A snipet of Identity?

Begriffe sind toll – man hat ein Schlagwort, welches auf einen Streich so viel sagt, so viele Assoziationen freisetzt, so viel Bedeutung in sich trägt, dass man sich weitere Worte sparen und sofort zum Wesentlichen kommen kann. Und übersieht dabei, dass die wenigsten komplexen Begriffe frei von Widersprüchlichkeiten sind und je nach Betrachter und Blickwinkel auf äußerst unterschiedliche Art interpretiert werden können. Wie eben das schöne Wort „Identität“…

Die Identität ist ein Teil unserer Persönlichkeit, welcher deren unvermeidliche Verstrickung in soziale Netzwerke unterschiedlichster Größe repräsentiert. Eben durch dieses Eingebettetsein in das Soziale werden wir als Individuen erst real, bekommen wir erst einen Sinn und eine Bestimmung, die sich wiederum zu einem nicht unerheblichen Teil aus unserer Identität speist. Bedenken wir hier zum Beispiel das Identifikationspotential eines Fußballfans mit „seinem“ Verein. Jeder von uns ist Teil von Vielem, somit ein soziales Wesen und definiert sich als Individuum über dieses Teil-Haben als Teil-Sein. All diese Teile bilden unseren Anker im Hier und Jetzt, irgendwie den Boden, auf dem unsere Persönlichkeit wächst.

Doch der Begriff Identität lässt sich eben wegen dieses, für jeden von uns fühlbaren Anteils, den er an uns hat sehr gut missbrauchen. Es ist zumeist nicht Problembelastet, wenn wir uns ein Stück weit mit unserem Arbeitgeber, unserer Jugendkultur, unserem Verein identifizieren, doch in dem Moment, da Politik ins Spiel kommt, wird die Begrifflichkeit Identität problematisch. Die Instrumentalisierung einer so genannten „kulturellen Identität“ ist die Wurzel des Übels.

Denn indem ich durch den rhetorischen Kunstgriff, anstatt des Sozialen die Kultur zur Basis der Identität zu machen, aus etwas indivudellem ein Unterscheidungsmerkmal für Gruppen konstruiere, kann ich andere Menschen, die vielleicht auch noch von woanders kommen ganz erstklassig ausgrenzen, ihnen ein „Unmensch-Sein“ andichten, das berechtigen soll, sie zu stigmatisieren und zu verfolgen, wobei die Wahl der Mittel zunächst im Dunkel verborgen bleibt. Das macht derlei Tun aber nicht richtiger, denn Identität bleibt etwas individuelles, soziales und darf nicht, weil es jemandem – wie z.B. den „Identitären“, die ja immer so schön betonen, sie seien nicht rechts – in den Kram passt zu einem wohlfeilen Indikator für WIR gegen DIE gemacht werden.

Ich persönlich beziehe meine Identität nicht aus der Zugehörigkeit zu einer Kultur, denn Angehöriger eines stets im Gange befindlichen Prozesses zu sein, ergibt für mich irgendwie nicht so recht Sinn. Oh, ich bin durchaus verschiedensten sozialen Gruppierungen zugehörig und empfinde diese Beziehungen als mal mehr, mal weniger Sinn stiftend für meine Existenz; und sicherlich beeinflusst mich Kultur bzw. der Umstand, dass mein Sein einerseits in diesen Fluss eingebettet ist, ihn andererseits aber auch verändert, so dass man von Reziprozität sprechen könnte. Aber ich bin nicht so sehr von der Idee der Kultur als Heimat durchdrungen, dass ich mich von dem rassistischen Geschwafel jener mitreißen ließe, die Identität von etwas individuellem zu etwas kollektivem umgestalten wollen, um Menschen so beeinflussen zu können. Man hüte sich vor „Identität“ als Schlagwort, vor allem in Einheit mit „Heimat“ und „Kultur“; da ergießt sich braune Brühe in leere Köpfe… Selber denken und selbst seine Identität finden macht frei, unabhängig und stark. Aber über Stärke reden wir ein anderes Mal!

