Bienvenue en Alsace N°1 – Alleinsam?

Alle paar Jahre, wenn mein chronisches Leiden mal wieder zu sehr drückt, schickt mich die beste Ehefrau von allen weg. Oder besser gesagt, sie duldet es, dass ich mich selbst wegschicke, weil ich bemerkt habe, dass es echt nicht mehr geht. Manchmal bemerkt sie das auch als erste – und ich bekomme das dann deutlich mitgeteilt. Dass der diesmal dazu halbwegs kurzfristig (vor ca. 2,5 Monaten) ausersehene Termin ausgerechnet mit einem Ereignis zusammenfällt, das unter dem Aspekt „nicht mehr können“ eine tragische Brisanz hat, konnte keiner kommen sehen. Und nun war’s zu spät, Pläne noch umzuwerfen. Auch, weil es einen Haufen Geld gekostet hätte, den ich nur ungern hätte abschreiben müssen. No-Show/Storno kostet halt im Gastgewerbe. Nun bin ich also hier (im Elsass) und kann den Fallout aus der Ferne rieseln sehen. Und wisst ihr was – mittlerweile ist es mir egal. Nur dass wir uns nicht falsch verstehen: die Person um die es ging/geht, ist/war mir nicht egal – wohl aber einige andere Personen und Dinge, die im Windschatten des einen Ereignisses nun geschehen. Aber ich kann das ignorieren solange die Protagonisten irgendwann verstehen, dass man manche Dinge einfach NICHT tun oder sagen kann. Aber das werden sie schon… Ergo: Schwamm drüber für’s Erste, denn ich muss mich genau JETZT um mich selbst kümmern. Tun nämlich sonst nur sehr wenige Andere – z. B. die beste Ehefrau von Allen!

Blick vom Ballond ‚Alsace

Passenderweise finden mich, jedes Mal, wenn ich über ein spezielles Thema sehr intensiv nachdenke, Artikel, Youtube-Videos, etc. wie von Geisterhand; dieser Tage etwa waren da zuerst zwei Artikel auf ZON, die sich mit der Diskussion um Alleine vs. Einsam sein und der Frage befassten, ob tatsächlich so viele (vor allem junge) Menschen in Deutschland von Einsamkeit so sehr bedroht sind, dass die Politik Handlungsbedarf hat. Zuallererst denke ich Folgendes: die Politik hat mit Bezug auf eine Neuorganisation des Gesundheitswesens, die Besserstellung seiner Mitarbeiter zur Verbesserung der Attraktivität dieser Berufe und einem Abstellen des Sparwahns (es droht DIE SCHWARZE NULL) schon mehr als genug zu tun. Stellt ihr das alles ab, habt ihr vielen (jungen) Menschen eine Perspektive gegeben, dann drückt das Alleinsein auch nicht mehr so. Und was die SCHWARZE NULL angeht – damit ist nicht nur die Schuldenbremse gemeint, sondern auch dieser sonderbare Sauerländer, der meint als Millionär sei man Mittelstand. Der ist auch keine Kunst, der kann weg! Bleibt also die Frage nach dem persönlichen Empfinden von Einsamkeit. Ich nehme als Beispiel mal die Eremiten her, die sich (früher zumeist aus religiöser Überzeugung, heute auch aus anderen Gründen) in selbstgewählte Einsamkeit zurückziehen. Davon gibt es nicht viele, weil es nicht viele Menschen gibt, die dieses Lebensmodell attraktiv finden. Daraus jetzt zu schließen, dass die meisten Menschen an Einsamkeit krank werden müssten, ist genauso großer Käse, weil es z. B, introvertierte und extrovertierte, aber auch mehr oder weniger empfindsame Menschen gibt. Und jetzt…?

Ich denke, dass man die Frage nach „nur alleine aus Gründen“ oder „schon pathologisch einsam“ nur aus einer sehr persönlichen Perspektive klären kann – und dass diese Perspektive die Politik einen Scheiß angeht! Denn das Einzige Movens, dass ich hier im öffentlichen Diskurs zu erkennen vermag, ist die Gesunderhaltung des Volkes zum Zwecke der Erhaltung möglichst günstiger Arbeitskraft für die Wirtschaftslobby. Jemand der nicht so einsam ist, dass es ihn/sie psychisch krank macht, hat weniger Krankenfehltage und ist folglich für seinen Arbeitgeber produktiver, was sich auch auf die Summe des Bruttoinlandsproduktes positiv auswirkt => man kann schöne Kennzahlen vorstellen und alle klopfen sich auf die Schulter. Nur nicht jene Menschen, die um den Willen des kapitalistischen Systems pathologisiert werden. Dazu gleich mehr. Aber schaut euch doch mal die Konjunktur an, die Artikel gegen Alkohol, Cannabis, Tabak, andere Genussmittel im Allgemeinen oder auch gerne eine als ungesund bezeichnete Ernährung heutzutage haben. Man kann gerne darüber diskutieren, welchen dieser Lastern zu fröhnen man vielleicht besser bleiben lassen sollte, um der eigenen Gesundheit und Lebenserwartung Willen. Aber jedesmal kommen Idioten aus allen Ecken gekrochen und fangen an, über „solidarisierte Kosten“ zu schwadronieren, etwa weil dicke Menschen das Gesundheitssystem im Median mehr kosten. Dabei wird dann immer gerne ausgeblendet, welche unnötigen Risiken man selbst in Kauf nimmt… Kann man endlos weiterführen, bringt aber niemanden irgendwohin

Menschen, deren Wahrnehmung anders funktioniert (Neurodivergente, also etwa Menschen mit ADS/ADHS, Störungen aus dem Autismus-Spektrum, etc.), deren Denken anders funktioniert (Beeinträchtigte, aber auch höher und hoch Begabte) und jene mit verschiedenen chronischen psychischen Erkrankungen werden stets als pathologische Störfaktoren der Gesellschaft gebrandmarkt, weil sie sich nicht so leicht FUNKTIONAL einpassen lassen, wie Otto und Ilse von Gegenüber. Mit der Folge, dass ihr ganzes individuelles Sein jeweils auf die vermeintliche Abweichung reduziert wird, wobei oft genug aus dem Blick gerät, was diese Menschen alles für die Gesellschaft leisten können. Um es mal ganz platt mit Controlling-Sprech auszudrücken: man deklariert sie zu Cost-Centern, obwohl sie sehr wohl Profit-Center sein könnten, ganz oft aber einfach eine ausgeglichene Bilanz tragen… Aber in der Politik geht es nicht um Menschen, nie um individuelle Schicksale (außer, diese lassen sich für die eigene Agenda nutzen, siehe den Polizistenmord in Mannheim), oder um die Möglichkeit, Ausgleich zu schaffen, wenn dieser gebraucht wird und Leistung abzurufen, wann und wo sie verfügbar ist. Es geht ganz platt um Kennzahlen: Wachstum (das goldene Kalb unseres Wirtschaftens ), Inflation, Zinsen. Immer nur um die eine Seite des Menschseins, nämlich die fiskalische. Dass das ganze Soziale auch essentiell und existenziell ist, spielt da keine Geige.

Und was mache ICH nun daraus? Ja Blogposts halt, nich. Ne, mal im Ernst, ich sitze hier auf dem kleinen Balkönchen meines Gîte, hacke in die Tasten, genieße den milden Abend und habe Zeit, allein zu sein um zu schauen, zu lesen, zu denken, zu schreiben. Ich habe Zeit, über Entscheidungen nachzudenken, ohne dass dauernd jemand reinplatzt, reinschwätzt, reinmanipluliert. Und ich komme zu einer analytischen Tiefe, die sonst im Tagesgeschäft zu oft verloren geht. Aber ich kann auch einfach sein; ohne Ziel, ohne Zweck, ohne Hast, ohne Last. Und ich genieße das. Mal sehen, was die nächsten Tage bringen. Auf jeden Fall noch einen Post über Zwecke. Da habe ich Lust drauf. Einstweilen – schönen Abend.

Auch als Podcast…

Der verwirrte Spielleiter N°55 – Speed it up, baby!

Ich glaube ja ganz ehrlich, dass ich als SL nicht ganz so gut bin, wie ich mir das wünschen würde, oder manchmal sogar ausmale. Andernfalls würden manche meine Spieler*innen während der Session nicht regelmäßig da hängen wie ein Schluck Wasser in der Kurve und sich erst zum Würfeln erheben, wenn der Kampf schon lange läuft. Vielleicht liegt es auch daran, dass mein Homebrew-System ein wenig… nun ja, crunchy ist, wenn es um Konflikt-Auflösung geht. Da wird recht viel gewürfelt. Frage ich meine Spieler*innen allerdings, ob wir das nicht ein bisschen einfacher gestalten sollten, dann versichern sie mir, dass sie ihre Dice-Pools und die dazu gehörenden Regeln lieben. Ich denke da an meine eigenen Erfahrungen aus verschiedenen Perioden des Hobbys zurück; und ja, so eine Hand voller Würfel zu bewegen hat einen besonderen haptischen Reiz. Auch wenn das Auszählen des Ergebnisses u. U. länger dauern kann. Ich denke ja, die sagen das nur, weil sie keinen Bock haben, sich an andere Regeln zu gewöhnen – selbst wenn DIE am Ende einfacher und schneller wären. Man haben wir Probleme, was…? Ganz ehrlich: wie soll ich denn wissen, dass es meinen Lieben und mir immer noch gut genug geht, wenn ich nicht wenigstens EIN Luxus-Problem habe?

