Eine kurze Meditation über Freiheit…

In Öl balsamierter Reis, in Klopapier eingewickelte Nudeln. Die neuesten Trends eines vollkommen bekloppten Frühjahres. Was das über den Zustand der Menschheit aussagt? Woher soll ich das wissen? Ich bin doch auch nur so’n Typ, der sich am Kopf kratzend dasteht, mehr Fragen als Antworten unterhalb der Hand, und die Augen voller Unglauben. Ich dachte immer, ich verstünde die Menschen und die Dinge, die sie manchmal tun, oder auch lassen. Wenigstens soweit, dass ich stets, wenn es mir vollkommen zu blöd würde, mit Chuzpe einen sarkastischen Kommentar einwerfen könnte, um diesen mit einem dreckigen Lachen bekränzend von Dannen zu schreiten. Ja verdammt noch mal – ich meine, ich kriege das mit dem Sarkasmus und dem Lachen immer noch hin, jedoch mangelt es mir heutzutage an hinreichender Wirkung; oder sollte ich vielleicht besser sagen: an der richtigen Wirkung?

In einem anderen Zeitalter war das von mir eben beschriebene Verhalten legitimer Teil von persuasiver Kommunikation. Wenn nichts mehr half, lachte man das Gegenüber halt aus, und manchmal…, manchmal fing es dann an, nachzudenken. Heute hingegen machen alle gleich auf angepisste Schneeflöckchen, und schwafeln irgendwas von political correctnes, wenn man sie mal richtig anpackt. Seit wann, zum Teufel ist das Verächtlich-Machen einer zu verachtenden Meinung kein Teil öffentlichen Diskurses mehr? Seit wann muss ich einen Maulkorb annehmen, wenn ich den Finger (verbal) in offene Wunden lege, um meinen Standpunkt zu vertreten? Seit wann sind Standpunkte abseits des Mainstreams nicht mehr legitimer Teil des öffentlichen Diskurses? Da war diese junge, weiße Musikerin, die sich traut, Dreadlocks zu tragen; weswegen sie Fridays for Future von einer Demo ausgeladen hat, weil die Verantwortlichen in den Dreads unangemessene kulturelle Appropriation sahen. Da fiel mir doch glatt der Döner aus dem Gesicht. Leider wurde der Thread, in dem ich auf Facebook kommentiert hatte entfernt, nachdem sich offensichtlich ein Shitstorm aufgebaut hatte. Letztlich war meine Argumentation die gleiche wie immer: wenn aus partikularen Meinungen unhinterfragbare Dogmen destilliert würden, passierten Dumme Dinge. Und das die Dogma-Linken mittlerweile leider den öffentlichen Nicht-Diskurs dominieren würden.

Diskussionen um Freiheit und ihre Grenzen wurden in den letzten zwei Jahren mehr als nur zur Genüge geführt. Eigentlich liegt alles schon lange ausbuchstabiert auf dem Tisch! Und die Menschen? Die tun nach wie vor so, als wenn man das Recht besäße, einerseits das Gesamtbild zu Gunsten der allzu kleinen eigenen Welt zu ignorieren, und stattdessen andererseits aus Details individueller Lebensführung eine Staatsaffäre zu konstruieren. Das Private sei politisch, heißt es dann. Mag sein. Sofern dieses Private sich jedoch nicht gerade in der Stigmatisierung, Marginalisierung oder Ausbeutung benachteiligter Gesellschaftsgruppen konstituiert, könnte man auch einfach mal die Fresse halten! Es gibt übrigens genau einen Teil des politischen Spektrums, der nirgendwo eine Bühne verdient hat: die verdammten Faschisten (für die Hater zum Nachdenken: Faschismus gibt es von Rechts UND Links!). Wo ist nun das „Gespräch über den Gartenzaun“, mit dem Jürgen ‚Habermas kommunikatives Handeln quasi als Verhandlungs- und Aushandlungsprozess auf einem öffentlichen Marktplatz charakterisiert hat? Ich kann es nicht mehr erkennen. Stattdessen sehe ich überall nur noch, mit viel zu vielen Ausrufezeichen akzentuierte Regurgitationen des Satzes: „Das darf man nicht (mehr) sagen!“. Ich mache mich jetzt der kulturellen Appropriation bei den verdammten Faschisten schuldig und postuliere: „Man wird doch wohl noch etwas Kritisches sagen dürfen!“

Ich glaube ja, dass die ganzen Dogmatiker auf dem oberen Bild einfach immer nur zwei leere Klorollen erkennen können (wollen), und den kläglichen Rest auf der Rechten einfach ignorieren, weil Hoffnung immer auch Anstrengung bedeutet – die Anstrengung, das Begehren der Hoffnung doch noch wahr werden zu lassen. Wozu man sich allerdings in die Untiefen des demokratischen Verhandelns begeben muss, welche durch Dogmen ausgehebelt und unwirksam gemacht werden. Auch im neuen Zeitalter in der Krise ist, wie Churchill wohl sagte, Demokratie immer noch die schlechteste aller Staatsformen – mit Ausnahme aller Anderen. Freiheit ist, was wir gemeinsam daraus machen – nicht, was irgendwer mit seinem Dogmalastigen Kopf für mich definieren zu dürfen glaubt! Denkt mal drüber nach, ihr Narren. Einstweilen einen schönen Sonntag.

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