Das Private ist politisch…

…ist ein Diktum aus der 2. Welle des Feminismus während der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts. Und es ist heute immer noch wahr – vielleicht sogar wahrer denn je, wenn man lesen muss, dass es Deutschlandweit mittlerweile 120 (vermutlich sogar mehr) Gruppen jugendlicher, teilweise noch nicht mal strafmündiger Neonazis gibt, die sich, koordiniert über social media und messaging apps, abends zusammenrotten, um Gewalttaten gegen Andersdenkende zu begehen. Erinnert ein wenig an Liedzeilen aus “Hey, hier kommt Alex”, allerdings unter erheblich verdrehten Vorzeichen. Um’s kurz zu machen: diese Kinder, denen ihre eigenen Eltern so unfassbar viel Nazi-Mist in Gehirn geschissen haben, dass deren Außenfarbe mittlerweile auch braun geworden ist, diese Indoktrinations-Opfer sind genauso wenig zu retten, wie ihre Eltern aus der Generation Baseballschläger der frühen 90er. Warum dieses Pack überhaupt Kinder bekommen durfte, ist mir ehrlich gesagt unverständlich. Für alles mögliche und unmögliche braucht man in diesem Land eine Erlaubnis. Aber Kinder in die Welt setzen, um die Brut dann auch noch mit inhumaner, rassistischer, chauvinistischer, faschistischer Ideologie zu füttern – das ist okay. Da sagt keiner was. Hauptsache sie zahlen Steuern…

Ich stand damals an der seltsamen Schwelle vom Jugendlichen zum Erwachsenen und ich habe viele Dinge nicht einordnen können, weil mir dazu das tiefere Wissen und die Lebenserfahrung gefehlt haben – aber ich wusste von der ersten Sekunde, da ich diese Dinge wahrnehmen musste, dass diese hässlichen Fascho-Fratzen als widerlicher Bodensatz unserer Gesellschaft schlicht und ergreifend zu dumm, zu unempathisch, zu aggressiv, zu engstirnig und zu leicht erreichbar für die verlockenden Einflüsterungen ihrer Fascho-Fratzen-Ahnen sein würden, als dass man sie je würde re-sozialisieren können. Ich glaube nicht mehr an die Re-Sozialisation von Nazis! Ich glaube, dass man sie – wo auch immer sie auftauchen, finden, öffentlich machen, einkesseln, niederschreien, verjagen und notfalls mit Gewalt bekämpfen muss. Denn sie bedrohen alles, was uns aufrechten Demokraten lieb und wichtig ist: unsere Freiheit, nach unserer Facon glücklich zu werden, gleich ob dies nun religiöse, sexuelle, weltanschauliche, soziale oder politische Aspekte des Daseins betrifft. Oder was auch sonst immer. Man mag den kategorischen Imperatitv nicht mögen, weil Kant erwiesenermaßen ein Chauvi war. Aber unsere darauf fußende Rechtsphilosophie – und in der Folge unsere Gesetze und unsere Rechtsprechung – welche die Freiheit des Einen nur dort einschränken wollen, wo die des Nächsten beginnt, ist ein Wert an sich!

Heute muss ich erleben, dass sich die Geschichte von vor 30 Jahren wiederholt, teilweise in meinem direkten Umfeld. Und ich kann dem nur in aller Entschlossenheit meine tiefste Überzeugung entgegensetzen: nämlich dass die drei ersten Artikel unseres Grundgesetzes UNVERÄUSSERLICHE, UNHINTERGEHBARE und UNIVERSELLE Grundsätze unseres Miteinanders sind, die vor allem eines verhindern helfen sollen: die Objektifizierung von Menschen, so wie etwa die original-Nazis sie durch den Holocaust betrieben haben ! Denn alle Menschen, gleich woher sie kommen, woran sie glauben, wie sie lieben, auf welche Art sie ihre Leben leben wollen und mit wem sie diese Leben teilen wollen waren, sind und bleiben Individuen, die den Schutz ihrer Individualität verdient haben, solange sie selbst nichts unternehmen, anderen diesen Schutz nehmen zu wollen. Und so kann ich euch braunen Kadern, die ihr unsere demokratisch-freiheitliche Ordnung von innen heraus durchsetzen, zerstören und durch eure eigene, überaus kranke, Vision einer “Volksgemeinschaft” ersetzen wollt nur laut entgegenschreien: FUCK NAZIS. WIR werden EUCH jagen, bis IHR wirklich nur noch ein Fliegenschiss der Geschichte seid. Und wer glaubt, das ist doch alles gar nicht so schlimm, den erinnere ich an Kästners Worte nach dem Ende des Nazi-Regimes:

"Die Ereignisse von 1933 bis 1945 hätten spätestens 1928 bekämpft werden müssen. Später war es zu spät. Man darf nicht warten, bis der Freiheitskampf Landesverrat genannt wird. Man darf nicht warten, bis aus dem Schneeball eine Lawine geworden ist. Man muss den rollenden Schneeball zertreten. Die Lawine hält keiner mehr auf. Sie ruht erst, wenn sie alles unter sich begraben hat."
Auch als Podcast…

Erwachsen bilden N°52 meets New Work N°22 – Dienst nach Vorschrift?

Ich hatte neulich ein interessantes Meeting, bei dem einige Menschen anderen Menschen mal offenbart haben, wie viel Vorbereitung wirklich dahinter steckt, ordentlichen Fach- Unterricht machen zu können. ICH merke ja auch immer wieder, dass Leute tatsächlich glauben, ICH könnte alles Mögliche on a moments notice aus dem Ärmel schütteln – was vollkommener Quatsch ist. Ich muss mich genauso hinsetzen, eine Unterrichtsverlaufs-Planung schreiben, die passenden Einzelmethoden auswählen und – sofern es sich um theoretischen Unterricht handelt – den Content erstellen, wie jede:r andere auch. Okay, bei Unterrichten, die ich schon öfter gehalten habe, fällt vielleicht nicht mehr die GANZE Vorbereitungsarbeit an. Dennoch muss ich mich jedesmal neu reindenken, evtl. beim letzten Durchlauf aufgelaufenes Feedback integrieren und meine Materialien prüfen. Überdies entwickle ich für das Verständnis der Schüler:innen gerne Übersichten an der Metaplanwand, was bedeutet, dass ich auch jedes Mal meine Kärtchen neu schreiben muss. In aller Regel morgens, direkt bevor der Unterricht losgeht. Lehrkräfte mit noch nicht so fest eingeübten Abläufen brauchen aber länger für so was. Und nicht selten muss man sich selbst noch mal seines eigenen Wissens versichern, bevor man überhaupt daran denken kann, sich zu überlegen, wie man dieses eigene Wissen und die Skills für andere begreifbar machen könnte. Ich muss hier noch mal an die konstruktivistische Sichtweise auf Pädagogik erinnern: wir bringen niemandem etwas bei; wir bereiten lediglich den Boden, auf dem die Schüler:innen ihre jeweils eigene Wissensernte einfahren können! Wozu es im übrigen der Mitarbeit bedarf. Aber darüber habe ich an anderer Stelle schon sattsam gesprochen…

Arbeitgeber gehen oft naiv davon aus, dass ein Fachlehrer sich 35h die Woche in den Lehrssal stellt und in der verbleibenden Zeit nebenbei alles erledigt, was halt so anfällt: Unterrichtsvor- und nachbereitung, Korrespondenz mit den betrieblichen Ausbilder:innen und den amtlichen Regulierungsbehörden, Führen der Zeitnachweise und Klassenbücher, anlassbezogene Gespräche, bewertende Arbeitsbesuche, Korrektur von Klassenarbeiten, Staatsexamina und so weiter und so fort. Und da ist einspringen wegen Krankheit o. Ä. noch nicht inkludiert. Jede:r, die/der schon mal eine Klasse gemanaged haben, liegt jetzt vor Lachen gekrümmt unterm Schreibtisch, weil allen, die schon mal in diesen Stiefeln marschiert sind sofort und intuitiv klar ist, dass DIESE ANNAHME RIESENGROSSE, DAMPFENDE BULLENSCHEISSE IST! Die Fachlehrkräfte, mit denen ich bekannt bin, reden nicht über ihre Stundensaldi, sondern machen ihren Job. Aber der Krug kann nur so lange zum Brunnen gehen, bis er bricht. Was bedeutet, dass in dem oben erwähnten Gespräch ein Wort mit besonderer Häufigkeit vorkam: Überlastung! Und wir reden hier nicht über Heulsusen, sondern über ein Team, dass in der jüngeren Vergangenheit außergewöhnliche Belastungen einfach weggeatmet hat! Womit wir bei dieser Dienst-nach-Vorschrift-Diskussion wären, die derzeit Dank der häufig replizierten Gallup-Umfrage durch die Medien schwappt. Die Mitarbeiter deutscher Unternehmen hätten demnach im Mittel keine emotionale Bindung zum Unternehmen mehr und machen daher halt – ja genau: Dienst nach Vorschrift. Und natürlich schwingt in verschiedensten Einlassungen zum Thema stets dieser implizite Vorwurf der FAULHEIT mit. Nicht umsonst hat die Vorsitzende der Wirtschaftsweisen dieser Tage nach dem Verzicht auf einen Feiertag gerufen, weil wir die Kosten des von der dräuenden SchleNeKo (Schlechte Neue Koalition) ausgehandelten “An-der-Schuldenbremse-vorbei-Sondervermögens” durch mehr Leistung ausgleichen müssten. Das einzige, was Frau Schnitzer dabei versteht ist Trickle-Down. Was allerdings bis heute nachweislich nicht funktioniert hat; sie redet also mit anderen Worten einer noch schnelleren Umverteilung von Unten nach Oben das Wort. Die Fresse halten soll dieses dämliche, überbewertete Fossil! Wir arbeiten angeblich zu wenig, sind nicht produktiv genug und überhaupt fordern wir Arbeitnehmer immerzu viel zu viel. Und dann kommt man auch noch mit der angeblich mangelhaften Arbeitsmoral um die Ecke!

