Gestalten können…?

Nein, es geht hier nicht um Gestalten. Also Lichtgestalten wie… ach da fällt mir gerade keine ein, oder aber Dunkelgestalten die den Söder-Bazi, der jetzt gendergerechte Sprache einschränken möchte, weil er damit bei seinen unheiligen Freunden vom Fascho-oder-doch-nicht-Fascho-Aiwanger-Wahlverein a.k.a. „Freie Wähler“ Punkte machen kann. Er kann halt doch nur Bierzelt. Wobei mir nach letztem Wochenende noch einfällt – Wir in Baden-Württemberg können alles außer Hochdeutsch – die Bayern können alles außer Schnee (sofern der aus Wasser besteht…). Überall in Kommentarspalten häufen sich Anzeichen dafür, dass man sich einen Rechtsruck geradezu wünscht, weil die „etablierten Parteien“ es nicht hinbekommen würden. Dazu – zum allerletzten Mal – drei Einwürfe:

  • 1) Realpolitische Erfordernisse, die aus dem 16-jährigen merkelesk-christdemokratischen Ignorieren, Aussitzen, Nichtlösen realpolitischer Herausforderungen und Bedrohungen resultieren (ja, ich meine auch Putin ihr Pappnasen – den gibt’s nicht erst seit 2021), lassen sich nicht in drei Wochen, drei Monaten oder drei Jahren beheben. Kommt damit klar, dass wir den Gürtel schon seit 25 Jahren hätten enger schnallen müssen. Tut mir genauso weh…! Und hört endlich mit dem Grünen-Bashing auf, ihr lustigen Nachbarn – die wahren Feinde Deutschlands tragen braun und blau!
  • 2) Demokratie – oder besser ein demokratisch verfasster Rechtsstaat, der jedem bestimmte Rechte garantiert – ist ein Wert an sich! Oder was denkt ihr, wie viel Scheiße ihr noch in irgendwelchen Kommentarspalten absondern könnt, ohne dass euch die Beamten vom „Weisungsbefugten Amt für Nationale Sicherheit und Treue“ – kurz WANST – zur „Konsenserziehung“ abholen, sobald die Drecksfaschos mal an die Macht kommen, hm…? Unsere Institutionen mögen nicht perfekt funktionieren und Meinungsbildung im Kompromissraum der Öffentlichkeit ist ein schmerzhafter und langsamer Prozess. Aber leider nötig, wenn wir keine Diktatur wollen. Denn wie beschissen die funktioniert, könnt ihr in allen ehemaligen oder noch existenten kommunistischen Staaten beobachten (Ja, Kommunismus und Faschismus funktionieren auf Basis unterschiedlicher Ideologien – aber mit den exakt gleichen Auswirkungen – lernen macht klüger).
  • 3) Meinung ohne Wissen und Verständnis ist nutzlos! Und die allermeisten da draußen wollen deshalb an die „einfache Lösung“ glauben, weil es ihnen in ihrer leider beschränkten Denke erlaubt, sich nicht ändern zu müssen! Doch nichts in der Welt ist beständiger, als der Wandel. Und wer ihn nicht mitmacht, nicht wenigstens versucht ihn auszuhalten, wird von ihm überrollt! Pech gehabt. Schaut man jedoch hinter die „Argumente“ der Fascho-Rattenfänger sind immer andere schuld und nix muss sich ändern. Also mehr von dem, was uns in die aktuellen Sackgassen manövriert hat. Tolle Lösung, echt jetzt [Ironie off/]. Beginnt man jedoch unter die Haube zu schauen und nachzudenken, also sich eine FUNDIERTE Meinung zu bilden, keine EMOTIONALISIERTE, wie die AfD sie bietet, wird ziemlich schnell klar, dass „WEITER SO“ niemanden wirklich weiterbringt. Aber ja, es klingt so schön einfach.

Musste mal wieder raus. Aber eigentlich ging es ja nicht um DIE Gestalten, sondern um DAS Gestalten, also den Prozess, etwas Neues zu erschaffen, oder aber etwas Bestehendes zu verändern. Und irgendwie beschleicht mich in letzter Zeit immer wieder das Gefühl, dass zu viele Menschen unberechtigterweise glauben, dass sie das nicht könnten, weil ihnen dazu entweder die Ressourcen, die Ideen, die Energie, oder wasweißichnichtnochalles fehlen würden. Aber DAS GESTALTEN passiert doch nicht nur in irgendwelchen fancy Büros durch irgendwelche, wahlweise super-hippen, super-klugen oder zufällig gewählten Fuzzinen und Fuzzies (wie Künstler, Influencer, Politiker, Marketing-Profis, Wissenschaftler, etc). So gut wie jede*r von uns kann gestalten, indem er/sie/them sein Lebensumfeld verändert. Und viele Wenig machen ein Viel. Das war immer schon das Momentum, welches auch große Veränderung angestoßen hat. Gesellschaftliche (und ich meine nicht nur Revolutionen mit Krawumm und Kampf und Guillotine) genauso, wie wissenschaftlichen und technischen Fortschritt. Wir neigen dazu, uns im Angesicht der großen, großen Welt klein und ohnmächtig zu fühlen, obschon der Blick in unser nahes Umfeld allzuoft sofort offenbaren würde, wie viel wir tatsächlich schon gestalten – und wie viel mehr noch möglich wäre. Denn jede Veränderung beginnt im Kleinen.

Nehmen wir als Beispiel Abnehmen (was ich selbst übrigens tun müsste): es ist MEINE Entscheidung, wann und wieviel ich dafür tun will, sobald ich das Problem identifiziert und mir über mögliche Lösungen Gedanken zu machen begonnen habe. Mein Problem ist – und damit bin ich weiß Gott nicht allein – dass es sehr einfach ist, Gründe zu suchen, warum eine Veränderung nicht möglich sein sollte: keine Zeit, zu viel Stress, mir tut doch eh schon alles weh, ich habe noch wichtigeres zu tun, ich…., ich…, ich…, ich will mich nicht anstrengen müssen, um etwas zu erreichen, dass für mich mit Verzicht und Unbequemlichkeiten einher geht! Klingt das ein bisschen nach den Sentimenten, die AfD-Wähler benutzen, um sich zu rechtfertigen? „DIE FREMDEN nehmen mir etwas weg!“ Scheint so, als wenn DIE GESTALTEN und DAS GESTALTEN doch etwas miteinander zu tun hätten. Und zwar dergestalt, dass DIE GESTALTEN (vulgo so einige Politikoiden da draußen) mich immer wieder davon zu überzeugen versuchen, dass DAS GESTALTEN – zumindest, wenn es um gesellschaftliche Veränderung geht – nichts für mich ist, sondern etwas, dass ich den „Profis“ überlassen sollte. Ja, is klar, ’ne; bevor ich den Söder-Bazi, oder irgendeinen anderen aus dem Schwarz-Blau-Braunen Spektrum für mich gestalten lasse, kitzele ich mich lieber mit einem Nageltacker an der Patella! Aber die obige Feststellung erklärt halt auch, warum Poltiker*innen mit konzertiertem Gegenwind (etwa Demos, Bürger-Initiativen, echter Investigativ-Journalismus, tatsächlich Gemeinwohlorientierte NGOs, etc.) so gar nicht klarkommen: es macht das lobbyfreundliche Zurechtwurschteln von diesem oder jenem nämlich viel, viel schwieriger. Der franzöische Humorist und Schauspieler Henri Tisot sagte dazu mal: „Bei der Fischsuppe und bei der Politik sollte man nicht zuschauen, wie sie gemacht werden.“

Ich habe in meinen Posts schon oft über Kreativität gesprochen. Und manchmal könnte der Eindruck entstehen, dass Kreativität in meinem Kopf lediglich was mit bildender Kunst (Schreiben, Fotografie, Video, etc.) zu tun hätte. Aber Kreativität ist im Kern einfach nur die Fähigkeit, sich neuen Herausforderungen stellen und dabei passend zur Situation auf neue Fragen auch neue, originelle, hilfreiche und vielleicht manchmal auch schöne Antworten finden zu können. Und das kann im Kleinen, wie im Großen Veränderungen bewirken. Man muss es nur wollen! Okay, ein bisschen (mehr) Bildung und Übung sind dabei natürlich hilfreich – bewusst wollen muss man es am Ende des Tages trotzdem. In diesem Sinne wünsche ich uns allen einen schönen Zweiten Advent, einen guten Start in die neue Woche und den Mut, etwas Gutes zu Wege zu bringen. Wir hören uns.

