Facebo klingt wie Placebo…

Lustig, was einem alles so auffällt wenn man – einmal mehr und bestimmt viele Male zu oft – auf sein Smartphone-Display schaut. Ist bestimmt nicht smart, so oft drauf zu schauen, aber so sind wir halt; das Belohnungszentrum muss stimuliert werden. Und wenn das nur durch insignifikantes Social-Media-Geschnatter, ist das halt so.

Dabei ist mir allerdings aufgefallen, dass Facebook © auf meinem Display tatsächlich oft mit Facebo abgekürzt wird. Höhö, dachte ich mir: ein Facebo ist also ein (in der Realität) unwirksames Mittel. Nämlich zur Selbstdarstellung. Besser kann man, zumindest für meinen Geschmack, die Wirkung von Facebook © wirklich nicht zusammenfassen. Ich selbst habe bereits mehrmals versucht, dem Zuckerberg’schen Datenkraken auf Dauer zu entkommen und bin jedes Mal kläglich gescheitert. Mal, weil ich die Möglichkeit, meine Blogposts dort zu teilen nicht missen wollte; mal, weil man bestimmte (durchaus wertvolle) Kontakte offline so schlecht pflegen kann. Und mal, weil ich mich immer noch zu gerne in nutzlose Filterblasen-Diskussionen einmische. Scheiß-Nazis muss man entgegentreten, egal, wo man sie findet!

Und doch – auch wenn man all diese eigentlich sinnhaft klingenden Begründungen zusammennimmt, bleibt dieses unangenehme Gefühl, dass das alles nur hohler Mist ist und mich nirgendwohin bringt. Nicht, dass ich das Bedürfnis hätte, den fatalen Versuch zu unternehmen, meine eigene (subjektive) Wichtigkeit zu pimpen, indem ich online Präsenz zeige. Ich bin kein „Influencer“ (klingt das nicht wie „Influenza“, also Grippe und müsste damit als Krankheit eingestuft werden?). Ich würde nur gerne mehr Menschen zum selbst Denken anregen. Wenn das schon als influencing, also Beeinflussung gilt, sollte ich mich wohl vor meinen eigenen Worten in Acht nehmen.

Was nun aber das „nirgendwohin bringen“ angeht – wenn wir mal davon ausgehen (wollen), dass jeder Mensch nach Verbesserung strebt, also mehr Wissen, mehr Können (vermutlich auch mehr Liquidität), um vorwärts zu kommen, stellt sich die Frage, ob auch jeder mensch dabei über die Nachhaltigkeit seines Tuns und Lassens nachdenkt? Ich meine, etwas zu erlernen, um im Job besser zu werden und damit vielleicht etwas mehr Geld für den Lebensunterhalt der Familie einwerben zu können würde ich als legitim und nachhaltig betrachten, da die Person etwas dazulernt und damit insgesamt „besser“ wird. Die Verbesserung der Person wirkt aber auch auf die Gesellschaft um die Person herum. Direkt, durch mehr verfügbares Einkommen, das zum Beispiel den Kindern die Mitgliedschaft im Sportclub ermöglicht; indirekt durch das Ankurbeln der Volkswirtschaft auf Mikro-Niveau. Damit ist natürlich noch nicht gesagt, ob das auch ökologisch nachhaltig geschieht. Aber nehmen wir mal an, dass ein besseres Wissen um die Zusammenhänge irgendwann auch diesen Bereich berührt.

Auf Facebook©, Instagram ©, oder sonstwo einfach irgendwelche stundenlang nachbearbeiteten „casual shots“ hochzuladen und sein Aussehen dazu zu benutzen, um schnelles Geld zu machen, schult bestimmt auch in manchen Bereichen: Beauty, Styling, Fitness, Bildbearbeitung… einen rechten Nutzen für die Gesellschaft kann ich daran aber noch nicht ableiten. Eher das Gegenteil, wenn noch leichter beeinflussbare Teenager irgendwelchen Idolen hinterher hecheln, an denen so gut wie alles Fake ist. (=> Bildbearbeitung: auch „Influencer“ sehen morgens um 05:00, direkt nach dem Wecker aus, wie explodierte Fraggles).

Womit wir wieder beim Facebo wären. Denn die subjektive Wirkung dieses ganzen visuellen Betruges ist wie Parfüm: riecht gut und verflüchtigt sich im Nu. Denn schon morgen stehen die nächsten „Influencer“ mit dem nächsten „heißen Trend“ parat. Danke für nichts, wenn die Illusion sich verflüchtigt, denn das Geld habt ihr trotzdem mitgenommen. Ich vermute, dass ich auch in Zukunft nicht von Facebook loskommen werde. Aber ich gelobe, dass ich alles dransetzen werde, meine Töchter darauf vorzubereiten, Fake von Echt unterscheiden zu lernen. Bis die Tage.

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