A snipet of nerdiness

Es dürfte den meisten irgendwann aufgefallen sein, dass ich den Begriff Nerd gerne häufiger benutze. Sicherlich hat auch jeder dazu ein paar irgendwie geartete Bilder im Kopf, die zumeist etwas mit Computerkenntnissen, Begeisterung für spezielle Teile der Populärkultur wie etwa Superheldencomics, Wissenschaftskenntnissen, mangelnder Sozialkompetenz, eventuell auch Fantasyrollenspiel und mangelnden körperlichen Fähigkeiten zu tun haben. Die Fernsehserie „Big Bang Theory“, deren großen Erfolg ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge betrachte, tut ein Übriges dazu, den Begriff Nerd in eine Richtung zu drängen, in die er nicht gehört.

Manche Leute, die sich selbst mit Nachdruck als Nerds sehen möchten und das nur zu gerne in die Welt tragen, übersehen dabei allerdings, dass Übergewicht, Kathodenstrahlbräune, komplexes Wissen in für viele Andere bizarr anmutenden Wissensfeldern und eine gewisse Menschenferne einen NICHT automatisch zum Nerd machen, sondern allenfalls zu einem, mehr oder minder, funktionalen Soziopathen; sonst erst mal nix. Daran ändern auch Nerd-Tests im Netz nichts; selbst wenn ich in einem mal als „uber-cool nerd-king“ abgeschnitten habe. Hooray.

Nein, wirklich nerdig ist man erst, wenn man abseits der, von Mainstream schon vollkommen ausgelatschten, Pfade des Geistes wandeln, für sich selbst denken und entscheiden, sich für abseitige Dinge nicht der Coolness wegen interessieren und Toleranz gegenüber Andersartigkeit gleich welcher Art walten lassen kann. Ich mag Nassim Nicholas Talebs Art zu denken, weil er sagt, dass wir nichts auf Grund statistischer Modelle vorhersagen können, aber ich teile entschieden NICHT seinen Blick auf Nerds; der beschränkt sich nämlich darauf, dass sie seiner Meinung nach zwar wissenschaftlich extrem adept sind, aber zu konventionell denken würden, um seine Modelle, oder besser deren Nichtvorhandensein zu verstehen. Da hat er mich noch nicht kennen gelernt. Ich kann konventionell sein, wenn die Umstände es unbedingt erfordern, ich habe auch gelernt, mit komplexen sozialen Situationen umzugehen, aber meine Denke gehört mir, sie ist alles andere als „normal“ – aber was ist schon Normalität, ich hatte ja schon darauf hingewiesen, dass es „DIE Normalität“ nicht gibt – und sie erlaubt mir, die Dinge aus anderen Blickwinkeln zu betrachten, als jene, welche die klassische Logik oder wissenschaftliches Arbeiten erfordern.

Ich kann mich den Normen der Wissenschaft anpassen, in ihnen leben und arbeiten, weil das nun mal notwendiger Teil des Studierens ist; wer aber darob den Blick über den verbachelorten Tellerrand vergisst oder verlernt, wer sich zu sehr von Konventionen, Regeln und dem „Bestandsschutz“ des schon einmal Gedachten leiten lässt und die Originalität einpfercht, wie Schafe auf der Weide, der wird selbst zu einem der Viecher im Pferch. Da bin ich persönlich lieber der echte Nerd, suche mir ein Loch im Zaun und mache mich – zumindest gedanklich – davon, um nach meinen eigenen Wahrheiten und Gewissheiten zu suchen. Außerdem habe ich dann auch mal Zeit zum Computerbasteln, Comics lesen und Rollenspielen. Arrividerci…

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