Neues von Bibo Blogsberg #2 – Keine Zeit für Blues!

Wie man es auch drehen und wenden wollen würde – das Jahr galoppiert jetzt mit immer schnelleren Schritten auf sein Ende zu. „Wie so viele davor!“ sagt der Fatalist. „Wie so manches, das noch kommen wird!“ fügt der Realist hinzu, um vom Optimisten mit „Und das Kommende wird GEIL!“ übertönt zu werden. Der Pessimist beschäftigt sich derweil mit dem Umstand, dass mein Körper gerade nicht so will, wie mein Geist. Auch das ist jetzt für die Jahreszeit eher wenig ungewöhnlich; den positiven Signalen der letzten zwei Wochen zum Trotze. Ich könnte also auf der Habenseite abseits der physischen Schlappheit und des Krankheitsgefühls der letzten Tage einbuchen, dass es auf einigen Baustellen mit einem Mal relativ zügig vorangeht und Wiederstände sich in Commitment verwandeln. Ich bin zwar ob mancher Aussagen noch ein wenig skeptisch und doch von mildem Optimismus getragen. Aber es ist noch lange nicht Zeit für ein Fazit. Das kommt erst am 31.12, am frühen Nachmittag. Und bis dahin habe ich kaum Gelegenheit, den Blues zu bekommen, ganz egal, wie physisch und psychisch anstrengend dieses verfickte Jahr bisher auch gewesen sein mag.

Cliffs 0f Moher… das wäre jetzt auch okay!

Ich bin kürzlich in einem beruflichen Kontext gefragt worden, ob ich von einer bestimmten Sache zu überzeugen wäre. Und ich habe sinngemäß geantwortet, dass ich von etwas nicht überzeugt sein muss, um es zu vertreten, wenn mir der Sinn dahinter verständlich ist. Und ich mein(t)e das vollkommen ernst. Oft im Leben haben wir Aufgaben zu erledigen, die wir tun, weil es halt sein muss, Entscheidungen zu treffen, bei denen eher die Suche nach dem kleinsten Übel uns antreibt, denn das allzu oft allzu große Wort „Überzeugung“. Spätestens mit Bourdieu ist mir dann klar geworden, dass Überzeugungen oft nichts weiter sind, als Illusionen, die wir nutzen, um uns selbst im Nachgang davon zu überzeugen, dass diese oder jene Entscheidung korrekt war – selbst wenn die nagenden Zweifel im Hinterkopf eine vollkommen andere Sprache sprechen. Das gilt im Privaten ebenso, wie im Geschäftsleben, auch wenn man sich gerne einredet, beruflich immer sachmotivierte Entscheidungen zu treffen. Wie schwierig bis nachgerade unmöglich das wird, zeigt sich dann, wenn divergierende persönliche Interessenlagen mit der theoretisch sachlichen Lösung konfligieren und plötzlich aus Nebenkriegsschauplätzen zentrale Schlachtfelder werden. Ich kann es gar nicht oft genug sagen: wir Menschen handeln insbesondere dann, wenn wir das behaupten, alles andere als rational!

Ich bin ein großer Freund davon, nach den Motiven der Menschen zu suchen. Denn viele Entscheidungen werden – gleich, ob man das gut oder schlecht findet – noch immer von Menschen getroffen. Und deren Entscheidungsfindung ist, wie wir seit Kahnemann wissen, alles andere als rational. Und wie bei der Tätersuche im Krimi ist die Frage nach dem Motiv des Gegenübers meistens der Schlüssel zu allem. Um Menschen hinreichend interpretieren zu können, braucht es allerdings – ganz im Gegensatz zum Krimi – mehr als nur eine kurze Beobachtung. Ich bin nämlich nicht Sherlock Holmes. Und wenn es so jemanden da draußen tatsächlich gibt, so hoffe ich, der Person nie zu begegnen. Ich möchte nämlich, dass MEINE Geheimnisse verdammtnocheins geheim bleiben! Aber selbst ohne Holmes’sche Beobachtungs- und Kombinationsgabe findet man, je besser man Menschen kennenlernt, umso besser heraus, was diese antreibt. Das dies auch für die anderen im Zusammenhang mit der eigenen Person gilt, muss einem dabei natürlich klar sein. Niemand hat ein so gutes Pokerface, dass man gar nichts lesen kann. Auch das gibt es nur im Film.

All dem zuvor Gesagten zum Trotz sind wir – manche etwas mehr, viele etwas weniger – zumeist in der Lage, das Gegegnüber einzuschätzen. Was man dabei herausfindet wirkt sich Entscheidungs- und damit Handlungsleitend auf unser Leben aus. Auf das Alltägliche mit seinen vielen kleinen Kooperationsaufgaben genauso, wie auf das Berufliche, wo mich allzu häufig Koordinationsaufgaben betreffen. Das bringt eine administrative Position so mit sich. Dennoch glauben wir immerzu, bei Entscheidungen nur unserem eigenen Denken verpflichtet zu sein. Das ist riesengroßer Unfug. Manchmal genügt eine kleine Geste, um das Gegenüber zu …interessanten… Dingen zu bringen. Die Intention hinter Geschenken oder Freundlichkeit z.B. sollte eigentlich nicht sein, Menschen zu etas zu bringen, denn dann wäre das Manipulation; sondern vielmehr ihnen meine Dankbarkeit oder meine Wertschätzung auszudrücken. Es gibt da einen sehr schmalen Grat zwischen Manipulation und ehrlicher Wertschätzung, von dem allzu oft in die falsche Richtung abgewichen wird. In jedem Fall ist so manche Entscheidung um Klassen „gefühliger“ motiviert, als wir uns das eingestehen wollen!

Genauso gut oder schlecht kann man auch negative Mindgames spielen, um Menschen zu spiegeln, wie man ihr Verhalten empfunden hat. Oder wie man glaubt, das andere (Dritte Beteiligte) dieses fragliche Verhalten empfinden könnten. Hat man vor einer Weile mit mir gemacht und ein kleiner Teil von mir ist darüber immer noch stinksauer. Da schwingen nämlich oft irgendwelche impliziten Unterstellungen mit, die mir nicht gefallen. Um eines klar zu sagen: wir ALLE lassen uns gelegentlich manipulieren, mal zu unserem Vorteil, mal zu unserem Nachteil. Muss man akzeptieren. Was man NICHT akzeptieren muss: Ich habe keine Lust auf Spielchen – und ich werde das auch in Zukunft ganz klar sagen. So, wie ich immer noch keine Zeit für den Blues habe, obwohl es verschiedene Gründe dafür gäbe, habe ich auch keine Zeit für vollkommen unnötiges Drama. Und es ist meiner Meinung nach unnötiges Drama, wenn sich Menschen in gewissen Positionen dünnhäutiger zeigen, als meine Teenager-Tochter. Das ist unwürdig, denn unsere Zeit und ihre Herausforderungen verlangen nach der Fähigkeit zum robusten Diskurs und nicht nach Schneeflöckchen! Ich denke, dass ich noch oft anecken werde, da ich, wie bereits weiter oben gesagt nicht im Mindesten bereit bin, mich von Dingen überzeugen zu lassen, die ich als unsachgemäß, überemotional, unterdurchdacht, überdurchdacht, oder unangemessen betrachte. Und ich werde ganz sicher nicht servil nicken und „JA“ sagen, wenn ich klar den Kopf schütteln und „NEIN“ sagen muss, weil ich der Sache verpflichtet bin, und nicht irgendwelchen Personen. Vielleicht würde es helfen, wenn sich manche Protagonisten der Tatsache erinnerten, dass nicht sie als Person wichtig sind, sondern das große Ganze. Aber als white middle-aged cis-gender-male muss ich bedaurlicherweise sagen, dass viele meiner Altersgenossen (aber auch jüngere/ältere) diesbezüglich noch enormen Selbstreflexions-Nachholbedarf haben. Ach wisst ihr was: drauf gesch****n. Freut euch auf den (F)Rohen ersten Advent. Tschüss.