Ich habe da einen etwas anderen Blick drauf, der sich übrigens in einigen Punkten mit dem der Fachjournalistin Diana Dittmer deckt: Mein Arbeitsplatz ist nicht meine Familie und am Ende des Tages ist meine Anstellung ein Handel auf Gegenseitigkeit: Lebenszeit gegen Kohle! In KEINEM Arbeitsvertrag steht was davon, dass ich meinem Arbeitgeber mehr schulde, als die vertraglich vereinbarten Stunden und die üblichen Loyalitätspflichten: nicht klauen, keine wirtschaftlich relevanten Interna ausplaudern, den Arbeitgeber nicht öffentlich diskreditieren, die Arbeitszeit auch wirklich mit Arbeit und nicht irgendwelchen Kinkerlitzchen füllen, mit den Kollegen professionell umgehen – egal, ob ich diese nun leiden kann, oder eher nicht. So weit – so normal. Doch es scheint heute üblich zu sein, implizit mehr als das zu erwarten und Menschen nur dann als performant wahrzunehmen, wenn sie “die Extrameile gehen”. SCHEISS AUF DIE EXTRAMEILE – WELCHE EXTRAMEILEN GEHT MEIN ARBEITGEBER FÜR MICH? Ich meine abseits dessen, was er um’s Verrecken nicht verhindern kann, weil wir evtl. heute in meiner Branche von einem Arbeitnehmer-Markt sprechen müssen? Mein Arbeitsplatz nimmt mich nicht in den Arm, wenn es mir schlecht geht! Mein Arbeitgeber stellt es mir nicht frei, zur Burnoutprophylaxe am Fluss spazieren zu gehen, auch wenn ich letzthin häufig das dringende das Bedürfnis dazu habe! Meine Arbeit gibt mit nur einen begrenzten Teil des Sinnes, den ich in meinem Leben sehen möchte! Manche Vertreter meines Arbeitgebers benutzen das Wort “Danke” gerne und ausgiebig (auch, weil es nichts kostet) – andere widerum würden sich eher die Zunge abbeißen, bevor sie zu MIR wirklich freundlich sind; oder die erbrachten Leistungen wirklich anerkennen.

Ich schulde meinem Arbeitgeber folglich genau das, was im Vertrag steht: 40h die Woche präsent, performant, perzeptiv und professionell zu sein. Nicht weniger – aber auch keinesfalls mehr. Und was für mich gilt, gilt für ALLE ANDEREN ebenso. Denn tatsächlich leisten nämlich sehr viele Menschen schon sehr viel mehr, als sie müssten; und manchmal auch, als sie eigentlich könnten. Und diese Menschen fühlen sich von dem realitätsfernen, arroganten, unverschämten Geschwafel möchtegernwichtiger, nutzloser “Elitenvertreter” regelmäßig beleidigt. Wo stehen wir also? Ganz einfach an dem Punkt, an dem die ganzen abgehobenen Wirtschaftslobbyisten, ultraneoliberalen Gierschlünde und ihre willfährigen Helferlein aus dem “Polit-Establishment” verstehen müssen, DASS ES KEIN ZUERÜCK BEI DEN ARBEITNEHMERRECHTEN GIBT! ENDE! DER! DISKUSSION! Wenn ihr meint, wir fleißigen kleinen Ameisen hier unten kriegen es nicht hin, dann kommt doch mal von euren hohen Thronen herunter, krempelt die Ärmel hoch und zeigt uns, wie viel ihr selbst zu geben bereit seid! Denn wirklich geführt wird einzig allein von vorne; und zwar durch Leader, die nicht ein Jota mehr verlangen, als sie selbst zu geben bereit sind! Derweil mache ich Dienst nach Vorschrift – ich leiste, wofür ich bezahlt werde, erledige derweilen, was zu tun ist, um den Laden am Laufen zu halten – und wenn ich nach Hause komme, dann lebe ich mein Leben. Und das weitestgehend unberührt von der Arbeitswelt. Denn das bin ICH mir wert! In diesem Sinne, auf zu einer neuen Woche im Hamsterrad… wir sehen uns!

Auch als Podcast…

Der Weg zur Hölle…?

Als ich heute morgen – zuvorderst um meiner mentalen Gesundheit Willen – einen längeren Spaziergang am Fluss machte, musste ich leider feststellen, dass dort schon andere Menschen waren. Stelle man sich das mal vor: man geht in “die Natur” und da sind andere Menschen! Pfui Teufel… Jedenfalls hörte ich im Vorbeigehen den Fetzen einer Unterhaltung, der in etwa so ging: “[…] Der ist ein richtiger sozialistischer Hund, ein Kommunist! Und dann gendert der so selbstverliebt […]” Der Sprecher – natürlich sagt sowas meist ein Mann – hatte dabei diesen verachtungsvollen Klang in der Stimme, der zumindest mir den Verdacht nahelegte, dass ER sich für einen richtigen Macher, einen sogenannten “Leistungsträger” hält, der überhaupt nicht verstehen kann (oder eher: nicht verstehen will), wieso man sich über anderer Menschen Belange überhaupt Gedanken machen sollte… Das ist nämlich der Hauptgrund, zu gendern. Das man es damit auch übertreiben kann, will ich gar nicht in Abrede stellen. Aber es gar nicht zu tun, zementiert so am Rande halt die manifeste Ausgrenzung verschiedenster Personengruppen. Deshalb ist es in verschiedenen Kontexten durchaus nützlich. Aber ich bin ja auch so ein arroganter sozialistischer Hund, der (gelegentlich) selbstverliebt gendert, nicht wahr. Also nehmen wir uns doch einfach mal ein paar wenige Minuten, um diesen verbalen Abfall vom Flussufer mal zu dekonstruieren!

Ich bin, durch den kosmischen Zufall meines biologischen Geschlechtes und meiner Geburt hier in Deutschland in eine Periode großen Wohlstandes, in die unfassbar privilegierte Position gesetzt worden, zu einem white middle-aged cis-gender male heranwachsen zu können, dem die Welt offen steht. Insofern unterscheidet mich vom obigen Sprecher vermutlich eher wenig (er war schlanker als ich). Ich sage kosmischer Zufall deshalb, weil ich einerseits natürlich zu meinem Lebens-Erfolg durch harte Arbeit und ein paar halbwegs clevere Entscheidungen beigetragen habe; wäre ich jedoch im Süd-Sudan geboren, oder in Nord-Korea, oder in Peru, oder auch in der Volksrepublik China… sagen wir so: ich habe versucht, von den vielen Chancen, die mir das Leben hier in Deutschland geboten hat, wenigstens ein paar zu nutzen. Macht mich das zu einem wichtigeren, besseren, stärkeren, oder gar wertvolleren Menschen, als… sagen wir mal die Obdachlosen am Hauptbahnhof? Wohl kaum! Also scheint es andererseits doch so zu sein, dass ich zwar manche Aspekte meines Lebens gestalten kann, diese Gestaltungsfreiheit allerdings stets durch die Kontextbedingungen (verfügbare Ressourcen, medizinische Versorgung, Bildung, Staatsform, Frieden oder Krieg, Peergroups, etc.) begrenzt wird. Leute… wir segeln ALLE ZUSAMMEN auf dem gleichen, mit weitestenteils endlichen Ressourcen bestückten, stets vom Auseinanderbrechen bedrohten, nur von unsichtbaren Kräften auf seiner Bahn gehaltenen Gesteinsklumpen durch das lebensfeindlichste Medium, welches wir kennen: den Weltraum; und das mit einer, für unser Verständnis aberwitzigen Geschwindigkeit! Wie wäre es zur Abwechslung mal mit etwas Demut für die absolut unwahrscheinliche Verkettung von Zufällen, welche unsere Existenz überhaupt erst ermöglicht hat…? Mit etwas Dankbarkeit dafür, aus Versehen in einem Land geboren zu sein, dass uns so viel ermöglicht? Mit etwas Zusammenhalt für diejenigen, die es trotzdem wesentlich schwerer haben (auch hier bei uns)?