Ich bemerke an den Sitzungen in letzter Zeit immer wieder, dass es mir als SL manchmal an Spannung, an Dynamik, an Rasanz im Szenario mangelt. Und das explizit nicht, wenn gerade Social Encounters stattfinden, oder über Plänen gebrütet wird. Dass das manchmal dauert ist okay, weil das muss so. Ich meine, es ist auch NICHT so, dass meine Spieler*innen nicht gerne und ohne große Aufforderungen mit dem präsentierten Content interagieren würden. Sie fragen sich vielleicht manchmal (quasi als ihr Char), was zum Teufel sie hier gerade treiben. Aber das sollte der Normalzustand sein, wenn man halbwegs dreidimensionale Personen zu spielen versucht. Meine Bardin z. B. hat derzeit (ein Spieler aus der Gruppe leitet hin und wieder, es ist derzeit ein großes Dungeon voller innovativer Probleme und wir steuern in den nächsten ein, zwei Sitzungen auch noch auf ein klimaktisches Finale hin) gestrichen die Hosen voll. Und das ist verdammt okay. Denn ohne echte Risiken und Herausforderungen für meine Chars ist es für MICH kein Pen’n’Paper. Aber wenn ich selbst im SL-Sessel Platz nehme (und es ist tatsächlich, ohne Witz, ein großer Sessel, in dem ich während der Sessions sitze), wünschte ich mir manchmal, dass ICH auch spüren könnte, dass die Chars echt im Szenario drin sind. Ich mache mir da vermutlich Illusionen, denn tatsächlich sind die Sessions nicht mehr so häufig wie früher – und daher auch ein soziales Event, welches der echten Beziehungspflege dient => eine Menge Seiten-Geschwätz. Wogegen man auch nicht wirklich etwas haben kann. Nur manchmal haben meine Spieler*innen dieses besondere Händchen, mit einem blöden Witz die Spannung, welche ich gerade mühsam aufzubauen versuche, nachhaltig zu killen. DAS. NERVT. MANCHMAL. GEWALTIG!

Über vieles kann und will ich hinweg sehen, weil ja immer noch gilt: wer ohne Sünde ist, und so weiter. ICH habe auch schon oft genug Dinge am Spieltisch getan, die da eigentlich nicht hin gehören – und tue das immer noch. Vielleicht, weil meine Idee von Immersion im Pen’n’Paper nicht immer kongruent mit der anderer Spieler ist. Denn da sitzen halt unterschiedliche Persönlichkeiten am Tisch – und nicht jeder will – oder kann – überhaupt so richtig in seinem Char versinken. Auch das ist okay, denn Menschen sind verschieden. Aber auf eine Sache möchte ich gerne bestehen: dass man eine Idee für seine nächste Aktion hat und die dafür erforderlichen Würfel zur Hand sind, weil man weiß, was der eigene Char kann; vulgo es krachen lässt, sobald man dran ist. Denn alle anderen am Tisch – INCL. MIR – wollen auch weiter machen! …aber manchmal ist es just a pain in the ass, weil es einfach nicht kesseln will! Und das macht mich WAHNSINNIG. Wenn ich dann oft schon mit einer eher moderaten Dosis Action ins Rennen gehe, weil ich auch die anderen Spieler-Sinne (nach Spannung, Interaktion mit der Spielumgebung und den NSCs, eigenen Plänen, etc.) befriedigen möchte, dann MUSS die Action fließen wie Wasser. Tut sie aber nur sehr, sehr selten. Und das ist frustrierend.

Ob der hier wohl genug BISS hat… 😉

Wenn ich so darüber nachdenke, gibt es noch ein zwei andere Dinge, die mir zumindest dann und wann die Freude verderben. Zum Beispiel, dass viele Spieler*innen mit eigenen Ideen, Ambitionen, Plänen, etc. die ihr Char umsetzen wollen könnte eher sparsam sind; oder so wenig in ihren Char investiert, dass ihnen gar nicht erst die Idee kommt, dass man im Pen’n’Paper NICHT zwingend auf den Plotbus warten muss, sondern auch von selbst losstiefeln und sich Ärger oder Ziele suchen kann. Ich mache das gerne und oft – und bringe mit meinen Ideen dann SLs immer in die Bredouille, weil manche Pläne auch regelmechanische Auswirkungen haben können. Aber welchen Sinn sollte es denn sonst haben, ganz eskapistisch mal jemand anders sein zu wollen, wenn ich mich dort auch nur von den Dingen treiben lasse, die halt geschehen. Denn genau DAS tue ich in der realen Welt ja einen großen Teil der Zeit. Schlicht, weil ich oft nicht die Mittel und/oder die Macht habe etwas ändern zu können. Zumindest nicht so, wie ein Pen’n’Paper-Char dies u. U. kann. Denken wir nur einfach mal an zauberkundige Personen. Nun ja; Ich glaube, ich muss diese Dinge mal (wieder) klar stellen; denn immerhin sind SLs ja auch Spieler*innen am Tisch, die ihren Spaß haben möchten. In jedem Fall wünsche ich mir etwas mehr Buy-In – also sich Darauf-Einlassen – von meinen Mitspieler*innen, denn dann würden sich die meisten Probleme von selbst erledigen. Mal schauen. Wie es auch kommt – always game on!

Auch als Podcast…

Ver-Zweiflung… oder auch nicht…?

Wann immer ich mich – dummerweise – dazu anschicke, mir ernsthafte Gedanken über den Zustand unserer Welt machen zu wollen, droht dieses eine Gefühl mich zu übermannen: Verzweiflung! Allüberall, wohin das Auge auch blicken mag, sieht man ein riesiges, heiß brodelndes Meer aus Bullenscheiße, während im Maschinenraum des Schicksals die Kleingeistigen, die Engstirnigen, die Kurzsichtigen, die Ängstlichen, die Berechnenden und die paar wenigen – aber umso gefährlicheren – wahrhaft Bösen in gemeinschaftlicher Anstrengung das Feuer unter dem Kessel anheizen, damit es auch immer schön weiter kocht. Die Hoffnung hingegen bleibt allzuoft ein kleiner, zerbrechlich wirkender Nachen, der von der tosenden See ein ums andere Mal verschlungen zu werden scheint. Doch… doch… untergehen kann sie scheinbar nicht. Immer wieder schwingt sie sich auf die absurdesten Wellenkämme, um ein Licht dorthin zu tragen, wo es allzu finster wird. Aber jedes Mal, wenn sie kurz außer Sicht gerät, wenn die Wellen so hoch schlagen, dass man insgeheim denkt „jJtzt ist’s um sie geschehen!“ nagt dieser Zweifel, drängt dieses alte Sprichwort: „Hoffen und Harren hält Manchen zum Narren!“

SEHNSUCHT!

Das ist das Wesen der Verzweiflung: sie ist der Summe all unserer Zweifel, die mit etwas Pech so groß werden kann, dass wir unter der Last zusammenzubrechen drohen. Sie ist ein Attentäter in der Nacht, wenn unsere Emotionen viel weiter oben liegen, als im hellen Tageslicht, weil unser präfontaler Cortex – geschaffen, mit der Kraft der Ratio unser Fühlen im Zaum zu halten – des Nachts auch mal Ruhe braucht. Sie ist der Windstoß, der die letzte Kerze löscht; oder diese umwirft, um alles niederzubrennen. Sie ist die Quelle unserer inneren Finsternis. Sie ist die Erkenntnis, dass es ein Omega wirklich gibt… Derzeit betrachte ich all das wie von außen, als wenn es mich nicht beträfe. Einmal mehr haben sich meine Gefühle scheinbar verabschiedet, der rationalen Betrachtung das Steuer übergeben und warten ab, was passiert. Und so betrachtet bin ich auch nicht wirklich verzweifelt. Im Gegenteil habe ich eine Klarheit über das, was zukünftig getan werden muss, wie schon lange nicht mehr. Ich sehe alle Optionen, ich sehe den Weg, der genommen werden sollte und ich weiß, dass ich – tief drin – bereits alle wichtigen Entscheidungen getroffen habe und diese nur noch umsetzen muss, COME HELL OR HIGH WATER!

