janukowitsch ausgehandelten Kompromiss als rechtlich bindend. Die gegenwärtige Staatsführung in Kiew sei durch einen Staatsstreich an die Macht gekommen… Ähm, ehrlich jetzt? Ich weiß, dass es den demokratischen Prinzipien, auf denen ich so oft herum reite eigentlich zuwider läuft so was auszusprechen, aber könnte nicht bitte einfach irgend jemand diesen vollkommen behämmerten Oligarchenpuff im Kreml dicht machen; am Besten ein für alle Mal?

Zugegeben – die bisherige Opposition der Ukraine, die nun mit Asenij Jazenjuk, einem Mitglied der Partei von Julia Timoschenko an der Spitze die Staatsgeschäfte übernommen hat, ist sich in so gut wie keinem Punkt einig. Die Volksgruppen auf dem ukrainischen Staatsgebiet, namentlich Ukrainer, Russen, Krimtartaren und noch einige Andere sind einander zum Teil noch weniger freundlich gesinnt, als Badener und Schwaben; was für sich betrachtet schon bedrohlich ist. Der auch von unseren Politikern viel beschworene Anspruch auf territoriale Integrität ist problematisch, da das Staatsgebiet in seiner heutigen Form ein Überbleibsel aus der Sowjetzeit ist und in Anbetracht der Vielzahl unterschiedlicher ethnischer Gruppen kaum von EINER ukrainischen Kultur gesprochen werden kann.

Allerdings geben all diese Aspekte keinem anderen Staat – vor allem nicht Russland, dass in der Vergangenheit bereits häufiger die wirtschaftliche Abhängigkeit des Landes vom russischen Gas als politisches Druckmittel genutzt hat – das Recht, ohne Not in die innenpolitische Neuordnung des Landes einzugreifen. In den kommenden Wochen und Monaten können die Politiker der Ukraine beweisen, wie ernst sie es mit der Demokratie meinen, wie viel Partizipation und Transparenz sie ihren Bürger zu geben bereit sind, die in erster Linie nicht gegen einen oppressiv handelnden, sondern einen wirtschafts- und sozialpolitisch unfähigen Staat auf die Straße gegangen sind. Und gesellschaftliche Transformationsprozesse brauchen vor allem Eines – Zeit!

Doch was gerade in der Ukraine geschieht, ist sicher kein rechtswidriger Umsturz durch Faschisten, obschon es sicher den einen oder anderen Ultranationalisten auf dem Platz gegeben haben wird; sondern vielmehr eine Revolution, welche ihre Legitimität aus dem Aufbegehren der Bürger schöpft, gleich welche Motivation sie zuerst auf den Maidan getrieben haben mag. Diese Revolution trägt zwar den bitteren Beigeschmack untereinander zerstrittener Protestierender in sich, jedoch auch die Chance zum Entstehen einer demokratischen Zivilgesellschaft. Und was könnte Wladimir Putin in einem direkten Nachbarland wohl mehr fürchten? Denn was könnte alles passieren, wenn seine Bürger auf die Idee kämen, sich die Ukraine zum Vorbild zu nehmen? Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, ich bin ja auch kein Wahrsager, aber den Gedanken finde ich ehrlich gesagt erfrischend … legitim. Träumen sie wohl!

A snipet of pity?

Es passiert mir in letzter Zeit immer öfter, dass ich mich beim Lesen von Zeitungen gerne erbrechen würde. Könnte daran liegen, dass die Damen und Herren von der bundesweit rezipierten Journaille sich bei Themen verrennen, die eigentlich bestenfalls eine Erwähnung auf der letzten Seite des Lokalteils wert wären, wenn überhaupt.

Und dann taucht auf dem Titel des Stern Gerhard Schröder auf, mit der Bildunterschrift „sein trauriges Leben“. In dem Artikel wird dann von seinen drei Behausungen schwadroniert und das ja ein Staatsmann von Format wie er eigentlich eine größere Würdigung seiner Arbeit verdient hätte. Schließlich hätte seine Äußerung zu Putin, als Lupenreinem Demokraten, ja den Mensch Wladimir gemeint und nicht das in Russland dominante System Oligarchie. Man kann sich die Dinge ja schön reden, aber Wladimir Putin ist und bleibt ein EX-KGB-Offizier, der sich mit Glück und Unverschämtheit in eine Machtposition laviert hat und dort alles tut, um auch ja oben zu bleiben. Unter seiner Ägide werden die Prinzipien der Rechtsstaatlichkeit überall mit Füßen getreten, sein Säbelrasseln erinnert doch sehr an die Wilson-Doktrin, die soziale Ungerechtigkeit ist himmelschreiend und große Teile der Wirtschaft sind siech, weil es an politischer Führung im positiven Sinne mangelt. Dieser Mann ist kein lupenreiner Demokrat, sondern ein lupenreiner Diktator. Das kann jeder erkennen, der nicht das Glück hat, von ihm entweder bezahlt, oder bei Unkäuflichkeit ermordet zu werden. Aber wenn der großartige, ehemalige Staatsmann Schröder bei seinen des Schwachsinns verdächtigen Äußerungen bleiben will, bitte…