Wie wäre es etwa damit, wenigstens einen Teil seines “Leistungsertrages”, auf den man so stolz ist, dafür aufzuwenden, es denen, die weniger (oder gar keine) Chancen hatten etwas leichter zu machen, anstatt mit einer kruden Mischung aus Ekel, Mitleid und Arroganz auf sie herabzublicken; oder auf jene, die ihnen schon helfen. “Aus großer Macht erwächst große Verantwortung!” Da nicken alle Marvel-Fans pflichtschuldigst. Doch seid mal ehrlich zu euch selbst: lebt irgendjemand diesen Satz auch? Denn Geld istgleich Macht! Oder was glaubt ihr, warum dieser Psychopat Elon Musk ohne jedwede Eignung eine regierungsnahe Behörde “beraten” darf? Also, wie setzt ihr euer Kapital ein? Ach so, reicht gerade so zum Leben…? Aha. Was kostet ein Iphone gleich nochmal? Was kostet ein Premium-Fahrzeug mit vollkommen überdimensionierter Motorsisierung? Was irgendwelche Wohnraum-Accessoires mit Markenlabel, oder Klamotten desgleichen (die übrigens in dem gleichen Sweat-Shop von Kindern für einen Hungerlohn zusammengenäht werden, wie der Fast-Fashion-Mist von Shein, oder Primark, oder H&M!)? Was kostet die Welt? Wäre nicht die Frage wichtiger, was ICH von dieser Welt wirklich brauche? Es läuft immer wieder auf das Gleiche hinaus: viel zu viele definieren sich über die Kohle, die sie nach Hause bringen. Dann geben sie diese Kohle aus für Schrott, den niemand braucht, um sich so darüber hinweg trösten zu können, dass ihr Job nutzlos, nervtötend oder schlicht und einfach scheiße ist; weil sie dort an der Produktion und Vermarktung jenes Schrotts mitwirken, den andere Menschen nur dazu brauchen, um sich über die Nutzlosigkeit ihres eigenen Jobs… versteht ihr, dass diese Tretmühle ein Teufelskreislauf ist, der – bis auf wenige Menschoide ganz an der Spitze der Nahrungskette – nur Verlierer erzeugt? Die dann auch noch glauben, sich über andere erheben zu dürfen, die ein bisschen schlimmere Verlierer sind? Wie dieses Arschloch am Ufer? Ich könnte jetzt sagen: Ach was soll’s – erstickt doch einfach an eurem verfickten Konsum! Wenn ich nicht wüsste, dass ihr gerade die Zukunft meiner Kinder verbrennt. Wenn ich nicht wüsste, dass auch meine Bilanz noch Arbeit bedarf. Der Weg zur Hölle? Der ist mit vielen schlechten Entscheidungen geplastert. Viel Spß beim Nachdenken…

Auch als Podcast…

…hab gecheated…!

Es gibt drei Dinge, die sich über den heutigen Freitag sagen lassen. Erstens ist es in den Medien sehr schnell verdächtig still um den Amoklauf hier in Mannheim geworden, einfach nur, weil man das Ganze nicht so schön migrations-medial ausschlachten kann. Buhu, kein “Ausländer” als Täter, da kann man nix draus konstruieren, also weiter im Text. ZWEI! MENSCHEN! SIND! TOT! IHR! VERKACKTEN! MEDIEN-ARSCHGEIGEN! Und ihr tanzt immer brav nach Pfeife der Drecksfaschos von der AfD! In Wahrheit ist unsere angeblich so linksgrünversiffte “Systemmedien”-Landschaft zum Sprachrohr der Rechten verkommen, indem sie deren Agenda des Noch-Nicht-Sagbaren immer weiter und weiter unter die Menschen trägt! Schämt euch in Grund und Boden, armseliges Journalistenpack! Der Taxifahrer, der den KRANKEN DEUTSCHEN MANN aufgehalten hat, ist übrigens gebürtiger Afhgane, der schon lange in Deutschland lebt und arbeitet. Gelungene Integration und so…? Zweitens habe ich durch die Einleitung einer “exlaboratio praecox” gecheated – also die Arbeitswoche frühzeitig beendet, um heute Abend mit meiner Gattin was Schönes zu unternehmen. Das haben wir uns nämlich sehr verdient, einfach weil wir das Alles, was das Universum uns vor die Füße zu werfen die Frechheit besitzt, jeden Tag auf’s Neue nonchalant, mit Chuzpe und Verve wegatmen! Drittens denke ich gerade über Wut nach! Das mag jetzt paradox klingen, jedoch ist die Reflexion der eigenen Gefühlswelt wichtige Voraussetzung, die Emotionen und Motive anderer Menschen verstehen und einordnen zu können. Man nennt diesen Vorgang gemeinhin übrigens Empathie – den rationalen Nachvollzug der Gefühlswelt meines Gegenübers. Mache ich mir indes die Gefühle meines Gegenübers zu eigen, so nennt man das Mitgefühl. Nur dass ihr das auch mal zu unterscheiden lernt…

Ich las heute Morgen beim ersten Kaffee auf Zeit Online einen Artikel über weibliche Wut. Und über die Wahrnehmung der Autorin, dass Frauen sich im Mittel nicht den Raum in der Öffentlichkeit nehmen, den Männer dieser Emotion einzuräumen sich erlauben. Ich stelle fest, dass die beste Ehefrau von allen in der Tat oft irritiert bis verärgert reagiert, wenn ich meinen diesbezüglichen Emotionen freien Lauf lasse. In den allermeisten Fällen leide ich dabei an Anfällen des klassischen Autofahrer-Tourette – und der muss halt raus, bevor ich Stücke aus dem Lenkrad beiße. Ich bemerke sehr wohl geschlechtsspezifische Verhaltens-Unterschiede im (teil)öffentlichen Miteinander. Mir ist auch bewusst, dass hierbei Elternhaus, Peergroup, sozio-kulturelle Normen, etc. eine entscheidende Rolle spielen. Ich gestehe allerdings, dass ich naiverweise davon ausging, dass Frauen sich ihren Raum für Ihre Wut einfach an anderen Orten oder in anderen Kontexten nehmen würden, schlicht weil Wut oft ein sehr privates Gefühl ist. Und sie haben ja auch jedes Recht dazu, wenn man sich die gesellschaftlichen Realitäten des Jahres 2025 mal genauer anschaut. In der Hinsicht wäre das private Gefühl dann doch eher ein politisches, und sollte sich in der Öffentlichkeit zeigen und entladen können. Denn von der, in unserem Grundgesetz in Artikel 3, Absatz 2 kodifizierten Gleichberechtigung und dem im Absatz 3 beschriebenen Schutz vor Benachteiligung sind wir immer noch verdammt weit entfernt. “It’s (still) a man’s man’s world”. Die zweite Zeile “But it wouldn’t be nothing, nothing without a woman or a girl” wird da immer noch gerne vergessen.

Ich glaube ja, dass vielen Frauen eine offen gezeigte, ungefilterte und unmoderierte Wut so unangenehm ist, auf Grund der kulturellen Konditionierung, welche sie auch heute noch viel zu häufig von Kindesbeinen an erfahren. Und das wir Männer das durch unser, im krassen Gegensatz dazu, häufig vollkommen unbeherrschtes Territorial- und Besitzverhalten auch noch weiter befördern. Ich würde Wut ja gerne normalisieren. ich hätte gerne wieder robustere Diskurse. Man gilt heutzutage ja nur etwas, wenn man stets beherrscht und höflich und allem Ärger über vom Gegenüber beigefügte Verletzungen zum Trotze sachlich – UND DAMIT EINFACH FALSCH – bleibt! Ich will, dass sich Menschen auch mal anschreien können, egal ob Mann, Frau oder sonstwas! Weil ich im tiefen Grunde meines Herzens davon überzeugt bin, dass diese ganze kulturelle Tünche, diese falsche Nettigkeit, diese vorgebliche Sachlichkeit die wir miteinander immerzu wahren zu müssen glauben, uns in Wahrheit nicht weiterbringt, sondern voneinander entfernt, weil sie Bigotterie und hinterfotziger Doppelzüngigkeit Tür und Tor öffnet. Und damit kann und will ich eigentlich nicht mehr umgehen müssen. Schreit mir ins Gesicht, was ihr denkt! Traut euch, nicht über euren Ärger zu lachen, um ihn so zu relativieren! Gebt einander Raum, die ganze Scheiße rauszulassen! Und dann, erst dann, wenn die Gewitterwolken sich verflüchtigt haben, besitzt die Größe, aufeinander zuzugehen und miteinander auszuhandeln, was es auszuhandeln gilt! Es ist die einzige Art, die für mich wirklich zufriedenstellend funktioniert und mir hilft, nicht wieder in Depressionen abzugleiten. Alle Emotionen brauchen Ventile – auch, nein insbesondere die negativen. Und wenn man – so wie ich – gefühlt schon immer wütend ist, dann nutzt es nichts, die nette Bedienberfläche aufzusetzen, wenn drinnen Dresden Februar ’45 ist. Mach ich nicht mehr! Sollten die Frauen auch nicht mehr machen. So. Gut is. Schönes Wochende… und lasst es mal raus. Tut. Echt. Gut…