Doch natürlich sind meine Emotionen nicht weg, auf Urlaub in Italien oder so. Ganz im Gegenteil schauen sie immer mal wieder kurz rein und fragen mich, wann ich mal wieder so richtig austicken möchte. Ich sagte neulich mal wieder zu jemandem meinen beliebten Spruch, dass ich einfach dauernd wütend sei (ihr wisst schon, DAS Zitat aus „Marvel’s The Avengers“). Ich kanalisiere diese Wut nur anders. Bis zu einem gewissen Punkt nehme ich diese Wut eher als Eustress war, als Energie, die ich nutzen kann, um weiterzumachen. Klar, das kann auch in die andere Richtung gehen (wie ich einstmals schmerzlich erfahren musste), aber derzeit nehme ich keine derartigen Tendenzen an mir wahr. Ich bin allerdings wütender als sonst, weil ich ein paar Dinge auf der Arbeit einfach nicht sehen konnte (oder sehen wollte) und jetzt einen hohen Preis dafür zahlen muss. Eigentlich (und in diesem Fall ist die Einschränkung leider wahr) bin ich ein sehr auf Gerechtigkeit und Ausgleich bedachter Mensch. Aber ich lies mir meine Entscheidungen von der Amygdala Anderer diktieren, weil geschäftlich ja immer irgendwas auf dem Spiel steht. Wir neigen bei dieser verfickten Zahlenschubserei unter dem Diktat des nächsten Abschlusses manchmal aus dem Blick zu verlieren, das Menschen zuerst fehlerbehaftete soziale Wesen sind und erst dann – mit langem Abstand – produktive Arbeitnehmer! Ich hab’s gerade mal wieder verstanden und MUSS meine Konsequenzen daraus ziehen. Doch was bedeuten solche Konsequenzen im Angesicht der Anderen?

Einmal mehr werden mich irgendwelche Menschen bezichtigen, wie eine Maschine zu handeln, emotional tot, mindestens aber unempathisch oder sonst noch irgendetwas zu sein. Andere werden mir genau das Gegenteil vorwerfen, jede*r einfach deshalb, weil sie es glauben. Früher hat mir so eine Aussicht Angst gemacht, oder zumindest ambivalente Gefühle hervorgerufen. Heute weiß ich allerdings zwei Dinge, die ich früher noch nicht wusste: Erstens, dass ich meine Entscheidungen IMMER zu meinem Wohle und dem meiner Lieben treffen muss; Ausnahmen nur für jene, die es sich verdient haben! Jemand anderes Interessen oder Meinungen (etwa von manchen Chefs oder manchen Kollegen) spielen dabei keine Rolle mehr. Die würden doch genauso zuerst IHRE ureigensten Interessen vertreten. Zweitens kenne ich heute meinen Wert; und der ist sowohl auf der sozialen wie auch der fachlichen Ebene nicht eben gering! Ich werde vielleicht nächste Woche 50, aber ich bin noch lange kein altes Eisen! Ich stellte letzthin fest, dass man seine Interessen und Prioritäten öfter neu bewerten muss, als ich das bislang getan habe. Woraus folgt: wenn’s sein muss, werden nun alte Zöpfe abgeschnitten, Prozesse und Beziehungen neu geordnet. Was getan werden muss, wird getan, auch wenn es ein ums andere Mal wehtun wird. Und definitiv nicht nur mir… Aber ich habe es satt, mich um irgendjemand anderes Willen manipulieren zu lassen.

Klinge ich bitter? Das täuscht. Das darf ich euch versichern, denn ich war schon lange nicht mehr so mit mir im Reinen, wie jetzt. Und wenn ich von meinem Erholungskurztripp zurückkomme, werde ich die Kraft haben, Tabula Rasa zu machen. Bin mal gespannt, wie das Spielfeld danach aussieht. Wie’s auch kommt – gehabt euch wohl und lasst euch nicht vom Regen wegspülen.

Auch als Podcast…

Überzeugter Trottel…?

Ich bin ein reflektierter Mensch. Ich denke viel über die Dinge nach, die ich zu tun und zu lassen habe. Ich treffe meine Entscheidung stets erst nach reiflicher Abwägung aller Interessen, die berührt sein könnten und versuche dabei alle Stakeholder so gut wie nur möglich zufrieden zustellen. Ich – FUCK IT, GODDAMIT! Wenn du am Ende einer Straße an einer T-Kreuzung stehst und dich nun fragen musst, ob du besser rechts oder links abbiegen solltest, allerdings in dem intuitiven Wissen, dass beide Optionen dich ziemlich sicher nicht (wieder) glücklich machen werden, weil du glaubst, genau zu wissen wohin das alles führen wird… könnte es dann sein, dass der Weg in das Dickicht direkt vor dir der Beste von allen ist…? Meine aktuelle T-Kreuzung ist schon vor einer geraumen Weile in Sicht gekommen; und ich war tatsächlich sogar schon abgebogen, bin ein paar Schritte des Weges gegangen und stehe nun doch wieder zögernd da, weil ich eigentlich keinen Bock mehr habe, DIESE Straße zu gehen. Es gibt diesen einen Moment, in dem du wahrhaft feststellst, dass du auf dem falschen Dampfer bist: nämlich, während du jemandem mit deinem Mund versicherst, dass du bereit wärst, bestimmte Dinge zu tun, während jede andere Faser in deinem Körper aufspringen, „FICKT EUCH DOCH ALLE!“ schreien und gehen will. Yup, bin gerade genau dort gewesen!

Bei mir fließt es nicht mehr…

Ich werde in genau drei Wochen 50 und lese derzeit gelegentlich in verschiedenen Magazinen, dass DAS für den Arbeitsmarkt sowas wie eine magische Grenze ist, ab der es recht schnell exponentiell schwerer würde, sich zu beruflich verändern. Ich glaube da jetzt nicht so wirklich dran, denn a) habe ich ein umfangreiches Qualifikationsportfolio, b) ist in meinem Metier der Fachkräftemangel so verf***t groß, dass ich wohl verdammt schnell wieder „unter der Haube“ wäre; und c) hängt es ja immer von der individuellen Bereitschaft ab, sich auf etwas Neues einzulassen. Jemand, der sein Leben lang „irgendwas mit Medien“ gemacht hat, könnte da eher unter die Räder kommen. Vielleicht sage ich das aber auch nur, weil ich denke, dass wir heute viel zu viel Wert auf Äußerlichkeiten legen und zu wenig auf echte innere Werte achten… Schwamm drüber. Ich glaube, mit Fug und Recht behaupten zu können, dass ich ein Mensch bin, der seine Überzeugungen zu leben versucht. Ich schaffe das natürlich nicht immer, weil wir Menschen nun mal schwache, fehlerbehaftete Wesen sind, die meist einfach nur versuchen, dieses Ding namens „Leben“ irgendwie zu überstehen, ohne allzuviel kaputt zu machen und irgendwie ans gerade aktuelle Ziel zu kommen. Allzuoft war das für mich allerdings in letzter Zeit der nächste Freitagnachmittag…

Was sagt das über mich aus? Nicht viel mehr, als dass ich meine Verpflichtungen ernst nehme und versuche, meinen Job mit halbwegs akzeptabler Fehlerquote irgendwie hinzubekommen. Jeden Tag auf’s Neue. Aber Freude…? Freude habe ich schon seit einer ganzen Weile bei meiner Arbeit nicht mehr empfinden können. Oh sicher, dann und wann komme ich echt in den Flow, wenn ich die Aufgabe, mit der ich dann gerade beschäftigt bin als sinnvoll und interessant empfinde. Aber natürlich will auch der Quatsch erledigt werden, der einfach nur dadurch entsteht, dass wir Menschen leider dazu neigen, uns Sicherheiten schaffen zu wollen – Stichwort Bürokratie! Es ist nicht so, dass mir das schwerfällt. Dazu bin ich mittlerweile ein bisschen zu geübt und erfahren. ABER… ich halte es langsam nicht mehr aus. Nicht den Umstand, dass es Bürokratie gibt. Auch nicht den Umstand, dass sich meine Arbeit durch Umstrukturierungsprozesse verdichtet hat. Selbst die „Zahlen-Schubserei“ ist mir mittlerweile nicht mehr fremd. Aber aus politischen Gründen gegen meine Instinkte und Überzeugungen handeln zu müssen… das geht nicht mehr lange gut! Ich höre meine beste Ehefrau von allen schon wieder diesen Satz sagen: „Dann kündige doch – mach was anderes…“ Wenn das nur so einfach wäre…

Ich meine, etwas anderes zu machen, wäre vermutlich nicht schwer. Stellen, auf die meine Qualifikationen passen würden, gibt es schon einige. Auch einige, bei denen das Salär zum mittlerweile erreichten Lebensstandard passen würde. Aber ich lasse nur sehr ungern Dinge halbfertig liegen. Und im Moment hat mein Job, allen bislang schon erreichten Meilensteinen zum Trotz immer noch Projektstatus! Und das mindestens noch zwei Jahre lang. Außerdem weiß man nach über 30 Jahren im Berufsleben, dass nicht alles Gold ist, was glänzt und andere potentielle Arbeitgeber ebenso ihre Problemzonen haben, die man nicht immer auf den ersten Blick sehen kann. Wenn ich doch nur ein bisschen geduldiger wäre. Aber ich will ehrlich sein – ich bin schon viel geduldiger, als noch vor ein paar Jahren oder gar Jahrzehnten. Allerdings bin ich wesentlich weniger duldsam gegenüber BULLSHIT! Und die strategische Kurzsichtigkeit (immer schön in dem charmant klingenden Diktum „Leben in der Lage“ verbrämt), der Quartalszahlenangst-getriebene Aktionismus, das vollkommene Verkennen struktur-organisatorischer und rechtlicher Begrenztheit, der Mangel an Feingefühl gegenüber Anderen, stets gepaart mit extremer (an Narzissmus grenzender) Empfindlichkeit hinsichtlich der eigenen Person… all diese Dinge, die ich nun seit Jahren an einigen Protagonisten beobachte, die sind Bullshit. Bullshit der übelsten Sorte. Bullshit, der in dem Spruch kulminiert: „Menschen kommen wegen toller Teams und gehen weger schlechter Chefs!“ Und der Teufel weiß, ich habe auch meine Fehler gemacht.

