Eine kleine Anleitung zum kritisch-sein…

Irgendwie habe ich in den letzten Tagen häufiger beobachtet, dass Menschen, mit denen ich durch diese große, blöde Webseite mit dem Fratzennamen verbunden bin unreflektiert Blödsinn teilen…mal wieder. Dabei ist es so verdammt einfach, die Seriosität eines Artikels, oder auch einer ganzen Webseite zu überprüfen. Und weil ich den Eindruck habe, das manche Menschen hierbei vielleicht doch etwas Nachhilfe brauchen könnten, habe ich eine ganz einfach Anleitung zusammengestellt:

[ACHTUNG – WICHTIG] Wer natürlich meint, auch weiterhin unreflektiert Nazi-Scheiße in meine Timeline spülen zu müssen, den kicke ich ohne weitere Vorwarnung. Ich habe von diesem ganzen „Das-wird-man-doch-noch-sagen-dürfen“-Gesülze nämlich so dermaßen die Schnauze voll, dass ich sonst leider nicht jedermanns körperliche Unversehrtheit garantieren kann. [ENDE]

  1. Quelle überprüfen: Woher stammt der geteilte Artikel? Oft ist die Herkunfts-Webseite leicht ermittelbar. Wenn es einfach nur ein Meme von einer anderen Facebook-Seite ist, wird es schon schwierig mit der Glaubwürdigkeit.
  2. Impressum der Quelle überprüfen: Ist eines vorhanden, gehen wir direkt zum dritten Punkt. Ist keines vorhanden – Artikel sperren, weil er nicht als seriös eingestuft werden kann. Keine halbwegs seriöse Institution hat kein Impressum. (Ist übrigens in Deutschland überdies ein Rechtsverstoß gegen §5 TMG und §55 RStV).
  3. Glaubwürdigkeit des Impressums überprüfen: Nun glauben die ersten, ich sei paranoid, aber hierzu ein kleines Beispiel von heute: jemand verlinkt einen Artikel von der sogenannten „Bundesdeutschen Zeitung“. Deren Impressum findet sich hier: Eine Online-Redaktion in Schweden, eine Adresse unter den Linden, unter der sich laut Google ein Restaurant befindet und eine Telefonnummer, die zwar nach Berlin gehört, jedoch nicht zur Adresse passt…? Schlussendlich die Webseite, die sich den Anstrich einer seriösen Zeitung gibt, etwa nach den bekannten Vorbildern SZ, FAZ, NZZ. Den Untertitel „Qualitätsjournalismus durch Wissensvorsprung“ finde ich angesichts meiner Recherche-Ergebnisse wenig überzeugend.
  4. Autoren recherchieren: zu Journalisten (seriösen ebenso wie tendenziösen) gibt es eine Vita, die in aller Regel Aufschluss über Gesinnung etc. zulässt. Ich habe keine Probleme mit liberalen und echten konservativen Positionen. Nur mit Populismus, Chauvinismus, Rassismus möchte ich nicht behelligt werden.

Oh mein Gott, so viel Aufwand, wenn ich etwas teilen möchte? Aber die haben doch Recht, wir können doch nicht…..! Nein, meistens haben die nicht Recht, sondern nur Angst und Hass im Herzen, die sie überall zu verbreiten suchen. Die von mir oben beschriebene Vorgehensweise dauert ca. 3-4 Minuten und verhindert hoffentlich, dass wir ein 4. Reich bekommen. Das ist es mir immer wert. Denkt mal drüber nach, bevor ihr wieder unreflektiert irgendeinen Dreck verlinkt. Schönen Tag noch.

Auch zum Hören…

Kinder kriegen ist nicht schwer…

Kinder haben dagegen sehr. Daran ist wohl absolut nix neues und wer sich dafür entschieden hat, zunächst recht kleine Menschen in sein Leben lassen zu wollen, wird sich dafür im Normalfall zumindest ab und an mal ohrfeigen wollen. Das ist nicht böse gemeint; unser Kleinen geben uns ja soviel zurück. Neben Liebe und Freude unter anderem Kosten, Stress, Arbeit und Nervenzusammenbrüche. Ich liebe meine Kinder wirklich, aber manchmal könnte ich sie auf den Mond schießen, wenn’s nur nicht so verdammt teuer wäre.

Und nun kommt Frau Verena Brunschweiger daher mit ihrem Buch gegen das Kinderkriegen. Sapperlott, die traut sich aber was…oder…? Die Diskussion um das Buch offenbart, das Kinder in dem Werk u. A. als ökologisches Problem argumentiert werden. Überdies seien Eltern egoistisch, weil sie Kinder in die Welt setzen und dann die Kinderlosen dazu auffordern würden, sich finanziell an der Aufzucht der Brut zu beteiligen. Außerdem bedeuteten Kinder für die Eltern einen Verlust an Selbst… Um die Logikfehler aufzuzeigen, deklinieren wir diese Argumente doch einfach mal bis zum bitteren Ende durch.