Auch als Podcast…

Blog-Pfosten…

Während der drei großen Goldräusche auf den Territorien der heutigen USA war es üblich gewesen, dass die Prospektoren ihre jeweiligen Besitzansprüche auf ein bestimmtes Stück Land gegenüber Anderen durch das Einrammen von Pfählen (also den Aufbau eines Zauns) sichtbar zu machen versuchten. Dieses “Abstecken des Claims” findet sich, allerdings im übertragenen Sinne, auch heute wieder in den antisozialen Medien. Alternative Fakten sind nichts weiter als das Abstecken eines Glaubensgebietes, nur dass die Prospektoren der Macht heutzutage all die Scheiße, die sie auf ihrem Claim gefunden zu haben glauben nur allzu gerne mit Dritten teilen, damit dieser geistige Sondermüll brav in die Welt hinaus getragen werden kann: Flatearther, QAnon, Reptiloiden, Chemtrails – und natürlich der ganze Menschen- und Demokratierverachtende Müll, der genau jetzt im Windschatten dieses dementen, autokratischen, narzisstischen Vollidioten im Weißen Haus beginnt, den noch vernünftigen Rest der USA zu vereinnahmen. Dreckiges Faschistenpack bemächtigt sich der staatlichen Institutionen, um daraus eine amerikanischge Bastardversion der putin’schen Oligo-Klepto-Garchie zu machen. Na schönen Dank. Und unzählige Blog-Pfosten rammen nun begierig ihren Blog-Pfosten ein, um ihre Claims des Hasses auf alles Fremde, der neurechten Propaganda, der Desinformation und der Lüge abzustecken. PFUI TEUFEL, VERDAMMTNOCHEINS. Und überall sonst auf der Welt kommen diese Schaben aus ihren dunklen Löchern gekrochen, weil sie glauben, eine neue Dunkelheit aufziehen zu sehen. Na denen werden wir’s geben – mit der groben Kelle, wenn’s sein muss!

Meine Blog-Pfosten kann ich auch einrammen. Zu oft haben linke Intellektuelle sich in den letzten Jahren allein auf die Wirksamkeit moralischer Argumente verlassen. Doch die Moral alleine wird uns hier nicht helfen, wenn der Gegner davon überzeugt ist, sich wirklich alles mit Gewalt nehmen zu können! Und zuallererst die Sprache! Nein, es geht nicht mehr um Moral. Es geht auch nicht notwendigerweise um Argumente, wenn doch so viele Fakten schon so lange unbeachtet, unbedacht und wirkungslos auf dem Tisch liegen. Jeder Mensch mit halbwegs vorhandener Lesekompetenz könnte genau sehen, was für ein dreckiges Fachistenpack sich in der AfD versammelt hat. Und wie die feixen, wenn CDU- und FDP-Politiker (präzise Melis Sekmen (CDU), die den Grünen den Rücken gekehrt hat und Konrad Stockmeier(FDP) ), beides auch Kandidaten für den nächsten Bundestag aus meiner Stadt zusammen mit Faschisten stimmen, die meinen, die Geschichte umschreiben zu können; die meinen aus der BRD wieder eine autokratische Diaktatur machen zu können. Die “Deutschland den Deutschen” rufen – wie lange wird es dann noch dauern, bis Menschen mit Migrationshintergrund nicht mehr angstrei das Haus verassen können? Wie lange wird es dauern, bis aus einer Abschiebehaft ein Deportationslager oder am Ende gar ein Konzentrationslager wird? Franz von Papen hat den Nazis 1933 den Weg an die Macht geebnet, weil er dachte, dadurch zurück zu monarchischen Strukturen kommen zu können. Und weil er dachte, diese Leute einhegen zu können; ebenso wie Paul von Hindenburg. Die Geschichte zeigt jedoch, dass man das braune Pack nicht einhegen und für seine Zwecke nutzen kann. Auch, oder besser gerade nicht im 21. Jahrhundert mit seinen mannigfaltigen Informations- und Kommunikationskanälen.

Es wäre wohlfeil, die Schuld daran den etablierten Parteien zu geben. Oder den jungen Menschen (40% AfD-Erstwähler im Osten, sie erinnern sich vielleicht…), die sich von einfachen Antworten auf komplexe Fragen blenden lassen, weil ihre social-media-induziert degenerierte Aufmerksamkeitsspanne es ihnen überhaupt nicht mehr erlaubt, komplexe Vorgänge überhaupt verstehen zu können. Blödsinn! Das mag für manche zutreffen, aber sicher nicht für alle! Oder die “Protestwähler”, die “denen da oben in Berlin” eins auswischen wollen; und dabei verkennen, dass die einzigen, denen sie damit ernsthaft schaden sie selbst sind. Denn die AfD ist keine Partei für den kleinen Mann. Ihr Grundsatz- und Wahlprogramm ist darauf ausgerichtet, die bestehenden sozialen Strukturen zu stärken – also der eh schon erheblichen Spreizung der Schere zwischen arm und reich weiter Vorschub zu leisten, Frauen wieder hinter den Herd anstatt in die Arbeit zu bringen, und eine deutsche Leitkultur zu etablieren. Doch was ist das 2025, eine deutsche Leitkultur? Sollen wir alle Uhren um 75 Jahre zurückdrehen, zurück zu “der Mann ist der Herr im Haus!”, zurück zu “Vergewaltigung in der Ehe ist keine Straftat!” (nicht wahr Herr Merz, wenn ich Sie an ihr rein parteitaktisch orientiertes Abstimmungsverhalten 1997 erinnern darf), zurück zu Queer-, Trans- und Homophobie etc.? Nur so am Rande: auf diese Weise 12% der Deutschen Gesellschaft ausgrenzen zu wollen, halte ich für vollkommenen Wahnsinn! Björn Höcke und seine Gesinnungsgenossen malen sich einen Staat aus, in dem Zucht und Ordnung herrschen, in dem alle den gleichen Lebensentwurf haben und in dem das Fremde keinen Platz hat! Und wer nicht spurt, wird geknüppelt! WOLLT IHR ERNSTHAFT SO LEBEN? UND EUCH VORSCHREIBEN LASSEN, WAS IHR WANN UND WO UND WIE ZU TUN HABT?

Die einzige Möglichkeit, das alles zu verhindern, ist, dieses dreckige Faschopack, wann und wo immer sie auftauchen mögen so lange mit ihren eigenen Lügen zu bewerfen, bis es auch der letzte Vernünftige verstanden hat, dass man mit diesen Nazis, diesen Menschen- und Demokratieverachtenden Rassisten und Chauvinisten keine gemeinsame Sache machen kann und darf! Und die stabil 8-10% in unserer Gesellschaft, die diese Ideologie eh schon immer leben, die grenzen wir aus, bis sie von selbst verschwinden. Das geht aber nur, wenn wir einstweilen den gierigen, korrupten, opportunistischen Kanzlerwahlverein CDU/CSU und den Nippel an seinem Arsch , die FDP nicht zum Zuge kommen lassen. Denn DIE würden ALLES tun, um an die Macht zu kommen. Und die haben zuvor 16 Jahre am Stück bewiesen, dass sie mit der Macht dann nichts besseres anzufangen wissen, außer den Stillstand zu verwalten. Einen Stillstand, der jetzt langsam existenzbedrohend für uns alle wird! SCHWARZ, GELB UND BLAUBRAUN SIND am 23.02.2025 KEINE FARBEN FÜR ECHTE DEMOKRATEN! Merkt’s euch. Und seid vorsichtig, wenn ihr Blog-Pfosten seht. Tschüss…

Auch als Podcast…

Thank god it’s weekend…?

Wenn der eigene Körper sich dazu entschlossen hat, in eine Art Bummelstreik zu treten und seit ca. 10 Wochen irgendein obskurer Infekt den nächsten jagt, so dass man sich die ganze Zeit fühlt, wie eine Gazelle – alt, halb blind, athritisch, von ‘nem Jeep angefahren, aber immer noch ‘ne Gazelle 😉 – könnte es einem irgendwann so vorkommen, als wenn die einzigen lebenswerten Tage der Woche Samstag und Sonntag hießen. Weil man sich da nicht zur Arbeit schleppen muss. Oder man nimmt seine Zettelbox zur Hand und schreibt mal wieder auf, was sich denn die letzten Tage so getan hat; oder besser, was man selbst die letzten Tage geschafft hat. Self-assurance! Sich des Umstandes vergewissern, dass man eben kein Loser ist, der nix gerissen kriegt, sondern im Gegenteil ein hocheffizienter Profi, der seinen Scheiß im Griff hat! Brauch ich im Moment wirklich mehr als alles Andere. Meine Posts der letzten zwei, drei Monate waren retrospektiv zu oft erfüllt von etwas, dass man auch als Selbstmitleid bezeichnen könnte; vermutlich befeuert von einer gewissen Verzweiflung, weil der Berg vor einem manchmal sehr, sehr steil aussieht, wenn man zu nah dran steht. Doch die richtige Perspektive zu finden, ist gelegentlich eine wesentlich größere Herausforderung, als die Aufgabe an sich! Nun konnte ich beruflich einige Aufgaben abschließen und obwohl der Horizont immer noch Wolken zeigt, ist da auch Sonne. Mein Gestaltungswille ist zurück und hat mir geflüstert, wie wir das schaffen. Ich war eigentlich schon immer der “muss ja”-Typ. Jedoch vor allem privat ließ sich der erste Monat des Jahres 2025 gut an.

