„FREEDOM, FREEDOM, FREEDOM, FREEDOM…“ In meinem Hinterkopf spielt gerade Aretha Franklins „Think!“ Leider stellen die meisten Menschen heutzutage offenkundig den Zusammenhang zwischen Freiheit und Denken nicht mehr in dieser Intensität her. Gerne verwechselt man die Selbstwirksamkeit, die als Teil der persönlichen Autonomie die Erfahrung der Möglichkeit zur erfolgreichen Einflussnahme auf das eigene Schicksal meint, mit Freiheit als einem universellen Wert, der jedem immer und überall Handlungsmacht garantieren soll. Das die Beschränkung der eigenen Freiheit durch die Freiheit anderer dabei inhärenter Bestandteil des Konstruktes ist, wird gerne vergessen, wenn das Ego brüllt…
Was mir immer häufiger fehlt, ist die Selbstreflexion; bewusst herausfinden wollen, worin die eigene Wirksamkeit besteht, und wie mir dies ein Gefühl von Autonomie gegegnüber den Zwängen der Gesellschaft verschafft? Es gibt bestimmte Zwänge, denen ich mich entweder gar nicht, bzw. nur unter streng definierten Bedingungen, oder unter Inkaufnahme von Sanktionen entziehen kann: Verantwortung für Freunde und Familie, Arbeit, Steuern, Gesetze, Moral, etc. Auf den ersten Blick klingt das höchst unfrei. Doch was ist die Alternative: Bellum omnium contra omnes? Der Krieg aller gegen alle, wie ihn Hobbes in seinem „Leviathan“ heraufbeschwört? Wahrscheinlich nicht in solcher Konsequenz. Aber mit einem kurzen Blick auf den Manchester-Kapitalismus lässt sich sagen, dass zumindest ein sozialer Zustand entstünde, der Wenige erheblich bevorteilen würde, und den Rest in Unfreiheit stürzte, die auch als solche empfunden würde.
Nun könnte man argumentieren, dass ich mir meinen objektiven Mangel an Macht über mein Schicksal nur schönrede, wenn ich diese Zwänge als gegeben abtue und philosophisch begründe (kategorischer Imperativ und so…). Fatalismus lautete dann die Diagnose; wehr- und kritiklose Schicksalsergebenheit. Mir wäre es allerdings lieber, es als Stoizismus zu erkennen; Gelassenheit im Antlitz des (zunächst) Unabänderlichen. Wir können nicht alles ändern, nur weil es uns gerade nicht gefällt. Insbesondere, da ALLES immer auch ALLE ANDEREN einschließt. Keine*r von uns existiert schließlich in einem abgesonderten Raum-Zeit-Kontinuum, getrennt von allem anderen. Das Problem bei der ganzen Sache ist das Framing vieler Menschen: DEREN Anspruch auf Freiheit wird immer verabsolutiert, wohingegen der ALLER ANDEREN als disponibles Gut betrachtet wird. Ist doch nicht so wichtig, ob die frei sind…
Wenn Freiheit also vielleicht gar kein so kampfwütiger, universeller Begriff ist, sondern dessen Gehalt nur vom jeweiligen psychologischen Framing abhängt, dann sind wir ja wieder beim Zusammenhang von Denken und Freiheit; also bei der Selbstreflexion. Dumm gelaufen, oder? Mir wäre es lieb, wenn man sich darauf besinnen könnte, die eigenen Freiräume als Geschenke des Sozialen wahrzunehmen. Selbstverständlich engt das Zusammenleben mit Anderen die eigene Unabhängigkeit ein. Wem könnte das bewusster sein, als Eltern, die sich – mal mehr, mal weniger der Folgen bewusst – Verantwortung für neues Leben aufgeladen haben. Vater zu sein, hat meine Denke in vielerlei Hinsicht verändert. Trotzdem habe ich immer noch diesen Drang nach Individualität, nach der Möglichkeit mich selbst ausdrücken zu können. Und wenn man es recht bedenkt, tue ich genau das gerade! Ich bin also privilegiert, denn ich habe eine Stimme und finde immer wieder die Muse und Zeit, sie zu nutzen.
Was ich sagen will ist Folgendes: es gibt jede Menge Freiheit in den Leben der Menschen hier in Deutschland. Natürlich gibt es auch Not, die von Fall zu Fall sicher auch existenziell sein kann. Aber die Freiheit überwiegt bei weitem. Sie wird aber nicht mehr als solche wahrgenommen, weil manche Menschen Unfrieden sähen, um ihre eigenen Ziele verfolgen zu können. Ich werde mir meine Freiheit nicht von denen Re-Framen lassen! Haters gonna hate. Ich brauche diese negative Energie nicht – ich suche lieber die positive! Mag jemand mitsuchen? Immerhin ist bald Heiligabend…