So sehr ich in den dunkleren Stunden des Elterndaseins den letzten Punkt bejahen möchte und mir wünschte mehr persönliche Freiheit zu haben, desto mehr könnte ich bei den beiden anderen Punkten so ausgiebig kotzen, dass ich danach direkt wieder Heißhunger hätte. Man könnte viele Gründe dafür finden, keine Kinder in diese Welt zu setzen, wenn man danach sucht. Aber das ökologische Argument ist haarsträubender Unsinn, weil es zeigt, dass Frau Brunschweiger Zeit als rein lineares Konstrukt erlebt und die Lernfähigkeit des Menschen insgesamt in Abrede stellt – und das als Gymnasial-Lehrerin.

Es mag sein, dass Kinder in den ersten Jahren ihres Lebens Abraum erzeugen und einen schlechten CO2-Footprint haben. Dieses Argument lässt jedoch die Entwicklung der Kinder, die Wege die sie nehmen und es wahrscheinlich besser als wir machen werden vollkommen außer acht. Kinder in diese Welt zu setzen bedeutet aus meiner Sicht die Hoffnung darauf, dass sie zusammen mit meiner Generation in der Lage sein werden, einiges zu reparieren. Diese Hoffnung nicht anzuerkennen bedeutet, der Spezies Mensch das Recht auf die Weiterexistenz abzuerkennen. Und so sehr ich manchmal mit unserer, mit meiner Spezies auch hadere – abgeschrieben habe ich sie noch lange nicht.

Kommen wir zum fiskalischen Bereich: Diese Kinder werden in naher Zukunft Frau Brunschweigers Gehalt, mein Gehalt, meine Rente, Frau Brunschweigers Rente und noch viele andere Dinge finanzieren. Wenn Kinderlose also der Meinung sind, sie würden hier sinnlos Geld verpulvern für diejenigen, die so blöd waren, sich ein oder mehrere Blagen ans Bein zu nageln, dann irren sie; sie investieren lediglich indirekt in diejenigen, die ihre Zukunft erträglich machen werden, selbst wenn sie so egoistisch waren, nicht ihren Teil zum Erhalt der Sozialsysteme beizutragen. Dafür schulde ich – als Bezieher, sowohl von direkten Transferleistungen wie Kindergeld, als auch indirekten, wie etwa Kinderfreibeträgen, etc. – niemandem auch nur einen feuchten Händedruck. Deutschland ist eine Solidargemeinschaft. Und die selbsternannten „Leistungsträger“, die das immer noch nicht kapiert haben, sind die wahren Problemfälle.

Ich weiß gar nicht, warum mich die Frau so aufregt. Vielleicht ist es ihre selbstgefällige Fletsche, vielleicht auch einfach nur der unerträgliche Egoismus ihrer Schreibe? Ich wünsche dem Büchner-Verlag trotzdem ein gutes Geschäft. Sozialwissenschaftliche Fachverlage haben’s nicht einfach und wir brauchen die; auch wenn diese Publikation aus meiner bescheidenen Sicht schlicht Scheiße ist. Schönen Tag noch.

Auch zum Hören…

Was vom Tage übrig blieb…

…hab ich selten wirklich lieb. Ich sammle – wie wir alle das vermutlich tun – stets große Stapel unerledigter Dinge, die ich vor mir her schiebe, wie ein Eisbrecher die Schollen. Sie bleiben eine Weile am Rumpf kleben, um dann langsam, aber unaufhaltsam fort getrieben zu werden und alsbald außer Sicht zu geraten. Denn der Eisbrecher bewegt sich ja immer weiter, immer vorwärts. Wohin auch immer.

Diese unerledigten Dinge sind meistens von solcher Insignifikanz, dass es keinen Unterschied macht, ob man sich ihrer erinnert, oder nicht. Ich müsste mal wieder: den Keller aufräumen, dieses oder jenes Buch fertig lesen (und es gibt wirklich so manches, dass diese Mühe nicht wert ist), mich mal wieder bei xyz melden (man hat ja Angst, was zu verpassen, oder seinem sozialen Umfeld beim Schrumpfen zusehen zu müssen); und schließlich mal wieder was schreiben.