50! Ist das nicht der Geburtstag, an dem man sein bisheriges Leben auf die Waage legt, und evtl. etwas Neues anfängt, wenn das Alte einfach Scheiße ist? Wenn ich nur nicht so ein Trottel wäre, der davon überzeugt ist, dass man Dinge, die man anfängt auch zu Ende bringt! Ganz ehrlich – dieses eine Mal könnte ich mit dieser Regel brechen. Ich versuche es noch ein bisschen. Ein kleines bisschen. Aber wenn ein paar Menschen den Olivenzweig, den ich ihnen – wider meine Überzeugung, weil ich nicht mehr verstehen kann, nicht mehr verstehen will, warum man ums Verrecken nicht zur Selbstkritik fähig ist – hinhielt nicht nachhaltig annehmen und ihr wiederliches, kleinliches, Ego-getriebenes Rumgepisse hinter den Kulissen bleiben lassen, lasse ich vielleicht zur Abwechslung einfach zurück, was ich aufgebaut habe und warte was passiert. Mittlerweile täte es nicht mal mehr sonderlich weh. Nachher geh ich ins Kabarett – DAS wird sicher nett. Schönen Samstag.

Auch als Podcast…

Midazolam und Marterhörner N°0 – Ye olde medic…

Es war der Winter ’93-’94, als ich das erste Mal mit der wüsten Welt der Notfallmedizin in Berührung kam. Damals war ALLES anders. Alle Gerätschaften waren schwerer (auch wenn’s mir nicht so vorkam, immerhin war ich ja deutlich jünger), unschieriger und wesentlich weniger performant, als man das heute so kennt. 12-Kanal-EKG? Gab’s in der Klinik. Die RTWs? Düsseldorfer Transporter von Mercedes (immerhin kam ich erst, als es schon 3-10er und 5-10er waren, keine 4-8er mehr). Ich bin auch auf Iveco gefahren (in den 90ern furchtbare Schleudern, keine Ahnung, wie die heute sind) und auf VW (in meiner Erinnerung immer ein bisschen wehleidiger als Mercedes; außer die KTWs auf Bully-Basis. Die waren Bombe). Viele Hilfsmittel gab’s noch nicht und überhaupt war das ganze Tun eher Basic. Wobei ich nicht weiß, ob die Qualität der Patientenversorgung heute so viel besser ist. Es kommt ja nicht auf die Gadgets an, sondern auf die Menschen, die sie nutzen; bzw. dies im richtigen Augenblick auch mal unterlassen. Immerhin ging es in dem Job schon immer um Menschen, die an Menschen mit Menschen für Menschen arbeiten. Und ich bin mir nicht so sicher, ob die Entwicklungen der letzten Jahre genau diesen Aspekt nicht haben aus dem Fokus geraten lassen? Aber darum soll’s hier heute gar nicht gehen.

Heute hinterm Schloß – alter Sani, alter Weg…

Damals war vor allem deswegen alles anders, weil die technische Entwicklung noch nicht so weit fortgeschritten war, weil die Welt sich anders anfühlte, weniger vernetzt war – und weil ICH selbst diese Gefühle hatte, welche vermutlich jeden jungen Menschen erfüllen, der/die/das in die weite Welt aufbricht, um dort eigene Spuren hinterlassen zu dürfen: unbesiegbar, unsterblich, unfehlbar… in Summe also unglaublich arrogant. No hard feelings Leute, chillt und versucht Folgendes zu verstehen: es war immer so, ist heute so und wird wohl auch immer so bleiben, dass die Jungen den Alten zeigen müssen, wo der Hammer hängt. Es ist ein notwendiger Rite de Passage. Ein Übergeben/Übernehmen des Staffelholzes, welches nie ganz ohne Schmerzen und Reibungsverluste abgehen KANN, weil wir Menschen uns recht einfach an die Dinge gewöhnen. Zum Beispiel daran, Recht und den Hut aufzuhaben. Ich war ja genauso. Insbesondere am Anfang meiner beruflichen „Karriere“ im Rettungsdienst hatte ich den Kopf voll Nix, aber ’ne Fresse, groß wie bei ’nem T-Rex. Ich habe damals relativ schnell lernen müssen a) demütiger, b) besser und c) sozial verträglicher zu werden. So, wie alle anderen auch. Hat weitestgehend geklappt. Das Prinzip SATAN beherrsche ich allerdings immer noch in Perfektion: Sicheres Auftreten Trotz Absoluten Nichtwissens, a.k.a. „Fake it, until you make it!“.

Die gesellschaftlichen, technischen, organisatorischen Voraussetzungen waren also ganz andere, als für unsere heutigen Berufsanfänger. Es vermag zumindest mich daher wenig zu verwundern, wenn meine jungen Kolleg*innen heute an viele Dinge anders herangehen. Und vielleicht klingen meine Worte deshalb ein bisschen wehleidig, weil ich diese Zeit vermisse. Weil ich mit einem gewissen Neid auf die jungen Menschen blicke und selbst gerne noch mal so carefree, laid back und auf die Action versessen wäre, wie damals. Ich erinnere mich einige Jahre zurück, als ich mich mit einen älteren Kollegen unterhielt, der in seinen 60ern noch mal das Mopedfahren für sich entdeckt hatte. Ich fragte ihn, wie das so sei und er antwortete: „Ich bin mir meiner Sterblichkeit mittlerweile zu sehr bewusst…“. Damals war es ein guter Lacher für uns beide, aber heute…? Ich bin weit davon entfernt, in Weltschmerz zu versinken, weil ich selbst schon eine Weile keine Sanitätsdroschke mehr bewegt habe; ich habe ja auch so eigentlich genug zu tun. Aber neulich kam jemand auf mich zu und machte einen Vorschlag, der mich seitdem nicht mehr loslässt. Ich glaube, ich muss es wieder tun: RTW fahren! Und zwar wie früher – mit Glanz und Gloria! Auch wenn der Lack zumindest bei mir schon ein bisschen ab ist.

Ich will’s noch mal wissen: kann ich das noch so gut wie früher. Ich meine, ich war nie der „Spitzensani“. Ich habe mich immer eher so im guten oberen Mittelfeld gesehen. Aber der Drang, wieder selbst „gegen Tod, Not und Elend zu reiten“ ist auch nach über 30 Jahren immer noch da. Ich bin wohl einer dieser „Dinosaurs of EMS“, die diesen ganzen Scheiß einfach im Blut haben. Und es ist nicht so, dass ich ganz am Anfang – dank der oben beschriebenen Gefühle – nicht gegen die eine oder andere Tür gelaufen wäre, Fehler gemacht hätte und Lehrgeld bezahlen musste. Oh nein, von alledem ist mir genug widerfahren. Doch diesen Schmerz kann ich heute verkraften. Allerdings musste ich mittlerweile schon ein paar Kollegen in das große Danach gehen lassen, von denen ich so Einiges gelernt habe; das tut schon weh. Ich hoffe, es gibt so was wie ein Walhalla für Paramedics; sie hätten es verdient. Die Straße war nie gerade, sie war nie einfach und sie hat dir Fehler niemals leicht verziehen. Trotzdem bin ich sie, nachdem ich ein paar Dinge über mich und den Job gelernt hatte, allen Schmerzen und Widrigkeiten zum Trotz gerne gegangen; und wurde stolz auf meinen Job, weil ich immer mit Menschen an Menschen für Menschen arbeiten durfte. Auch heute als Pädagoge stimmt dieser Satz noch – und trotzdem ist es etwas vollkommen Anderes. Und mittlerweile weiß ich: die alte Straße möchte mich noch nicht vollkommen gehen lassen. NA DAS WIRD WAS GEBEN… vor allem Geschichten. Vielleicht erzähle ich hier in Zukunft ein paar. Alte und Neue. Bis dahin – startet gut in die neue Woche.

Auch als Podcast…

New Work N°16 – work ethics…?