New Work N°15 – Let’s do this AI-thing…

Ich war heute Morgen in der Stimmung zum Cheaten, also habe ich Chat.GPT 3.5 gefragt worüber ich heute bloggen sollte. Natürlich habe ich das Ganze ein bisschen spezifiziert und den Auftrag auf den Bereich „Kreativität und AI“ eingegrenzt. Ich will euch die Ergebnisse nicht vorenthalten:

Exploring the intersection of AI and the creative process can be a fascinating and engaging topic for a blog post. Here are some specific ideas you might consider:

1) AI in Art and Design:

Discuss how AI is being used in various forms of art, such as visual arts, music, and literature. Explore specific examples and the impact AI has on creativity in these fields.

2) Creative Collaboration with AI:

Explore how artists and creators are collaborating with AI tools to enhance their work. Highlight case studies where AI has played a role in co-creating content with human artists.

3) AI and Writing:

Dive into the ways AI is influencing the writing process. Discuss AI-generated content, writing assistance tools, and the implications of using AI in creative writing.

4) Ethical Considerations:

Address the ethical concerns surrounding the use of AI in the creative process. Discuss issues such as attribution, ownership, and the potential for bias in AI-generated content.

5) AI Tools for Creatives:

Create a list of AI tools that can aid creatives in their work. This could include tools for generating ideas, enhancing designs, or even assisting with the editing process.

6) The Future of Creativity with AI:

Speculate on how AI might continue to shape the future of creativity. Discuss emerging trends and potential advancements in AI technology that could impact the creative process.

7) Challenges and Limitations:

Explore the challenges and limitations of integrating AI into the creative process. Discuss instances where AI may fall short and the ongoing efforts to overcome these obstacles.

8) AI and Innovation:

Discuss how AI is contributing to innovation in various creative industries. Explore how it's enabling new forms of expression and pushing the boundaries of traditional creative disciplines.

Remember to include examples, case studies, and practical insights to make your blog post informative and engaging. Additionally, consider incorporating visuals, such as images or infographics, to enhance the reader's understanding of the concepts you discuss.
Netzwerkblume… 😉

Chat-GPT 3.5 ist das frei verfügbare Tool, für dessen Nutzung man sich lediglich auf Open AIs Webseite registrieren muss, und schon taucht der Eingabeprompt auf. Was mich an den obigen Antwort am meisten fasziniert, ist die Tatsache, dass „Die Maschine“ in ihrer Vorschlagskiste auch, oder vor allem, die bereits kontrovers diskutierten Fragestellungen nicht ausklammert (siehe etwa Punkt 4). Nun sind wir noch eine Weile davon entfernt, dass künstliche Intelligenz ein eigenes Bewusstsein erlangt, aber die Tools, die irgendwann möglicherweise dazu führen werden, sind zum größten Teil bereits vorhabenden (schaut euch mal diese Simulation eines neuralen Netzwerkes an). Irgendwann wird jemand herausfinden, wie dieses sich kombinieren lassen, um den finalen Schritt zu gehen. Die wichtigste Frage, die keiner so recht beantworten kann oder will, ist jedoch: wird dieses neue Bewusstsein den Weg des Prometheus nehmen und uns Menschen als Vordenker und Bringer eines neuen Funken helfen, besser zu werden; oder doch den von Frankensteins Kreatur, die von blindem Streben getrieben anfängt zu töten, um schließlich ihre eigenen Fehler zu erkennen, und sich selbst ein Ende zu setzen. Wenn man so will, hat Mary Shelley diese Frage vor über 200 Jahren in ihrem Buch vorweg genommen. Manchmal lohnt es sich doch, die Klassiker noch mal neu zu lesen…

Ich glaube nicht, dass ich solche Fragen sinnvoll oder umfänglich beantworten kann. Da ich jedoch sowohl im Beruflichen als auch im Privaten ein Geschichtenerzähler bin, reizen mich die Möglichkeiten der aktuell verfügbaren Technik immens; und ich bin dabei bereit, wenigstens ein bisschen mit dem prometheischen Feuer zu spielen, denn die aktuellen Large Language Models – wie eben Chat-GPT – lernen ja durch die Interaktion mit Nutzern dazu. Will heißen, wir sind jetzt im Bereich des Beta-Testes angelangt, wo Nutzer durch die Interaktion das Maschinenlernen beschleunigen und befördern. Über die Frage, ob AI in der Arbeitswelt eine Rolle spielen wird oder nicht, sind wir längst hinaus. Der Geist ist aus der Flasche, die Büchse der Pandora offen – wie wir damit umgehen, wird darüber entscheiden, ob daraus Gutes erwächst, oder eben Unheil. Auch in der Kreativ-Branche, oder besser vor allem dort, wird derzeit heiß diskutiert, was das alles bedeutet; und doch nutzen laut einer Befragung bereits 83% der Beschäftigten auf die eine oder andere Art und Weise AI. Das soll nicht wie Zweck-Fatalismus klingen. Es ist eher eine Feststellung, dass wir Menschen schon immer sehr gut darin waren, neue Techniken zu entwickeln, diese zum Einsatz zu bringen – nicht selten gleich zur Waffe bastardisiert – um uns erst DANACH zu fragen, was wir eigentlich gerade getan haben. Der große Unterschied, etwa zu Oppenheimer und der Bombe ist, dass die Dinge HEUTE im großen Theater der antisozialen Medien und des dauerdurchbrennenden Hechel-Journalismus nicht ernsthaft diskutiert oder durchdacht werden, und trotzdem jeder eine Meinung dazu hat; unabhängig davon, wie gut oder schlecht informiert dieses auch ein mag. Denn Reichweite bekommen Informationen heute viel schneller als früher – allerdings auch die FALSCHEN Infos…

AI verändert bereits jetzt den Modus Operandi vieler Bereiche, ohne, dass wir uns tatsächlich schon die Mühe gemacht hätten, ernsthaft über Technikfolgen-Abschätzung zu reden, oder gar verbindliche Regeln für den Umgang mit den Chancen und Grenzen von AI aufgestellt zu haben. Wie so oft rennen Philosphie und Jurisdiktion der technischen Entwicklung hinterher, weil Ingenieure in blinder Begeisterung „einfach mal machen“. Offenkundig steht Mary Shelleys „Frankenstein oder der moderne Prometheus“ als Hinweis auf die NOTWENDIGE Reflexion eigenen Tuns, BEVOR man es tut bis heute nicht sonderlich hoch im Kurs. Wie ausgesprochen schade. Vielleicht lege ich meine Hoffnung einfach darein, dass es genug Menschen wie mich gibt, die „Der Maschine“ Empathie beibringen wollen, bevor sie dereinst dann endgültig – und leider nicht vollkommen zu Unrecht – auf uns Menschen losgehen wird. Welcome to SKYNET! Und viel Spaß in der neuen Woche,

Erwachsen bilden N°48 – Im Lauf der Zeit…

Wann immer ich dazu genötigt bin, mich mit dem Lernen auf theoretischer Ebene auseinanderzusetzen, sei es, weil ich Ausbilder ausbilde oder Lernstrategien für Azubis aufbereiten muss, komme ich nicht umhin, meine eigene Lernbiografie zu reflektieren, mich immer wieder neu mit dem eigenen Tun und Lassen zu beschäftigen. Wir Menschen sind ja dazu verdammt, die Erzählung unseres Daseins immer wieder neu auszutarieren, damit wir uns als Herrscher*innen unseres eigenen Schicksals fühlen können. Zwar könnte kaum etwas von der Realität weiter entfernt sein, wenn man einmal die unüberwindbare Mauer der nächsten Sekunde für sich selbst realisiert hat. Keiner von uns kann hinter diese Mauer schauen und niemand kann irgend etwas ungeschehen machen, sobald wir an ihr vorbeigelaufen sind. Such is the nature of time itself! Akzeptiert man das, relativiert es so Manches – auch den Umstand, dass man einige Dinge im Nachgang vielleicht anders hätte angehen sollen. Denn eigentlich bin ich mit der Person, die ich geworden bin und den Dingen die ich heute tue (und wie ich sie tue) soweit ganz zufrieden. Nur die Rahmenbedingungen könnten in letzter Zeit wirklich besser sein.

geodätische Kuppeln werden wieder modern…?