A snipet of dreams

Haben meine Träume ausreichend starke Flügel, mich auch in meinem jetzigen Zustand noch bis zum Himmel zu tragen? Nein, ich meine damit nicht unbedingt den Umstand, dass ich physisch gesehen als Vogel ziemliche Probleme hätte und bestenfalls als Albatross durchgehen könnte; erinnert sich übrigens irgend jemand an Orville?

Nun jedenfalls geht es heute auch nicht um Deprimiertheit, oder die psychopathologische Steigerung davon. Vielmehr fühle ich die Abgebrühtheit und Desillusioniertheit wachsenden Alters, die mir mittlerweile manchmal zur Last wird. Mit 20 war ich (gefühlt) unsterblich, unbesiegbar – und unglaublich naiv. Heute bin ich zumindest ein wenig erfahrener, ruhiger, überlegter – und langweiliger? Keine Ahnung, genau das versuche ich nämlich zu verhindern, aber diese Beurteilung müssen Dritte übernehmen, schönen Dank. Alles in allem habe ich heraus gefunden, dass es ein schmaler Grat ist, auf dem man zu wandern hat, wenn man auf der einen Seite seiner hoffentlich wachsenden Lebensklugheit ihren gebührenden Einfluss auf Tun und Lassen einräumen möchte, auf der anderen Seite aber dieses, durchaus auch medial geschürte, Verlangen danach brennt, jung und rege bleiben zu wollen; oder zu müssen?

Das ist eine Frage, die man für sich selbst klären muss, nämlich wie sehr man sich auf äußeren Zwänge einlassen will, bzw. muss und wo man lieber selbst einen dritten oder auch vierten Weg sucht? Rege bleiben bedeutet mir, dass man nicht immer nur die Augen nach vorne richtet, sondern gemäß dem Motto „Der Weg ist das Ziel!“ sich seine Zeit zur Beobachtung, zur Muße und zur Kontemplation nimmt, mal rechts oder links abbiegt und mitnimmt, was der vermeintliche Umweg zu bieten hat. Um dann nach einer Weile gestärkt abheben, die Dinge psychoperspektivisch betrachten – also beinahe wie ein Außenstehender – und den Weg, der ja das Ziel ist, neu festlegen zu können. Man darf natürlich auch im wahrsten Wortsinn abheben…

Meine Träume können mich tatsächlich in diesem Sinne noch tragen, dass sie mir helfen, im unüberschaubaren Gewirr der Möglichkeiten und Beliebigkeiten meine Orientierung zu behalten, mich auf das Wesentliche zu besinnen. Und trotzdem manchmal eine Chance zur Flucht aus der allzu gewohnten, erdrückend monotonen Rhythmik des Alltags bieten. Zu lernen, die eigenen Träume nicht aufzugeben, sie nicht zu vergessen oder vollkommen unter großen Haufen aus Pflicht, Gehorsam und Selbstverleugnung zu begraben ist eine Kunst. Man kann diese nicht so leicht erlernen, aber wenn man sich die Mühe macht, sich seiner selbst regelmäßig zu erinnern, kommt das fast von ganz alleine. Und ich träume immer noch verdammt gerne!

A snipet of commitment.

Betrachtet man den fast allgegenwärtig spürbaren Rückgang des Interesses, sich ohne pekuniären oder sonst wie gearteten Anreiz für irgendwas mit dem Arsch aus dem Fenster zu hängen, oder etwas feiner formuliert, sich selbst auf unter Umständen riskante Art, womöglich auch noch öffentlich, für irgendetwas einzusetzen, beginnt man sich schon zu fragen, ob Engagement an sich überhaupt noch lohnt? Ob es nicht besser ist, zu Cocoonen und den lästigen Kram jemandem zu überlassen, der dumm – Entschuldigung, ich meinte natürlich mutig – genug dafür ist? Schließlich meint echtes Engagement, konsequent zu Ende gedacht, für eine Angelegenheit Zeit, Arbeit und auch Geld zu investieren, ohne einen direkten Benefit oder Ertrag einfahren zu können.