Zum Beispiel zur „sozialen Kehrtwende“ der SPD. Haben andere allerdings schon erledigt und wenn das einzig amüsante, wie substantielle an einem Sachverhalt die Kommentarspalten unter der Berichterstattung dazu sind, brauche ich meinen Senf nicht auch noch dazu zu geben. Verschwendete Lebenszeit. Oder die Frage nach der Relevanz der Geisteswissenschaften in aktuellen Diskursen. Ich könnte eine Buch dazu füllen, aber a) haben das schon andere getan (und vermutlich besser, als ich es je könnte) und b) ließt überhaupt irgendwer meine Kommentare? Zu so einem „schweren“ Thema? Ich glaube nicht, denn die leichte Kost wird doch bevorzugt.

Abgesehen davon passiert es mir immer wieder, dass ich beim Lesen meiner üblichen Postillen, oder beim Recherchieren im Netz BRILLANTE Ideen habe, was ich als nächstes Sujet in einem Blogpost beackern könnte. Nur bin ich keiner von diesem Typen mit einem Diktiergerät oder einem Notizblock in der Brusttasche (mein üblicher Habit hat keine Brusttasche); also vergesse ich meine Epiphanien oft genug wieder, ohne, dass ich den Kairos packen und das Eisen schnell schmieden könnte. Was für ein entsetzlicher Verlust für die Menschheit… nicht wahr? Blödsinn. Wenn ich’s vergessen habe, wird’s so gut schon nicht gewesen sein.

Trotzdem bleibt oft so ein schaler Geschmack zurück, ein Gefühl der Kapitulation: vor dem Alltag, vor meinen eigenen Faulheit und Unorganisiertheit und letztlich oft auch vor meiner Zeitnot. Selbst jetzt, wo ich ein paar Tage durch eine fiese Grippe ans Haus gebunden war, bringe ich kaum was sinnvolles zustande; OK, zugegeben, die ersten sechs Tage meiner Krankheit habe ich gar nichts zustande gebracht außer rumliegen und einen auf Männerschnupfen machen. Aber auch heute Abend scheint es nicht so, als sei ich inspiriert. Oder?

Ich muss zugeben, dass ich mittlerweile tatsächlich den boshaften Biss bei den Tagesthemen vermissen lasse. Zum einen wird man mit dem zunehmenden Alter angeblich duldsamer (hierzu eine Einlassung: DULDSAMKEIT? SEHE ICH AUS, ALS HÄTTE ICH ZEIT FÜR DEN SCHEISS?); ok, daran liegt’s wohl nicht. Dann vielleicht doch eher am gewachsenen Interesse an anderen Themen? Zum Beispiel meiner anderen Schreiberei? Das wird es wohl sein. Wie dem auch sei; die anderen Themen haben mich anscheinend nicht ausreichend fasziniert, sonst hätte ich wohl was dazu sagen können. Ich bin nicht traurig drum, vielleicht rege ich mich ja die Tage über etwas anderes auf. Dann bekommt ihr lieben Leser das bestimmt mit.

So ein Kinderkram!

Ich schreibe keine Rezensionen – ja, es heißt Rezension, nicht Rezession, die hat was mit Wirtschaftswissenschaft zu tun – weil ich die meisten Kritiker und große Teile des Feuilletons mittlerweile zu verachten gelernt habe. Man kann, nein soll, eine eigene Meinung zu den Dingen haben. Bis heute hat sich mir nicht erschlossen, welchen Wert es für meine, oder irgendjemand anderes Entwicklung haben sollte, wenn ich nur Dinge schaue, lese, zocke, konsumiere, von denen irgendwelche geschwätzigen, möchtegern-intellektuellen Dogmatiker behauptet haben, sie seien „wertvoll“. Ich verstehe das Konzept nicht! Die Idee des Kritikers entspringt vermutlich der, noch vor 100 Jahren allgegenwärtigen Zensur. Und genauso benehmen sich die meisten Rezensierenden dann auch…

Hätte ich nicht meinen eigenen Kopf, wäre ich nicht der Mensch, der ich bin und das gilt natürlich auch uneingeschränkt für meinen kulturellen Konsum. Wobei ich gerne zugeben möchte, dass manche Dinge, die sich in meinen Regalen finden bei den Apologeten der Hochkultur wahrscheinlich bestenfalls Stirnrunzeln auslösen würden. Im Übrigen empfinde ich diese kanonische Unterscheidung in Hoch- und Populär-Kultur sowieso als Egogewichse. Den wahren Wert eines Kulturproduktes kann man erst mit einem gewissen Abstand ex post überhaupt zu ermessen beginnen. Und vieles, was heute als Teil von Hochkultur betrachtet wird, war zu seiner Zeit Pop – wenn sie das Wort denn gekannt hätten.