In den letzten Jahren hat das Thema „Simulation“ in der beruflichen Aus- und Weiterbildung im Gesundheitswesen einen immer höheren Stellenwert erlangt. Grundsätzlich kann man auch mit eher einfachen technischen Setups akzeptable Ergebnisse erzielen. Allerdings sind die Ansprüche der Kunden in den letzten Jahren immer höher geworden, schlicht, weil einige Anbieter die Latte mittlerweile deutlich höher gelegt haben. Wenn ich sowas den Leuten mit dem Geldbeutel sage und darauf hinweise, dass es wohl eine gewisse zeitliche Dringlichkeit hat, sich in einem hoch volatilen Markt noch stabiler aufstellen zu müssen, ernte ich im Moment allerdings oft ein „NEIN“. Ich sage dann sowas wie, „dann mache ich halt Schulentwicklung mit angezogener Handbremse…“, was dann auch nicht Recht ist. Aber es gibt keinen Fortschritt zum Nulltarif und in dem Bereich, in dem ich tätig bin, kann man Kunden nicht auf Bäumen wachsen lassen, sondern muss diejenigen, die es gibt mühsam davon überzeugen, dass ich ein rundes Gesamtpaket anbiete. Und dazu gehört halt auch eine zeitgemäße Ausstattung. Man kann über Manches streiten, aber eines ist sicher – der Markt wächst noch ein paar wenige Jahre weiter, dann kommt das untere Ende der demografischen Zwiebel, begleitet vom unweigerlichen Zurückgehen von Bedarfen in der Präklinik. Und wessen Organsiation / Institution dann nicht breit und stabil aufgestellt ist, verschwindet wieder im Nirwana des 4. Aggregatszustandes – ÜBERFLÜSSIG…

Es gibt so viele kluge Menschen, die Strategien formulieren und diese auch politisch vorantreiben können. Was diese Leute nicht hören wollen sind- zugegeben gelegentlich wie Unkenrufe klingende – Einwürfe von der Seitenlinie. Zum Beispiel von Menschen wie mir, die nicht nur das Geschehen seit ca. 30 Jahren aus erster Hand kennen, in der Lage sind, dieses analytisch zu durchdringen, sondern auch noch zu anderen Schlüssen kommen. Und so blöd sind, dies offen auszusprechen. Das ist politisch und für die Karriere nicht opportun, aber ich scheiße auf Karriere, wenn ich Leute in die falsche Richtung rennen und dabei den Karren mit in den Dreck ziehen sehe. Es ist einfach nicht meine Art, Leute sehenden Auges in ihr Verderben rennen zu lassen; außer vielleicht, wenn ich sie nicht leiden kann… Nun scheint es mir manchmal so, als wenn das Erreichen einer gewissen Position innerhalb einer Organisation Menschen – vor allem die white, middle-aged, cis-gender males – gegen das Erwägen anderer Meinungen imprägniert. Man könnte auch von Dogmatismus sprechen; meistens ein eher an der neoliberalen ökonomischen Lehre orientierter Dogmatismus. Ich glaube, wenn ich mich noch lange mit Renditezielen und Erlöserwartungen rumschlagen muss, werde ich ein bisschen wahnsinnig.

Ich hatte in der Vergangenheit proaktiv Strategien entwickelt und kommuniziert, die sich nicht nur an den ökonomischen Notwendigkeiten der Führung eines Privatschulbetriebes orientierten, sondern auch antizipierend an den Veränderungen des Gesundheitswesens, wie diese sich jetzt anbahnen. Manche haben genickt, ein paar haben Beifall gespendet und passiert ist – NICHTS! Keine Unterstützung, keine angepasste Gesamtstrategie, keine noch so vorsichtige Investition in Innovationen. Nur Provinzfürsten-Klein-Klein, das manchen jetzt um die Ohren fliegt. Und wer ist wieder Schuld? Natürlich der dämliche Schulleiter, weil er aus Scheiße kein Gold machen kann. NEIN, ich kann tatsächlich aus Scheiße kein Gold machen. Ich kann Menschen dazu befähigen, ihre eigenen Potentiale auszubilden, um so an sich selbst und ihren Aufgaben wachsen zu können! Ich kann Wege aufzeigen, wie sich nicht nur Individuen, sondern auch Organisationen (oder zumindest Teile davon) entwickeln können! Ich kann Menschen zu Leadership ermächtigen – und ich brauche dafür weder Macht, noch übermäßig teure Gadgets oder Unmengen an Personal! ZEIT brauche ich, die richtigen LEUTE und etwas RAUM; doch diese Ressourcen gibt es nicht für lau. Weder jetzt, noch in Zukunft. In Zukunft wird es eher NOCH teurer. Aber dann gibt es ja jemanden, den man dafür auch verantwortlich machen kann, wenn’s halt nicht so läuft, gell? NÖ – GIBT’S NICH! Denn wenn wieder aus politischen Dünkeln und Sparen am falschen Ende ein Projekt an die Wand gefahren wird, bleibe ich dabei: 31.12. Die Zeit läuft. Gute Nacht.

Auch als Podcast…

Leben in der (Lebens)Lage…

Tage gehen dahin, wie Perlen auf einer Schnur. Einer am Anderen, mit recht geringen Unterschieden zwischen den Einzelteilen. Man könnte das Routine nennen, oder vielleicht auch Alltag. Jedenfalls ist es genau das, was Menschen innerlich tötet! Bitte missverstehen Sie mich korrekt – Routinen sind es, welche die Komplexität dieses Dings namens Leben innerhalb dieses anderen Dings namens Gesellschaft für uns erst begreifbar und damit überwindbar machen. Andernfalls wäre schon der morgendliche Gang zum Bäcker ein Endgegner. Und niemand kauft ein Spiel, dass aus lauter, für Ottonormalverbraucher nicht schaffbaren Bossfights besteht… außer vielleicht die Fans von „Elden Ring“. Also hatte Mutter Natur es so eingerichtet, dass wir Menschen in der Lage waren, uns auf die wesentlichen Dinge zu konzentrieren. Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, da ganze Industrieen sich nur noch damit beschäftigten, immer ausgefeiltere Prokrastinations-Apparate zu erfinden und der nutzlose Konsum zum alles bestimmenden Movens unserer Welt wurde. Klingt zu pessimistisch? Nah… eigentlich genügt es, mal eben von der Fernsehcouch aufzustehen, das Smartphone beiseite zu legen und… oh, Mist, ich vergaß – die Dinger sind ja jetzt fest verwachsen. Sorry, mein Fehler.

Ein fleißiges Bienchen – der Inbegriff von Routine!

Ich will – mal wieder – ehrlich sein: auch ich habe meine Routinen, die mir helfen, durch den Tag zu kommen. Die meisten davon haben mit Koffein zu tun, und das ist auch gut so. Bei anderen Handlungs-Skripten bin ich da nicht ganz so sicher. Beim Zeitunglesen zum Beispiel. Andererseits belebt auch das den Kreislauf, wenngleich DER Mechanismus eher was mit Wut als mit der koffeinergen Hemmung von GABA- und Adenosin-Rezeptoren zu tun hat. Egal. Es ging um Lebensentwürfe. Eigentlich geht es immer wieder darum, weil Identitätsgetriebene Politik versucht, dass Private insofern politisch zu machen, als individuelles Tun und Lassen, Reden und Schweigen in den Fokus öffentlicher Dekonstruktion geraten sollen, um so zuerst die Zonen des Redens und Schweigens, aber irgendwann auch die des Tuns und Lassens verschieben zu können – zum Beispiel hin nach Neu-Nazistan! Und dass dies funktioniert, sieht man an aktuellen Umfragewerten, etwa zur Asylpolitik. Aber hier geht es um eine besondere Facette dieses Mechanismus. Wenn jemandes Leben zum Subjekt einer Geschichte in einer Zeitung gemacht wird, dauert es keine Sekunden, bis die ersten Kommentatoren da sind und beginnen, alles haarklein zu analysieren, um es verächtlich machen zu können. Letztlich sind solche Artikel nichts weiter als eine willkommene Einladung für die Enttäuschten, die Eiferer, die Egoisten und die Elenden, sich auf Kosten Anderer größer, besser, stärker, wichtiger fühlen zu dürfen; und für die Apologeten jedweder politischen Strömung, die (subjektive) Überlegenheit IHRES Lebens-Entwurfes zu propagieren – am Ende bleibt in den Kommentarspalten wenig mehr als Dogma, Propaganda und echauffiertes Lamento. Über die Beleidigungen breiten wir den Mantel des Schweigens.