Eine Kosten-Nutzen-Rechnung asynchron gestalten zu können, d.h. nicht nur den Tellerrand, sondern auch längere Zeiträume und Distanzen überblicken zu können und mit Hinblick auf ein entferntes Ziel trotzdem die Fährnisse auf sich zu nehmen, bedarf in der Tat nicht nur eines Arsches in der Hose, sondern auch eines Hirnes im Schädel; zwei Dinge, welche man gepaart in freier Wildbahn anscheinend leider eher selten antreffen kann. Vielleicht suche ich aber auch zu oft an den falschen Stellen.

Wenn man nun aber unbedingt sofort eine Bewertung vornehmen muss bzw. will, dann sitzt man höchstwahrscheinlich einem Irrtum bezüglich der erwähnten Relation auf – sofern man nach sofortigem Ertrag schielt. Geduld ist zwar vermutlich keine anerkannte Kardinaltugend mehr, doch genau die muss man kultivieren, getreu dem Motto „Wir haben keine Zeit; also müssen wir uns welche nehmen!“.

Doch nicht nur die Asynchronizität ist ein beachtenswerter Faktor, denn schließlich muss sich Engagement gelegentlich – vermutlich eher öfter – auch gegen Widerstände unterschiedlichster Art durchzusetzen verstehen, was den Eingangs erwähnten Mut ins Spiel bringt. Und die Frage, ob sich Engagement unbedingt für MICH lohnen muss?

Dazu sei gesagt, dass gerade Widerstände die eigene Kreativität herausfordern wie kaum etwas sonst; der Mut als eine sowieso dispositionale Eigenschaft des Individuums, die sehr Kontextabhängig ist, ergibt sich fast automatisch, sobald man sich der passenden Herausforderung gegenüber sieht. Was letzten Endes nur die Frage übrig lässt, wer sich durch was herausgefordert fühlt?

Und genau hier liegt das Problem; denn die meisten Mitmenschen, die ich kenne, sehen ihre größte Herausforderung leider darin, Herausforderungen zu umgehen, was nicht selten zu der paradoxen Situation führt, dass sie mehr Energie in die Vermeidung stecken, als sie die Bewältigung der Aufgabe selbst gekostet hätte. Auch wenn ich, wie schon einmal wortreich ausgeführt, kein Ökonomier bin – hier wieder zu einer vernünftigen Kosten-Nutzen-Relation zu finden würde uns ziemlich weiter helfen.

A snipet of spontaneity

Es ergibt sich. Manches zumindest. Oder besser gesagt, vieles. Nämlich, dass sich Dinge selten so fügen, wie wir es uns in unserer Vorstellung ausmalen. Wir werden nur höchst selten zu Rockstars, zu Schauspielern oder umschwärmten Autoren und wenn es dazu kommt, dass jemand es tatsächlich schafft, sich in einem der vorgenannten Metiers des Medienschaffens zu etablieren, darf er oder sie alsbald vom bitteren Teil der Frucht vom Baum der Erkenntnis kosten – jenem Teil der den Preis des Ruhms enthält. So wie Janus zwei Gesichter oder die Münze zwei Seiten hat, zeigt sich nur allzu schnell, dass selbst das Gold ein Gewicht hat, welches einen im ersten unachtsamen Moment in die Tiefe zu ziehen vermag.

Doch auch ein mundaneres, von einer gewöhnlicheren Erwerbstätigkeit geprägtes Leben ist nur selten auf lange Sicht planbar, weil unsere Welt ein sehr chaotisches Treiben ist, in dem zum einen sehr viele unterschiedliche Individuen ihren Zielen nachgehen und dabei nur höchst selten altruistisch vorgehen. Zum anderen unterliegt unsere Existenz äußeren Einflüssen, die wir en Detail weder mit statistischen Modellen vorhersagen, noch denen wir mit einem unsagbaren Maß an Vorsicht zu entgehen vermögen. Oder anders gesagt: dem Zufall, dem Schicksal, dem Kismet oder Karma, ganz wie es der Einzelne auch zu nennen belieben mag kann man nicht entkommen.

Diese simple Feststellung hat nichts mit Fatalismus zu tun, sondern mit der Erkenntnis, dass man sich anstatt auf lange Sicht alles durchplanen zu wollen vielleicht lieber damit beschäftigen sollte, sein Leben, so wie es gerade stattfindet einfach mal zu leben und dem Zufall das abzugewinnen, was er bereit hält.

