500 Gramm gemischter Hass zum Mitnehmen bitte…

„8 Seen, die Sie unbedingt gesehen haben müssen!“. „Die 10 schönsten Picknick-Locations rings um […]“. „Diese 5 Ausblicke auf […] dürfen Sie auf keinen Fall verpassen!“. Ich könnte im Strahl kotzen! Jede, wirklich JEDE VERSCHISSENE POSTILLE hat seit einer ganzen Weile Massen solcher Drecks-Artikel in ihrem Drecks-Portfolio. Genügt es nicht, dass Menschen den URBANEN Lebensraum der totalen Überfüllungsvernichtung unterziehen? Muss ich diese ganzen wohlstandsverwahrlosten Klimawandel-Ignoranten auch noch dahin locken, wo die vage Chance bestehen könnte, etwas Natur zu erhalten? Gleiches mit Urlaubs-Locations, die erst investiert haben, um attraktiver zu werden, und jetzt nicht selten rumjammern, weil so viele Touris kommen – attraktiv bedeutet anziehend, und mehr Anziehung bedeutet automatisch mehr Menschen = weniger Platz = mehr Müll = weniger schön und lauschig = irgendwann wieder weniger attraktiv; hat euch das vorher keiner erklärt, ihr Spackos? Oh Mann, wir Menschen haben es immer noch nicht verstanden, dass das Alt-Bundesrepublikanische Credo „Isses weit, oder können wir fahren?“ und dieser überall formulierte Anspruch auf drei Wochen all-inclusive Hautkrebs-Förderungs-Party-Saufen am Mittelmeerstrand (prolliges Ersatzprogramm für Urlaub) auf den „Müllhaufen der Geschichte“ gehören. Ebenso wie im Übrigen auch jene Nazidioten-Partei, deren Vertreter dieses Diktum schon selbst benutzt haben.

Ich betrachte mein eigenes Fortbewegungs- und Konsumverhalten mittlerweile unter Gesichtspunkten, die mir zugegebenermaßen vor einigen Jahren auch noch nicht in den Sinn gekommen wären. Und genau deshalb bin ich höchst dankbar, daran erinnert zu werden, dass wir noch eine Menge mehr tun müssen! Immer wieder höre ich da draußen „Unser Wohlstand wird schwinden! Wir werden am Hungertuch nagen! Wir werden unseren Lebensstandard verlieren! Es wird nie wieder so sein, wie in der guten alten Zeit!“ Dazu hätte ich ein paar Gedanken, die ich gerne teilen möchte:

  • Wohlstand: Unser Wohlstand besteht darin, arbeiten zu gehen, um Geld verdienen zu können, mit dem wir dann Dinge kaufen, die uns davon ablenken sollen, dass wir arbeiten gehen müssen, weil wir sonst kein Geld hätten für die Dinge, die uns von der Notwendigkeit des Arbeitengehens ablenken, weil… Hat IRGENDJEMAND da draußen sich mal die Frage gestellt, was er/sie/them WIRKLICH braucht von all dem ganzen unnützen, teuren, Energie verschwendenden SCHEISS, den wir Jahr für Jahr aus den Konsumtempeln in unsere ärmlichen Hütten tragen? Beispiel: NIEMAND braucht ein Smartphone für 1.500,00€. Die Aussage „Aber es hat die beste Kamera und die beste Performance“ sind nichts weiter als Feigenblättchen, welche nur unzureichend die Fakten überdecken, dass keine Sau diese Performance wirklich nutzen kann, und wir es halt haben wollen, weil es uns einerseits über die sonstige Leere in unserem Leben hinwegtröstet, Anderen zeigt, dass wir uns auch ein solches Smartphone leisten können (welches ca. 50% seiner Besitzer auf Pump kaufen müssen…!) und weil wir zu schwach, zu unreflektiert und zu dumm sind, um Werbung widerstehen zu können. Wohlstand ist eine Illusion, denn je höher seine Netto-Bilanz ausfällt, umso höher ist der erzeugte Netto-Schaden an unserer Welt, zu dessen Reparatur wir dann widerum mit unserer persönlichen Netto-Bilanz zur Haftung herangezogen werden. Die EINZIGEN, die dann daran Wohlstand erlangen sind jene, die schon VIEL MEHR ALS GENUG haben. Kommt endlich mal klar auf diese simple Gleichung. Denn Ressourcen sind NICHT unendlich!
  • Hungertuch: It’s as simple as that, und ich muss dafür nur an mir selbst hinuntersehen: Mehr als zwei Drittel von uns hier im globalen Norden sind ZU FETT! Weniger von allem wäre weder schädlich noch schlimm, sondern schlicht gesünder für sehr viele von uns. Weniger fett zu sein, würde übrigens auch bedeuten, Milliarden und Abermilliarden an Gesundheitskosten für Diabetes, arteriellen Hypertonus, Beschwerden des Bewegungsapparates, Krebserkrankungen, etc. einsparen zu können. Was hieltet ihr so von SINKENDEN Krankenkassenbeiträgen?
  • Lebensstandard: korrespondiert mit Wohlstand! Wir alle rennen immer noch diesem Mantra eines dauerhaft notwendigen Wirtschaftswachstums hinterher, weil die Art, wie wir wirtschaften viel zu viel Fiat-Geld erzeugt; und der Kapitalismus den Konsum braucht, wie das Feuer die Luft. Und ebenso hinterlässt der Kapitalismus, wie wir ihn heute betreiben, allenthalben immer häufiger nur noch verbrannte Erde, schlechte Luft, Tod und Verderben. „Die Grenzen des Wachstums“, Club of Rome, 1972. LESEN BILDET. Manche von uns wussten schon vor verschissenen FÜNFZIG JAHREN, dass es so nicht ewig weitergehen kann. Und wir? Laufen laut pfeifend durch den finsteren Wald, um jene Monster zu verjagen, zu denen wir lange schon SELBST GEWORDEN SIND!
  • Die gute alte Zeit: Welche ist damit gemeint? Nazi-Deutschland? Die Weimarer Republik? Das wilhelminische Kaiserreich? Der Vormärz? Die Rennaissance? Das Mittelalter? Oder denken die allermeisten dabei doch lieber an die Wirtschaftswunderzeit mit ihrer chauvinistischen Unterdrückung der Frauen, den ganzen Altnazi-Chargen an den Schalthebeln der Macht (man denke an einen Hans Filbinger hier in Baden-Württemberg), politischem Blockdenken und der dauernden Angst vor einem dritten Weltkrieg? Die man halt so schön durch das Erreichen eines besseren Lebensstandards und immer mehr Konsum betäuben konnte? Na vielen Dank auch…