Spaziergang durch die Stadt…

Man kann sich ja, weil die Zukunft noch nicht geschrieben ist, nie wirklich sicher sein, ob all das eigene Ahnen und Planen tatsächlich die gewünschten Früchte tragen wird. Aber gar nix zu tun, weil’s auch mal schief gehen könnte, ist noch viel dämlicher. Wenn alle immer nur sagen würden “Wo kämen wir denn da hin!”, dann ginge ja niemals jemand los, um zu schauen, wo man hinkommen könnte, wenn man halt mal losginge, nicht wahr? Also bleibt mir gar nichts anderes übrig, als einfach loszugehen, um am Ende dann herausgefunden zu haben, wo wir denn hingekommen sind. Für Betriebswirte klingt das alles beängstigend paradox, weil Geld verdienen angeblich immer so viel Planung und Kontrolle braucht. Das ein nicht unerheblicher Teil dieser sogenannten “Wirtschaftsplanung” nix anderes als ein Mix aus Spiekenkökerei und Wunschdenken ist, wird dabei gerne unerwähnt gelassen! Nur, dass wir uns richtig verstehen: Geld verdienen ist okay. Ich möchte es nur gerne nachhaltig gestalten – und die Qualität der Dienstleistung darf NICHT durch wirtschaftliche Zwänge gemindert werden! Überdies sieht der Pädagoge in mir den Weg als Ziel! Und ich kann jetzt wieder eine große Menge möglicher Wege erkennen! Einzig eine Ressource fehlt mir: (Wo)Man-Power. Aber auch dieses Problem lässt sich irgendwie lösen. Darüber sinne ich nach, während andere sich (noch) an alter Planung festhalten. Man muss irgendwann akzeptieren, dass das Leben beständiger Wandel ist; und jenes noch nicht bestimmte, noch nicht geschriebene Schicksal, welches wir gerne als Chaos bezeichnen, zu seinen eigenen Bedingungen in unsere Welt emergiert!

Was auf der Arbeit gilt, hat privat ebenso Bedeutung: Ein hochgeschätzter Kollege erzählte mir unlängst von einer ihm bekannten Person, die an jeden Tag ein Lerntagebuch führt. Die Erklärung dazu fand ich faszinierend: weil man ja abends etwas in das Büchlein schreiben können möchte, MUSS man zwangsweise an jedem Tag irgendetwas dazulernen – und sei es ein noch so kleiner Schritt auf dem Weg. Wenn du aber mit so einer Einstellung in den Tag gehst, werden durch das Framing aus Problemen Gelegenheiten. Ich sage zu meinen Azubis immer, dass Fehler Lernanlässe seien; kombiniert man diese Aussage mit der eben beschriebenen Strategie, aus seinen Tagen neue Erkenntnisse herausholen zu wollen, wird vieles einfacher. Wir können dadurch natürlich nicht die Rahmenbedingungen unseres Daseins von Grund auf ändern; die Regeln des Spiels bleiben bestehen, aber wir interpretieren diese neu. Oft genug reicht das schon, um vorwärts zu kommen. Oder wenigstens einen Aufstieg aus einem Loch zu finden! Man muss manchmal nur daran erinnert werden, dass es Dinge gibt, die einer Anstrengung wert sind. Und, dass sich selbst weiterentwickeln zu können ein Wert an sich ist! Denn mit sich selbst entwickelt man zumeist automatisch auch seine Umgebung mit. Man wird zum Katalysator. Natürlich könnte man nun einwenden, dass jedes persönliche Wachstum auch für schlechte Zwecke missbraucht werden kann. Doch ich war heute Mittag mit der besten Ehefrau von allen auf der “Brandmauer”-Kundgebung in Mannheim. Und durfte erleben, wie viele andere Menschen, getragen von einem humanistischen Menschenbild und einem positiven Demokratie-Verständnis, bereit sind, sich einzubringen, um negativen Entwicklungen entgegenzutreten. Mein diesbezüglicher Kulturpessimismus ist also für’s Erste eingehegt. Und jene von der CDU/CSU und FDP, die sich eben als Antidemokraten geoutet haben, sollten sich sehr genau überlegen, welche Schritte sie als nächstes gehen wollen. Ich jedenfalls will diesen opportunistischen Amateur aus dem Sauerland, der nur um der Macht Willen die Demokratie auf’s Spiel setzt, auf keinen Fall als Kanzler sehen!

Ich bin übrigens wirklich sehr dankbar für das freie Wochenende, weil ich, wie bereits weiter oben beschrieben, physisch von Peak-Performance noch immer verdammt weit entfernt bin. Aber man soll die Hoffnung auf Besserung ja nie aufgeben. Meinem Kopf tut es auch gut, denn denken und tun und lassen zu dürfen, ohne dabei für Geld anderer Leute Zielvorstellungen erfüllen zu müssen (eine andere Art Lohnarbeit zu beschreiben), ist unglaublich befreiend! Hat vermutlich was mit den beschriebenen Zielen zu tun. Wie dem auch sei, hier und jetzt ist mein einziges Ziel, noch ein erholsames und inspirierendes Restwochenenende zu verbringen. Und genau das wünsche ich euch auch! Es sei denn, ihr seid beschissene Nazis – dann sollt ihr in der Hölle verrotten. Schönen Abend.

Auch als Podcast…

Wir verlieren Energie…!

Nun hatte mich auch ein Infekt niedergestreckt! Immerhin, das hat mich gezwungen, zu Hause zu bleiben, viel zu schlafen (ist ja auch noch Winter, nicht wahr), in aller Ruhe mal ein Buch zu lesen und gelegentlich zu schreiben, wenn mir danach war, das Bett zu verlassen. Mein Körper schien der Meinung zu sein, dass sich wieder in die Arbeit zu stürzen doch keine SO gute Idee sei. Wer bin ich, dass ich da widerspreche. Ich habe der besten Ehefrau von allen gegenüber die Tage geäußert, dass die Solitude und die Gelegenheit, etwas in aller Ruhe zu tun mir zur rechten Zeit noch einmal die Batterien gefüllt haben. Außerdem habe ich in den letzten Tagen gekeucht wie ein 1928er Lanz Bulldog und erst seit kurzem kann ich wieder die Treppe ins 3. OG gehen, ohne Atemnot zu bekommen… Es mag ein wenig egoistisch klingen, aber ich habe diese, physisch durchaus anstrengenden Tage genutzt, mich NICHT mit dem Scheiß zu befassen, der mit Sicherheit am Arbeitsplatz auf mich wartet. Ich bin letzthin endgültig zu der Erkenntnis gelangt, dass der alte Deal “Lebenszeit gegen Kohle” für mich nun neue Grenzziehungen beinhaltet. Will heißen – wer nur für 40h bezahlt, bekommt fürderhin auch keine 50 mehr. Meine Gesundheit hat mir nämlich ins Ohr geflüstert, dass ich die Scheiße sein lassen soll! Ich habe es außerdem satt, anderer Leute hausgemachte Probleme lösen zu müssen, um dann dafür auch noch eine an den Sack zu bekommen, warum das denn nicht alles besser gelaufen sei. Die sollen froh sein, dass es überhaupt noch läuft…!

Vielleicht mein neues Logo…

Ein entscheidender Hinweis, dass meine Streitbarkeit grade wieder ihre kritische Masse zu erreichen droht, ist der Umstand, dass ich wieder mit zunehmendem Enthusiasmus und gelegentlich sarkastischem Tonfall an politischen Diskussionen im semi-öffentlichen Raum (speziell: Foren) teilnehme. Jedes Mal endet das in einem Fiasko, weil ich irgendwann von den ganzen minderinformierten, teilintelligenten Subsistenzen, den Hardcore-Nazis, den Selbstdarstellern und dem ganzen anderen humanoiden Geschmeiss dermaßen die Schnauze vollhabe, dass ich mich genervt von allem abmelden muss. Ich bin so stolz auf mich, dass ich seit mittlerweile bald drei Jahren Facebook fernbleibe. Zuletzt hatte mich die Community dort nur noch angekotzt und wenn ich die aktuellen Diskussionen rings um die Zuckerberg’sche Bullshit-, Desinformation- und Erregungs-Verbreitungsmaschine so ansehe, habe ich NICHTS verpasst. Auch das Spiel, Nazis zu reizen und zu triggern, bis man sie melden und sperren lassen kann, verliert irgendwann seinen Reiz. Ich las die Tage auf Zeit Online, dass Social Media tot sei. Ist schon interessant, dass auch Media-Redakteure, wenn auch mit sieben bis zehn Jahren Verspätung bemerken, dass etwas nicht stimmt. Hätte man auch 2011 schon wissen können. Evgeny Morozov hat es damals in seinem Buch “The Net Delusion. The dark side of internet freedom.” schon dargelegt, wo die Probleme liegen. Nun ja, besser spät als nie, dass man erkennt, wie in beinahe allen Antisocial-Media-Plattformen a) Anonymität Asozialität gebiert, b) die Konzerne zu viel Macht über die Inhalte haben und sich c) dennoch weigern, sinnvoll moderierend einzugreifen – und sich dabei hinter der Lüge verstecken, neutral sein zu wollen. Vielen Dank für nichts!