Das klingt so viel zu einfach und ohne Frage ist meine Aussage vielen zu vage; überdies werden nicht wenige einwenden, dass man ohne Planungssicherheit keine Familie gründen, kein Haus bauen, keine Existenz sichern kann. Aber was ist das überhaupt: Existenzsicherung? Bedeutet es, genug Vorräte, Konsumgüter und weniger mobiles Eigentum heranzuschaffen, um sich (und seinen Lieben, sofern vorhanden) ein mehr oder weniger komfortables Subsistieren erlauben zu können? Diese Sichtweise, welche von Ökonomen gerne als alleiniges Motivationsmerkmal menschlichen Strebens angeführt wird, beschränkt uns nämlich auf das Bild eines allenfalls teilautonomen Konsumenten, der sich zwar seine nächste heimatliche Umgebung aus dem Fundus der mannigfaltigen Angebote konfigurieren kann. Auf den ganzen Rest seiner Umwelt kann er jedoch nicht nennenswert einwirken, dieser wirkt vielmehr auf ihn, um noch mehr Konsum zu bewirken. Genug gewirkt, denn auf eine so simple Kausalrelation will und werde ich mich nicht reduzieren lassen.

Und das sollte niemand tun, denn so paradox es klingen mag – nur wenn wir uns von den Zwängen allzu großer Häuflein persönlichen Besitzes freizumachen lernen, können wir Nachhaltigkeit erreichen. Auch wenn dieser Begriff mittlerweile dank des Missbrauchs durch zu viele machtgeile Meinungshuren seiner Bedeutung beraubt zu werden droht, hat sein Kern dennoch Bestand: nämlich zum Wesentlichen zurückzukehren, um es zu schützen und auch für die kommenden Generationen nutzbar erhalten zu können. Und dafür sollte man gerne mal spontan werden und den Fährnissen des Alltags mit Gelassenheit trotzen, anstatt sich wegen irgendwelcher Kleinigkeiten aufzureiben. Das würde uns allen helfen.

A snipet of time.

Vor dem Rechner zu sitzen, wenn’s draußen schon dunkel ist scheint irgendwie ein Teil meines Schicksals zu sein. Ich meine, irgendwie habe ich dieses Ritual auch lieb gewonnen, denn ein nicht unerheblicher Teil dessen, was ich in meinem bisherigen Leben so an Texten verzapft habe, ist zu nachtschlafender Zeit verfasst worden. Mit gutem Grund, denn ab einer gewissen Stunde klingelt – außer in absoluten Ausnahmefällen – keine Türglocke und kein Telefon, man wird nicht von der Familie mit Beschlag belegt und alle anderen Verrichtungen sind auch schon abgefrühstückt. Muße hat etwas mit „nicht müssen“ zu tun, denn man kann sich nicht einfach hinsetzen und los schreiben, wenn einem Tausend andere Dinge durch den Kopf gehen, die am besten Gestern erledigt sein wollen. Es ist zwar durchaus trainierbar, den Kopf zu klären, den Fokus auf etwas Bestimmtes zu legen, um genau darüber – auch schriftlich – zu räsonieren; doch mit einem reduzierten Umfang an Umwelteinflüssen fällt es zugegebenermaßen ein wenig leichter.

Was mich zu der Frage bringt, die mich gerade jetzt umtreibt: wann erreiche ich die meisten Menschen mit meinen Artikeln? Klingt das jetzt blöd? Rein technisch betrachtet ist es ziemlich trivial, denn das Internet ist ja immer da, nur die Zahl der Menschen, die z.B. in meinem Heimatdorf online unterwegs sind, schwankt doch erheblich mit der Tageszeit. Nun ist es so, dass so gut wie jedes Content Management System – und genau so etwas ist auch eine WordPress-Installation, also die Plattform, welche den Unterbau meines Blogs bildet – die Möglichkeit zum Zeitgesteuerten Publizieren bietet. Ich bereite also einen Beitrag vor und sage dem System, wann er online geht, um dann auf Facebook, Twitter etc. verbreitet zu werden. Eben weil es meistens draußen dunkel ist, wenn ich gerade schreibe, meine Artikel aber in einer beliebigen Anwendungstimeline zu gewissen Zeiten einfach untergehen würden, wenn sie immerzu nur Nachts um eins erschienen.