Natürlich beginnt man, mit solcherlei Eindrücken bombardiert, gelegentlich auch, seine eigenen Wege zu durchdenken. Nicht unbedingt hinsichtlich der Frage, ob das Private politisch ist. Denn darüber KANN es keine Diskussion geben, wenn man Ghandis „Sei du selbst der Wandel, den du in der Welt sehen willst!“ ernst nehmen möchte. Er mag wohl ein sehr bigotter Mensch gewesen sein; dieser Satz verliert dennoch bis heute nichts von sener Richtigkeit. Es geht, da wir hier versuchen unseren Teil zum Wandel beizutragen vor allem um individuelle Dinge wie: Mit Wem verbringe ich meine Zeit? Was tue ich, wenn ich gerade nicht roboten gehen muss? Welche Werte sind mir wichtig; und teile ich diese mit meinen Lieben? Was möchte ich in der Erziehung meiner Kinder erreichen? Und schließlich: Wie, Womit und unter Wessen Führung verdiene ich mein Geld? Also dieser typische Midlife-Crisis-Quatsch, der sich für einen zünftigen, knapp 50-Jährigen wie mich gehört. Dazu tritt, dass ich im Moment mit meinem Job nicht zufrieden bin, dass meine beste Ehefrau von allen sich zwangsweise mit der Frage herumschlagen muss, ob sie sich selbstständig machen möchte und dass unsere Kids gerade alles andere als einfach sind. Und schon stellt man ALLES in Frage. Andere macht sowas anfällig für allerlei halbseidenen Unfug (wann genau ist aus Coaching und Beratung ein so riesiges Business geworden, dass man sich ernsthaft fragen muss, ob überhaupt noch irgendjemand tatsächliche Wertschöpfung betreibt?), oder treibt sie, auf der Suche nach einfachen Antworten auf komplizierte Fragen in die Arme der Neu-Nazis in Blau. Beides wird UNS nicht passieren.

Und dennoch verstricke ich mich immer wieder in Diskussionen, die meine Überzeugungen testen. Das ist an sich nicht schlimm; im Gegenteil begrüße ich es sogar, denn wenn aus einer Überzeugung – gleichwohl diese auf Fakten gegründet sein mag – ein Dogma wird, sind wir im sagenhaften Feenland Propagandien, wo das, mit unlauteren Absichten Gesagte einfach zur Wahrheit wird – alternative facts anybody? Zu DER Fraktion will ich beim besten Willen niemals gehören. Dass ist mir zu trumpoid und zu höckig. Am Ende des Tages ist die Suche nach dem richtigen Weg niemals ganz vorbei, sondern kommt immer nur zu einem vorläufigen Abschluss, dessen Erfolg sich eigentlich nur in einer Einheit messen lässt: Glück, bzw. Zufriedenheit. Im Moment bin ich immer noch auf der Suche nach neuem Gleichgewicht; wie so viele Andere anscheinend auch. Ich kann nur hoffen, dass die Dinge in den nächsten Wochen etwas leichter werden. Denn obschon ich seit Jahrzehnten an „Leben in der Lage“ gewöhnt bin (eine Phrase, die bei uns im Gesundheits-wesen auf die Dynamik jedweder (Einsatz)Situation verweist), könnte ich mal eine Verschnaufpause gebrauchen. Denn nach DER Entscheidung ist immer vor DER NÄCHSTEN Entscheidung. Aber wenigstens gibt es Phasen, in denen die Vorläufigkeit von Leben nicht ganz so deutlich spürbar wird. Nach so einer Phase sehne ich mich gerade. Und ihr so…? Allerdings, und das darf hier nicht verschwiegen werden, ist es diese Dynamik, die auch den Motor meiner Kreativität darstellt. Nur dass man manchmal gerne etwas weniger „inspirierenden“ Input hätte und etwas mehr Zeit zur Kontemplation. Denn wie beim Lernen braucht es auch für meine sonstige Arbeit die richtige Mischung aus rezeptiven und produktiven Phasen – und Pausen. In diesem Sinne…

Auch als Podcast…

Der Storyschreiner N°4 – Willkommen in Vulgarien!

Das meine Dämonen manchmal mit mir durchgehen, ist auch nach vielen vielen Jahren, in denen ich theoretisch gelernt haben könnte, mich im Zaum zu halten, immer noch so – ich halte es da mit Bruce Banner, wenn er im ersten Avengers-Fim sinngemäß sagt „Ich verrate Ihnen ein Geheimnis Cap. Ich bin immer wütend!“ Das bin ich. Nur in dick und nicht grün! Anfechtungen seien dazu da, stoisch überwunden zu werden, haben irgendwelche, vermutlich recht gelassenen und klugen Leute mal gesagt. Wahrscheinlich waren die da auch schon so steinalt, dass ihr Sympathiko-Tonus kaum noch messbar war. Woanders habe ich neulich gehört, dass ein ruhiger und souveräner Umgang mit Streit, selbst wenn man seine Affekte aufwallen fühlt, einen erst wahrhaft zum Mann macht; ganz ehrlich „Critical Drinker“, ich halte das für eine schöne idealtypische Anforderung, die im wahren Leben schneller den Bach runtergeht, als dein Whiskey. In den allermeisten Lebenslagen mag es ja stimmen, denn wer schreit, hat meist Unrecht. Und doch machen erst unsere Emotionen, vor allem aber die Fähigkeit, diese auch in anderen Wesen erkennen zu können, uns wahrhaft zu Menschen. Altruismus wäre ohne diese, eigentlich recht simple Fähigkeit nicht möglich; allerdings kann Empathie auch als Waffe eingesetzt werden, wenn ich mir diese zu Nutze mache, indem ich das Gegenüber auf die Palme zu bringen versuche. Fest jede*r von uns (außer vielleicht Autisten) weiß halbwegs intuitiv, wie das geht; womit ebenfalls fast jede’r von uns weiß, dass man Dinge so und so verstehen kann – WENN MAN MÖCHTE! Auch das wird gerne als Waffe eingesetzt – „Missverstehen Sie mich richtig!“ ist daher ein Titel, den ich richtig gut finde. Ich persönlich kann Emotional-Opportunismus allerdings nicht besonders leiden. Ich mag Menschen, die mir auf die Nasenspitze zusagen, wenn ich Scheiße gebaut habe (natürlich darf man auch mal was Nettes sagen…); und die es im Gegenzug vertragen, wenn ich ihnen gegenüber genau das Gleiche tue. Daran erlebe ich allerdings letzthin in meinem Arbeitsumfeld einen Mangel, weshalb ich dazu nur sagen kann – ZUM TEUFEL MIT DER GELASSENHEIT!