Man liest, so ungefähr seit Anbeginn der Pandemie im Frühjahr 2020 immer wieder etwas über die Themen „Home-Office“, „Work-Life-Blance“, „4-Tage-Woche“, „Renteneintritt“ usw. Und je nachdem, WER sich da gerade äußert, ist die andere Meinung Teufelswerk. Ich habe ja schon öfter gesagt, dass es total nice wäre, WENN IHR ENDLICH MAL MIT EUREM EGO-GETRIEBENEN DOGMATISMUS AUFHÖREN KÖNNTET, IHR VERF*****N A*******GEN! Ach es ist so wunderbar; manche behaupten, nachweisen zu können, das Home-Office die Produktivität steigert, andere, dass es sie senkt. Manche sagen, dass weniger Wochen- bzw. Lebens-Arbeitszeit den Gesamtwohlstand unserer Landes bedrohen würden, andere sagen jedoch, dass wir das mit gesteigerter Produktivität locker wieder reinkriegen würden. Was ist denn nun wahr? Sagen wir mal so – nichts davon wirklich vollkommen und ebenso nichts davon wirklich vollkommen nicht. Das wahre Problem dabei ist, dass auf dem Marktplatz der Interessen und Meinungen jene seit jeher ein größereres Gewicht genießen, die von so genannten „Elitenvertretern“ geäußert werden – also Menschen, die hinreichend viel Geld und/oder Macht haben, Meinungen zu kaufen, die ihren Wohlstand und ihre Macht schützen. Denn Macht ist ein autopoietisches System und versucht sich daher selbst zu erhalten. Die ganze öffentliche Debatte ist also weitgehend nutzlos, weil man entweder die eine oder die andere Seite schreien hört. Ausgewogene Berichte, Ideen und Meinungen? Weitestgehend Fehlanzeige…!

Ich las (leider auf ZON hinter der Bezahlschranke, sorry) einen Artikel, in dem vier recht junge Menschen (zwischen 21 und 26) von ihrem Einstieg ins Berufsleben, dem Clash mit der 40h-Woche und der Enttäuschung über den Verlust an subjektiver Freiheit berichten. Und natürlich von der daraus resultierenden Bereitschaft, relativ schnell den Job/Arbeitgeber zu wechseln, in der Hoffnung, dass es doch woanders schöner, chilliger, einfacher, weniger anstrengend, etc sein muss. Wer sagt es Ihnen…? Blödsinn beiseite hat der Umgang mit der eigenen abhängigen Lohnarbeit etwas mit psychologischem Framing zu tun, mit Geduld, mit Verantwortungs-Bewusstsein, mit Genügsamkeit und letzten Endes auch mit der Zurücknahme des eigenen EGOs. Insbesondere, wenn Teamwork gefragt ist. [EXKURS: Notfallsanitäter*innen glauben von sich, sie seien hoch teamfähig. Das ist eine Illusion, denn sie bilden lediglich kurzfristig (tageweise) Arbeitsgruppen, um unter Druck ebenso kurzfristige Ergebnisse für die Patienten zu erzielen. In der Theorie zumindest, denn in der Realität sind nicht wenige von ihnen eher damit beschäftigt, sich fortwährend einen auf ihr Blaulicht-Ego runterzuholen; vollkommen egal, ob Männlein, Weiblein, oder Diverslein! Das Einzige, was sie dabei hinkriegen, ist für kurze Phasen ihr EGO an die Kette zu legen, damit es so aussieht wie Teamarbeit… EXKURS ENDE] Auch, wenn der Absatz in der Wahrnehmung mancher so begonnen haben mag: das hier ist kein wohlfeiles Gen-Z-Bashing, sondern der Hinweis darauf, dass JEDE GOTTVERDAMMTE GENERATION erst einmal lernen muss, sich mit den (sehr realen) Zwängen des Arbeitslebens zu arrangieren. Daran hat sich seit der Antike wenig geändert. Was sich jedoch geändert hat, sind die Bedingungen, zu denen eben diese Zwänge u.U. verhandelbar sind. Und die jungen Leute nehmen diese Chance auch aktiv wahr!

Aus Gen-Xern wie mir spricht da manchmal einfach der blanke Neid, dass WIR diese Chance nicht hatten, denn ich bin mir ziemlich sicher, dass wir sie ebenso ergriffen und uns unsere Nische etwas bequemer gemacht hätten. Ich nehme die jungen Leute heute auch nicht als weniger leistungsbereit oder belastbar wahr; sie sind jedoch – zumindest teilweise – viel kritischer, als viele meiner Altersgenossen dies jemals waren. Kommen wir also zum Anfang zurück; oder besser zur Frage nach dem eigenen Arbeitsethos und dem Umgang mit den eben angesprochenen Zwängen. Wie etwa, xx Stunden pro Woche an einem bestimmten Ort anwesend sein zu müssen (außer man ist krank, oder hat Urlaub), dort auch noch Dinge tun zu müssen, die jemand anders für einen bestimmt und sich an verschiedene Verhaltensregeln halten zu müssen. Ich sage es mal so: am Anfang stand die Berufswahl, und die ist in Deutschland laut Art. 12 GG eine persönliche Entscheidung! Also chillt mal alle eure Base und kommt klar! Es heißt „Arbeit“ und die verbraucht in jeder physikalischen Betrachtung Energie. Ihr gebt also eure Energie für das Geld, dass man euch zahlt. Fun Fact: es ist erneuerbare Energie und sie erneuert sich tatsächlich von selbst, wenn ihr ein bisschen nett zu eurem Körper seid. Sozialen Zwängen ist man überall unterworfen, nicht nur bei der Arbeit. Oder randaliert ihr in der Straßenbahn, pisst beim Fußball eurem Banknachbarn ins Bier, jagt eure Familie mit dem Auto, schlagt euren Hund und zündet den Stadtwald an…? Wenn die Arbeitsstelle und der Arbeitnehmer nicht zusammenpassen, ist es eine Selbstverständlichkeit, dass ein Wechsel zumindest erwogen werden muss – egal, in welchem Lebensalter. Jetzt könnte jemand sagen „Ja, aber uns Alte will doch niemand mehr haben!“. Wenn das wirklich der Fall ist, ist allerdings zumeist vorher schon so einiges schief gelaufen. Und jeder Personaler, der auch nur ein bisschen Grips im Kopf hat, weiß, dass Erfahrung durch nichts zu ersetzen ist, außer durch mehr Erfahrung.

Ob wir tatsächlich so viele Arbeitsstunden brauchen, wie speziell die neoliberalen Politiker derzeit überall gerne behaupten, hängt von der Art und Organisation der jeweiligen Arbeit ab. Manche braucht Ruhe, andere Action, manche ist körperlich (und lässt einen u.U. physisch vor der Zeit altern), andere eher kognitiv, manche braucht Präsenz, widerum andere lässt sich remote erledigen, manche erfordert eine intensive Ausbildung, andere nur ein kurzes Anlernen. So vielfältig wie Menschen, das Leben, unsere Gesellschaft und unsere Arbeitswelt sind, so vielfältig sind auch die Anforderungen an unser berufliches Handeln. Und trotzdem gibt es eine Menge Leute (insbesondere so Typen, wie Arbeitgeberpräsidenten), die glauben, alles und jeden in Schablonen pressen zu können. Ich glaube, es täte der Debatte und uns allen gut, wenn man sich einfach kollektiv folgender dreier Tatsachen erinnern könnte:

1) Wissenschaftlicher und technischer Fortschritt erzeugen eine Dynamik, die althergebrachte Arbeitsformen und -modelle nach und nach obsolet macht. Die Dynamik gesellschaftlicher Veränderungsprozesse braucht daher eine äquivalente Antwort im Handeln der Arbeitgeber.

2) Wir haben abseits produzierender Gewerke immer noch keine guten Modelle, mit denen sich die Produktivität kognitiver und kreativer Arbeit sauber bewerten lässt. Diese Frage MUSS ebenso geklärt werden, wie der Wert von Care-Arbeit.

3) Unser gegenwärtiges Wirtschaftssystem produziert eine weiterhin unnötig große soziale Ungleichheit. Erwerbsloses Einkommen aus Kapitalerträgen muss mindestens äquivalent zum Erwerbseinkommen aus unselbstständiger Arbeit besteuert werden.

Was der Satz „Arbeit muss sich (wieder) lohnen!“ tatsächlich bedeutet, muss jede*r für sich selbst entscheiden. Was er NICHT bedeuten kann ist „weiter so“. Menschen vorzuwerfen, sie würden zu wenig arbeiten, während man sich an ihrer Produktivität in unzulässigem Maße bereichert, ist ASOZIAL SCHEISSE vom Feinsten. Und was machen meine Mitmenschoiden: bezeichnen andere als Schlafschafe, während sie selbst die dämlichen Schafe sind, die jenen Wolf zu ihrem Schäfer wählen wollen, der sie fressen wird. Und das nur, weil er verspricht, dass alles so bleibt, wie es ist. Was es nicht sein wird, weil es nicht mehr sein kann! Der Wandel ist da. Unsere einzige Chance ist, jetzt selbst in die Hand zu nehmen, diesen aktiv mitzugestalten. Geht wählen ihr Pappnasen; und zwar NICHT die AfD, die CDU oder die FDP. Es sei denn ihr seid Unternehmer und habt schon ein paar Mio. auf dem Konto. Dann habt ihr natürlich kein Interesse mehr am Wandel. Alle anderen sollten dieses Interesse haben. Rohe Pfingsten, ihr lustigen…