Ich erlebe Menschen, die – obwohl sie noch keinerlei Berührungspunkte mit der „Letzten Generation“ hatten – Gewaltphantasien pflegen und sich in der Folge auf eine Art über deren Handlungen erregen, die in mir den Verdacht aufkommen lässt, dass sie das alles noch nicht so recht zu Ende gedacht haben. Wir nähern uns gerade dem Kapitalismus im Endstadium und erleben gleichzeitig den dadurch befeuerten Egoismus im Endstadium! Von Humanismus und Solidarität außerhalb der jeweils eigenen kleinen Blase keine Spur! Vielleicht wäre es doch besser gewesen, keine Kinder in diese Welt zu setzen, auch wenn ich meine wirklich sehr liebe…? Trübes Wetter, trübe Gedanken. Vielleicht bin ich im Moment einfach erschöpft von all den Forderungen, denen ich dauernd gerecht werden soll? Vielleicht ertrage ich die zunehmende Zahl egoistischer Arschfratzen da draußen und die untreflektierten, von wenig echter Fachkenntnis getrübten Ansagen mancher Menschen einfach nicht mehr? Vielleicht muss ich ein paar Forderungen solcher Menschen einfach mal eine Absage erteilen? Vielleicht muss ich mich auch mal auf eine Straße kleben, und darauf scheißen, was Andere darüber denken mögen? Vielleicht würde ich einem gewaltbereiten Autofahrer, der mir dann wehtut auch einfach wehtun? Einfach weil es so, wie es jetzt ist NICHT WEITERGEHEN KANN. Ich kann mich nicht länger ins Private zurückziehen. Ich habe das ein Jahr versucht und es bringt mich auch nicht weiter!

Ich habe keine Ahnung, wie viele Menschen meine zugegeben biestriger werdenden Rants zu Ende lesen. Und normalerweise wäre es mir auch kackegal, weil dieser so genannte „gesunde Menschenverstand“ doch lediglich ein synonym für kleingeistig-verspießtes Besitzstandswahrertum á la Dieter Nuhr ist. Aber dieses Mal würde ich mich freuen, mehr Reichweite zu bekommen. Bleibt mir wahrscheinlich, wie immer, verwehrt, weil nur selbstvermarktendes Hübschmenschen-Influenzerantes Insta-Huren-Gesindel Reichweite bekommt. Style over substance! SOS! Ich will hier raus. Ihr anderen – seid willkommen im gutgebräunten, sauber gestylten, Sinn- und Hirnentlehrten bundesdeutschen Sommer. Und Tschüss…

Auch als Podcast…

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