Die Spiegelung im Kabinenfenster fand ich gut – da habe ich das so gelassen…

Es wäre möglicherweise justiziabel, mich hier in aller Breite über DAS auzulassen, was ich in letzter Zeit erlebt habe. Angemerkt sei daher lediglich Folgendes: wenn man in seinem weiteren Umfeld einen eklatanten Mangel an Haltung, Prinzipientreue, Integrität, mithin also Charakterstärke erleben muss, hat man irgendwann keine Lust mehr. Keine Lust mehr auf Spielchen, keine Lust mehr, immerzu die Klappe zu halten, keine Lust mehr einfach zu schlucken, weil es Menschen gibt, die sich in der Position wähnen, Macht über einen auszuüben. Kleiner Hinweis: Macht kann man nur über jene ausüben, welche dieses Tun auch durch konkludentes Verhalten legitimieren. Mein Verhalten mag – um des lieben Friedens Willen – konkludent AUSSEHEN. Es IST jedoch nicht konkludent, da ich die Machtausübung durch Menschen, denen es aus meiner Sicht an den eben benannten Eigenschaften mangelt, schlicht nicht anerkenne! Insgesamt kann ich Menschen, die Macchiavelismus zu betreiben versuchen nicht besonders leiden. Vielleicht auch, weil so viele sich dabei wie Stümper anstellen. Ich bin in meinem Leben mittlerweile so oft das Opfer von teils seltsamen Manipulationsversuchen geworden, dass meine Allergie dagegen ein erhebliches Ausmaß angenommen hat. Schwamm drüber…

Ich war heute, um ein wenig runterzukommen (funktioniert für einen Höhnenängstlichen in einer Hochseilbahn auch total gut… 😉 ) mit meiner Familie auf der BUGA. Immerhin neigt sich das Spektakel dem Ende. Und daher war’s – ganz entgegen meinen Vermutungen – so dermaßen brechend voll, dass ich am liebsten schon am Eingang wieder umgedreht hätte. Hab mich dann doch überwunden, meine Runden gedreht und die geplante Seilbahn-Rückfahrt zu Gunsten der Bus-/Strab-Umrundung abgesagt. Tatsächlich habe ich, dem Trubel sei Dank, mal eine Weile nicht an die Scheiße gedacht, die mich morgen früh wieder erwartet. Im Moment ist, falls das trotz meiner bisherigen Ausführungen noch irgendjemanden wundert, meine Motivation zum Roboten eher eingeschränkt. Aber man hat ja sowas wie Pflichtgefühl. Ich spüre immer stärker diesen Drang, etwas Anderes auszuprobieren; und sei es nur, um MIR zu beweisen, dass mein Marktwert immer noch gut ist. Nein… eigentlich liegt es eher daran, dass die beste Ehefrau von allen mir am Freitag Abend auf die Nasenspitze zugesagt hat, dass mein Job mir im Moment nicht gut tut. Was hatte ich vorhin über direkte Ansprache gesagt? Deshalb liebe ich sie so sehr! Und sie hat verdammt Recht. Ich mag meine Aufgabe – aber die Rahmenbedingungen sind in den letzten Jahren zumindest subjektiv fortwährend schlechter geworden. Und ICH muss es fühlen, sonst kann ich es nicht. Was ich nicht kann? JA und AMEN sagen, wenn ich das Gegenüber eigentlich schütteln möchte, damit ihm seine eigene Beschränktheit wie Schuppen aus den Haaren vor die Augen fällt. Auf robuste Ansprache verzichten müssen, weil da Snowflakes sein KÖNNTEN, die damit nicht klar kommen, wenn man deutlich kommuniziert; oder es falsch verstehen WOLLEN. Und schließlich immer nur Mangel verwalten und um Assets kämpfen zu müssen, selbst dann, wenn dieser Mangel schon die Substanz der Einrichtung bedroht. Ist das irgendwo anders? Dann schreibt mich an!

Ehrlich – ich hätte letzthin gerne ein paar deftige Ausflüge nach Vulgarien unternommen, konnte meine Dämonen aber, weil ich Spielchen erkenne, wenn ich sie sehe, im Zaum halten und Schauspielern. Aber wer weiß. Vielleicht hätte eine „handfeste“ fristlose Kündigung MIR besser getan. Eigentlich hatte ich einen noch deutlich expliziteren Post geschrieben, aber ich habe keinen Bock auf juristischen Müll; Karma ist sowieso ein Bumerang, der in jedem Fall trifft. Und man sieht sich IMMER zwei Mal im Leben. Ich muss Entscheidungen treffen. in jedem Fall werden es interessante Tage, die da kommen. In diesem Sinne, steht aufrecht, auch wenn der Wind scharf bläst, wahrt eure Integrität, steht zu euren Prinzipien – und geht, wenn das nicht möglich ist. Schöne, stürmische Woche.

Auch als Podcast…

Neues von Bibo Blogsberg #1 – Verantwortungsdiffusion

Je größer eine Organisation wird, desto komplexer sind die Netzwerke darinnen und desto undurchsichtiger werden die Befindlichkeiten der beteiligten Protagonisten. Das ist ein Allgemeinplatz, den wirklich jede*r versteht, der sich länger als 17 Nanosekunden mit Organisationsentwicklung befasst hat. Was mich einschließt. Wenn man bedenkt, dass ich das weiß, könnte ich manchmal auch einfach meine Fresse halten, mich zurücklehnen und den Dingen ihren Lauf lassen. Oft genug sind es ja nicht mal MEINE Affen in meinem Zirkus, die gerade ausgebrochen sind, um irgendwelchen fancy Unsinn zu veranstalten. Und doch… fühle ich halt eine gewisse Verantwortung, die mit meinen Aufgaben einher geht. Egal…. Geschichte: Vollkommen meta betrachtet tun wir Menschen manchmal Dinge, die wir sein lassen sollten. Manche Dinge sind einfach nur ungesund, wie zuviel neuen Wein zu trinken, um sich dann trotzdem über den Kopp und den Flotten Otto am nächsten Morgen zu ärgern. Oder ein blöder Fehler, wie etwa, mit eleganter Flottigkeit durch die wohlgetarnte Radarfalle zu donnern, an einem „Unfallschwerpunkt“- a.k.a. hier passiert nie was, aber es ist total gut geeignet um die Leute abzuzocken. Oder ein Ottolenghi-Rezept nachkochen zu wollen, ohne vorher Mami Fortuna die Sterne, Knochen und Karten befragen zu lassen UND einen maghrebo-arabo-afrikano-asiatischen Feinschmeckerladen bis auf die Grundfesten leergekauft zu haben.

Oder man weist auf einen Fehler hin – das ist je nach Betrachtungsweise auch falsch, weil die oben erwähnten komplexen Netzwerke mit ihren Befindlichkeitsfallen an den „richtigen“ Stellen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit jemanden platzieren, der a) easily offended ist, weil die Unterscheidung zwischen Sachverhalt und Person für unfassbar viele Menschen ein unfassbar großes Problem darstellt, b) eine eher gestrige Fehlerkultur pflegt, in der es üblich ist, den Überbringer der Nachricht zu köpfen, anstatt einfach den Fehler abzustellen und c) Verantwortungsdiffusion betreibt, weil man in einem komplexen Netzwerk immer jemanden findet, dem man die Schuld zuschieben kann. Der Kreativität sind hierbei keinerlei Grenzen gesetzt. Höre ich da gerade aus dem Plenum, diese Geschichte habe bis hierhin keinen Spannungsbogen? Nun ja, es ist eine alltägliche Geschichte, die so zuverlässig immer wieder auftaucht und grüßt, wie das Murmeltier. Was man kennt, das schockt einen – eigentlich – nicht mehr, oder? Der Protagonist meiner Geschichte wurde jedoch stinksauer und ist es immer noch, weil man anscheinend auf Fehler einfach nicht hinweist, oder aber den Hinweis so sehr herunterverdünnen muss, dass dieser genauso wirksam wird, wie Homöopathie – nämlich gar nicht. Damit sich ja niemand auf den Schlips getreten fühlt – HABE ICH SCHON MAL ERWÄHNT, WIE SEHR ICH SCHLIPSE HASSE?