Bislang konnte ich mich halbwegs zurückhalten und meine Energie NICHT auf diese Weise verschwenden. Denn, selbst wenn manche Plattformen einem anfangs die Möglichkeit eröffnet hatten, sich mit Menschen zu vernetzen, mit denen man Interessen oder eine Vergangenheit teilte, so wird dieser vermeintliche Mehrwert allzu oft durch das idiotische Verhalten einzelner drastisch konterkariert; ich verweise noch mal auf a) Anonymität gebiert Asozialität! Denn das gilt auch unter vermeintlich Gleichgesinnten; und selbst dann, wenn manche Leute mit Klarnamen agieren. Schlicht, weil sie sich durch die physische Distanz asynchroner Kommunikation unangreifbar wähnen. Ich habe schon so manchem gesagt, dass er sich dieses dumme Gelaber Face-to-Face niemals trauen würde. Nur sehr, sehr wenige wollten aus vollem Herzen widersprechen… Aber darum geht es gar nicht. Es geht um Energie. Und zwar jene Energie, die jede:r von uns braucht, um irgendwie durch den Tag zu kommen, den Shit gerockt zu kriegen, sich halbwges wertvoll fühlen zu dürfen und irgendwie einen Sinn in diesem ganzen Chaos erkennen zu können. Antisocial Media schaffen es irgendwie, denn allzu schwachen, allzu naiven, allzu geltungsbedürftigen, allzu gierigen, allzu arroganten das Gefühl zu geben, durch ihre televerbalen Absonderungen einen Grad an Wichtigkeit zu erlangen, der sie die Mauer der nächsten Sekunde vergessen lässt. Ich glaube ja, die tun das – also das Verbreiten von so viel Scheiße – alle nur, um die entsetzliche Energie- und Kreativitätslose Leere in ihren Seelen vergessen zu können. Was für arme Würstchen…

Selbst mit müdem, hustengeschütteltem, fieberwattigem und medikationsgedämpftem Körper habe ich immer noch genug Selbstachtung, mich bewusst NICHT auf diesen absurd masochistischen, Energie und Zeit raubenenden, sinnbefreiten Wettlauf um fremder Leute Aufmerksamkeit einzulassen, den Influencer, Content-Creator und sonstige Sendungs-bedürftige Kreaturen der Websphere “Social Media” zu nennen immer noch die unfassbare Frechheit besitzen! Ja, ich poste auf Insta, weil es mir Spaß macht. Aber es ist mir Wumpe, ob ich 4, 40, 400 oder 4000 “Follower” habe. Als wenn nachbearbeitete Landschafts- und Architekturfotografie ein Kult wäre. Soll ich da jetzt sonntäglich ‘ne Messe lesen oder was? Habt ihr alle Lack gesoffen? Mal davon abgesehen, dass die Accounts mit den meisten Followern zumeist solche sind, bei denen halbwegs ansehnliche nackte Haut eine gewisse Rolle spielt. Sex Sells! War schon 1000 v. Chr. so, warum sollte sich das ändern, nur weil jetzt eine technische Übertragung dazwischen steht? Ist nichts weiter als funktionaler Narzissmus: “Seht her, wie schön ich bin!” Aber sich auf der anderen Seite über Male Gaze oder weiblichen Sexismus (JA, den gibt’s auch) beklagen… auch ‘n kleines bisschen bigott oder…? Ne, ne, da bleibe ich alter Zausel lieber bei meinem Blog, ab und zu einem Video und damit hat es sich. Meine Energie fließt in solche (durchaus kritischen) Texte, wie diesen hier, in mein Buchprojekt, andere Ideen, an denen ich gerade arbeite, meine Hobbies (allen voran Pen’n’Paper) – und zu den bezahlten Zeiten in meinen Job. Und feddich. Schönen Sonntag…

Auch als Podcast…
  • Morozov, E. (2011): The Net Delusion. The dark side of internet freedom. New York: Public Affairs.

New Work N°20 – Partizipation Ahoi!

Mit verlässlicher Regelmäßigkeit treiben die Medien – stets befeuert von den üblichen Verdächtigen, wie etwa verschiedenen Lobbyvertretern – irgendwelche Säue durchs Dorf! Nun sind Zeitdiagnosen ja auch so ein Ding. Bevor man nämlich anfängt, die Gondeln Trauer tragen zu lassen, sollte man sich vielleicht an ein paar wichtige Fakten über sozio- und psychometrische Messungen erinnern, die vielleicht ein wenig den Druck aus mancher Debatte zu nehmen vermögen: a) Verzerrungen durch aktuelle Laune lassen sich nur unzureichend heraufiltern. b) sozial erwartbares Antworten verschiebt die Ergebnisse ebenso wie c) der Befrager-Bias und d) der Umstand, dass Korrelation nicht Kausalität ist. Andernfalls würde uns die Wirklichkeit nicht immer wieder überraschen, obschon die Statistik frecherweise etwas Anderes vorhergesagt hatte. Von der, je nach Auftraggeber in die eine oder andere Richtung ausschlagenden, bewussten Einflussnahme auf das spätere Ergebnis durch normativ orientierte Gestaltung der Items in einem Fragebogen will ich an dieser Stelle gar nicht erst anfangen… Wenn also irgendjemand die Behauptung aufstellt, nachgewiesen haben zu wollen, dass die Arbeitsmotivation in Deutschland unter aller Sau sei, dann muss man Fragen: welchen Zweck verfolgt eine Unternehmensberatung wie Ernst & Young (ja, das sind die, die Wirecard verkackt haben) mit so einer Mitteilung, zu einer Zeit, wo gerade eine öffentliche Debatte über die Wiedereinführung von Karenztagen geführt wird? Sieht für mich nach sauber manipulativer Lobbyarbeit aus – und sonst nichts. Aber, und dieser Einwand ist auch für einen Kapitalismuskritiker wie mich relevant, gewiss sind diese Zahlen nicht vollkommen aus der Luft gegriffen. Man hat ja vermutlich real irgendwelche Menschen befragt. Was bedeutet, dass irgendwo ein Hund begraben liegen MUSS, nicht wahr…?

Nun kann ich zumindest mit anekdotischer Evidenz dienen und die stützt durchaus die These, dass es bestimmte Voraussetzungen braucht, damit ein gedeihliches und damit motivierendes Arbeitsumfeld entstehen bzw. bestehen bleiben kann. Und da spielt doch tatsächlich so gut wie immer auf den vordersten Plätzen die Möglichkeit mit, Einfluss auf die Gestaltung der eigenen Arbeit nehmen zu können! Potzblitz! Wer hätte aber im frühen 21. Jahrhundert auch gedacht, dass sich Menschen nicht mehr nach klassischer Gutsherrenart dominieren lassen wollen? (Und ja, ich weiß, dass es schon immer Menschen gab und noch gibt, die dafür sogar Geld zahlen…) Nun könnte man sich gewiss auf den Standpunkt begeben, dass es doch schon zahlreiche Möglichkeiten zur Einflussnahme für die Arbeitnehmer:innen gibt. Seit den ersten Sozialgesetzen haben sich Menschen in abhängiger Arbeit einiges an Rechten erkämpft, welche nach reinen BWL-Gesichtspunkten die Bilanzen von Unternehmen belasten; und dies aus Sicht nicht weniger Unternehmer über Gebühr! Ich werde hier jetzt nicht anfangen, irgendwelche mehr oder weniger angestaubten Sozialtheorien rauszukramen, aber wie wäre es hiermit: in einem Land, das zusehends überaltert, dessen Wohlstand von der Klimakrise sowie zahlreichen, teils bewaffnet ausgetragenen Konflikten und einem sich rapide verändernden politischen Weltklima bedroht ist und dessen Bürger:innen dennoch immer noch nicht zur Kenntnis nehmen wollen, dass die Party endgültig zu Ende ist, wäre es ein total erfrischendes, ja geradezu radikales Konzept, sich gemeinsam auf SOLIDARITÄT zu besinnen. Und jetzt ratet mal, was es dazu bräuchte…? Ja richtig, eine WESENTLICH gerechtere Verteilung der Gestaltungsmacht. Und ich rede noch nicht mal von Ressourcen, das kommt erst irgendwann später; dafür allerdings zwangsläufig.

