Oft, wenn man denkt, alles passt, dann – ja dann hat man ein bisschen Pech. Vielleicht sind solche Zufälle ja dazu angetan, uns daran zu erinnern, dass wir für die schönen Momente unserer Existenz auch dankbar sein sollten (kommt DIESES Thema vom letzten Post evtl. bekannt vor?). Ich weiß natürlich nicht, ob dem so ist. Theoretisch würde das allerdings voraussetzen, dass es irgendwo so etwas wie eine Karma-Polizei gibt, die stets darauf Acht gibt, dass wir auch ja nicht zu übermütig werden. Und dieser Gedanke ist widerum ein wenig widersinnig, denn wenn es sowas wie höhere Wesen gäbe, warum sollten diese sich dann ausgerechnet mit der unsinnigen Frage herumschlagen, ob wir Menschen auch ja nicht zu glücklich werden? Immerhin beweisen die Mitglieder unserer Spezies nicht selten ein unfassbares Talent dafür, sich selbst drastisch im Weg zu stehen, die Schuld dafür dann bei Anderen zu suchen, um dann auch noch ungehörig viel Energie darauf zu verschwenden, sich für dieses „Unrecht“ dass ihnen diese Anderen „zugefügt haben“ zu rächen. Oder sie gehen in die Kirche ihrer Wahl. Wir brauchen keine kosmische Polizei, die uns vom Glück abhält; DAS kriegen wir auch ganz gut alleine hin. Denn bei Licht betrachtet ist das alles doch nur ein kosmischer Witz aus Zufall, Leichtsinn, Wahrscheinlichkeit und Dummheit. Unsere Leben werden geschmiedet im kalten Feuer der Korrelationskoeffizienten – gehüllt in den Mantel der Ambivalenz. Kein Wunder, dass so viele mit dem Leben nicht klarkommen…
Ich sitze im Garten unseres Ferienhauses und sinniere darüber, dass es nicht genug war, dass mir der Rücken wehtat, wogenen ein echt kundiger Ostheoptat / Physiotherapeut aus einem Ort in der Nähe gestern etwas tun konnte; nö, heute beim Ausflug bin ich auch noch auf’s Knie gefallen, weil ich mir das Sprunggelenk verdreht habe. Man könnte sagen: meine Augen waren zu sehr auf das Objekt der fotografischen Begierde fixiert und zu wenig auf den Weg vor mir – klassischer Fall von dumm gelaufen (im wahrsten Wortsinn). Besichtigt haben wir dann trotzdem. Bezogen auf das im ersten Absatz Gesagte könnte ich jetzt auf irgendwen oder irgendwas fluchen; irgendeiner Instanz die Schuld für meine Ungeschicklichkeit geben. Das wäre, als wenn man sich einfach mal bei der GEZ beschwert – hat auch noch niemandem ernsthaft geholfen. Also irgendwie hat sich bei mir mittlerweile eine gelassene Indifferenz eingestellt, denn auch, wenn manche Teile meiner unteren Extremitäten noch etwas schmerzen, sitze ich unter der milden okzitanischen Abendsonne und muss mich mit nichts anderem befassen, als mich zu erholen. Neue Rezepte probieren (Cassoulet, war am ersten Tag schon ganz gut, aber mit einer kleinen Modifikation am zweiten Tag ist es Bombe geworden), alles mögliche erkunden und knipsen, im Mittelmeer baden (angenehm frisch, aber nicht zu kalt um diese Jahreszeit), Winzer im Ort besuchen (ja, da isser mal wieder, der typische, Rotwein saufende Bildungsbürger) und einfach sein. Machen wir mal eine kurze Genussgüterabwägung, würde ich sagen, die Habenseite liegt eindeutig vorn.
Ich habe ein bisschen hin und her überlegt, ob mir was Tiefsinniges einfällt, worüber ich schreiben möchte. Doch außer, dass ich anstatt zwei auch gerne vier Wochen hier zubringen könnte und der Gegegnd dann sicher immer noch nicht überdrüssig wäre, fällt mir in diesem Augenblick gerade nichts ein. Außer vielleicht dies: es wäre mal ernsthaft Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, was man wirklich will. Und damit meine ich nicht diesen ganzen Quatsch wie „MEIN Haus, MEIN AUTO, MEIN Boot, MEIN IPhone, etc.“, sondern was es WIRKLICH braucht, um die zufriedenste / glücklichste Version seiner/ihrer selbst werden zu können. Wer hier jetzt an lauter materiellen Quatsch denkt, dem kann ich leider auch nicht mehr helfen: Sorry, IHR müsst auswandern, denn mit Typen und Tussen wie euch ist dieser Planet nicht mehr zu retten. Kolonisiert euch bitte irgendwo eine zweite Erde und beutet die dann mit eurem unnötigen Konsum aus, ja…? Danke! Das, was ICH mir wirklich wünsche, ist übrigens mehr Zeit für mich, meine Lieben und die Dinge, die ich aus eigenem Antrieb tun möchte, ohne meinem Gehalt in abhängiger Lohnarbeit hinterher rennen zu müssen. Wird mir jedes Mal, wenn ich davon entkoppelt bin ein bisschen klarer. In diesem Sinne – schönen Abend aus Südfrankreich.