Ich könnte mich, und das ist die gute Nachricht, eigentlich fühlen, wie der König meiner kleinen Welt, denn zwei sehr steile und schroffe Klippen wurden erfolgreich umschifft – und wenngleich ich auf die Note für meine Master-Arbeit nun etwas warten muss, ist dieser Abschnitt zu Ende. Mein Leben wird dennoch nicht langweilig, da genug Projekte und Aufgaben meine Aufmerksamkeit erfordern. Und genau da kann ich solche Querschüsse nicht gebrauchen, weil meine Stabilität sich eben gerade erst wieder einzupendeln begonnen hat. Und ICH überdies nicht der Typ bin, der seine Verantwortung diffundieren lässt. Aber dauerhaft und immer wieder für so vieles in Frage gestellt zu werden, dass eigentlich selbstverständlich sein sollte, wie etwa, meiner Kontrollfunktion nachzukommen, nagt an mir. Ich bleibe daher bei meiner Aussage – wenn DAS nicht besser wird, ist es der 31.12.23! Ich habe kein Problem damit, wenn man mir auf den Hinterkopf schlägt, weil ich was verbockt habe, was – Gottseidank – eher selten vorkommt, aber natürlich NICHT nie; wir sind ja alle nur Menschen. Aber ich habe ein Problem, wenn Worte auf die Goldwaage gelegt werden sollen, damit sich niemand angegriffen fühlt, obwohl diese Worte einfach nur eine Sache ausdrücken, die dringend angegangen werden muss. Ich kenne meinen Schulz von Thun weiß Gott, aber irgendwann muss mit dem Rumgeeiere Schluss sein und es braucht Ansagen! Und das verstehen andere offenkundig einfach nicht. Am Ende des Tages bedeutet LEITEN notwendigerweise, nach dem DENKEN zu ENTSCHEIDEN und UMZUSETZEN – und nicht nur darüber zu reden! Irgendwann scheint DAS jedoch aus der Mode gekommen zu sein, und ich habe die Aktennotiz nicht bekommen. Wenn ich ehrlich bin – hätte ich sie bekommen, würde ich diese ignorieren, denn im Geschäftsleben sind wir nicht bei Wünschdirwas, sondern die Zielscheibe auf der Schießbahn. Ach, ich habe schon wieder keine Lust mehr und es sind noch fünf Wochen bis zur nächsten, allzu kurzen Auszeit. Ade, war ned schee…

Das große Staunen N°6 – Konstrukti-was…?

Der Blick aus dem Fenster offenbart es – der Hochsommer geht zu Ende. Gerade mal 8 und es wird schon langsam dunkel da draußen. Viel zu schnell und schmerzhaft zog dieser Sommer vorbei. Gefühlt zu nass und zu kühl (was laut Klimadaten schlicht nicht stimmt), dafür durchsetzt mit einem eklatanten Mangel an Urlaub und einem ebenso eklatanten Überschuss an Arbeit, der sich zumindest an einer Front langsam in Wohlgefallen auflöst – GOTTSEIDANK! Ich will nicht verschweigen, dass ich zumindest in einem Sektor mit mir zufrieden bin – doch auf den anderen Baustellen lauern noch einige Fährnisse, auf die ich gerade überhaupt nicht vorbereitet bin. Und morgen sind die großen Ferien vorbei. Beide Kinder auf neuen Schulen, die Große pubertiert hart, wir sind alle immer noch, immer wieder überarbeitet und bald ist vielleicht schon wieder Dauerschmuddelwetter vor der Tür. Da kannste doch eigentlich nur noch im Strahl kotzen, oder? Oder auch nicht. Keine existenziellen Sorgen, feste Jobs, die wir auch noch gerne machen, echte Freunde; all das lässt vergessen, dass wir gerade den Psalm 23 durchlaufen – wobei ich vieles bin, aber nicht so richtig ein guter Christ. Humanist ja – Christ so lala.

Ich habe mich gerade – natürlich für meine Master-Thesis – mal wieder ausführlich mit dem Konstruktivismus beschäftigt, der da sagt, dass wir alle uns unsere Realität konstruieren – auf Basis dessen, was wir wahrnehmen. Und dass unsere Wahrnehmung durch unsere Biografie, durch unsere Sozialisation, durch unsere (Er)Kenntnisse und unsere Emotionen strukturiert wird. Manche gehen sogar davon aus, dass es gar keine objektiv erfahrbare Umwelt gibt, sondern nur unsere individuellen Konstruktionen. Nun sag DAS mal der Mauer, die dem Auto im Weg stand, der offenen Schranktür, an der du dir den Schädel eingerannt hast, dem spitzen kleinen Legostein, der sich mit Wucht in deine nackte Fußsohle gebohrt hat – immerhin ist ja noch Sommer, da trage ich in der Wohnung nur höchst selten Schuhe oder Socken. Ich denke, dass es sehr wohl eine objektiv erfahrbare Umwelt gibt – aber eben auch jede Menge Dinge, die wir selbst konstruieren. Z.B. auch unsere Vorstellung davon, wie unsere Welt beschaffen zu sein hätte. Was dann dazu führt, dass wir unglücklich werden, weil eben diese Vorstellung, bzw. Konstruktion und die objektiv erfahrbare Realität miteinander konfligieren. Für jene, denen es nicht aufgefallen ist, ich habe gerade kreativ die konstruktivistische Weltsicht mit psychologischem Framing vermischt. Und es tut nicht mal weh. Was für mich bedeutet, dass angeblich sortenreine wissenschaftliche Theorien oft genug nur Hypothesen sind, bei denen sich jede*r mal eben rausnimmt, was er/sie braucht…

Für mich bedeutet das jetzt im Wesentlichen, dass ich versuchen will, diesen „Sommer der Scheiße“ in etwas umzudeuten, dass um Klassen besser erträglich ist – einen „Sommer der konstanten Herausforderung“, dem wir uns gestellt und schließlich gewonnen haben – denn wir haben – neben keinen existentiellen Sorgen, festen Jobs, die wir auch noch gerne machen und echten Freunden – zwei Kinder, die uns brauchen und lieben (auch, wenn die zwei das manchmal auf sehr „kreative“ Art zeigen) und jede Menge positive Perspektiven. Man muss sich nur immer wieder daran erinnern, dass a) das Leben weitergeht, b) nix so heiß gegessen wird, wie’s gekocht wird, c) die Dringlichkeit der Dinge fast immer durch die sie Erledigenden bestimmt wird, und nicht durch die Drängenden und d) sich auch mal selbst zu feiern vollkommen legitim ist. Wenn du’s nämlich nicht selber tust, werden manche Andere – speziell im Arbeitsumfeld – DEINE Zeit missbrauchen, DEINE Kohle verjuxen und sich insgeheim darüber kaputt lachen, dass DU so blöd bist, ihren Job auch noch mitzumachen. Fickt euch, ihr faulen Amateure der Welt! In diesem Sinne – mein Engagement gibt’s für jene, die es wirklich brauchen, die es zu schätzen wissen und evtl. das Wort „Danke“ noch nicht vollkommen verlernt haben. Die anderen können zur Hölle fahren. In diesem Sinne – immer schön lässig bleiben, stur lächeln und winken. Dann wird’s schon mit der neuen Woche.

Auch als Podcast…

Them Vampir Ella

Eigentlich wollte ich heute anfangen, einen Roman über einen genderfluiden Vegan-Pir zu schreiben, der leider ein Allergieproblem mit Rote-Beete hat: them Vampir Ella! Aber was soll ich sagen – stattdessen habe ich mich dann doch in zähnekrirschend Zähigkeit mit hermeneutischer Gesprächsanalyse auseinandergesetzt, damit das verfluchte Master-Dingens fertig wird. Yeehaa Baby, da soll mal einer meckern. Ich bin übrigens ein bisschen hyper, weil gestern das Drama um meine Schwiegermutter seinen vorläufigen Abschluss fand – in Form der Beisetzung. (Weiter)Leben ist immer vorläufig, ich weiß, ich weiß, nichtsdestotrotz hatte ich vor dieser Veranstaltung FURCHTBARE Angst, weil es HASSE – nicht nur ein bisschen ungenehm finde, NEIN ICH HASSE ES – wenn auch nur die entfernteste Möglichkeit besteht, dass ich in der Öffentlichkeit die Fassung verlieren könnte. Denn die Fassung ist das Einzige, was meine Birne im Moment zusammenhält; und zwar in jedem gottverdammten übertragenen oder auch nicht übertragenen Sinne. Und daher muss Ella warten.

Was sie wohl denkt, wenn der Depp mit der kamera vor ihr steht…?