Anstatt also dem ständigen Lamento aus den üblichen Wirtschaftslobbykreisen zuzuhören, sollten wir lieber den Menschen zuhören, welche die Wertschöpfung auch tatsächlich erzeugen. By the way: wie kann sich dieser arrogante Volldepp von der Allianz, dieser realitätsentrückte Anzugträger mit seine SIEBEN MILLIONEN JAHRESGEHALT entblöden, alle Arbeitnehmer:innen in der bunten Republik unter den Generalverdacht des schuldhaften Blaumachens zu stellen? Wofür bekommt dieser lächerliche Fatzke denn das viele Geld? Ist dessen Wertschöpfung wirklich EINHUNDERT MAL SO GROSS wie meine? Kann ich mir nicht vorstellen, denn vermutlich ist der auch nur durchschnittlich intelligent und hat auch nur zwei Hände und einen Kopf. Und vermutlich in seinem ganzen Leben noch nie eine Entscheidung über Leben und Tod treffen müssen; zumindest nicht bewusst. Was wir statt solcher empathiebefreiter Luftpumpen brauchen, ist mehr Transparenz in allen Prozessen, mehr Beteiligung der tatsächlichen Leistungsträger an Entscheidungen, wo diese auch die Expertise dazu besitzen – und das ehrliche Bemühen, ihnen diese Expertise auch zukommen zu lassen, wo und wie auch immer dies möglich ist. Was wir jedoch nicht mehr brauchen, sind weitere kurzfristige, selbstherrliche Hinterzimmer-Entscheidungen, die nur an den verdammten Quartalszahlen und ominösen KPIs ausgerichtet werden, von denen die wirklich Ausführenden überhaupt nicht verstehen, was diese modellieren sollen. Davon haben die Menschen nämlich die Schnauze voll – oder um es mit Iron Maiden zu sagen: “I AM NOT A NUMBER! I’M A FREE MAN!” Die Zahlen von EY bedeuten damit nur eines: gebt uns unsere Selbstbestimmtheit zurück, soweit auch nur irgend möglich! Wir wollen niemandem sein Unternehmen oder seinen Wohlstand wegnehmen. Wir wollen einfach nur die Chance bekommen, den Shit selbstbestimmt zu rocken! Über die damit untrennbar verbundene Frage nach einem Weg dies mit größerer Nachhaltigkeit und Ressourcen-Effizienz zu tun, die wir brauchen, damit die Kölner Bucht nicht ihren Namen doch irgendwann verdient, reden wir bei anderer Gelegenheit. In diesem Sinne… einen guten Start in die neue Woche.

Auch als Podcast…

Zuviel…

Es gibt diese Zeiten, zu denen Überfluss herrscht. Wir sind ja gerade in der Adventszeit, da herrscht – natürlich – ein Überfluss an Kalorien, insbesondere an solchen der umzuckerten Art. Allerdings ist das sogenannte “Vierte Quartal” in vielen Gewerken auch so etwas wie ein verschärfter Jahresendspurt. In der beruflichen Aus-, Fort- und Weiterbildung fällt dann plötzlich allen ein, dass sie noch dies, das oder jenes brauchen. Meistens Pflichtstunden mit Fortbildungsinhalten. In manchen Berufen ist sowas halt vorgeschrieben. Was daraus folgt, ist – natürlich – Stress für jene, die solche Dienstleistungen erbringen. Man könnte derlei verhindern, indem man sich über das Gesamtjahr hinweg einen Plan macht und nicht alles in die letzten drei bis vier Monate stopft; aber im ersten Quartal ist ja noch SO VIEL Zeit. Im zweiten Quartal hat man ja SO VIEL zu tun. Im dritten Quartal müssen ALLE in Urlaub (was mit Verlaub ein Riesenquatsch ist – hätten wir keine schulpflichtigen Kinder, würden wir einen Teufel tun, in der schweineteuren Hauptsaison zu verreisen!). Und plötzlich klopft Weihnachten zaghaft an die Großhirnrinde, erste Schoko-Nikoläuse und Spekulatius tauchen in den Geschäften auf und alle Welt ruft: “Mist, wir haben da was vergessen!” Es ist, seit ich damit zu tun habe, jedes Jahr das gleiche Spiel. Mittlerweile nervt es nur noch!

Sehnsucht…

Aber das mit dem Überfluss ist auch an vielen anderen Stellen zu bemerken. Ich habe in diesem Format ja schon häufiger auf die vielen Probleme des Konsummaterialismus hingewiesen; die Leier müssen wir heute nicht spielen. Es gnügt an dieser Stelle einmal sanft darauf hinzuweisen, DASS IHR SPACKOS ENDLICH AUFHÖREN MÜSST, UNSERE WELT ZU VERBRAUCHEN, ALS WENN WIR NOCH EINE ZWEITE IN RESERVE HÄTTEN! Seht iht – tut doch gar nicht so weh, oder? Worum es mir heute geht, ist eher das zuviel an Ungesundheit. In meinem Berufsfeld macht man sich heute, zumindest während der Ausbildung durchaus Gedanken über Salutogenese, also die Gesunderhaltung von Menschen, weil präventive Medizin viel vernünftiger wäre, als kurative; man renoviert ja auch seine Hütte, BEVOR sie in sich zusammenfällt. Nur dass jeder Finanzverantwortliche im Gesundheitswesen natürlich weiß, dass sich mit Krankheit – auf Grund der heute üblichen Organisation der Vergütung von Leistungen – in den meisten entwickelten Industrienationen viel mehr Geld verdienen lässt, als mit Gesundheit. Wir haben zwar Programme, die zu besserem Umgang mit der eigenen Gesundheit anregen sollen, indem mit positiven Anreizen gearbeitet wird – doch diese Programme kommen von den Kosten-Trägern, nicht den Leistungserbringern. Sie sind allesamt freiwillig. Und es geht nicht um den Erhalt der Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger, sondern um den möglichst günstigen Erhalt der Arbeitsfähigkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unserer heimischen Wirtschaft. “Ja ja, jetzt wird wieder in die Hände gespuckt, wir steigern das Bruttosozialprodukt…” Denn je länger wir effizient arbeiten können und je weniger die “Instandhaltung” kostet, desto besser funktioniert die Umverteilung von unten nach. Es lebe ein hoher Gini-Koeffizient!

Was ist dann aber, wenn man plötzlich öfter oder länger krank wird? Nun dann wird man zu einer Betriebskostenproblematik, die selbst in Tendenzunternehmen dazu führt, dass sich die Verantwortlichen auf den Weg machen, einen halbwegs verträglich zu entsorgen. Klingt das in manchn Ohren jetzt ein bisschen asozial, oder gar brutal? Tja, aber so ist die Realität im frühen 21. Jahrhundert nun mal – Geld regiert die Welt. Bist du nicht (mehr) dienlich, für andere welches zu verdienen, bist du entbehrlich. Ich selbst habe diese Erfahrung bisher noch nie als Betroffener machen müssen, aber ich muss nicht sehr weit schauen, um die Mentalität sehen zu können, die dahinter steht: Betriebswirtschaftslehre ist übrigens der Name… und ich denke darüber intensiv nach, weil mein Körper mir eben in dieser Zeit des Überflusses im Guten wie im Schlechten eben zu verstehen gibt, dass ich nicht so weiter machen KANN, wie bisher. Die Zeichen welche meine Physis sendet, sagen mir unmissverständlich, dass meine Cognitio und meine Emotio das Tempo und die Intensität der Belastung nicht weiter mitzugehen willens und in der Lage sind. Einfacher formuliert: im Moment fehlt nur noch die nächste hypertensive Entgleisung. Und SO WEIT lasse ich es bestimmt nicht kommen! Man könnte meine gegenwärtige Beziehung zu meinem Job als Hassliebe charakterisieren. Ich LIEBE meine Arbeit – aber ich HASSE die Bedingungen, zu denen ich sie derzeit erbringen muss!

Man kann sich selbstverständlich unfassbar viel schönreden, sich für wichtig, ja eventuell sogar für unersetzbar empfinden und seine ganze Selbstwirksamkeit über die ausgeübte Arbeit erzeugen. Aber am Ende des Tages interessiert sich dein Arbeitgeber nur dann für deine Befindlichkeiten, wenn du lieferst – am Besten mehr, als vertraglich vereinbart. Schon wenn irgendjemand aus dem “Managment” Friktionen im Dienstablauf nur in der Ferne kommen zu sehen glaubt, ist schon die Kacke am Dampfen; und die Arbeitsaufträge, möglichst schnell alles wieder auf normal zu regulieren lassen nur sehr kurz auf sich warten. Aber wehe, du selbst hast Ideen, Pläne, Projekte, Veränderungen, Innovationen, etc. in der Mache und benötigst Freigaben, Entscheidungen, etc – dann wartest du bis zum Sanktnimmerleinstag, weil… es könnte ja Geld kosten! Meine diesbezüglichen Erfahrungen der letzten Jahre waren mannigfaltig und mein Bedarf ist mittlerweile mehr als gedeckt. Weil ich im Moment schlicht nicht mehr annähernd so leistungsfähig bin wie sonst, macht mir das alles sehr zu schaffen. Man beginnt ob des Umstandes, öfter um Hilfe bitten zu müssen und nicht mehr alles wie gewohnt hinzubekommen seinen Wert in Frage zu stellen – obwohl genau DAS genau DIE FALSCHE Frage ist – denn unten im tiefen Grunde meines Herzens weiß ich sehr genau, wie viel ich wert bin. Es fällt mir nur gelegentlich schwer, mich daran zu erinnern… Es sind noch 15 Tage bis Heiligabend und mir ist ALLES ZUVIEL! Nur um das an dieser Stelle noch mal klarzustellen: es mangelt mir nicht an Ideen, Plänen, Kreativität. Es mangelt mir jedoch an den Möglichkeiten, diese umsetzen zu können; und das drückt hart auf die Motivation. Wie ist es bei euch so…?