Heute stolperte ich wieder über so eine Perle der Kulturkritik; natürlich auf Zeit Online, da wo der Feingeist Urständ feiert… Es geht in dem Artikel um den aktuellen Blockbuster „Alita: Battle Angel“ basierend auf einem Manga gleichen Namens. Der Autor offenbart im Text, dass er weder versteht, warum die Suche eines Cyborgs (eines Zwitterwesens aus Mensch und Maschine) nach seiner Identität eine Metapher auf die Suche nach Zugehörigkeit und nach Sinn in uns allen darstellt; noch versucht er, zu akzeptieren, dass „Der Gott des Gemetzels“ – so genial dieses Kammerspiel auch sein mag – NICHT die einzige Möglichkeit ist, menschliche Emotionen heraus zu arbeiten. Man darf sich ruhig auf CGI einlassen und trotzdem das Menschliche suchen und finden. Und dass die hauptsächlich thematisierten riesigen Augen nun mal ein Bestandteil des Manga und das Anime sind, womit man Rodriguez und Cameron zumindest etwas Werktreue vorwerfen kann.

Comic- oder Mangavorlagen sind immer schwierig. In „Sin City“ hat Frank Miller seinen eigenen Comic Panel für Panel kopiert und ich hasse den Film bis heute; obwohl er, rein visuell betrachtet großartig ist. „Alita: Battle Angel“ krankt an den gleichen Problemen, denn das, was in den Panels einer Graphic novel, eines Comics, eines Mangas zwischen den Bildern und Textzeilen passiert, folgt ganz anderen erzählerischen Gesetzen. Wer sich mal mit dem Thema auseinandersetzen möchte, dem sei „Understanding Comics“ von Scott McCloud empfohlen. Es erklärt gut, warum nicht alles Buddenbrookesk toterklärt und totbeschrieben werden muss (Entschuldigung, Thomas Mann) und warum Abweichungen vom normal aussehenden menschlichen Darsteller manchmal notwendig sind. Unter dem Aspekt könnte man das Geschwafel von den Augen im verlinkten Artikel auch für Kultur-Xenophobie halten.

Jedenfalls nervt es mich, dass Journalisten ohne Kenntnis der Kunstformen und tieferes Verständnis für visuelles Erzählen ihre irrelevante Meinung absondern dürfen. Dem durchschnittlichen Feuilletonisten muss man wohl ein eher konservatives, ab und an sogar reaktionäres Denken unterstellen. Aber Filme, in denen CGI vorkommt sind ja auch fast immer nur Kinderkram. Interessant in dem Zusammenhang ist der fast lobende Hinweis auf die Neuauflage von „Planet der Affen“, präzise auf die Qualität des Affen „Cesar“. Da wird Entwicklung gesehen. Aber der Stoff ist ja auch schon älter und stammt aus unserem Kulturkreis… also doch Xenophobie. Sollte man mal drüber nachdenken, denn auch Kulturseiten beeinflussen unsere Denke. Schönen Tag noch.

Das Auto in Nachbars Auffahrt…

Bundesarbeitsminster Heil hat ein Konzept zur Grundrente vorgelegt. Diese Aufgabe war im Koalitionsvertrag vereinbart worden, weil allzu augenfällig geworden ist, dass die Altersarmut in Deutschland zunimmt. Nun hat dieses Konzept, wie es in der Politik Usus ist, eine Kontroverse ausgelöst; und wie man in den Kommentarspalten zu diesem Artikel ganz gut ablesen kann, eine heftige! Man mag mit der Meinung des Autors (Marcel Fratzscher ist Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung) d’accord gehen, oder auch nicht; interessant ist aus meiner Sicht weniger das Konzept, oder was es vielleicht (hoffentlich) für Renten aus kleinen Einkommen bedeutet, als vielmehr die Vehemenz, mit der darob eine Neiddebatte ausgefochten wird.

Nicht wenige Mitmenschoiden vertreten (natürlich geschützt von der subjektiven Anonymität des Internets) hier, oft nur unzureichend mit dem Etikett „Lowperformer“ versehene, sozialdarwinistische Thesen, die in mir das kalte Kotzen aufsteigen lassen. Offensichtlich wähnen sich diese Kommentatoren als „Highperformer“ und halten von der Idee sozialer Solidarität, die eigentlich eine Grundeigenschaft von Gesellschaften sein sollte genau NICHTS. Wer im Hier und Jetzt viel verdient, hat auch im Später viel mehr verdient als die anderen, die ein geringeres Salär hatten und folglich weniger in die Renten- und Sozialkassen einbezahlen konnten. „Dann sollen sie halt mehr verdienen!“. Auf welchem Planet lebt so ein Mensch…?