Ich hatte neulich so einen Moment, wo ich im Büro stand, und nebenbei auf Basis einer dahin geworfenen Bemerkung einer lieben Kollegin anfing, eine Geschichte zu erzählen. Free Style, vollkommen absurd und kein bisschen politisch korrekt. DAS ist es, was ich im Moment gerne täte, anstatt in aller Theoremik über das Geschichtenerzählen zu schreiben. Doch wohin mich der Weg im Moment auch tragen mag – physisch, wie psychisch – meine Gedanken landen am Ende des Tages sicher wieder bei den Teilen der Analyse, die noch zu erledigen sind, den Seiten, die noch zu schreiben sind und dem Theorie-Modell, dass noch auszuformulieren ist. „Goddamit Daddy – you know I love you, but you’ve gottahellofalot to learn about ROCK’N’ROLL!“ (Danke Meat Loaf!). Ich behaupte ja immer, dass Männer kein Multitasking können. Das ist so aber nicht ganz richtig, wir sind sehr wohl in der Lage, einen sauberen Zeitmultiplex am Laufen zu halten. nur sind die verwendeten Timeslots nicht so kurz, wie oft bei Frauen, so dass es einfach langsamer aussieht. Weniger effektiv ist es nur vielleicht. Was damit gesagt sein soll? Dass ich zwar nicht verstehe warum, aber immer noch ziemlich effektiv bin, obwohl ich eigentlich vorletzte Woche zusammengebrochen sein sollte. Und es tut nicht mal besonders weh. Bin gespannt, wie lang das noch geht…

Eigentlich ist es in den dunkleren Stunden immer die kreative Ader, die uns rettet. Die uns mit großer Inbrunst Unfug verzapfen, über die witzigeren Widersinnigkeiten des Lebens reflektieren, Fünfe zumindest mit runden Ecken versehen, und dem Schicksal mit großer Geste und dreckigem Lachen den Stinkefinger zeigen lässt. Wenn man halt nicht für’s Aufgeben gemacht ist, wird vieles leichter. Ich kenne aber auch Menschen, denen das nicht so leicht fällt; die statt Unfug zu machen dann über Ernsthaftes nachdenken, die bei einer graden Fünf die Nachkommastellen suchen und sich den Mittelfinger in der Drehtür zur Lobby des Lebens einklemmen. Ich bin etwas abgefuckter: Selbst wenn ich verzweifelt bin, gibt’s immer irgendeinen Scheiß, der mich noch zum Lachen bringt, mich ablenkt und mich nicht vollkommen durchdrehen lässt. Und wenn es nur ist, hier einen Blogpost zu schreiben, den vielleicht ein paar Dutzend Menschen lesen… wenn überhaupt. Daher erheb ich den 25.08 hiermit zu meinem persönlichen Scheißegal-Tag. Ich rappele mich jetzt auf, richte mein Krönchen und gehe zum Narrenball; Drinks inclusive. Ich wünsche euch ’n schönes Wochende!

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Das große Staunen N°5 – ergibt das Sinn…?

Ich hänge gerade hart auf Sinnkrise fest! Ich kenn das ja von mir, wenn mal wieder die Depression reinkickt und mich auf Tour in den emotionalen Marianengraben schickt. Wobei diese Formulierung vielleicht das falsche Bild vermittelt. Ich bin dann nicht zu Tode betrübt und könnte den ganzen Tag heulen. Ich bin auch nicht katatonisch wie manch Andere. Nein, ich fühle dann genau NICHTS. Gar nichts. Weder die schönen noch die schlimmen Dinge. Ich kann zwar funktionieren, halt im Rahmen definierter Parameter, nehme wahr, was rings um mich rum passiert, kann mit anderen Menschen interargieren und sogar einordnen, dass das alles nicht gut ist. Alles rational einordnen! Ich bin also empathisch. Aber fühlen? Nein, fühlen kann ich nichts. Dieses Mal ist es etwas anders, was daran liegen könnte, dass sehr unterschiedliche Stressoren zusammenkommen, die allerdings eine sehr diffuse Gemengelage erzeugen, die mit meinen üblichen Methoden abzuarbeiten nicht funktionieren kann; das ist jetzt schon sicher. Und das macht micht kribbelig. Unter anderem auch, weil meine Ambivalenz- und Ambiguitätstoleranz gerade komplett aufgebraucht sind. Ich stehe also im emotionalen Sinne nackt bis auf die Unterhose aufrecht in einem Sandsturm, der mich langsam aber sicher bis auf die Knochen wegschmirgelt…

Sinn ist ja gerade so ein Buzzword. All diejenigen, die nicht gerade bei Instatokfluenzer-Oberselbstproduzierern zwischen Yoga und Chai Latte nach „Purpose“-Rezepten suchen, sich einen Ratgeber nach dem anderen kaufen, oder jedem nutzlosen Trend hinterher rennen, der gerade als Sau durchs mediale Dorf getrieben wird, landen irgendwann fast zwangsläufig bei älteren Ideen zum Thema Sinn – und damit bei den „echten“ Philosophen, die sich seit der griechischen Klassik mit der Thematik auseinandersetzen. Und wenn man dann schließlich bei Sartre gelandet ist – „Existenzialismus“ klingt ja schon irgendwie nach Lebenssinn – der sagte „Frei sein heißt zum Freisein verurteilt sein“, wird klar, dass man sich seinen Sinn nur selbst suchen kann. Und man kann ihn nicht einfach so herstellen. Er kann nur emergieren – also erkennbar hervortreten – aus dem, was wir tun oder lassen; denn allzu viele Dinge, die wir tun (können), tragen die Option auf Sinn in sich, die sich jedoch nicht zwingend realisieren muss. Daher sind wir Menschen mit dieser Freiheit zu wählen nicht selten überfordert. Das beginnt bei Konsumartikeln, zieht sich über unsere Studien- oder Berufswahl hin zur Partnersuche und schließlich der Schaffung eines „Nestes“. Immer und überall sind wir vor die Wahl gestellt und haben doch nur unzureichende Werkzeuge, diese zu treffen.

Üblicherweise, wenn ich vor solchen Widrigkeiten stehe, wie gerade jetzt, flüchte ich mich ins Geschichtenerzählen. Aber auch diese Option ist mir derzeit verbaut, weil ich etwas abliefern muss, dass zwar auch mit dem Geschichtenerzählen zu tun hat, jedoch in einem professionellen, nicht in einem Freizeitkontext. Und da ist die Verpflichtungs-Intensität halt eine ganz andere, als wenn ich mich an den Spieltisch setze und mit meinen Pen’n’Paper-Homies ein paar nette Stunden habe. Oder anders formuliert: das Scheißding muss bis Ende September abgeliefert sein, oder sonst... Und genau jetzt fühlt sich meine Arbeit daran so an, als wenn ich Alice hinterher rennen würde, immer tiefer und tiefer in diesen Kaninchenbau aus verschiedensten An- und Einsichten zum Storytelling aus Didaktik, Medientheotie, Psychologie, Pädagogik, Soziologie. Ich weiß so unglaublich viel und doch lange noch nicht genug! Ich renne und renne metaphorisch und komme doch nicht ans Ziel! „Running around in circles is a good way to get nowhere fast!“ Herr Doktor, auch ohne Couch glaube ich, dass ich verdammt dringend eine Pause brauche. Holt mich hier raus, ich bin ein Lehrer. Verdammte Axt.

Das irritierende an dem Ganzen ist, dass all die Dinge zusammengenommen tatsächlich Sinn ergeben. Meine konzeptionellen Ideen funktionieren; ich bin allerdings gerade im Begriff, mich atomar zu verzetteln, weil ich an einigen Stellen aus dem Staunen nicht mehr herauskomme. Und wenn du die ganze Zeit staunst, bzw. von Ideen so fasziniert bist, dass du aus reinem Interesse weiterlesen möchtest, dann schreibst du halt nicht. Und schon ist die reservierte Arbeitszeit kaputtgestaunt. Ob’s dieses Wort gibt, „kaputtgestaunt“? Na ja, falls das bisher nicht der Fall ist, gefalle ich mir darin, die längst fällige Hommage an Shakespear hier fallen zu lassen; dem fielen auf alle Fälle auch immer neue Worte ein (Haha – Wortspiel. Ich hoffe, Heinz Ehrhard rotiert nicht zu sehr in seinem Grabe…) Zumindest eines kann ich mit Sicherheit sagen: wie’s auch ausgeht, gelernt habe ich durch diese Arbeit gewiss etwas. Und das sogar nachhaltig. Jetzt muss sie nur noch bis zum Termin fertig werden. Wenn da nur nicht noch die ganzen anderen Anfechtungen wären, die einem den Tag versauen. Doch dazu ein anderes Mal mehr. Einstweilen versuche ich nicht vollkommen aus der Rolle zu fallen – bleibt sauber und gestattet euch auch, zu staunen. Es gibt jeden Tag einen Grund dazu. Man muss nur offen bleiben…!

Auch als Podcast…