Auch als Podcast…

Happy Uplifting a.k.a. „Vatertag“…

Ich erblickte dieser Tage auf dem Wochenblattkalender „Erbauliche blöde Sprüche 2024“, welchen die beste Ehefrau von allen mir zum letzten „Sol Invictus“ – sorry, ich meinte natürlich „Weihnachten“ – vermacht hat folgendes: ES KOMMT OFT ANDERS, WENN MAN DENKT! Tja… kommt schon hin. Immer wieder passieren diese „hold-my-beer!“-Dinger, bei deren Beschreibung man sich fragen muss, wie viel Schlimmes ein einziges Kondom hätte verhindern können; insbesondere bei Kerlen. Passend dazu sah ich heute einen Beitrag über männliche Selbstüberschätzung und den Umstand, dass es eben vor allem Kerle sind, die ihr eigene Potenz in jeglicher Hinsicht maßlos überschätzen. Natürlich füllte sich die Kommentarspalte dann auch sofort mit diesen „Ohne männlichen Forscherdrang säßen wir heute noch in Höhlen“-Buddies, die den Unterschied zwischen NEUGIER und SELBST-ÜBERSCHÄTZUNG nicht mal dann verstehen würden, wenn man ihnen das mit einer von phönizischen Steinmetzen handgedrechselten Stele in ihren schlaffen Leib prügeln würde. Ja, ja Jungs, Gott weiß alles, Ihr wisst alles besser, schon klar – jetzt geht brav mit den Zwiebeln spielen, während die Erwachsenen euch euer Digitalspielzeig für den Rest des Tages wegnehmen. Echt, ich kann dieses typisch männliche EGO-Gehabe nicht mehr ab. What separates the boys from the men? Sicher kein Parfüm, aber die Weisheit, öfter mal einfach die Fresse zu halten, wenn es nix zu sagen gibt, dass der Sache dienlich ist, sondern nur dem eigenen Geltungsbedürfnis. By the way: manche boys sind 50+…

Ich habe dieser Tage eine nice Achterbahnfahrt erlebt und bin momentan schon wieder auf verschiedene Arten gefordert. Da ist es doch ganz gut, dass ich ein paar Tage am Stück Energie tanken darf, bevor es wieder richtig zur Sache geht, nicht wahr. Ich bin eines dieser faulen Schweine, die sich einen „Brückentag“ gönnen; einfach weil ich den brauche. Egal. Neue Story: ich kam gestern erst recht spät vom letzten Videocall ins Privatleben zurück und habe erst mal nach der kleineren Tochter gesehen. Die braucht im Moment etwas mehr Aufmerksamkeit, die ich leider nicht immer gebe(n kann?). Deshalb war es ein besonderer Moment. Dieser mündete darin, dass ich eine selbsterfundene Gutenacht-Geschichte mit ein paar ihrer (meiner…?) Lieblingskuscheltieren als Protagonisten erzählt habe… bis mir die Ideen ausgingen! Woraufhin sie prompt die beste Ehefrau von allen mit der gleichen Aufgabe behelligte. Der Gesichtsausdruck meiner Gattin war unbezahlbar und ich konnte nur schulterzuckend erwidern „…meine Schuld, ich hab‘ sie auf den Geschmack gebracht“. Die Moral von der Geschicht – leicht ist das Vatersein selten bis nicht! Ich habe seit jeher ein ambivalentes Verhältnis zum Vatertag: erstens sehe ich nicht ein, warum man lautstark mit einem Bollerwagen durch den Wald ziehen muss, bis man bier-/schnapsselig den Geist aufgibt und dann vom RTW abgeholt werden muss; das hat mich aus beruflicher Sicht immer brutal angekotzt. Zweitens sind viele der Teilnehmer überhaupt keine Väter und drittens müsste man als Vater erst mal seine Pflichten getan haben, bevor man sein Vatersein feiern darf; diesbezüglich ist noch VIEL Luft nach oben. Dennoch ging ich heute so meine paar Kilometer am Rhein entlang, damit ich durch meinem „supergesunden“ Lebenswandel nicht vollkommen platze und bemerkte wieder diese Mattigkeit, die mich letzthin häufig befällt, wenn da zu viele andere Menschen sind. Immerhin blieb ich von „VÄTERN“ und BOOMBOXEN verschont.

Was ist Vater-Sein? Ich weiß es nicht genau, aber es erschöpft sich NICHT darin, genug Geld zu verdienen und ab und zu einen winzigen Futzel Haushalt zu erledigen. Es bedeutet aber ebensowenig, sich in jeden Scheiß der „Lieben Kleinen“ einmischen zu müssen; immerhin sollen die ja irgendwann auf eigenen Beinen stehen können. Parenting ist also ein wenig wie Gerüstbau – nur ohne Plan, Dübel, Schrauben, Fangnetz. Dafür aber mit rostigen Stützen und morschen Planken. Schönen Dank für nix, Universum! Ich bin KEIN guter Vater, zumindest fühle ich mich nicht so, weil ich doch manchmal zu wenig präsent war und bin. Ich bin aber auch KEIN schlechter Vater, weil ich immer noch genug positriven Einfluss üben kann und das Gefühl gewinne, dass nicht alles Mühen umsonst war. Die Große erzieht sich ab jetzt eh weitestgehend selbst, scheint dabei aber einen halbwegs funktionstüchtigen Kompass mitbekommen zu haben. Mehr kann man sich kaum wünschen, oder? Was ist also der Vatertag heute für mich? Zuvorderst ein willkommener Anlass, nicht allzuviel mit anderen Menschen zu tun haben zu müssen und ein wenig Zeit für mich selbst abzwacken zu können. Also irgendwie Gelassenheit und Kraft tanken zu können für die nächsten Hürden. Auch da kann man sich wenig mehr wünschen; insbesondere mit meinem Faules-Schwein-Move Brückentag. Einstweilen genieße ich das schöne Wetter und überlege mir, was ich morgen anlässlich einer Feier über Freundschaft sagen könnte. Vielleicht erzähle ich euch das auch – aber ein anderes Mal. Bis dahin: Happy Uplifting, ihr lustigen Menschen…

Don’t F.E.A.R. the Reaper…

Manchmal fragt man sich, warum man Dinge tat, tut, getan haben wird, tun wollte – oder halt doch unterließ; und so weiter und so fort. Wir leben, auch wenn wir uns gerne einer anderen Illusion hingeben möchten, zumeist im Konjunktiv. Es stört uns allerdings zugegebenermaßen beim Leben nicht sonderlich oft, nicht WIRKLICH zu WISSEN, was als Nächstes passieren wird, da unsere Erfahrung uns wenigstens das gute GEFÜHL vermittelt, die Dinge dennoch im Griff zu haben. Es ist dabei auch weitestgehend unerheblich, WAS wir gerade tun, oder WO und WARUM wir es tun. Außer, wir sind mit Aktionen außerhalb unserer Komfortzone befasst! Dann wird es heikel. Wenn das Unerwartete, das Unbekannte, das Noch-nie-Gemachte auf uns warten, dann beginnt die Amygdala zu feuern, um uns rast- und ratlos zurückzulassen. Hier spielt es allerdings eine Rolle, ob wir uns bewusst (und vor allem vorbereitet) auf etwas Neues/Anderes einlassen, oder unversehens in eine solche Angelegenheit geworfen werden. Man könnte auch sagen: Psychologisches Framing ist der Schlüssel! Was ich damit meine, ist Folgendes: auch, wenn ich mich mit einer gewissen Vorbereitung auf das Neue, Ungewisse einlassen kann, bleiben primär immer jene Sorgen und Zweifel, die daraus resultieren, dass meine Erfahrungs-Heuristiken mir an diesem Punkt schlicht nicht weiterhelfen können und ich mich daher auf eine Mischung aus educated guess und Spiekenkökerei verlassen muss. Dass dabei ein Leibgrimmen entsteht, ist verständlich. Was ich allerdings beeinflussen kann, ist mein Umgang mit diesem – zugegeben sehr unguten – Bauchgefühl. Ich kenne zwei Hauptvarianten, die sich beide mit dem Wort F.E.A.R. (hier verstanden als Akronym) beschreiben lassen:

Milde Abendsonne in Münster…
  • Variante A; Fear Everything And Run! Sich von der Sorge und Angst niederringen zu lassen, ist nichts ungewöhnliches und passiert jedem von uns dann und wann; einfach weil es Dinge gibt, die zu groß, zu schlimm, zu unabänderlich sind, so dass wir diese hinnehmen müssen, obwohl wir das eigentlich nicht können. Dieser Modus wird allerdings dann zum Problem, wenn mich ein solches Gefühl auch bei Situationen erfasst, die ich eigentlich kontrollieren könnte, wenn ich mir nur die Zeit nähme, diese richtig zu analysieren. Immer dann, wenn wir uns nämlich bei Entscheidungen einer subjektiven Zeitnot unterordnen, die so objektiv GARNICHT existiert, steigen Fehlerhäufigkeit und -wahrscheinlichkeit deutlich an. Immer wenn wir nur die Risiken, aber nicht mehr die Möglichkeiten sehen, beschädigen wir uns selbst. Immer, wenn wir nur noch auf Sicherheit spielen, verspielen wir einen Teil unseres Glückes. Letztlich ist es vollkommen egal, wie man zu so einer Einstellung gekommen ist, man sollte nur irgendwann an den Punkt kommen, zu begreifen, dass man sich auf diese Art vieler Chancen beraubt, sich entwickeln und wachsen zu können. Das einzige Ergebnis ständigen Zauderns ist ständiges Stehenbleiben – und wer stehenbleibt, wird von der Welt zwangsläufig überholt. Oder im schlimmsten Fall überrollt.
  • Variante B: Face Everything And Rise! Die eben beschriebenen Verhaltensweisen sind nicht immer schlecht! Angst kann in bestimmnten Situationen ein guter Ratgeber sein, um nicht über das Ziel hinauszuschießen. Es wäre aber schön, wenn man irgendwann die Weisheit entwickelte, erkennen zu können, wann Angst tatsächlich ein Ratgeber ist – und wann einfach nur Angst vor der eigenen Courage. Ich kann an dieser Stelle jedoch auch mit Gewissheit sagen, dass DAS eine der schwierigsten Lernaufgaben überhaupt ist, denn diese Weisheit ist sehr eng mit dem Wachstum von Handlungskompetenz verknüpft. Wirklich zu wissen, was man kann und was (noch) nicht, ist eine Gabe, die man sich nur mühsam aneignet und bei der gilt: Erfahrung ist durch nichts zu ersetzen, außer durch mehr Erfahrung. Daher ist die zweite Option auch ein zweischneidiges Schwert; kann einen das beherzigen des „Face Everything And Rise!“ doch auch dazu bringen, Dinge tun zu wollen, die man (noch) nicht kann. Und manchmal auch solche, die man niemals wird tun können…

Ich ging heute Abend in Münster (Westfalen) spazieren. Zuerst zum Hafen und dann durch das Hansaviertel zurück. Ein reichhaltiges Abendessen wollte halt mit ein paar Schritten gekontert werden; und wie ich so durch diese vollkommen fremde Stadt ging, hatte ich dennoch das Gefühl hier richtig zu sein, denn da waren einfach nur ein (kleiner) Haufen andere Menschen, die anscheinend ebenso das Gefühl hatten, den überraschend milden Abend nicht vollkommen ungenutzt vorüber ziehen lassen zu wollen. Sehr erfrischend, einfach mal für ein paar Augenblicke nur sein zu können, wenn man vom Grundrauschen der typischen Sorgen, die mich oft begleiten mal absehen möchte. Die Arbeit hat mich halt schon auf der Zugfahrt eingeholt, auch wenn es eigentlich erst morgen hier richtig losgeht. Ich glaube, wenn ich das nächste Mal ein paar Tage frei mache, lege ich mir für die Zeit ein Prepaid-Handy zu und schalte das andere einfach ab. Es würde mich vermutlich etwas gesünder machen. Was nun aber FEAR angeht… es hätte (ohne Grundrauschen) ein fast perfekter Moment für Variante B gewesen sein können; ärgerlich, aber daran sterben wird auch niemand. Daher auch keine Angst vor dem Reaper. Immerhin, ich bin hier: anderes Setting, andere Player, anderes Format, andere Ziele und dennoch inhaltlich vertrautes Terrain. Nur isses halt heute anders gelaufen als erhofft, aber so ist das Leben; hätte ich Angst vor solchen Abweichungen vom „Idealbild“, wäre ich der Falsche für meinen Job. Die neue Woche startet spannend und ich nehme die Herausforderung an. Wir hören uns.

Stolz, Vorurteil und … Boomboxen…?

Vorweg: ich tat heute Vormittag meiner Bewegungspflicht Schuldigkeit und spazierte ein Stück durch einen nahegelegenen Park mitten im urbanen Raum. Und als ich diesen so enterte, sah ich dort eine Ansammlung jungmittelalter Menschen, die zwei Bollerwagen bei sich führten und sich eben anschickten, den Park ebenso entern zu wollen, wie ich. Auf einem der Bollerweagen thronte: eine BOOMBOX! Also ein Apparat, groß wie ein achtjähriges Kind, was mich eine gewisse Leistungsfähigkeit befürchten ließ. Ich suchte folglich schnell das Weite, während meine Gedanken sich formten. Boomboxen sind spätkapitalistische Versatzstücke öffentlich ausgetragener Befindlichkeiten! Auf den Satz komme ich später zurück. Vor allem aber sind sie eine perfide Einladung zum ubiquitär ermöglichten Eskapismus auf Kosten Dritter. Als ich vorbeiging lief irgendein slowbass-lastiger Psytrance-Verschnitt oder so was; hätten diese Knallchargen allerdings auch noch Taylor Swift abgefeiert, hätte es möglicherweise mehrere Tote gegeben, darunter mindestens eine Boombox, groß wie ein achtjähriges Kind… Ich meine, ich gehe in diesen Park wegen der Ruhe, der Erholung – und vor allem, um möglichst wenig Menschen begegnen zu müssen. Je tiefer man hineinläuft, umso sicherer kann man sich sein, dass die Besucherdichte meinen Beifall findet. Aber so ein Krachmonster lässt sich weithin vernehmen. Und selbst, wenn’s meine Mukke wäre – beim Waldspaziergang EINFACH NEIN!

Heute ist der 01.05, Tag der Arbeit, also der Tag an dem manche Menschen immer noch auf Kundgebungen und Demonstrationen gehen, wie einst die sozialistischen Straßenkämpfer. Oder aber, sie nutzen die Gelegenheit zum „Vatertags-Vorglühen“ und ziehen mit einem Bollerwagen voller Krach und Schnaps durch den Stadtpark. Beides ist mir fremd, denn auf die Kundgebungen kann ich nicht gehen, weil ich dort die bürgerliche Existenz riskieren könnte, die ich über Jahrzehnte so mühevoll aufgebaut habe; denn sollte dort auch nur ein dummer Nazi auftauchen…! Will mal so sagen: ICH stehe auf dem Standpunkt, dass Typen, die mit Fackeln vor die Häuser demokratischer Politiker ziehen und überall nur ihren Hass auf alles Fremde verbreiten (und denen ist so ziemlich alles fremd, was nicht in ein sehr dünnes Buch mit sehr großen Buchstaben passt) weder Zurückhaltung, noch Respekt für ihre „Meinung“ (Faschismus ist nämlich keine Meinung, sondern ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit!) oder gar Freundlichkeit verdient haben – sondern vielmehr ordentlich eine auf’s Maul. IMMER UND ÜBERALL! Und deshalb gehe ich nicht an öffentliche Orte, an denen mir welche in krawallbereit begenen könnten, denn das gäbe Putz! Und mit der Boombox durch den Stadtpark? Wann habt ihr SPACKOS verlernt, euch gesittet daheim oder in einer Bar zu besaufen und dabei nicht der ganzen Umwelt mit euren akkustischen Absonderungen auf den Sack zu gehen? Jesses, nervt des…!

So eine Boombox ist im Prinzip das Gleiche wie ein Laubbläser: sie bewegt unnützerweise etwas von Punkt A nach Punkt B, macht dabei einen Höllenlärm und verschwendet überdies Energie! Ein Laubbläser pustet einfach Blätter von nach A nach B, die man mit einem Rechen genausogut hätte zusammenklauben können, stinkt, dröhnt und nervt damit alle Umstehenden; außer den braintoten Typ mit dem Gehörschutz. Eine Boombox bewegt Schall von A nach B und nervt damit – SAFE – mindestens einen (unterschiedlich großen) Teil der Umstehenden. Die Verwandtschaft ist also offenkundig. Außerdem vermittelt ihre Hauptaufgabe, Schall überall hinzubringen zumindest mir laut und deutlich diese spät-kapitalistische Egalheit: ballers raus, egal wann und wo du bist, nach dir die Sintflut! Es ist irgendwann in den letzten Jahren anscheinend in Mode gekommen, den Satz: „Das Private ist politisch!“ in „Das Private ist öffentlich!“ umzudeuten. Das dabei ein gesellschaftlich-politischer Aushandlungsprozess auf einem öffentlichen Marktplatz der Meinungen, den die erste Variante beschreiben sollte, genau NICHT gemeint ist, sondern vielmehr das ungefilterte Hinaustrompetenwollen der eigenen Meinung, gleich wie unfundiert und blödsinnig diese auch sein mag, hat die eine oder andere sehr unangenehme Auswirkung auf unser Miteinander. Und das nicht nur am Ersten Mai! Für mich ist die Boombox daher auch ein Sinnbild für Dogmatismus! Sie trompetet all das, was ihr Besitzer sich wünscht hinaus in die Welt. Bei einem Blogpost, Threadpost in einem Forum oder einem Youtube-Video kann man einfach wegklicken… aber im Stadtpark…? Insofern ist sie geeignet, den Stolz des Besitzers genauso zu verteilen (seht her, was für tolle Dinge ich höre – SPEI – WÜRG – KOTZ), wie dessen Vorurteile (seht her, ICH habe Geschmack usw.).