Mal ganz davon ab, dass das Gehalt zumeist in keinster Weise die soziale Nützlichkeit einer beruflichen Tätigkeit abbildet (denn dann müsste eine Krankenschwester mehr bekommen, als ein Hedgefond-Manager), wird auch die Idee humanitärer Grundwerte (wonach jeder Mensch gleichviel „wert“ ist) einfach mal in die rhetorische Mülltonne geworfen… BRAVO! Überdies wirft es einmal mehr die Frage auf, was sogenannte „Highperformer“ überhaupt ausmacht? Und ob es überhaupt nötig ist, sich dieses Etikett zu verdienen, um als Mensch respektiert werden zu können? Ich persönliche verneine das, denn jemand der tagein, tagaus klaglos und ohne großen Bohei seinen Job macht, ist mir eigentlich viel lieber, als so eine Möchtegern-Turbodüse, die neben ihrer Arbeitsleistung auch noch unendlich viel heiße Luft produziert. Wäre die nutzbar, könnten wir den Individualverkehr auf Montgolfieren umstellen.

Aber anstatt an der Sache zu diskutieren, wird sofort über Leistungsgerechtigkeit schwadroniert. Als ob diese selbsternannten Helden der Arbeit tatsächlich so viel mehr leisten würden, als der prekär auf Zeitarbeit beschäftigte Kommissionierer, der nach 40 Wochenstunden noch aufstocken muss; und folglich irgendwann, sofern Herr Heil seine Pläne umsetzen darf dann in den „Genuss“ der Grundrenten-Leistungen kommen wird: 977€ für 40 Jahre Vollzeit bei Niedriglohn empfinde ich persönlich jetzt nicht gerade als spätrömische Dekadenz. Ich hoffe doch mal, dass die ganzen „Highperformer“ mehr als 30,5 Entgeltpunkte zusammenbekommen…oder?

Wie dem auch sei: diese Diskussion entlarvt Deutschland mal wieder gnadenlos als Heimat der „dem-Anderen-die-Butter-auf-dem Brot-Missgönner“, als Hochburg der Arroganz und der Asozialität. Ich SCHÄME mich für solche Mitmenschoiden in Grund und Boden. Eigentlich müssten sie alle mal auf Grundsicherung angewiesen sein, damit sie am eigenen Leib erfahren, wie das ist. Ich jedenfalls finde – allen handwerklichen Mängeln am Konzept zum Trotz – den Grundgedanken gut und richtig. Wir sitzen nämlich alle im selben Boot – ob es euch passt oder nicht. Guten Abend.

Facebo klingt wie Placebo…

Lustig, was einem alles so auffällt wenn man – einmal mehr und bestimmt viele Male zu oft – auf sein Smartphone-Display schaut. Ist bestimmt nicht smart, so oft drauf zu schauen, aber so sind wir halt; das Belohnungszentrum muss stimuliert werden. Und wenn das nur durch insignifikantes Social-Media-Geschnatter, ist das halt so.

Dabei ist mir allerdings aufgefallen, dass Facebook © auf meinem Display tatsächlich oft mit Facebo abgekürzt wird. Höhö, dachte ich mir: ein Facebo ist also ein (in der Realität) unwirksames Mittel. Nämlich zur Selbstdarstellung. Besser kann man, zumindest für meinen Geschmack, die Wirkung von Facebook © wirklich nicht zusammenfassen. Ich selbst habe bereits mehrmals versucht, dem Zuckerberg’schen Datenkraken auf Dauer zu entkommen und bin jedes Mal kläglich gescheitert. Mal, weil ich die Möglichkeit, meine Blogposts dort zu teilen nicht missen wollte; mal, weil man bestimmte (durchaus wertvolle) Kontakte offline so schlecht pflegen kann. Und mal, weil ich mich immer noch zu gerne in nutzlose Filterblasen-Diskussionen einmische. Scheiß-Nazis muss man entgegentreten, egal, wo man sie findet!

Und doch – auch wenn man all diese eigentlich sinnhaft klingenden Begründungen zusammennimmt, bleibt dieses unangenehme Gefühl, dass das alles nur hohler Mist ist und mich nirgendwohin bringt. Nicht, dass ich das Bedürfnis hätte, den fatalen Versuch zu unternehmen, meine eigene (subjektive) Wichtigkeit zu pimpen, indem ich online Präsenz zeige. Ich bin kein „Influencer“ (klingt das nicht wie „Influenza“, also Grippe und müsste damit als Krankheit eingestuft werden?). Ich würde nur gerne mehr Menschen zum selbst Denken anregen. Wenn das schon als influencing, also Beeinflussung gilt, sollte ich mich wohl vor meinen eigenen Worten in Acht nehmen.