Aber hier, verehrte Frau Posche, ist noch eine Erweiterung meiner Replik fällig: Es ist richtig, dass unter der Kanzlerschaft Gerhard Schröders die Agenda 2010 gestartet wurde, die zweifellos umfassendste Reformierung der bundesrepublikanischen Sozialsysteme überhaupt – die gänzlich auf dem Rücken der schwächsten Teilnehmer am Wirtschaftskreislauf ausgetragen wurde. Neoliberalismus vom Feinsten, kaum eine Spur sozialer Verantwortung für die Wirtschaft. Etwas verwunderlich für einen lupenreinen Sozialdemokraten, oder? Keine längst überfällige Reform des Steuersystems, keine sinnvolle Verteilung der Lasten auf den Schultern aller Mitgliedern der Solidargemeinschaft BRD, lediglich ein bisschen klare Linie bei einem Krieg. Und das war große Staatsmannschaft?

UNFUG! Der Mann wollte viel, konnte wenig und hat sich dann auch noch mit den falschen Freunden eingelassen. Letzten Endes war er noch schlechter als Kohl, der die BRD 16 Jahre lang mit seinen neokorporatistischen Seilschaften gelähmt hat und – immer noch – nicht mal den Funken Anstand besitzt, die dunklen Geheimnisse seiner Amtszeit endlich zu lüften. Trauriges Leben? Dieser Barolo saufende Möchtegerngenosse aus der lippischen Provinz darf seinen Lebensabend gerne still verbringen – ich will nix mehr von ihm hören, den die in diesem Zusammenhang zu beklagenden „traurigen Leben“ sind hier bestenfalls die jener Menschen, deren Existenzen ins Elend zu stürzen er so wunderbar geholfen hat.

Und Tschüss!

A snipet of comittment

Ist eigentlich irgend jemandem aufgefallen, dass ich in letzter Zeit wenig konstruktiv war? Hat sich mal einer – oder auch eine – darüber beschwert, dass ich immer nur in meinem Sauertopf rühre? Schon klar, manche Sachen müssen einfach raus und es ist viel einfacher böse zu schreiben und rotzig zu reden, anstatt WIRKLICH etwas zu tun. Es mag hilfreich sein, den Finger in die verschiedensten Wunden zu legen, damit Andere darauf aufmerksam werden, dass nicht nur im sprichwörtlichen Staate Dänemark so einiges faul ist. Ich mag hier aber nicht den Hamlet geben, schließlich wird auch er zum Opfer einer Intrige. Lieber bin ich Horatio, der die Botschaft weiter trägt…

Doch, um beim gewählten Kontext zu bleiben, treibt auch mich tatsächlich die berühmte Frage um: „Sein, oder Nichtsein…“, was allerdings weniger etwas mit dem existentiellen Hin- und hergerissensein zwischen Rachsucht und Todesangst zu tun hat, wie wir’s beim Dänenprinzen finden, sonder eher mit der Bodenständigeren Variante eines „Soll ich’s wirklich machen, oder lass‘ ich’s lieber sein?“. Fettes Brot antwortet hier elegant mit JEIN, was mir dennoch nichts nützt. Ist aber letzten Endes auch vollkommen egal, was andere sagen oder denken, denn wenn ich ehrlich bin, habe ich meine Entscheidung schon lange getroffen. Ich muss was tun, um Dinge zu bewegen, sonst werde ich irgendwann wahnsinnig; allerspätestens, wenn mich dereinst meine dann (hoffentlich) erwachsen gewordenen Töchter fragen, warum zum Teufel niemand was getan hat, als die Demokratie den Bach runter zu gehen begann?

Doch wenn ich mich wirklich auf den Weg mache, etwas verändern zu wollen, so als einfacher Simpel ohne Lobby, ohne Macht, ohne Geld, was braucht es dann, um irgendwas erreichen zu können? Werden eine Vision von wirklich durchschaubarer Politik, Kenntnisse im Netzwerken, Persistenz und ein Stück weit auch Frechheit reichen, um vorwärts zu kommen? Keine Ahnung, aber wollt ihr’s vielleicht zusammen mit mir rausfinden…?