„Aber, aber, das sind doch alles nur Unterstellungen. Du kannst doch gar nicht wissen, was in deren Köpfen vorgeht!“ murmelt mal wieder irgendjemand in beinahe unhörbarer Lautstärke in den Tiefen des Saales. JA mag sein, dass ich hier etwas unterstelle. Und zwar aus dem kühlen Grunde, dass es unhöflich, aufdringlich und nervtötend ist, von fremden Menschen mit irgendeiner Scheiße beschallt zu werden, die mich davon abhält, meinen Spaziergang im Park erholsam finden zu können. Oder (für die Spätmerker) anders formuliert: KATEGORISCHER IMPERATIV MOTHERFUCKER! Das Private kann des Öfteren politisch sein, aber es sollte nicht ungefiltert öffentlich werden, weil ICH einen Scheiß auf EUER exaltiertes Bedürfniss zur Selbstentfaltung gebe, solange ihr MEIN weniger exaltiertes nicht im Ansatz respektieren könnt. Also lasst die verschissene Boombox zu Hause, unterhaltet euch wie normale Menschen und sauft BITTE, BITTE nur so viel, wie ihr auch vertragt. MICH musste man nur ein einziges Mal nach Hause tragen, danach wusste ich halbwegs wie’s läuft. Ob mich sowas aufregt? Ja klar, ich bin schließlich immer wütend, wie ihr mittlerweile wissen könntet. Und jetzt noch viel Spaß mit dem Rest dieses „Feiertages“ – Quiet Out!

Auch als Podcast…

Blank paper calling…!

Gestern war Game-Session. Wir haben versucht einen Faden aufzunehmen, der seit fast einem Jahr ruhen musste, weil … Dinge … dazwischen gekommen sind. Gemessen an der Funktionstüchtigkeit normaler Menschengehirne, welche meine Spieler durch ihre eigenen Session-Notizen zu pimpen mittlerweile gelernt haben, lief es ganz gut. Ich selbst mag es zwar gar nicht so sehr, alte Geschichten noch mal aufwärmen zu müssen, weil ich immerzu neue im Kopf habe, die raus wollen. Aber in diesem Fall handelte es sich um einen Story-Arc im Kontext einer längeren Kampagne, die noch nicht ganz abgefrühstückt ist. Also muss das Ding fertig werden! Und nach dieser Teilgeschichte wird mir diese Kampagne auch wieder Raum für Anderes bieten. Was bedeutet, wieder kreativ werden zu KÖNNEN. Okay, auch kreativ werden zu MÜSSEN, aber das ist für mich eher selten ein unangenehmer Zwang. Was ich allerdings an mir bemerkt habe, ist diese Tendenz, viel mehr Tagsüber zu erledigen, als früher – obwohl ich merke, dass das überhaupt nicht meine Zeit ist. Doch das Familien- und Berufsleben formulieren Anforderungen, die sich meist ab ca. 06:00 – 06:30 in der Frühe abspielen – UND ICH HASSE DAS! Ich will wieder mehr in den dunklen Stunden an meinen Ideen arbeiten dürfen. Ich verstehe, dass es Arbeitszeitgesetze und Tarifverträge gibt, aber das ist mir wumpe. Wenn ich morgens an meinem Desk sitze, merke ich, dass sich meine Gedanken träge wie kalte Melasse durch das weite Feld des zu Denkenden wälzen. Und ich könnte schreiend davonlaufen; wenn ich nicht so verf***t müde wäre…

Ich las, dass der präfrontale Cortex, der für unsere Handlungsplanung sowie Emotions- und Impulskontrolle unter Tage verantwortlich ist, nachts seine Funktion zurückfährt, weil er auch mal Ruhe braucht. Das macht uns nachts impulsiver, risikobereiter, aber – zumindest sofern wir dies auch unter Tage sind – ebenso deutlich kreativer. Und wenn ich so darauf zurückblicke, dann sind nicht unwesentliche Teile meines Schreiboutputs früher des Nachts entstanden, zumeist irgendwann zwischen 23:00 – 02:00. Das muss dann diesbezüglich wohl meine Peak-Performance-Time zu sein; oder zumindest war sie das früher. Denn heutzutage erreiche ich so gut wie nie diesen Zustand zu dem Zeitpunkt, weil ich viel zu oft vorher schon erschöpft in die Federn sinke; wie soll’s auch anders sein, wenn man halt um 06:00 aufstehen muss. Auch die kurzen Phasen meines WAHREN Biorhythmus, die ich am Wochenende erleben darf, bringen da wenig Relief, lebe ich doch mit anderen Menschen zusammen. Da kannste halt auch nicht einfach machen, wie de willst! Zugegebenermaßen klingt das jetzt wohl nach einem Gejammer, dass die Vorteile (und Notwendigkeiten) sozialer Bindungen ausblendet. Aber mal ganz ehrlich: manchmal, wenigstens für einen kurzen Zeitraum müssen einem doch andere Menschen und deren Bedürnisse auch mal scheißegal sein dürfen, wenn man seine eigenen ansonsten so sehr vernachlässigen muss, dass ein Teil von einem stirbt? Ich habe schon so manchen Teil meiner Seele auf dem langen Weg bis hierher verloren. Meine kreatives Kind möchte ich gerne behalten dürfen.

Ich befürchte, dass ich eine von diesen gelegentlich beschriebenen „Eulen“ bin, die in einer Welt leben müssen, deren Maßstäbe von den „Lerchen“ diktiert werden. Und wenn ich irgendwann doch noch vollkommen durchknallen sollte, dann liegt es daran, dass ich nicht mehr damit klarkomme, mich unnötigerweise zu einem vorgegebenen Zeitpunkt X an meinen Desk oder in meinen Lehrsaal schleppen zu müssen, um dort mit weit weniger als Peak-Performance ein Programm abzuspulen, auf welches ich zu eben jenem Zeitpunkt X soviel Lust habe, wie Schweine zum Fliegen. Und, wann habt ihr das letzte Mal ein Schwein mit Flügeln gesehen? Eben…! „Das sind doch nur Luxusprobleme!“ höre ich gerade irgendjemand im Auditotium unreflektierterweise von sich geben. NEIN, SIND ES NICHT! Nehmen wir mal kurz an, Menschen dürften – wenigstens in der Mehrzahl – ihre Peak-Performance-Times so nutzen, wie sie halt individuell fallen; könnte es nicht sein, dass wir manches gesellschaftliche Problem dann gar nicht hätten (z.B. unfassbare viele Konflikte zwischen Lehrern und Schülern, zwischen Chefs und Angestellten, zwischen Eheleuten, usw.) und andere im Nu lösen könnten; einfach, weil das kreative Potential der Menschheit insgesamt um ein Vielfaches gesteigert würde? Aber DAS ist eine unfassbar bedrohliche Vorstellung für die ganzen Angstzentrzums-gesteuerten möchtegern Menschen-normierenden „Eliten-Vertreter“ da draußen, die einfach nur dumme Drohnen haben wollen, die für sie (noch mehr) Geld verdienen, die Fresse halten und keine Fragen oder Forderungen stellen. Und von diesem Typus des selbsternannten „Leistungsträgers“ gibt’s LEIDER da draußen immer noch mehr als genug Vertreter.

Ich mag meine Arbeit wirklich, weil ich mit einem tollen Team arbeiten darf, weil ich gewisse gestalterische Freiheiten habe (die allerdings immer wieder neu verteidigt werden müssen), und weil ich verschiedenste Menschen beim Wachsen unterstützen darf; dass das Gehalt stimmt, ist ein schöner Zusatznutzen, den ich auch sehr zu schätzen weiß. Aber die normativen Vorgaben von Menschen, die einfach nicht verstehen können, was ich tatsächlich mache, was mich dabei antreibt, was ich nicht zulassen kann und werde, sowie die Arbeitszeiten TÖTEN IMMER WIEDER MEINE KREATIVITÄT. Aber diese Kreativität ist es, die mich als Wesen definiert! Also tötet das zumindest ein Stück meiner Seele. Und das kann ich nicht zulassen! It’s as simple as that: kill or be killed! Je länger ich also darüber nachdenke, desto häufiger finde ich mich an diesem Punkt wieder, an welchem ich meine persönlichen Freiräume neu definieren muss, um wenigstens einen Ausgleich für das zu haben, was mich irgendwie krank macht, aber halt die Brötchen verdient. Ein Teil davon sind die Game-Sessions; Gottseidank macht das Spielleiten wieder Spaß! Ein anderer Teil davon ist, dass ich Arbeitszeiten so shiften muss, dass sie MEINEN Bedürfnissen entsprechen, wann und wie immer es möglich ist. Alles andere wird auf lange Sicht nicht funktionieren. Aber ich bin jetzt bereit, die dafür nötigen Aushandlungsprozesse auf mich zu nehmen, auch wenn das bedeutet, dass man mich evtl. als weniger belastbar wahrnimmt. Vielleicht bin ich das? Vielleicht bin ich aber auch einfach nur noch bereit, genau das zu geben, wofür ich tatsächlich bezahlt werde…? Wir werden sehen, was daraus erwächst. Einstweilen ist noch ein halber Sonntag da und der Grill ruft… Wir hören uns.

Auch als Podcast…