Was nun aber das „nirgendwohin bringen“ angeht – wenn wir mal davon ausgehen (wollen), dass jeder Mensch nach Verbesserung strebt, also mehr Wissen, mehr Können (vermutlich auch mehr Liquidität), um vorwärts zu kommen, stellt sich die Frage, ob auch jeder mensch dabei über die Nachhaltigkeit seines Tuns und Lassens nachdenkt? Ich meine, etwas zu erlernen, um im Job besser zu werden und damit vielleicht etwas mehr Geld für den Lebensunterhalt der Familie einwerben zu können würde ich als legitim und nachhaltig betrachten, da die Person etwas dazulernt und damit insgesamt „besser“ wird. Die Verbesserung der Person wirkt aber auch auf die Gesellschaft um die Person herum. Direkt, durch mehr verfügbares Einkommen, das zum Beispiel den Kindern die Mitgliedschaft im Sportclub ermöglicht; indirekt durch das Ankurbeln der Volkswirtschaft auf Mikro-Niveau. Damit ist natürlich noch nicht gesagt, ob das auch ökologisch nachhaltig geschieht. Aber nehmen wir mal an, dass ein besseres Wissen um die Zusammenhänge irgendwann auch diesen Bereich berührt.

Auf Facebook©, Instagram ©, oder sonstwo einfach irgendwelche stundenlang nachbearbeiteten „casual shots“ hochzuladen und sein Aussehen dazu zu benutzen, um schnelles Geld zu machen, schult bestimmt auch in manchen Bereichen: Beauty, Styling, Fitness, Bildbearbeitung… einen rechten Nutzen für die Gesellschaft kann ich daran aber noch nicht ableiten. Eher das Gegenteil, wenn noch leichter beeinflussbare Teenager irgendwelchen Idolen hinterher hecheln, an denen so gut wie alles Fake ist. (=> Bildbearbeitung: auch „Influencer“ sehen morgens um 05:00, direkt nach dem Wecker aus, wie explodierte Fraggles).

Womit wir wieder beim Facebo wären. Denn die subjektive Wirkung dieses ganzen visuellen Betruges ist wie Parfüm: riecht gut und verflüchtigt sich im Nu. Denn schon morgen stehen die nächsten „Influencer“ mit dem nächsten „heißen Trend“ parat. Danke für nichts, wenn die Illusion sich verflüchtigt, denn das Geld habt ihr trotzdem mitgenommen. Ich vermute, dass ich auch in Zukunft nicht von Facebook loskommen werde. Aber ich gelobe, dass ich alles dransetzen werde, meine Töchter darauf vorzubereiten, Fake von Echt unterscheiden zu lernen. Bis die Tage.

Brennen oder Rennen?

Ich liebe meine Arbeit! Das ist, wenn man manchen Autoren Glauben schenken möchte ein Satz, der Gefahr birgt. Denn wenn wir uns unserem Job verschreiben, kann es gut passieren (und ist durchaus auch vom AG beabsichtigt), dass wir zu schnell und zu heiß brennen, uns verausgaben und so viel von uns preis- und hergeben, dass wir uns selbst verlieren; oder zumindest einen wichtigen Teil von uns. Der hier beschriebene Weg ist für den Arbeitgeber opportun, den der bekommt zum Normaltarif einen maximal performenden Mitarbeiter. Für eben diesen Mitarbeiter ist das allerdings ein recht sicherer Weg in den Burnout.

Ich kann mir nun, weil reine Selbstbespiegelung in solchen Situationen nicht so aufschlussreich ist, wie man das gerne denkt, anfangen Sorgen zu machen, denn ich brenne für meinen Job – immer noch! Ich mache meine Arbeit gerne und ich gehe manchmal auch gewisse Längen dafür, dass alles klappt; vielleicht gelegentlich zu große Längen. Ich bekam vor ein paar Jahren schon mal eine Quittung für mein Engagement und möchte diese Erfahrung nicht wiederholen. Was nach den Ausführungen eines Artikels in der Zeit ein hinreichender Grund wäre, beruflich das Weite zu suchen. Wozu ich aber, ehrlich gesagt keine Lust habe.

Es ist ein bisschen wie die Hand im Honigtopf; man kommt schwer davon los und irgendwie ist es ja auch lecker. Doch man weiß instinktiv, dass man gerade übertreibt. Was also tun? Weiter brennen? Natürlich mit dem Risiko, wieder voll über’s Ziel hinaus zu schießen. Oder doch rennen? Aber wohin? Ideen und Pläne hätte ich ja mehr als genug. Das bekommt man als kreativer Typ quasi als Fluch mitgeliefert. Aber es fehlt momentan an zwei Dingen: ausreichend Leidensdruck und Startkapital. Also mach ich erstmal weiter und bitte jene Menschen, die mich kennen und schätzen, mir bescheid zu sagen, bevor es schief geht. Wozu hat man denn Freunde…? In diesem Sinne, ein frohes neues Jahr!