A snipet of nerdiness

Es dürfte den meisten irgendwann aufgefallen sein, dass ich den Begriff Nerd gerne häufiger benutze. Sicherlich hat auch jeder dazu ein paar irgendwie geartete Bilder im Kopf, die zumeist etwas mit Computerkenntnissen, Begeisterung für spezielle Teile der Populärkultur wie etwa Superheldencomics, Wissenschaftskenntnissen, mangelnder Sozialkompetenz, eventuell auch Fantasyrollenspiel und mangelnden körperlichen Fähigkeiten zu tun haben. Die Fernsehserie „Big Bang Theory“, deren großen Erfolg ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge betrachte, tut ein Übriges dazu, den Begriff Nerd in eine Richtung zu drängen, in die er nicht gehört.

Manche Leute, die sich selbst mit Nachdruck als Nerds sehen möchten und das nur zu gerne in die Welt tragen, übersehen dabei allerdings, dass Übergewicht, Kathodenstrahlbräune, komplexes Wissen in für viele Andere bizarr anmutenden Wissensfeldern und eine gewisse Menschenferne einen NICHT automatisch zum Nerd machen, sondern allenfalls zu einem, mehr oder minder, funktionalen Soziopathen; sonst erst mal nix. Daran ändern auch Nerd-Tests im Netz nichts; selbst wenn ich in einem mal als „uber-cool nerd-king“ abgeschnitten habe. Hooray.

Nein, wirklich nerdig ist man erst, wenn man abseits der, von Mainstream schon vollkommen ausgelatschten, Pfade des Geistes wandeln, für sich selbst denken und entscheiden, sich für abseitige Dinge nicht der Coolness wegen interessieren und Toleranz gegenüber Andersartigkeit gleich welcher Art walten lassen kann. Ich mag Nassim Nicholas Talebs Art zu denken, weil er sagt, dass wir nichts auf Grund statistischer Modelle vorhersagen können, aber ich teile entschieden NICHT seinen Blick auf Nerds; der beschränkt sich nämlich darauf, dass sie seiner Meinung nach zwar wissenschaftlich extrem adept sind, aber zu konventionell denken würden, um seine Modelle, oder besser deren Nichtvorhandensein zu verstehen. Da hat er mich noch nicht kennen gelernt. Ich kann konventionell sein, wenn die Umstände es unbedingt erfordern, ich habe auch gelernt, mit komplexen sozialen Situationen umzugehen, aber meine Denke gehört mir, sie ist alles andere als „normal“ – aber was ist schon Normalität, ich hatte ja schon darauf hingewiesen, dass es „DIE Normalität“ nicht gibt – und sie erlaubt mir, die Dinge aus anderen Blickwinkeln zu betrachten, als jene, welche die klassische Logik oder wissenschaftliches Arbeiten erfordern.

Ich kann mich den Normen der Wissenschaft anpassen, in ihnen leben und arbeiten, weil das nun mal notwendiger Teil des Studierens ist; wer aber darob den Blick über den verbachelorten Tellerrand vergisst oder verlernt, wer sich zu sehr von Konventionen, Regeln und dem „Bestandsschutz“ des schon einmal Gedachten leiten lässt und die Originalität einpfercht, wie Schafe auf der Weide, der wird selbst zu einem der Viecher im Pferch. Da bin ich persönlich lieber der echte Nerd, suche mir ein Loch im Zaun und mache mich – zumindest gedanklich – davon, um nach meinen eigenen Wahrheiten und Gewissheiten zu suchen. Außerdem habe ich dann auch mal Zeit zum Computerbasteln, Comics lesen und Rollenspielen. Arrividerci…

Ein Schnipsel vom Glück…?

Tja, so kommt das, wenn man rausfindet, dass für das, oberflächlich betrachtet, einfache Wort Glück in der anderen Sprache – in diesem Fall dem Englischen – mehrere Synonyme existieren, die freilich nicht alle unbedingt das Gleiche bedeuten. Man könnte zumindest sinngemäß unterscheiden zwischen dem Glück im Sinne eines glücklichen Zufalls – luck – dem sich bezahlt machenden Glück des Tüchtigen – fortune – dem Glücklichsein – happiness; und wenn man es recht betrachtet, sind das ja allesamt Aspekte dessen, was wir im Deutschen unter dem einen Wort Glück subsummieren. Oder anders formuliert, uns Deutschen langt ein Begriff vom Glück völlig. Weil wir mit mehr Glück vollkommen überfordert wären … oder?