Zumindest denke ich mir das. Die klassische Zeiten, zu denen die allermeisten Menschen online sind, finden sich ja am späten Vormittag und Nachmittags zwischen Büroschluss und der Tagesschau; diesbezüglich sind wir schon irgendwie Gewohnheitstiere. Ergo stelle ich meine Artikel meist dann online. Aber macht das wirklich einen Unterschied, oder bilde ich mir das nur ein? Wird’s wirklich gelesen, oder sind Klickzahlen einfach nur das, die Zahl der en passant erhaschten Blicke? Schwer zu sagen, aber mit den Leuten wirklich in einen Dialog zu kommen ist tatsächlich schwer. Ich versuche es trotzdem weiter, wird schon irgendwas bei rumkommen, egal ob im Hellen oder bei Nacht … ich wünsche mir nur bald noch etwas mehr Sonnenschein gegen trübe Gedanken…

A snipet of vision…

Irgendein deutscher Politiker hat vor nicht allzu langer Zeit sinngemäß mal gesagt, dass Visionen etwas für Wahrsager wären, jedoch nicht tauglich für die Politik. Bullshit, denn überall wird davon orakelt, was für Visionen dieser oder jener Volksvertreter für dieses oder jenes Politikfeld hätte. Nun ja, Widerspruchsfreiheit war ja noch nie eine Vorraussetzung für die wie auch immer geartete Ausfüllung öffentlicher Ämter. Es wäre ja auch noch schöner, wenn man sich tatsächlich an dem Mist messen lassen müsste, den man selbst irgendwann mal abgesondert hat.

Ich habe keine Angst vor Visionen! Im Gegenteil ist das Träumen für mich eines der wichtigsten Dinge überhaupt. Ich meine damit nicht das allnächtliche Abarbeiten des Erlebten in der REM-Phase des Schlafes; das würde bei mir eine sehr ernüchternde Bilanz zeitigen, da ich mich an nächtliche Träume nur höchst selten erinnere – im gegebenen Fall allerdings über die Maßen bunt und skurril. Mir geht es um das bewusste Erträumen von Veränderungen. Ob sich dieses dann „nur“ auf mein persönliches Umfeld bezieht, oder auf größere Kontexte wie etwa meine Arbeit als zukünftiger Bildungswissenschaftler, macht dabei nur im Bezug auf die Reichweite einen nennenswerten Unterschied.

Erträumen bedeutet für mich nicht – oder sagen wir mal nur zum Teil – das vollkommen ungebundene Fabulieren ohne tieferen Zweck; viel mehr versuche ich mich auf Basis des Gekannten von Beschränkungen wie Konventionen, Regeln, Ge- und Verboten freizumachen und Sachverhalte teilweise oder auch mal in Gänze neu zu denken. Zusammenhänge umzustellen, oder zu umgehen. Kausalitäten auf ihre Absolutheit zu hinterfragen. Und ganz nüchtern betrachtet bleibt so gut wie NICHTS von alledem von Bestand, denn fast alle Grenzen, an denen wir uns orientieren sind von Menschen gemacht. Wenn ich also von Veränderungen träume, dann geht es vor allem um den Willen zur Veränderung und die Klärung von Machtfragen – und Macht irgendetwas zu tun konstituiert sich über die Korrelation von Unterstützerzahl und Willen zum Wandel. Als Beispiel hierfür sei das Ende der DDR genannt. Ob das, was ICH gerade träume für jeden die bessere Variante darzustellen vermag, sei dahin gestellt. Ich bin mir eigentlich sicher, dass andere Individuen andere Träume haben.

Ich träume aber gerade davon, sich über den Zugang zu Bildung Gedanken zu machen. Meine Frage hierbei ist, ob es möglich sein kann, eine nachhaltig organisierte Community zu schaffen, die eine breite Auswahl an Bildungsangeboten zur freien Verfügung stellt und ob irgendjemand den Mut sowie das Engagement hat, mit mir darüber zu diskutieren, wie so etwas ablaufen kann – um es dann auch zu tun! Ich sitze hier zwar nicht untätig rum, aber ich warte auf euch da draußen, die verstehen, dass nicht nur die Gesellschaft – vulgo „die Anderen“ – uns etwas geben muss, sondern auch wir in der Pflicht sind, zurückzugeben!