Hoch die Hände – Jahresende?

„Hajo, des Johr is glei rum!“ wie man bei uns in Mannheim so schön sagt. Zeit für einen Rite de Passage mit reichlich Geballer; egal ob ethyltoxisch, oder mit Schwarzpulver, woll‘? Lieber Himmel, wenn man irgendwas über den Zustand unserer Gesellschaft wissen will, schreibt man einfach in irgendein Forum „Böllern ist geil!“ und wartet, bis sich die Kommentarspalte füllt. Was man da findet, sagt einfach alles. Überall nur Dogmen, Beleidigungen, Engstirnigkeit, Arroganz und – oh Wunder – außer Meinung wenig Substanz.

Ich bekenne: früher habe ich gerne und manchmal auch viel Geld für die Knallerei ausgegeben. Heutzutage ist mir das einfach zu stressig. Vielleicht auch, weil sich die Zahl der Arschlöcher auf der Straße nicht nur proportional zum Alkoholgehalt sondern auch mit jedem vergehenden Jahr automatisch zu erhöhen scheint. Viele Menschen missgönnen heutzutage ihrem Gegenüber die Butter auf dem Brot und halten sich selbst für den Gipfel der Evolution. Zumindest im Internet. Stünde mir so ein Forentroll in persona gegenüber, wäre vermutlich ganz schnell die Luft aus, denn eine gute alte Face-to-Face-Konfrontation können die ja gar nicht mehr. Dann rennen sie entweder gleich heulend zu Mami, oder – anderes Extrem – ziehen ein Messer. Was für Zeiten…

Mal ganz davon abgesehen, dass wir mit Leben und Leben lassen viel einfacher führen und einmal im Jahr semi-kontrollierter Überdruckabbau ohne große Kollateral-Schäden möglich sein sollte, stellt sich folgende Frage: wozu der ganze Scheiß?

Heute ist ein Tag! Morgen ist auch ein Tag! Nur das Datum ändert sich…

Und für eine Datumsänderung braucht’s an den anderen 364 Tagen auch keinen Bohei. OK, ein neues Jahr beginnt. Mit den gleichen Fratzen bei der Arbeit, in der Zeitung, im TV, in den social media und was weiß ich noch wo. Mit den gleichen Problemen. Die AfD ist immer noch da, die sozialen Probleme sind immer noch da, die bröckelnde EU ist immer noch da, mein Stress im Job ist immer noch da; verdammte Axt! Da hilft kein Schönsaufen und kein Bleigießen. Es sei denn, irgendjemand lässt sich selbst komplett in Blei gießen… dann sind die Probleme für denjenigen natürlich weg.

Seien wir ehrlich, es ist eine Übung in Eskapismus, die gemeinsam viel mehr Spaß macht, als allein, da wir halt – allen Auswüchsen der Moderne zum Trotz – immer noch soziale Wesen sind. Ich habe meinen Frieden mit diesem Remmidemmi gemacht. So wie ich auch meinen Frieden mit Fasching gemacht habe. Ich hasse diese Narretei immer noch wie die Pest, aber wenn andere das brauchen, sollen sie doch. Und ich denke, genauso muss man Sylvester sehen: kommt, geht vorbei, hinterlässt kaum Spuren. Ich nutze es für einen netten Abend mit Freunden; so wie manchen anderen Abend im Jahr auch.

Und was das Gezeter über die Feinstaubbelastung und den Müll angeht: ich glaube, dass ich so manche bigotte Seele, die hier Armageddon herbei redet auf einem Faschingsumzug finden kann – die machen genauso viel Dreck und Lärm, erzeugen noch wesentlich mehr Trunkene und Verletzte und haben keinerlei weiteren Wert für die Gesellschaft – außer dass sie eine Übung in Eskapismus sind. Die heuchlerischen Spacken, die jetzt so wüst auf’s Feuerwerk schimpfen, sollten mal drüber nachdenken… an jene, die eh auf alles schimpfen: locker bleiben und an Leben und Leben lassen denken hilft enorm. Ihr werdet auch das überstehen.

In diesem Sinne: rutscht alle schön!