Das die Überschrift dieses Schnipsels in Deutsch daher kommt, wäre also schon mal geklärt, bleibt noch der Tatsache Rechnung zu tragen, dass es wohl genauso wenig EIN Glück geben kann, wie es EINE Normalität geben kann. Allein die Idee ist schon beknackt, weil die zunehmende Pluralisierung unserer Gesellschaft der Individualisierung der in ihr lebenden Menschen Vorschub geleistet hat (einmal mehr meinen Dank an Ulrich Beck). Also, noch mal zum Mitschreiben: Normalität ist das, was man selbst als solche definiert. Und es darf einem dabei ziemlich schnuppe sein, ob diese Definition Anderen in den Kram passt, so lange deren grundlegenden Rechte durch das Ausleben dieser Definition nicht tangiert werden. Siehe kategorischer Imperativ. Daraus folgere ich für mich höchst selbst, dass es bei Existenz meiner Normalität auch mein Glück geben kann; oder besser geben muss! Ähnlichkeiten mit dem, was andere Menschen als Glück empfinden würden, sind gewiss nicht ausgeschlossen, aber weder bewusst beabsichtigt, noch notwendig. Womit wir auch diesmal alle One-Size-Fits-All-Ratgeber mit Wonne in die Tonne treten können.

Ich persönlich finde Glück, abhängig von der Situation in den unterschiedlichsten Dingen. Manchmal in etwas Tangiblem, manchmal einfach nur in einem – für meine Augen – perfekten Anblick oder einem – für meine Empfindung – perfekten Augenblick. Was auch Glück als nichts statisches, sondern als prozessual, als im Fluss, als immer wieder neues und immer wieder andersgestaltiges Phänomen erscheinen lässt. Sich also stets wieder darauf einlassen zu müssen, sein eigenes Glück neu zu suchen – und hoffentlich auch zu finden – ist zweifellos anstrengend, jedoch notwendig. Denn einer, oder auch viele Andere können mir nur in begrenztem Maße helfen, herauszufinden, was für mich richtig und wichtig ist. Sie können für mich richtig und mir wichtig sein, aber das kann ich nur selbst entscheiden; eben immer wieder auf’s Neue. Das macht Glück aber auch spannend. So spannend, wie ein Leben halt ist. Glückliche Zeit noch…

A snipet of awareness

Ich habe ein neues Lieblingshasswort: Achtsamkeit! Oh, wie ich mich freue, wenn die Medien, in diesem Fall namentlich der Stern, einen neuen Trend ausgemacht haben und dann voll auf der Welle surfen, um sich möglichst hipp und lebensnah positionieren zu können. Ist aber doch auch so, dass die Menschen ja wirklich viel zu wenig Acht auf sich geben. Sie essen zu viel, sie essen das Falsche, treiben zu wenig Sport, haben zu viel Stress, zu große Karrieresorgen, werden zu oft krank, blablablablabla…

Ja, die Menschen haben Sorgen; zum Beispiel, dass unsere Politiker immer weiter unsere Zukunft verbrennen, um jetzt auf Pump Jenen, die sowieso schon vollauf saturiert sein müssten, noch ein paar schöne Schaufeln obendrauf legen zu können. Oder dass man sich anschickt, die Bürgerbevormundung noch ein bisschen auszubauen, anstatt sich mal dazu zu äußern, was für Konzepte denn nun tatsächlich zu nachhaltigerem Wirtschaften führen könnten. Dass sich niemand traut, der nach wie vor Amok laufenden Finanzwirtschaft sinnvolle Beschränkungen aufzuerlegen, da sie doch eh nichts anderes tut, als Scheinwerte zu generieren, denen keine effektive Wertschöpfung gegenüber steht. Dass Lobbyismus einen höheren Stellenwert genießt, als das Gemeinwohl. Und so weiter und so fort.

Ich lebe selbst nicht so gesund, wie es gut für mich wäre, was allerdings nicht dem Umstand zu verdanken ist, dass ich dafür kein Problembewusstsein hätte, sondern dass auch mich der Stress zu manchen Zeiten aufzufressen droht, dass ich an manchen Tagen vor Sorgen kaum ein noch aus weiß und beim besten Willen keine Energie aufbringen kann, jetzt ins Fitnessstudio zu rennen, denn auf meinem Schreibtisch wartet Lektüre für’s Studium, weil lebenslanges Lernen das Modell ist, mit dem die EU zu einem wettbewerbsfähigeren Wirtschaftsraum werden will; woraus folgt, dass ich auch wettbewerbsfähiger werden muss, sonst ist es irgendwann Essig mit dem Lebensunterhalt. Ich habe keine Karrieresorgen, ich habe Existenzsorgen – und deswegen habe ich Stress, werde krank und esse das Falsche und davon auch noch zuviel. UND ich bin mir dessen bewusst.