Stuck in the middle N°3 – about the individual…

Und worum geht’s nun überhaupt – wer oder was ist hier “stuck in the middle”? Gott, Teufel, der Autor, alle und niemand? Auch auf diese Frage kann ich keine allgemeingültige Antwort geben, sondern nur eine hoch individuelle – und die ist zunächst nur für mich selbst gültig. Ob irgendjemand anders damit auch nur ein MÜ etwas anfangen kann, ist von so vielen Kontextfaktoren abhängig, dass ich darüber nicht sinnieren möchte. Aber ja – ICH bin “stuck in the middle”, gefangen ohne Chance auf Entkommen. Man nennt das Gefängnis übrigens Leben; oder anders gesagt, meine aktuellen Lebensumstände. Aber keine Sorge, das wird hier weder Ergotherapie auf Kosten der Leserschaft, noch eine weitschweifige Midlife-Crisis-getriggerte Laudatio auf den Verlust der Jugend. Der Lack is ab – damit bin ich fein! Denn ich habe dafür jede Menge Erfahrung erworben, die ich um nichts missen möchte. Die Kids werden langsam größer, selbstständiger und diskussionsfreudiger; auch das ist halt so, ich musste ihnen ja unbedingt schon früh zeigen, wie Ironie funktioniert – Karma ist auch für mich ein Bumerang. Mit der besten Ehefrau von allen läuft alles schön. Was mich derzeit hart fickt: (a) Dass ich so blöd bin, meine Selbstwirksamkeits-Erwartung immer noch an meine Kreativität koppeln zu wollen, wenn ich für meine Bosse doch nur noch ein finanzdirigierter Verwaltungsheini bin. (b) Dass ich langsam wohl doch akzeptieren muss, dass man Menschen insgesamt nur sehr sehr schwer ändern kann, ohne ihnen harte Gewalt anzutun. (c) Dass mein Ventil, um all diesen Dingen wenigstens ab und an zu entkommen momentan offen gestanden viel zu selten geöffnet werden kann – ich bin dauerunterzockt! An (a) könnte ich vielleicht etwas ändern, wenn ich wollte. Lieber wäre mir aber eine Veränderung des Aufgabenprofils oder ein anderer Job, der meine Kreativität tatsächlich fordert. Über (b) werde ich mich noch ein bisschen ärgern, bevor ich es irgendwann in den nächsten zwei bis drei Jahren vielleicht doch annehmen kann. Wir werden sehen. Aber (c)… da muss was passieren, sonst drehe ich hohl. Denn wie die letzten zwei Posts dieser Serie hoffentlich sehr klar herausgstellt haben, brauche ich JEDES Futzel frischer Energie, um dieser gequirlten Scheiße an jedem neuen Tag wieder entgegentreten zu können.

Aber woher kommt dieses “stuck in the middle”-Gefühl? ich habe neulich an einem Seminar teilgenommen und die Trainerin interpretierte das Eisbergmodell auf eine Art, die mich an alte Überlegungen erinnert hat: wenn wir uns an Freud und seine drei Instanzen der Psyche (das ES, also unsere Triebe, das ÜBER-ICH, also unsere Moral und das ICH als vermittelnde Instanz zwischen den zwei Extremen und Ausdruck unserer Persönlichkeit) erinnern mögen, so wird uns schnell klar, dass große Teile dessen, was in uns tagtäglich passiert vollkommen natürlich vor dem Zugriff der restlichen Welt verborgen bleiben müssen; und was hassen wir manchmal jene Menschen, die ihr Herz unbekümmert auf der zunge vor sich hertragen… und bewundern sie gleichsam für ihren Mut. Auch wenn dieser Mut manchmal einfach nur fehlinterpretierte Gleichgültigkeit, Unbesonnenheit oder Dummheit sein mag. Was aber bei einem genaueren Blick (unten findet sich eine Grafik dazu) ins Auge fällt, ist Folgendes: unsere Bedürfnisse und unser Wille, diese auch irgendwie umgesetzt zu sehen gründen auf einem diffusen Geflecht aus Emotionen, Trieben, internalisierten Ritualen, kulturellen Praktiken, Träumen. All das haben wir erworben durch unsere verschiedenen Sozialisationsinstanzen und unsere Bildung. Beides steht in engem Austausch miteinander, denn kulturelles und soziales Kapital wie Pierre Bourdieu dies nennt entstehen im Austausch mit unserer Familie und unseren Peergroups; je mehr an diesen Orten Wert auf Bildung gelegt wird, desto wahrscheinlicher wird ein eigener Bildungserfolg im Sinne akademischer Abschlüsse mit höherem Wert auf dem Arbeitsmarkt. Und damit automatisch sozio-ökonomischer Status. Das bedeutet aber, dass bestimmte Teile unseres Selbst von der Natur gegeben und andere Teile sehr früh erworben werden. Die Grundmauern eines Hauses lassen sich aber nur nich sehr schwer verändern, wenn es erst einmal steht…

Ich bin also “stuck in the middle”, weil wesentliche Teile von mir einfach schon Mensch Level 50 sind; und damit meine ich nicht meine Knie oder Schultern (die sind manchmal gefühlt eher Level 90…). Meine Erfahrungen, meine Sozialisation, meine Erziehung haben Errosionsspuren in meinem Hirn hinterlassen, die sich nicht so einfach glätten oder umbauen lassen; und das geht allen Menschen so. Wir können uns nicht beliebig schnell, beliebig oft an beliebig viel Neues anpassen, weil weder unsere Hirnstruktur noch die darauf basierende Psyche dazu in der Lage sind. Allerdings lernen Menschen mitnichten ab einem bestimmten Alter nichts mehr dazu; der Spruch “Einem alten Hund kannst du keine neuen Kunststücke mehr beibringen” ist Quatsch, denn die Neuroplastizität (die Fähigkeit unseres Hirns, neue synaptische Verbindungen zu bilden) bleibt bis ins hohe Alter erhalten, außer sie wird durch neurodegenerative Prozesse (wie etwa Alzheimer-Demenz) eingeschränkt. Neues Wissen und vor allem neue Verhaltensweisen müssen jedoch in den vorhandenen Bestand einsortiert werden. Je mehr Biographie angehäuft wurde, desto größer ist der Widerstand der durch die Neuigkeit überwunden werden muss und desto größer ist die interne Koordinationsleistung, diese Neuigkeit mit allem anderen in Einklang zu bringen – oder ggfs. sogar Altgekanntes zu ersetzen. Es ist ist eben diese Anstrengung (nämlich von der Couch in der Komfortzone vertrieben zu werden), die viele Menschen (instinktiv oder bewusst) davor zurückschrecken lässt, sich mit Dingen abseits ihrer bisherigen Lebens- und Erfahrungswelt auseinanderzusetzen. And here I am, thrown in a world of constant change… and the change gets faster all the time, while I stand still, overwhelmed by the challenges imposed on my unwilling self; hoping it’ll all be over soon. But it won’t! Never!

Ich verstehe gut, warum Menschen sich lieber von ihren Blasen einfangen lassen, in denen sie gesagt bekommen, dass alles gut wird, dass sie sich nicht anstrengen müssen, dass es schon nicht so schlimm wird, dass sie sich nicht ändern müssen, das gar nichts sich ändern muss. Es sind ja nicht nur unredliche Politiker, welche auf diese Art ihre Macht zu sichern suchen. Typen und Tussen mit Heilsversprechungen gibt es da draußen mehr als genug. ANGST? STOLZ? EIGENNUTZ? Schon mal davon gehört in letzter Zeit? Heute, im Zeitalter der antisozialen Medien umso mehr, wo es so einfach geworden ist, mit einem hinreichend verlockenden Versprechen, einem bisschen geschicktem Marketing und einem MÜ Charisma fast jeden Scheiß verkauft zu bekommen – einfach weil unsere tiefe Binnenpsyche es will! Die will verarscht werden, wenn sie (und damit ich als Ganzes) sich dadurch gut fühlen kann. Daniel Kahnemann hat alles aufgeschrieben, was man dazu wissen muss. Die Frage bleibt, was man dagegen tun kann. Denn solange es immer wieder Menschen mit rein egoistischen Absichten gibt (man könnte die auch Verbrecher nennen), wird sich immer jemand finden, der unsere neurobiologische und neuropsychologische Verfasstheit als Menschen für den eigenen Vorteil ausnutzen wird. Sich dagegen zu imprägnieren bedarf es mehrerer Schutzschichten. Eine davon ist Bildung; nicht jedoch die Druckbetankung mit kontextlosem, trägem Wissen. Eine weitere ist Haltung der Ehrlichkeit, Kritikfähigkeit (aktiv wie passiv) und Wertschätzung, die sich aus dem kritischen Umgang mit Welt nährt und durch Bildung vorbereitet wird. Eine dritte ist ein humanistisches Menschenbild und der damit einhergehende Altruismus, der uns Menschen eigentlich (bis auf wenige Ausnahmen) von Natur aus zu eigen ist. Die Vierte jedoch ist die Bereitschaft, diesen Feinden des Gemeinwesens die Stirn zu bieten, wo immer dies möglich und notwendig ist; und mit ALLEN zu Gebote stehenden Mitteln. Genug für jetzt, ich wünsche noch einen schönen Tag – bis bald…

  • Kahnemann, D. (2011): Schnelles Denken, langsames Denken. München: Siedler Verlag in der Verlagssgruppe Random House.