Ich glaub’s ja nicht…

…aber der Dauerlauf ist zu Ende. Es ist Heiligabend (na ja, wohl eher noch heiliger Nachmittag) und ich sitze in meiner Küche, während – ganz klassisch – der Duft von garender Gans durch die Wohnung zieht. Während ich diese Zeilen schreibe, sind meine Lieben allesamt im Gottesdienst; aber einer muss ja dafür sorgen, dass es nachher eine schöne Bescherung wird. Wer glaubt, alles sei wegen des Datums eitel Sonnenschein, der hat’s natürlich nicht kapiert. Dennoch kann ich sagen, dass wenigstens für heute etwas Ruhe in meinen Geist eingekehrt ist.

Es sind noch einige Dinge zu erledigen, aber für wenige Minuten habe ich Zeit zur Kontemplation und nutze diese auch, um hier zu schreiben. Vor allem, weil ich allen Menschen, denen ich etwas bedeute – and vice versa – hiermit Folgendes sagen möchte:

FROHE WEIHNACHTEN!

Genießt die Stunden (vielleicht sogar Tage) mit euren Lieben. Lasst euch von denen, die eh immer nur nerven nicht aus der Ruhe bringen. Lasst überhaupt alte Konflikte ruhen. Lasst euch ein wenig verwöhnen, oder tut dies selbst. Beschenkt Andere, mit was auch immer euch einfällt! Denkt zur Abwechslung nicht an Morgen! Beschenkt euch selbst mit etwas Glück! Und tut, was sich gut anfühlt, auch wenn euer Arzt es vielleicht nicht ganz so gut finden würde…

Die allermeisten von uns haben es sich nämlich verdient! In diesem Sinne wünsche ich euch ein frohes Fest und Segen auf allen Wegen.

Nachtbetrieb in meinem Geist

Verdammte Scheiße, Weihnachten steht vor der Tür. Ich bin’s ja schon gewohnt, dass jedes Jahr vollkommen überraschend am 24.12 Heiligabend ist. Also nicht in dem Sinne, dass etwas an den Vorbereitungen vergessen wurde. Baum steht (und ist schön, wie jedes Jahr), Geschenke für die Kinder stehen parat, die Gans auch (ja, aber sicher bin ich ein Oldschooler – ich mag ein schönes Essen am heiligen Abend), selbst das in einem Vier-Personen-Haushalt übliche Chaos an umherfliegenden Dingen des Alltags wird langsam in seine Schranken gewiesen (nun, zumindest ein wenig…); aber das Weihnachtsgefühl stellt sich halt doch immer erst ein, wenn’s soweit ist.

Irgendwie hatte ich in den letzten Jahren jedoch gefühlt keinen solchen Dauerlauf bis zum, bzw. über das Fest hinweg. Dieses Jahr drückt das besonders intensiv. Ich weiß nicht, woran das liegt. Ich meine, mir ist schon durchaus bewusst, dass ich höchst wahrscheinlich überarbeitet bin und ein bisschen krank (vielleicht auch etwas mehr) und einmal mehr die Anflüge einer Depression verspüre. Kommt halt immer alles zusammen zum Fest der Feste. Alles zusammen genommen erklärt objektiv schon, warum ich mich fühle wie ein trauriges, platt gefahrenes Opossum. Und doch ist da noch mehr.

All die Unwägbarkeiten, mit denen 2019 aufwartet, all die neuen Anforderungen und Veränderungen, vor allem im beruflichen Bereich machen mir Sorgen. Nicht etwa, weil ich nicht über die notwendigen Skills und Kenntnisse verfügen würde, sondern weil mein Geist im Moment nach etwas mehr Sicherheit verlangt. Der ist im Nachtbetrieb. Will heißen, ihm ist zu dunkel. Natürlich einerseits im wahrsten Wortsinn, haben wir doch gerade die längsten Nächte des Jahres, aber andererseits auch emotional. Gute Voraussetzungen für das kommende Fest, oder?

Aus dem Grund habe ich einige Faktoren, die mich im Moment runterziehen weitest gehend aus meiner Wahrnehmung zu verbannen versucht. Denn manche Menschen, (insbesondere Verwandte) kosten mich zu viel Kraft und geben nichts zurück. Mein Verhalten mag man als harsch bezeichnen, aber man kann Menschen auch bewusst ausladen. Probiert’s einfach mal. Ich werde jedenfalls versuchen mich (zum größten Teil) während der Festtage mit Menschen zu umgeben, die mir gut tun und die anderen zu ertragen, soweit möglich und notwendig.

Ich hoffe nur, dass die Nacht-Arbeit dieses Wochenende meine mühsam gepflegte Resilienz nicht zu sehr in Mitleidenschaft zieht. Auch wenn es mir im Moment nicht nach Weihnacht ist, wünsche ich euch allen friedvolle Festtage. Bis zum Rutsch hören wir uns wahrscheinlich noch mal. Schönen vierten Advent.