A snipet of politics!

Facebook ist doch keine ernstzunehmende Plattform für Politik! So, bzw. ein bisschen ähnlich hat sich heute jemand geäußert. Wie es dazu kam? Nun, jemand hat ein Bildchen der „identitären Bewegung“ auf seiner Pinnwand gepostet, dass die zugegebenermaßen ziemlich unglückliche allerdings auch schon einige Jahre zurückliegende These Claudia Roths, die Türken hätten Deutschland nach dem Krieg wieder aufgebaut zum Anlass für vaterländische Traditionsverklärung und verdeckt xenophobe Propaganda nimmt. No big deal – oder? Schließlich ist Facebook doch nur eine Social-Media-Plattform. Nur ca. 27% aller Deutschen haben einer Studie von PricewaterhouseCoopers zu Folge ja einen Facebook-Account. Nur? Habt ihr den Knall nicht gehört?

In den Vereinigten Staaten wurde die letzte Präsidentenwahl nicht zuletzt auch durch die Facebook-Kampagnen beider Kandidaten mit entschieden. Social-Media-Plattformen durchdringen unsere Lebenswelt immer mehr, ganz klassisch mit Werbung, aber auch sozialer und politischer Meinungsbildung, um nur ein paar Aspekte der gezielten Nutzung zu nennen. Das wird hierzulande auch den Entscheidern zwar erst langsam bewusst, aber alle social media sind auch Plattformen für Politik. Wo sonst sollte ich denn heute z. B. sonst Erst- bzw. Jungwähler treffen. Die schauen nur selten die Tagesschau und noch weniger lesen klassische Printmedien. Nicht nur die Pflege der Sozialkontakte, auch die Informationsgewinnung wird heutzutage in immer größerem Maße online erledigt. Und genau da muss man die Menschen ansprechen, wenn man sie für seine Meinung gewinnen will.

Nun ist es so, dass man beim Recherchieren über etwaige Hintergründe dieser oder jener Bewegung vorsichtig sein muss, denn viele Informationen, die man Online finden kann sind entweder wenig objektiv, überaltert oder schlicht falsch bzw. gefälscht. Die Perlen unter den Säuen zu finden bedarf es leider, leider echter Bildung. Und die kriegt man nicht alleine online, bedaure ganz herzlich.

Und da kommen solche Gestalten wie die Identitären ins Spiel, deren Zeichen ein wenig an düstere Zeiten erinnert. Sie bezeichnen sich als weder links, noch rechts sondern am Ethnopluralismus und kultureller Identität orientiert. Der stammt allerdings aus dem Arsenal der neuen Rechten und propagiert die Auffassung, das ethnische Zugehörigkeit von der Zugehörigkeit zu einer Kultur bestimmt sei. Dem liegt der Denkfehler zu Grunde, dass Kultur etwas statisches wäre, dass sie sich nicht über die Zeit ändern würde. Hat sie aber. Wir haben kein ständisches Gesellschaftssystem mehr, die Gerichtsbarkeit der Kirche ist nicht mehr für jeden Menschen bindend, die Geschlechtergerechtigkeit ist auf dem Vormarsch, das Faustrecht gilt nur noch für Staaten -ups, sorry – und so weiter und so fort. Kulturelle Identität ist folglich ein Produkt der jeweiligen gesellschaftlichen Entwicklungen – übrigens auch schon im Mittelalter – und keine trennscharfe Linie, mit der ICH mich von DENEN unterscheiden kann. Derlei ist ziemlich billige Schwarzweißmalerei.
Neben den bekannten Parteien gehen auch solche Vereinigungen über Facebook auf Sympathisantenfang. Also ist Facebook durchaus eine Plattform für Politik, und zwar ein sehr ernstzunehmende! Weil es nicht wenigen Nutzern noch an den nötigen Kenntnissen und einem gesunden Maß an Skepsis zu echter mündiger Meinungsbildung speziell in sozialen und politischen Fragen mangelt, überdies eine recht gefährliche. Jeder Flächenbrand entsteht durch einen einzigen Funken. Wer dieses Bild nicht versteht, darf mich gerne für Erläuterungen oder Diskussionen kontaktieren.