Ich habe kein Problem mit der Achtsamkeit, ich habe ein Problem damit, dass jeder meint mir sagen zu müssen, worauf ich jetzt gerade Acht zu haben hätte, ohne jedoch zu wissen, was jetzt für mich gerade Priorität hat. Wenn diese ganzen Konsumverblendeten Lifestylebesserwisser endlich mal die Schnauze halten und sich echten Themen widmen würden, fänden vielleicht mehr sinnvolle Dinge ihren Weg zwischen Deckblatt und letzte Seite. Zweifellos kommt den Medien auch eine gewisse Bildungsfunktion zu, aber so lange die Entfremdung von der Lebensrealität des weitaus größten Teils der hiesigen Bevölkerung immer noch auf gleich bleibend hohem Niveau stagniert, stünde es manchen Printmedien besser zu Gesicht, auf den erhobenen Zeigefinger zu verzichten. Überdies – und das ist wirklich ein wichtiger Aspekt von Achtsamkeit – kommt man viel zu selten zu dem Schluss, dass wir vor allem Achtsamer MITEINANDER umgehen sollten. Denn das Soziale ist der einzige Ort, wo nachhaltig wirksame Achtsamkeit entsteht – auf einander, auf meine Umwelt und schließlich auch, gleichsam als Reflexion, auf mich selbst! Au Revoir!

A snipet of uncertainty

Unwägbarkeiten, also jene Sachen und Sachverhalte, auf die man persönlich keinen nennenswerten Einfluss ausüben kann, die aber sehr wohl Einfluss auf einen selbst oder aber zumindest die mehr oder weniger unmittelbare Lebensumgebung haben können, bereiten uns Unwohlsein. Manchmal sogar blanke Angst, obschon wir doch eigentlich wissen sollten, dass das Ungewisse seit Anbeginn des Menschendaseins zu unseren ständigen Begleitern gehört.

Als Pädagogikstudent muss ich mich, wie jeder angehende Geistes- und Sozialwissenschaftler mit Statistik herumschlagen. Obwohl jedem, der mal das Vergnügen hatte, sich in Literatur zur Anwendung statistischer Methoden auf soziale Sachverhalte einarbeiten zu müssen alsbald klar werden dürfte – zumindest, sofern er oder sie nicht schon vollkommen „Fachblind“ geworden ist – dass man bei der Menge an Vereinfachungen, die man für ein auch nur einigermaßen umsetzbares Modell hinzunehmen hat, kaum erwarten darf, allgemeingültige Ergebnisse zu bekommen. Man muss/soll nach den Lehrbüchern soviel Dynamik wie möglich amputieren, damit man danach ein amputiertes Modell eines dynamischen Sachverhaltes bekommt. Ich muss da durch, aber ich empfinde es als großen Unfug.

Ohne Frage finde ich es spannend, neue Erkenntnisse über die Prozesse sozialer Interaktion zu erlangen, aber ich glaube dabei mittlerweile mehr an das aufmerksame Beobachten und die Analyse mittels des gesunden Menschenverstandes, anstatt an Sigma, Korrelation und Normalverteilung; denn wenn ich mir mein persönliches Umfeld genau anschaue, komme ich immer wieder zu der einen, für mich jedoch mittlerweile alles entscheidenden Frage: warum sollte ich überhaupt versuchen, ein Wesen in eine normierende Klassifizierung zu fassen, dass sich in seiner Komplexität, Dynamik und Vielfalt mit unseren aktuellen Mitteln (noch) überhaupt nicht darstellen lässt, nämlich den Menschen? Und überdies – wohin führt es, wenn man versucht Menschen nach Schablonen zu erfassen? Was kommt danach, wenn man schließlich glaubt, alle Unsicherheit eliminiert zu haben? Wird den einzelnen Schablonen dann ein rangskalierter Wert zugewiesen? Der Gedanke lässt mich schaudern, wäre es doch nicht ohne Präzedenz…

Ich lebe lieber mit Unwägbarkeiten, auch hinsichtlich Derer, mit denen ich täglich zu tun habe, denn der Input, die Spannung, die Herausforderung sind für mich als Individuum ein unverzichtbarer Teil vom Sinn meines Lebens. All die Widersprüchlichkeiten, die Dynamik und die Notwendigkeit zur Einbeziehung neuer, anderer Aspekte in mein Denken und Tun machen mich erst lebendig, lassen mich eben zu jenem sozialen Wesen werden, dass man Mensch nennt.