Tach. Lebe noch! Läuft!
Ja also… eigentlich hatte ich wirklich vor, mich kurz zu fassen, aber markige Einzeiler sind nur beim Pen’n’Paper-Zocken mein Ding. Und dann auch nur, wenn’s zum Charakter passt. Ansonsten bin ich auch im echten Leben oft eher der redselige Typ. Aber keine Sorge ich heule euch NICHT die Ohren voll. Tatsächlich sind viele Dinge im Moment „unnormal“ und trotzdem vertraut genug, kein Problem darzustellen. Zuerst Fakten: ich habe Urlaub, aber weil meine Schwiegermutter leider nach kurzer, unerwarteter Krankheit von uns gegangen ist (bitte von Beileidsbekundungen absehen, danke!) und ich gleichzeitig mit Hochdruck an meiner Masterthesis arbeiten muss, laufe ich im Moment außer Konkurrenz. Ich habe durch beides einige Dinge über mich gelernt; manche waren einfach in Vergessenheit geraten, andere waren mir nie bewusst gewesen. So ist das mit dem Johari-Fenster – manchmal findest du dich Unversehens in den Untiefen wieder, obwohl du dachtest, du wahrst noch die Fassade. (Für diejenigen, die nicht damit vertraut sind – Wikipedia zum Einstieg).
Im Großen und Ganzen geht es darum zu erkennen, wer was an wem wahrnimmt. Gehe ich nun von mir selbst aus, gibt’s Dinge über mich, die mir bewusst sind. An manchen davon lasse ich andere teilhaben (Arena), an anderen lieber nicht (Fassade). Wir haben alle unsere kleinen, schmutzigen Geheimnisse. Andernfalls wären Erpressung und Mobbing schon lange aus der Mode gekommen! Und dann gibt die Dinge, die mir nicht bekannt sind. Das was andere davon an mir sehen können, ich aber eben nicht, nennt man den „Blinden Fleck“; kleine Nickligkeiten, Maniriertheiten Ticks, Gewohnheiten. Die müssen nicht mal uncharmant sein (können es aber!) – ich sehe das einfach nicht! Und dann gibt’s den Marianengraben! Die „Untiefen“, über die niemand bescheid weiß, bis sie einfach mal passieren… In jedem von uns schlummern Dinge, die man vielleicht in seinen kühnsten Träumen ahnt. Und auch hier gilt, dass das nicht unbedingt schlimme Dinge sein müssen. Aufgabe der Pädagogen ist es nun, diese Dinge zu kennen und den Lernenden zu helfen, sie auch zu (er)kennen. Insbesondere das Verkleinern des Blinden Flecks (und gelegentlich sogar der Untiefen, obwohl da eher die Psychologen ran müssen) ist eine vornehme Aufgabe und fällt in den Bereich den wir Persönlichkeitsbildung (oder manchmal auch ERZIEHUNG) nennen. Wird vielleicht gerade ein bisschen klarer, warum ich gerne auch von einem Erziehungsauftrag der Berufsfachschule rede…?
Ich kam darauf, weil ich mich (natürlich wegen meiner Masterthesis) noch mal mit didaktischer Strukturierung auseinandergesetzt habe und zu erklären versuche, warum Auszubildende / Lernende manchmal einfach nicht schnallen, dass der Lerngegenstand verdammt nochmal notwendig und wichtig ist! Und dass NotSan zu sein – wenn man es ernst meint – nicht nur aus Blaulicht, Action und coolen Sprüchen besteht! Aber hey – das ist ein EWIGES THEMA! Wenn ich jemals mit Didaktik fertig bin, dann nicht, weil’s nix mehr rauszufinden, zu lernen, auszuprobieren gäbe, sondern weil ich von dem ganzen Scheiß die Schnauze voll habe, und doch lieber Fremdenführer auf den Osterinseln, Foodtruck-Betreiber oder Reise-Schriftsteller werden möchte. Oder es ist halt Zeit für die Rente. Mal sehen, was zuerst passiert. Im Moment macht es allerdings noch Spaß. Meine Kreativität ist gerade gefordert. Ja, ihr habt richtig gehört – wissenschaftliches Arbeiten erfordert Kreativität. Es geht ja nicht nur darum, tausend Quellen zu zitieren und keine eigene Meinung zu haben, sondern vielmehr darum, seine Ideen an dem zu erproben, was es schon an Erkenntnissen gab / gibt und so neue Wege und Ideen aufzuzeigen. Das ist eine der möglichen Definition von Kreativität: Probleme auf neue Art lösen lernen.
Es ist Samstag, es ist schwül, es ist heiß und für heute ist meine Kreativität weitestgehend aufgebraucht. Daher denke ich mir die Tage etwas Gehaltvolleres für euch aus. Verdampft bis dahin bitte nicht im zurückgekehrten Hochsommer, und habt ein schönes Wochenende. Wir hören uns.