A snippet of disappointment…

Liest bzw. hört eigentlich irgendjemand, was ich schreibe und ins Mikro schwätze? Oder ist es eher so, dass man nur ab und zu mal draufklickt, um zu kucken, ob’s die Seite noch gibt? Mir geht’s hier nicht um Traffic, damit ich meine Seite interessanter für die Vermarktung machen kann, was bei nicht wenigen Bloggern den Hauptgrund für die inflationäre Produktion von teilweise ernüchternd substanzlosem Content darstellt. Ich mache hier keine Produktreviews und hype keine Trends – eigentlich sind mir die meisten Trends eher ein Greul.

Der einzige Megatrend, den ich interessant finde, irgendwie von allen Seiten betrachtenswert und als Chance für weitreichende gesellschaftliche Entwicklung sehe, ist die fortschreitende Durchdringung unseres analogen Lebensraumes durch die digitale Welt. Die Art wie virtuelles und reales Ich miteinander korrespondieren, oder auch im Clinch liegen, sich vorwärts, leider manchmal zuerst rückwärts, oder auch mal seitwärts entwickeln, dabei keinen Fehler auslassen und trotzdem Unglaubliches in Gang setzen, fasziniert mich. Und aus meiner Perspektive je als Mensch, als Healthcare Professional und Pädagoge in spe erlebe ich dabei unterschiedliche Aspekte, die mich mal entsetzen und mal frohlocken lassen.

Diesen Dingen versuche ich hier eine Plattform zu geben in der Hoffnung, dass es da draußen Leute gibt, die meine Meinung und meine Hoffnungen teilen – aber auch solche, die das nicht tun und dies auch zu begründen wissen. Nur der Diskurs bringt uns wirklich voran. Also geht es mir auch nicht ums Schulterklopfen, sondern um konstruktiven Dialog.

Aber irgendwie monologe ich hier zumeist nur rum und das ist zunehmend irritierend, denn ich glaube nicht ganz falsch zu liegen mit dem Gedanken, dass meine Themen oft ziemlich viele Menschen angehen. Aber wo sind die alle? Oder sind sie zu faul, zu beschäftigt oder zu wenig von meiner Schreibe inspiriert? Irgendwer wird doch wohl was Sinnvolles zu sagen haben…oder?

A snippet of democray!

Netzneutralität. Oh je, oh je, was für ein grausiges Wort. Als wenn ein Netz wüsste, wann es neutral zu sein hat? Wenn überhaupt, kann man vielleicht davon sprechen, dass es Netzregulationsneutralität geben müsste; also dass das Auffinden und Erreichen jeder Art von Content im Web durch technische Maßnahmen wie etwa die 75 Gigabyte-Drossel der Telekom nicht erschwert werden darf. Natürlich wird sich kein von Lobbyfragen geplagter Politiker dazu durchringen können, mal eben anzurufen und die Jungs beim Magentafarbenen T zu fragen, ob sie noch alle Latten am Zaun haben.

Abseits der wohlfeilen Polemik kann man sagen – die müssen Geld verdienen, dass sind sie ihren Mitarbeitern und Shareholdern schuldig. Andererseits ist ein solcher – wenig subtiler – Eingriff in Marktmechanismen scharf an der Kante zum unlauteren Wettbewerb. Wenn es mit der aktuellen Tarifstruktur nicht klappt, müssen sie halt ihre Produkte anders kalkulieren – sofern man denn am aktuellen Serviceprovidermodell festhalten möchte.

Ich denke, es ist an der Zeit, über eine Demokratisierung des ZUGANGS zum Internet zu reden. Erst vor kurzem hat der Bundesgerichtshof in einem Urteil festgestellt, dass der Internetzugang für die Lebens- und Haushaltsführung von überragender Bedeutung ist. Im Lichte einer solchen Aussage versteige ich mich zu der Forderung, dass der Internetzugang für jeden, wenn nicht gänzlich frei wie etwa in Finnland, so doch zum Selbstkostenpreis zur Verfügung gestellt werden muss. Kein Shareholdervalue, keine Resellergeschäfte, kein Gerangel um Frequenzen und Technikstandorte.

Mir ist durchaus bewusst, dass ich weder der Erste bin, noch der Letzte sein werde, der diese Forderung explizit formuliert; das macht diesen Äußerung jedoch nicht obsolet. Vielmehr sollte jeder, der ähnlich denkt und seine Interessen als Bürger auch tatsächlich einmal vertreten sehen möchte sich anschließen und ebenfalls SINNVOLLE Forderungen stellen – und zwar öffentlich! Bezüglich des auf die Straße Bringens unserer Sorgen aber auch unserer Ideen sind wir nämlich hinter den meisten anderen europäischen Staaten deutlich hinterher.

Mir ist bewusst, dass eine rein marktwirtschaftliche Gestaltung die Pluralität der Zugangsmöglichkeiten fördert, doch hier ist es wie im Gesundheitswesen, wo man sich zu ähnlichen Idiotien hinreißen lässt; nämlich eine fundamental wichtige Komponente des Daseins – und als nichts weniger muss man das Web heute wohl betrachten – darf man nicht zur Ware und zum disponiblen Spekulationsobjekt machen, um somit die Verfügbarkeit gleichzeitig wieder einzuschränken. Bürgernetz anstatt Bürgerversicherung, das wäre mal was! Dann könnte man solche Dinge wie Authentifizierung bei Geschäften und beim Versand wichtiger Dokumente bei Bedarf in einem Aufwasch mit erledigen – ups, jetzt habe ich wohl etwas zu weit gedacht. Sorry…

A snippet of perception?

„New Media“ – das Schlagwort unserer Zeit, ganz so als wenn nicht jedes Medium, das wir ja so gut zu kennen glauben, zur Zeit seiner Einführung eine Umwälzung, vielleicht sogar eine Revolution gewesen wäre. Nur das den neuen Medien des 21. Jahrhunderts das Revolutionäre bisher aus meiner Sicht ein Wenig abgeht. Quasi en passant steigert sich – stets lautstark beworben – die Zahl der möglichen Anwendungen für in immer vielfältigerer Form miteinander vernetzte Gadgets, oder schon bekannte Gerätetypen. Doch der Sinn dieser oder jener Innovation erklärt sich nicht von selbst; was aber der Fall sein müsste, wenn eine Innovation als solche erkannt und angenommen werden soll.

Vielmehr hat die Marketingbranche das Szepter übernommen und die Art, wie wir New Media wahrnehmen so geformt, dass es einfach das Herz des Lifestyles ist, dieses oder jenes Technospielzeug haben zu müssen, um am Puls der Zeit sein zu können. Willfährig glauben wir das und kaufen.

Doch der Umstand, dass manche Aspekte der so genannten neuen Medien unsere Wahrnehmung der Welt bereits beeinflusst haben und dies auch weiter tun werden, dass wir dadurch anfälliger für die Manipulationen der Meinungsmaschinen geworden sind, dass wir anstatt uns selbst dieser Werkzeuge zu bemächtigen und zum vernetzten Sender zu werden einfach immer noch weiter so konsumieren, wie wir es im Zeitalter des passive receiver broadcastings getan haben, all diese Nachteile, die wir uns höchst selbst eingebrockt haben, treten einfach nicht ausreichend ins Bewusstsein.

New Media – das ist nicht einfach nur ein Schlagwort, dass uns den Weg zum hippsten Gadget weist, das ist ein Synonym für die Möglichkeit, sich selbst in vollkommen neuer Form seines sozialen, politischen und auch wirtschaftlichen Selbst zu bemächtigen. Das WIE ist dabei zunächst nicht wichtig, sondern nur das Erkennen, DASS es so ist. Wirklich revolutionär würden die neuen Medien in dem Moment, da sie helfen, unser Leben positiv zu beeinflussen, anstatt es einfach nur abzubilden oder sogar zu verkomplizieren. Aber der Weg dahin scheint lang und steinig; vielleicht kennt ja Maps den richtigen Weg…?